Kammgarn International Blues Festival (27. - 29.10.2016, Kaiserslautern) - Samstag, 29.10.2016

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SIMO

Der dritte Tag des Festivals wird von der Band des aufstrebenden Gitarristen JD Simo eröffnet. Das Trio um den von JOE BONAMASSA hoch gelobten Gitarristen ist mit seiner aktuelle Platte „Let Love Show The Way“ auf Tour. Einen besseren Opener für THE BREW könnte ich mir um ehrlich zu sein nicht vorstellen. Auch wenn mir der Gitarrist selbst immer etwas unsympathisch erschien, spielt die Band ein wirklich wahnwitziges Konzert. Entgegen dem Trio von HENRIK FREISCHLADER spielt JD Simo hier aber die zentrale Rolle, und es wirkt nur bedingt wie eine Band. Dabei sind sowohl Basser Elad Shapiro als auch Schlagzeuger Adam Abrashoff ebenfalls hervorragende Musiker und spielen, was das Zeug hält.

Bereits der erste Song artet in einer kleine Jam-Session aus, was deutlich zeigt, dass begabte Musiker am Werk sind. Außerdem ist es von der ersten Minute an extrem laut, was aber kein Nachteil sein soll. Gitarrist JD Simo spielt wirklich abgefahrene Solos, auch wenn viele etwas „geschraddelt“ wirken, hat der Mann einen wirklich eigensinnigen Stil. Ob er nun sympathisch wirkt oder nicht spielt dabei keine große Rolle, vermutlich ist er eben einfach der introvertierte Typ. So hält er sich z. B. auch mit Publikumsansagen sehr zurück, bis Basser Elad ihn dazu auffordert was zu sagen. Eine Sache, die dem Gitarristen nur bedingt passt, so bittet er den Basser selbst grinsend ans Mikro „He Would Like To Tell You Something.“. So wirklich nett und freundlich wirkt das nicht. Doch es geht hier nicht um die Persönlichkeit des Gitarristen, sondern um die Musik, und die ist wirklich erhaben. Die Band spielt gegen Ende eine knackige Version des JOE COCKER-Hits „I Get By (With A Little Help From My Friends)“, der gegen Ende regelrecht auf der Bühne explodiert. Das nenne ich mal ein Tribute!

Auch der Rest des Konzertes kann sich sehen und hören lassen, dabei sollte allerdings erwähnt sein, dass die Band ihrem Spiel jederzeit freien Lauf lässt. Viele der präsentierten Songs arten dadurch in längere Jam-Sessions aus. Das stört niemanden der Anwesenden und bringt dem Konzert auch das gewisse Etwas. Die Songs der neuen Platte wie z. B. „Long May You Sail“ klingen live fantastisch und untermalen einmal mehr das Können dieser Band. Für Gitarristen dürfte das Setup des Gitarristen besonders interessant sein. Bekanntlich ist JD Simo großer Vintage-Anhänger, so stehen zwei wirklich außergewöhnliche Verstärker auf der Bühne, zwischen denen der Gitarrist des Öfteren hin und her wechselt (siehe Bilder). Bewacht wird dieser Vorgang wohl vom Maskottchen Kermit, der ruhig und gelassen vor dem Verstärker ruht.

Ein wirkliches gutes, energiegeladenes Konzert einer Band, von der man noch einiges erwarten kann. Wenn sich JD Simo etwas besinnt und Sympathiepunkte gut macht, würde es sicher noch einen Tacken besser werden.

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THE BREW

Die Live-Energie, die THE BREW regelmäßig entfachen, dürfte kaum einem Musik-Fan entgangen sein. Mit "Shake The Tree" hat die Band aktuell ein extrem starkes Album im Rücken. Was sollte also an diesem Abend schon schief gehen?

Nichts, und zwar überhaupt gar nichts. Bereits die Einleitung gestaltet die Band derart genial, dass es an die ganz großen Bands der Sechziger erinnert. Eine abgedunkelte Bühne, ein Gitarrensound, Stroboskoplicht und dann startet das Konzert mit einem lauten Knall. Selten erlebt man einen derartig grandiosen Einstieg in ein Konzert. Das erste Konzert der Tour und die Band wirkt derart gut aufeinander eingespielt, als wäre sie schon ein Jahr unterwegs. THE BREW überzeugen einmal mehr mit ihrer nicht zu bändigenden Energie und ihrer extrem sympathischen Art. So wird auf der Bühne in typisch englischer Manier gescherzt, und allen Beteiligten ist der Spaß mehr als nur anzusehen. Bassist Tim Smith untertreibt kein bisschen, wenn er in Interviews erwähnt, wie stark Sänger/Gitarrist Jason Barwick in den letzten Jahren als Frontmann gewachsen ist. Die Ansagen und Gesten des begabten Musikers sprechen eine Sprache für sich. Dabei liegt das Hauptaugenmerk aber nicht auf Jason, Tim ist die ruhige Konstante im Trio, derjenige, der einen nicht zu bändigen Rhythmus nach vorne treibt. Sein Bass-Sound ist nicht von dieser Welt und sowohl auf der neuen Platte als auch live einfach genial. Die Band schafft es, die neuen Songs von „Shake The Tree“ live noch stärker zu spielen, und damit wird das Songmaterial von stark zu grandios! Gerade „Black Hole Soul“ entwickelt sich live dank der genialen Dynamik zu einem unglaublichen Erlebnis. Selten hatte ich auf einem Konzert eine derartige Gänsehaut, ganz ähnlich sieht es bei „Without You“ aus, einfach fantastisch.

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Neben den neuen Stücken spielt die Band natürlich auch ihre Klassiker wie „Million Dead Stars“, „Repeat“ oder „Every Gig Has A Neighbour“. An der Setlist selbst gibt es überhaupt nichts auszusetzen, für manch einen werden es vermutlich zu viele neue Songs sein. Doch weshalb sollte die Band das grandiose Material der neuen Platte zurückhalten? Neben den Songs spielt aber vor allem das Zusammenspiel von THE BREW eine große Rolle. Nur damit wird der unglaubliche Energie-Sturm entfacht, den diese Band ausmacht. Jason, der im Rhythmus Pete Townshend-artig durch die Lüfte springt. Tim Smith, der den Bass mit einem solche Eifer spielt, dass es einen umwirft. Und natürlich des Bassisten Sohn Kurtis Smith, der das Schlagzeug so spielt, wie es bisher nur einer gespielt hat, sein großes Vorbild Jon Bonham. Und ja, ich meine das ernst, ich hatte natürlich nie Gelegenheit, den legendären Schlagzeuger live zu erleben, aber genau so stellt man sich die Sache vor. Obendrein ist an Kurtis noch ein sehr guter Schauspieler verloren gegangen, was er während des ausladenden Drum-Solos am Ende des Gigs einmal mehr beweist. Dabei wirkt der Gute derart sympathisch, dass man ihm gerne den ganzen Abend zuschauen würde. Generell möchte man überhaupt nicht, dass die Band das Konzert beendet, was bekannterweise mit einer ausladenden Version von „Million Dead Stars“ zwangsläufig passieren muss und einen letzten Höhepunkt des Konzertes darstellt.

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Einer von vielen, denn THE BREW wissen ihr Publikum zu begeistern. So packt Jason als Tribut an Jimmy Page für ein Solo den Geigenbogen aus und bringt die Menge zum Toben. Ja, man merkt deutlich, dass LED ZEPPELIN viel Einfluss auf THE BREW hatten. Eine Sache, die zumindest für mich keineswegs negativ ist. Doch es sind nicht diese Einlagen, die das Konzert zu etwas Außergewöhnlichem machen, sondern die Magie, die zwischen den Dreien auf der Bühne herrscht. Es sind die Ansagen, die zum Publikum gemacht werden und die kleinen Gesten, die auf der Bühne ausgetauscht werden. THE BREW stehen zu 100% hinter dem was sie machen, und das machen sie verdammt gut. Daher sollte ihnen eigentlich weit mehr Zuspruch entgegenwirken, doch das ist ein anderes Thema. Den Abschuss bestreiten die Herren übrigens wie den Anfang des Konzertes, was den Kreis an diesem Abend perfekt schließt.

Ein grandioses Konzert und ein würdiger Abschluss für den letzten Abend des Festivals im Kasino. Die Band selbst entspannt sich vor ihrer Abreise nach dem Konzert noch im Cotton Club beim Konzert von THE EXCITEMENTS und gibt zuvor noch fleißig Interviews am Merch-Stand. Wem THE BREW bisher live entgangen sein sollten, sollte das unbedingt nachholen, eine wirklich außergewöhnliche Band auf einem wirklich außergewöhnlichen Festival.

 

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