Dong Open Air 2010 (23.07. - 24.07.2010, Neukirchen-Vluyn) - Freitag, 23.07.

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Freitag, 23.07.2010

Nach langem Aufstieg auf den Berg über die tolle Treppe (die einem immer wieder vor Augen führt, wie konditionsschwach der gemeine Metaller doch ist) muß ich erstmal mein Zelt aufbauen und die Grundversorgung sichern (sprich Bierbons, in diesem Jahr sind es Dongmark kaufen). Dem fallen dann leider die beiden reformierten Orgabands Folkedudl und Chainheart zum Opfer. Irgendwie habe ich es bisher erst einmal geschafft, auch die erste Band zu sehen. Da hängt wohl ein Fluch überm Dong, gegen den ich nichts machen kann (ich könnte natürlich früher aufstehen...). 

 

ALL WE HATE
ALL WE HATE haben die undankbare Aufgabe, parallel zum Beginn des Festival-Shirt-Verkaufs zu spielen. Und da sich draußen die Leute um die Shirts kloppen, sind drinnen nur wenige, um der Musik des Vierers zu frönen. Dabei ist die Band echt gut, verbreitet ihrem Namen entsprechend jede Menge Hass und dies wird auch vom Publikum entsprechend quittiert. Denn nachdem jeder endlich ein Shirt hat, füllt sich auch das Zelt zusehends bis eine für die frühe Zeit recht hohe Zuschauerzahl vorhanden ist. Die Band gefällt mir wesentlich besser als bei ihrem letzten Auftritt 2007 und das Publikum sieht das offensichtlich ähnlich. Sänger Ömer lästert derweil mächtig über die nach ihnen spielenden GUERILLA.

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GUERILLA
Die revanchieren sich selbstredend umgehend und lästern ihrerseits fleißig über ALL WE HATE ab. Daß das alles natürlich nicht ernst gemeint ist, kapiert auch der letzte Depp, als der ALL WE HATE-Sänger Ömer zusammen mit GUERILLA musikalische Perlen wie "La Bamba" intoniert. Auch hier hat man mächtig Spaß inne Backen, bollert ordentlich und stimmt perfekt auf das Festival ein.

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ADORNED BROOD
Die Grevenbroicher ADORNED BROOD haben eine Spielzeit, die für ihren Status eigentlich viel zu früh ist. Des Rätsels Lösung teilt uns Sänger Markus jedoch schon bald mit: Die Band spielt heute Abend noch einmal in Belgien und muß sich ordentlich sputen, weshalb sie nach dem Auftritt auch nur noch 1-2 Stunden auf dem Gelände anzutreffen sein wird. Schade eigentlich. Doch jetzt ist erstmal das Dong an der Reihe und das wird ordentlich gerockt, auch wenn Gitarrist Jan und Flötistin Anne heute in Zivil auf der Bühne stehen. Denn die Beiden standen im Stau und sind daher gleich aus dem Auto auf die Bretter gehechtet. Die Setlist des Sechsers besteht hauptsächlich aus Songs des aktuellen Albums "Noor", z.B. "Adorned Brood", "Am Grunde des Meeres" oder den Titelsong "Noor". Die Band kann hier quasi Heimvorteil genießen und schafft es schon zu dieser frühen Stunde das Zelt gut zu füllen. Die Stimmung ist großartig, das Publikum hüpft, tanzt, klatscht, singt und läßt zu Songs wie "7 Tage lang" nicht nur Haare sondern auch Bier fliegen. Sänger Markus ist begeistert: "Mensch Leute, und das um drei Uhr nachmittags!" Was natürlich prompt mit dem Zwischenruf "Es ist halb vier!!!" quittiert wird. ADORNED BROOD haben aber auch wirklich einen guten Tag erwischt und gefallen mir noch besser als sonst. Mit der neuen Bandhymne "Under Yggdrasil" geht der Auftritt der Band leider viel zu früh zu Ende, die 45 Minuten Spielzeit waren einfach zu kurz.

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HATE FACTOR
HATE FACTOR sind musikalisch nicht wirklich meine Baustelle, aber sie bollern herrlich brutal durch die Botanik und machen auch den Zuschauern viel Spaß. Auch hier sind wieder Orgamitglieder am Start; so bedient Jochen, seines Zeichens seit Jahren Soundmensch auf dem Dong, bei Hate Factor die Gitarre. Trotzdem geh' ich lieber mal was essen. 

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MOTORJESUS
Gegen MOTORJESUS hege ich ja einen persönlichen Groll. Umso ärgerlicher für mich, daß mir die Band heute richtig gut abgeht. So ein Mist aber auch. Und das obwohl die Band auf einen Gitarristen verzichten muß, da "der Herr Ingenieur malochen muß". Die verbliebenen Vier spielen wirklich schönen Rock, der jetzt, am frühen Abend so richtig Spaß macht. In der ersten Reihe haben sich einige besonders enthusiastische Fans eingefunden, die die Band zusätzlich anheizen. Neben Songs wie "Distortion Sleep" und "Legion Of Rock" spielt man natürlich auch Songs aus der Zeit, in der man noch Shitheadz hieß, z.B. "Powertool". Eigentlich macht die Band richtig Spaß, doch irgendwie scheint das Publikum etwas müde zu sein. Vielleicht tun auch die meisten einfach das, was im Programmheft empfohlen wird, nämlich etwas ausruhen von den vielen schnellen Bands an diesem Tag. 

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BLOOD RED ANGEL
BLOOD RED ANGEL aus Krefeld begehen auf dem diesjährigen Dongfestival feierlich die letzte Show ihrer Bandgeschichte. Zu diesem nicht sehr fröhlichen Anlaß sind leider auch nicht besonders viele Leute gekommen, doch die Band macht das Beste daraus und gibt bei ihrem letzten Auftritt nochmal richtig Gas. Da fragt man sich ehrlich, ob die Jungs eigentlich Kilometergeld bekommen, denn sie stehen nicht eine Sekunde still. Mit Songs wie "Abyssland" und "Enforced" heizt man dem Publikum ordentlich ein und irgendwie ist es schade, daß sich nicht mehr Leute diese energiegeladene Show ansehen wollten. 

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EXCREMENTORY GRINDFUCKERS
Die anschließend spielenden EXCREMENTORY GRINDFUCKERS begeistern einmal mehr mit exquisiter Kleidung und phantasievollen Acessoirs wie der Hello-Kitty-Gitarre im edlen Rosa. Der Sänger begrüßt das Publikum denn auch gleich überaus liebenswürdig: "Ich habe gehört, Bier kostet hier nur 1,50? So seht ihr auch aus!" Eigentlich sind die GRINDFUCKERS ja total bescheuert und auch ziemlich scheiße, aber irgendwie auch geil. Und deshalb tue ich mir trotz musikalischer Abneigung den ganzen Auftritt an und bereue es auch nicht. Es ist einfach herrlich. Und spätestens als sich bei "Vater Morgana" eine riesige Polonäse durch's Zelt schlängelt hat auch der letzte verstanden, daß die EXCREMENTORY GRINDFUCKERS einfach nur Spaß machen.  

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VAN CANTO
Mit VAN CANTO betreten die bisherigen Publikumslieblinge die Bühne. Das Zelt ist zum Bersten gefüllt und die Band wird begeistert empfangen. Nach "Lost Forever" erklärt man den Zuschauern erstmal "How To Sing A Metal Song". Doch das können die eigentlich schon ganz gut und singen nicht nur bekannte Cover wie "Rebellion" (Grave Digger), "The Bard's Song - In The Forest" (Blind Guardian) oder "Wishmaster" (Nightwish) (immer wieder genial, daß Sängerin Inga mit ihrer Interpretation Nightwishs Annette Olzon locker an die Wand singt) mit, sondern auch Eigenkompositionen wie "One To Ten" oder "My Voice". Die Band kann bisher wohl das höchste Stagediveraufkommen des Festivals verbuchen. Und das - für alle, die von der Band noch nicht gehört haben - ganz ohne Gitarren und Bässe. Denn VAN CANTO sind die wohl einzige Metal-A-Capella-Truppe und haben als einziges Instrument ein Schlagzeug auf der Bühne stehen. Den Rest machen sie, wie schon die Prinzen seinerzeit "alles mit'm Mund". Klingt komisch, ist aber so. Und klingt eigentlich gar nicht komisch, sondern richtig genial. Wenn man denn auf A Capella steht. Das Dong-Publikum steht jedenfalls drauf und der sympathische Sechser legt einen super Auftritt hin (nicht ohne sich dafür zu bedanken, daß sie schon auf dem Dong schon spielen durften, als sie noch keiner kannte). Mit einem Medley aus Eigenkomposition und Cover ("The Mission"/"Master Of Puppets" (Metallica)) verabschiedet sich auch diese Band schon viel zu früh von der Bühne. Doch das Publikum fordert vehement nach einer Zugabe, die es dann in Form von "Kings Of Metal" (Manowar) bekommt. Zu VAN CANTO kann man jedoch stehen wie man will - einzigartig und sehenswert sind sie auf jeden Fall. 

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DARK AGE
Eigentlich sollten DARK AGE ja vor Van Canto spielen, haben mit diesen jedoch den Slot getauscht. Zum zweiten Mal sind die Nordlichter ausgezogen, um den Dongberg zu rocken. Und das machen sie mit Songs wie "Seven", "Fix The Focus"oder "Zero" auch ganz ordentlich. Sie können zwar nicht so viel Publikum ziehen wie Van Canto, aber die Zuschauer, die da sind, gehen auch ordentlich ab und zu "Outside The Inside" gibt es sowohl Wall Of Death als auch Circle Pit. Das Zelt bebt und das ist alles was zählt. So wird nach "Kingdom Nevercome" denn auch eine Zugabe gefordert, die die Band mit dem begeistert mitgegrölten "Suicide Crew" denn auch gerne liefert. Damit haben DARK AGE einmal mehr bewiesen, daß sie immer ein Garant für Stimmung sind. 

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ROTTING CHRIST
Bei ROTTING CHRIST ist die Bühne während des gesamten Auftritts in dunkles Rot gehüllt (sehr zur Freude der Fotografen...), das die düstere Atmosphäre der Songs noch zusätzlich unterstreicht. Daß die Griechen so hart sind, wie sie sich musikalisch geben, unterstreicht Sänger Sakis Tolis eindrucksvoll. Denn die Band tritt auf, obwohl der Mann sich erst vor wenigen Wochen ein Bein brach. Dies ist doppelt bewundernswert, wenn man weiß (und Rotting Christ wissen das), daß es auf dem Dong auch backstage nur Dixies gibt und wer selber schon mal versucht hat, mit Krücken auf einem Dixi sein Geschäft zu verrichten, der wird seinen Hut vor dem Mann ziehen. So sitzt Sakis denn mit dickem Gips auf der Bühne und zieht trotzdem eine Show ab, von der sich manch Jüngere noch eine Scheibe abschneiden können. Ja, manchmal steht er so gar einbeinig auf der Bühne, weil er sich einfach nicht mehr im Stuhl halten kann und man sieht ihm förmlich an, wie gerne er es seinen Bandmitgliedern gleichtun und richtig abgehen würde. Auf Ansagen wird weitestgehend verzichtet, man läßt lieber die Musik sprechen. Sehr genialer und stimmungsvoller Auftritt der Griechen, der trotz gehandicapten Sänger extrem energiegeladen war. 

 

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DARK TRANQUILLITY
Als Headliner des ersten Abends treten DARK TRANQUILLITY auf den Plan. Anstelle eines Backdrops hat die Band einen Beamer mitgebracht und strahlt bewegte Bilder an die Zeltdecke - irgendwie nicht so glücklich. Der Rest der Bühne glänzt eher mit düsterer "Beleuchtung". Ich frage mich, ob man die Bandmitglieder von weiter hintern überhaupt noch sehen konnte? Dem Musikgenuß tut dies jedoch absolut keinen Abbruch; im Grunde bietet sich das gleiche Bild wie 2008, als die Schweden den Berg zum ersten Mal in Schutt und Asche legten: Mikael Stanne geht die Sache saugut ab, er kommt aus dem Grinsen gar nicht mehr raus, der Rest der Band blickt eher mißmutig drein. Los geht's erstmal mit ein paar neuen Songs, "At The Point Of Ignition" und "The Fatalist" bevor man dann die letzten 15 Jahre der Bandgeschichte Revue passieren läßt. Das Publikum geht zu Songs wie "Focus Shift", "The Wonders At Your Feet" oder "Final Resistance" tierisch ab und bringt das Zelt zum Kochen. Auch Sänger Mikael Stanne hat seinen Spaß, steht keine Sekunde still (bekommt der Mann eigentlich Kilometergeld?) und sucht immer wieder den Kontakt zu den Fans. Händeschüttelnd, springend und bangend schafft er es dennoch irgendwie, seine Gesangsparts beeindruckend darzubieten. "Misery's Crown", "Punish My Heaven", "Shadow In Our Blood" oder "The Lesser Faith" lassen eigentlich keine Wünsche offen. Mit "Lethe" und "Therin" packt man gegen Ende des Auftritts wieder ein paar alte Songs aus, um mit "The Grandest Accusation" und "Terminus (Where Death Is Most Alive)" dann doch mit neueren Stücken den Auftritt zu beenden. Eine Zugabe gibt es nicht, denn, wie Mikael Stanne schon sagte: Wer die Band kennt, der weiß, daß sie selten Zugaben gibt, sondern meist einfach bis zum Ende durchspielt. Wieder mal ein genialer Auftritt einer genialen Band, wobei ich mir immer noch nicht sicher bin, ob außer dem Duracellhasen Mikael Stanne noch ein Bandmitglied Spaß bei dem Auftritt hatte.

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