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Der Sommer ist eingerückt und damit war es auch für Metal-Götter so weit, sogar die abgelegensten Winkel der Ruhrgebiets heimzusuchen, um der metalliebenden Zunft kräftig einzuheizen. Denn Gelesenkirchen gehört bekanntlich ja wohl eher nicht zu den Metalhochburgen des Ruhrgebiets und auch nicht des europäischen Kontinents und die Location "Amphitheater" war mir bis zum 28.6. gänzlich unbekannt. Dieser Veranstaltungsort macht seinem Namen aber alle Ehre, weil dieser wirklich so angelegt ist und witzigerweise auch noch unmittelbar mit dem Bühnenrand an dem Emscher-Kanal mündet, was alles in allem einen urigen Eindruck vermittelt.

Vorband von Priest sind über die gesamte Tour Savatage, die seit langem zu meinen absoluten Faves gehören. Leider trieb einem ziemlichen Savatage-Fanatiker das Schauspiel der Band um Jon Oliva aber echt die Tränen in die Augen. Das Stageacting wirkte, nicht zuletzt wegen des "neuen Sängers" (seinen Namen habe ich auch aus Enttäuschung bislang noch nicht eruiert), der nach dem Ausstieg von Zak Stevens eingesprungen ist, sehr mager und äußerst disharmonisch. Dies galt leider nicht nur für die optischen, sondern auch für die akustischen Eindrücke des Gigs. Ein schlechter Sound im Ohr und das "Herumgehampel"“ und peinliche Gehabe des neuen Sängers im Auge blieb mir das Vergnügen beim Anblick von Savatage wirklich vergönnt. In Sachen Playlist gab ein eines mix aus neueren Stücken von "Poets & Madmen" und "The Wake of Magellan" über "Chance", "Edge Of Thorns"“ bis hin zu absoluten Klassikern wie "Hall Of The Mountain King" und "Gutter Ballet". Etwas trösten konnte mich das – wie immer - sehr herzliche Charisma von Jon "Mountain King" Oliva und seine gelegentlichen Gesangseinlagen, die jeden Savatage-Fan wieder hoffen lassen...

Nach diesem Trauerspiel – zumindest aus meiner Sicht – wurden die Bretter nun freigemacht für absolute Götter des Metals, die dieses Titel ja auch nicht gerade erst seit gestern vertreten... The Priest are back! Und als die ersten Töne von "Metal Gods" ertönten (beim Kölner Auftritt am Montag zuvor hatte man das Set noch mit "Grinder" eröffnet), fürchtete ich erst ernsthaft um mein Augenlicht, weil Tim "Ripper" Owens einen spiegelbesetzten Anzug anhatte, der all das Licht von den Spots in alle Richtungen und damit auch ins Publikum warf... Naja, er behielt das Teil ja (zum Glück) nicht lange an und schon früh war mir klar, dass dies ein genialer Auftritt der Priester werden wird. Dementsprechend waren die obligatorischen Sprechchöre "Priest, Priest, Priest" in aller Munde... Der Ripper hat mich mittlerweile wirklich als äußerst fähigen Ersatz von Rob Halford überzeugt, denn er bestach beim Gig mit stimmlicher Bestform und einem sehr passenden Stageacting! Von der Gitarrenfront K.K. und Glenn kann man wohl nach über 25 Jahren der Karriere nichts anderes erwarten und dies bestätigte sich auch. Die Playlist bot einen wunderbaren Hörgenuss durch die gesamte Priest-Ära von Stücken wie "Metals Gods", "Machine Man" und "One on One" (die einzigen Stücke, die vom neuen Album gespielt wurden, wo wohl quantitativ auch keiner etwas gegen hatte...) über "The Ripper" (witzigerweise riefen einige auf die Frage hin "What´s my name?" Halford, was sogar bei Tim selbst für einen Schmunzler sogte), "Breaking The Law" (natürlich), "Victim Of Changes", "You´ve Got Another Thing Coming" bis hin zu lange nicht mehr gehörten Schmankerln wie "Heading Out To The Highway" und sogar "United" (Bierzeltschunkelstimmung: Metaller Arm in Arm im Amphitheater). Natürlich durften "The Green Manalishi" (wie manche immer noch nicht wissen im Original ein Song von Fleetwood Mac) und abschließend "Living After Midnight" nicht fehlen. Für mich auch ein Höhepunkt des Konzerts war "Diamonds And Rust" mit zwei Akustikgitarren... Gänsehautfeeling! Priest haben für mich das geboten, was ich erwartet habe: sauberen Sound, geniales Stageacting und vor allem ein absolutes Metalhammerbrett in der Zusammenstellung der Playlist... Fazit: Qualitätsurteil Stiftung Metalfest: „sehr gut“!!! Witziges Detail am Rande. Da die Bühne ja – wie erwähnt – an einen Kanal grenzte, fuhr während des Priest-Gigs ein Frachter namens "Rheingold" vorbei, der einen nicht gerade wenig verdutzten Schiffer im Führerhaus hatte und auch die Wasserschutzpolizei ließ es sich nicht nehmen, dem "seltsamen Treiben" einen Besuch abzustatten, was dem Billing alles in allem ein wirklich ungewöhnliches Ambiente bot... und sogar Petrus hatte mitgespielt und ließ es nicht regnen! One Life and I´m gonna live it up! (Constantin)

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