Watain + Rotting Christ + Profanatica (20.11.2018, Saarbrücken)

live 20181120 0001 watainHeute gibt es mal ein Black Metal-Konzert in Saarbrücken, und das sogar in der Garage und nicht in irgendeinem kleinen Club. Etwas unglücklich ist, dass am gleichen Tag in Trier ebenfalls ein Black Metal-Konzert stattfindet. So nimmt man sich gegenseitig die Leute weg. Ob es jedoch nur daran lag, dass so wenig los war? Dass die Garage abgeteilt sein würde, war ja eigentlich klar, aber dass dann doch ein eher überschaubarer Haufen den Weg hierhin findet ist schon etwas schade. Andererseits interessieren mich persönlich WATAIN mit ihrer leicht fragwürdigen Weltanschauung nun nicht wirklich, ich bin dann doch eher wegen ROTTING CHRIST vor Ort, die immer ein Garant für gute Shows sind. Zunächst jedoch geht es mit den Black Metal-Urgesteinen PROFANATICA aus den USA los.

 

PROFANATICA
Und denen hört man das auch an. PROFANATICA klingen so, wie Black Metal-Bands in den 90ern eben klangen. Dumpfes Geboller bei miesem Sound. Großartig. Ich weiß, Black Metal-Puristen finden sowas total klasse. Ich nicht. Ich bin auch ehrlich überrascht, wie viele Leute mir nach dem Auftritt sagen, wie toll sie diese Band finden. Ich finde sie eher profan. Und mehr noch. Ich kann sie nicht ernst nehmen. In ihrem dubiosen Bühnenoutfit mit den enganliegenden schwarzen Kapuzen und den Schürzen mit Goldrand sehen sie dem Schwarzen Ritter aus Monty Pythons „Ritter der Kokosnuss“ verdammt ähnlich – und seit ich das festgestellt habe, finde ich die Truppe eher lustig als böse. Oder als was auch immer sie erscheinen wollen. Die dazu gebotene Lightshow in rosa und babyblau trägt jetzt auch nicht unbedingt dazu bei, diese Band ernstnehmen zu können. Das interessanteste an dem Dreier ist eigentlich noch der Drummer, der gleichzeitig auch den Gesang übernimmt. Sowas ist ja immer erst mal etwas verwirrend, aber eigentlich cool. Auf Dauer finde ich die Truppe, bei denen sich einfach alle Songs gleich anhören, dann doch eher langweilig. Doch halt! Da spielen sie doch tatsächlich mal einen Song mit einem anderen Rhythmus und das ist sogar was schnelles! Hell yeah! Alles in allem sind PROFANATICA dann aber eben doch nicht wirklich mitreißend. Und auch wenn so einige hinterher sagen, dass sie die Band gut fanden – die Mehrheit des Publikums wohl eher nicht, denn die Reaktionen sind insgesamt eher verhalten und mehr als Höflichkeitsapplaus gibt es selten.

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ROTTING CHRIST
ROTTING CHRIST dagegen sind im Intro schon abwechslungsreicher als PROFANATICA während des gesamten Auftritts. Und brettern dann durch die Botanik, dass es eine wahre Freude ist. Dabei konzentriert man sich vor allem auf das vorletzte Album „Kata Ton Daimona Eaytoy“, während das noch aktuelle Album „Rituals“ etwas unterrepräsentiert ist. Dafür bekommen wir aber auch einen Ausblick auf die nächste Scheibe zu hören und zwar in Form von „Fire God And Fear“, was schon mal Lust auf mehr macht. Aber ROTTING CHRIST enttäuschen ja grundsätzlich nie. Auf Platte nicht und live schon gar nicht. Die Griechen legen dermaßen vor, dass WATAIN es schwer haben werden, da noch mitzuhalten. Und gleichzeitig sind sie die Band, die noch am wenigsten ins Billing passt. Dafür sind sie alleine schon viel zu kommunikativ, fast jeder Song wird von Sänger Sakis Tolis angesagt, immer wieder wendet er sich ans Publikum und bezieht es in die Show mit ein. Einzig mit dem Circle Pit, den er so gerne zu „Societas Satanas“ hätte, wird es nicht wirklich was. Zwar finden sich ein paar willige, aber ein wirklicher Circle Pit wird das nicht, es wächst sich dann mehr zum fröhlichen Pogo aus. Dafür verzichtet man ansonsten auf so ziemlich alle Showelemente und lässt alleine die Musik sprechen. Mehr braucht es aber auch gar nicht. Denn ROTTING CHRIST sind – wie immer – einfach nur verdammt gut und rocken alles in Grund und Boden.

Setlist ROTTING CHRIST:
666
P'unchaw Kachun- Tuta Kachun
Fire God And Fear
Elthe Kyrie
Apage Satana
The Sign Of Evil Existence
The Forest Of N'Gai
Societas Satanas
In Yumen-Xibalba
Grandis Spiritus Diavolos

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WATAIN
Nach einer gefühlt ewigen Umbaupause betreten endlich WATAIN die Bühne. Die Wartezeit hat sich gelohnt, denn die Schweden haben so ziemlich die coolste Bühnendekoration die ich in letzter Zeit gesehen habe. Neben Fackeln und Dekometallständern gibt es kein Backdrop, sondern das aus Metall geschnittene Bandlogo hängt an Ketten über der Bühne. Wenn das mal nicht Black Metal ist, dann weiß ich auch nicht. ROTTING CHRIST haben gut vorgelegt und da müssen WATAIN erst mal rankommen. Was ich von der Band halten soll, weiß ich noch nicht. Musikalisch finde ich sie ja gar nicht mal schlecht; ideologisch bin ich mir da nicht so sicher. Und auf ihre Art wirken sie irgendwie recht putzig. Das tut mir jetzt leid für alle Anhänger des einzig wahren Black Metals, aber wenn die Bühnenshow dermaßen theatralisch und übertrieben ist wie bei WATAIN, dann kann ich das ganze einfach nicht mehr ernst nehmen. Da muss man schon den goldenen Mittelweg finden zwischen Bosheit und Lächerlichkeit. Zu „Sacred Damnation“ werden feierlich zwei Tierschädel auf die beiden Fackeln am vorderen Bühnenrand gesteckt, auf dass die Schädel möglichst stinkend verbrennen werden. Doch offensichtlich funktioniert die Lüftung der Garage recht gut, weiter hinten riecht man fast gar nichts. Allerdings gewöhnt man sich auch ziemlich an den Mief von der Bühne, erst wenn man mal kurz rausgeht und wieder reinkommt merkt man, was für ein Odeur hier in der Luft liegt. Zwischen den einzelnen Songs lässt man sich gerne mal Zeit – viel Zeit. Da fliegt auch schon mal ein „Langweilig!“-Ruf Richtung Bühne. Was aus dem Rufer geworden ist, ob er dem Gehörnten geopfert wurde – man weiß es nicht. Vielleicht wurde er auch von der Flamme geküsst, denn bei „The Golden Horns of Darash“ hält Sänger Erik Danielsson eine brennende Fackel in die erste Reihe. Macht vermutlich rituell sauber. Und zwischendrin macht man ja auch noch lustige Spritzspielchen mit Tierblut. Lecker. Insgesamt können die Schweden aber einfach nicht mit ROTTING CHRIST mithalten, auch wenn die Show definitiv eine Nummer für sich ist. Nur musikalisch konnten sie leider nicht ganz überzeugen. (Anne)

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