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Eigentlich hätte dieses Konzert bereits am 30.10. stattfinden sollen, aber da wurde es in letzter Sekunde abgesagt, da Lemmy krank sei... glauben wir ihm mal, dass er nicht einfach eine Whiskeyflasche zuviel geleert hatte, da auch noch zwei weitere Konzerte ausgefallen sind...

Wie dem auch sei - heute sollte es also soweit sein. Welch ein Glück, dass ich es bereits um halb Acht in die Halle geschafft hatte, denn die Vorband wurde bereits sagenhafte 20 Minuten zu früh auf die Bühne geschickt. Die Zeit im Eingangsbereich hat sogar dafür gereicht, dass man sich noch ausgiebig über die horrenden Devotionalien-Preise aufregen konnte... 50 DM für ein normales Shirt, 100 DM für ein Longsleeve und von den 160 DM für den Kapuzenpulli wollen wir erst gar nicht reden... haben Motörhead das nötig?? Aber das nur am Rande...

Um 20 vor Acht schlichen nacheinander vier Typen auf die Bühne und fingen an, vermeintlich unzusammenhängendes Zeug zu schrammeln... da dachte ich natürlich "fein, die stimmen die Instrumente...", aber als nach mehr als fünf Minuten auch noch einer anfing, das Mikrofon verbal zu vergewaltigen, da wurde mir klar, daß das schon die richtige Band war... ein paar Minuten später wurden die Titel zwar schneller, aber nicht wirklich qualitativ besser. Als sich auch nach der knappen Vorstellung "We´re Speed Dealer from Texas" kein bißchen Applaus im Publikum regte fühlten sich die Jungs wohl im falschen Film und versuchten mit freundlich gemeinten Äußerungen á la "Düsseldorf, you suck cock" (wenn da mal keiner zensiert...) die Zuschauer für sich zu gewinnen... angesichts solcher Äußerungen natürlich vergeblich... Vermutlich aus Trotz haben sie trotzdem bis kurz vor halb Neun ihr Programm gnadenlos durchgezogen - und erst als sie sich für "ihren" letzten Titel - sinnigerweise "Motörhead" - noch Phil Campbell zu Hilfe holten, lebte das Publikum auf.

Pünktlich um 21 Uhr betraten dann Motörhead selber die Bühne - Phil hatte die Zeit noch dafür genutzt, sich "schick" zu machen - und legten nach der obligatorischen Ansage von Lemmy "We are Motörhead and now we´re gonna kick some fuckin´ ass" (Ich schreibe nie wieder ein Motörhead-Review bei den ganzen schlimmen Ausdrücken *g*) mit dem Titelstück des aktuellen Albums los. Direkt danach folgten "Bomber" und "No Class" - und dann war es auch schon um eine PA geschehen was sich in ohrenfreundlichem Rückkopplungsgepfeife äußerte. Von da an bis gut zur Mitte des Gigs gab es ständig Soundprobleme, die dazu führten, dass Lemmy zwischen den Songs kurze Bassläufe einlegte, bis der Mischer endlich die Regler wieder in der richtigen Position hatte. Phil und Lemmy teilten sich artig die Ansagen zwischen den Titeln und bauten den ein oder anderen einstudierten Gag mit ein. Bevor das Sex-Pistols-Cover "God Save The Queen" zum Besten gegeben wurde, fragte Lemmy, ob "Punks" im Publikum seien, woraufhin sich Phil schwerhörig stellte und verdutzt wissen wollte, warum Lemmy nach "cunts" (aller guten Dinge sind drei...) fragen würde... Mit "Damage Case" gab´s noch einen echten Oldie im Programm. Abgesehen von drei Titeln vom aktuellen Album griffen Motörhead querbeet in ihre Klassikerkiste und boten so ziemlich alles von "Metropolis" bis hin zu "Sacrifice", was Mikkey Dee mit einem erstklassigen Drumsolo krönte. Gleichberechtigung wurde großgeschrieben, daher durfte Lemmy bei "Going To Brazil" ein längeres Bass-Solo einlegen und beim letzten Titel vor der Zugabe "Killed By Death" war schließlich Phil mit der Gitarre an der Reihe - wobei er eindeutig die schwächste Leistung bot... Nach kurzer Pause gab´s dann noch "Ace Of Spades" und "Overkill" und dann war es auch bereits 22:35 Uhr und eines der besten Konzerte dieses Jahres auch schon wieder vorbei. Live haben Motörhead es auch nach 25 Jahren nicht verlernt, mit ihrem schnörkellosen Sound die Leute mitzureißen. Daumen hoch!

Wenn mein Gedächtnis mich nicht trügt, dann sah die Playlist folgendermaßen aus:
1) We Are Motörhead
2) Bomber
3) No Class
4) I´m So Bad (Baby I Don´t Care)
5) Over Your Shoulder
6) Civil War
7) Metropolis
8) God Save The Queen
9) Born To Raise Hell
10) Stay Out Of Jail
11) Damage Case
12) Dead Men Tell No Tales
13) Sacrifice
14) Orgasmatron
15) Going To Brazil
16) Broken
17)  Iron Fist
18) Killed By Death
19) Ace Of Spades
20) Overkill

(Naglagor)

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