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wasp re idolized tourMit der Wiederveröffentlichungsserie auf diversen Tonträgerformaten erreichen uns auch die entsprechenden Touren dazu; vornehmlich von Bands, die kein neues Album am Start haben. Die legen dann eine Neuauflage eines ihrer erfolgreicheren Alben in die Regale und machen eine entsprechende Tour dazu. Nach 35 Jahren Bestehen und 25 Jahren ihres Erfolgsalbums „The Crimson Idol“ gibt es für W.A.S.P. demnach Grund genug, mal wieder durch die Welt zu tingeln.

RAIN
Immer weniger bin ich motiviert, ein Konzert in der Saarbrücker Garage zu besuchen wegen des immer größer werdenden Parkplatzproblems. Zu der Vorweihnachtszeit bildeten sich apokalyptische Ausmaße in der Innenstadt an, und so verpasste ich tatsächlich knapp den Einstieg des Openers RAIN. Die mir unbekannte Truppe aus Bologna legte wohl gleich zu Beginn schon ein Mörderbrett hin, denn die Stimmung in der proppevollen Garage war schon erstaunlich gut. Der dezente Sound und die abwechslungsreichen Songs, aber allem voran der sehr gute Gesang von Maurizio "Evil Mala" Malaguti taten ihr Übriges, für überraschte und begeisterte Gesichter zu sorgen. Auch wenn sich ihre Mischung aus späten ANTHRAX und VOLBEAT nicht zur Darbietung des Headliners gesellten, so kam es dennoch zu einer überschwänglich positiven Reaktion auf die Italiener, die hier scheinbar nicht nur mir einen ersten Einblick in ihr Schaffen boten. Somit war die erste halbe Stunde Zeit genug, um Hunger auf W.A.S.P. zu machen.

 

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Setlist RAIN:
Love In The Back
Kite N Roll
Hellfire
Bang Bus
________________________
Cops
Blackford

 

 

W.A.S.P.
Im Vorfeld gab es schon ausreichend Gerüchte, was man nach der Umbaupause erwarten kann. Dass Blackie Lawless kein einfacher Kandidat hinter oder auch auf der Bühne ist, sollte sich im Kreis der Anwesenden schon herumgesprochen haben, dennoch ist sein musikalisches Schaffen auch nach 35 Jahren immer noch sehr gefragt. Wie nah man diesem Genuss kam, war den alten Fans wohl bewusster als den jungen.
Ihr letztes Album „Golgotha“ liegt nun doch schon zwei Jahre zurück. Heute Abend soll aber wieder 1992 sein und das damalige Meisterwerk „The Crimson Idol“ gefeiert werden. Auf zwei aufgestellten Großbildschirmen läuft zu Beginn in voller Länge das demnächst erscheinende „Re-Idolized“, der Film um den Protagonisten Jonathan Aaron Steele, der die Story hinter dem Titel erzählt.
Leider war das noch nicht alles, was vom Band kam. Spätestens bei den Einsetzen der Chorgesänge konnte man beobachten, dass weder Gitarrist Doug Blair noch Basser Mike Duda lippensynchron mitsangen. Auch Blackies Stimme war im Chor zu hören, obwohl dieser wie in jeder Gesangspause lieber mit dem Rücken zum Publikum vor dem Schlagzeug stand, das allerdings real und beeindruckend von Aquila Priester gespielt wurde. Auch der Leadgesang wurde aus der Konserve ohrenscheinlich unterstützt, sogar die Soli wurden zwar amtlich vorgetragen, aber kamen nicht immer sehr authentisch von der Bühne. Zusammen mit dem arrogant und lustlos wirkenden Gehabe von Mister Lawless im traditionellen Strampelanzug waren die ersten 60 Minuten wirklich nur musikalisch ein Genuss. Nachdem man sich gute zehn Minuten lang einen Zugabeteil erbetteln musste, kam dann der eigentliche Höhepunkt des Abends, denn die vier Hits aus 35 Jahren wirkten weitaus authentischer und entlockten vor allem dem Frontmann etwas Enthusiasmus. Nach dem Klassiker „ I Wanna Be Somebody“ war dann knapp weitere 30 Minuten später endgültig Schicht, und mit einigen Fragezeichen über dem Kopf, aber durchaus auch zufriedenen Mienen konnten die knapp 1000 Leute wieder ihre entlegenen Parkplätze aufsuchen.

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Vielleicht lag es an meiner überaus miesen Laune auf Grund der ewigen lästigen Parkplatzsuche, aber auch die Tatsache, dass man 35 Euro bezahlt, um ein Album laut über eine Anlage zu hören zu ein paar alternden Laiendarstellern, wirkte nicht mehr lächerlich, sondern schon unverschämt. Kaum einer glaubt, dass Blackie mit seinen über 60 Jahren noch wie früher singt, aber das ist bestimmt nicht die Lösung. Die alten Fans haben es sich vielleicht schön geredet, und den jungen Anhängern war es vermutlich nicht aufgefallen, aber so etwas sollte nicht die Runde machen, gerade im Metal-Bereich, einem der wenigen Genres, die sich noch auf handgemachte Musik konzentrieren. Da kann ein Ronny-Jame-Dio-Hologramm nur schwer an Skandalismus mithalten. (Jochen)

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Setlist W.A.S.P.:
The Titanic Overture
The Invisible Boy
Arena of Pleasure
Chainsaw Charlie (Murders in the New Morgue)
The Gypsy Meets the Boy
Doctor Rockter
I Am One
The Idol
Hold on to My Heart
The Great Misconceptions of Me

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L.O.V.E. Machine
Wild Child
Golgotha
I Wanna Be Somebody

(Fotos: Klaus)

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