Ein Gitarrengott auf Tour - endlich hatte ich die Gelegenheit, das ehemalige MasterMind von DEEP PURPLE oder RAINBOW mit der aktuellen Band BLACKMORE`S NIGHT live zu erleben. Die Frage war natürlich, ob das Material der letzten drei Studio-Veröffentlichungen, insbesondere auch des aktuellen Outputs "Fires At Midnight" live in gleicher Qualität geboten werden kann...
Aber zuerst wurde die Geduld der recht zahlreich erschienen Fangemeinde ordentlich auf die Probe gestellt. Der auf den Tickets angekündigte Einlass um 18:30 Uhr wurde um eine glatte Stunde nach hinten verschoben, so dass man hinreichend Zeit hatte, die eindrucksvolle Kulisse, die das Schloss - oder die Burg? - bietet, eingehend zu studieren.

Eine erstaunlich kleine Bühne hatte sich in den Innenhof geschmiegt - alles war bereits für den Auftritt der Hauptband vorbereitet - aufgemacht, wie ein alter Burghof - das Drumkit hinter wucherndem Grünzeug verborgen, das Keyboard hinter groben Holzfässern - durchaus sehr stimmungsvoll.
Aber um 20 Uhr betraten zuerst ADARO die Bühne.
ADARO sind drei Musiker, die "Mystischen Mittelalter-Rock" spielen - nun ja, mittelalterlich mögen zwar die drei Instrumente sein: eine kleine dreieckige Gitarre (Ukulele?), ein überdimensionierter dreisaitiger (!) Bass und ein Akkordeon. Die Musik konnte ich aber wirklich nicht in die Richtung Mittelalter oder "mystisch" einsortieren - technisch eine sehr solide Vorstellung (der Gitarrist braucht sicher nach jedem Auftritt einen neuen Satz Saiten, so wie er die malträtiert hat), aber musikalisch mutete es bisweilen fast wie auf einer ungarischen Tanzparty an. Auch der Akkordeonspieler ließ seine Finger flitzen, als gäbe es etwas zu gewinnen. Ab und an wurde dann auch mal auf die Instrumente selber geschlagen - und die insgesamt acht Titeln klangen über weite Strecken sehr ähnlich, lediglich die beiden letzten Stücke - angenehm schnelle Adaptionen bekannter klassischer Werke - konnten zum einen überzeugen und zum anderen ein wenig Begeisterung im Publikum hervorrufen, so dass sie nach der kurzen Spielzeit von 25 Minuten doch unter einigem Applaus verabschiedet wurden.

Der Auftritt Blackmore´s sollte aber noch auf sich warten lassen - die Wartezeit (eine Umbaupause konnte man das Wegräumen der drei Mikro´s von ADARO ja nicht wirklich nennen) wurde durch die Musik einer deutschen Mittelalter-Combo "verschönt" - allerdings war das Band dann für die Pause wohl zu kurz, denn irgendwann wiederholten sich die ohnehin etwas nervigen Texte auch noch...
Als endlich um 21:10 - bereits unter den ersten fordernden Buhrufen der Fans - das Intro vom Band begann, konnte man denn auch den Meister hinter der Bühne erkennen, wie er sich gerade die Gitarre umhing und einige "Trockenübungen" absolvierte. Noch ein paar Minuten später ging es dann doch endlich los und Blackmore begab sich nebst zwei Background-Sängerinnen, dem Drummer, dem Basser und dem Keyboarder auf die Bühne - und wo steckt die Sängerin Candice Night?? Mit dem Verklingen des letzten Tones des Intros deutet Blackmore zur Empore - und dort taucht sie auf und beginnt mit den ersten Takten von "Shadow Of The Moon" - direkt fällt auf, dass sowohl der Sound, als auch die Stimme glasklar abgemischt sind. Optimale Voraussetzungen also für die DVD, die hier mitgeschnitten wird.
Zum zweiten Titel "Morning Star" holt man sich weitere Verstärkung - einen Virtuosen, der fortan stetig zwischen Geige und diversen Flöten wechselt und hier eindeutig ein Meister seines Faches ist.
Während Candice durchaus bemüht ist, gute Laune im Publikum zu verbreiten, die ein oder andere kurze Einleitung zu den Songs erzählt oder auch versucht, in Richtung Blackmore so manchen Scherz zu bringen - so wirkt Letzterer ausnehmend konzentriert, ja schon fast abwesend und vom Geschehen jenseits seines 6-Saiters isoliert.
Als es während des vierten Titels "The Hanging Tree" zu regnen beginnt, erkundigt sich Candice besorgt "Is it raining?" - und bittet umgehend darum, dass Blackmore spielen solle und den Regen beenden solle "..you´re the wizard..."
Und in der Tat - völlig hört´s zwar nicht auf, aber mit dem ein oder anderen Tropfen kann man sich durch das Geschehen retten.
Als Candice ankündigt, dass das Gerücht umgehe, Blackmore hätte vor seiner aktuellen Kapelle mal in anderen Gruppen gespielt, herrscht andächtiges Schweigen im Publikum - man rechnet nun mit einem alten Klassiker - und in der Tat, er soll kommen: "Soldier Of Fortune" - ein Überhammer aus DEEP PURPLE-Zeiten mit David Coverdale als Sänger steht an... leider entwickelt sich dieser Titel zum Tiefpunkt des Konzerts. Gegenüber dem ohnehin bereits ruhigen Original schaltet man nochmals zwei Gänge zurück - und auch Candice´s Stimme will hier nicht recht passen... Eine wirklich nicht leichte Aufgabe haben BLACKMORE´S NIGHT hier leider in den Sand gesetzt...
Apropos Sand... der nächste Titel "Village In The Sand" entschädigt vollends. Meiner Meinung nach der beste Song des Abends - Mr Blackmore wechselt seine Gitarre und läßt endlich den "alten" Blackmore durchblicken, den viele Fans hier erwartet haben. Mit einem exorbitant genialen Solo beweist er hier, dass er a) zurecht "the wizard" ist und b) seine Magie noch beherrscht. Frenetischer Applaus hiernach zeigt, dass auch das Publikum dies zu würdigen weiß.
Weiter geht´s mit dem Instrumental "Durch den Wald zum Bach Haus" und dem Titeltrack des aktuellen Albums "Fires At Midnight", bevor mit "Rainbow Blues" ein weiteres Cover - diesmal von JETHRO TULL folgt.
"Past Time With Good Company" wird in zwei Teilen geboten - einmal im "Original", sehr ruhig und eindeutig mittelalter-like, und danach überaus rockig in neuem Gewand. Bei dem in Kürze als Single-Veröffentlichung anstehenden "Home Again" kommt es zum Albtraum eines jeden Musikers - Stromausfall! Die Musik ist aus - wenige Sekunden später auch das Licht...
Die Musiker reagieren überaus prompt, der Bassist wechselt zur akustischen Klampfe, der Drummer haut ein wenig stärker auf die Felle... doch gottseidank ist nach kaum zwei/drei Minuten der Spuk wieder vorbei und der Song wir zu Ende gespielt, als sei nichts vorgefallen.
Mit "I Still Remember" verabschiedet man sich kurz nach 23 Uhr "see you next time" - um kurz darauf nach lauten "Zugabe"-Rufen erneut aufzulaufen. Der Meister höchstpersönlich begibt sich an eine bereitstehende Drehleier, stimmt diese noch kurz ein und beginnt dann mit dem fulminanten letzten Titel des Abends.
Etwas überraschend verabschiedet sich die Band dann anschließend allerdings ohne ein weiteres Wort in den Feierabend und lässt sich trotz langanhaltender Rufe nicht mehr auf die Bühne holen.

Ingesamt haben BLACKMORE´S NIGHT in Solingen eine überragende Show geboten, die - abgesehen von dem "Soldiers Of Fortune"-Durchhänger vom Publikum grandios abgefeiert wurde - dass Blackmore den ein oder anderen Gitarrenlauf verschluckt hat, ist ohne Belang - schließlich ist es "live" und da darf ein kleiner Fehlgriff durchaus vorkommen.
Abzuwarten bleibt, was es auf die DVD schaffen wird - bei einem solch intensiven Konzert ist der Kauf hier allerdings schon fast Pflicht!!

Setlist Blackmore´s Night:

Shadow Of The Moon
Morning Star
Play Mintrel Play
Hanging Tree
Minstrell Hall (instr.)
Under A Violet Moon
Soldier Of Fortune
Village In The Sand
Durch Den Wald Zum Bach Haus (instr.)
Fires At Midnight
Rainbow Blues
Past Time With Good Company
Midwinters Night
Home Again
?
I Still Remember
-----------------------
??

(Naglagor)

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