Metalfest Loreley 2013 (20.-22.06.2013, St. Goarshausen) - Freitag, 21.06.

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Ein neuer Tag war angebrochen und wir mussten uns erst einmal um eine Möglichkeit nach Hause zu kommen kümmern. Dem Hilferuf auf Facebook folgten ein paar sehr nette Angebote, uns abholen zu kommen, sollten wir den Schlüssel nicht mehr finden. Glücklicherweise hatte der Vater meiner Frau den Ersatzschlüssel zu Hause entdeckt und wollte ebenfalls zu einem Ausflug an die Loreley aufbrechen. Wir frühstückten erst mal und da merkte ich, welche Anstrengung die Nacht war.
Wir fuhren so früh wie möglich zum Konzertgelände zurück, dieses Mal mit einem der Linienbusse. Dort saßen schon ein paar Metalfestbesucher drin und es stiegen auch ein paar "normale" Touristen zu, die sehr verwundert auf die schwarzgekleideten, struppigen, bärtigen und grinsenden Metalfans starrten. Ein großer Typ hinter uns blökte: "Wir sind ganz harmlos!" Wir kamen ins Gespräch und wir erzählten ihm unsere Geschichte vom verlorenen Schlüssel. Er versprach uns, die Augen aufzuhalten. Auf dem Gelände dann liefen wir bei strahlendem Sonnenschein Richtung Crew-Behausung. Dort merkten wir, das eigentlich niemand so richtig wusste wo Fundsachen landen. Während DELAIN spielten, liefen wir die Bänke und die Wege, die wir gelaufen waren, bis zum Auto ab - ohne Erfolg. (Andreas)

DELAIN
Den Job als Wecker haben heute die Niederländer DELAIN. Als einzige Female-Fronted Band fallen sie im Billing des Metalfest etwas aus dem Rahmen. Der Besucherandrang hält sich auch noch in Grenzen, vor leeren Rängen muß die Band aber auch nicht spielen. Für mich waren DELAIN immer nur einer der vielen NIGHTWISH-Klone. Und – naja – natürlich klingen sie nicht genau wie NIGHTWISH. Natürlich sind das alles fähige Musiker. Aber wirklich brauchen tue ich eine Band wie DELAIN jetzt auch nicht. Dabei klingt die Musik des Fünfers wirklich nett, einige Songs wie „Get The Devil Out Of Me“ und „A Sleepwalkers Dream“ sind wirklich gut. Aber um mich überzeugen zu können, muß auch mit dem Stageacting noch was passieren. Die Band wirkt einfach noch zu schüchtern, zu wenig von sich selbst überzeugt. Das Stageacting ist dann auch entsprechend verhalten (obwohl die beiden Gitarristen eigentlich genug posen, aber das reißt es irgendwie auch nicht raus), genau wie die Publikumsreaktionen, mal abgesehen von den echten Fans, von denen auch einige anwesend sind. Mich konnten die Niederländer mit ihrem Auftritt jedenfalls nicht überzeugen, auch wenn sie nichts wirklich falsch gemacht haben. Außer vielleicht die tuckigen silbernen Luftschlangen, die beim letzten Song „We Are The Others“ in den Himmel über der Loreley geschossen werden. Das Publikum jedoch hätte gerne mehr gesehen und fordert eine Zugabe. (Anne)

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GRAILKNIGHTS
Die GRAILKNIGHTS sind anders. Man liebt sie oder man schüttelt den Kopf. Auf der Loreley scheinen viele liebende Menschen zu sein, denn die Ränge sind ordentlich gefüllt und der „Battle Choir“ wartet gebannt auf die nächste Portion He-Man Metal. Tosender Jubel brandet auf, als die 5 Helden die Bühne betreten und dem Volk ihre Muskeln präsentieren. Doch die Helden sind ja nur auf das Wohl derer Bedacht, die ihres Schutzes bedürfen und so belohnen sie den Battle Choir nicht nur mit kühlem, frischen Bier, dargebracht von der Bierversorgungsstute Zapf Beauty (seine Freundin Bier holen schicken und dann bei der Rückkehr freudig mit „Da ist ja meine Bierversorgungsstute!“ begrüßen kommt übrigens nicht so gut an bei der Damenwelt), für herausragende Sangesleistungen, nein, sie helfen dem Publikum auch beim Aufbau ebensolcher beeindruckender Muskelberge. Das geht am besten mit der Muskel-La-Ola oder der neu erfundenen Sportart Grailrobic (hierbei wird sogar der Unterzungenmuskel trainiert) - es ist ein extrem anstrengendes Programm, was die GRAILKNIGHTS ihrem Battle Choir hier auferlegen. Aber wer muskelbepackt sein will, muß leiden. Leider, leider kommt heute der böse Drache Urks nicht zum Einsatz, so daß die Recken ihren Mut gar nicht in voller Gänze beweisen können. Trotzdem will man die bunten Helden, die Farbe in die Welt des bösen, schwarzen Metals bringen, gar nicht mehr gehen lassen und fordert lautstark eine Zugabe. Die gibt es leider nicht, aber auch so hat man genug mit dem Muskelkater von der Grailrobic zu tun. Und Kinder, ihr wißt ja: Immer schön zu Hause nachmachen! (Anne)

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MAJESTY
MAJESTY plätschern an mir vorüber. Ich finde gerade alles irgendwie doof. Die Band spielt auch eher simplen Hau-Drauf-Metal zum mitschunkeln - äh -bangen. Da ich die Songs der Band nicht kenne, kann ich hier auch nicht enttäuscht werden. Sänger Tarek Maghary hat die Zuschauer jedoch von Anfang an gut im Griff. Die Songs wirken auf mich wie der Bubblegum-Metal der Achziger gepaart mit traditionellem Speed-Metal und mit starken Tendenzen an die Erfolge von KISS anzuknüpfen. Die Fans, die sich vor der Bühne versammelt haben um die Band abzufeiern, erweisen sich als äußerst textsicher. Tarek, selbst auch Mitorganisator des mittlerweile legendären „Keep It True“-Festivals,  bedankt sich artig bei den johlenden Fans und schießt noch eine Metalsalve in Form von „Thunder Raider“ vom gleichnamigen neuen Album in die Menge. Gute Hooks haben die Songs ja, sind aber sonst recht anspruchslos. Manchmal fühle ich mich sogar an J.B.O. erinnert. Dennoch grusele ich mich vor solchen Bands, denn ich fühle mich immer an die engstirnige Volksmusik-Welt erinnert. Glücklicherweise ist nach gut einer halbe Stunde Schluß nach einer nicht enden wollenden Version von „Sword And Sorcery“. Allerdings eher gezwungenermaßen. Beschwerden über das vorzeitige Ende des Auftritts von MAJESTY habe ich jedoch keine vernommen. (Andreas)

Setlist MAJESTY:
Metal Law
Make Some Noise
Into The Stadiums
Thunder Raider
Heavy Metal Battlecry
Sword And Sorcery

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VARG
VARG passen so gar nicht hinter MAJESTY und sind immer ein toller Aufreger. Entweder man liebt sie oder man lehnt sie kategorisch ab. Ich bin da gleichmütig und beobachte das Spektakel eher professionell. Die Band geht deutlich kontrollierter zu Werke, als ich das letztens noch in der Garage Saarbrücken beobachten durfte. Was mich immer ärgert ist, dass eine Band, die harte Musik mit deutschen Texten macht, fast immer auf der ONKELZ-Schiene reitet und das bis hin zu der Gestik des Sängers. Jedoch sitzt hier die Maskerade perfekt und die Songs werden routiniert heruntergespielt. VARG starten mit dem Intro „Jagt“ vom Album „Wolfskult“ um dann gleich in „Wir sind die Wölfe“ überzugehen. Sänger „Frecki“ versucht schon gleich zu Beginn, die Leute aufzupeitschen und Stimmung zu machen. Ich finde, dass die Art und der Klang der Ansagen einfach zu tollpatschig rüberkommen. Glücklicherweise werden die Zuschauer mit allzu platten Ansagen verschont, wahrscheinlich reicht die Zeit dafür nicht. Die Band kämpft sich routiniert durch ihr Programm. Der Klang ist während allen Songs recht rumpelig. Während „Apokalypse“ versuche ich von einem der umherlaufenden Crew-Pärchen zu erfahren, was mit den Fundsachen geschieht, jedoch wussten die nicht wirklich eine Antwort darauf. Wir liefen wieder zum Crew-Hauptquartier um bei dem netten jungen Mann nachzufragen, ob denn schon ein Zeitpunkt bekannt wäre, wann die Fundsachen freigegeben würden. Leider musste er uns vertrösten, da er keinen Zeitpunkt nennen konnte.
VARG wüten sich derweil durch „Nagelfar“. Etwas verantwortungslos finde ich die Aufforderung nach einer Wall Of Death zu "Blutaar" in diesem Gelände. Das wäre nicht mutig, so wie „Frecki“ meint, sondern dämlich. Dennoch machen natürlich einige „Mutige“ mit.
Abschließend werden noch alle mutigen Mädels, die sich trauen, zum Tanz zu "Rotkäppchen" auf die Bühne gebeten. Dort feiern dann überraschenderweise bemerkenswert viele Mädels mit der Band kräftig das Ende des Gigs.
Zeit, sich auf HYPOCRISY zu freuen, jedoch wird es Zeit nach dem "Fundbüro" Ausschau zu halten, denn dort sollte nach letzter Aussage der Crew um ca. 16.00 Uhr jemand sitzen. (Andreas)

Setlist VARG:
Jagt
Wir Sind Die Wölfe
Frei Wie Der Wind
Schwertzeit
Apokalypse
Nagelfar
Was Nicht Darf
Blutaar
Rotkäppchen

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HYPOCRISY
Nach den doofen VARG, die ich eher ertragen als genossen habe, kommen nun die Schweden HYPOCRISY. Und die verspeisen VARG mal locker zum Frühstück. Der Vierer hat zwar eigentlich letztes Jahr schon auf dem Metalfest an der Loreley gespielt, ist in diesem Jahr jedoch als Ersatz für ARCH ENEMY, die alle ihre Festivalauftritte absagen mußten, eingesprungen. HYPOCRISY sind eine Institution, Peter Tägtgren, der bei den heute herrschenden Temperaturen entsprechend leger gekleidet ist, braucht niemanden mehr etwas zu beweisen. Trotzdem walzen die Schweden mit unglaublicher Macht über den Felsen. Dabei hilft der wohl schönste Drumriser des Festivals. Ansagen gibt es so gut wie keine, aber wenn sich ein Herr Tägtgren dann doch mal dazu hinreißen läßt, dann läßt er die Welt auch an seiner Weisheit teilhaben und lobpreist die vielen schönen Frauen auf dem Festival für die Männer – und natürlich kriegen die Frauen auch was, nämlich „Manginas“. Heißt das nicht Penis? Oder auf was wollen Sie heraus, Herr Tägtgren? Wobei ich das vielleicht lieber nicht wissen will… (bei genauerer Überlegung meint er vielleicht Manboobs?). Das Publikum indes erscheint mir etwas träge, da könnte mehr gehen bei Songs wie „Fractured Millenium“ oder „Roswell 47“. Andererseits besteht das Set auch aus vielen neuen Songs der aktuellen Scheibe „End Of Disclosure“, vermutlich sind die meisten einfach noch nicht mit dem Material vertraut. Ob es daran liegt, daß HYPROCRISY nicht so gut sind, wie sie sein könnten? Wie auch immer, der Auftritt zwischen den doofen VARG und den mindestens ebenso doofen J.B.O. war auf jeden Fall eine mehr als willkommene, sehr positive Abwechslung. Meinetwegen können HYPOCRISY auch jedes Jahr hier spielen. (Anne)

Ich hätte HYPOCRISY auch gerne gesehen, jedoch zogen meine Frau und ich es vor, den Verantwortlichen für Fundsachen ausfindig zu machen. Ich kuckte also dann nur die ersten beiden Songs der Band und zog seufzend Richtung Besucherzentrum. Dort sollten laut Crew angeblich in dem davorstehenden Minihäuschen die Fundsachen ausgegeben werden. Da saßen wir nun, in der Nähe der abgesperrten Treppe, glotzten die vorbeifahrenden Autos an und lauschten HYPOCRISY, deren Sound recht durchdringend und  klar verständlich war. So konnte ich mir wenigstens die Songs merken. Als wir da so warteten, beluden die GRAILNIGHTS gerade ihren Bandbus und sahen ohne Kostüme wie eine Schülerband aus. Mißtrauisch wurden WIR beäugt. Wollen die Autogramme? Nee, von denen will ich sicher keins! Nachher wächst mir noch ein Einhorn oder so.
Spaßig war trotz allem zu sehen, wer hinter der Bühne rein und raus fährt und wer da von den Musiker so herumläuft. Wir bewegten uns aber nicht von Fleck, denn wir wollten ja unseren Autoschlüssel wiederhaben. Nach fast einer Stunde warten, ohne das etwas entscheidendes passierte, trabte ich zu dem netten Crew-Mitarbeiter der uns von weitem ganz verzweifelt ansah. Aber er hatte eine neue Nachricht. Die Fundsachen werden jetzt von der Polizei verwaltet und die Geldbörsen sollen von dem übrigen Kram getrennt werden. Ausgabe erfolgt am Akkreditierungshäuschen. Also schnell dahin. Dort angekommen erfuhren wir von der netten Dame, das sie unseren markanten Schlüssel in der Hand gehalten hatte. Jetzt war ich nervös wie vor einer Geburt. Es sollte noch circa eine halbe Stunde vergehen bis wir den Schlüssel in den Händen halten sollten.
Kumpels kamen vorbei und warteten mit uns gemeinsam bis zum großen Augenblick.
Als die nette Dame in dem kleinen Häusschen meiner Frau endlich den Schlüssel überreichte, war der Jubel groß. Jetzt mussten wir erstmal feiern, denn alle Last fiel wie ein großer Brocken sofort von uns. Wer will auch mit so einer Last auf einem Festival herumlaufen und fröhlich feiern? Da kommen J.B.O. und der nächstgelegene Bierstand gerade recht. Das passte wie Arsch auf Eimer, Faust auf Auge - jetzt gab es kein Halten mehr. Jetzt gehts ab. Ich belästige so ziemlich jeden in meiner näheren Umgebung mit meiner Version der Songs, die J.B.O gerade spielen. (Andreas)

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J.B.O.
J.B.O sind volle Kanne lustig. Ich mag sie aber trotzdem nicht. Denn J.B.O. sind für’s Klo. So. Und sie gehen mir schon auf den Geist, als das super nervige Intro ertönt. Der helle Wahnsinn. Was freue ich mich… Wie auch immer, es geht los mit „Bolle“ und „Ein Fest“ und ich sage meinen Hirnzellen schon mal, daß sie jetzt am besten schlafen gehen. Schlaf ist ja doch immer noch das beste Schmerzmittel. Und während ich noch mit meinem Humor kämpfe, kämpfen die Roadies der Band mit dem aufblasbaren Backdrop, das nicht so recht will, wie es soll, sich am Ende aber doch fügt (vielleicht steckte da auch der Urks von den GRAILKNIGHTS?). Während bei anderen Bands freiwillig mitgesungen wird, wird bei J.B.O. gedroht: Singt man auf Festivals nicht mit, dann sterben die Eisbären. Huh! Na, dann will ich mal schnell ein Liedchen trällern zum Wohle der Eisbären. Wie wäre es mit „Schlumpfozid im Stadtgebiet“? Da kann ich so frostig gucken, daß eine neue Eiszeit anbricht und die Eisbären sich zum Herrscher der Welt aufschwingen. Woohoo! Egal. Beim „Medtl-Geschdanzl“ muß ich dann aber doch lachen, denn dessen Text wurde aktualisiert und Berlusconi und andere Helden werden auf die Schippe genommen. Unter anderem wird Till Schweigers nächster Film wohl „Dreilochstute“ heißen (Vorsicht J.B.O.! Der macht das am Ende wirklich. Ich hoffe, ihr habt euch die Namensrechte schon gesichert). Sehr schön sind auch Mitsingspielchen à la „Männer! Und jetzt die Frauen! Und jetzt alle zusammen! Und jetzt alle anderen!“. Die Aussage, daß aus Bayern auch Gutes kommt und nicht nur der FC Bayern München, kann ich so jedoch nicht unterschreiben – und nein, ich bin kein Bayernfan. Hehe. So, und nachdem ich dann schon mal am Schmunzeln bin, freue ich mich auch über die Widmung für Jeff Hanneman. Immerhin – und das muß man mal so sagen – sind J.B.O. die einzige Band, die es an diesem Wochenende fertig bringt, was zu Hannemans Tod vor kurzem zu sagen. Als Tribute gibt es „Geh mer halt zu Slayer“, was die meisten Anwesenden am Abend dann auch wörtlich genommen haben. Ja, und die letzten drei Songs, „I don’t Like Metal“, „Verteidiger des Blödsinns“ und „Ein guter Tag zum Sterben“, die kann man dann ganz gut ertragen. Trotzdem gehen einem die immer gleichen Songs so langsam (oder auch schnell) auf den Keks. Da könnte sich die Band wirklich mal neue und auch lustige Songs einfallen lassen. (Anne)

Setlist J.B.O.:
Bolle
Ein Fest
S.P.O.R.T.
Ich möcht’ so gerne Metal hör’n
Dr. Met
Medtl-Gschdanzl
Geh mer halt zu Slayer
Schlumpfozid im Stadtgebiet
I Don’t Like Metal
Verteidiger des Blödsinns
Ein guter Tag zum Sterben

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SOULFLY
Der Auftritt von SOULFLY wird wie schon öfters mit „Prophecy“ eingeleitet um dann in „Back To The Primitive“ zu münden. Max wirkt hellwach und angriffslustig. Aber er kommt mit der tollen Möglichkeit einer „Landungsbrücke“ vor den Fans nicht ganz klar und wirkt oft etwas überfordert. Auch bei ihm ist so manches Kabel zu kurz und er sieht sehr verkrampft wie eben der schon einmal erwähnte „Hund an Kette“ aus. Ich hatte wegen meiner guten Laune ein bisschen Werbung im Vorfeld zum Auftritt von SOULFLY bei meinen Kumpels gemacht aber leider war die Band nicht so mitreißend wie sonst. Basser Tony Campos stand wie üblich mit seinem langen schwarzen Bart in der Ecke. Ausnahme-Gitarrist Marc Rizzo wollte heute einfach nicht zu seinen berühmten Lufttritten ansetzen. Trotzdem hatte ich Bock mir den Schädel zum Tribal-Metal wegzupropellern. Max schwört die Menge nochmal auf DOWN und SLAYER ein bevor der obligatorische SEPULTURA-Klassiker-Block in äußerst wütenden Versionen auf das Amphitheater losgelassen wird. Max liebt es außerdem, ständig „Deutschland“ zu rufen oder es in seine Texte einzubauen. Kann man ja mal machen aber ständig? Immerhin gibt er zu: “Mein Deutschländ is scheiße!“. Anschliessend wird man Zeuge einer Performance der Cavalera-Family. Sein Sohn Zyon malträtiert ja eh schon die Drums und dann kommen noch Igor und Richy um bei „Revengeance“ beeindruckend mitzubrüllen. Was machen die beiden Pimpfe eigentlich Zuhause im Kinderzimmer? Auf jedenfall unterhaltsam. Gloria Cavalera beobachtet das Ganze wie immer vom Bühnenrand mit Argusaugen. Max schüttelt seinen Teppich so heftig, dass man glauben möchte, dieser fliegt gleich einem Zuschauer als Souvenir in die Fresse. Nach dem letzten Hassblock, der mit „Roots Bloody Roots“ beginnt und mit Singspielchen a la „ole ole oleooleeolleeolee“ endet, ist dann nach guten 50 Minuten Schluss mit dem Teppich-Verkauf. Respekt vor der Energie, die in diesem kaputt aussehenden Mann steckt. (Andreas)

Setlist SOULFLY:
Prophecy
Back to the Primitive
Downstroy
Seek 'N' Strike
Refuse/Resist
Arise
Resistance/World Scum
Straighthate
Revengeance
Roots Bloody Roots
Jumpdafuckup/Eye For An Eye

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ACCEPT
ACCEPT gehören zu den Bands, die ich gar nicht mag. Ich kann die auf Platte einfach nicht ertragen. Schon gar nicht die Alben mit Udo Dirkschneider, denn dessen Stimme läßt mich gruseln. Grauenvoll. Nee, geht gar nicht. So. Und jetzt stehe ich hier und soll was über die schreiben. Und, was soll ich sagen? Scheiße, sind die geil! Mit Ansagen hält sich Sänger Mark Tomillo zwar ziemlich zurück, dafür wird von der Band (insbesondere von Wolf Hoffmann und Hermann Frank) gepost was der Körper hergibt. Und das Publikum geht gnadenlos mit. Da werden aufblasbare Gitarren ausgepackt, da wird um die Wette gepost, es werden Fäuste gereckt und jeder einzelne Song mitgesungen. Das Amphitheater ist proppenvoll und von der Stimmung her kommt es an die BLIND GUARDIAN-Show vom letzten Jahr ran. Gefühlt sind alle Festivalbesucher anwesend und alle singen mit. Die ACCEPT-Show mutiert zu einer einzigen großen Metalparty auf der Loreley. Bei Klassikern wie „Princess Of The Dawn“ kann man da auch kaum wiederstehen. Natürlich gibt es am Ende auch das unvermeidliche „Balls To The Wall“, dessen Refrain 1000fach mitgesungen wird. Die Band selbst präsentiert sich sehr professionell, zeigt aber auch, wieviel Spaß sie selber an dem Auftritt hat. Also, wenn ACCEPT live immer so sind, werde ich mir die Band noch öfter ansehen. Bisher hatte ich das immer vermieden, da mir die Truppe auf Platte so gar nicht zusagt. Aber man lernt ja nie aus. (Anne)

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DOWN
Wie immer furzcool stampfen DOWN auf die Bühne. Wie schon öfter starten sie mit „Eyes Of The South“ und drücken anschließend „Witchtripper“ in die Gehörgänge der Anwesenden. Der Sound ist wie immer ultra-drückend. Das macht jetzt schon großen Spass den Jungs beim abrocken zuzusehen. Phil zog seine Version einer Metalperformance durch und ist bestens aufgelegt. Auch stimmlich hat er heute einiges zu bieten. Kirk ist wie immer Ziel von Phils Späßen.
„Lysergik Funeral Procession“ widmet Phil Jeff Hanneman und nennt ihn „our fallen brother“. Da würde ich ihm gerne die Meinung geigen. Was soll der Scheiß, sind die alle so betriebsblind? Immerhin gibt es überwiegend lustige Begebenheiten ohne Fremdschämmomente. So fordert Phil die Leute zum Headbangen bei „Ghosts Along The Mississippi“ auf. Die hinteren Reihen bezieht er besonders ein und erklärt ihnen, dass sie nicht müde herumstehen sollten oder als würden sie sich langweilen, sie sollten dann wenigstens die Arme verschränkt, die Unterlippe nach vorne geschoben, mitnicken. Er wüsste ja, dass sie schon den ganzen Tag da wären.
Die Band, bis auf Drummer Jimmy Bower, nutzt den Steg intensiv und die Musiker suchen mehr als einmal den Kontakt zu den Fans in den ersten Reihen.
Nach „Losing All“ rekapituliert Phil erstmal und schaut sich die Leute im gut gefüllten Rund an. Bei seiner Frage, wie viele wahre DOWN-Fans denn anwesend seien, melden sich nicht genug um Phil zufrieden zu stellen und so beschimpft er den Rest. Und meint triumphierend: „fuck you“ (singt) „i got the microphone!“ Sehr lustig, das Ganze. Traditionell wird nun „Stone The Crow“ zelebriert und das Konzert wird wie jetzt schon öfters gesehen mit „Bury Me In Smoke“, bei dem die Band nach und nach durch Roadies oder Freiwillige ersetzt wird, beendet. Nach einer großen Verbeugung ziehen die fünf Burschen, der derzeit angesagtesten Supergroup, jedoch nicht ohne „...and she’s buying a stairway to heaven“ anzustimmen, von dannen. Insgesamt boten DOWN mal wieder ein Rundum-Sorglos-Paket für den geneigten Fan. (Andreas)

Setlist DOWN:
Eyes Of The South
Witchtripper
Lifer
Lysergik Funeral Procession
Hail The Leaf
Ghosts Along The Mississippi
Pillars Of Eternity
Losing All
Stone The Crow
Bury Me In Smoke

live 20120621 0907live 20120621 0915

 

SLAYER
Ganz ehrlich? Ich will SLAYER nicht sehen. Das liegt unter anderem daran, das DOWN mich mit ihrem Gig sehr begeisterten und auch daran, dass nach dem Tod Jeff Hannemans ich nicht der Meinung bin, dass die Band um Araya und Kerry einfach so zum Tagesgeschehen übergehen sollte, als wäre alles in Butter. Nichts gegen Bostaph und Holt, die sind absolut fantastische Musiker. Naja, aber was sollen SLAYER machen? Sich auflösen, das geht auch nicht so einfach. The Show must go on - so wie bei METALLICA und jeder großen erfolgreichen Band auch. Immerhin: sie hatten das Backdrop in bekannter Jeff Hanneman-Optik gestaltet und das erinnert natürlich an eine bekannte niederländische Brauerei. Nichts gegen Bier, aber Jeff starb bekanntermaßen an einer Leberzirrhose und nicht an dem Spinnenbiss. Alkoholsucht ist nicht Rock’ n Roll und darum wird das Thema gerne schöngeredet („im Kampf gefallen“, „Our fallen brother“ und so ein Scheiß), und nicht etwa auf Gefahren beim Missbrauch hingewiesen. Wollt ihr großartige Musiker wirklich so enden sehen? Ich nicht! SLAYER starten mit „World Painted Blood“ in ihr Set, trotzdem war ich nicht in Stimmung und so gehen wir mit SLAYER im Ohr zum Busparkplatz.  
Dort angekommen, stiegen wir in den dort bereitstehenden Bus. Der junge Busfahrer begrüßt uns sehr höflich und erkundigt sich, wie wir das Festival soweit finden. Wir geben bereitwillig Auskunft und erzählen vor allem von unserem Abenteuer. Der junge Mann lobt die Metal-Fans wegen ihres guten Benehmens und gibt uns zu verstehen, dass nicht alle Konzerte so gemütlich verlaufen wie das METALFEST. Er erzählt von arroganten und pöbelnden GRÖNEMEYER-Fans, die einen den Glauben an die Menschheit verlieren lassen würden. Kurz darauf meinte er, dass sein Vater, der Chef des örtlichen Busunternehmens gleich hochgefahren käme und wir doch mit ihm mitfahren könnten, denn er würde jetzt noch nicht so schnell losfahren. Gesagt – getan! Schwupps sitzen wir im Privatauto, eines sehr freundlichen älteren Herren, mit dem wir uns die ganze Fahrt über das Festival als solches und die Festivals auf der Loreley im allgemeinen unterhalten. Er erzählt von den zu bewältigenden Aufgaben bei der Planung und der Umsetzung und ich bin beeindruckt von den Helfern und Planern rund um die Loreley, die wohl überwiegend aus der Gegend stammen. Mir fallen da gleich einige Parallelen zu Wacken ein. Warum auch nicht. Es ist sicher vieles leichter zu Organisieren, wenn man die örtliche Infrastruktur mit einbindet bzw. in Teilen die Planung und Ausführung überlässt. Diese Art Festival sollte aber auch nicht unbekannt sein, denn schon in den glorreichen Achtzigern wurden auf der Loreley Metal-Festivals veranstaltet. Am Bahnhof angekommen, steht auch schon die Fähre parat. Deutlich entspannter, als noch am Vortag fahren wir zum Hotel zurück. Der Wind weht leise, aber deutlich vernehmbar, SLAYER über den Rhein. (Andreas)

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