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metalcamp10_flyer01_a6_inkl_bleed_final.jpgDas METALCAMP im slowenischen Tolmin ging in diesem Jahr in seine siebte Runde. Weiterhin setzen die Macher auf die Mischung aus Abenteuercamp und Metalfestival, ein Konzept, welches auch in diesem Jahr aufging. Dabei schien es der Wettergott zu Beginn auch nicht besser mit den Besuchern zu meinen als im vergangenen Jahr, wo teilweise Land unter herrschte.
Auch dieses Mal war der Boden bereits montags von den Regenfällen der Vorwoche aufgeweicht, was schon die Anreise erschwerte. Wir waren schon zwei Tage zuvor in Slowenien angekommen und konnten uns noch nicht über gutes Wetter freuen, doch am Ende sollte der Badespaß an der Socà nicht zu kurz kommen.

Darin besteht der große Unterschied zu vielen anderen Festivals, denn außer der imposanten Gebirgslandschaft, die allerhand für Unternehmungen bietet kann man auch einfach an den am Gelände vorbei fließenden Fluss laufen und sich und sein Bier den ganzen Tag über kühl halten. Hier fanden sich täglich Tausende Metaller, die ihren Spaß mit Felsenspringen, Dammbauen und dem unvermeidlichen Bachkreischen hatten.

Die Konzerte fanden wie vor drei Jahren wieder von dienstags bis samstags statt, also anstatt zwei Tagen Chillout bei reduziertem Programm gab es zwei Tage Vorglühen. Das lag vor allem daran, dass man am Sonntag auf demselben Gelände noch das Magic Circle-Festival unter der Schirmherrschaft von MANOWAR veranstaltete, man ging quasi von einem Festival ins andere über wenn man denn wollte. Damit kein Chaos auf dem Campingplatz entsteht, wenn die Zuschauer, die nur sonntags dort sind anreisen, hatten die ihr eigenes Areal. Ob es Not tat da ein Zelt aufzubauen in dem die Amerikaner exklusiv ihr Merch verkauften lassen wir mal dahin gestellt.

Dienstag, 06.07.2010

DORNENREICH
Nachdem es den Montag über warm und trocken blieb verhagelte es den Festivalstart komplett. ENFORCER blieben auf der Strecke und wir brachen erst sehr knapp zu den österreichischen Darkmetal-Avantgardisten auf, als es ein wenig nachließ. Unter den Bedingungen litt der Set der Truppe, da man wenig Zeit hatte seinen Sound vernünftig abzumischen und es vor der Bühne sehr leer war.
Das hielt Frontmann Eviga nicht davon ab seinen Gig emotional zu durchleben, wie man es von ihm gewohnt ist. Zu Beginn noch verhalten mit Titeln vom aktuellen Dreher „In Luft geritzt“ steigerte sich die Dynamik zusehends, wobei vor allem Stücke vom Meisterwerk „Her von welken Nächten“ am meisten abgefeiert wurden. Im Laufe des Auftritts hörte es auf zu regnen und sollte für den Rest des Festivals nicht mehr anfangen, nun konnte die Party losgehen.

Immer wieder interessant zu hören wie die Österreicher ihre Blackmetal-Kompositionen völlig umarrangiert haben. Wie schon auf den letzten Tourneen bestand die Band nur aus Schlagzeug, Gitarre und Geige, was den leisesten Gig der ganzen Woche schon vorweg nahm. Dennoch funktionierten die Lieder auch in den Fassungen und mit dem langsam wieder aus den Löchern kriechenden Publikum kam auch ein wenig Atmosphäre vor der Bühne auf.
Geiger Inve traute sich da auch mal an den Bühnerand und versuchte nicht immer seine Introvertiertheit hinter einem Dauergrinsen zu verstecken. Am Ende nicht ganz so stark wie auf der Clubtour im Herbst haben DORNENREICH aus den Begebenheiten noch das beste rausgeholt, denn wirkliche Festivalmucke klingt anders.

Setlist DORNENREICH:
Jagd
Schwarz Schaut Tiefsten Lichterglanz
Der Hexe Flammend Blick
Flammentrieb
Grell Und Dunkel Strömt Das Leben
Trauerbrandung
Wer Hat Angst Vor Einsamkeit

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CROWBAR
Es wurde laut, es wurde sonnig, es wurde zentnerschwer, es kamen die Sludge-Veteranen aus New Orleans. Zumindest die beiden ersten Zustände sollten sich dann die gesamte Zeit nicht mehr ändern, wohingegen sich am Körpergewicht der Protagonisten einiges geändert hat seit den Anfangstagen der frühen Neunziger. Lediglich Kirk Windstein ist noch ein wenig beleibt, aber da war auch schon mal mehr dran an dem Mann. Der stand da vorne mit seinem Sechssaiter, knurrte und knarzte seine Vocals ins Mikro, die sich ebenso zähflüssig bewegen wie der Rest des Songmaterials.

Leider bin ich was das anbelangt kaum bewandert, bislang ging der Vierer immer an mir vorbei. Da sich der Meister aber nicht zu Songansagen hinreißen ließ kann ich da wenig Zeugnis geben. Er hatte viel mehr Spaß damit zwischen den Songs ein paar Scherze zu machen, die aber aufgrund des üblen Südstaatendialekts kaum einer verstand.
Seine Nebenleute waren ähnlich wie er auch schon stark angegraut, nicht die letzten Helden der ganz harten Szene mit dem Schicksal an dem Tag. Basser Patrick Bruders war noch der bewegungsfreudigste, aber viel Action verlangt einem das Material auch nicht ab. Rocken tut das zwar ordentlich, aber dennoch konnte kein richtiges Feuer bei den Zuhörern entfacht werden.

Das lag auch daran, dass die Pausen zwischen den Titeln sich ähnlich zogen wie ihre Akkorde. Man stand zusammen am Drumriser, genehmigte sich ein Bierchen und nutzte die Gelegenheit die Instrumente noch mal zu stimmen. Mehr als Höflichkeitsapplaus war am Ende nicht drin.

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NEVERMORE
Wie man es richtig macht, zeigten dann die Jungs aus Seattle, die sofort mit einem ungeheuren Engagement bei der Sache waren. Hier wurde endlich mal ein Set gradlinig durchgezogen, da merkte man die Professionalität bis in die Haarspitzen. Jim Sheppard rackerte viel, post was das Zeug hielt als solle jeder seine gekürzte Matte bewundern, steht ihm aber gut.
Neben ihm frickelte und schredderte der neue noch recht junge Tourgitarrist Attila Voros dass es eine wahre Freude war. Der Ungar, der fast ein Heimspiel hatte bewarb sich via MySpace-Videos und scheint das Jeff Loomis-Klon zu sein, welches die Formation immer suchte.

Der Saitenhexer persönlich stand meist am anderen Bühnenrand und bearbeitete dort sein Instrument, wenn er nicht gerade ein paar Backingvocals beisteuerte. Trotz der wenigen Shows die er mit seinem Partner gespielt hatte sind sie überraschend gut aufeinander abgestimmt.
Mittelpunkt der Show ist allerdings Warrell Dane, der ständig unterwegs ist und immer kalt zu haben scheint, die Jacke zog er jedenfalls nicht aus. Unter der Mütze waren auch ein paar graue Bartstoppeln zu erkennen, auch hier ist man vorm Alter nicht sicher. Doch das beeinträchtigte in keiner Weise seine starke, variable Gesangsleistung noch seine Performance.

Das Set stand natürlich im Zeichen des neuen Albums „The Obsidian Conspiracy“, von dem es den Titelsong, „Your Poison Throne“ und „The Termination Proclamation“ gab. Fans der älteren Sachen konnten sich ebenfalls nicht beklagen, „Beyond Within“, „Reborn“ oder „Enemies Of Reality“ waren alle am Start. Ebenso wie Stücke von „Dead Heart In A Dead World“ wie „Inside Four Walls“ oder das von vielen Kehlen mitgesungene „The Heart Collector“.

Der gute, transparente Sound tat sein Übriges, damit endlich richtige Stimmung im Publikum aufkam. Zum ersten Mal wurde es voll vor der Bühne, flogen die Fäuste und gab es zurecht lautstarke Anfeuerungen für die Band. Das alles während das Wetter immer freundlicher wurde, so konnte es weitergehen. NEVERMORE waren die bislang beste Band des Tages und am Ende eine der besten des METALCAMP.

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SIX FEET UNDER
Die Tampa-Heroes haben auch schon bessere Tage gesehen, zu Letzt standen sie nicht nur wegen ihrer musikalischen Ergüsse in der Kritik. Auch heute sollten sie nicht vollends überzeugen, was zum Teil auch an Frontmann Chris Barnes lag. Oh weh, ist der fertig der Typ, seine Dreadlocks sind selbst für eben solche reichlich zerfranst und auch hier schlägt das Grau unerbittlich zu.
Dazu zeigt auch der Blick ins Gesicht nicht gerade eine gute Verfassung, doch zumindest gesanglich ist er auf der Höhe, sein abgrundtiefes Organ sucht schon seinesgleichen. Was die Pig-Squeels angeht, viele finden das ja richtig toll, ich hingegen kann mir ein Schmunzeln nie verkneifen.

Ähnlich wie bei seinen Nebenleuten steht übermäßige Bewegung heute nicht auf dem Programm. Terry Butler und Steve Swanson feuern die tödlichen Grooves zwar mächtig in die Menge rotieren aber kaum auf der Bühne. Fast schon überflüssig zu erwähnen dass auch hier der Feind aller Gardinen zugeschlagen hat, dennoch schön zu sehen, dass die erste Generation des Deathmetal immer noch mit Wut am Werk ist.

Songtechnisch kommen mit Nummern wie „Seed Of Filth“ vom letzten Studioalbum „Death Ritual“ die Klassiker wie „America The Brutal“ gleichermaßen zum Zuge. Doch die ähnlichen Stücke ohne große Ecken und Wendungen führen im Verlauf des Gigs zu Ermüdungserscheinungen. Da muss am Ende das abgenudelte „T.N.T.“ noch mal was raus reißen.

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CANNIBAL CORPSE
Schon eine interessante Dramaturgie, nach SIX FEET UNDER die alte Formation von Chris Barnes auf die Bühne zu lassen. Den Fans war es egal, die meisten blieben direkt vor Ort, schließlich können die meisten mit beiden was anfangen. Während vorher eher der Groove regierte, herrschte hier nun der Hammer, CANNIBAL CORPSE kennen halt nur eine Richtung, die führt immer geradeaus auf dem Todeshighway.
Und mit der höheren Schlagzahl ihrer Kompositionen stieg auch die Aktivität auf den Brettern. Alex Webster bangte sich wie immer gepflegt die Seele aus dem Leib, die beiden Sechssaiter Rob Barrett und Pat O´Brien wechselten häufig ihre Positionen und ließen die Matten kreisen. Noch agiler präsentierte sich der „Corpsegrinder“, der den Rotor sofort anwarf wenn er mal nicht ins Mikro grunzen musste. Dazu diktierte er die Menge und bekam die verlangten Pits.

Das machte durchaus Spaß, dazu erstaunte das Zuschauen bei den extremen Fingerübungen immer wieder. Die Jungs zockten so was von ultrapräzise, ein gefräßiges Mahlwerk. Schlagwerker Paul Mazurkiewicz war auf den in der Dunkelheit gut sichtbaren Leinwänden ständig präsent, da klappten schon mal die Kinnladen der Nachwuchsdrummer runter, da ballerten die Blasts nur so. In den ganzen Hochgeschwindigkeitsnummern wie „Pounded Into Dust“ war selbst „The Wretched Spawn“ eine willkommene Abwechslung. Nach einem nicht unanstrengenden Tag war nach 6 oder 7 Songs Schluss für uns, wir zogen es vor schon mal den Gegner für das Endspiel zu beobachten.

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SOULFLY
Es wurde leider der Gegner für das Spiel um den dritten Platz und das war nach starker zweiter Hälfte früh für Holland entschieden. Am Ende wurde es wohl noch mal spannend, doch Max´ Mulitkulti-Truppe rief zum Gebet. Da steht der gute Cavalera nun schon seit geraumer Zeit als Zeremonienmeister vor, doch bislang hat man nichts von der rhythmischen Intensität eingebüßt. So auch an dem Abend, an dem der Dreadlock-Mann sein Publikum wie immer im Griff hatte. Eine Geste genügte und Tolmin hüpfte.

Hüpfen auf der Bühne tat vor allem Marc Rizzo, der viel unterwegs war, öfter vom Drumriser sprang und auch sonst Blickfang war. Dabei litt sein Spiel zu keiner Sekunde unter seinem Bewegungsdrang, er knallte einem die groovigen Riffs nur so um die Ohren. Einzig zu bemängeln gab es, dass er nach wie vor zu offensichtlich von Tom Morello inspiriert scheint.
Ebenfalls als ein Meister des Grooves erwies sich Drummer Joe Nunez, der für eine Metalband sehr ungewöhnlich spielt. Das hebt natürlich die vielen Ethno- und Weltmusikalischen Einflüsse deutlich heraus. Schade nur, dass die vielen exotischen Instrumente alle vom Band kamen. Bei einem Song durfte auch der älteste Sohn von Max Igor Jr. an die Kessel und bei der obligatorischen Tribaldrum-Einlage war er ebenfalls dabei.

Positiv aus meiner Sicht war die hohe Zahl an SEPULTURA-Nummern, auch einige ganz alte wie „Inner Self“ und „Arise“, neben den eher zu erwartenden „Territory“ oder „Roots“. Das hob die ohnehin schon gute Stimmung, das Publikum wurde hier richtig laut, forderte am Ende ein paar Zugaben. Von ihrem eigenen Material hatten SOULFLY neben „Bloodbath & Beyond“ vom neuen Dreher „Omen“ auch „The Prophecy“, „Carved Inside“ „Born Again Anarchist“ und natürlich „Jumpdafuckup“ im Gepäck. Nur die Dimebag-Hommage „Walk“ hätte man ruhig ausspielen können, den Leuten war es egal, Tolmin hüpfte auch so.

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KORPIKLAANI
Der Stimmungslevel sollte in der Folgezeit nicht arg sinken, stand doch mit KORPIKLAANI eine weitere Band an, die schon zuvor öfter auf dem METALCAMP abgeräumt hatte. Eine gewisse Affinität zu folkloristisch angehauchten Klängen muss man den Slowenen schon attestieren, denn gerade diese Bands kamen hier am besten an. Mit dem Opener „Vodka“ war auch gleich klar, worum es den Finnen hier und heute ging: Party!
Ist Tolmin gerade noch gehüpft tanzte nun alles zu den munteren Harmonien aus Gitarren, Geige und Akkordeon. Die Sechs auf der Bühne ließen sich da auch nicht lumpen und legten eine energiegeladene Show hin, bei der sich vor allem Gitarrist „Cane“ Savijärvi viel Kilometergeld verdiente. Die Formation schafft es mittlerweile locker derart große Bühnen mit ihrer Präsenz zu füllen, die Eigenhymne sollte die Begeisterung weiter steigern.

Der gute und druckvolle Sound tat sein Übriges, auch wenn es den Feierwütigen eher egal gewesen sein dürfte. Ein Zeichen davon, dass es trotz allem Spaß an der Sache immer noch professionell zugeht. Im weiteren Verlauf standen unter anderem noch „Cottages And Saunas“ oder der „Hunting Song“ auf der Speisekarte, „Beer Beer“ wurde allerdings vermisst. Na ja, vielleicht war man hier von dem Getränk nicht so überzeugt, aber dazu später mehr, von Partymucke aber erst mal Schicht für den Tag. In der Mitte des Sets zog es mich mit Herzdame zu den musikalisch verwandten, aber ungleich ernsthafteren METSATÖLL auf der kleinen Waldbühne.

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METSATÖLL
Dort angekommen war die Menge doch ziemlich überschaubar, schade, denn die Esten hätten als „Exoten“ mehr Publikum verdient gehabt. So blieb es zu Beginn bei einer Anzahl beinharter Anhänger, viele davon mit der Flagge ihrer Heimat. Das ist zwar mittlerweile nicht mehr erlaubt, weil es überhand nahm und die hinteren Reihen gerne auch etwas sehen würden. Hier waren eher kleinere Banner am Start und gestört haben sie nicht viel. Bewundernswert nur die Ausdauer derjenigen, die sie die ganze Stunde geschwenkt haben.

Bei dem Gig ging es vor allem um die Vorstellung des gelungenen neuen Albums „Äio“, gleich zu Beginn gab es den Opener „Kui Rebeneb Taevas“, später noch unter anderem den knalligen Titelsong oder „Roju“. Aber auch ältere Stücke wie „Ussisönad“ fanden Einzug in das Set.
Aushängeschild der Truppe ist Frontmann Markus, der mit seiner tiefen, beschwörenden Stimme für interessante Tupfer im ohnehin reichhaltigen Festivalangebot sorgte. Seine Gitarrenarbeit kam ähnlich trocken rüber wie auf Platte, das scheint so dazu zu gehören, auf alle Fälle nicht unpassend.
METSATÖLL überraschen vor allem dadurch, dass hier nichts vom Band kommt, sondern die Flöten, Dudelsäcke und ähnliches Instrumentarium selbst live gespielt wird. Lauri hat auf seiner Seite ein ganzes Arsenal, welches er ständig wechselt, dennoch ist er überall auf der Bühne präsent wie der Rest der Band.
Bassist Kuriraivo steuert noch ein paar aggressivere Vocals bei, während es vor allem die schamanenhaften Chöre sind, welche der Band eine hohe Eigenständigkeit verleihen. Diese sitzen auch punktgenau und sorgen so für eine tiefe Atmosphäre.

Ab der Mitte des Sets, als auf der Hauptbühne die Lichter ausgingen, wurde es voller zwischen den Bäumen was die Vier noch ein wenig mehr Engagement zeigen ließ. Da wurden die Fans auch zu kleinen Singalongs animiert, die prompt angenommen wurden. Bleibt zu hoffen, dass hier eine Band, die sich aus der Masse heraus hebt ein paar neue Freunde gefunden hat. So endete die Nacht nicht laut, sondern eher besinnlich wie magisch.

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Mittwoch, 07.07.2010:

 

Nachdem sich ja das Wetter in Festivalqualität eingependelt hatte, konnten wir uns auch anderen Outdooraktivitäten widmen. Fast schon Tradition beim Besuch des Metalcamp ist der Besuch der Tolminska Korita, einer Schlucht zwei Kilometer nördlich von Tolmin. Diese ist der tiefste Punkt und ein Eingang in den großen Triglav-Nationalpark. Das Naturschutzgebiet ist nach dem höchsten slowenischen Berg benannt, der auch die Flagge des Landes ziert.

An dem Zusammenfluss von Zadlascica und der Tolminka kurz bevor diese direkt vor der Beachbar in die Soca mündet fräsen sich die Bachläufe bis zu 60 m tief in das Kalkgestein hinein. Zusammen mit den glatt gewaschenen Felswänden und dem sehr klaren türkisfarbenen Wasser ergibt sich ein wunderschönes Panorama. Dazu kommen kleinere Wasserfälle, die Dante-Höhle und interessante Felsformationen wie der Bärenkopf.
Dieses Naturschauspiel ist für die Festivalbesucher im Preis erniedrigt und wird daher ausgiebig genutzt. Ständig laufen einem auf den engen Pfaden Gleichgesinnte über den Weg, die sich unter die normalen Touristen mischen. Die Gegend ist auch ideal geeignet um eine wenig der Mittagshitze zu entfliehen, denn unten ist es angenehm kühl, während das Wasser nur den ganz Harten zu empfehlen ist. Dazu kann man einiges an seltener Fauna und Flora entdecken oder sich einfach abseits des Trubels entspannen.

Eine willkommene Abwechslung bietet sich hier auf alle Fälle und mit dem Abstand, den man dort bekommt, lässt sich die Musik am Abend noch besser genießen. Ebenfalls sehenswert ist der Kozkjak-Wasserfall beim 15 Km entfernten Kobarid. Dort gibt es auch noch ein Weltkriegsmuseum und die alte Römersiedlung Tonocov Grad für die historisch interessierten, während über Tolmin eine alte Ruine thront. Und das macht auch den Reiz im Gegensatz zu anderen Festivals aus, die oft nicht mehr als Felder und gesichtslose Messebauten zu bieten haben. Da die Konzerte ohnehin erst am Nachmittag beginnen hat man genügend Zeit sich einiges anzusehen.

 

ARKONA
Die Russen waren die ersten, die vom typischen Fanverhalten, das sich an den darauf folgenden Nachmittagen wiederholen sollte. Als man nämlich die Bretter erstürmte war kaum einer da, doch sobald sich auf der Bühne was tat kamen sie aus allen Ecken, bzw. von allen Bierständen. Da rekrutieren ARKONA bestimmt einige Anhänger, denn es stand wieder Paganmetal auf dem Programm, auch wenn ausnahmsweise von den slawischen Gegenspielern der Wikinger inspiriert.

Unbestrittener Mittelpunkt ist Frontfrau Mascha Archipova, die wie ein Wirbelwind über die Bretter turnte. Ganz im Gegensatz zu ihren Mitstreitern, Gitarrist Lasar und Viersaiter Knjas, die jeweils ihre Flanke hüteten, während die Feldherrin im Fuchsschal die Schlacht alleine schlug.
Ein Geiger war auch noch dabei, der saß und war somit ohnehin bewegungsgehemmt. Nur hätte man ihm ein paar mehr Parts in die Kompositionen einbauen und stattdessen auf die vielen Samples verzichten können.

Die Songs wie „Goi, Rode, Goi“ oder das epische „Rus“ waren bestimmt von den vielen Tempowechseln und der variablen Stimme von Mascha, die von Cleargesang bis zu derbsten Grunts alles drauf hatte. Das sorgte alles für willkommene Abwechslung, denn viele kennen nur die direkte Marschrichtung. Dem Großteil des Publikums gefiel das gut und so wurde neben den Haarrotoren auch viel geschunkelt und getanzt.

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LEAVE´S EYES
Anschließend bat das Ehepaar Krull zum Tanz, wobei hier eine klare eheliche Pflichtenteilung herrschte. Fronttier Alex lieferte die tiefen Töne und war ständig unterwegs, um die Leute zu animieren, was nur bedingt gelang. Gattin Liv Kristine hingegen war eher das optische Aushängeschild und wedelte bei ihren theatralischen Gesanglinien genretypisch immer gestikulierend mit den Armen.

Das alles vor dem breiten Hintergrund der doch schon mächtigen Backdrops, mit die größten des Festivals. Dennoch hätte man von den Musikern auch ein wenig Showelemente in Form von Bewegung erwarten können. Da steht jetzt mit Alla Fedynitch noch ein Mitglied mit russischen Wurzeln in den Reihen der immer internationaler werdenden deutsch-norwegischen Kooperation. Die Dame hatte ich schon 2007 auf dem Metalcamp, damals noch mit DISILLUSION gesehen. Zu Mike Terrana oder früher Leuten wie Cozy Powell, die überall auftauchten, sagte man scherzhaft Musikerschlampen, darf man das auch zu Alla sagen?

Doch Songs wie „Take The Devil In Me“ und “My Destiny” vom aktuellen “Njord” oder ältere Stücke, etwa „Solemn Sea“ brachten die Menge nicht auf Temperatur. Bezeichnend, dass ein Betrunkener, der schlafender weise mit allerlei Dingen drapiert und photographiert wurde fast für mehr Aufsehen sorgte als LEAVE´S EYES. Viele waren auch schon zum Fußball abgewandert, was wir nach der Hälfte des Sets auch taten.

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FUßBALL-WM-HALBFINALE
Da stand ich nun doch vor einer schweren Entscheidung, entweder das deutsche Spiel ganz schauen oder mittendrin zu OVERKILL abdüsen. Mein schwaches Nervenkostüm riet mir zu Letzterem, also brach ich mit meiner besseren Hälfte zur Hauptbühne auf. Im Photograben angekommen ging es sofort los, doch zu meiner Verwunderung stürmte Dez Fafara auf die Bühne, der erste Ton und das Backdrop täuschten nicht, es wurde munter getauscht. Schon nachmittags hatten EQULIBRIUM ihren Gig mit DEVILDRIVER getauscht, nun standen diese jetzt schon auf der Bühne. Hätte ich mir interessehalber angeschaut, so hieß es: „Sorry Jungs, maybe next time!“

So bekam ich noch den nicht gegebenen Elfmeter für die Unseren noch mit. Man kann streiten, aber für so etwas hat Klose Gelb-Rot kassiert. Im allgemeinen Tumult der Schimpferei landete mein Ellbogen beim Strecken eines bestimmten Fingers am Hinterkopf einer jungen Deutschen. Dafür möchte ich mich hier noch einmal entschuldigen, war sicher keine Absicht, passiert halt leider mal.
Wie das Spiel ausging wissen wir alle, meine Weiterreise nach Kroatien stand daher nicht mehr unter Zeitdruck. Spanien war zwar klar besser, aber das Damoklesschwert der ewigen spanischen Bevorteilung (siehe auch Fernando A.) schwebt schon über dem Pokal.

Nicht entschuldigen möchte ich mich ausdrücklich bei einer anderen Dame, die nach dem Spiel enttäuschte deutsche Fans so was von kindisch und dumm anpöbelte, dass es einfach zum Kotzen war. Ich weiß nicht ob es eine Österreicherin war, die Deutschland hasst oder eine Deutsche die Fußball hasst, egal, neutrale Zuschauer sollten neutral bleiben. Ich weiß echt nicht wieso man so was nötig hat, vielleicht fand sie das lustig, aber außer ihr sicherlich keiner, was die vielen verbalen Attacken belegten. Und von der mangelnden Kollegialität unter Metallern ganz zu schweigen. Sorry Mädel, ich wünsche Dir im Verlauf Deines weiteren Lebens nur das Schlechteste.

OVERKILL
Was macht ein Fußballfan, der in den Achtzigern mit Metal aufwuchs fünf Minuten nachdem er ein Weltmeisterschaftshalbfinale verloren hat? Richtig, er schraubt sich die Rübe runter, dass er nur so eine Art ist. Ich wünschte ich hätte mehr von dem Konzert mitbekommen um es euch zu berichten, aber ich pflügte wie ein Berserker durch die Menge und die Pits. Alles was ich verlieren konnte bei der Herzdame verstaut und auf ins Gefecht. Normal wissen diejenigen die mich kennen, dass ich gerne aus mir rausgehe, aber da stand selbst mein Anhang, wenn ich mal vorbei flog völlig fassungslos daneben.

Klar „Blitz“ war wieder der Chef im Ring, beackerte das Areal da oben ähnlich wie ich meines weiter unten und zeigte sich gut bei Stimme, bei Figur sowieso. In seiner typischen Art hatte er keine Probleme die Menge für sich zu gewinnen auch wenn die Reaktionen nicht ganz euphorisch waren. Leider verzichtete er auf den abschließenden Sprung in die Menge, wo ich doch endlich einmal zum Ende der Show vorne in der Mitte stand.
Nicht weniger agil der neuerdings kurzhaarige D.D. Verni, der mit seinem Bass ständig unterwegs war. Die beiden Axtmänner Dave Linsk und Derek Trailer standen eher an den Flanken Spalier für die Bandköpfe und zockten ihre messerscharfen Riffs sehr präzise, damit sie die volle Wirkung entfalten. Dabei waren ihre Salven nicht nur kantig sondern auch vom Sound her richtig Old School, wie das gesamte Set.

Alle Hits der frühen Tage waren am Start, nach dem Einstieg mit dem Opener vom neuen Album folgten mit „Rotten To The Core“ und „Wrecking Crew“ die beiden ultimativen Zerstörungsnummern. Auch „Elimination“ und „In Union We Stand“ fehlten natürlich ebenso wenig wie Material aus „Ironbound“. Von der ebenfalls die alte Schule feiernden aktuellen Scheiblette gab es die ersten drei Songs, die sich von der Qualität kaum von den Klassikern unterscheiden.
Nachdem ich die ganze Stunde durchhielt ging mir es schon wieder etwas besser, was geile Mucke doch alles bewirken kann. Am folgenden Tag sah es nicht so rosig aus, der Muskelkater befiel auch die vorderen Halspartien und den Bauch, aber das habe ich gebraucht.

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EQUILIBRIUM
Es sollte endlich soweit sein, nach vielen Anläufen konnte ich das deutsche Paganmetal-Aushängeschild auch einmal live begutachten. Dabei war nach vielen Erzählungen Skepsis angesagt, auch weil die musikalischen Ergüsse nach dem Debüt maximal annehmbar waren. Doch die Band zeigte, dass sie auch eine größere Meute beherrschen kann, denn sofort legte man eine große Spielfreude und Ausstrahlung an den Tag. Das Auftreten war sehr selbstsicher und professionell und auch Schlagzeuger Nummer 817 ist mittlerweile gut integriert.

EQUILIBRIUM profitierten von den guten Bedingungen wie dem starken, lauten Sound, der tollen Lightshow und dem freundlichen lauen Sommerabend. Da war natürlich eine gute Stimmung unter den Anwesenden garantiert, zumal wie bereits erwähnt diese Metalgattung bei der siebten Auflage des Metalcamp die beliebteste war.
Eine gute Leistung bot auch der erst vor einem halben Jahr dazu gestoßene Fronthüne Robert Dahn, der die gesamte Bühne zu nutzen wusste und eine starke Bühnepräsenz besitzt. In absehbarer Zeit könnte er Ur-Sänger Helge Stang vergessen machen. Die Drei an den Saiten rotierten ebenfalls viel und fanden öfter zu einer Gitarrenreihe zusammen, auch im Wikingerstahl erkennt man die deutschen Bands einfach heraus. Bassistin Sandra Völkl sieht dazu in natura eigentlich niedlicher aus als auf den meisten Photos, irgendetwas macht da wer falsch.

Den meisten Zuspruch ernteten natürlich die Lieder vom Debüt, vor allem die Hymne „Met“, die schon in der Mitte gebracht wurde. Aber auch „Wingthor´s Hammer“ und „Unter Der Eiche“ wurden abgefeiert. Von den neueren Titeln konnten „Der Ewige Sieg“ und „Wenn Erdreich Bricht“ punkten, während „Die Affeninsel“ doch sehr seltsam klingt. Ebenfalls negativ muss auch der ausgiebige Einsatz von Samples gewertet werden. Auf alle Fälle konnten sie ihre Führungsrolle in dem Genre unter Beweis stellen.

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Donnerstag, 08.07.2010:

Für heute stand unsere Wildwasser-Action an, die Soca ist einer von Kajakfahrern beliebtesten Flüsse Europas und ideal geeignet für andere Wassersportarten. Im gesamten Tal gibt es zahlreiche Agenturen, die derartige Unternehmungen anbieten, in Tolmin ist MAYA ansässig. Nach mehreren Jahren, die uns zum METALCAMP führten ist uns deren nettes und kompetentes Team, welches uns nach den Abenteuern mit gutem Wein verköstigt ans Herz gewachsen. Das Büro ist ganz einfach zu erreichen, es liegt ein paar Fußminuten vom Campingplatz entfernt hinter dem Sportplatz direkt oberhalb der Haarnadelkurve und gegenüber der Banken.

In dem Jahr stand endlich wieder Hydrospeed auf dem Programm, das ja vor zwei Jahren wegen eines zu hohen Flusspegels ausfiel. Hydro-was? Ja, die Frage habe ich schon ein paar Mal gehört, denn der auch Riverbob genannte Sport ist nicht sehr weit verbreitet. Kurz ausgedrückt ist er vor allem für diejenigen geeignet, denen Rafting zu zahm ist. Das Einzige was Dich im Wasser schützt ist neben Helm und Neopren ein Schwimmbrett unter dem Oberkörper und die Flossenfüße.
So geht es ziemlich starke und für Boote zu enge Stromschnellen hinunter, nichts für schwache Nerven also. Mut und eine gewisse Konstitution sollte man mitbringen, denn beim Ritt über die Felsen fragt man sich öfter was man hier eigentlich mache. Kentern gehört ebenso dazu, da geht das Adrenalin schnell in die Blutbahn über. Aber Spaß machen tut das echt wahnsinnig, total irre!
Davon konnte ich auch unsere österreichischen Zeltnachbarn, die uns begleiteten überzeugen. Das Feld komplettierte ein kanadischer Metalfan, der rein interessehalber vorbei schaute. Natürlich können auch weniger abgefahrene Sachen wie Raftig, Canyoning, Kajak oder auch Mountainbiking gebucht werden, schaut einfach rein, für METALCAMP-Besucher gibt es Specials.

EPICA
So starteten wir an dem Tag relativ spät ins Geschehen, mit den Holländern, die da noch guter Hoffnung waren stand schon einer der renommierteren Acts auf der Bühne. Spötter würden die Formation jetzt wieder auf Simone Simons mit musikalischem Gefolge reduzieren, doch ein wenig mehr ist da ja schon.
Klar, die Dame macht optisch was her, schlägt die Konkurrenz wie etwa EQUILIBRIUM-Sandra um Längen, auch wenn diese natürlicher rüber kommt. Fräulein Simons ist fast schon unwirklich, eine strahlend schöne, bezaubernde Elfe, die unnahbar wirkt. Das Spiel mit dem Ventilator an der Bühnefront beherrscht sie perfekt, lässt ihre rote Mähne wild hoch wehen. Als sich dann einmal während des Gigs ihre Hand zwischen ihre Beine verliert haben die Sanis viel Arbeit.

Doch auch ihre Mitstreiter brauchen sich optisch nicht zu verstecken, das Gitarrendoppel  Mark Jansen und Issac Delahaye dürfte auch einige weibliche Fans ziehen. Breitbeinig posend stehen sie die meiste Zeit auf der Bühne während sie ihre Matten zu den wuchtigen Staccatos schütteln. Viele Leute haben sich aber noch nicht vor der Bühne versammelt, es ist noch sehr heiß und das Bad in der Socà wird noch von vielen vorgezogen.
Spieltechnisch gibt es nicht viel auszusetzen, Bandkopf Jansen feuert immer wieder tolle Soli aus den Hüften. Dazu unterstützt er die Frontfrau mit seinen Grunts bei den Gesängen, was die Songs abwechslungsreich gestaltet. Etwas weniger konnte der ansonsten gute Sound überzeugen, der bei EPICA ein wenig zu übersteuert ausfiel.

Das störte ein wenig bei den bombastischen Kompositionen wie „The Obsessive Devotion“ oder „Consign To Oblivion“.  Dazu kommt die teilweise Überfrachtung der Arrangements, hier noch ein gesampleter Chor, da noch ein paar Key-Orchestrierungen, drei Gesangsstimmen, irgendwann ist es zuviel des Guten. Da hatte es Drummer Arjen van Weesenbeek schwer das alles zusammen zu halten, so kann sich ein Hörer, der nicht mit dem Material vertraut ist kaum rein finden.
Am Ende verbuchte Simone Simons noch ein paar Sympathiepunkte, als sie nach der Show an der Absperrung fleißig Autogramme gab, sich mit den Fans photographieren ließ oder und sich länger mit einem Fan im Rollstuhl unterhielt. So unnahbar ist sie doch nicht!

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THE EXPLOITED
Das britische Punk-Urgestein gab schon seine zweite Stippvisite auf dem METALCAMP ab, besser ins Billing passen sie immer noch nicht. Mussten sie nicht letztes Mal auch vor ELUVEITIE ran? Gleich zu Beginn wurden die Zuschauer dazu aufgefordert einen Krieg zu starten, der kamen nur ein paar Handvoll nach, die aber die ganze Zeit unentwegt durch den Pit sprangen. Überhaupt führt gefühlt jeder zweite Song den Begriff „War“ im Titel.
Sänger Wattie Buchan, ein Vorzeigepunk vor dem Herrn hüpfte ständig aufgescheucht umher, wackelte in seiner charakteristischen Art über die Bretter, den Iro immer noch mit Stolz tragend. Basser Irish Rob gab den in dem Jahr fast obligatorischen Rastamann, während der neue Gitarrist Mark optisch und vom Stageacting her eher aus dem ClassicRock zu kommen scheint.

Gegen Ende des Sets fiel das Mikro von Wattie aus, der nahm es mit Humor, obwohl er nicht so den Plan hatte was nun zu tun war. Im Verlauf des Auftritts fanden sich auch immer mehr Leute auf dem Gelände ein, obwohl sich der Unterschied zu den Vortagen, die ja nur von den Fünf-Tages-Ticket-Käufern besucht worden waren nicht wirklich bemerkbar machte. Die bekamen dann die volle Breitseite, in 70 Minuten kann man so einige Songs zocken. Der Querschnitt durch das bisherige Schafen umfasste „Chaos Is My Life“, Beat The Bastards“, „Sex And Violence“ sowie die Hymne „Punks Not Dead“.

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ELUVEITIE
Da war es bei den Schweizern doch deutlich voller und die Reaktionen klar lauter, aber Paganbands waren in dem Jahr das Ding der Stunde. Von Beginn an hatte Sänger Chrigel Glanzmann sein Publikum im Griff, wobei man ihm gereifte Frontmannqualitäten attestieren muss. Oft lehnt er sich am Bühnenrand weit hervor und bringt seine Death-Vocals überzeugender rüber als gewohnt.
Nun musste die Band auch reagieren, bis vor zwei Jahren hatte man sich bei den Shows auf die Präsenz der Kirder-Brüder verlassen können, nach deren Weggang war es am Rest der Band diese Parts zu übernehmen. Bassist Kay Brem tut sich da als größter Aktivposten hervor während die beiden Gitarristen eher auf ihren Seiten verharren.
Die noch recht junge, aber ziemlich süße (weil noch so jung?)Anna Murphy hatte auch ihre Scheu abgelegt, ihre Gesangsparts wirkten sicherer und kraftvoller. Dabei schreckte sie nicht vor ein paar derben Schreien zurück und trat selbstbewusster auf.

ELUVEITIE konnten es sich sogar erlauben ihren Hit „Inis Mona“ schon in der Mitte des Sets zu bringen, man hat doch schon ein paar treffsichere Pfeile im Köcher. „Bloodstained Ground“ und „Kingdome Come Undone“ seien da erwähnt. Diese kamen auch druckvoller und nachvollziehbarer daher, Drummer Merlin Sutter gelingt es nun besser die Arrangements zusammen zu halten, was dem tighteren Bandsound sehr zugute kommt. Auch Tourroutine kann zu stetigen Verbesserungen führen und viele meiner Kritikpunkte der Vergangenheit gehören selbiger an.

Man bekam sogar die geforderte „Wall Of Death“ auch wenn ich mich bei derartiger Musik nur schwer damit anfreunden kann. Aber inzwischen macht das scheinbar jeder, solange es nicht bei Progacts vorkommt soll mir das recht sein. Die starke Lichtshow, bei der in dem Jahr viel mit Vari-Lights gearbeitet wurde unterstrich das mächtige Auftreten.
Beim abschließenden „Tegernako“ wurden auch Ivo Henzi und Simeon Koch mutig erklommen den Drumriser und sprangen in bester Posermanier herunter. Danach fand sich die gesamte Formation ganz vorne in der Mitte ein, bildete eine Reihe, scheinbar um die immer stärker werdende Verbundenheit zu demonstrieren. Der bislang stärkste Auftritt von ihnen unterstrich ihre Führungsrolle in der Folkmetal-Szene.

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BEHEMOTH
Das letzte Gastspiel von BEHEMOTH auf dem METALCAMP fand vor zwei Jahren leider ein jähes Ende. Der Allmächtige ließ seinen ganzen Zorn auf die Mannen um Nergal in einem Sturm los, der die komplette Bühne unter Wasser setzte. So sehr sich die Polen auch wehrten, zum Schluss mussten sie sich knapp der himmlischen Macht geschlagen geben. Doch nun verlangten sie eine Revanche und waren bestens gerüstet, die Sprechchöre schon in der Umbaupause ließen die Angelegenheit zu einem echten Heimspiel werden.

Alleine die Produktion war mächtig, die Mikroständer standen hinter großen Pentagrammen, hinter denen sich die Musiker auf der spärlich beleuchteten Bühne aufbauten. Schon mit „Of Fire And Void“ kannte die Raserei kein Halten mehr, Nergal und seine Mitstreiter hauten einem die tödlich-schwarzen Riffs nur so um die Ohren, lieferten dazu brillante Soli. Der einzige Orkan, der da durch das Soca-Tal wehte war der Sound von BEHEMOTH, brutal, kalt undurchdringlich!

Und wie sie ihn zelebrierten, diese Präzision ist einfach unglaublich, dabei kreisen die Haare der Mucker unablässig, doch auch das geschieht absolut tight und synchron. Dazu hämmert Inferno im Hintergrund wie ein Berserker auf sein Drumkit ein und selbst die gekeiften Vocals kamen mehrstimmig auf den Punkt. Unfassbar bei dem Tempo, ein absolutes Rollkommando!
Es scheint auch so als habe die Band an Körperfülle etwas zugenommen oder täuscht da die bronzene Schminke auf den Armen. Nergal war mir bisher eher als schmaler Typ aufgefallen und Bassist Orion wies recht massive Oberarme auf. Zusammen mit ihren Rüstungen strahlten sie auch optisch die unbarmherzige Kraft ihrer Songs aus.

Da hatte das Team von oben keine Chance, die Polen standen wie eine Wand. Davor die Fans, die ihre Hörner in den Abendhimmel reckten und ihre Matten kreisen ließen. Die einzigen Verschnaufpausen waren die monumentalen Intros vor Songs wie „Decade Of Therion“, „Slaves Shall Serve“ oder „Demigod“. Am Ende wurde die Truppe sogar für zwei Zugaben zurück beordert. Der verdiente Ausgleich, man darf auf das Entscheidungsspiel gespannt sein.

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EX DEO
Mächtig und monumental ging es anschließend weiter, wenn auch mit einem Bruchteil des Zuschauerzuspruchs. EX DEO, das Quasi-Sideprojekt von KATAKLYSM gab sich die Ehre und auch hier waren Rüstungen Trumpf, wenn auch römische. Sänger Marizio Iacono wandelt hier auf den Spuren seiner frühen Vorfahren und dementsprechend ist die Optik gestaltet mit dem großen roten Backdrop.

Musikalisch gibt es auch Einflüsse aus der Zeit, die geschickt in eine melodiösere Grundrichtung eingebettet werden aber auch allesamt vom Band kamen. Auf dem Programm standen Songs vom Debüt „Romulus“ wie „Alesia“ oder „The Final War“, die aber nicht so zünden wie das Material der Stammformation. Als vagen Vergleichpunkt kann man Spätneunziger-HYPOCRISY anführen, etwa „Fractured Millenium“. Die Band war dafür sehr aktiv auf der Bühne und schüttelte das Haupthaar unentwegt, während der Frontmann die Epik theatralisch zelebrierte.

Vor Abspielen des Outros verließen die Vier die Bretter mit der Ankündigung einer Überraschung. Nach wenigen Minuten gingen die pompösen Klänge in eine wohlbekannte Spoken-Words-Passage über, die Mucker kehrten in normalen Klamotten zurück und es setzte „In Shadows And Dust“. Da kam dann auch endlich mal wieder etwas Stimmung auf und als finale Zugabe gab es noch eine lohnenswerte Kostprobe des kommenden Albums „Heaven´s Venom“. Klar, war das eine kalkulierte Promoaktion, aber eine der geilen Sorte, nicht wenige wäre die Formation lieber gewesen.

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Freitag, 09.07.2010:

ENSIFERUM
Wer die finnischen Paganmetaller auf diese frühe Position bei einem von Freizeitwikingern belagerten Festival gebucht hat gehört eigentlich entlassen. Die einzig logische Erklärung die Top-Band des Genres am Nachmittag zu bringen wäre, dass man um die Uhrzeit schon viele Zuschauer von dem in dem Fluss gekühlten Bier weg auf das Gelände holen möchte. Schlecht auch für die Band, die direkt in die pralle Sonne spielen musste und das wobei es doch alles so Kalkleichen sind, da ist der derbe Sonnenbrand vorprogrammiert.
Zumal die Truppe, sehr zum Leidwesen der männlichen Fans bis auf die Keyboarderin, oben ohne spielte. „Cute Chicks In Paganmetalbands, Part 3“ oder so, könnte glatt als Titel für einen Porno durchgehen. Dabei steht Kirsten Dunst-Lookalike Emmi Silvennoinen nicht mehr so weit im Hintergrund wie bei früheren Shows, sondern recht weit vorne mit ihren Tasten, steuerte dazu noch ein paar Backingvocals bei.

Die Rechnung mit den Zuschauern ging aber auf alle Fälle auf, so sie denn gemacht wurde. Zu der Tageszeit war so viel Betrieb vor der Bühne wie an den anderen vier Tagen zusammen. Und ENISIFERUM gaben ihren Fans auch etwas zurück, waren sehr viel unterwegs und suchten immer den Kontakt zum Publikum. Dem wurde es ob der guten Stimmung richtig heiß, so dass zum ersten Mal die Security den Wasserschlauch im Akkordeinsatz hatte. Dadurch wurde der gerade erst getrocknete Boden wieder aufgeweicht und ziemlich schmierig, egal, die Pits kreisten nur so umher.

Einziger Kritikpunkt war die doch etwas verbesserungswürdige Songauswahl. Warum die Finnen treu an „Deathbringer From The Sky“ festhalten verstehen viele Anhänger nicht so ganz. Auf der letzten Scheibe „Victory Songs“ gab es weitaus stärkere Nummern wie „One More Magic Potion“ auf die man vergeblich wartete. Aus dem neuen Album "From Afar" gab es unter anderem das krachende „Twilight Tavern“ oder „Stone Cold Metal“, bei dem der Cowboypart aber leider komplett vom Band kam. Und auch von den ersten beiden Alben wurden einige Freudenspender vermisst, von „Iron“ gab es nur den Titelsong, da tröstete auch ein vielfach mitgegröltes „Token Of Time“ nicht hinweg.

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OBITUARY
Die Leute gingen wieder, die Lautstärke kam! Auf dem METALCAMP habe ich ja schon so einiges um die Ohren gehauen bekommen, aber die Florida-Legende mörtelte ohrenbetäubend. Auf einem Wasserfass vor der Bühne sprangen aus einer kleinen Pfütze im Takt der Bassdrum Fontänen in die Höhe, das merkte man bis in die Magengrube.
Dem Sound von OBITUARY kam derartige Tiefe zugute, der brummende Groove entfaltete so seine volle Wirkung.
Davon profitierten Titel wie „Threatening Skies“, „Chopped In Half“ oder „The End Complete“, die von den verbliebenen Zuschauern abgefeiert wurden. John Tardy röhrte dazu in seiner typischen gebückten Haltung in ähnlichen Tiefen, der Mann besitzt immer noch ein unglaubliches Organ.

Er war wie seine Nebenleute Kenny Andrews Trevor Peres viel unterwegs, die Drei feuerten die Menge immer wieder an. Doch so richtig Stimmung wollte nicht aufkommen, den meisten war es doch noch zu warm um sich zu verausgaben. Ralph Santolla verausgabte sich auch nicht gerade, sondern stand nur am rechten Bühnenrand und erschien wie ein Fremdkörper. Ebenso wenig konnten sich seine zwar feinen Gniedel-Soli in die Songs integrieren, aber das Problem haben SLAYER ja auch. Am Ende ging dann bei „Slowly We Rot“  wenigstens ein bisschen was.

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SONATA ARCTICA
Das Spiel, dass sich alle Zuschauer in den Schatten zurück zogen in den Pausen sollte auch weiterhin beibehalten werden und so sah es ein paar Minuten vor den jeweiligen Auftritten oft gespenstisch aus vor der Bühne. Doch als das Intro von SONATA ARCTICA erklang füllte sich der Platz vor der Bühne recht schnell. Dabei unterschied sich das Publikum doch arg von dem was man bisher beobachten konnte. Etliche junge Mädchen, die bislang nur als Staffage auf dem Zeltplatz und am Strand dienten kämpften um die Plätze ganz vorne, da brauchte man eigentlich gar nicht in sein Programm zu schauen, wer da kommt.

Und die Finnen suchten eben den Kontakt zu ihren Fans, den jene sich so wünschten, dabei erwies sich selbst der erst vor drei Jahren dazu gestoßene Gitarrist Elias Viljanen als Bühnenprofi. Die Musiker waren ständig unterwegs, wenn es denn nötig war schnallte sich Henrik Klingenberg noch sein Keyboard um und poste was das Zeug hielt. Bei so viel Einsatz kannte das Gekreische vorne kein Halten mehr, meine Ex würde wieder sagen: „Mu....metal halt!“

Musikalisch litt die Leistung nur wenig unter der Aktivität auf den Brettern, nur bei den Chören gab es ein paar Abzüge. Das machte Tony Kakko mit seinem Charisma wieder wett, sogar der Kniefall bei „Juliet“ war gekonnt. Doch im Laufe des Sets, welches bunt gemischt aus allen Phasen der Band mit Titeln wie „Last Amazing Grays“ oder „Last Drop Falls“ bestand sackte die Stimmung etwas ab.
Das lag allerdings nicht an der Ausdauer der Damen vorne, sondern daran, dass sich die Nordlichter zu sicher fühlten. Statt auf straffes Durchziehen des Gigs zu setzen brachten sie zuviel Klamauk wie doch recht alberne Mitsingspielchen. Das ist schade, denn bis dahin gefiel mir das Ganze wirklich gut, doch dass am Ende mit „The Cage“ noch der beste Song fehlte, machte es zu einer zwiespältigen Angelegenheit.

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PARADISE LOST
Mit Einsetzen der Dämmerung durfte es dann wieder ein wenig dunkler werden, da kamen die Gothicmetalhelden von der Insel gerade recht. Man durfte gespannt sein wie die Truppe drauf ist, denn die äußeren Bedingungen waren nicht gerade nach deren Geschmack, von der Tageszeit einmal abgesehen.
Doch PARADISE LOST war schon beim Betreten der Bühne die Motivation anzusehen und so engagiert startete man auch in das Set. Vor allem Aaron Aedy bangte munter vor sich hin, auch wenn da keine Haare mehr sind, die fliegen könnten. Stephen Edmonson war mit seinem tief hängenden Bass viel unterwegs während sich Greg Mackentosh auf seine brillanten Leads konzentrierte aber auch oft die wieder gewachsene Matte schwang.

Das alles half aber nicht viel, um richtig Stimmung zu entfachen, zumal der Zuspruch doch eher bescheiden war. Die besten Zeiten hat man hinter sich und die Fans von damals sind nicht mehr die eifrigsten Festivalbesucher. Diejenigen, die sich lieber noch eine Wurst auf dem Campingplatz grillten verpassten einen der besseren Gigs der Band, die sich auch von technischen Problemen nicht aus der Ruhe bringen ließ. Der Gig bestand vor allem aus Material der beiden letzten Alben und der kommerziellen Hochphase, doch auch die alten Fans der harten Zeiten wurden bedient.

Überraschend gut gelaunt war Nick Holmes, der sich von der schwachen Resonanz nicht die Laune verderben ließ. Hatte er vor zwei Jahren beim ziemlich schwachen RockHard-Festival-Gastspiel noch Probleme mit der Abendsonne, so schien ihm jetzt die Umgebung zu gefallen. Gegen Ende des Sets wies er die Zuschauer bewundernd auf die von der Restsonne skizzierte Gebirgssilhouette am Ende des Tales hin. Den Mann hat man auch schon anders erlebt. Mit den großen Hits als Zugabe ging ein Auftritt zu ende, der mehr Aufmerksamkeit verdient gehabt hätte.

Setlist PARADISE LOST:
The Rise Of Denial
Pity The Sadness
Erase
I Remain
As I Die
The Enemy
Ember´s Fire
Enchantment
Frailty
One Second
No Celebration
Requiem
-------------------------------
Last Time
Say Just Words

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HAMMERFALL
Hatte mich doch während des Festivals jemand gefragt, wer denn nun der Headliner sei. Hm, zuerst einmal gab es an jedem Tag einen, über die gesamte Woche gesehen war das schon schwieriger, zumal ich die schwedischen Powermetal-Erneuerer nicht auf der Rechnung hatte. Hätte ich aber mal drauf schreiben sollen, denn schon in der Umbaupause wurde klar, dass da geklotzt und nicht gekleckert wurde.
Ein massiger Drumriser beherrschte die Szenerie, auch wenn Anders Johansson auf den Großteil seiner Bassdrums verzichtet hatte. Auf beiden Seiten konnte man von dort aus die Rampen erreichen, um über dem Kit zu thronen. Ein riesiges Backdrop und Zusatzscheinwerfer auf der Bühne gab es auch noch zu bestaunen.

Aber es nützt die schönste Verpackung nichts, wenn der Inhalt nicht stimmt, das wissen auch HAMMERFALL und sie zeigten von den ersten Schritten auf die Bühne an, wer hier heute die Chefs im Ring sind. Mit einem enormen Bewegungsdrang und einer riesigen Spielfreude legten sie fulminant los und hielten das Tempo auch über 90 Minuten. Sogar der in letzter Zeit kritisierte Joacim Cans war in bester Verfassung und traf die hohen Töne besser als bei meinem letzten Konzert auf dem BYH 2007.
Gut, an die blonden Haare von Hauptsongschreiber Oscar Dronjak muss man sich erst noch gewöhnen, egal, viele gekonnte Posen machten das wieder wett. Dazu war sein Spiel ebenso wie das seines Nebenmannes Pontus Norgren vom Feinsten, da saßen die zweistimmigen Soli ebenso wie die zelebrierten Duelle. Auch die Backgroundchöre von beiden kamen sicher und gestalteten den Sound mächtig wie die ganze Show.

Das kam natürlich bei den Zuschauern an, zum ersten Mal gingen die Hände bis zum FOH-Turm nach oben. Die Stimmung war bestens, zwischen den Liedern wurde immer wieder der Bandname skandiert und Slowenien zeigte sich durchaus textsicher. So muss das aussehen, da hatte an dem Tag showtechnisch keiner was entgegen zu setzen. Alle nutzten die Breite der Bühne und die Rampen, suchten aber auch immer den Kontakt zu den Zuschauern.
Und auch wenn der gute Mann hinter den Kesseln kein Kilometergeld verdienen kann, so zeigte auch er immer wieder artistische Übungen mit seinen Sticks. Nicht fehlen durfte auch das klassische Gitarrenballett, man weiß ja wo die Fünf ihre Einflüsse her haben. Am Ende waren alle glücklich, der Hammer schlug heute mächtig zu, zum Abschluß der Top-Hit, ein verdienter Triumph.

Setlist HAMMERFALL:
Punish And Enslave
The Dragon Lies Bleeding
Crimson Thunder
Hallowed Be Thy Name
Renegade
Last Man Standing
Blood Bound
Heeding The Call
Rebel Inside
Any Means Necessary
Stronger Than All
Riders Of The Storm
------------------------------
Secrets
Let The Hammer Fall
Hearts On Fire

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OMEGA LITHIUM
Anschließend wurde es eine ganze Spur kleiner, wir begaben uns zur Waldbühne, wo die Kroaten gerade ihren Auftritt begonnen hatten. Und die boten auch noch ein krasses Kontrastprogramm, denn Samples waren mal wieder Trumpf. Musikalisch ging die Chose so in Richtung späte SAMAEL und elektronische Konsorten, Stampfrhythmus war angesagt.

Optisch bewegte man sich in den Kostümen eher zur Gothicszene hin, wenngleich Frontfrau Mya Mortensen mit ihren blonden Haaren komplett aus dem Rahmen fiel. Dazu passte das zierliche Püppchen dreimal in den mächtigen Bassisten Zoltan Harpax. Und auch die Gesangslage war etwas eigenwillig für die Musik, auch wenn die Dame eine durchaus kräftige Stimme hat. Allerdings war ihre Performance ein wenig unsicher, so viele Leute waren nun auch nicht da für so viel Lampenfieber.

Unterstützt wurde sie noch von Axtmann Malice Rime, der die tiefen Konterparts lieferte. Die beiden Männer vorne waren auch viel unterwegs und schüttelten ihr Haupthaar konnten aber auch mit viel Einsatz kaum Stimmung erzeugen. Geboten wurde ein Querschnitt aus ihrem Debüt „Dreams In Formaline“ wie etwa „Andromeda“, doch die Songs konnten live nur bedingt zünden. Eine etwas unterkühlte Angelegenheit.

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THE DEVIL´S BLOOD
Was hat diese Band nicht schon für Kontroversen ausgelöst, von Mega-Hype über genial hin zu langweilig und überbewertet sind da alle Meinungen im Umlauf. Ich habe mir bewusst zuvor nichts von ihnen angehört um mir hier live ein Bild machen zu können. Es sollte ein wenig dauern bis es losging, die ganze Zeit stimmten die Mucker im klassischen Rockoutfit ihre Instrumente. Dahinter wurden zwei Gestelle mit unzähligen Kerzen in Position gebracht und angezündet.

Nachdem das Bühnelicht ausging kamen die fünf Herren mit Schweineblut übergossen auf die Bühne zurück und legten los mit ihrem psychedelischen Rock, der tief in den Siebzigern wurzelt. Da ich ja mit derart Materie vertraut bin, konnte ich da einige Parallelen ziehen. Interessant gestaltete sich vor allem die Arbeit mit drei Gitarren. War am Anfang noch gewöhnungsbedürftig, hatte aber seinen Reiz. Wo das jetzt langweilig sein soll, wie viele der Formation vorwerfen weiß ich beim besten Willen nicht, man muss sich halt drauf einlassen.

Nach einer Weile erschien Sängerin Farida Lemouchi mit tiefem Ausschnitt und ernstem Blick auf der Bühne und stieg in das Geschehen ein. Mit theatralischen aber sparsamen Posen brachte sie ihre satanischen Weisen dar, verschwand dann auch oft wieder. Etwas inszeniert und aufgesetzt wirkte das schon auf mich, zumal ihr hoher Gesang nicht so zum erdigeren Restmaterial passen will.
Aber das ist Geschmackssache, ebenso wie die letzten 15 Minuten mit ausgebreiteten Armen den Rücken zum Publikum vorm Drumriser zu stehen. Ansagen gab es ebenfalls nicht, es schien auch fast so, als würde ein endloser Song dargeboten, denn es ging alles fließend ineinander über. Das erzeugte aber genau diese schwebende, hypnotische Stimmung was die große Stärke der Band ist.

Chef im Ring ist ihr jüngerer Bruder Selim, der eine Axt bediente, während der Rest von THE DEVIL´S BLOOD aus befreundeten Musikern besteht. Das ist insofern verwunderlich, da die Jungs super aufeinander eingespielt sind. Die Gitarrenarbeit ist nur als superb zu bezeichnen, ein Sammelsurium an Riffs und Harmonien aus den Arsenalen vergangener Hochzeiten des Rock.
Da wechselten Motive spielerisch leicht in das nächste über, wiederholten sich auch mal wieder und versetzten einen je länger man zuhörte immer mehr in einen Rausch. Vom stoischen Durchexerzierten Psychdelic im Stile von GRATEFUL DEAD über HAWKWIND-Geblubber bis hin zu WISHBONE ASH-Harmonien alles da. Und wann hörte man schon mal Twin-Leads mit Rhythmusgitarre darunter, irre.

Das war ganz großes Kino und die Drei an der Axt schienen in ähnliche Zustände wie das Publikum zu verfallen, welches sich nach Ende der Hauptbühnenspielzeit stark vergrößerte. Viele kamen hinzu um sich das einmal anzuschauen und wurden ebenso in den Bann gezogen. Eine sehr interessante Angelegenheit, die mit einer anderen, offeneren Aufmachung vielleicht besser funktionieren würde, dadurch aber an Einzigartigkeit einbüßen würde. Selten wurden Inszenierung und Leidenschaft so gut verbunden auch wenn mir ein zorniger Poet wie weiland Morrison besser gefallen würde.

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Samstag, 10.07.2010:

INSOMNIUM
Erneut litten absolute Nordlichter unter der sengenden Mittagssonne. Nicht dass mir diese etwas ausmachen würde, Regen gehört nun mal nicht zum Festival. Aber so bringt man zu der Zeit keine Leute vor die Bühne und düstere Klänge nicht wirklich glaubhaft rüber. Die Bewegung auf der Bühne war für die Verhältnisse aber noch ganz gut, die Gitarristen Ville Friman und Ville Vänni wechseln oft die Positionen und als aktivste Formation waren die Finnen noch nie bekannt.
Dafür kommen die Mannen um Bassist und Frontmann Niilo Sevänen immer sehr sympathisch rüber. Auch wenn ihre Musik recht düster ist, so hat er immer ein Lächeln auf den Lippen. Auf allzu aufgesetzte Posen wird ebenso verzichtet, man schüttelt lieber schön synchron die Matten im meist moderaten Tempo, in dem sich alle Nummern bis auf „Drawn To Black“ bewegen.

Das Hauptaugenmerk liegt auf den letzten beiden Alben, wobei vom neuen „Across The Dark“ die Titel „Down With The Sun“, „Where The Last Wave Broke“ und „Against The Stream“ vorgestellt wurden. Das Problem bei ihren getragenen Kompositionen ist die Dramaturgie, die immer wie ein einziges langes Intro wirkt. Da fehlen trotz guter Ideen die ganz großen Höhepunkte, die bei den wenigen Zuschauern aber nötig gewesen wären um zu fesseln.
Spieltechnisch gibt es auch nicht viel auszusetzen, die vielen Leads werden fein rübergebracht und Sevänen überzeugt mit einem kraftvollen Organ. Nur wenn seine Nebenleute für die Chöre mit einfielen stimmte es nicht so ganz. Schade für die Band, dass sie aber aufgrund der äußeren Umstände kaum zur Geltung kam.

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EXODUS
Dann mussten die Bay Area-Veteranen in den Pit und schon eröffneten sich auch die ersten im Publikum, auch wenn sich auch hier nicht wirklich viele versammeln sollten. Das Publikum war auch nicht so auf Thrashmetal ausgerichtet, aber die Anwesenden sollten ihre Freude haben.
EXODUS legten mit einer enormen Power und Spielfreude los, dass es nur so krachte, der laute Sound tat sein Übriges. Vor allem Gary Holt und Jack Gibson verdienten sich ihr Kilometergeld redlich, während Lee Altus eher auf seiner Seite verharrte. Zusammen mit seinem Axtpartner ballerten sie aber feine Soli im Akkord hinaus und ließen massive Riffattacken auf die Meute los.

Die trotzte der Hitze und ging ordentlich mit, von Frontbulle Rob Dukes immer wieder angefeuert. Der Mann wirkt auf der Bühne immer recht bärbeißig, wer ihn mal abseits der Stage getroffen hat wird ihn als netten Zeitgenossen kennenlernen. Über seine „“Fuck This, Fuck That“-Ansagen mag man denken was man will, aber seinen Job erledigt er gut.
Damit hier niemand umkippt war die Security immer damit beschäftigt, die Leute mit Wasser abzuspritzen. Das sah auch Dukes und forderte den Schlauch ein, um fortan den Job zu erledigen, was ihm sichtlich Spaß machte. Zu viel OZZY-Konzerte gesehen? Sich selbst musste er auch öfter säubern, wenn ihm Holt während er seine Klampfe bediente auch noch das Bier in den Mund einschenkte ging öfter was daneben.
Aber derlei Faxen ist man ja von der Truppe gewohnt, „Good Friendly Violent Fun“ eben. Bei mehr Zuspruch hätte der Gig eine ordentliche Messe werden können, so bleibt ein guter Gig, dem ein kleinerer Rahmen vielleicht besser getan hätte.

Setlist EXODUS:
The Ballad Of Lonard And Charles
Children Of The Worthless God
Iconoclasm
Bonded By Blood
Blacklist
War Is My Sheperd
Strike Of The Beast
Toxic Waltz
Good Riddance

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DARK TRANQUILLITY
Nachdem ich mittags noch ein Interview mit einem gut aufgelegten Mikael Stanne führen konnte war ich auf den Gig der Schweden ziemlich gespannt. Seine Laune hatte der Rotschopf beibehalten, selbst noch am späten Abend, als man sah wie sehr die Sonne ihm zugesetzt hatte. Ob es daran lag, dass er immer ein Energiebündel ist oder er sich über den Erwerb eines neuen SABBAT-Shirts, das er gleich trug so freute wissen wir nicht.
Wissen tun wir, dass er auch eine Bühne der Größe gut zu nutzen weiß. Mit seinen charakteristischen Gesten war er immer unterwegs und zeigt sich gut bei Stimme. Lediglich sein Bad in der Menge scheiterte an den auch höhetechnisch großen Dimensionen des Aufbaus, aber das Problem hatten schon andere.

Seine Nebenleute allen voran Bandkopf Niklas Sundin standen ihm in nicht viel nach, rotierten ständig die Positionen. Getragen wurde der musikalische Background vor allem von den Leads der beiden Axtmänner, die sauber und mit Spielfreude rüber kamen, die beiden sind ein eingespieltes Team. Gut auch zu sehen, dass sich Neuzugang Daniel Antonsson in die Band integriert hat.
Die Matten schüttelten die Herren meist bei den stampfenden Passagen ausgiebig, dann aber sehr synchron, ansonsten warf man sich gerne in Posen. Oft kam man auch vor zum Bühnenrand und bildete eine Wand, welche die Stärke und den Zusammenhalt innerhalb der Band demonstrierte. Hier wurde trotz aller andersartigen Einflüsse harter Stahl geschmiedet. Selbst Tastenmann Martin Brandström warf öfter den Haarrotor an.

Im Gegensatz zu den Vorgängern auf den Brettern war es deutlich voller im Auditorium, was ich aber auch so erwartet hatte. Und die Menge ging gut, mit sang einige der Refrains mit und ließ sich vom charismatischen Sänger dirigieren. Live nach wie vor eine Macht, auch wenn das letzte Album „We Are The Void“ nur bedingt überzeugen konnte. Live konnten die vielen gespielten Songs aber durchaus mit den Klassikern mithalten.

Setlist DARK TRANQUILLITY:
At The Point Of Ignition
The Fatalist
Focus Shift
Wonders At Your Feet
Final Resistance
Thereln
Dream Oblivion
The Grandest Accusation
Misery´s Crown
Lost To Apathy
Iridium
Terminus (Where Death Is Most Alive)

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FINNTROLL
Wie zu erwarten wurde es mit Einbruch der Dunkelheit noch voller auf dem Gelände, eine weitere wegweisende Paganmetal-Formation stand auf dem Programm und Tolmin sollte wieder steil gehen. Zumindest was die Stimmung und die Publikumslautstärke anging. Denn in punkto Bewegung hielt man sich doch arg zurück, der Pit walzte schon mal größer über die Fläche und Crowdsurfer waren wie eigentlich die ganze Woche wenig unterwegs. Slowenien scheint ein Volk zu sein, das nicht gerne Rückenschmerzen mag, ich hoffe man hat ihnen gesagt dass das viele Rumhopsen schlecht für die Knie ist.

Und auch auf der Stage ging die Post ab, die Haare kreisten nur so da oben, vor allem bei Routa und Tundra. Erneut absoluter Mittelpunkt war natürlich Vreth, der ständig in vorderster Front sein Publikum animierte und viel zu selbst den äußersten Flanken unterwegs war. Sein Auftreten wird wie das der gesamten Band immer sicherer, aus der reinen Spaßcombo ist ein ernstzunehmender Act geworden. Das machte sich auch im sehr sauberen Spiel der Herren bemerkbar.

Den Leuten gefiel das Ganze, es wurde viel mitgesungen und angefeuert, getanzt und gebangt, auch wenn sich die ersten Ermüdungserscheinungen bemerkbar machten. Einige forderten immer wieder „Midnattens Widunder“ und sollten den frühen Kracher als Dank erhalten, was den Pegel noch einmal anhob. Ansonsten stand das neue Album mit dem gefeierten „Solsagan“, „Den Frusna Munnen“ oder „Under Bergets Rot“ im Vordergrund. Ebenso durften die großen Hits der Marke „Jaktens Tid“, „Kitteldags“ und dem unvermeidlichen „Trollhammaren“ natürlich auch nicht fehlen. Die Humpaa-Polka schwappte durch das Tal und am Ende waren alle froh.

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IMMORTAL
Nun hieß es letzte Reserven mobilisieren, die Blackmetal-Legende aus Bergen waren einer der am meist erwarteten Acts und konnten neben HAMMERFALL die meisten Leute zu ihrer Messe versammeln. Schon vor dem Intro schallten immer wieder „IMMORTAL“-Sprechchöre durch die Nacht. Nach der eher heiteren Variante nordischer Liedkunst sollte es finster werden auf der Bühne, was schon das riesige von der Innenseite des „All Shall Fall“-Booklets bekannte Backdrop deutlich machte.
Doch zu Beginn sollten die Zuschauer erst einmal überrascht werden, denn man zündete nicht das gewohnte Feuerwerk. Okay, musikalisch schon, aber in Sachen Pyros hielt man sich arg zurück, lediglich am Ende gab es zwei ordentliche Salven. Doch in Sachen Show muss man sich keine Sorgen machen bei den Dreien, alleine Apollyon beackerte die Bühne unermüdlich. Die starke Lightshow sorgte für die richtige martialische Atmosphäre, so dass die Stimmung noch einmal im oberen Bereich war, überall im Auditorium wurden die Nackenmuskeln derbe beansprucht.

Und natürlich Abbath persönlich, der Mann ist einfach eine Granate und so ganz ernst scheint er die Finster-Attitüde des schwarzen Stahls nicht mehr zu nehmen. Vor dem Publikum vergnügt mit dem Hintern zu wackeln oder sein spinnenartiger Laufstil gehören kaum zur Speisekarte ihrer Genregenossen, für Stimmung sorgen sie auf alle Fälle. Gut, die raus gestreckte Zunge im schwarz-weiß geschminkten Gesicht hatten wir schon irgendwann einmal.
Ebenso viel Freude hatte der Frontmann wenn er die auf die Bühne fliegenden Werbeartikel, die es überall gab wieder in die Menge zurückwarf. Während die meisten zuvor die Mischung aus Biertablett und Sitzkissen lieblos zu den Roadies gekickt hatten ging Abbath in seinem „Job“ auf. Nur gut, dass der Flugverkehr während seines unverzichtbaren Feuerspukens eingestellt wurde.

Nicht ganz zufrieden konnte man mit der Setlist sein, dass das neue Album auch hier arg strapaziert wurde versteht sich von selbst. Doch das Fehlen einiger alter Freudenspender fiel doch negativ ins Bild. Zwar gab es „Sons Of Northern Darkness“, „Tyrants“, „Withstand The Fall Of Time“ oder „Damned In Black“, für die alten Fans blieb nur „Pure Holocaust“.
Und wie kann man das eigentlich unumstößliche Zugabentriple auseinander reißen? Dass „At The Heart Of Winter“ fehlte ist schon schwer zu verschmerzen doch auf „Blashyrk“ zu verzichten grenzt an Frevel. Geschenkt, auf alle Fälle ein würdiger Fast-Abschluß unter ein tolles Festival, nun sollten sich die Menschen aus aller Herren Länder wieder in alle Richtungen zerstreuen.

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STEELWING
Für die Schweden sogar eine Spur zu schnell, denn der Kontrast fiel noch ein wenig krasser auf als beim Wechsel von BEHEMOTH zu EX DEO. Schon die zweite Reihe stand da nicht mehr komplett als die Retro-Metaller ihre Äxte einstöpselten. Ist natürlich sehr schade für einen hoffnungsvollen Nachwuchsact, aber irgendwann ist der Akku all.

STEELWING versuchten noch das Beste aus der Situation zu machen und gaben ordentlich Gas, waren viel in Bewegung und der spargeldürre Frontmann Riley animierte die paar Leute als wären es Tausende. Auch wenn es nicht mehr viele mitbekamen, den Preis für das coolste Outfit gebührte eindeutig ihnen. Da wurde alles aus den frühen Achtzigern aufgefahren was geht, Nietengürtel, Spandexhosen, Streifenhosen, Ringelsocken bis knapp unter das Knie und vor allem das Frotteestirnband von Bassist Skürk, Kult.

Musikalisch gab es auch wenig auszusetzen, die Schweden glänzten mit Spielfreude. Was mir an den ganzen Combos gefällt ist diese unaufgesetzte Power, dieses rohe Ungestüm mit dem sie zu Werke gehen. Hier spürt man einen ähnlichen Hunger wie in der Aufbruchzeit, wobei sich hier ein kleines Manko einschleicht.
Hymnen wie „Point Of Singulartity“ oder „(Roadkill… Or Be Killed) sollten die Vier-Minuten-Marke streifen aber nie über fünf hinaus gehen. Das tun sie aber allesamt und so bleibt der ganz direkte, knackige Moment ein wenig auf der Strecke, da gibt es oft eine Wendung, eine Bridge zu viel. Bezeichnenderweise spielten sie ihr Set nicht zu Ende, es muss schon ernüchternd gewesen sein eigentlich schon hinter dem letzten Vorhang zu spielen.

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Fazit:
Das METALCAMP 2010 war erneut ein voller Erfolg, auch wenn ich das Gelände schon voller erlebt habe. Am Konzept kann es nicht gelegen haben, denn das ging eigentlich auf, denn Strand und die Beachbar waren immer gut bevölkert. Hier fehlte eindeutig der tendenziellere Musikhörer, denn gerade zur heißen Mittagsstunde war das Gelände gähnend leer. Das lag auch an dem Fehlen der ganz großen Namen wie etwa NIGHTWISH und BLIND GUARDIAN im letzten Jahr. Ein Indiz dafür sind der anfangs gute, dann stark nachlassende Vorverkauf.

Positiv ist vor allem die Technik hervor zu heben, die neue Lichtanlage mit mehr Vari-Lights hat Format und sorgte für tolle Atmosphäre. Über den Sound konnte man vor der Bühne auch nur selten meckern, immer sehr differenziert und gut ausbalanciert.. Nur tut es Not, immer das volle Brett zu fahren, das tat manchmal weh, vor allem bei der trockenen und knallharten Aussteuerung. Und die Pausentapes könnte man auch ein wenig zurück drehen, man will ja schließlich auch mal entspannen.

Neu war auch das Partyzelt auf dem Campingplatz, wo kleinere Bands noch recht spät spielten. Über Sinn und Unsinn lässt sich streiten, die Partygemeinde war sicherlich zufrieden, zumal in dem Jahr um ein Uhr Schluss war, im Gegensatz zu einigen morgendlichen Stunden der letzten Jahre. Problematisch wurde es nur für die, die schlafen wollten, glücklich war, wer etwas weiter weg campte. Die Erfahrung zeigt nämlich, dass an Ausschlafen kaum zu denken ist, schon früh wird man im eigenen Saft aus dem Zelt gespült.

Eindeutig besser ist das Essensangebot seit meinem letzten Besuch 2008 geworden. Das Fleisch sieht auf alle Fälle genießbar aus und von den Burgern wurde mir vorgeschwärmt, dazu alles in XXL-Portionen. Vegetarisches Essen gab es auch wieder, auch wenn hier die Qualität von dem alten Stand 2007 nicht erreicht wurde. Zu empfehlen war vor allem die Pizza am Eingang, bei der der Teig im Verkaufszelt frisch hergestellt wurde.
Absolut positiv ist der Obststand zu bewerten, denn gerade bei solchen Temperaturen benötigt der Körper derartige Kost. Habe ich bisher nur in Holland gesehen, doch auch diese Region ist für seinen Anbau bekannt, alleine daher ist das absolut relevant. Es spart dem Besucher das lästige Hinterherschleppen, bei dem die guten Früchte meist nur verdrückt werden und die Preise waren auch fair. Ja, ich weiß, dass ist so gar nicht Metal, aber so mancher körperliche Totalausfall könnte dadurch verhindert werden, sollte es auf jedem Festival geben!
Bier ebenso! Das gab es hier nur bedingt! Sorry, aber dieses Ottakringer ging echt nur bei der auf dem Campingplatz vorgewärmten Fraktion. Da hat man in Slowenien mit Zlatorog ein wirklich gutes Bier und kredenzte hier jahrelang Union. Und nun macht man einen Vertrag mit einem unbekannten Hersteller aus Österreich, also geschmeckt hat es keinem so richtig.

Eine triumphale Rückkehr feierte die OpenAir-Dusche, die eigentlich nur zum Abspülen nach dem Bad in der Soca gedacht ist. Doch immer wieder finden sich Todesmutige ein, die sich in aller Öffentlichkeit das Anstehen an den Duschen sparen und dem kalten Wasser den Vorzug geben. Idealerweise war diese Wasserstelle nicht weit vom Eingang entfernt, so dass man seine Wasserflaschen immer schnell auffüllen konnte.
Warme Duschen gab es auch wieder, die allerdings auch etwas kosteten, aber für den Obolus auch in gutem Zustand waren. Überhaupt war die Sanitär – und Müllsituation in den ganzen Tagen besser als auf so manchem Zweitagesevent, hier werden keine Mühen gescheut.

Die Stimmung war ebenfalls wieder bestens und sehr entspannt. Das macht einerseits die Zerstreuung, die man den ganzen Tag hat, in dem Jahr gab es sogar die Möglichkeit Paintball zu spielen. Auf der anderen Seite trägt auch die sehr lockere Security dazu bei, die nie aufdringlich wirkt und freundlich ist. Was wieder einmal die These bestätigt, dass allzu viele und kommandierende Ordnungshüter nur für unnötige Aggressionen sorgen, es geht auch so.

Wie eingangs erwähnt ist der Zuschauerrückgang sehr traurig, denn hier ist eine tolle Idee geboren worden, die sich etabliert hat. Die Verknüpfung von Abenteuercamp und Metalkonzert passt für mich einfach ideal. Am Flussufer kann jeder nach Herzenslust die Sau rauslassen und auch als Erwachsener wieder Kind sein, was sich jeder beibehalten sollte. Gerade Metaller pflegen ja nicht allzu erwachsen zu werden und was spricht dagegen, man stört ja keinen, weil man unter sich ist.
Bleibt zu hoffen, dass es im nächsten Jahr mit einem zugkräftigen Hauptact wieder bergauf geht. Und auch ohne bietet das METALCAMP sehr viel für sein Geld und vor allem eine nicht zu bezahlende landschaftliche Atmosphäre. Wer noch nicht dort war, für den wird es Zeit, so muss ein Festival sein, und dann noch mit dem Wetter! (MetalPfälzer)

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