Saga + Lazuli (11.03.2020, Saarbrücken)

Saga 2020 smallEs sind merkwürdige und irgendwie auch erschreckende Umstände, unter denen SAGA an diesem Abend auf die Bühne gehen. Mitunter aufgrund der Pandemie dürften die Besucherzahlen im E-Werk weit unter der erwarteten Menge sein, andererseits darf das Konzert deswegen auch stattfinden, denn die Auflagen zu jener Zeit lagen noch bei 1000 Leuten. Die Stimmung ist dennoch gut, auch wenn die Leute allesamt ein wenig weit voneinander entfernt zu stehen scheinen. Doch das mag auch dem Platz geschuldet sein, denn davon gibt es an diesem Abend leider reichlich.

LAZULI
Doch viel Platz muss ja nicht zwingend ein Problem sein, das dachten sich wohl auch die Franzosen von LAZULI, die sich sehr dankbar für den Support-Slot bei SAGA zeigen. Die Band strotzt nur so vor Spielfreude und spielt ein wahnsinnig gutes Konzert. Ich muss gestehen, dass ich sehr selten mir unbekannte Vorbands erleben darf, die mich auf Anhieb überzeugen. Bei diesen Herren ist das mehr als der Fall. Die Musik baut ihre eigene Atmosphäre auf, die im Verbund mit der außergewöhnlichen Lichtshow eine Eigendynamik erschafft, nach der sich jeder Konzertgänger sehnt.

Der Progressive Rock der Franzosen kommt beim SAGA Publikum hervorragend an, ich könnte mir hierfür keinen besseren Support wünschen. Sänger Dominique Leonetti hat zudem eine Ausstrahlung, die ihm vom ersten Moment an unglaublich viel Sympathie entgegenbringt. Auch seine Ansagen, die er zum Teil vom Blatt abliest, kommen gut an, auch wenn es zuweilen fast unbeholfen wirkt. Doch darum geht es im Grunde nicht, denn hier hat sich jemand Gedanken gemacht. Und vor allem auch die Mühe, dass verstanden wird, was die Band sagen und ausdrücken will. Dabei hätte er auch einfach davon ausgehen können, dass im grenznahen Saarland jeder französisch spricht. Schön dass er davon nicht ausging.

Die Band zieht ihr Publikum vom ersten Moment an in ihren Bann, und obwohl die Songs sehr verspielt sind, gibt es genügend Abwechslung, dass kein Song wie der andere wirkt. Der extrem gelungene Abschluss, bei dem alle Mitglieder zusammen an einem extragroßen Xylophon stehen ist absolut unfassbar. Die Jungs spielen hier Melodien bekannter Songs nacheinander zusammen an. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie die Herren das geprobt haben, dass es von der Koordination derart gut funktioniert.

Ein für mich überraschend starker Start in den Abend, da ich eigentlich nicht der größte Progressive-Rock-Fan bin und weiterhin auch oft meine Erwartungen extrem herunterschraube für eine mir unbekannte Vorband. Doch LAZULI haben mehr als nur überzeugt, kein Wunder dass sich die Anwesenden am Merch-Stand nach dem Konzert mit CDs und Shirts eindecken. Hoffentlich halten die Franzosen ihr Versprechen und kommen zur Feier des neuen Albums noch einmal vorbei.

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SAGA
Den ersten Kontakt mit SAGA hatte ich tatsächlich über meinen Vater und für lange Zeit hatte ich die kanadischen Prog-Rocker aus den Augen verloren. Erst kürzlich, als ich mich ausgiebiger mit RUSH beschäftigte, nahm ich die Fährte noch mal auf, und so kam das Konzert in Saarbrücken gerade gelegen.

Zugegeben, mit dem gesamten Backkatalog der Band kenne ich mich nach wie vor nicht perfekt aus, und so sind viele der gespielten Songs für mich noch immer Neuland. Mein Hauptaugenmerk liegt noch immer auf “Worlds Apart” und davon gab es an diesem Abend reichlich. Doch die Band auf dieses eine Album zu reduzieren ist nicht ganz korrekt, und auch die sonst gebotenen Songs in dem üppigen Set überzeugen. Wenn es auch anfangs so wirkt als habe die Band ein wenig Startschwierigkeiten, doch das dürfte mitunter an der Songauswahl liegen und nicht an der Band selbst.

Denn die ist bestens aufgelehnt und strahlt nur so vor Spielfreude. Michael Sadler hat das Publikum von der ersten Minute an im Griff und wirkt unglaublich charismatisch. Wie sehr, stellt er unter Beweis, als er den Anwesenden verkündet, dass er selbst mal im Saarland lebte und sein Lieblingsgericht im Scherz verrät. Als Jim Gilmour bei “Days Like These” den Gesang übernimmt, verschwindet Michael Sadler kurz hinter der Bühne. Mit seiner Rückkehr beginnt kurz darauf mit “On The Loose” ein Hit-Feuerwerk, das erst vom Drum-Solo kurz unterbrochen wird. Insgesamt sechs Songs von “Worlds Apart” haben es in die Setlist geschafft und somit bin ich vollends zufrieden.

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Auch die anderen Anwesenden feiern die Band, ein Nebenmann lässt sogar die magischen Worte fallen “Das Beste, was ich seit den Achtzigern gesehen habe”. Für mich als Jahrgang 1989 natürlich nur schwer zu prüfen. Doch eines ist sicher, SAGA haben sehr viel Spaß bei der Sache, und obwohl das E-Werk nicht üppig gefüllt ist, machen sie das Beste aus der Situation. Genau so muss ein Konzert laufen, und eine Band sollte niemals das Publikum für etwas bestrafen, wofür es nichts kann. Hinzu kommt, dass SAGA an diesem Abend sogar ganze drei statt den sonst üblichen zwei Zugaben spielen. Ein weiteres Zeichen dafür, wie wohl sich die Band an diesem Abend fühlt.

Ob die niedrige Besucherzahl nun am Ticketpreis oder der aufkommenden weltweiten Pandemie liegt, ist schwer nachvollziehbar. Andererseits galt an diesem Abend noch die Grenze von weniger als 1000 Besucher und das Konzert konnte deswegen stattfinden. Andere Konzerte der “Out Of The Shadows”-Tour hingegen nicht. Somit hatten wir in Saarbrücken im Grunde gerade noch die Kurve bekommen.

Ebenfalls lobend erwähnt werden sollten die angemessenen Preise bei den Getränken und beim Merchandise. Auch hier bewegen sich SAGA noch unter den üblichen Preisen mancher Kollegen.

Generell ist die Band mit einer großen Produktion unterwegs, so sind durchgehend Einblendungen auf einer sehr großen LED-Leinwand zu sehen und auch die Lichtshow ist nicht von schlechten Eltern. Ein Video, das mit alten Aufnahmen aus den Achtzigern bestückt wurde, wird nach dem Song von Jim Gilmour mit “Tja, ihr habt es gesehen und das wurde aus uns. Wenigstens die Locken sind mir geblieben” sarkastisch kommentiert. Gitarrist Ian Crichton schaut zwar hin und wieder eher grimmig ins Publikum, doch das mag mitunter an den sehr komplexen Sachen liegen, die er zu spielen hat. Derartige Musik mit einer Gitarre auf die Bühne zu bringen ist wahrhaftig eine extrem hohe Leistung. Und auch Michael Sadler leistet einen perfekten Job, neben dem Gesang auch sporadisch noch am Keyboard.

Alles in allem ein sehr gelungener Abend, der leider ein wenig im Schatten der Pandemie steht. Doch nichtsdestotrotz haben die Band und die anwesenden Fans alles gegeben. Bleibt zu hoffen, dass sich SAGA vielleicht doch noch mal in unseren Breitengraden blicken lassen und sich noch nicht so schnell in den wohlverdienten Ruhestand begeben. Einmal hat sich die Band davon ja schon zurückholen lassen, hoffen wir dass es so bleibt. (Pascal)

 

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(Fotos: Pascal)

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