Steel Panther + Alestorm + Santa Cruz (11.07.2019, Saarbrücken)

live 20190711 0200 SteelPanther 0Der Saarbrücken Open Air Summer wird eröffnet, und hatte man mit dem Wetter in den letzten Tagen nicht schon Pech genug, trifft es auch diese Veranstaltung. Zum Glück aber nur kurzzeitig für ca. 20-30 Minuten. Ein kompletter Abbruch bleibt aus, und somit eröffnen SANTA CRUZ, ALESTORM und STEEL PANTHER den ersten Saarbrücker Open Air Summer sehr gekonnt. Wiederholung sehr erwünscht.

 

 

 

 

 

 

 

SANTA CRUZ

Pünktlich um 18 Uhr steigen die Finnen SANTA CRUZ in ihr Set ein und überzeugen auf Anhieb die noch recht kleine Gruppe vor der Bühne von ihrem Können. Die letzte Platte der Jungs, die ich mir richtig anhörte, liegt schon eine Weile zurück. Doch was hier in 30 Minuten geboten wird, zeigt einmal mehr, dass ich die Finnen besser nicht aus den Augen verloren hätte.

Die Jungs erinnern zuweilen stark an die schwedischen Kollegen von HARDCORE SUPERSTAR mit ihrem Double-Bass-Drum Einwürfen und etwas härteren Riffs. Das steht SANTA CRUZ sehr gut und macht den sonst etwas eintönigen Sleaze Metal abwechslungsreicher. Mir persönlich sagten die Jungs schon immer zu, an diesem Abend dürften Sie einige Fans dazu gewonnen haben. Ein Kollege neben mir kommentiert z.B. mit “Endlich mal eine Vorband die man sich anhören kann”, und auch sonst animieren die Jungs das Publikum gekonnt zum Mitmachen. Das liegt mitunter auch an dem sympathischen Auftreten und der Art der Ansagen, die gekonnt locker daher kommen.

Hier muss ich mich auf jeden Fall noch mal mit dem aktuellen Songmaterial von SANTA CRUZ auseinandersetzen. Eigentlich schade, dass sie nur 30 Minuten Zeit hatten.

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ALESTORM 

Der Himmel wird dunkler, die Bühne bunter. Kurz bevor ALESTORM um 19 Uhr loslegen, blickt bereits ein großes gelbes Quietscheentchen ins Publikum. Ich würde lügen, wenn ich behaupten würde die Musik von ALESTORM gut zu kennen. Um ehrlich zu sein wurde mir erst während des Gigs bewusst, um was für eine Band es sich eigentlich handelt.

Entgegen meiner Annahme handelt es sich nämlich keineswegs um extrem ernsten Piratenmetal. Stattdessen spielen die Jungs aus England eine Art Folk-Metal gepaart mit Partymusik. Was auf dem Papier leicht peinlich klingt, kommt live verdammt gut rüber und macht richtig Spaß. Das kann man auch gut vor der Bühne beobachten. Leider muss aber bereits nach den ersten paar Tracks das Konzert unterbrochen werden, da Starkregen einsetzt. Als hätte ich es nicht bereits kommen sehen (siehe KISS-Bericht) zogen wir uns unter der Überdachung der Congresshalle zurück. Zusätzlich hat die Band nach der Fortsetzung auch noch mit einem Stromausfall zu kämpfen, was sie aber sehr souverän löst und mit Humor nimmt.

Nachdem das Konzert normal fortgesetzt werden kann (ein Glück) zeigen sich die Jungs weiter von ihrer besten Seite und treiben das Spaß-Barometer in die Höhe. Vom Regen wenig abgeschreckt und stark durchnässt kehren die Fans zurück und feiern eine wilde Party vor der Bühne. Die Band hat das Publikum fest im Griff, und Sänger Christopher Bowes wird nicht müde zu betonen, dass sie eine “Bier-Band” sind und dementsprechend sollte natürlich Bier konsumiert werden. Was viele der Anwesenden auch reichlich tun. Auch kleinere Showeinlagen wie ein Stoff-Haifischkopf ziehen die Aufmerksamkeit auf sich und machen Laune.

Entgegen der Befürchtungen spielen ALESTORM etwas länger und müssen das Konzert nicht vorzeitig beenden. Um kurz nach 20 Uhr ist Schluss, der Zeitplan ist damit dennoch aus den Fugen geraten.

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STEEL PANTHER

Nach einer Umbaupause starten STEEL PANTHER um 20:45 Uhr in ihr Set, selten habe ich VAN HALENs “Everybody Wants Some!” derart laut gehört. Schon jetzt ist sicher, dass den Gästen in den angrenzenden Restaurants des Open-Air Geländes eine schwere Zeit bevorsteht. Neben der Band kehrt auch der Regen pünktlich zurück, dieses mal aber zum Glück gemäßigt, und noch dazu verpisst er sich auch wieder schnell. Dennoch kommentieren STEEL PANTHER getreu ihrem Motto: “It is good that it’s been raining, because now all the pussies are already wet!”

Mit “Eyes Of A Panther” gelingt ein gelungener Start, und die Band wird in der Sekunde, in der sie die Bühne betritt, frenetisch von ihren Fans gefeiert. Selten habe ich derartige Fanströme, gerade von weiblichen Fans gesehen. STEEL PANTHER schaffen es mit ihrer Art und Weise, eben doch die Frauen an-/auszuziehen und das nicht zu wenig. Mitunter liegt das gewiss auch an der großartigen Ausstrahlung der Jungs, Michael Starr ist trotz allem Schabernack ein begnadeter Frontmann, und Gitarrist Satchel ist technisch nicht zu unterschätzen.

Wie sehr man ihn unterschätzen kann, wird spätestens beim OZZY OSBOURNE Cover “Crazy Train” klar, für das sich Michael Starr sich in OZZY-Montur schwingt und dem “Prince Of Darkness” auf großartige Weise Tribut zollt. Auch wenn es natürlich typisch STEEL PANTHER etwas satirisch wirkt. Doch Satchel zollt damit auch Randy Rhoads Tribut, jenem legendären Gitarristen, der die ersten beiden Alben des Madman so sehr veredelte, dass er damit auch heute noch als Legende gilt. Und das macht er derart gut, dass Lexxis’ anschließender Kommentar wohl das einzig wahre Wort an diesem Abend auf der Bühne ist “It was like Randy is alive again!”

Auch die neue Single, die sich das Publikum laut Band verdient hat zu hören, kommt gut an und macht Laune auf mehr. Das neue Album werde ich mir in jedem Fall mal genauer zu Gemüte führen. Und auch wenn zuvor schon Sprüche geflogen sind, die im angrenzenden (etwas schickeren) Restaurant dem ein oder anderen sicher die Nudel zurück auf den Teller fallen ließ, ist es mit “Girl From Oklahoma” endgültig vorbei. Was jetzt an Perversion abgeht, wenn auch nicht ernst gemeint, ist nicht von dieser Welt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie STEEL PANTHER dennoch damit durchkommen, doch das liegt gewiss auch daran, dass es eben einfach Comedy ist.

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Allerdings kann ich mir schon gut die Sprüche von den Leuten vorstellen, die gerade ihre Pizza oder Spaghetti auf dem Teller haben und dann über den Platz Satchel rufen hören “Unser Sänger hat einen kleinen Schwanz, aber er leckt gut Muschis.”, “Ich habe einen Ständer”, “If You Put Your Daughter On Your Shoulder On a STEEL PANTHER Concert, She Has To Show Her Tits!”. Nur einige der vielen Sprüche die zuvor bereits ertönten und vor der Bühne gewiss für Lacher sorgen, aber im angrenzenden Restaurant? Ich hätte es gerne miterlebt, vermutlich wurde gewohnt abgewunken mit einem Kommentar wie “Diese Heavy Metaller” oder aber es herrschte Sprachlosigkeit. Egal, wir werden es nie erfahren. Fakt ist jedenfalls, dass für den Song ein Mädel aus dem Publikum nach oben auf die Bühne darf und kurz zum Mittelpunkt des Geschehens wird.

Die Fragen, die ihr dabei speziell zum Thema Oralsex gestellt werden, lassen nicht nur mich schmunzeln. Wenn auch gewiss wieder einmal nicht ganz ernst gemeint. Anschließend kracht es richtig, und die Band holt sich so viele Besucherinnen auf die Bühne, wie es nur geht. Auf sympathische und unterhaltsame Weise frönen sie dabei jeglichen Glam-Metal Klischee und treiben das ganze auf die Spitze. Das geht so weit, dass Satchel mit dem Kommentar “She has nice tits, the one with the red shirt” eine Dame aussucht und nach vorne zu Sänger Michael holt. Irgendwie ist zu merken, dass es der Dame nicht ganz so passt, sie spielt das Spiel aber in gewissen Rahmen mit. Auch die Dame aus dem Malteser-Team bekommt Michael anschließend dazu auf die Bühne zu gehen, was unter tosendem Applaus angenommen wird. STEEL PANTHER sind eben versaut sympathisch und kommen damit mehr als gut an. Nicht nur bei den Herren im Publikum, die von Michael noch als “idiots” verschrien werden, sofern sie wirklich mit ihrer Frau auf ein STEEL PANTHER Konzert gegangen sein sollten.

Auch die restliche Show hat viel zu bieten und kassiert viele Lacher. Entgegen des Konzerts auf dem Sweden Rock habe ich das Gefühl, dass heute Abend weniger Gespräch und mehr Songs zu hören sind. Was mir persönlich wiederum gut gefällt und STEEL PANTHER so einen Deut interessanter macht. Letzten Endes bleibt es natürlich Satire und Comedy, aber eine sehr unterhaltsame, wenn zum Teil auch grenzwertig. Eines ist jedenfalls sicher, die paar deutschen Wörter, die STEEL PANTHER drauf haben, handeln lediglich vom “Ficken”, “Muschis” und “Schwänzen”, doch das ist absolut ok und liegt im Rahmen der Veranstaltung.

Die Show endet leider etwas abrupt um 22 Uhr, und irgendwie fehlt mir ein wenig der große Knall. Zumindest war das Ende ein wenig unspektakulär, nix gegen den Hut-Gag, der zwingend einmal auf der Bühne die Runde machen musste, aber hier hatte ich mir mehr ausgemalt. Doch das ist auch wirklich der einzige und sehr kleine Kritikpunkt an dieser sonst großartigen Show. Auch wenn es nicht auffiel, rein von der Spielzeit her haben die Jungs vermutlich ein klein wenig kürzen müssen, was schade ist, aber nicht zu vermeiden war dank des “Wettergotts”, der die Open-Air Shows mehr und mehr nicht gut wegkommen lässt.

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Insgesamt gesehen ein leicht durchnässter, aber gelungener Auftakt für den Saarbrücker Open-Air Sommer, der in dieser Form hoffentlich kommendes Jahr erneut stattfinden wird. Auf der Liste der Bands stehen neben LIMP BIZKIT auch noch die legendären JETHRO TULL. Der erste Abend schwächelte von den Besuchern her lediglich am Anfang, was aber sicherlich terminlich bei vielen aufgrund der Berufstätigkeit schwierig war. Mich persönlich hätte ja noch interessiert, wie es die Leute in den angrenzenden Restaurants so fanden, aber man kann im Leben eben nicht alles haben. Ich werde demnach also nie erfahren, ob sie nun STEEL PANTHER-Fans sind oder schreiend das Weite suchten. (Pascal)

(Fotos: Alex)

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