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live 20180216 0001Bei mir ist es ja seit einigen Jahren Tradition, dass, wenn ich eine Band besonders mag und alles andere auch passt, ich sie mir auf einer Tour gerne auch mehrfach ansehe. Wenn dann eine meiner absoluten Lieblingsbands wie HAMFERĐ unterwegs ist, dann ist das überhaupt keine Frage. Und so habe ich die Band vor dem heutigen Konzert schon mehrfach auf dieser Tour gesehen. Dennoch habe ich mich auf die Show in Neunkirchen ganz besonders gefreut. Denn zum einen ist sie heimatnah. Noch nie habe ich HAMFERĐ näher als in anderthalb Stunden Entfernung gesehen, und näher als in Neunkirchen werde ich sie wohl auch niemals sehen. Zum anderen ist die Stummsche Reithalle einer der größeren Veranstaltungsorte dieser Tour, ausgestattet mit der besseren Sound- und Lichttechnik. Da steht dem gelungenen Konzerterlebnis nichts mehr im Wege.



HAMFERĐ

Denkt man jedenfalls. Als HAMFERĐ die Bühne betreten ist diese nur spärlich beleuchtet. Naja, es läuft ja noch das Intro. Allerdings tut sich auch im weiteren Verlauf des Auftritts da nicht viel. Doch mehr dazu später. „Evst“, der Opener des gleichnamigen Albums, eröffnet auch den Auftritt des Sechsers. Etwas ruhiger wird es mit „Deyðir Varðar”, dem Song, zu dem die Band 2015 während der totalen Sonnenfinsternis auf den Färöern ein Video aufgenommen hat. Mit „Stygd“, am markanten Drumming von Remi Kofoed Johannesen sofort zu erkennen, folgt der erste Song vom neuen Albums „Támsins Likam“. Wie nur wenige Bands verstehen es HAMFERÐ auch mit minimalistischen Mitteln eine unglaubliche Stimmung aufzubauen. Hier wird keine Note unüberlegt gespielt und der wirklich gute Sound tut sein übriges. Wobei die Band auf dieser Tour eigentlich nie einen schlechten Sound hatte, oft sogar einen besseren als der Hauptact. Jedes einzelne Instrument ist klar herauszuhören und dennoch formt sich der Gesamtsound zu einem harmonischen Ganzen.

Auf dieser Tour haben sich fast alle Bandmitglieder nacheinander eine Erkältung eingefangen, im Moment ist Sänger Jón Aldará der Leidtragende. Hatte man ihm das bei der Show in München noch gar nicht angemerkt, obwohl es ihm dort richtig schlecht ging, so kann man es heute gerade in den härteren Parts von „Stygd“ und auch „Tvistevndur Meldur“ doch hören. Aber vermutlich auch nur, wenn man weiß, wie es sonst klingt. Und wenn auffällt, dass er zwischendrin mal kurz die Bühne verlässt, was er normalerweise nicht tut. Davon abgesehen ist es absolut beeindruckend, welche Gesangsleistung Jón hier trotzdem an den Tag legt. Da kann sich so mancher noch eine Scheibe abschneiden. Ich finde es immer wieder faszinierend, mit welcher spielerischen Leichtigkeit er zwischen wunderschönem Cleangesang und fiesen Growls wechselt. Das zeigt er nach wie vor am eindrucksvollsten bei „Vráin“, dem einzigen Song der EP „Vilst Er Síðsta Fet“, der es auf die Setlist geschafft hat und bei dem auch das Publikum mal etwas aus sich rausgeht. Genau wie bei „Hon Syndrast“, dem heftigsten Song von „Támsins Likam“, der gleichzeitig die perfekte Überleitung zum letzten Song ist. „Ódn“ ist leider nur auf der Demo enthalten ist und wartet dringend auf eine Neueinspielung.

Insgesamt haben die Färinger einen wirklich guten Auftritt hingelegt, auch wenn Jón noch immer etwas angeschlagenen war und auch Remi leichte Probleme an den Drums hatte und zwischendrin mal an den Hi-Hats rumschrauben musste. Man merkt der Band auch an, dass sie nun, gegen Ende der Tour, natürlich deutlich eingespielter ist als beim Konzert im Januar. Ich muss allerdings sagen, dass mir die Gigs in München und Budapest besser gefallen haben. Dort war einfach die Atmosphäre besser und das Publikum ist auch besser mitgegangen. Was etwas verwunderlich ist, denn wie man später bei DOWNFALL OF GAIA sieht, scheinen doch einige nur wegen HAMFERĐ dagewesen zu sein.

Setlist HAMFERĐ:
Evst
Deyðir Varðar
Stygd
Tvístevndur Meldur
Vráin
Frosthvarv
Hon Syndrast
Ódn

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DOWNFALL OF GAIA
Ich muss ja gestehen, dass ich, obwohl ich jetzt wirklich oft genug die Gelegenheit hatte, mir DOWNFALL OF GAIA noch nicht ein einziges Mal wirklich bewusst angesehen habe. Oft habe ich nur die Hälfte des Auftritts mitbekommen und auch die mehr schlecht als recht. Das tut mir ehrlich gesagt ziemlich leid, denn der Vierer ist eine echt sympathische Truppe, mit denen man auch prima Trinken und Spaß haben (und den wahren Downfall of Gaia live erleben (sorry, das Wortspiel musste jetzt sein)) kann. Also ist heute hier meine DOWNFALL OF GAIA-Premiere und ich will mir den Auftritt dieses Mal komplett ansehen. Bei manchen Konzerten auf Tour kam die Musik der deutsch-internationalen Truppe nur als zum Krach verzerrter Soundmatsch an, heute ist der Sound aber wirklich gut. Man geht mit Ansagen ähnlich spärlich um wie HAMFERĐ, und da es keine Setlist gibt und ich kein Album der Band besitze habe ich auch keine Ahnung, was gespielt wird. Und ehrlich gesagt ist es mir auch einen Ticken zu abgefahren. Zumindest live. Wahrscheinlich sollte ich mir doch mal ein Album zulegen und mich intensiver mit der Musik beschäftigen. Der Auftritt ist gut (insbesondere Drummer Mike Kadnar wird an seinem Instrument regelrecht zum Tier), ich kann an den Musikern absolut nichts aussetzen – alleine, ich finde den Zugang zur Musik nicht. Auf Dauer finde ich es dann doch etwas langweilig. Und wenn mich die Musik wirklich mitreißen würde, dann wäre dies auch sicher nicht der erste Auftritt, den ich mir komplett ansehe. Schade eigentlich. Schade auch für die Band, dass anscheinend viele nach HAMFERĐ bereits gegangen sind, denn es sind doch deutlich weniger Zuschauer da als noch bei der Vorband. Dennoch wird eine Zugabe gefordert und auch gespielt. Aber auch damit ist der Konzertabend dann doch deutlich vor 23:00 Uhr und damit unerwartet früh zu Ende.

Wobei ich ja zugeben muss, dass ich ehrlich gesagt insgesamt mit weniger Zuschauern gerechnet hätte. Zum einen sind beide Bands nun nicht gerade Mainstream, zum anderen fand das Konzert in Neunkirchen statt und wie wir alle wissen kann der gemeine Saarbrücker ja nicht aus seiner Stadt raus, um ein Konzert in einer anderen Stadt zu besuchen. Und auch wenn die Stummsche Reithalle etwas leer wirkte, so war die Zuschauerzahl doch in etwa gleich zu den Zahlen bei den restlichen Tourdaten. Nur waren da die Städte deutlich größer und die Clubs deutlich kleiner. Von daher kann man mit den Zuschauerzahlen schon zufrieden sein. Ich hoffe, der Veranstalter ist es auch. Auf jeden Fall an dieser Stelle ein fettes Dankeschön an den Veranstalter, dass er eine meiner Lieblingsbands gebucht hat und ich mal nicht stundenlang durch die Gegend kutschen musste.

Soweit zum Positiven. Es folgt: Ein Rant, gerichtet an den verantwortlichen Lichttechniker. Was zur Hölle war das?? Ja, stimmungsvolles Licht ist wichtig. Ja, diese leichte Beleuchtung von hinten sah ganz cool aus und passt auch zur Musik. Aber irgendwann ist auch mal gut. Da hat man da so eine geile Lichtanlage stehen (DOWNFALL OF GAIA waren ganz begeistert – vor dem Konzert) und dann nutzt man das einfach nicht. Stimmungsvolle Dunkelheit ist ja das eine, aber den ganzen Abend lang? Es war so dunkel auf der Bühne, dass man die Musiker kaum erkannt hat. Fotos zu machen völlig unmöglich. Ich glaube nicht, dass es einer der anderen anwesenden Fotografen geschafft hat, Fotos zu machen. Die sahen alle irgendwann resigniert aus. Und auch die Musiker haben gemerkt, dass es einfach zu dunkel zum Fotografieren ist. Diese „Licht“show war so ziemlich das uninspirierteste, was ich in langer Zeit gesehen habe. Bei HAMFERĐ wechselte es ja immerhin ab und zu zwischen rot, grün und blau (und einmal gab es für ca. 2 Sekunden Licht von vorne – wohl auf der Maus ausgerutscht), bei DOWNFALL OF GAIA war es einfach nur dunkelblau (aber hey, die hatten Nebel!) mit ein paar verirrten Stroboskopeffekten. Da ist während des gesamten Auftritts nicht einmal irgendetwas passiert.

Jeder verdammte Club in Osteuropa, in dem ich auf dieser Tour war, hat es mit sechs Scheinwerfern und zwei LED-Balken hinbekommen, dass man die Musiker auf der Bühne sehen kann und das Licht ausreichend zum Fotografieren ist. In Neunkirchen, bei der Ausstattung der Stummschen Reithalle stehen sie in der Finsternis. Auf der Bühne passiert lichtmäßig so gut wie gar nichts, während der Lichttechniker auf seinem Handy rumwischt. Das grenzt schon an Arbeitsverweigerung. So. Das musste mal raus. Aufgrund der absolut katastrophalen Lichtverhältnisse, die ich so schon ewig nicht mehr (nein, eigentlich sogar noch nie) erlebt habe (noch nicht mal auf Undergroundkonzerten in abgefuckten Clubs mit drei unbeweglichen Scheinwerfern), gibt es von diesem Konzert keine Fotos. Tut mir leid, lieber Veranstalter! Die Fotos von HAMFERĐ in diesem Bericht habe ich in Rimini aufgenommen. Von DOWNFALL OF GAIA habe ich dort keine gemacht, da ich ja davon ausgegangen bin, dass das in Neunkirchen kein Problem sein wird. Normalerweise mache ich das ja nicht, dass ich einfach Fotos von anderen Veranstaltungen in den Bericht einbaue… Aber damit man wenigstens ein bisschen was zum gucken hat, mache ich hier mal eine Ausnahme. (Anne)

25.02.2018, Nachtrag:
Im Nachgang zum Konzert hatte ich mit dem Veranstalter und über diesen mit dem zuständigen Lichttechniker einen sehr netten Austausch per E-Mail. Offensichtlich bestand der Techniker von DOWNFALL OF GAIA auf dem dunklen „Licht“. Und beschwerte sich auch bei HAMFERÐ, es sei zu hell und wollte es dunkler haben. Das war es von Seiten HAMFERÐ etwas unglücklich, dass diese vorher mit dem Lichttechniker keine Absprachen getroffen haben. So hat dieser sich dann den Forderungen des DOWNFALL OF GAIA-Technikers gebeugt. Ich nehme also zurück, was ich oben an den Lichttechniker der Stummschen Reithalle geschrieben habe und richte es stattdessen an den Techniker von DOWNFALL OF GAIA. (Anne)

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