Kammgarn International Blues Festival (27. - 29.10.2016, Kaiserslautern) - Freitag, 28.10.2016

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GROOVE COOKIES

Wie die Band nach dem Konzert selbst erwähnt, ist sie nicht zum ersten Mal beim Festival dabei. Eine Tatsache, die mich, um ehrlich zu sein, ein wenig verwundert. Denn so gesehen kommen die GROOVE COOKIES nicht über den Status einer Coverband hinaus. Zwar bietet die Band ein sehr gutes und auch abwechslungsreiches Programm, das mit diversen Solos auch dem hohen Standard des Veranstaltungsrahmens durchaus gerecht wird, irgendwie läuft es aber dennoch auf eine reine Coverband hinaus. Was ich aber nicht negativ meine, was mich aber aufgrund der anderen Bands etwas verwundert hat.

Das Programm setzt sich aus vielen Klassikern der Rock- und Blues-Geschichte zusammen. Die Bandmitglieder beherrschen ihre Instrumente alle hervorragend und daher verwundert es kaum, dass auch solch mutige LED ZEPPELIN-Nummern wie „Trampled Under Foot“ und „Rock’n‘Roll“ gespielt werden. Beide Songs werden erstklassig präsentiert, außerdem wagt sich die Band an „Nutbush City Limits“ von TINA TURNER, das ebenfalls gelingt. Sänger Rick De Soto, der vielen nicht unbekannt sein dürfte, wirkt zu weiten Teilen des Konzerts wie ein Robert Plant mit schwarzen Haaren. So wirken zumindest viele Gesten und einige Spielereien mit seiner Stimme. Allerdings muss ich dazu sagen, dass er auf der Bühne zuweilen etwas unprofessionell wirkt. So liegt vor ihm auf der Monitorbox z. B. eine Mappe mit Songtexten, die in den Pausen von ihm umgeblättert wird. Auch gibt sich die Band auf der Bühne bei einigen Songs deutlich Zeichen, wo und wie z. B. das Ende gesetzt wird. Das ist kein Verbrechen und eigentlich braucht man sich daran nicht zu stören, aber irgendwie wirkt es so, als würde die Band eine öffentliche Probe durchführen. So steht Sänger Rick z. B. des Öfteren etwas untätig in der Bühnenecke rum, was auf Dauer irgendwie befremdlich wirkt.

Dafür gibt Basser Christian Konrad gegen Ende des Konzerts aber eine Erklärung ab, denn die Band hat offenbar mit dem Ausstieg eines Sängers zu kämpfen, und Neuzugang Rick de Soto hat sich innerhalb weniger Wochen das Programm drauf geschafft. Damit steht das Konzert natürlich in einem ganz anderen Licht. Wenn die Band nur so wenig geprobt hat wie es Christian Konrad beschreibt, haben sie hier einen wirklich großartigen Job getan. Schlagzeuger Kurt Landry bedankt sich am Ende noch ausgiebig beim Publikum und Veranstalter. Ihrem Namen macht die Band besonders durch den Einsatz von Basser Christian Konrad alle Ehre, denn das gesamte Konzert über groovet es ganz gewaltig. Die Band tritt einen schönen Rhythmus los, der die Menge gut aufwärmt für WALTER TROUT.

Nach der ersten Zeppelin-Nummer bedankt sich ein Fan in der ersten Reihe lauthals, worauf Sänger Rick auch kurz eingeht „You Want It, You Got It!“. Gitarrist Gerhard Hoff (SLOWHAND) präsentiert die Songs ebenfalls gut, auch wenn einige Nummern stark an den Stil von ERIC CLAPTON erinnern. Dabei sollte man aber auch nicht vergessen, dass dies eben sein Stil ist. Bei einer ruhigen Stelle im Solo des Gitarristen, ruft aus dem Publikum eine Dame lauthals „Lauter!“. Der Gitarrist reagiert darauf sehr charmant mit einem kurzen und knappen „Gleich“-Ruf, bevor dann alle Dämme brechen. Nicht unerwähnt sollte auch die tolle Hammond-Orgel bleiben, die von Markus Lauer sehr gut gespielt wird. Die Band weiß mit ihrem Publikum umzugehen und hat sichtlich Spaß auf der Bühne, auch wenn sie zum Teil leider ein wenig verunsichert wirken, doch das liegt wie bereits erwähnt an den wenigen Proben. Und das kann man als Musik-Fan durchaus verschmerzen; ein gelungener Auftakt, der den Weg für WALTER TROUT ebnet.

 

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WALTER TROUT

Es grenzt an ein Wunder, dass der Altmeister WALTER TROUT zurück zum „Kammgarn International Blues Festival“ kommt. Bei seinem letzten Konzert 2013 spielte er, von seiner Krankheit gezeichnet, ein Konzert im Sitzen, das seine schwere Erkrankung sehr deutlich machte. Nun kehrt er mit neuem Album in Rücken und gesundheitlich wieder fit zurück. "Battle Scars" erzählt dabei die schwierige Zeit seiner Krankheit und wie er es geschafft hat, nach der Leber-Transplantation wieder das Reden, Lesen, Gehen und natürlich Gitarre spielen zu lernen. Es ist nicht übertrieben, wenn man an dieser Stelle erwähnt, dass dieses Konzert zuweilen auch eine sehr emotionale Angelegenheit ist. WALTER TROUT baut bereits zu Beginn eine Verbindung zum Publikum auf und erzählt von der schwierigen Zeit und was die einzelnen gespielten Songs bedeuten. Man merkt deutlich, wie glücklich er darüber ist, hier zu sein, dabei ist er samt Band extra für dieses Konzert von seiner US-Tour eingeflogen.

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Generell präsentiert sich TROUT sehr gesprächig, was dem Konzert eine sehr schöne Atmosphäre gibt. So erzählt er z. B. von seinem ersten Treffen mit der Legende B. B. KING, als er selbst noch ein kleiner Junge war. Das einstündige Gespräch hatte ihn derart fasziniert, dass er ebenfalls sein Leben der Musik widmen wollte. Und diese Musik hat es in sich, sowohl die Songs vom neuen Album als auch die altbekannten Nummern klingen zeitlos und faszinieren. So wird man komplett in den Bann der Band gesogen. Dieser merkt man an, dass es ihr nicht anders geht, sie sind mit Leib und Seele dabei. Sammy Avila steht das gesamte Konzert über sehr glücklich an seiner Hammond-Orgel, Michael Leasure ist ein richtiges Tier am Schlagzeug, und Johnny Griparic spielt seinen Bass, wie ich es noch nie gesehen habe. Hierbei handelt es sich eben noch um waschechte Musik, die aus dem Herzen kommt. Und obwohl WALTER TROUT wohl das Aushängeschild der Band ist, wirkt es hier zu keinem Zeitpunkt so, als würde er sich selbst diesen Hut anziehen. Hierbei handelt es sich um eine echte Band, und das ist jedem der Beteiligten deutlich anzusehen. Auch der Roadie wird immer wieder mit einbezogen, so schnallt er sich bei einigen Songs die Gitarre um und nimmt sogar kurz die Rolle am Mikro ein.

Dieses Konzert kann wirklich als außergewöhnlich beschrieben werden, so wird auch der Festival-Sprecher Michael Hill in eine Jam-Session mit der Band eingeladen. Der sympathische Amerikaner kennt WALTER TROUT bereits seit 25 Jahren, und sie haben noch nie miteinander gespielt. „That’s Gonna Be Fun“ sagt WALTER TROUT kurz vor der Session total locker, woraufhin eine echte Jam-Session startet. Etwas, das man heute auf vielen Konzerten vermisst und nicht wie eine bloße Showeinlage wirkt. Die beiden Gitarristen lächeln sich durchgängig an und haben ordentlich Spaß. Auch hier wird noch einmal deutlich, dass WALTER TROUT weiterhin sehr bodenständig ist. So spielt er Michael Hill nicht in den Boden, sondern die beiden spielen tatsächlich miteinander, bis sie sich beim Solo-Duell herzlich darüber amüsieren, was der jeweils andere besser spielen kann.

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Dennoch ist das Konzert auch von seiner Krankheit gezeichnet; WALTER TROUT schreckt nicht davor zurück, über die schwierige Zeit zu reden, und gegen Ende ruft er dazu auf, darüber nachzudenken, sich als Organspender anzumelden. Denn er lebt nur dank eines Fremden, der sich dazu eingetragen hat. Das gibt dem Konzert eine sehr persönliche und emotionale Atmosphäre, die ich so noch nie erlebt habe. Ein wirklich großartiges Konzert eines großartigen Musikers.

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