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Dong Open Air 2010Das Jahr 2010 ist ein besonderes Jahr für das Dong Open Air. Denn das Festival feiert heuer seinen 10. Geburtstag. Und um den gebührend zu feiern, hat man erstmals keine Bandbewerbungen entgegengenommen, sondern hat das beste aus 10 Jahren Dong versammelt. Alle auftretenden Bands haben schon einmal den Berg gerockt. Und um die Fans muß man sich auf dem Dong sowieso keine Sorgen machen. Nach gerade mal 30 Minuten waren alle Karten weg. Ausverkauft! Und im Gegensatz zu den Vorjahren war es dieses Mal extrem schwer, im nachhinein noch Karten zu ergattern. Offenbar wollte wirklich jeder bei der großen Geburtstagsparty dabei sein.

 

2010 auf dem Dong ist aber auch das Jahr des munteren Bandmitgliedertauschs, der vielen Coversongs und dem Auftreten der seit langem verschollenen und schon totgeglaubten Dong-Kuh. Außerdem gab es in diesem Jahr mit dem Pizzastand zum ersten Mal eine ernstzunehmende Alternative zur alteingesessenen Freßbude. Zudem gab' es als Neuerungen einen zusätzlichen Parkplatz am Fuße des Dongberges, festinstallierte Sitzgelegenheiten und der Weg den Berg hinauf ist nun asphaltiert (keine Staublunge mehr beim Aufstieg). Doch mehr dazu im Fazit. Nun erstmal zur Hauptsache, nämlich der Musik.



Freitag, 23.07.2010

Nach langem Aufstieg auf den Berg über die tolle Treppe (die einem immer wieder vor Augen führt, wie konditionsschwach der gemeine Metaller doch ist) muß ich erstmal mein Zelt aufbauen und die Grundversorgung sichern (sprich Bierbons, in diesem Jahr sind es Dongmark kaufen). Dem fallen dann leider die beiden reformierten Orgabands Folkedudl und Chainheart zum Opfer. Irgendwie habe ich es bisher erst einmal geschafft, auch die erste Band zu sehen. Da hängt wohl ein Fluch überm Dong, gegen den ich nichts machen kann (ich könnte natürlich früher aufstehen...). 

 

ALL WE HATE
ALL WE HATE haben die undankbare Aufgabe, parallel zum Beginn des Festival-Shirt-Verkaufs zu spielen. Und da sich draußen die Leute um die Shirts kloppen, sind drinnen nur wenige, um der Musik des Vierers zu frönen. Dabei ist die Band echt gut, verbreitet ihrem Namen entsprechend jede Menge Hass und dies wird auch vom Publikum entsprechend quittiert. Denn nachdem jeder endlich ein Shirt hat, füllt sich auch das Zelt zusehends bis eine für die frühe Zeit recht hohe Zuschauerzahl vorhanden ist. Die Band gefällt mir wesentlich besser als bei ihrem letzten Auftritt 2007 und das Publikum sieht das offensichtlich ähnlich. Sänger Ömer lästert derweil mächtig über die nach ihnen spielenden GUERILLA.

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GUERILLA
Die revanchieren sich selbstredend umgehend und lästern ihrerseits fleißig über ALL WE HATE ab. Daß das alles natürlich nicht ernst gemeint ist, kapiert auch der letzte Depp, als der ALL WE HATE-Sänger Ömer zusammen mit GUERILLA musikalische Perlen wie "La Bamba" intoniert. Auch hier hat man mächtig Spaß inne Backen, bollert ordentlich und stimmt perfekt auf das Festival ein.

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ADORNED BROOD
Die Grevenbroicher ADORNED BROOD haben eine Spielzeit, die für ihren Status eigentlich viel zu früh ist. Des Rätsels Lösung teilt uns Sänger Markus jedoch schon bald mit: Die Band spielt heute Abend noch einmal in Belgien und muß sich ordentlich sputen, weshalb sie nach dem Auftritt auch nur noch 1-2 Stunden auf dem Gelände anzutreffen sein wird. Schade eigentlich. Doch jetzt ist erstmal das Dong an der Reihe und das wird ordentlich gerockt, auch wenn Gitarrist Jan und Flötistin Anne heute in Zivil auf der Bühne stehen. Denn die Beiden standen im Stau und sind daher gleich aus dem Auto auf die Bretter gehechtet. Die Setlist des Sechsers besteht hauptsächlich aus Songs des aktuellen Albums "Noor", z.B. "Adorned Brood", "Am Grunde des Meeres" oder den Titelsong "Noor". Die Band kann hier quasi Heimvorteil genießen und schafft es schon zu dieser frühen Stunde das Zelt gut zu füllen. Die Stimmung ist großartig, das Publikum hüpft, tanzt, klatscht, singt und läßt zu Songs wie "7 Tage lang" nicht nur Haare sondern auch Bier fliegen. Sänger Markus ist begeistert: "Mensch Leute, und das um drei Uhr nachmittags!" Was natürlich prompt mit dem Zwischenruf "Es ist halb vier!!!" quittiert wird. ADORNED BROOD haben aber auch wirklich einen guten Tag erwischt und gefallen mir noch besser als sonst. Mit der neuen Bandhymne "Under Yggdrasil" geht der Auftritt der Band leider viel zu früh zu Ende, die 45 Minuten Spielzeit waren einfach zu kurz.

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HATE FACTOR
HATE FACTOR sind musikalisch nicht wirklich meine Baustelle, aber sie bollern herrlich brutal durch die Botanik und machen auch den Zuschauern viel Spaß. Auch hier sind wieder Orgamitglieder am Start; so bedient Jochen, seines Zeichens seit Jahren Soundmensch auf dem Dong, bei Hate Factor die Gitarre. Trotzdem geh' ich lieber mal was essen. 

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MOTORJESUS
Gegen MOTORJESUS hege ich ja einen persönlichen Groll. Umso ärgerlicher für mich, daß mir die Band heute richtig gut abgeht. So ein Mist aber auch. Und das obwohl die Band auf einen Gitarristen verzichten muß, da "der Herr Ingenieur malochen muß". Die verbliebenen Vier spielen wirklich schönen Rock, der jetzt, am frühen Abend so richtig Spaß macht. In der ersten Reihe haben sich einige besonders enthusiastische Fans eingefunden, die die Band zusätzlich anheizen. Neben Songs wie "Distortion Sleep" und "Legion Of Rock" spielt man natürlich auch Songs aus der Zeit, in der man noch Shitheadz hieß, z.B. "Powertool". Eigentlich macht die Band richtig Spaß, doch irgendwie scheint das Publikum etwas müde zu sein. Vielleicht tun auch die meisten einfach das, was im Programmheft empfohlen wird, nämlich etwas ausruhen von den vielen schnellen Bands an diesem Tag. 

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BLOOD RED ANGEL
BLOOD RED ANGEL aus Krefeld begehen auf dem diesjährigen Dongfestival feierlich die letzte Show ihrer Bandgeschichte. Zu diesem nicht sehr fröhlichen Anlaß sind leider auch nicht besonders viele Leute gekommen, doch die Band macht das Beste daraus und gibt bei ihrem letzten Auftritt nochmal richtig Gas. Da fragt man sich ehrlich, ob die Jungs eigentlich Kilometergeld bekommen, denn sie stehen nicht eine Sekunde still. Mit Songs wie "Abyssland" und "Enforced" heizt man dem Publikum ordentlich ein und irgendwie ist es schade, daß sich nicht mehr Leute diese energiegeladene Show ansehen wollten. 

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EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
Die anschließend spielenden EXCREMENTORY GRINDFUCKERS begeistern einmal mehr mit exquisiter Kleidung und phantasievollen Acessoirs wie der Hello-Kitty-Gitarre im edlen Rosa. Der Sänger begrüßt das Publikum denn auch gleich überaus liebenswürdig: "Ich habe gehört, Bier kostet hier nur 1,50? So seht ihr auch aus!" Eigentlich sind die GRINDFUCKERS ja total bescheuert und auch ziemlich scheiße, aber irgendwie auch geil. Und deshalb tue ich mir trotz musikalischer Abneigung den ganzen Auftritt an und bereue es auch nicht. Es ist einfach herrlich. Und spätestens als sich bei "Vater Morgana" eine riesige Polonäse durch's Zelt schlängelt hat auch der letzte verstanden, daß die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS einfach nur Spaß machen.  

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VAN CANTO
Mit VAN CANTO betreten die bisherigen Publikumslieblinge die Bühne. Das Zelt ist zum Bersten gefüllt und die Band wird begeistert empfangen. Nach "Lost Forever" erklärt man den Zuschauern erstmal "How To Sing A Metal Song". Doch das können die eigentlich schon ganz gut und singen nicht nur bekannte Cover wie "Rebellion" (Grave Digger), "The Bard's Song - In The Forest" (Blind Guardian) oder "Wishmaster" (Nightwish) (immer wieder genial, daß Sängerin Inga mit ihrer Interpretation Nightwishs Annette Olzon locker an die Wand singt) mit, sondern auch Eigenkompositionen wie "One To Ten" oder "My Voice". Die Band kann bisher wohl das höchste Stagediveraufkommen des Festivals verbuchen. Und das - für alle, die von der Band noch nicht gehört haben - ganz ohne Gitarren und Bässe. Denn VAN CANTO sind die wohl einzige Metal-A-Capella-Truppe und haben als einziges Instrument ein Schlagzeug auf der Bühne stehen. Den Rest machen sie, wie schon die Prinzen seinerzeit "alles mit'm Mund". Klingt komisch, ist aber so. Und klingt eigentlich gar nicht komisch, sondern richtig genial. Wenn man denn auf A Capella steht. Das Dong-Publikum steht jedenfalls drauf und der sympathische Sechser legt einen super Auftritt hin (nicht ohne sich dafür zu bedanken, daß sie schon auf dem Dong schon spielen durften, als sie noch keiner kannte). Mit einem Medley aus Eigenkomposition und Cover ("The Mission"/"Master Of Puppets" (Metallica)) verabschiedet sich auch diese Band schon viel zu früh von der Bühne. Doch das Publikum fordert vehement nach einer Zugabe, die es dann in Form von "Kings Of Metal" (Manowar) bekommt. Zu VAN CANTO kann man jedoch stehen wie man will - einzigartig und sehenswert sind sie auf jeden Fall. 

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DARK AGE
Eigentlich sollten DARK AGE ja vor Van Canto spielen, haben mit diesen jedoch den Slot getauscht. Zum zweiten Mal sind die Nordlichter ausgezogen, um den Dongberg zu rocken. Und das machen sie mit Songs wie "Seven", "Fix The Focus"oder "Zero" auch ganz ordentlich. Sie können zwar nicht so viel Publikum ziehen wie Van Canto, aber die Zuschauer, die da sind, gehen auch ordentlich ab und zu "Outside The Inside" gibt es sowohl Wall Of Death als auch Circle Pit. Das Zelt bebt und das ist alles was zählt. So wird nach "Kingdom Nevercome" denn auch eine Zugabe gefordert, die die Band mit dem begeistert mitgegrölten "Suicide Crew" denn auch gerne liefert. Damit haben DARK AGE einmal mehr bewiesen, daß sie immer ein Garant für Stimmung sind. 

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ROTTING CHRIST
Bei ROTTING CHRIST ist die Bühne während des gesamten Auftritts in dunkles Rot gehüllt (sehr zur Freude der Fotografen...), das die düstere Atmosphäre der Songs noch zusätzlich unterstreicht. Daß die Griechen so hart sind, wie sie sich musikalisch geben, unterstreicht Sänger Sakis Tolis eindrucksvoll. Denn die Band tritt auf, obwohl der Mann sich erst vor wenigen Wochen ein Bein brach. Dies ist doppelt bewundernswert, wenn man weiß (und Rotting Christ wissen das), daß es auf dem Dong auch backstage nur Dixies gibt und wer selber schon mal versucht hat, mit Krücken auf einem Dixi sein Geschäft zu verrichten, der wird seinen Hut vor dem Mann ziehen. So sitzt Sakis denn mit dickem Gips auf der Bühne und zieht trotzdem eine Show ab, von der sich manch Jüngere noch eine Scheibe abschneiden können. Ja, manchmal steht er so gar einbeinig auf der Bühne, weil er sich einfach nicht mehr im Stuhl halten kann und man sieht ihm förmlich an, wie gerne er es seinen Bandmitgliedern gleichtun und richtig abgehen würde. Auf Ansagen wird weitestgehend verzichtet, man läßt lieber die Musik sprechen. Sehr genialer und stimmungsvoller Auftritt der Griechen, der trotz gehandicapten Sänger extrem energiegeladen war. 

 

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DARK TRANQUILLITY
Als Headliner des ersten Abends treten DARK TRANQUILLITY auf den Plan. Anstelle eines Backdrops hat die Band einen Beamer mitgebracht und strahlt bewegte Bilder an die Zeltdecke - irgendwie nicht so glücklich. Der Rest der Bühne glänzt eher mit düsterer "Beleuchtung". Ich frage mich, ob man die Bandmitglieder von weiter hintern überhaupt noch sehen konnte? Dem Musikgenuß tut dies jedoch absolut keinen Abbruch; im Grunde bietet sich das gleiche Bild wie 2008, als die Schweden den Berg zum ersten Mal in Schutt und Asche legten: Mikael Stanne geht die Sache saugut ab, er kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr raus, der Rest der Band blickt eher mißmutig drein. Los geht's erstmal mit ein paar neuen Songs, "At The Point Of Ignition" und "The Fatalist" bevor man dann die letzten 15 Jahre der Bandgeschichte Revue passieren läßt. Das Publikum geht zu Songs wie "Focus Shift", "The Wonders At Your Feet" oder "Final Resistance" tierisch ab und bringt das Zelt zum Kochen. Auch Sänger Mikael Stanne hat seinen Spaß, steht keine Sekunde still (bekommt der Mann eigentlich Kilometergeld?) und sucht immer wieder den Kontakt zu den Fans. Händeschüttelnd, springend und bangend schafft er es dennoch irgendwie, seine Gesangsparts beeindruckend darzubieten. "Misery's Crown", "Punish My Heaven", "Shadow In Our Blood" oder "The Lesser Faith" lassen eigentlich keine Wünsche offen. Mit "Lethe" und "Therin" packt man gegen Ende des Auftritts wieder ein paar alte Songs aus, um mit "The Grandest Accusation" und "Terminus (Where Death Is Most Alive)" dann doch mit neueren Stücken den Auftritt zu beenden. Eine Zugabe gibt es nicht, denn, wie Mikael Stanne schon sagte: Wer die Band kennt, der weiß, daß sie selten Zugaben gibt, sondern meist einfach bis zum Ende durchspielt. Wieder mal ein genialer Auftritt einer genialen Band, wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, ob außer dem Duracellhasen Mikael Stanne noch ein Bandmitglied Spaß bei dem Auftritt hatte.

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Samstag, 24.07.2010

GUN BARREL
Den zweiten Tag des diesjährigen Dong Open Airs eröffnen die Kölner GUN BARREL. Bei bisherigen Auftritten hat mir die Band eigentlich nie besonders zugesagt, aber für die Eröffnung des zweiten Dongtages sind sie die Idealbesetzung. Mit ihrem klassischen Heavy Metal, ideal zum Wachwerden, wecken sie das Publikum auf und machen ordentlich Stimmung. Mit herrlich eingängigen Songs wie "Front Killers", "Roll Of The Dice" oder "Fearing The Fear Of My Fears" können die energiegeladenen älteren Herren die Zuschauer mitreißen und zeigen, daß Alter Agilität nicht zwingend ausschließen muß, denn der Vierer legt mehr Bewegung an den Tag als viele jüngere Bands. Da wird gepost was das Zeug hält und keiner der vier steht auch nur eine Sekunde still. Das wird vom Publikum mit einer guten Füllung des Zeltes quittiert und nach "Dear Mr. Devil", "Lonely Rider", "Back To Suicide" und "On The Road Again" wird begeistert eine Zugabe gefordert, die mit "Battle Tested" auch gerne gewährt wird. Damit ist der Auftritt von GUN BARREL auch - man muß es wirklich sagen - leider schon vorbei. Da hätte man heute morgen viel mehr von sehen wollen. Ein wirklich gelungener Einstand in den Tag. 

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JACK SLATER
Als krasser musikalischer Gegensatz betreten anschließend JACK SLATER die Bühne. Die Jungs zelebrierten schon 2004 auf dem Dong ihren brütal Hasen Death und werden begeistert empfangen. Verdammt schnell und krank ziehen sie ihren Auftritt durch, was in enthusiastischen "Ausziehen!"-Rufen aus dem Publikum gipfelt. Die werden von Sänger Horn natürlich nach Hasenart beantwortet: "Ausziehen? Seid ihr bekloppt? Warum wollt ihr nackte Männer sehen??? ...nee das ist mir zu dumm - ihr seid dumm! Ihr seid häßlich! Was wollt ihr überhaupt hier?" Nun, hauptsächlich wohl noch bescheuerter aussehen als die Band und so darf auch ein Fan in rosa Leggins auf die Bühne und dem Volk sein herrliches Beinkleid präsentieren. Kein Wunder, daß sich bei solchem Augenschmaus eine große Besuchermenge im Zelt eingefunden hat und eine verrückte Party feiert. Musikalisch eher naja, stimmungsmäßig erste Sahne. 

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INSIGNIUM
INSIGNIUM hatten von den diesjährigen Bands wohl eine der längsten Dong-Pause. 2004 waren sie zum letzten Mal auf dem Berg zugegen. Nach der schweißtreibenden Schlacht während Jack Slater muß das Publikum sich jetzt wohl erst wieder erholen und so ist das Zelt nur mäßig gefüllt. Dazu muß man auch sagen, daß die Musik der Hagener auch nicht unbedingt dazu angetan ist, die Massen zu sammeln. Doch die Band stört's nicht, sie zieht unbeeindruckt ihr Ding durch und beweist Humor, als Sänger Shoggoth "Nach dem Krieg" als neuen Song von der neuen Platte angkündigt, die "in ca. 23 Jahren rauskommt", denn seit dem letzten Dong auf dem man gespielt hat, hat man bisher genau 0 Sekunden aufgenommen. Was soll's, die Band hat Spaß, das Publikum auch und so sind alle glücklich. 

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SYNASTHASIA
SYNASTHASIA gehören zum Dong wie der Kaffee zum Kuchen. Schon mehrere Male hat die Band den Berg gerockt. Ein Großteil des Publikums scheint sich daher zu denken "Kenn' ich schon" und so spielt die Band vor gerademal halbvollem Zelt. Trotzdem stehen die ganze harten Fans natürlich in der ersten Reihe und machen ordentlich Stimmung, darunter auch Superman und ähnlich illustre Gestalten, die dem Fünfer aus Duisburg auch gleich ein paar handgearbeitete Hansa-Anhänger als Geschenk darbringen. Dennoch wird "In Beer We Trust" passenderweise zu "In Dong We Trust", dem diesjährigen Festivalmotto umgedichtet. Mit Songs wie "Final Judgement", "Destination Nowhere" oder "War" macht man ordentlich Stimmung und als man dann auch noch CDs ins Publikum wirft, hat man dieses endgültig auf seiner Seite. Mit dem Culture Beat-Cover "Mr. Vain" verbreitet man dennoch Angst und Schrecken. Zu "Scotias Death" holt man sich dann zwei ehemalige Bandmitglieder (darunter Ex-Dong-Mitorganistor Strilli) auf die Bühne, die immer noch genauso rocken können wie früher. Der Abschluß "Discovery Of The Mask" wird dann mit zwei Sängern dargeboten und dann ist das Heimspiel auch schon wieder zu Ende. Den sympathischen Duisburgern hätte man gerne noch länger zugesehen. 

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ORPHAN HATE
Die Berliner ORPHAN HATE konnten letztes Jahr nachhaltig beeindrucken und so verwundert es nicht, daß sie dieses Jahr erneut eine Einladung erhielten. Heuer geht es auch deutlich später auf die Bühne, was nur gerecht ist, wenn man sich ansieht, daß das Zelt jetzt sehr gut gefüllt ist. Als treuer Dongianer weiß man ja auch, was einen nun erwartet und so freut man sich einfach nur auf energiegeladenen Thrash mit weiblicher Speerspitze. Mit "This Child" und "King's Misery" brescht man durch den Auftritt, macht nur kurz für Sepulturas "Roots" halt und brettert dann mit "Passion", "Circus" und "Evil A" weiter durch die Botanik. Ansagen gibt es kaum, da wird lieber gespielt. Dennoch läßt es sich Sängerin Sina nicht nehmen, dem Dong und speziell den Zuschauern für die erneute Einladung zu danken. Mit "Homeless" ist der Auftritt der Band dann aber auch schon zu Ende. Schade. Ich denke, von dieser Band wird man in Zukunft noch einiges hören, denn sie legt so viel Energie und Enthusiasmus an den Tag - das muß einfach was werden. 

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RAINTIME
Nun betritt einer meiner persönlichen Favoriten die Zeltbühne: RAINTIME aus Italien bringen mit ihrem Prog etwas ruhigere Klänge auf den Berg und sind eine der ganz wenigen Bands des diesjährigen Dongs mit cleanem Gesang. Schon vor zwei Jahren spielten sie auf dem Berg während eines "Unwetters", aufgrund dessen ich sie damals auch zur Hälfte verpaßt habe, doch das werde ich heute nachholen. Mit "Fire Ants" vom neuen Album "Psychromatic" startet man in den Auftritt und mit "Nothing But A Mistake" und "Beaten Roads" bleibt man auch zunächst bei diesem Album, bevor man mit "Flies & Lies" zum gleichnamigen Vorgängeralbum zurückkehrt. Das Zelt ist gut gefüllt, aber es sind schon deutlich weniger Zuschauer als noch bei Orphan Hate. Die scheinen doch den ein oder anderen ganz schön geschafft zu haben. Mit "Neverending Stairway" liefert man den Soundtrack zum Dong Open Air ab, bevor man mit "One Day" und "Rolling Cances" weiter begeistert. Das Michael Jackson-Cover "Beat It" wird vom gesamten Zelt mitgesungen, was wieder mal beweist, daß die meisten Metaller doch nicht so hart sind, wie sie gerne vorgeben. Mit "Matrioska" endet auch schon der Auftritt der Sympathiebolzen, von denen nicht nur ich gerne mehr gesehen hätte. Aber Sänger Claudio Coassin hat ja eine Tour angekündigt, auf die wir nun gespannt warten. 

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ELVENKING
Derweil bleiben wir in Italien und wenden uns nun Richtung Folkmetal. ELVENKING wollen uns auf den Auftritt von Skyclad später am Abend einstimmen, beginnen aber zunächst mit "The Scythe", dem Titelsong des letzten Albums. Die Band, die mir 2005 nicht so zugesagt hat, geht mir heute richtig gut ab, und das scheint auch dem Rest des Publikums so zu gehen, denn das Zelt ist gut gefüllt. Mit "Rouse Your Dream", "From Blood To Stone", "Infection" und "The Divided Heart" geht es weiter im Programm, bevor man als Höhepunkt der Show Georgina Biddle von Skyclad auf die Bühne bittet, um mit ihr das Skyclad-Cover "Civil War Dance" zu performen. Und Georgina geht bei Elvenking genauso ab, wie bei ihrer eigenen Band und hat sichtlich Spaß auf der Bühne. Nach den beiden Eigenkompositionen "The Cabal" und "The Winter Wake" sind die Italiener aber leider schon am Ende ihres Auftritts angelangt und müssen die Bühne für Persefone räumen. 

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PERSEFONE
PERSEFONE aus Andorra sind wohl die exotischste Band des diesjährigen Dong, weiß doch kaum jemand, daß der Zwergenstaat in den Pyrenäen überhaupt Metalbands beheimatet. Doch die Band brettert schnell und kompromißlos über den Berg, das Publikum geht ordentlich mit und Sänger Marc Martins Pia legt sich so sehr ins Zeug, daß er sich fast auf die Nase legt. Mit Songs wie "Rage Stained Blade" und "Fall To Rise" promoted man vor allem das aktuelle Album "Shin-Ken", kann jedoch leider keinen wirklich nachhaltigen Eindruck hinterlassen. PERSEFONE sind ja nicht schlecht, aber auch nicht gut genug, um international erfolgreich zu sein. 

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DEBAUCHERY
Anschließend betreten DEBAUCHERY die Bühne, deren Sänger in letzter Zeit ja in die Schlagzeilen geraten war. Das ist hier aber egal und man zelebriert ein Kunstblut-auf-Brusthaar-Festival (rrrr!) allererster Güte. Mit Songs wie "Back In Blood" oder "The Filth Battle" holzt man durch die Botanik und macht keine Gefangenen. Das Publikum ist begeistert, ich kann wie schon 2007 keinen Gefallen an der Band finden und lege daher mal eine Essenspause ein. 

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GRAILKNIGHTS
Im krassen Gegensatz zu Debauchery betreten nun die berühmt-berüchtigten GRAILKNIGHTS die Bühne. Das Zelt ist wie immer bei ihren AUftritten brechend voll und sogar die Security steht geschminkt im Graben. Kult! Als besonderes Geschenk zum 10. Geburstag des Dong Open Airs betritt auch die seit 2005 als vermisst geltende Dongkuh mit gestählten Muskeln (war wohl im Superheldenaufbautrainingscamp) die Bühne unter dem tosenden Jubel der Massen (gn, gn, gn!). Ansonsten verläuft der Auftritt der Band im Grunde wie jeder andere. Zunächst einmal stiehlt Dr. Skull den Gral, damit die vier Helden überhaupt eine Mission haben. Mit Unterstützung des Dongpublikums geht es dann in den Kampf um den heiligen Gral. Doch halt! Die Mannen um Lord Lightbringer sehen ja so anders aus! Denn sie präsentieren heute ihre neuen Errungenschaften: Echte Rüstungen und ebenso echte, stahlharte Muskeln. So sehen Helden aus. "Wenn ihr euch jetzt fragt, woher wir so schnell so viele Muskeln haben, da müßt ihr nur ein paar Spritzen ...äh... ganz doll viel trainieren!" Songs wie "Grailquest Gladiator" oder "When Good Turns Evil" werden selbstverständlich begeistert mitgesungen und so ist auch die hübsche Stute Zapf Beauty (auch liebevoll Zapfy genannt) nicht weit, die den müden Kriegern im Zelt mit einem Faß Bier die wohlverdiente Stärkung bringt. Auch heuer kniet das komplette Zelt erfürchtig vor seinen Superhelden nieder. Und so präsentiert man uns denn auch den von Bonnie Tyler nur für die vier Helden geschriebenen Song "Holding Out For A Hero". Natürlich schafft man es mit Hilfe des Publikums den geliebten rosa Gral zurückzuerobern, den bösen Drachen Urks sowie den fiesen Dr. Skull samt seinem Handlanger Morph the Swarf zu besiegen und so darf zur Belohnung "nach der Schlacht jeder mal der Dong-Kuh ans Euter fassen!" Prost Mahlzeit!  

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SKYCLAD
Mit SKYCLAD geht es zwar ernsthafter, aber nicht weniger lustig zu den Headlinern des Abends über. Langjährige Besucher des Festivals wissen längst, daß SKYCLAD und Dong ganz besondere Bande verknüpfen. Die Band hat bereits 2005 ihr 15-jähriges Bandjubiläum auf dem Dong gefeiert und hat nun dieses Jahr ihren 2-Jahres-Rythmus der Dongauftritte unterbrochen, um auch ihr 20-jähriges Jubiläum exklusiv auf dem Dong zu feiern. So klärt uns Sänger Kevin Ridley in seiner gewohnt schrulligen, leicht angetrunkenen Art erstmal über die mysteriöse Bedeutung des Jahres 2010 auf: Denn die 20 bedeutet 20 Jahre SKYCLAD und die 10 steht für 10 Jahre Dong Open Air. Na, da hätte man ja eigentlich selbst drauf kommen können. Zur Feier des Tages wird nun von jedem SKYCLAD-Album jeweils ein Song gespielt. Dabei geht man in der Geschichte rückwärts und beginnt mit "Words Upon The Street" vom aktuellen Album "In The All Together". Weiter geht's mit "The Song Of No-Involvement", "The Antibody Politic" und "A Well Beside The River", stets unterbrochen von den ausschweifenden Ansagen des redseligen Kevin Ridley, der auf der Bühne gerne mal einen hebt. Der nächste Song, "Helium", feierte auf dem Dong 2007 Weltpremiere, als er zum ersten Mal auf besonderen Wunsch eines Orgamitglieds live performt wurde. Dieses Jahr gibt es eine weitere Premiere, denn Drummer Arron Walton räumt seinen Stuhl und Orgamitglied Stefan Liehr darf hinter die Drums und den Song performen, was ihm sichtlich Freude macht und den Jubel des Publikums einbringt. Nach "Great Blow For A Day Job" holen sich SKYCLAD zu "Penny Dreadful" wieder Gäste auf die Bühne. Jetzt dürfen die Jungs bzw. der Sänger von Elvenking ran. Bei "Another Fine Mess", von Kevin Ridley als "groovy kind of folk music" angekündigt, bebt das Zelt und alle singen mit. Nach "Emerald", "Thinking Allowed" und "Spinning Jenny" ist dann das Ende (oder eher der Anfang) der Bandgeschichte erreicht, das Ende der Spielzeit jedoch noch nicht und so gibt es mit "The Widdershins Jig" wieder einen neuen Song auf die Ohren. Damit wäre der Auftritt eigentlich zu Ende, doch SKYCLAD wären nicht SKYCLAD, wenn es nicht noch eine Zugabe gäbe. Und die gibt es in Form von "The Parliament Of Fools" und "Another Drinking Song", die wieder vom kompletten Publikum mitgesungen werden. Bei "Inequality Street" lassen es sich die Jungs von Elvenking nicht nehmen, wieder die Bühne zu stürmen und feiern mit SKYCLAD den letzten Song des Abends. Die Briten schaffen es einfach immer wieder, tierisch Stimmung zu machen und das ganze Zelt buchstäblich zum Beben zu bringen wie keine andere. Skyclad gehören einfach zum Dong dazu und es macht gar nichts, daß sie jetzt zwei Jahre in Folge aufgetreten sind. Es ist einfach immer wieder herrlich. 

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DIE APOKALYPTISCHEN REITER
Als Samstag-Headliner fungieren DIE APOKALYPTISCHEN REITER, die den Berg wieder im Sturm nehmen wollen. Schon bei ihrem letzten Auftritt auf dem Dong 2006 platzte das Zelt aus allen Nähten und der Fotograben mußte wegen akuter Überfüllung mit Stagedivern vorzeitig geräumt werden. Als Fotograf macht man sich also sicherheitshalber schon auf das Schlimmste gefaßt. Die Reiter starten nach dem Intro mit "Wir sind das Licht" und "Revolution" in den Auftritt. Die Stagediver halten sich jedoch noch in Grenzen, so daß man im Fotograben ganz gut überlebt. Bei "Riders On The Storm" geht dann der Punk ab und "Es wird schlimmer". Doch die Reiter zeigen "Barmherzigkeit" und bringen uns mehr "Adrenalin". "Der Elende" kommt nicht vor, sondern "Nach der Ebbe" und danach gibt es erstmal das Trommel- und Paukenzwischenspiel, das man schon von unzähligen Reiterkonzerten kennt. Weiter geht es mit "Der Adler" und "Der Weg" und bei "Der Seemann" sucht sich Sänger Fuchs wie immer eine Braut aus dem Publikum, die hier zum Glück mal nicht so schüchtern ist, wie die meisten Bräute, die der Herr so in den unterschiedlichen Häfen hat. Das Zelt bebt und alle haben Spaß und bei "Du kleiner Wichht" gleicht das Bühnenzelt einem Tollhaus. Dr.-Pest-Sprechchöre leiten die "Reitermania" ein, bei der die Reiter 10 Riesenluftballons auf die Menge loslassen, von denen die wenigsten das Spektakel überleben. Wie fast jedesmal, so geht die Sache auch dieses Mal nach hinten los und der Sänger verliert sein Mikro, als er von einem Ballon getroffen wird. Aber was soll's, der Mann hat so oder so Spaß inne Backen. Mit "We Will Never Die" geht der Auftritt leider schon seinem Ende entgegen, doch die Reiter liefern natürlich noch einen kräftigen Nachschlag. Doch auch nach "Roll My Heart", "Die Sonne scheint" (mit vielen Sonnen auf der Bühne - ob das jetzt schön ist, sei dahingestellt) und der Hymne "Metal Will Never Die" gibt die Meute noch keine Ruhe und so gibt es mit "Unter der Asche" noch ein älteres Stück als zweite Zugabe. Damit ist nicht nur der Auftritt der Reiter, sondern auch das diesjährige Dong Open Air zu Ende. Der Auftritt der Reiter war wie immer große Klasse und Party pur, es bleibt jedoch ein fader Beigeschmack, da die Band jetzt seit mindestens 3 Jahren die gleiche Bühnenshow abliefert. Da wäre etwas Abwechslung doch mal geraten.

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Fazit:

Um es mit den Worten von Hilde Becker zu sagen: "So, jetzt is der Geboddsdaach aach widda rum!". Und eine echt nette Party hatten die Macher des Dong Open Airs da zu ihrem Wiegenfest organisiert. Neues hat man heuer zwar nicht entdeckt, dafür gab es aber ein Wiedersehen mit diversen Lieblingsbands der vergangenen Jahre. Auch daß Skyclad zum gefühlten 10. Mal (tatsächlich ist es erst das 5. Mal gewesen) auf der Bühne standen, stört mich persönlich überhaupt nicht.

Einige große Neuerungen hat das Dong-Team jedoch nicht zu verantworten. So ist der Parkplatz am Fuß des Dongberges endlich fertig gestellt (doch der frühe Vogel fängt den Wurm und so mußte ich trotzdem wieder ewig weit latschen...), der Weg auf den Berg ist geteert und beleuchtet, was sowohl die Füße, als auch die Lunge freut.

Auch wurde die Anzahl der Dixies nochmals leicht erhöht und im Backstagebereich gab es (Gloriosum!) eine Dixie-Handwaschstation...wo hat man sowas schon gesehen? Ich bin noch immer fasziniert und begeistert...

Zum Essen gibt es eigentlich nicht viel zu sagen. Der alteingesessene Freßstand begeisterte wieder durch sein umfangreiches Angebot an Nudelaufläufen, dem beliebten Dongburger, Currywurst, Pommes, Champignons mit Knoblauchsauce und morgens zum Frühstück leckere belegte Brötchen und das zu moderaten Preisen. Da standen die Leute gerne mal 'ne Stunde an. Dieses Jahr gab es jedoch mit dem Pizzastand eine echte Alternative. Zwar etwas teuer, aber dafür echt lecker.

Ansonsten freue ich mich auch nach meinem 7. Besuch des Festivals wie Bolle auf's nächste Jahr. Denn ein Jahr ohne Dong, das geht eigentlich gar nicht. Möget ihr noch viele Geburtstage feiern! (Anne)

 

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