Drucken

Saxon Poster 06 316x447Dass die britische Heavy Metal Legende SAXON in den letzten Jahren wie eine Maschine funktioniert hat, das konnte jeder mitbekommen, der den Weg der Band in der letzten Dekade auf Platte und vor den Bühnen der Nation verfolgt hat. Seit 2007 erschienen sage und schreibe 6 Studioalben, das erinnert fast an die Zeit, als Bands noch jedes Jahr eine neue Platte am Start hatten. So langsam scheint die Band sich aber dann doch etwas zurückziehen zu wollen, denn der erste Teil der „Thunderbolt“ Tour umfasste gerade einmal 8 Termine, verteilt auf Deutschland, die Niederlande und Großbritannien. Da darf man fast ein bisschen stolz sein, dass eines dieser Konzerte im „kleinen“ Saarland stattfand, wo SAXON in den letzten Jahren auch nicht gerade selten zu Gast waren.

Mit dabei auf dieser Tour hatten die Briten mit ihren Landsleuten von DIAMOND HEAD eine "Alte-Hasen-Truppe" sowie mit ARMORED DAWN eine brasilianische Power Metal Band, die man gerade noch so als Newcomer bezeichnen kann.

ARMORED DAWN
Für den brasilianischen Sechser dürfte es sicherlich eine coole Sache gewesen sein, mit einer Legende wie SAXON ein paar Shows in Europa spielen zu dürfen. Weniger cool ist es dann allerdings, wenn die Band für 19:30 angekündigt wird, um 19:45 aber bereits die zweite Band des Abends auf der Bühne steht. Sei’s drum, die Band hatte mich sowieso nicht so sehr interessiert, es handelt sich schließlich nicht um ARMORED SAINT, ärgerlich ist es trotzdem, weil man wieder und wieder das Gefühl hat, dass man in der saarländischen Landeshauptstadt als Konzertbesucher mehr oder weniger notwendiges Übel ist als vielmehr geschätzter Kunde, was man eigentlich sein sollte.

 

live 20180228 02 ArmoredDawnlive 20180228 01 ArmoredDawn

 

DIAMOND HEAD
Als Legende der NWOBHM gelten irgendwie auch DIAMOND HEAD, die wahrscheinlich mehr „down“ als „up“ in ihrer langen und mit Unterbrechungen gespickten Karriere verzeichnen konnten und vermutlich auch erst dadurch bekannter geworden sind, weil sie häufiger mal von METALLICA gecovert wurden. Die Band selber ist abgesehen von Brian Tatler im Laufe der Zeit runderneuert worden und glaubt man meinem Kollegen Ralf, dann hat gerade der neue Sänger Rasmus Anderson der Band neue Energie und Power gegeben. Schaut man sich die Sache live an, dann kann man dieser Einschätzung nur zustimmen, der Kerl ist nicht nur gesanglich, sondern auch von seiner Performance her eine Bereicherung für diese Band, die von einigen wenigen ziemlich abgefeiert, vom überwiegenden Rest aber eher reserviert beobachtet wurde.

An den Songs kann es eigentlich nicht gelegen haben, denn fünf der sieben gespielten Songs stammten vom Debüt „Lightning To The Nations“, das Problem ist da eher, dass außer „Am I Evil“ ganz am Ende viele das Material einfach nicht gekannt oder schon längst wieder vergessen haben, weil DIAMOND HEAD dann schon eine andere Liga sind als SAXON. Trotzdem bsetritten DIAMOND HEAD hier einen Gig, bei dem es nicht viel zu meckern gibt, auch der Sound war ausgesprochen gut.

live 20180228 02 DiamondHeadlive 20180228 01 DiamondHead

SAXON
Pünktlich um 21 Uhr kamen dann zu den Klängen des „Olympus Rising“ Intros SAXON gemächlichen Schrittes auf die Bühne und was danach folgte, passte dann ähnlich wie vor kurzem bei ARCH ENEMY in die Kategorie „Dienst nach Vorschrift“. Die Band machte im Laufe der etwa 100 Minuten, was für SAXON Verhältnisse relativ kurz ist, an sich nichts falsch, aber so richtig wollte der Funke einfach nicht auf die Fans überspringen, wenn ich da an frühere Konzerte zurückdenke, da war deutlich mehr Stimmung in dieser Bude oder auch in anderen.

Die Leute scheinen einfach alt und müde zu werden und wenn sie dann noch lieber mit ihrem smartphone rumspielen als dem „Rock And Roll“ zu huldigen, dann macht einen das eher ratlos als euphorisch.
Die Band selber hat nach wie vor die bekannte Rollenverteilung, Biff und Paul sind in Würde gealtert, Nigel spielt präzise wie ein Uhrwerk, Nibbs ist der Spaßvogel, der die Fans zu animieren versucht und Doug hat der Band seit seinem Einstieg neue Energie gegeben.
Biff gab sich an diesem Abend allerdings recht wortkarg und auch der Mitmachpart bei „Wheels Of Steel“ fiel am Ende angenehm kurz aus, beides Faktoren, die dazu führten, dass es zu dieser verhältnismäßig kurzen Spielzeit kam. Immerhin spielten SAXON 20 Songs, vielleicht war es auch einer mehr oder einer weniger, da kann man auf jeden Fall nicht meckern, auch der Sound war in einer angenehmen Lautstärke und als gut zu bezeichnen, viel mehr kann man in der Garage auch nicht erwarten.

live 20180228 01 Saxonlive 20180228 04 Saxon

Ein Problem war dann aber wiederum, dass die Setlist der Band eben auch in diese „Dienst nach Vorschrift“ Kategorie hineinpasst und so gar keine, wirklich gar keine Überraschung, geboten hat.
Vom aktuellen Album „Thunderbolt“ spielte man sechs Songs, von denen „Nosferatu“ und die coole MOTÖRHEAD Hommage „The Played Rock And Roll“ am besten funktionierten, modernere Sachen wie „Sniper“ und „Predator“ braucht man live hingegen nicht unbedingt, „Roadies Song“ wäre natürlich auch noch ganz prima gewesen. Darüber hinaus gab’s die immer gleiche Best-Of Setlist, von daher erspare ich es mir und uns hier alle Titel aufzuzählen, was wieder mal auffällt ist, dass SAXON eine ganze Reihe von Songs haben, die so zeitlos sind, dass sie einfach zu jeder Gelegenheit funktionieren, hierzu zählen ganz klar „Heavy Metal Thunder“, „Princess Of The Night“ und „747 (Strangers In The Night)“, andere Sachen wie „And The Bands Played On“ oder das etwas eindimensionale „Wheels Of Steel“ sind hingegen etwas tagesformabhängig.

Ich habe mich jedenfalls im Laufe des Abends nochmals gefragt, ob nun „Denim And Leather“, das den Schlusspunkt setzte, oder „Strong Arm Of The Law“ (weit am Anfang gespielt), nun mein Lieblingsalbum von SAXON ist. Schwierige Frage.

Im Grunde genommen war das hier nun die Show, die man vermutlich auch fast eins zu eins im Sommer auf den Festivals sehen wird, ich erwarte da von einer Headliner Show aber einfach mehr. Wie auch immer, enttäuscht haben SAXON an einem bitterkalten Februartag natürlich nicht, Begeisterung, die noch Tage anhält, sieht aber auch anders aus, zumal es, das sei als letztes gesagt, auch keine nennenswerte Showelemente gab. (Maik)

live 20180228 03 Saxonlive 20180228 02 Saxon

 

(Fotograf: Pascal)

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden