Rock Hard Festival 2012 (25.05. - 27.05.2012, Gelsenkirchen)

rockhardfestival2012Das Rock Hard Festival feiert in diesem Jahr seinen 10. Geburtstag. Seit 2003 findet es regelmäßig im Amphitheater in Gelsenkirchen statt und hat sich in der Metalszene einen Namen gemacht. Das Festival glänzt vor allem mit einer illustren Auswahl an Bands, die man nicht auf jedem x-beliebigen Festival zu sehen bekommt; aber auch damit, daß es nur eine Bühne und somit keinerlei Überschneidungen gibt. Idyllisch direkt am Rhein-Herne-Kanal gelegen, zählt das Gelände außerdem zu einem der schönsten Festivalgelände Deutschlands. Und während Kollege Tutti schon von Anfang an von dem bunten Treiben im Amphitheater berichtet, schaffe ich es dieses Jahr zum ersten Mal wirklich auf das Festival (ich war zwar 2010 schon einmal für einen Tag da, aber ein Tag ist kein Festival und zählt deshalb nicht). Ich wollte zwar eigentlich schon seit der ersten Ausgabe mal hin, nur irgendwie hat es einfach nie hingehauen. Aber jetzt! (Anne)
Willkommen zum mittlerweile 10. Rock Hard-Betriebssportfest! Was ein großartiges Festival! Wie eine ausartende spätpubertäre Klassenfahrt mehrerer Klassenstufen! (Andreas)




DEATHFIST
Opener bei einem Festival zu sein ist oft eine eher undankbare AUfgabe. In diesem Jahr durften DEATHFIST sich dieser Herausforderung stellen. Die Band die 2008 von den beiden ehemaligen Mortal Remains Mitgliedern Corinna und Markus gegründet wurde fur musikalisch direkt mal schwere Geschütze auf. Mit ihrem rifflastigem Thrash Metal gelang es der Formation das schon überraschend gut gefüllte Amphitheater zumindest zum Köcheln zu bringen. Nicht ganz schuldlos daran dürfte auch Frontdame Corinna sein. Das kleine Energiebündel hat eine erstaunliche Bühnenpräsenz. Musikalisch war mit Songs wie "Deathfist", "Hell Is Here" und dem frisch aus dem Proberaum mitgebrachten "Slaughter Of Death" auch Feinkost angesagt. Daumen hoch und sicher einer der besten Opener bisher. (Tutti)

Deathfist


JEX THOTH

Dann war erstmal sattes Kontrastprogramm angesagt. 2007 war es als die Band Totem ihren Namen in JEX THOTH änderte. Eine stilistische Änderung gab es damals nicht, seit jeher ist psychedelischer Doom Metal angesagt. Wenn man mit der richtigen Einstellung an so einen Gig rangeht kann sowas auch auf einem Festival funktioniert. Mit hat es jedenfalls gut gefallen. Mit "Seperated At Birth" und "Warrior Woman" waren aber meine beiden Favoriten in der Setlist. Aber unabhängig davon ein sehr interessanter Gig. Frontfrau Jessica "Jex" Thoth erwieß sich als ungemein ausdrucksstarke Sängerin die mit ihren eigenwilligen, aber zur Musik passenden, Bewegungen schnell zum Blickfang wurde. Ansonsten passierte aber ohnehin nicht viel, was bei den ruhigen Klängen der Band aus San Francisco aber auch nicht weiter verwundert. Etwa 45 Minuten waberte sowas wie eine Art 'Hippieatmosphäre' durch das Amphitheater. Auf jeden Fall stark! (Tutti)

Setlist JEX THOTH:
Kagemni
Stone Evil
Obsidian Night
Raven Nor The Spirit
Slow Rewind
Seperated At Birth
Nothing Left To Die
Warrior Woman

Jex Thoth


RAM

Unter RAM konnte ich mir nix vorstellen bis ich sie gesehen hatte: Standard True Metal der langweiligsten Sorte. Der Drummer war einen Hingucker wert, denn mit seinem schmerzverzerrten Gesicht müsste er schon ein bißchen mehr an den Drums bieten. Ja gut, sie machten ihre Sache ganz ordentlich, denn ich konnte im Publikum etliche Fans mitsingen sehen. Die Band kam gut an, hat aber keine echten Hits oder Überraschungen auf der Bühne zu bieten. (Andreas)
Mich konnten RAM auch nicht überzeugen, obwohl ich sie besser fand als noch im Januar auf dem Metal Assault, wo sie mit einer – ähem – „special show“ glänzten. Man muß der Band jedoch zugestehen, daß sie am Anfang mit einem wirklich üblen Sound zu kämpfen hatte, bei dem der Bass dermaßen wummerte, daß man husten mußte. Auch hatte man den Eindruck, daß Sänger Oscar Carlquist sich zu Beginn überhaupt nicht hörte, so seltsam wie er sang. Man muß der Band aber zugute halten, daß sie gegen Ende doch deutlich besser wurde. Ihre Fans gingen auch ordentlich mit, das Gros der Zuschauer saß jedoch auf den Rängen. (Anne)

Setlist RAM:
Flame Of The Tyrants
Awakening The Chimaera
In Victory
Sudden Impact
Forced Entry
I Am The End
Under The Scythe
Machine Invaders
Infuriator
RAM


KRISIUN

KRISIUN sind jetzt dran. Die drei Brüder bauen fast alles selbst auf und sind so die ganze Zeit vor dem eigentlichen Auftritt auf der Bühne, stimmen die Instrumente und machen Soundcheck. Es sind noch viele Leute am Bierstand um Kraft zu tanken und so ist es vor der Bühne noch relativ leer. Zeit, sich einen Platz in der ersten Reihe zu sichern. KRISIUN gehen nur kurz von der Bühne um dann gleich wieder zurückzukommen um ordentlich Arsch zu treten. Anfangs wirkt die Band noch etwas nervös, aber als die ersten Leute vom Bierstand zurück sind und einen Moshpit bilden, gehen die drei Hyperspeed-Deather erst richtig ab und freuen sich einen Ast! Sie bekommen so viel Zuspruch und Zugaberufe, dass sich Sänger und Basser Alex mehrmals bei allen bedankt. Außer Drummer Max bewegt sich eigentlich kaum jemand auf der Bühne, auch so eine Art Show. Dafür ist dann vor der Bühne umso mehr los. Wer dem technischen Rasen etwas abgewinnen kann, dreht sich die Rübe vom Kopf! Nach dem Drumsolo, das in die Zugaben übergeht, erscheint auch Bobby am Bühnenrand und starrt auf den Ausnahme-Drummer als hätte er so etwas noch nie zuvor gesehen! Tja, so spielt man Drums lieber Bobby! Mit "King Of Killing" beenden KRISIUN ihr Set und entlassen glückliche und ausgepowerte Death Metal Fans aus dem Pit. Da möchte ich auch gleich ein fettes Danke an Frank Albrecht aussprechen, der KRISIUN ins Billing aufgenommen hat.
Hervorragende und vorbildliche Security! Sie blieben stets professionell und schreckten auch vor den dicksten Brocken von Crowdsurfern nicht zurück. Alle StagediverInnen wurden sanft am Gitter abgeholt und zu Boden gebracht. Auch wenn sie so manchem dem den Ausgang mehr als einmal zeigen mussten. (Andreas)

Setlist KRISIUN:

Ominous
Combustion Inferno
The Will To Potency
Vicious Wrath
Vengeance’s Revelation
Descending Abomination
Hatred Inherit
Slain Fate
Ravager
Bloodcraft
Kings Of Killing

Krisiun


KVERLERTAK

KVELERTAK machen rotzigen Metal mit Knüppel-aus-dem-Sack-Einlagen - Ass fuck! Die Typen geben mit ihren anfangs drei (!) Gitarren auf der Bühne alles! Da sind auch schon mal unfreiwillige Stunteinlagen zu bewundern à la Handstandüberschlag, denn Sänger Erlend ist beim Opener „Sjøhyenar (Havets Herrer)“ dermaßen am bangen, daß er sich mit dem Schwung rückwärts auf die Bühne legt, steht aber sofort wieder senkrecht als wäre das so geplant gewesen. Die Menge vor der Bühne tobt und grölt mit - woher die wohl alle Norwegisch können? Da die Band für 75 Minuten geplant ist, haben sie also genug Zeit, fast ihr komplettes selbstbetiteltes Album zu spielen plus einem neuen Song namens "Spring". Die Newcomer liefern eine perfekte Show ab! Die wilde Mischung aus Thrash, Black Metal und Punk kommt bei Publikum sehr gut an und es gibt schnell einen Circlepit und zahlreiche Crowdsurfer. Die Jungs von KVELERTAK sprühen so dermaßen vor Energie und Selbstbewusstsein, das es nicht lange dauert und Sänger Erlend Hjelvik und später einer der Gitarristen mitten in der tobenden Menge steht und in dieser nochmal ordentlich Gas geben. Der auf der Bühne verbliebene Rest der Band übt sich in synchronem Gitarrenschwingen und Drumriser-Jumps. Durch ihren minimalen Technikeinsatz in Form von kleinen Orange Stacks und dem übersichtlich gehaltenen Drumset, ist auch reichlich Platz auf der eh schon großzügig bemessenen Bühne, um ordentlich die Sau raus zu lassen. Noch vor Ablauf der Spielzeit ist die Band mit ihrem Set durch, das von Anfang bis Ende einen Energielevel von 100% hatte. Da darf man dann auch schon mal erschöpft und glücklich von der Bühne gehen. Für mich war die Band, die ich bislang nur vom Hörensagen kannte, DIE Überraschung an diesem Tag und im Nachhinein betrachtet, des gesamten Festivals. Von KVELERTAK wird man sicher noch eine Menge hören. (Andreas)

Setlist KVERLERTAK:

Sjøhyenar (Havets Herrer)
Fossegrim
Blodtørst
Sultans Of Satan
Spring
Likorn
Offernatt
Ulvetid
Nekroskop
Ordsmedar Av Rang
Mjød

Kverlertak


TURBONEGRO

TURBONEGRO! Wie lange versuche ich schon diese Band live zu sehen? Es dürften so 15 Jahre sein. Jahrelang hoffte ich auf ein Konzert in der Heimat, und als es endlich soweit war, war ich auf dem Summer Breeze. Beim zweiten Mal war ich in – Norwegen. Und die Band im Saarland. Super Timing nennt man das wohl. Egal, jetzt sind wir beide im Amphitheater Gelsenkirchen, und jetzt werde ich endlich, endlich die Norweger live erleben können. Die haben mittlerweile mit Tony Sylvester alias dem Duke Of Nothing zwar einen neuen Sänger, aber der scheint ja ganz gut zu sein. Ich bin gespannt. Mit „All My Friends Are Dead“ startet die Band unheimlich stark in ihren Auftritt und als als zweiter Song „Back To Dungeree High“ vom 98er Album „Apocalypse Dudes“ folgt, gibt es vor der Bühne kein Halten mehr. Die Stimmung im Publikum ist von Anfang an großartig, es wird gepogt, was das Zeug hält, natürlich mit dem Höhepunkt bei „Get It On“. Einen leichten Dämpfer bekommt die Stimmung aber doch, da ganze 6 Songs vom neuen Album „Sexual Harassment“ gespielt werden, das erst am 13. Juni erscheint. Schön aber dafür die Ankündigung von „Shake your Shit Machine“: „Now it’s party time! Schütteln Sie die Scheißemaschine!“ Aber immerhin kann man sagen, daß man sich das neue Album auf jeden Fall zulegen kann, denn schlecht sind die Songs so beim ersten Hören nicht. Aber mutig ist das schon, so viele unbekannte Songs zu spielen, zumal auf einem Festival. Gleichzeitig kann man aber auch feststellen, daß Tony Sylvester (den man in Deutschland erst zum zweiten Mal überhaupt mit der Band zu sehen bekommt), eine ausgesprochen gute Figur macht und auch von den Fans voll akzeptiert wird. Von Happy Tom wird er gar als Retter des Death Punk angekündigt. Und neben dem Singen kann er auch noch mit ausgesprochen guten Reaktionen glänzen, als er einen auf die Bühne geworfenen Becher aus der Luft ins Publikum zurücktritt. Dafür lügt er dem Publikum aber auch ganz schön dreist ins Gesicht: „You’re the most beautiful people I have seen in my life!“ Wer’s glaubt, wird selig…hehe. Insgesamt bietet das Set für den Altfan zuviel neues, erst im Zugabenblock wird dieser mit „The Age Of Pamparius“, „The Prince Of The Rodeo“ und dem unverzichtbaren „I Got Erection“ bedient. Da aber viele, die TURBONEGRO erst in den letzten Jahren kennengelernt haben, sehr begeistert waren, will ich mich hier nicht weiter beschweren. Die Norweger waren einfach nur großartig.

Setlist TURBONEGRO

All My Friends Are Dead
Back To Dungaree High
You Give Me Worms
I Got A Knife
T.N.A. (The Nihilistic Army)
Get It On
Denim Demon
Mister Sister
Shake Your Shit Machine
Hello Darkness
Do You Do You Dig Destruction
Wasted Again
Fuck The World (F.T.W.)
Turbonegro Must Be Destroyed
-------------------------------------------
The Age Of Pamparius
The Prince Of Rodeo
I Got Erection

Turbonegro



DR. LIVING DEAD!
Seit 2007 werkeln nun bereits DR. LIVING DEAD! rum. Eine besondere Eigenständigkeit kann man der Band nicht unbedingt unterstellen. Das ganze ist sehr von Suicidal Tendencies beeinflusst. Für Fans also gleich mal ein wichtiger Termin zu früher Mittagsstunde. Die Schweden ließen, ähnlich wie ihre Vorbilder, nichts anbrennen. In der Mittagssonne war also Vollgas angesagt. Bei einer Spielzeit von 40 Minuten musste das auch sein. Umso unverständlicher das mit einem ausufernden Intro soviel Zeit verschenkt wurde. Da wäre noch mehr drin gewesen, allerdings wurde bis auf die Songs "Kindergarten Cop" und "You're Not The Law" auch so das komplette Album "Dr. Living Dead" gespielt. Also der Gig von den mit Totenkopfmasken ausgestatteten Herren war schon stark. Im Publikum bildete sich entsprechend auch immer wieder ein ordentlicher Moshpit. (Tutti)

Setlist DR. LIVING DEAD!:
Intro
World War Nine
Slime From Above
Hard Target
Gremlins Night
Revenge On John
Dead End Life
My Brain Is For Sale
Streets Of Doc Town
Kill Me!
Chucky
Feeding The Cyco
UFO Attack
Reptiles Beneath
Dr. Living Dead
Outro

Dr. Living Dead!


MOTORJESUS

Daß MOTORJESUS auf dem diesjährigen Rock Hard Festival spielen, hat einen ganz besonderen Grund: Festivalbesucher hatten eine Unterschriftenaktion gestartet und damit die Rock Hard-Redaktion überzeugt, daß die Mönchengladbacher unbedingt im Amphitheater spielen müssen. Gesagt, getan, hier sind MOTORJESUS. Und die beweisen von Anfang an, daß sie hier ausdrücklich erwünscht sind, denn schon beim Intro können sie ihren ersten Stagediver verzeichnen – und das vor 14:00 Uhr. Andererseits wird seitens der Band aber auch viel mit Bestechung gearbeitet. Denn Sänger Chris Birx hat sich von Tom Angelripper bezüglich der Gepflogenheiten im Ruhrpott informiert und deshalb dem Publikum eine Tüte Bier mitgebracht. „Es ist warm und die billigste Plörre, die ich finden konnte!“. Trotzdem werden ihm die Dosen aus der Hand gerissen. Genau wie die Jägermeisterminis „Aber Vorsicht, die hab‘ ich aus Mamas Kühlschrank geklaut und die könnten noch aus den Achtzigern sein! Und die sind aus Glas, als seid vorsichtig, sonst krieg ich hier Mecker von den Securities!“ Neben jede Menge labern und wie ein Honigkuchenpferd grinsen können die Jungs aber auch richtig gut Stimmung machen, wobei das Gros der Song vom noch aktuellen Album „Wheels Of Purgatory“ stammt. Z.B. „Motor Discipline“, ein „Song über dicke Autos, Frauen, Bäume…eben alles, was dick sein kann“. Oder so ähnlich. Daß MOTORJESUS auf dem Boden geblieben sind, merkt man Sänger Chris immer wieder an „Wir, auf einer Bühne mit den Großen, sonst spielen wir immer im JUZ!“ (wobei ich die Band auf kleinen Bühnen besser finde) und kündigt an, heute Abend bei „Bolzenwerfer“ in der Menge zu stehen. Die Band, die beim Publikum richtig gut ankommt, beendet ihren Auftritt mit einem kurzen Covermedley, bestehend aus „Rock You Like A Hurricane“ und „TNT“, , das in „A New War“ eingeflochten wird und welches vom kompletten Amphitheater in beeindruckender Lautstärke mitgesungen wird. Mit Standing Ovations wird die Band schließlich von der Bühne geleitet. Wenn das mal kein Erfolg war, dann weiß ich auch nicht. MOTORJESUS haben wieder einmal bewiesen, daß sie eine hervorragende Liveband sind. (Anne)

Setlist MOTORJESUS:
Dirty Pounding Gasoline
Legion Of Rock
Motor Discipline
Fist Of The Dragon
Fuel The Warmachine
King Of The Dead End Road
Hammer Of The Lord
A New War
Motorjesus


PORTRAIT

Die nächste Band bei der man die Einflüsse deutlich heraushört. PORTRAIT werden ganz gerne mit Mercyful Fate verglichen. Nicht ganz zu unrecht, Frontmann Per Karlsson klingt schon ein wenig wie der King. Vor allem ist er dabei aber auch nicht weniger ausdrucksstark. Ein echtes Pfund mit dem die Band punkten kann. Gut das er wieder an Bord ist. Nur so klingen die Songs auch wirklich gut. Starke Songs wie "Beast Of Fire" oder auch "Darkness Forever" möchte ich anders gar nicht hören. Leider wurde beim Rock Hard Festival für meinen Geschmack zu sehr auf das aktuelle Werk "Crimen Laesae Majestatis Divinae" gesetzt. So gut es auch sein mag, ein Meisterwerk wie "Consecration" hätte den Gig sicher noch etwas besser gemacht. Aber auch so eine staustarke Vorstellung und sicher einer der Gewinner des Festivals. (Tutti)

Portrait


HELL

So, jetzt kommt POWERWOLF dran oder was? Ach nee, das ist HELL. Mich hat die Bühnendekoration jetzt etwas verwirrt. Meine Frau mault, es ist heiß, aber ich will die mal live sehen. Nur so kann ich mir ein Urteil bilden. Die gehypte Band, die in den 80ern nur ein Demo rausbrachte und jetzt von Andy Sneap produziert wurde. Noch so ein Götz-Favorit. Los geht die Show mit viel Pomp und großen Gesten von Sänger und Prediger David Bower. Der Rest der Truppe übt sich in einstudiertem aber stilsicherem Gepose, was mir eigentlich, unabhängig von der Musik, ganz gut gefällt. Ich stehe ja auch genügend weit weg, nämlich am Soundzelt, so fällt mir die schlechte Schminke der älteren Herren nicht auf. Die konnte man ja schon auf zahlreichen Bildern und in dem Promo-Video sehen. Tut mir leid, aber da sehen alternde Zirkusclowns besser aus! Da man aber hier beim Liveauftritt von HELL ist, hat man die roten Pappnasen zu Gunsten der Theatralik (man ist ja BÖSE), weggelassen. Ich finde, mit Pappnase wäre es "böser" rübergekommen! Leider gibt es aber bei dieser Poser - ich meine Metal - Operette keine Überraschungen. Der Frontclown zieht sich bei jedem Song um oder aus, einmal mit Blut und Peitsche, einmal mit Umhang und Pestmaske. Er steigt auch gerne in der Graben um die Fans in der ersten Reihe zu segnen oder ihre Seele zu retten - was auch immer. HELL sind musikalisch nicht für jeden was. Ich finde die Songs live noch schlechter als auf Platte und der schrille Sprechgesang nervt eher, als dass er begeistert. Ein Hingucker sind sie allemal, denn ihre Show gleicht einer Theateraufführung. Dieser Eindruck wird von den fast gesprochenen Songpassagen, die sich Sänger und Gitarristen teilen, und den ausdrucksstarken Gesten des Sängers noch verstärkt. Wirklich verstehen oder dazu abgehen geht nicht wirklich. Es war auch nur direkt vor der Bühne Publikum, auf den Rängen waren nur Leute, die gerade da waren, ansonsten ging die Marschrichtung eher zum Bierstand. Ob die Band so eine erfolgreiche Karriere starten und dauerhaft vor Publikum bestehen kann, wage ich zu Bezweifeln. (Andreas)

Setlist HELL:

Let Battle Commence
On Earth As It Is In Hell
Plaque And Fyre
The Quest
The Oppressors
Blasphemy And The MAster
MacBeth
Save Us From Those Who Would Save Us

Hell


UNLEASHED

UNLEASHED sind sympathisch nervös. Als sie während ihrem Intro auf die Bühne stampfen schauen sie sich die Menge davor genau an. Die ist jedoch bis zum Anschlag auf UNLEASHED gespannt und tobt beim Eingangssong "This Is Our World Now" sofort los. Mit "Fimbulwinter" bekommt man im Anschluss den ersten Song vom aktuellen Album "Odalheim" um die Ohren, und der ist live genauso genial wie auf Platte. Nach allerlei Singspielchen mit dem Publikum zu Klassikern wie "Hammer Battalion" und „Death Metal Victory", inklusive dem riesigen Trinkhorn, überreicht von Frank Albrecht und in einem Zug geleert von Johnny, die traditionell auf JEDEM Gig bis zum Exzess ausgedehnt werden, ist eigentlich laut Abfahrplan schon nach 45 Minuten Schluss. Die Band ist aber dermaßen in Fahrt, dass sie davon nix mitbekommt und keinerlei Anstalten macht von der Bühne zu gehen. Johnny will gerade zwei weitere Songs als Zugabe ankündigen, als er jäh von einem Typen, der vom Bühnenrand auf ihn zustürzt, unterbrochen wird. Der Typ tippt auf seine Uhr und gibt zu verstehen dass jetzt Schluss ist. Johnny kuckt kurz in die Menge und spricht den angefangenen Satz mit den Worten "...gibt's dann bei nächsten Mal wenn wir im Herbst auf Tour gehen!" Situation sehr gut gerettet! Tschüss und Prost! Ein kompakter Auftritt der sehr viel Spaß gemacht hat und auch wieder Frank Albrecht zu verdanken ist, der ein paar mehr Death Metal Bands buchen durfte und als Sahnehäubchen obendrauf gibt‘s später dann noch BOLT THROWER, sogar als Headlinier. („The Great Battle Of Odalheim“ und „Execute Them All“ wären übrigens die Zugaben gewesen). (Andreas)

Setlist UNLEASHED:

This Is Our World Now
Fimbulwinter
Victims Of War
Wir Kapitulieren Niemals
Long Live The Beast (Rock Hard)
Hammer Battalion
The Immortals
In The Name Of God
Into Glory Ride
Death Metal Victory

Unleashed


TANKARD

DIE Partyband unter den Thrashkapellen dieser Welt ist zweifellos TANKARD. Für so ein Jubiläumsfestival passen die Fankfurter natürlich wie die berühmte Faust auf's Auge. So war dann auch 60 Minuten Party pur angesagt. Gerre legte auf der Bühne Kilometer ohne Ende zurück und wirkte nach seiner Diät (er hat 69 kg abgenommen) dabei so rank und schlank wie ... ja wie noch nie. Einigen Fans in der ersten Reihe wurde von einer Dame Freibier serviert. Passt also alles. Natürlich gab es auch noch was auf die Ohren. Eine Menge Klassiker und einige die es vielleicht noch werden. Natürlich kann nicht jeder Wunsch erfült werden, auf "Maniac Forces" wartete man zumindest mal vergebens. Vom noch in diesem Jahr erscheinenden Album "A Girl Called Cerveza" gab es auch noch keinen Song zu hören. Letztlich zählte einfach nur die Party und die war mehr als gegeben. Daumen hoch! (Tutti)

Setlist TANKARD:
Time Warp
Zombie Attack
The Morning After
Rules For Fools
Slipping From Reality
Stay Thirsty!
Minds On The Moon
Chemical Invasion
The Beauty And The Beast
Rectifier
Freibier
Die With A Beer In Your Hand
(Empty) Tankard

Tankard


PSYCHOTIC WALTZ

PSYCHOTIC WALTZ werden von Michael Rensen als beste Progressive Band der Welt angekündigt. Nun ja, da kann man guten Gewissens geteilter Meinung sein. Der Platz vor der Bühne ist gut besucht und auch auf den Rängen wird's etwas enger. Ich habe mir einen Platz rechts auf den Rängen gesucht. Ich merke aber beim Rüberlaufen, dass der Sound vorne mittig genauso schlecht ist wie rechts. Schade, denn die Musik, die PSYCHOTIC WALTZ zelebrieren, benötigt einen transparenten Sound! Der Gesang schwankt stark im Pegel und klingt zusätzlich verwaschen, weil Sänger Devon Graves seine zahlreichen Bodeneffekte, die er mit den Füßen bedient, auch reichlich einsetzt. Ich vermute mal dass es vor der Bühne besser klingt, denn die Leute gehen mächtig ab und feiern jeden Song. Die Band startet nach dem Intro "Sleeping Dogs" vom Wahnsinns-Album "Into the Everflow" gleich in "Ashes". Gleich im Anschluss gab es noch "Out Of Mind" und "Tiny Streams" vom gleichen Album, so wie ich es noch im Ohr hatte. Das Album habe ich damals, als es herauskam, sehr oft gehört. Das war doch schon mal toll, auch wenn sich die Leute um mich herum in allerlei Verrenkungen, nicht Gähnen zu müssen, verstrickten. Äktschn ist auf der Bühne keine, dafür umso mehr Virtuosität, von der sich einige Bands mal ‘ne Scheibe abschneiden können. Klar ist der Stil nicht jedermanns Sache, aber wenn man Jethro Tull mag und alte Genesis kennt und diese beiden in den Metal-Topf wirft, hat man eine Band wie PSYCHOTIC WALTZ. Vergleiche zu DREAM THEATER mag ich nicht, denn das ist nochmal eine weitere Richtung im sogenannten Prog-Metal. Schade, dass "Into The Everflow" nicht komplett durchgespielt wurde. Aber man hat ja genügend livetaugliche Songs in petto und so kommt als nächstes "In This Place" vom 1990er Album "A Social Grace". Bei aller Nostalgie werden aber auch neuere Songs zum Besten gegeben. "Morbid" wird von Devon in etwa so angekündigt: "wir haben auch einen dunklen Song, aber nicht so dunkel und gewalttätig wie andere Bands sondern PSYCHOTIC WALTZ-Style" was mit kräftigen Applaus bejubelt wird. In den 75 Minuten Spielzeit bedankt sich Devon mehr als einmal bei den Fans und auch beim Rock Hard Team, das ihnen den Auftritt auf dem Festival ermöglicht hat. Er bedankt sich aber auch bei seinen Bandkollegen, weil sie sich bereit erklärt haben, auf dem Rock Hard Festival aufzutreten. Es wird gemunkelt ein neues Album sei in der Mache. Wir werden sehen! (Andreas)
Größtenteils stimme ich mit Andreas überein, aber ich finde die Band – vor allem im Vergleich mit der Tour im Frühjahr 2011 – ziemlich enttäuschend. Der schlechte Sound hat ein übriges getan, so wurde die Band mit der Zeit einfach nur langweilig und das sah man auch an den Zuschauerreaktionen. PSYCHOTIC WALTZ haben das Amphitheater regelrecht leergespielt und hatte deutlich weniger Zuschauer als UNLEASHED und andere Bands vor ihnen. Bitter und traurig, aber wahr. (Anne)

Setlist PSYCHOTIC WALTZ:

Sleeping Dogs (Intro)
Ashes
Out Of Mind
Tiny Streams
In This Place
Mosquito
Faded
Freakshow
Haze One
Into The Everflow
Another Prophet Song
I Remember
Morbid
Halo Of Thorns
Nothing

Psychotic Waltz


BOLT THROWER

Die derzeit größte Death Metal Band des Planeten ist ohne Zweifel BOLT THROWER. Nicht zuletzt weil die morbiden Engel sich mit ihrem letzten Album selbst ein Bein gestellt haben. Die Briten hingegen liefern Qualität auf Qualität ab und auch live walzen sie noch immer alles nieder. Auch das Amphitheater durfte mal wieder dran glauben. Dafür braucht das Death Metal Urgestein nicht viel. Es reicht ein halbwegs ordentlicher Sound, etwas Nebel und eine auf's wesentliche reduzierte Lightshow. Die Herrschaften kann dann niemand mehr stoppen, nicht mal der Alkohol der wohl dafür verantwortlich war das Frontmann Karl Willetts gegen Ende des Gigs aus dem Gleichgewicht geriet. Ansonsten war halt wie üblich Dauerheadbanging vor und auf der Bühne angesagt. Wieder eine gelungene Vorstellung und die Death Metal Fans dürften damit ruhig gestellt worden sein. Besonders viel Death Metal gab es an dem Wochenende ja nicht. (Tutti)

Bolt Thrower



ALPHA TIGER
ALPHA TIGER sind anders. Bzw. sie sehen anders aus. Aber sie haben auch viele Fans mitgebracht und so erlebt man denn zu früher Morgenstund‘ den absoluten Legginsoverkill mit akuter Augenkrebsgefahr. Die Band ist immerhin so nett, die grausamen Beinkleider farblich aufeinander abzustimmen (ganz groß die Leggins mit orangefarbenen Fransen – geil), aber im Publikum funktioniert das natürlich nicht. Da weinen Auge und Sehzentrum im Hirn um die Wette. Leider haben auch die Ohren nicht viel zu lachen, auch wenn die Band von der Legginsfraktion abgefeiert wird. Sänger Stephan Dietrich trifft zwar viele Töne, aber leider nicht immer die richtigen. Ganz gruselig wird es bei den Ohoho-Chören, die dermaßen atonal sind, daß zum Augen- auch noch Ohrenkrebs dazu kommt. Nichtsdestotrotz ist der Sänger sehr kommunikativ, sagt jeden einzelnen Song an und sucht stets den Kontakt zum Publikum. Ein ergreifender Moment kommt, als die Band das RIOT-Cover „Flight Of The Warrior“ zum Besten gibt, das sie dem im Januar verstorbenen Gitarristen der Band, Mark Reale, widmet. Denn eigentlich hätten ALPHA TIGER dieses Jahr mit RIOT auf Tour gehen sollen. Ansonsten spielt die Band eine Auswahl an Songs von ihrem aktuellen Album „Man Or Machine“, stellt aber auch mit „From Outer Space“ und „Along The Rising Sun“ zwei neue Titel vom im September erscheinenden Album vor. ALPHA TIGER waren ganz nett für die Eröffnung des letzten Tages, man hat aber auch nichts verpaßt, wenn man die Band nicht gesehen hat. (Anne)

Setlist ALPHA TIGER:

Starrider
Crimson Desert
From Outer Space
Along The Rising Sun
Karma
Flight Of The Warrior (Riot Cover)
Black Star Pariah

Alpha Tiger


'77

Auch ’77 sind anders. Aber längst nicht so nervig wie ALPHA TIGER. Wie AC/DC soll die Band klingen, hat man mir gesagt. Und das tut sie auch. Meine Begleiter versuchen während des gesamten Auftritts jedem gespielten Song einen Song der Australier zuzuordnen (z.B. in „Big Smoker Pig“ steckt eindeutig „Stiff Upper Lip“). Aber immerhin springen die Spanier auch genauso wild durch die Botanik wie AC/DC. Insbesondere Gitarrist LG post, was das Zeug hält und unternimmt während „Things You Can Talk About“ Gitarre spielend einen langen Ausflug durch das komplette Publikum, also über die Ränge und durch die Menge vor der Bühne, aber er nutzt auch die Kameraplattform zum posen. Die Band gibt alles und läßt sich nicht aufhalten, auch nicht von Drumkitbestandteilen, die während „Less Talk (Let’s Rock)“ den Geist aufgeben und auch während des Songs wieder repariert werden. Mit ihrer mitreißenden Bühnenshow schaffen es die Spanier, das Publikum komplett auf ihre Seite zu ziehen und zum Mitsingen zu animieren, obwohl kaum jemand die Texte kennt (wobei die aber eben auch nicht so anspruchsvoll sind, daß man sie nicht nach dem ersten Hören schon auswendig könnte). Musikalisch mögen ’77 vielleicht nicht besonders originell sein, ihre engagierte Show ist aber auf jeden Fall sehenswert und sie haben echt Spaß gemacht. (Anne)

Setlist ’77:

Your Game Is Over
High Decibels
Less Talk (Let’s Rock)
Things You Can’t Talk About
Gimme A Dollar
Big Smoker Pig

'77


HIGH SPIRITS

Unter den vergleichsweise wenigen traditionellen Heavy Metal Bands in den Staaten sind die HIGH SPIRITS zweifellos eine der besten. Frontmann Chris Black scharrte einige Livemusiker um sich und enterte so die Bühne im Amphitheater. Die Amis starteten mit "Torture", "Full Power", "I'll Be Back" und "Wanted Dead" und zeigten gleich das hier aktuelles Material vom ersten Album "High Spirits" gleichberechtigt neben frühem Demomaterial steht. Eine gelungene Vorstellung und eine Bereicherung für das Festival. Bleibt zu hoffen das die Band sich jenseits des großen Teichs durchbeißen kann. Aktuelle ist der traditionelle Heavy Metal in den Staaten jedenfalls noch nicht völlig am Ende und das auch dank Chris Black & Co. (Tutti)

Setlist HIGH SPIRITS:
Torture
Full Power
I'll Be Back
Wanted Dead
I Need To Know
Another Night In The City
Running Home
Nights in Black
High Spirits

High Spirits


GRAVEYARD

Man kann der Rock Hard-Crew viel vorwerfen, aber dass es ein langweiliges Festival mit immerzu gleich klingenden Bands ist, das kann man getrost stecken lassen. GRAVEYARD bringen den guten alten Rock-Sound der Siebziger zurück und bieten ein Feuerwerk ihrer besten Songs! Die Menge ist begeistert und auch auf den Rängen wird die Band gut abgefeiert. Der Bühnenaufbau ist wie bei KVELERTAK sehr minimalistisch. Die Band hat zusätzlich darauf bestanden dass das Drumkit direkt auf der Bühne steht um näher am Publikum sein zu können. Das Backdrop ist Stilsicher im 60/70er-Jahre-Psychodelic-Look gehalten und fügt sich hervorragend zu den Orange Stacks. Wenn man nur von weitem auf die Bühne schaut, wähnt man sich in den glorreichen Tagen des Rock. Hier stimmt einfach alles. Die Band legt mit einer Energie los, dass es die allermeisten Bands mit härterer und schnellerer Musik die Schamesröte ins Gesicht treibt. Das wird auch sofort von den anwesenden Zuschauern und Fans gewürdigt, denn im Pit geht trotz Hitze die Post ab. Mir ist die Band bisher noch nicht vor die Nase gekommen und bin entsprechend begeistert! Ich will hier nicht über Retro und so weiter philosophieren, es ist einfach gut, Punkt. In den Titeln der Songs finden sich quasi Reminiszenzen an die großen Rockbands der vergangenen Jahrzehnte. Ich hoffe sehr, die Band noch einmal sehen zu können. Einen Fan mehr haben sie jetzt auf jeden Fall. (Andreas)

Setlist GRAVEYARD:

Buying Truth
Ungrateful Are The Dead
As The Years Pass By
Uncomfortably Numb
Ain't Fit To Live Here
Hisingen Blues
The Siren
Evil Ways

Graveyard


GIRLSCHOOL

GIRLSCHOOL haben heute keinen guten Start. Gleich zum Ende des Intros fehlt Bassistin Enid, weil diese neben der Bühne noch mit dem Mischer plaudert. Gitarristin Jackie füllt die plötzliche Leere mit etwas Geklimper auf der Gitarre und bemerkt, Enid sei etwas schüchtern. Ich amüsiere mich jetzt schon prächtig, denn ich erwarte hier keine Hochglanzshow, sondern Rock und nochmals Rock. Aber schon kommt sie angesprungen und es geht mit „Demolition Boys“ los. Passend zum holprigen Einstieg ist nach zwei Songs auch schon der erste Verstärker kaputt und wird hektisch ersetzt, was von Sängerin und Gründungsmitglied Kim sofort mit beißendem Humor kommentiert wird. Also es bleibt lustig. Oft genug sieht man auch Enid singen, man hört sie jedoch nicht! Aber es gibt auch eine Show, über die es zu berichten gilt: die Band hat das Album "Hit And Run" von 1981 als Classic Set dabei. Über 30 Jahre ist das nun schon her! Ich behaupte aber glatt, dass man nichts von verstaubtem Klang oder eingerosteten Musikerinnen spüren kann. Die vier Mädels (Damen) aus der Schule des Rock sprühen nur so vor Energie und hauen in loser Reihenfolge die Songs des Albums unter die Leute. So richtig überkochen tut die Stimmung leider nicht, das Publikum wirkt etwas gebremst. Ich vermute mal, die Leute sind erstarrt vor Entzückung, dass die vier Damen, die schon Richtung Rentenalter marschieren, dermaßen losrocken. Beim Song "The Hunter" wird es dann kurz sehr emotional, denn Kim widmet den Song dem vor nicht allzu langer Zeit verstorbenen Ronnie James Dio. Nach "Race With The Devil" gibt es zum Abschluss noch den Hit "Emergency" den man in ähnlicher Form auch von ihren Blutsbrüdern MOTÖRHEAD kennt. Leider stapfen sie danach ohne Zugabe von der Bühne, obwohl noch Zeit wäre. Kann auch an der frustrierenden Technik liegen. Mich hat es jedenfalls nicht gestört, ganz im Gegenteil. Was aber sehr interessant zu beobachten war, ist, dass bei GIRLSCHOOL auch sogar deutlich ergraute Herren (oder ist das die grelle Sonne?) Crowdsurfing betreiben. (Andreas)

Setlist GIRLSCHOOL:
Demolition Boys
C'mon Let's Go
Hit And Run
The Hunter
I Spy/Never Say Never
Screaming Blue Murder
Future Flash
Kick It Down
Watch Your Step
Yeah Right
Race With The Devil
Emergency

Girlschool


MAGNUM

Nun betritt mit MAGNUM ein weiteres Urgestein der Rock- und Metalszene die Bühne. Im Gegensatz zu GIRLSCHOOL waren die Engländer jedoch fast permanent aktiv und haben in dieser Zeit auch nicht gerade wenige Alben veröffentlicht. Sie eröffnen ihren Auftritt gleich mit einem neuen Song: „All The Dreamers“ wird auch der Opener des im September erscheinenden Albums „On The 13th Day“ sein. Halte ich für eine etwas unglückliche Wahl, aber bitte, wem’s gefällt. Ansonsten ist der Auftritt zweigeteilt; es gibt alte Songs bis 1986 und auch wieder neue ab 2004 zu hören und zu sehen. Dabei liegt der Schwerpunkt des Auftritts auf dem Album „On A Storyteller’s Night“, von dem immerhin drei Songs dargeboten werden. Der allgemein eher schlechte Sound ist besser, die Band ist auch nicht schlecht, aber unverständlicherweise wissen die meisten Zuschauer das nicht zu würdigen. Gemessen an der Position im Billing ist nur wenig Publikum vorhanden. Zwar sind die Ränge ziemlich voll, direkt vor der Bühne stehen aber nur wenige Leute. Schade, MAGNUM waren sehr genehm.

Setlist MAGNUM:
All The Dreamers
When We Were Younger
Wild Angels
Brand New Morning
How Far Jerusalem
Les Morts Dansant
All My Bridges
All England’s Eyes
Vigilante

Magnum

Richtig bitter wird es aber danach, als die angekündigte “kleine Jubiläumsüberraschung” beginnt, denn hier sind deutlich mehr Zuschauer anwesend als bei MAGNUM. Nach einer kurzen Vorstellung des Rock Hard Teams dürfen Bobby und Gerre ihren Song vorstellen, den sie gemeinsam geschrieben und aufgenommen haben. „Die zwei von der Tanke“ begeistert mit unglaublich schrecklichem Text, bei dem man sich wünscht, kein Deutsch mehr zu verstehen. Na ja, als Pausenbespaßung recht nett und Bobbys Fußballwitze sorgen auch für die nötigen Aggressionen im Publikum (hehe).

Anschließend dürfen BULLET auf die Bühne und zocken „Balls To The Wall“ und „All Night Long“. Angekündigt werden sie damit, daß sie die einzige Band seien, die schon dreimal auf dem Rock Hard Festival gespielt hat. Dabei unterschlägt man gekonnt die Tatsache, daß auch NEVERMORE schon dreimal (2003, 2006, 2010) im Gelsenkirchener Amphitheater zu Gast waren.


UNISONIC
Erst eine Langrille am Start aber schon im Billing schön weit hinten stehen. Wie das geht? Ganz einfach, der Promibonus muss her. In diesem Fall vor allem in den Personen Michael Kiske und Kai Hansen. Ansonsten konnten UNISONIC nicht so sehr viel bieten. Nicht mal beim Sound konnte die Kapelle punkten. Vor allem die Höhen klangen reichlich matschig.. Mit der eher mäßigen Performance konnten die Power Metaller auch keine Fans gewinnen. So mussten dann letztlich die Klassiker herhalten. Helloween geht live einfach immer und die Songs "March Of Time", "Future World" und "I Want Out" machten auch im Amphitheater Spaß. Unterm Strich aber etwas zu wenig, auch mit dem netten Gitarrensolo von Kai Hansen direkt nach "March Of Time". Da muss in Zukunft mehr kommen, auf den Promibonus wird die Band nicht dauerhaft setzen können. (Tutti)

Unisonic


W.A.S.P.

Der Sonntagsheadliner, W.A.S.P., ist eine Band, die man nicht an jeder Straßenecke sehen kann. Entsprechend begeistert wird die Band vom Publikum, das so zahlreich anwesend ist wie bisher noch nicht an diesem Wochenende, empfangen. Zum Opener „On Your Knees“ gibt es reichlich Pyros und Pyros sind ja immer gut. Die Band feiert in diesem Jahr ihr 30jähriges
Jubiläum und schon jetzt wird klar, daß W.A.S.P. sich bei ihrem Auftritt vor allem auf ihre ruhmreiche Vergangenheit beziehen werden. Die Setlist besteht hauptsächlich aus Songs des selbstbetitelten Debüts sowie den Nachfolgealben bis zum 1992er „The Crimson Idol“. Mit zwei Songs vom aktuellen Album und „Heaven’s Blessed“ von 2007 gibt es gerade mal 3 neuere Songs, die 15 Jahre dazwischen werden komplett außen vor gelassen. Der Sound ist gut, die Band post, was das Zeug hält und Blackie Lawless trägt wunderschöne Stiefel, die nicht von dieser Welt sind (Stiefel from hell). Bei „The Idol“ werden im Publikum die Feuerzeuge ausgepackt (obwohl die ja eigentlich besser zu „Babylon’s Burning“ gepaßt hätten), dann wird die Show kurz unterbrochen, um den Gewinnern der Verlosung die Gitarren zu überreichen. Laut Text in der Verlosung sollen diese von Mr. Blackie Lawless himself überreicht werden, doch dieser hat wohl keine Lust dazu, winkt ab und überläßt die Sache Götz Kühnemund. Kann sich aber den Kommentar, daß dies wohl der größte Moment im Leben der beiden Gewinner ist, nicht verkneifen (na wenn das der größte Moment im Leben ist, dann möchte ich mal wissen, wie arm deren Leben ist). Einige Sekunden läßt er den beiden, um diesen Moment zu genießen, dann winkt er sie auch schon von der Bühne „Ok, you gonna leave now!“ Kusch, kusch! Ob das jetzt unglaublich arrogant oder sogar witzig ist, das bleibt jedem selbst überlassen, live kam es auf jeden Fall lustig rüber; die Frage ist nur, ob es auch so gedacht war. Da bin ich mir beim Herrn Lawless nämlich nicht so sicher. Mit „I Wanna Be Somebody“, dem Song, auf den wohl die meisten gewartet haben und der lautstark vom gesamten Amphitheater mitgegrölt wird, geht der Auftritt der Band auch schon zu Ende. Doch zum Sound von Kettensägen kehren W.A.S.P. auf die Bühne zurück und zocken, beginnend mit „Chainsaw Charlie (Murders in the New Morgue)“ noch einmal 3 Songs, bevor ihr Auftritt und damit auch das Rock Hard Festival zu Ende geht. Erstaunlicherweise haben W.A.S.P., die ich auf Platte eher langweilig finde, live richtig Spaß gemacht. Was man von den Starallüren eines Blackie Lawless halten soll, steht auf einem anderen Blatt, aber rein musikalisch war dieser Auftritt genial und ein würdiger Abschluß des Festivals. (Anne)

Setlist W.A.S.P.:
On Your Knees
The Real Me
L.O.V.E. Machine
Crazy
Wild Child
Hellion
I Don’t Need No Doctor
Scream Until You Like It
Babylon's Burning
The Idol
I Wanna Be Somebody
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Chainsaw Charlie (Murders in the New Morgue)
Heaven's Blessed
Blind In Texas
W.A.S.P.


Fazit:
Zusammenfassend kann man nur feststellen, daß das Rock Hard Festival richtig Spaß gemacht hat. Ob es der Blick auf den versifften Rhein-Herne-Kanal wirklich zum schönsten Festivalgelände Deutschlands macht, darüber kann man streiten. Trotzdem sitzt man sehr schön im Amphitheater und hat immer einen guten Blick auf die Bühne. Sehr positiv ist dabei, daß es nur diese eine Bühne und damit keine Überschneidungen gibt. So kann man wirklich jede Band sehen, die man sehen will. Leider war jedoch der Sound oft nicht optimal, manchmal sogar richtig schlecht, was den Genuß doch etwas trübte.
Den trübten auch die Getränkepreise, 3,50 € für 0,4 l sind schon recht happig. Außerdem schade, daß es keine Getränke ohne Kohlensäure zu kaufen gab. Sehr positiv ist aber, daß man ganze 1,5 l Getränk mit aufs Gelände nehmen durfte und sogar Essen mitbringen durfte. Auch daß Duschen und Spültoiletten kostenlos (und dabei immer in gutem Zustand) sind, habe ich noch auf keinem Festival erlebt. Und damit kann zumindest ich persönlich die höheren Getränkepreise akzeptieren.
Etwas schade war auch, daß aufgrund des starken Windes kaum eine Band ihr Backdrop richtig aufziehen konnte, aber damit muß man bei Open Airs eben immer rechnen.
Die Sache mit der Ausladezone ist sehr geschickt gelöst, trotzdem ist der Weg zum Campinggelände (und so auch vom Campingplatz auf’s Festivalgelände) ziemlich weit, aber dafür können die Veranstalter ja nix. Der Campingplatz selber war eigentlich immer ziemlich sauber, es hätten aber ein paar Dixies mehr sein dürfen. Und wozu die vielen großen Strahler eigentlich aufgestellt waren, die nachts nie eingeschaltet wurden, blieb uns auch ein Rätsel und wir wanderten in Dunkelheit. Aber immerhin konnte man so die Sterne besser sehen. War vielleicht eine romantische Anwandlung der im Alter verweichlichten Rock Hard Redaktion. Man weiß es nicht. (Anne)
Kategorie: Festivals