Drucken

live_metalcamp08_01.jpgIn diesem Jahr fand das METALCAMP-Festival im slowenischen Tolmin schon zum fünften mal statt, ein kleines Jubiläum also, das auch so gefeiert wurde. Da es im vergangenen Jahr soviel Anklang fand ging das Open Air auch dieses mal wieder über eine ganze Woche. Lediglich die beiden etwas reduzierten Tage fanden anschließend zum Ausklang, statt wie zuvor als Aufwärmen davor statt. Ein Konzept, das sich aber egal wie auszahlt, denn man konnte die Besucherzahl klar steigern und das 10000er-Limit fast erreichen.
Eine Woche, das hieß wieder viel Zeit für allerhand Abenteuer und Unternehmungen in den malerischen julischen Alpen oder den Wildwasserflüssen, vor allem der Soca, die direkt am Campinggelände vorbei fließt. So konnte jeder die nötige Abwechslung finden, um sich abends wieder voll Enthusiasmus vor die Bühnen zu begeben, auf denen eine hochkarätige, gut gemischte Bandauswahl ihr Stelldichein gab. Und auch wenn der Wettersatan einige male hart zuschlug konnte die Stimmung nicht getrübt werden. Ein Festivalbericht mit einer Prise Reiseromantik über die vielen Möglichkeiten, die einem geboten werden. (MetalPfälzer)

Donnerstag, 03.07.2008

Nachdem die Vorhut am Vorabend vom Urlaub am Meer her kommend auf einem Campingplatz nahe Tolmin, der auch schon in den letzten Jahren besucht wurde eingetroffen war, fielen die übrigen Mitstreiter in den Morgenstunden ein. Als endlich alle Gespanne angekommen waren, brach man zum Festivalgelände auf, welches man ohne große Umstände befahren konnte. Auch die Einteilung war sehr genehm, da in jeder Zeltreihe genug Platz gelassen wurde, um mit dem Auto das Gelände wieder verlassen zu können.
Als dann die Burgen standen und das erste Bier geschlürft war, zog es vor allem die Neulinge zum Fluss, wo sie in das traditionelle „Bachschreien“ eingeführt wurden. Diejenigen, die schon öfter auf dem METACAMP waren brachen gegen Mittag zu einem Besuch am 60 Kilometer entfernten Bohinj-See auf. Dort wurde unter anderem die Zlatorog-Statue bewundert, die einem guten Tropfen den Namen gab, doch dazu mehr in den folgenden Tagen.
Nach dem Motto „Eine Bootsfahrt, die ist lustig“ wagte man sich im Ruderboot auf das Gewässer, wo ein Experiment erfolgreich abgeschlossen wurde. Es ist trotz vorheriger Bedenken möglich ein wackeliges Boot auf offener See zum Schwimmen zu verlassen und wieder darin zurück zu gelangen. Über die Haltungsnoten beim Wiedereinstieg hüllen wir allerdings das Mäntelchen des Schweigens.
Ein Besuch am Savica-Wasserfall und ein einladendes Fischrestaurant ließen den Abend sehr lange werden, was uns sorgenvolle SMS seitens der Kollegen einbrachte. Sind sie nicht süß! (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_02.jpg live_metalcamp08_03.jpg

Freitag, 04.07.2008

Heute stand zuerst einmal ein freudiges Ereignis an, denn eine unserer Mitreisenden hatte Geburtstag. Zu diesem bekam sie dann eine weitere gar lustige Bootsfahrt geschenkt, diese fand aber auf weitaus wilderem Wasser statt. Denn die erste Outdoor-Action, wie immer von der Agentur Maya hervorragend organisiert stand auf dem Programm. Und zum Raften waren bis auf eine Ausnahme alle 14 unserer Gruppe am Start. Am Ort des Geschehens angekommen gab es erst einmal völlig chaotische Diskussionen über die Bootsverteilung. Am Ende gab es dann ein Love-Boat, in dem vier Pärchen saßen. Die Singles oder Alleingereisten befanden sich im anderen Paddelschlauch. Durch das viele Genecke der Verliebten kam allerdings das Love-Boat nicht so vom Fleck (Pah, das behauptet auch nur einer, der nicht drin saß! - Mika).
Als dann der Führer zu seinem einigen schon bekannten Spaß ansetzte, bei dem alle im Wasser landen sollen waren mein Bruder und ich uns sicher: „Ob wir gehen wissen wir nicht aber der Guide badet auf alle Fälle!“ Und kaum bei uns angekommen drehten wir uns rum und packten ihn. Seine Versuche sich ins Boot zu legen konnten wir mit vereinten Kräften zunichte machen und am Ende landeten wir als heilloses Knäuel in den Fluten der Soca. Genauso lustig war das bei einer Pause zur Wasserrutsche umfunktionierte Boot, das zu allerhand Stunts einlud. Wenn ihr jemals auch so eine Tour machen solltet fragt das Personal nach der Backward-Roll, sehr geiler Kick! Beim Ausstieg über die teilweise etwas rutschigen Felsen kam dann Redaktionskollege Bernie noch die Idee zu einem Song: „Slippery when dead“! (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_04.jpg live_metalcamp08_05.jpg

Um Euch auch mal einen kleinen Einblick in die Atmosphäre vor der Bühne zu verschaffen, haben wir für Euch ein kleines Panorama-Bild gebastelt. Fahrt mit der Maus nach rechts oder links im Bild, um das Bild hin und her zu bewegen und den Rundum-Blick zu genießen.

CARCASS 

CARCASS ist nun für mich also die erste Band des Metal Camp 2008! Nach dem schönen Tag in der Soca muss ich mich zwar bös aufrappeln, um vom Urlaubs- zum Festival - Feeling zu wechseln, aber gleich die ersten Töne der reunierten Götter des Death Metals stimmen auf eine Show voll komplexer Klassiker ein. Dass sich die Briten tatsächlich noch einmal zusammengerauft haben, um ein paar erlesene Festivalshows zu spielen, grenzt an ein Wunder, wenn man bedenkt, dass Michael Amott mit ARCH ENEMY wohl ausgelastet sein sollte und Jeff Walker in den letzten Jahren eher mit interessanten aber diffusen Countryprojekten glänzte.
Aber hier in Slowenien sind CARCASS wieder CARCASS und bollern ihre arschkomplexen Killersongs mit ordentlicher Power in die Meute. Auch wenn nicht übermäßig viel Bewegung in der Sache ist, den Bock auf die alten Kamellen sieht man der ganzen Band an! Jeff Walker kreischt in bester CARCASS Manier seine Texte heraus und bei vielen Riffs hört man den Amott Einschlag mehr als deutlich heraus. Viele von ihnen könnten locker einen ARCH ENEMY Song zieren.
Wenn man mit dem Material nicht so vertraut ist, können die vertrackten Songs ein wenig anstrengend wirken aber nichtsdestotrotz kann man sich hier über ein durchaus gelungenes Comeback freuen! Wenn jetzt noch ein Album käme… aber auf dieses Wunder wird man wohl vergebens hoffen…(Bernie)

live_metalcamp08_20.jpg live_metalcamp08_21.jpg

IN FLAMES

Es ist schon erstaunlich mit welcher Selbstverständlichkeit Göteborg´s finest heutzutage ans Werk gehen. Gleich zu Beginn hauten sie die größten Hits raus, die sich andere Formationen sattsam aufsparen würden. Zwischen die beiden „Reroute to Remain“-Überhits „Cloud Connected“ sowie „Trigger“ wurde die aktuelle Single „The Mirror´s Truth“ gepflanzt. Was ein Auftakt und nicht nur deswegen. Die Band machte ihrem Namen alle Ehre, ballerte an Pyros raus was das Zeug hielt, so dass man die Musiker oft kaum im Nebel erkennen konnte. Im Hintergrund prangte eine riesige Lichterwand, die anfangs den Bandnamen präsentierte, später für diverse Effekte genutzt wurde.
Die Fünf waren auch sehr gut aufgelegt, bewegten sich viel auf den Brettern und fanden sich oft vorne zum gemeinsamen Haare kreiseln ein. Das sieht aber bei Björn Gelottes neuer Frisur nicht mehr ganz so imposant aus wie in der Vergangenheit. Dafür haute uns der Mann ein paar prima Soli um die Ohren. Anders Friden hatte sein Publikum von der ersten Sekunde an im Griff, was kein Wunder war. Die Meute fraß ihm aus der Hand und ging ordentlich steil, vor allem weil es endlich mal aufhörte zu regnen.
Das Set bestand zum großen Teil aus Material von den letzten beiden Alben, „Clayman“ kam bis auf die immer wieder geniale Hüpforgie „Only fort he Weak“ etwas zu kurz. Dafür durfte sich der Old-School-Fan über zwei Songs von „Colony“ freuen. Und bei „Ordinary Story“ ballerten die Pyros auch noch gewaltig, zu gewaltig! Bei der ersten Bridge war es plötzlich zappenduster, Totalausfall der kompletten Bühne. Eine riesige Hektik brach los, keiner wusste so recht was Sache war und IN FLAMES standen ein paar Minuten im Dunklen. Als dann endlich wenigstens das Mikro wieder funktionierte hatte der Frontmann den Spruch des Tages parat, als er erklärte, dass man trotz aller anderen Meinungen immer noch ziemlich heavy sei, denn PAs zu schießen sei ja wohl Heavy Metal!
Nach der unfreiwilligen Pause machte man weiter, ohne sich etwas anmerken zu lassen, sehr professionell, nur ließ man bei besagtem Song die Pyros weg. Am Ende fand ein sehr starker Auftritt mit „Take this Life“ und „My sweet Shadow“ ein umjubeltes Ende. (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_06.jpg live_metalcamp08_07.jpg

IN EXTREMO

Danach hatten es die Deutschen sehr schwer, denn die Messlatte lag schon sehr hoch. Die fortgeschrittene Stunde, die auch durch Verzögerungen bedingt war sorgte für zusätzlichen Zuschauerschwund so wie eine komplett durchgeregnete Pause. Da hatte man mit den Songs in der dort meist unbekannten Muttersprache so seine Probleme.
Und IN EXTREMO machten es sich auch nicht leicht und servierten ihrem Publikum zuerst mal Kostproben ihres neuen Drehers wie „Sieben Köche“, „En esta Noche“ und den Titelsong. Dabei hätten sie des öfteren bekanntere Songs wie „Horizont“ oder „Wind“ einstreuen sollen, denn bei denen kam sofort mehr Stimmung auf.
Doch die Band ließ sich nichts anmerken und legte viel Spielfreude an den Tag. Allen voran natürlich Frontmann Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein, der auch die englischen Ansagen sehr gut beherrscht. Es ist auch immer wieder interessant zu sehen wie sich solche Bands, die fast ausnahmslos im deutschsprachigen Raum Erfolg haben in der Ferne schlagen. Und sie schlugen sich tapfer, trotz aller Widrigkeiten bekamen sie das Publikum mehr und mehr auf ihre Seite.
Die Instrumentalisten spielten ob des enormen Aufwandes wie immer gut zusammen, Dr. Pymonte, der ebenfalls Geburtstag hatte kramte ständig ein neues Instrument aus seiner Wunderkiste am Bühnenrand. Und als am Ende die Klassiker kamen geriet die Party dann doch noch ins Rollen, obwohl „Vollmond“ nicht unbedingt von „Spielmannsfluch“ hätte gefolgt werden müssen. Irgendwann muss man ja auch verschnaufen. (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_08.jpg live_metalcamp08_09.jpg

HATE

Spät in der Nacht, man leckt noch die seelischen Wunden, die der Headliner mal wieder hinterlassen hat, denkt noch eine Minute an selige „Whoracle“ Zeiten zurück und bekommt plötzlich mit voller Wucht eins vor den Latz geknallt!
Wenn die Mannen von HATE mit Gothik - kompatiblen Röcken die Bühne betreten, passt dies Outfit doch so gar nicht zu dem fiesen Brett aus typisch polnischem Death und Black Metal. Das Outfit mit zwei Halb-Nackedeis an den Seiten und Frontmann „Adam the first sinner“ in der Mitte ist abseits des weiblichen Beinkleids perfekt aufeinander abgestimmt und weiß in Symbiose mit dem kreativen Corpsepaint optisch zu überzeugen.
Was noch viel mehr überzeugt bei dieser Band, ist die musikalische Gewalt, mit der die Polen das Publikum malträtieren. Enorm komplex und facettenreich gestaltet sich die musikalische Mischung von HATE und lässt ein ums andre Mal einen kalten Schauer über den Rücken laufen. Es ist einfach nur faszinierend, dass man eine polnische Band sofort an Musik und vor allem Gesang erkennt. Alle polnischen Sänger scheinen dieselbe Mutter zu haben! Und ihre Nacken müssen aus stahl geschmiedet sein mit viel viel Schmieröl versehen, denn das ständige Propellerbangen kann nicht gesund sein und ohne Spätfolgen bleiben!
HATE sind neben BEHEMOTH und VADER die beste Band des Landes, einfach Wahnsinn! (Bernie)

Samstag, 05.07.2008

Heute ging es wieder in die Schlucht der Tolminka, ein schönes Kleinod der Natur, am tiefsten Punkt des Triglav-Nationalparks. Hier in dem tiefen Becken am Zusammenfluss von Tolminka und Zalascica ist ein Rückzugsgebiet für seltene Fauna und Flora, wie unter anderem auch der Isonzo-Forelle. Durch die Anlage führt ein schmaler Pfad, der teilweise in die Felsen gehauen wurde. Ein Freund von uns gab dem Ganzen den Namen „Ein-Euro-Pfad, da man als METALCAMP-Besucher nur den Kindertarif bezahlt. So macht man seine Sehenswürdigkeiten auch für Metaller interessant.
Dem bedurfte es aber gar nicht, denn besagter Kumpel hatte schon einmal ordentlich die Werbetrommel gerührt, weswegen außer den meisten unserer Truppe auch seine Arbeitskollegin und ihre vier mitgereisten Freunde am Start waren. Und als man die Leute so im Laufe des Tages kennenlernte, war einer von ihnen von unseren Plänen ein paar weitere Urlaubstage an das Festival anzuhängen begeistert. Obwohl man ihn erst kennenlernte schloss er sich uns für einige Tage am Meer an. Und da soll noch einer sagen in der Szene gebe es keinen Zusammenhalt!
Als wir dann so unterwegs waren, entwickelten die tiefen Täler, das rauschende Wasser, die dunkeln Wälder und die imposanten Felsgebilde eine merkwürdige Eigendynamik bei uns. Natürlich unter dem Eindruck des gerade erfolgreich im Kino laufenden vierten Teils der Indiana Jones-Reihe. Denn das Ambiente erinnerte verdächtig an eine Kulisse für den Film, und so schallte des öfteren ein lautes „Indiiiiiiii“ durch das Tal. Metaller bleiben ewig Kinder! Nun waren die meisten von uns aus dem Saarland und der Saarländer wuchs mit Bergbau auf. Man kennt ja die Klischee-Bilder von Bergbau-Kumpels, die schön hintereinander pfeifend durch die Stollen tippeln. Die Wege dort unten ließen auch keine andere Anordnung von Personen zu, so dass sich bei uns auch ein Pfeifkonzert einstellte. Das Indiana-Jones-Titel-Thema, welch Wunder! Und wir schienen nicht die einzigen mit solch verrückten Gedankengängen zu sein. Auf dem Rückweg trafen wir im Tunnel oberhalb der Schlucht auf eine andere Gruppe Metaller, die munter vor sich hinpfiffen, und was wohl? Das anschließende schallende Gelächter wurde wohl vom Wettergott erhört, denn er ließ uns heute in Ruhe. (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_10.jpg live_metalcamp08_11.jpg

LEGION OF THE DAMNED 

Hitze, pure Hitze, gleißende Sonne überall und heiß heiß heiß.
Aber immerhin besser als der Siff, der über die Tage immer wieder über Tolmin niederbrach. LEGION OF THE DAMNED freuts, dass sie im Trockenen spielen dürfen und sie zeigen Engagement bei einem der wenigen Festivalgigs für dieses Jahr. Die Band hat wohl jeder schonmal gesehen, es erstaunt aber doch ein wenig, dass nicht mehr Leute vor der Mainstage stehen und die Thrasher abfeiern.
Die Kommunikation mit dem Publikum hat sich auf jeden Fall verbessert und so reißen LOD mit ihren mörderischen Grooves, die keinen Metallernacken still stehen lassen und ihren Thrashsalven die Anwesenden ordentlich mit! Songs wie „Werewolf corpse“, „Diabolist“, „Sons of the Jackal“, „Undead Stillborn“ oder den letzten Kracher, den jeder einzelne Anwesende zu kennen scheint: “Legion of the damned”. Ein wenig seltsam erscheint es schon, dass LOD keinen Song aus ihrem letzten Album „Feel the blade“ zu spielen scheinen. Allerdings fällt das Material, dass schon mal als OCCULT veröffentlicht wurde, tatsächlich ein ganzes Stück ab gegenüber den zwei LOD Alben und bei einem kurzen Set schöpft man lieber aus der Hit-Kiste. Geiler Geiler Auftritt. (Bernie)

FINNTROLL

FINNTROLL sind schon seit längerem ein Garant für volle Reihen im Publikum, so ist es auch kein Wunder, dass es auch heute wieder rappelvoll vor der Bühne ist. Mit "Sång" vom aktuellen Album "Ur Jordens Djup" legen die Finnen auch wie gewohnt druckvoll los und sorgen von Anfang an für mächtig Bewegung vor der Bühne. Schön auch zu sehen, dass Hungerhaken Vreth seine anfängliche Schüchternheit schon lange ad acta gelegt und zu einem selbstsicheren Fronter mutiert ist, der unnachgiebig die Massen vor der Bühne anstachelt. Große Überraschungen halten die Finnen natürlich nicht parat und feuern einen festival-sicheren Hitmix aus den vergangenen Alben ab, von denen die Knaller "Salget Vid Blodsälv" und natürlich das laut umjubelte "Trollhammaren" die Höhepunkte darstellen bevor mit "Försvinn du som lyser" dann wieder der Vorhang fällt. (Mika)

live_metalcamp08_22.jpg live_metalcamp08_23.jpg

MESHUGGAH

Keine Ahnung was mich jetzt bei den schwedischen Weirdos erwarten sollte, denn bisher war mir die Truppe völlig unbekannt, was eigentlich schon schwer ist. Doch auch der Rest unserer Redaktion konnte damit nichts anfangen und so trieb mich meine Neugier an die Hauptbühne. Es sollte eine alles zermahlende Walze werden, die über die Köpfe der Zuschauer hinweg fuhr.
Stilistisch das Gemisch der fünf einzuordnen ist ein Ding der Unmöglichkeit, denn die Truppe ist in allen extremen Stilrichtungen beheimatet. Ursprünglich wohl aus dem Thrash und Hardcore kommend, bauen sie geschickt groovenden Death Metal und progressive Einflüsse ein. Heraus kommt ein unfassbar intensives und explosives Stilgebräu.
Und das transportieren sie in ihre Live-Show, die einem ziemlich die Hirnwindungen durchpustet. Höllisch aggressiv, immer kurz vorm Ausbruch, aber trotzdem immer noch zurückhaltend, was eine ungemeine Spannung erzeugt. Unglaublich das Gitarrengespann Marten Hagström und Fredrik Thordendal, das ständig unterwegs war, die Matten nur so kreisen ließ und dabei die fiesesten Riffs und vertracktesten Läufe aus dem Ärmel schüttelte. Dem stand Basser Dick Lövgren in nichts nach und so präsentierte sich die Saitenfraktion oft am Bühnenrand als ein kompaktes Rollkommando, wie man es von schwedischen Bands gewohnt ist.
Dem hingegen hatte Fronter Jens Kidman eine ganz andere Art sich zu bewegen, sein abgehacktes Kopfnicken wirkte sehr strange, passt aber irgendwie sehr gut zur Musik seiner Nebenleute. Und dann ging es immer wieder fast auf dem Off los, als er sich weit über den Bühnenrand hinauslehnte und wie ein wutschnaubender Bulldozer seine Hassbrocken ins Publikum schleuderte. Die komplette Band spielte dazu so was von tight, dass man die Kinnlade nicht mehr hoch bekam.
Klar strengt der Sound auf Dauer schon an, aber trotzdem wurde es im Laufe des Auftritts immer voller vor der Bühne. Und trotz der Hitze entwickelte sich vorne ein kleiner Pit. Das Programm erstreckte sich über ihre gesamte Schaffensphase, bevorzugt mit Songs vom neuen Album wie „Combustion“ oder „Bleed“ sowie vom Meisterwerk „DestroyEraseImprove“, von dem „Future Breed Machine“ und „Suffer in Truth“ zum Einsatz kamen. Und so blieb diese Formation für mich die Entdeckung des Festivals, die sollte ich in Zukunft mal genauer beobachten. (MetalPfälzer)

APOCALYPTICA

Ich bin ja so gar kein Freund der Band. Aber was in Slowenien während APOCALYPTICA abgeht, das ist nicht von dieser Welt. Das komplette Gelände ist prall gefüllt und die Band scheint hier einen ganz besonderen Status zu haben. Nun gut, man muss zugeben, dass es etwas Vergleichbares in der Musikwelt tatsächlich nicht gibt! Wenn die Finnen auch genau wie eine normale Band agieren, posen und beeindruckend den Propeller bangen, ist das Klangerlebnis doch ein ganz anderes. Das perfekte Zusammenspiel der Musiker ist Song um Song atemberaubend und die Verteilung der verschiedenen Rollen in der Band deshalb so faszinierend, weil sie nicht anders sind als in einer regulären Band. Es gibt einen Frontmann, Rhythmuscellisten und einen, der mit Sonnebrille auf seinen verzierten Stuhl thront und bei seinen Rhythmusakkorden keine Mine verzeiht (soll in den besten Bands vorkommen hehe). So faszinierend das Ganze auch ist, wenn man kein Fan der Gesanglosen Musik ist, dürfte es bei einer Show der Gruppe bleiben, die man sich freiwillig reinzieht. Alles gut und schön, aber wenn die Cover wie „Refuse/Resist/“, „Seek and destroy“, „Fight fire with fire“ (mit wirklich geilem Solo) oder dem durch einem Meer aus Feuerzeugen begleiteten „Nothing else matters“ nicht wären, dann würde zwar musikalisch sehr hochwertige aber auf die Dauer langweilige Musik bleiben.
Man sollte APOCALYPTICA wirklich mal gesehen haben, sonst hätte man durchaus etwas verpasst. (Bernie)

live_metalcamp08_24.jpg live_metalcamp08_25.jpg

ICED EARTH

Er ist also zurück…
Nun, live waren ICED EARTH auch mit dem Ripper ganz gut, wenn die alten Klassiker durch die Boxen föhnten. Aber es gibt wahrlich nur eine Stimme für die Band und nur einen Frontmann, mit dem alles richtig klingt und auch aussieht: Matthew Barlow!
Für die Restband gelten allerdings andere Regeln, somit lässt sich schon wieder ein neuer Bassist auf der Bühne blicken. Zumindest ist Alt-Drummer Brent Smedley wieder mit von der Partie und Gitarrist Troy Seele macht eine immer bessere Figur mit seinen extravaganten Soli. Aber kommen wir zurück zum wichtigsten Mann des Abends. Ohne Mähne fehlt zwar gehörig etwas, aber lassen wir uns mal von Äußerlichkeiten nicht fehlleiten, denn stimmlich ist Barlow der Alte geblieben! Songs wie „Violate“, „Travel in Stygian“ oder das an Gänsehaut nicht zu überbietende “Watching over me” klingen nur mit Barlow „richtig“. Man darf allerdings nicht verschweigen, dass Barlow trotz aller Klasse stimmlich noch eine Stufe unter dem Ripper singt, was man vor allem in den Höhen deutlich merken kann. Besonders bei „Dracula“ spürt man, dass Barlow eine Weile aus der Übung war. „Declaration day“ klingt auch von der Stimmfarbe mit Tim Owens besser, wohingegen „Ten thousand strong“ fantastisch funktioniert!
Wenn dies auch alles nach zu wenig Enthusiasmus für einen alten ICED EARTH Fan klingen mag (der ich nun wahrlich bin!), es ist verdammt schön, Barlow und Schaffer wieder zusammen auf der Bühne zu haben und tolle Liveshows mit fantastischen Songs erleben zu dürfen, wie zum Beispiel das genial intonierte „Pure evil“. Vielleicht ist die Erinnerung an das sehr gute Konzert auch ein wenig gedrückt, weil ich bereits in den „Genuss“ des quasi Comebackalbums meiner einst Lieblingsband gekommen bin und der Reunion nicht mehr mehr als Lächerlichkeit abgewinnen kann. Aber dazu mehr an anderer Stelle… ICED EARTH liefern auf dem Metal Camp 08 eine fantastische Show ab und werden zu Recht abgefeiert mit einem Set, das mit dem besten Song der IE-Geschichte abgerundet wird: „Iced earth“. (Bernie)

Setlist ICED EARTH:
Dark saga
Vengeance is mine
Burning times
Declaration day
Pure evil
Violate
Watching over me
Ten thousand strong
Dracula
Coming curse
I died for you
Travel in Stygian
Question of heaven
------------
Melancholy
My own saviour
Iced earth

live_metalcamp08_26.jpg live_metalcamp08_27.jpg

AMON AMARTH

Nach einem großartigen Tag war es der schwedischen Viking-Death-Walze vergönnt den Schlusspunkt zu setzen. Wie schon vor zwei Jahren zogen sie zu später Stunde noch massig Leute vor die Bühne. Damals wurden sie zur beliebtesten Band des Festivals gewählt und zum Wunschkandidat Nummer 1. Dem wollten sie im letzten Jahr auch nachkommen, doch für eine lukrativere US-Tour sagten sie ihren Auftritt frühzeitig ab. Nun wurde der Gig eben dieses Mal nachgeholt, obwohl AMON AMARTH eigentlich im Studio weilten und nur wenige Festivals im Sommer bestritten. Und es war eine besondere Show.
Denn aufgrund anderer Verpflichtungen hatte man nicht viel Zeit sich auf die Show vorzubereiten, so dass man allen Ballast von Bord warf. Keine Pyros, keine Kampfszenen, nur purer Metal. Und sie zeigten, dass ihre Songs auch ohne das ganze Drumherum funktionieren, dass sie auch einfach rausgehen können und spielen. Und wie sie funktionierten! Denn als der erste Ton von „Valhall awaits me“ erklang waren mehr Leute auf dem Gelände als bei ICED EARTH, wenn auch etwas weniger als bei APOCALYPTICA. Das kann aber neben der Uhrzeit am stärkeren Programm auf der Waldbühne gelegen haben. Doch die vielen, die da waren gaben alles und so ernteten die Fünf den meisten Applaus.
Bis hinter den Mischerturm flogen die Hörner, wurde die Truppe angefeuert und die Mannen auf den Brettern gaben viel zurück. Endlich mal nicht in ihrer Bewegung eingeschränkt ackerte die Saitenfraktion mehr als sonst, nutzte die ganze Größe der Bühne. Johann Hegg sang sich kraftvoll durch Titel, die zumeist von den letzten beiden Alben stammten. Vom Durchbruch-Album „Vs. the World“ wurden lediglich zwei Songs gebracht, einer davon das lange nicht mehr auf der Setlist stehende „Across the Rainbow Bridge“.
Und auch auf der Bühne wurden die Hörner hochgerissen, als man zum Umtrunk anstieß. Dabei huldigte der Frontmann noch dem slowenischen Bier, obwohl der Insider weiß, dass in seinem Horn nur Wasser ist. Und mit Bier ist das in diesem Land so eine Sache, es gibt mit Union und Lasko zwei große Brauereien. Zwischen den Liebhabern entsteht da eine regelrechter „Glaubenskrieg“, die große Mehrheit der metallischen Gemeinde steht aber auf Lasko Pils, das nach der Sagengestalt Zlatorog benannt ist. Leider gab es auf dem Gelände nur Union zu kaufen, was die Menge zu „Lasko, Lasko“-Sprechchören hinriss.
Am Ende setzte es dann noch die Hymnen „Runes to my Memory“ und „The Pursuit of Vikings“, welche deutlich machten, dass AMON AMARTH wohl in Zukunft die erste Formation im Death Metal sein wird, die ihren Fans stadion-mässige Singalongs abringen kann. (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_12.jpg live_metalcamp08_13.jpg

TANKARD

Niemand würde erwarten, dass bei einer TANKARD Show alles geradlinig und gesittet abläuft, aber Himmel Hilf, ist Gerre an diesem Abend so strack!
Der Kultfrontmann wetzt wie von der Tarantel gestochen über die Bühne und geht ab wie ein Zäpfchen. Die Ansagen auf Englisch verraten dann aber den überschwänglichen Alkoholgenuss. Bei anderen Bands könnte dies zur Katastrophe führen, bei TANKARD gehört es irgendwie dazu. Wenn man die deutschen Thrasher auch durchaus schon besser gesehen hat, an diesem Abend in Slowenien passen die Songauswahl und die Performance. Gerres Bauch wird dicker und dicker ohne dass ihn irgendeine Kraft im Universum aufhalten könnte. TANKARD sind unverwüstlich und vor allem nicht durch Vollsuff in die Knie zu zwingen, ganz im Gegenteil ;-)
Ein weiteres Mal TANKARD, eine weitere halbe Stunde Spaß im Kopf! (Bernie)

Setlist TANKARD:
We still drink the old ways
Morning after
Zombie attack
Slipping from reality
Bermuda
Rectifier
Freibier für alle
Empty tankard

Sonntag, 06.07.2008

An dem Tag spaltete sich unsere Gesellschaft wieder, da einige zum Kajak fahren aufbrachen, während es den Rest an den Fluss zog. Doch der viele Regen der Vortage ließ den Fluss anschwellen, so dass die Fluten hoch in die Ufer reinragten. Das ließ den Headbangern da unten wenig Platz. Zwar war dort wo einst Sandbänke waren nur noch ein See, den man auch ohne Probleme stromaufwärts schwimmen konnte, aber kein Sitzplatz.
So zogen wir es vor weiter oberhalb an der Brücke zu lagern, wo sich die metallischen Mitstreiter mit dem normalen Volk vermischten. Vor allem am späten Nachmittag nach Feierabend zog es viele Einheimische an den Strand um sich abzukühlen. Freibäder gibt es da unten kaum welche, wozu auch? Man hat ja alles was man braucht, einen tiefen Graben zum Schwimmen, eine Klippe von der man in klares Wasser springen konnte und weiter oberhalb in einer kleinen Bucht eine Rückströmung in der man sich ewig im Kreis treiben lassen konnte. Die flacheren Stellen boten sich zum fröhlichen Ballspiel an, bei dem man aber etwas Zielgenauigkeit brauchte, denn die Strömung wartete direkt dahinter, so dass man öfter mal dem Spielgerät nach schwimmen musste.
Zu entdecken gab es am Waldrand auch ein paar Dixis, die alle super sauber waren und nach der wöchentlichen Check-Liste, die an der Innentür prangte ständig kontrolliert wurden. Was ein Service! Fehlte nur noch der Kiosk, aber man kann sich die Sachen ja auch selbst mitbringen, zum Kühlen gab es jedenfalls genug kleine Dämme, welche die Flüssignahrung vorm wegschwimmen sicherten.
Was aus den drei Deutschen wurde, die zwei große Matratzen mit einer Wäscheleine zusammen banden und das als Floss verwendeten, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Es gab aber mal keine Berichte über etwaige Opfer, so muss alles gut gegangen sein, und es anzunehmen gilt, dass sie soviel Spaß wie wir hatten. Denn die Sonne lachte über uns – noch! (MetalPfälzer)

KORPIKLAANI

Nachdem EVERGREY und BRAINSTORM bereits der Hitze zum Opfer gefallen sind, beginnt der Tag für uns mit den Muntermachern von KORPIKLAANI. Und "munter" ist wohl der richtige Ausdruck, denn die Feierlaune vor und auf der Bühne hat schon einen mächtig hohen Pegel erreicht. Gut, man könnte auch sagen, dass KORPIKLAANI mit zu den Bands gehört, die man jetzt schon alle Nase lang auf Festivals und Touren gesehen hat, so dass der Reiz an der Band inzwischen etwas flöten geht, dennoch ist es dem tanzenden Volk vor der Bühne ziemlich wurscht und wo man hinschaut wird kräftig mitgesungen oder auch auf mehr oder weniger komisch anmutende Art und Weise mitgetanzt. (Mika)

live_metalcamp08_28.jpg live_metalcamp08_29.jpg

BEHEMOTH 

Unter tosendem Jubel und „BEHEMOTH“ Sprechchören betreten die Polen die Bühne und beweisen eindrucksvoll, wie sie sich in den letzten Jahren an die oberste Spitze des Death Metal gearbeitet haben!
In der langen regenbedingten Umbaupause scheint sich enorm viel Energie aufgestaut zu haben, die jetzt dringend raus muss. Die Mannen um Fronbiest Nergal ziehen hier eine hochaggressive und energische Performance runter, die ihresgleichen sucht! Welch Hass, pure Willenskraft und undurchdringbare Mystik sich an diesem Tag entfaltet, habe ich noch nie zuvor gesehen. Nergal ist ein unantastbarer Satan, der den Höllenfürst mit Leichtigkeit unterjocht und sich die Herrschaft der Welt unter den Nagel reißt, unterstützt von seiner Legion aus aggressiven Dämonen, die ihm musikalisch und gesanglich den Rücken immens stärkt, falls das überhaupt nötig sein sollte…
BEHEMOTH beschwören den Weltuntergang in Slowenien hervor, heute wird es passieren, die Hölle wird ihre Pforten öffnen und alles verschlingen, was sich nicht der dunkelsten aller Mächte beugt...
Tatsächlich nähert sich dem Festivalgelände eine finstere Nebelbank und der Regen beginnt immer intensiver zu werden. Man kann sich nicht dem Gedanken erwehren, kurz darüber nachzudenken, ob es sich hier wirklich um ein satanisches Weltuntergangsritual handelt statt einer Death Metal Show. Bevor BEHEMOTH „Demigod“ in die Meute pfeffern, kann man von Nergal noch einige Flüche gen Himmel hören, hier wird Gott und der Natur getrotzt, die Band steht wie eine Eins gegen die heftig gewordenen Regenmassen und geht anstatt ein paar Schritte zurück unter das Dach der Bühne noch einen Schritt vor! DAS nenn ich ein vehementes „FUCK YOU“!
Als dann während „Conquer all“ die Boxen zusammenbrechen und die Technik im Gegensatz zu dem Menschen den nassen Massen nicht weiter zu trotzen vermag, müssen auch BEHEMOTH die Segel streichen und die Bühne verlassen. Diese Schlacht mag er gewonnen haben, aber BEHEMOTH werden zurückkommen und den Krieg gewinnen!
BEHEMOTH sind das absolute Highlight des Festivals, solch einen Willen hab ich noch nie auf der Bühne gesehen, eindeutig die Europameister der Herzen! (Bernie)

live_metalcamp08_30.jpg live_metalcamp08_31.jpg

HELLOWEEN

Nach einer fast dreistündigen Umbaupause, in der etliche Steckdosen auf der Bühne ausgetauscht wurden und alles halbwegs trockengelegt wurde konnte es dann mit dem deutschen Melodic-Speed-Urgestein weitergehen. Das Gelände hatte sich inzwischen wieder gut gefüllt und war durch zahlreiche Maßnahmen auch gut abgetrocknet worden. Um die Zeit, als sie schon längst hätten von der Bühne sein sollten legten die Hamburger dann endlich los.
Welchen Narren sie an Longtracks gefressen haben, um ein Konzert zu eröffnen weiß ich nicht, aber auch der namensgebende Titel wirkte als Einstieg etwas schwer. So brauchte man schon ein paar Klassiker um das Publikum zu erwärmen, doch schon der erste wurde von einer erneuten Attacke von oben weggespült. Da hatte man tatsächlich so lange Arbeit, bis es wieder anfing. Zum Glück blieb der Wind aus, so dass der Gig fortgesetzt werden konnte, an der Flucht der Zuschauer änderte das nichts. Da kam aus dem Nichts eine Ladung herunter, die übelst war, so schnell leerte sich noch nie ein Photograben.
Doch HELLOWEEN ließen sich nicht aus der Ruhe bringen und dachten jetzt erst recht. Denn sie taten alles um die Zuschauer vor der Bühne zu halten, viele bleiben auch, vor allem, die welche die Songs kannten. Und so gab es doch noch reichlich Unterstützung für Andi Deris, der sich erneut nicht in bester stimmlicher Verfassung befand. Gerade bei den alten Nummern hatte er so seine Problem die Höhen zu treffen. Doch das macht der Mann mit seinem Engagement wieder wett, ein Entertainer vor dem Herrn. Ständig unterwegs, immer in Kontakt mit den Fans und stets bemüht diese anzufeuern. Nur die Mitsingspielchen im Medley wurden ein wenig überstrapaziert, da wäre mehr Song besser gewesen. Diesem Elan standen seine Nebenleute wenig nach, allen voran Basser Markus Grosskopf und auch der wie immer kettenrauchende Weik zeigte so was wie Bewegungsradius.
Die Leute, die dageblieben waren erlebten auch das Ende des Regens wieder, so dass sich die Laune zusätzlich besserte. Beim Zugabenteil kamen sogar die ansonsten auf härtere Kost gepolten Metalheads aus der Deckung hervor und erinnerten sich ob der unverzichtbaren All-Time-Faves an ihre Jugendzeit. So gab es das große verdiente Finale mit massig Applaus und noch massigeren Chören aus dem Auditorium. Getreu dem Motto „Happy, happy Helloween“ herrschte eine allgemeine Ausgelassenheit. (MetalPfälzer)

Setlist HELLOWEEN:
Helloween
March of Time
As long as i fall
Eagle fly free
A Tale that wasn´t right
If I coluld fly
Dr. Stein
I can
Medley: Perfect Gentleman / Power / Keeper of the seven keys
----------------------------
Future World
I want out  

live_metalcamp08_14.jpg live_metalcamp08_15.jpg

OPETH

Durch das Unwetter wurde der Zeitplan gehörig durcheinander gewirbelt, der Curfew auf unmenschliche 4:50 gestreckt, aber was sollte man tun? Da der Betrieb auf der Waldbühne kaum gestört wurde, weil diese geschützter und quer zur Windrichtung steht, wurden OPETH kurzerhand dorthin verlegt und ins Programm eingebaut. Das war zwar nicht das Gelbe vom Ei, aber wenigstens den Sound bekamen sie hingebastelt, was fast ein Wunder ist.
Also wurde es eng unter den Bäumen, als die Prog-Band der Stunde die Bühne betrat. Es ist schon beachtlich wie sich die Truppe hartnäckig allem verweigerte, ihren Stil durchzog von Album zu Album mehr Fans gewann und nun eine der einflussreichsten Formationen unserer Tage darstellt. Und die Anhänger fraßen den Schweden aus der Hand, schon beim ersten Ton flogen die Matten umher, die vorderen Reihen gingen sofort in dem Sound-Teppich auf. Ein sehr schön anzuschauendes Phänomen, das die Musik perfekt untermalt.
Es ist diese hypnotische Kraft, welche die Songs durchzieht, egal ob in den ruhigen Passagen oder in den treibenden, fordernden bei denen ihre Death-Metal-Wurzeln durchschimmern. Die ganz großen Reaktionen riefen ihre Songs nicht hervor, denn die Zuschauer waren zu sehr mit ihnen beschäftigt. Nur zwischen den einzelnen Liedern brandete der Beifall auf, aber dann richtig. Als der Regen erneut einsetzte bemerkte man es in den Frontreihen gar nicht, der wurde weggeweht.
Die Musiker auf der Bühne gingen genauso konzentriert zu Werke wie ihr Publikum. Im Mittelpunkt steht dabei immer Mikael Akerfeldt, der Frontmann und geistige Kopf, der seine Kompositionen zelebriert. Leider gab sich der Meister an dem Abend nicht von seiner gesprächigen Seite, weswegen seine kultigen Ansagen etwas zu kurz kamen. Dafür entschädigte das sehr strange Winken ins Publikum und sein Outing als großer WHITESNAKE-Fan.
Neben ihm sorgte Martin Mendez, der eigentlich immer leicht substanzbedingt derangiert dreinblickende Basser für die meiste Bewegung. Er ließ seine Finger wild über Hals und Griffbrett sausen und marschierte dabei die Bühne ab. Auf der anderen Seite überzeugte der neue Gitarrist Fredrik Akesson mit einem etwas metallischern Spiel als sein Vorgänger Peter Lindgren. Ebenfalls toll anzusehen war das Stageacting von Per Wiberg hinter seinen Keyboards, der seine lange Matte immer wieder über die Tasten warf, während er ihnen wabernde Orgeltöne entlockte. Martin Axenrot lieferte mit seinem akzentuierten und breaklastigen Spiel das ideale Fundament dazu.
Bei der Songauswahl durfte so gut wie jedes Album in der Stunde einmal ran, von „Deliverance“ gab es „Wreath“, vom Schwester-Output „Damnation“ „Death whispers a Lullaby“. Die beiden letzten Alben wurden durch „The Baying of the Hounds“ und „Heir Apparent“ mit den jeweils besten Titeln bedacht. Und am Ende regierte wie so oft das unfassbare „The Drapery falls“ vom Meilenstein „Blackwater Park“. Das hätte gerne noch ein wenig länger gehen dürfen, eine phantastische Band. (MetalPfälzer)

MINISTRY

Obwohl man den Machern für ihr schnelles Handeln ein großes Lob zollen musste machte sich hier dann die Umstellung im Billing negativ bemerkbar. Denn nach dem uns OPETH in ihre Klangwelten entführt hatten war man eigentlich schon beim Chillen, das wäre nach MINISTRY besser gewesen, denn da stand von der Aggressivität her ein ganz anderes Kaliber auf dem Programm. Und was für eins!
Schon als man aus dem Wald heraus kam, schlugen einem die ersten Töne wie ein Orkan entgegen. Hat da wer die Regler SPINAL TAP-mässig auf 11 gedreht? Was ein Inferno, zwei Gitarren fett bis zum Anschlag, manchmal brachte Frontkämpfer Al Jourgensen noch eine dritte an den Start. Dann noch die stampfenden wuchtige Industrial-Samples und Soundcollagen und ein äußerst druckvolles Schlagzeug dazu, fertig war der alles vernichtende Lärm. Zwar klanglich nicht immer optimal ausgesteuert, aber bei einem solch intensiven Hörerlebnis nicht zwingend notwendig.
Die Songauswahl beschränkte sich zu Beginn mit „Waiting“, „The last Sucker“ oder „Yellow Cake“ auf die Trilogie die Jourgensen seinem besonderen Freund gewidmet hatte. Und im Hintergrund flimmerte neben allerlei Kriegsbildern immer das Bildnis des (leider) mächtigsten Mannes der Welt über die Leinwände. So sieht gelebte Abneigung aus, obwohl die auf Gegenseitigkeit beruht. Denn Mitglieder des US-amerikanischen Herrscher-Clans hatten schon immer Probleme mit Musikern gehabt, deren Mikroständer aus Knochen bestehen, fragt mal Blackie Lawless.
Onkel Al hält aber unbeirrbar daran fest, manchmal auch sich selbst. Denn der fiteste ist er nicht mehr, für ihn kommt das Ende von MINISTRY wohl noch zur rechten Zeit. Ob es wirklich damit zu tun hat, dass er nicht mehr gegen die verhasste Familie kämpfen muss oder ob seine Gesundheit längere Touren nicht mehr zulässt lasse ich mal dahingestellt. Seine Motorik wirkte oft sehr behäbig und unrund und an Bewegung wurde er von seinen sehr agilen Nebenleuten weit übertroffen. Dennoch besitzt der Mann eine ungeheure Ausstrahlung mit der er den Zuschauern den Zorn gegen Kriegstreiber einschärft. Seine bellenden, oft verzerrten Vocals verfehlten ihr Ziel nicht.
Die Menge ging durchaus gut mit, zumindest was die sehr späte Stunde noch hergab. Nur hätten es leider ein paar mehr sein dürfen, aber die Wetterkapriolen des Tages haben viele ausgelaugt. Schade wenn man bedenkt, dass es sich um die Abschiedsvorstellung der Industrial-Legende in Slowenien handelte. Wer aber bis zum Ende ausharrte wurde mit Klassikern vom Schlage „N.W.O.“ oder „Just one Fix“ belohnt. Bis zur Zugabe dauerte es etwas länger, diese kam mit einer Zerstückelung von Satchmos „Wonderful World“ dann bewusst augenzwinkernd. (MetalPfälzer)

MARDUK

Das Chaos ist ausgebrochen, alles hat sich geändert. Mutter Natur spielt ihr Spielchen mit den unschuldigen Metalcampern. Die Massen haben sich zurückgezogen, ausgelaugt und teils stinksauer von den ständig wechselnden Witterungen. Ähnlich geht es auch mir, als ich mich noch aufraffe, zu MARDUK zu wanken. „Baptism by fire“, „Still fucking dead“ und ein grimmiger aber fitter Mortuus lassen einen guten Gig erahnen, aber der tote Punkt ist längst überschritten und nach ein paar Songs wird der weg zum Zelt in Angriff genommen. (Bernie)

Montag, 07.07.2008

Wieder einmal war Wildwasser-Action angesagt und am Nachmittag ging es zur Agentur MAYA , die wie immer eine optimale Ausrüstung und Betreuung bot. In zehn Fußminuten ist sie sehr einfach vom Gelände aus zu erreichen. Heute stand Canyoning auf dem Programm, für alle die, welche sich nichts darunter vorstellen können sei gesagt, dass man einen sehr schmalen Wildbach tief unten in der Schlucht direkt durch das Bachbeet durchwandert. Hier gab es auch ein Wiedersehen mit unserem baskischen Freund von der letztjährigen Kajak-Tour, ein ähnlich verrückter Typ wie wir, der immer auf der Suche nach noch mehr Fun ist. Und bei dieser Sportagentur wie einige von uns, heute waren es sechs, auch kein Unbekannter mehr ist.
Nachdem man mit der nötigen Ausrüstung an den Ort des Geschehens befördert wurde begann der beschwerliche Aufstieg an das obere Ende, zwanzig Minuten Fußmarsch in der sengenden Sonne mit voller Neopren-Montur waren schon sehr anstrengend. Da kam das Bad in einem kleinen Becken gerade recht. Von dort aus ging es los, erst rutschte man eine kleine Felsrampe hinunter, bevor sich diese kontinuierlich steigerten. Die nächste war schon 2,5 Meter hoch, machte besonders kopfüber richtig Spass.
Je weiter man abstieg, desto steiler wurde das Gelände, rutschen reichte nicht mehr aus, also wurde gesprungen, zuerst drei, dann fünf, dann sieben Meter über einen kleinen Vorsprung hinweg. Immer tiefer ging es in die Schlucht zum „most brutal Part of the Show“. Dieser bestand zum einen aus einer Felsschneise, durch die man hindurch rutschte um am anderen Ende sieben Meter in die Tiefe zu stürzen, da steigt das Adrenalin. Und es wurde noch schöner als jeder der zehn Teilnehmer (noch ein Baske und zwei Österreicher) ein Geschirr angezogen bekam. Dann wurden wir nacheinander an den Rand des Beckens gerufen, wo wir Platz nahmen um die Instruktionen abzuwarten. Diese waren ganz einfach, man wird einen 27 Meter hohen Wasserfall heruntergelassen, mitten durch den Schwall und nach zwei Dritteln einfach fallen gelassen. Die Schwierigkeit dabei bestand vor allem darin zu verhindern, dass sich der Körper gegen den Felsen dreht und dann ging es abwärts, ein kurzer Stopp, durchatmen und Attacke.
Der Rest bestand dann aus kleineren Klippen und engen Spalten, taugte aber mehr zum entspannen. Unentspannt wurde es dann als wir auf dem Campingplatz ankamen und es mal wieder regnete, wie soll man da richtig trocken werden? (MetalPfälzer)

MISERY SPEAKS

MISERY SPEAKS haben mit ihrem letzten Album „Catalogue of carnage“ den Sprung zum modernen Death Metal geschafft. Die Metalcore - Anleihen, wenn auch noch definitiv massig in den Songs vom Debüt vorhanden, wurden so gut wie möglich zurück geschraubt und heraus kam ein saftiges Album voll Power! Diese Power bringen die Deutschen auch eins zu eins auf die Bretter. Mit neuem Sänger „ausgestattet“ wird bei endlich mal wieder gutem Wetter die Sau raus gelassen. Die „denglischen“ Ansagen von Sänger Przemek sind zwar das ein oder andere Mal ein wenig seltsam, aber die bollernde Death Metal Kante entschädigt für alles. Was bei MISERY SPEAKS allerdings immer wieder etwas aufstößt, ist der Wechsel des Frontmann-Posten zwischen Sänger und Basser. Wenn auch Basser Martin einen guten Job macht, vor allem an den Backing Vocals, sollte da eine klare Linie sein und nur ein Kommunikator mit dem Publikum. Just my two cents…
Nichtsdestotrotz avancieren für mich MISERY SPEAKS zur Überraschung des Festivals, den so ein Gebollere hätte ich ihnen gar nicht zugetraut! Sehr geil, diese Band wird noch viel größer werden! (Bernie)

live_metalcamp08_32.jpg live_metalcamp08_33.jpg

MYSTIC PROPHECY

Nichts für ungut, aber MYSTIC PROPHECY sind wohl DIE am meisten überbewertete Band überhaupt im Heavy Metal Dschungel! Es ist zwar schön, dass die Band im Gegensatz zu ihren Power Metal Kollegen ein enormes Gitarrenbrett liefern und eine fette, drückende Produktion fahren, aber die Songs kommen meiner bescheidenen Meinung nach nie aus dem Mittelmaß – Sumpf heraus!
Egal, seis drum, die Meute vor der Hauptbühne wartet gespannt und freudig auf die Band und wird mit klassischem Heavy Metal und klassischer Performance gefüttert. Gute Ansätze liefert die Instrumentalfraktion, welche aber durch den eindimensionalen Gesang ein ums andere Mal zerstört werden! Es muss doch nicht immer der gleiche Ton sein, oder? Kann man sich nicht mal um einen etwas weiteren Melodiebogen bemühen?
Ein weiteres Manko ist darin zu finden, dass aus jedem guten harten, dynamischen Riff direkt mit dem „falschen“ Rhythmus der Saft ausgepresst wird! Leute, wenn ihr nen Song brutal anfangt, warum um Himmels Willen packt ihr dann nen schnöden, urlangweiligen langsamen Doublebass Rhythmus drauf? Versucht es doch mal mit nem Uffzäck, ein bisschen was flottes! Argh!
Ich kann nach wie vor nicht verstehen, wie diese Band immer wieder so hoch gelobt wird. Das Publikum zum lustigen Hüpfen aufzufordern sehe ich persönlich auch als Unfassbarkeit an, aber das scheinen Viele anders zu sehen und MYSTIC PROPHECY kommen gut an. (Bernie)

SOILWORK

Mit den Schweden standen dann die zweiten der großen Melodic-Deather aus deren Heimat für dieses Jahr auf dem Programm. Bevor diese die Bühne betraten kam aus den Boxen noch ein lustiges gesprochenes Intro, dessen Sinn wohl nur Skandinavier verstehen. Und von Beginn an legte sich die Truppe mächtig ins Zeug. Vor allem Frontmann Björn „Speed“ Strid war ständig unterwegs und suchte Kontakt zum Publikum. Darüber hinaus zeigte er sich außerordentlich gut bei Stimme, die er sehr variabel einsetzte.
Auch seine Nebenleute nutzten die Größe der Bühne, Bassist Ola Flink tänzelte die ganze Zeit recht ungewöhnlich über die Bretter. Die beiden Axtmänner Daniel Antonsson und David Andersson ließen unermüdlich ihre Haare wehen während sie tief gebückt sich ihre Riffs und Läufe zuspielten. Dabei zeigten sie sich tight, der gute Sound tat sein übriges.
Das Repertoire erstreckte sich von „Millionflame“ vom Zweitwerk „The Chainheart Machine“ bis hin zu neuen Stücken wie der aktuellen Single „Exile oder „As the Sleeper awakes“ sowie dem abschließenden „Nerve“. Den Klassiker „As we speak“ haute man überraschenderweise schon als zweiten Song heraus. Trotzdem wollte die Menge nicht ganz so mitgehen, klar man hatte schon viel in den Knochen, aber die Reaktionen fielen dennoch verhalten aus.
Umso respektabler ist es anzusehen, dass die Sechs nicht locker ließen und um jede Stimme aus dem Publikum kämpften. Und am Ende wurden die Bemühungen vom Erfolg gekrönt, denn der Auftritt war absolut sehenswert. So ein alter Hase wie „Speed“ greift dann auch mal tief in die Trickkiste und packt die „Wall of Death“ aus, um die Leute vor der Bühne endlich wach zu kitzeln. Die Wirkung blieb nicht aus und so wurde es am Ende noch ein umjubelter Auftritt, der nach Zugabe verlangte. (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_16.jpg live_metalcamp08_17.jpg

MORBID ANGEL

Niemand, wirklich niemand kommt an diese Band heran…
Hunderte haben es bisher versucht, haben sie technisch überholt, aber niemand, wirklich niemand wird jemals an diese Band heran kommen! Eine der wichtigsten Death Metal Bands aller Zeiten, die mit Fronter Dave Vincent in den letzten Jahren schon mehrere unvergessene Festivalshows gespielt haben, wird an diesem Montag in Slowenien abermals ihre Unantastbarkeit beweisen!
Der Platz vor der Bühne ist zum Bersten gefüllt, das komplette Metalcamp scheint sich auf den Weg gemacht zu haben, um MORBID ANGEL zu huldigen. Und die Massen erleben eine unglaublich fitte Band. Vincent ist an Unheimlichkeit und Erhabenheit wieder mal kaum zu übertreffen und Gitarrist Azagthoth hat einen fantastischen Tag erwischt und post in akrobatischer Art und Weise wie in seinen besten Tagen. Bewegung gibt es auf der Bühne nie viel zu sehen, auch Neuzugang Thor kann mit Extrembanger Rutan noch lange nicht mithalten. Dafür pfeffern die beiden Saitenhexer eins ums andere abgefuckte, unnachahmliche Solo in die Menge und Latex-Dave thront an seinem Mikrofon und hypnotisiert die Massen mit seiner höllisch tiefen Stimme.
Der neue Song namens „Nevermore“ weiß sehr zu überzeugen und besitz wirklich alle Trademarks der Band, vom schleppend stampfenden Rhythmus bis hin zum furiosen Blastbeat, da kommt ein fieses Stück neues Metal auf uns zu Leute… Vincent fordert die Menge immer wieder heraus und erhält sein gerechtes Feedback, wenn auch mit der Länge der Show die Massen immer müder zu werden scheinen bei dem komplexen Material der Death Metal Götter.
Kennern wird bei der Setlist, die hauptsächlich aus Songs der „Covenant“ Götterscheibe besteht, die Hose nass und bei dem majestätischen „God of emptiness“ falle ich geistig fast in Ohnmacht, unglaublich.
Ein Wahnsinnsgig, der wieder mal klarmacht, was genau DEATH METAL bedeutet! MORBID ANGEL sind Death Metal! In reinster Form! (Bernie)

live_metalcamp08_34.jpg live_metalcamp08_35.jpg

Dienstag, 08.07.2008

Übles Erwachen am frühen Morgen, der Wettersatan fickte uns mal wieder, und dieses mal gewaltig. Von der Dämmerung bis nach Mittag donnerte, blitzte und regnete es, acht Stunden lang, da fuhr einer die volle Schicht. Nur eine Frühstückspause gönnte man sich da oben, die reichte gerade mal aus um beim Kollegen deponiertes Essen zu holen. Das Frühstück wurde dann paarweise in den Zelten eingenommen statt am großen Tisch.
Der Blick nach draußen zeigte auch warum es sich nicht besserte, denn war man der Meinung die Wolken seien talwärts abgezogen drehte sich die königlich-bayrische auf einem Nachbarzelt und die Choose kam zurück. Nachdem man am Vorabend einige Bands wegen des Wetters sausen ließ sollte es noch schlimmer kommen. Aus anderen Zelten drangen schon resignierende Stimmen, ob es schlimm sei, wenn man ARCH ENEMY abends nicht sehe. Das kam aber für niemanden von uns in Frage.
Zum Glück verschlief die Mittagsschicht der himmlischen Schleusenwärter ihre Ablösung und gegen Nachmittag klarte es immer mehr auf. Und pünktlich zur ersten Band zeigte sich die Sonne so wie in den letzten Jahren gewohnt. Warum nicht gleich so? Ein weiteres Opfer des Dauerregens wurde unsere Hydro-Speed-Tour, denn die Strecke war einfach zu schnell geworden und wegen des hohen Wasserspiegels fehlten auch Anlandemöglichkeiten. Ein wenig Nervenkitzel gehört sicher dazu, aber an dem Tag und auch am folgenden war es einfach zu gefährlich und anstrengend, weswegen die Absage richtig war. (MetalPfälzer)

ONSLAUGHT

Es war eine gute Idee, dass die Briten, die nun teils doch ziemlich in die Jahre gekommen sind, sich noch mal aufgerappelt haben, um an dem allgemeinen Thrash Revivial teil zu nehmen! Nach dem genialen Comebackalbum folgten bereits etliche Gigs und kleine Touren, auf denen die alten Herren bewiesen, dass sie es noch ganz bös drauf haben! Die Front der Band besteht aus ausschließlich schwarzhaarigen Briten, was Sänger Sy Keehler bei dem gleißenden Sonnenschein immer wieder in den rettenden Schatten treibt. Wirklich gut kommt das nicht, aber die kleine ,aer enthusiastische Menge vor der Bühne schert sich nicht drum, sondern feiert die Band um den sympathischen Frontmann Song um Song ab. Mit „Power from hell“, Destroxer of the worlds“ oder „Metal forces“ beweist Keehler wie gut er an diesem Tag bei Stimme ist und hat sichtlich Freude am Gig.
Dass Thrash Metal auch keine Frage des alters sein muss, beweist ein ca. 50 jähriger, der den Jungen im Pit vor der Bühne mal grad gar nichts schenkt! DAS ist wahre Leidenschaft! (Bernie)

live_metalcamp08_36.jpg live_metalcamp08_37.jpg

VOLBEAT

Über diese Band brauch man kaum noch was zu schreiben. Großartige Liveband mit tollen Songs, die mit ihrem dritten Album entweder bald in der Versenkung verschwinden oder die komplette Welt beherrschen werden!
Nach Slowenien ist die Klasse der Band noch nicht ganz durchgedrungen, es versammeln sich weniger Leute als gedacht vor der Bühne, um den sträflich kurzen Gig zu bejubeln. Ein wenig scheint die Stimmung trotz flotter Sprüche über die Sonne („say thank you to the sun“) gedrückt zu sein, was aufgeklärt wird, als Sänger Michael Poulsen „sad man’s tongue“ seinem kürzlich verstorbenem Vater widmet und die Menge um eine bisschen „noise for all the lost ones“ bittet. Deswegen auch die Graspop – Absage eine Woche zuvor.
VOLBEAT liefern trotz furchtbar verstimmter Gitarre einen wieder mal guten Gig, der zwar hätte besser sein können, aber unter den Umständen ok geht. Es bleibt spannend, wie das neue Album klingen wird… (Bernie)

live_metalcamp08_38.jpg live_metalcamp08_39.jpg 

ELUVEITIE

Die Schweizer sind die momentanen Shooting-Stars der Pagan-Metal-Szene, was man schon daran sieht, dass sie gegenüber der letztjährigen Ausgabe um einiges weiter im Billing nach oben gerutscht sind. Da sollte man erwarten, dass bei einem folk-vorbelasteten Publikum ordentlich was gehen sollte, doch dem war zu beginn nicht so. Doch dieses Phänomen konnte man auf dem METALCAMP 2008 öfter beobachten.
Dabei macht sich vor allem das Ungleichgewicht in der Truppe für mich bemerkbar. Ihre Mischung aus Göteborg-Läufen, fetten Refrains und Schunkel-Folk will ebenso wenig zusammen passen wie die Performance der beiden Gitarristen Simeon Koch und Ivo Henzi zu dem Vollgas-Auftritt der beiden Kirder-Brüder Sevan und Rafi. Diese beiden kaukasischen Waldschrate toben am Bass und Flöte bzw. Dudelsack dermaßen über die Bretter, dass es eine wahre Freude ist. Obwohl eigentlich wenig in die Entstehung der Songs eingebunden übernehmen sie live die Führungsrolle.
Die beiden Axtmänner hingegen stehen am Rand wie die Wachposten zocken aber ihre Harmonien ordentlich runter. Der einzige, der den beiden folgen kann ist Frontmann Chirgel Glanzmann, der heute auch mächtig grunzt und keift dazu eine Passable Frontfigur abgibt. Seine aggressive Bühnengebaren und der eher auf Härte getrimmte Sound, der anfangs noch etwas undifferenziert daher kommt, machen die Sache dann aber homogener als auf Konserve.
Bei einer guten Auswahl aus Liedern vom Debüt wie „Your gaulish War“, „AnDro“ oder dem schnellen „Fire, Wind & Wisdom“ so wie vom neuen Album unter anderem „Inis Mona“ und „Bloodstained Ground“ kommt aber rasch Stimmung vor die Bühne. Da blieben auch die beiden Frauen der Band, Meri Tadic an der Geige und Anna Murphy mit der Drehleier nicht lange ruhig und schwangen ihre Matten soweit es die Instrumente zuließen. Beim epischen „Slania´s Song“ steuert die junge Anna noch ein paar Lead-Gesänge bei.
So werden die Jungs und Mädels doch noch abgefeiert, es sind sogar einige kleinere Pits zu verzeichnen. Und dann kommt auch noch die bei Folk-Meatl-Combos zur Zeit übliche Polonäse dazu. Wo aber der Weg von ELUVEITIE hingehen wird ist unklar, denn die Gebrüder Kirder haben ihren Ausstieg nach den Sommer-Festivals angekündigt. Diese werden von Mitgliedern des Nebenprojektes BRANA KETERNA ersetzt, aber wer will deren Auftreten, ihre Art das Publikum zu motivieren ersetzen? (MetalPfälzer)

live_metalcamp08_18.jpg live_metalcamp08_19.jpg

SUBWAY TO SALLY

Die Deutschen haben danach nicht ganz das Glück gepachtet und betreten vor deutlich leereren Reihen die Bühne. Doch die stilvolle Licht und Feuershow lockt schon bald mehr Leute auf den Platz auch wenn ein Großteil des Publikums mit den deutschen Texten nicht allzu viel anfangen kann. Mit eher neueren Songs wie "Eisblumen", "Feuerland" oder "Tanz auf dem Vulkan" beginnend arbeiten sich SUBWAY TO SALLY schon bald zu den Klassikern hervor, die besonders von den langjährigen Fans vor der Bühne begeistert aufgenommen werden. So funktionieren Songs wie "Falscher Heiland", "Kleid aus Rosen", "Veitstanz" und natürlich auch die Pflichtzugabe "Julia und die Räuber" immer ganz hervorragend, auch wenn der typische Subway-Schrei an diesem Abend nicht ganz so gut klappen will. Dennoch ein motivierter und wie immer sympathischer Auftritt der Deutschen! (Mika)

live_metalcamp08_40.jpg live_metalcamp08_41.jpg

CRIPPER

Diese Band gehört in die CD Läden, bei Metal Blade unter Vertrag und auf große tour mit KREATOR oder anderen Größen!
Der Wahnsinn, was CRIPPER als „Underground“ Band bereits darstellen. Nach etlichen Gigs live tight wie Presswurst, eine Frontfrau, die stimmlich und kommunikativ über jeden Zweifel erhaben ist und modernen Thrash Metal, der ohne Unterlass auf die Zwölf drischt! Geil! Vor der Bühne finden sich nach mehreren Festivaltagen, wechselndem, auslaugendem Wetter und kurz vor dem Headliner ARCH ENEMY bewundernswert viel Besucher wieder, die für die Bekanntheit der deutschen Truppe spricht. Mit neuem Mann am Bass geben die 5 alles und liefern die Thrash Vollbedienung. Gitarrist Christian hat während des Gigs mit immensen Problemen mit seinem Effektboard zu kämpfen und als alles wieder gerichtet scheint, kratzt es plötzlich bei Gitarrist Jonathan bös in der Leitung. Es scheint wie ein Fluch, ausmachen tut es aber vor der Bühne niemandem etwas. Denn Frontfrau Britta überspielt die technischen Probleme mit ihrer Präsenz und ein paar lockeren Sprüchen.
Diese Band wird noch ganz hoch hinaus klettern, da bin ich mir sicher! (Bernie)

live_metalcamp08_42.jpg live_metalcamp08_43.jpg

ARCH ENEMY

Auftritt Nummer 2 für Michael Amott für dieses Festival.
ARCH ENEMY betreten als Headliner die Bühne, um das Metal Camp 2008 abzuschließen und zeigen sich als überaus würdig!
Viel zu sagen zu einer Band wie ARCH ENEMY gibt es nichts, denn nach einen Hammeralbum wie „Rise of the tyrant“ bringt man die gleiche Energie und Verspieltheit auch auf der Bühne rüber. Die Uniformen der Band sehen fantastisch aus und bringen auch was fürs Auge auf die Bühne, sehr gelungene Idee! Auch wenn Christopher Amotts modische Kurzhaarfrisur wirklich fürchterlich aussieht, spielen die Brüder wie die Götter zusammen und hauen sich ein ums andere Lick um die Ohren. Vor lauter Genialität weiß man kaum noch, wo hinten und vorne ist und man verliert sich selbst in virtuosen Leads und Soli. Die Amottbrüder sind mit Abstand das beste Gitarrenduo seit THIN LIZZY und IRON MAIDEN, was sie prompt mit einem Instrumental beweisen, dass die Kinnladen hörbar auf den Boden klappen lässt. Dieser Familie macht so schnell keiner was vor. Gekrönt wird die Instrumentierung, zu der Showman Sharlee D’Angelo mit seinen energischen Posen und Drummer Daniel Erlandsson mit seinem perfekten Spiel beitragen, von Frontsau Angela Gossow. Gut bei Stimme dirigiert sie die Massen, wie es nicht besser ging und bangt sich den Nacken entzwei.
ARCH ENEMY beschließen das Festival auf würdige Art und Weise und weisen die Hunderte Nachahmer vehement in ihre Schranken! Fantastisch! (Bernie)

Setlist ARCH ENEMY:
Blood on your hands
Ravenous
Taking back my soul
Dead eyes see no future
My apocalypse
Revolution begins
Dead bury their dead
The last enemy
I will live again
Nemesis
Snowbound
We will rise

live_metalcamp08_44.jpg live_metalcamp08_45.jpg

Nach dem ARCH ENEMY Set findet sich dann noch eine beachtliche Menge von Menschen auf der bühne ein, die Organisatoren des Metal Camps, um den Fans für ein tolles Festival zu danken, nette Geste. Dass dann aber der unsägliche und nicht mehr zu ertragende Festivalsong Live zum Besten gegeben wird, lässt viele flüchten *g*
Nunja, so schlimm war es nicht, muss man zugeben, die Idee, einen Festivalsong zu machen, ist großartig, aber was textlich dabei raus gekommen ist, sollte für 2009 noch mal überdacht werden, eieiei… (Bernie)

Mittwoch, 09.07.2008

Es war wieder an der Zeit Abschied zu nehmen vom schönen Tolmin. Nach und nach verließen alle gruppenweise das Campingareal. Die einen schon recht früh direkt nach dem Frühstück, andere ließen es ruhiger angehen, kam doch schon Wehmut auf. Weitere fünf setzten mit der neuen Bekanntschaft den Weg nach Slowenien hinein fort, der sie erneut ans Meer führte. Es ist jedem nur zu empfehlen zumindest ein paar Tage vor oder nach dem Festival sich ein wenig das Land anzuschauen. Es hat auf kleinem Raum viel zu bieten, in zwei Stunden ist man gemütlich an der Adria, dazu kommt eine äußerst charmante Hauptstadt.

Fazit:

Das METALCAMP 2008 war wieder ein voller Erfolg und zeigt, dass ungewöhnliche Ideen funktionieren können. Die Mischung aus Ferienlager und Metal-Open Air hat sich mittlerweile bewährt, und ist wohl einzigartig. Auch beim dritten Besuch faszinieren die herrliche Umgebung und das Gelände direkt am Ufer immer noch. Dazu hat man die Möglichkeit nach Belieben im Wald oder auf der Wiese zu zelten. Des weiteren sei noch die bis morgens um fünf geöffnete Beach-Bar genannt, an der man zu altbekannten Klassikern gemütlich einen Cocktail schlürfen konnte.
Auch der Festivalbereich birgt viele Vorteile, der größte sicherlich die Erhöhung neben der Hauptbühne, die einem einen optimalen Blick garantiert. Die Nebenbühne verfügt nicht über derartigen Luxus kann aber mit schattenspendenden Bäumen und idyllischer Lage aufwarten. Dazwischen befindet sich eine reichlich sortierte Händlermeile, auf der man sich mit allem was das Herz begehrt eindecken kann.
Die sanitären Anlagen gaben auch wieder keinen Grund zur Beanstandung, die Dixies waren auch am Ende der Woche sehr sauber, wurden sie immer ausgiebig gereinigt. Ein paar Batterien waren zwar morgens gut gefüllt, aber es gab immer Ausweichmöglichkeiten. Bei den Duschen hat man weiterhin die Möglichkeit zwischen mehreren Varianten zu wählen. Die Duschen zum Fluss hin sind zwar offen und etwas umständlich, dafür geht es aber gut auf die Schnelle. Dixi-Duschen gab es auch wieder, die kostenlos waren, aber ebenfalls kaltes Wasser hatten. Und für 2,50 Euro konnte man auch die Container benutzen, die immer warmes Wasser lieferten und ständig gereinigt wurden. Das Personal war sogar so umsichtig, dass ein abgerissener Brausekopf sofort von einem Monteur ersetzt wurde.
Mit der Abfallentsorgung klappte es auch 2008 bestens auch wenn es sich wegen der schlechten Wege schwieriger gestaltete und die Säcke oft voll Wasser waren. Aber den Service möchte man nicht missen, wenn man nur ein paar Meter zur Sammelstelle hat. Ganz besonders muss man den Einsatz gegen die Überflutung des Geländes erwähnen, denn da zeigte man beherztes Handeln. Auf dem Festival-Gelände wurden die großen Pfützen einfach mit den Dixi-Saugern abgepumpt bevor sich zu viel Schlamm bilden konnte. Sehr clever! Doch wo Licht ist, ist auch Schatten und die Essensversorgung gab in diesem Jahr viel Grund zur Beanstandung. Wo war der gute Vegetarier-Stand am Talent Forum, der immer lecker Essen hatte. Stattdessen geschmacklich unterdurchschnittliche Verpflegung zu teilweise deftigen Preisen. Gerade die Anbieter, die im letzten Jahr Qualität vermissen ließen liefen auch jetzt wieder auf. 2006 gab es im großen Zelt hinten im Gelände noch gegrilltes, aber das verschwand auch. Und die Pizza für 3,50 Euro war echt mehr als happig.
Weiterhin kam man mit Bier nicht an den Strand, was wohl mit verschiedenen Caterern zu tun hat aber nicht im Dienste des Publikums ist. Da müsste man auch eine Lösung finden. Die Hoffnung bleibt dass sich viele Besucher bei der Umfrage, die die Veranstalter nach dem Festival schalten über derartige Missstände beschweren. Denn das ist für Leute, die keine Selbstversorger sind oder sich das Essen in der Stadt nicht leisten können schon ein Problem. Und es waren viele welche die Meinung teilten, wenn die alle offen ihre Meinung sagen werden die Macher auch reagieren.
Löblich war auch der Einsatz der Security, die nie hart durchgreifen musste und die Lage stets im Griff hatte. Mit Wasserversorgung und Duschen für das Publikum kam noch ein wenig Dienst am Kunden dazu. Die Eingangskontrollen waren ebenfalls nicht unnötig streng, so dass alles flott lief. Nur ein Flaggen-Verbot wurde dieses mal erlassen, was im Sinne von weiter hinten stehenden Zuschauern und der DVD-Aufzeichnung schon verständlich ist. Und auch das schnelle Reagieren auf die Überfüllung der Campingplätze im Laufe des Freitag, als einfach neue geöffnet wurden statt die bisherigen zu überfüllen muss man hervor heben. Somit bleibt festzustellen, dass sich das METALCAMP zu einer ernstzunehmenden Größe auf dem europäischen Festival-Markt gemausert hat. Die Auswahl an Bands war sehr gut, das Hauptaugenmerk lag erneut auf der härteren Schiene womit man den Wünschen des Publikums nachkommt. Die Stimmung ist auch durch die viele Zerstreuung immer sehr gelassen und friedlich, da werden keine Unterschiede zwischen Nationen gemacht und mit 36 verschiedenen waren doch eine Menge Volksstämme vertreten. Auch die Limitierung auf 10000 Zuschauer ist absolut gut so, denn mehr gehen einfach nicht. Bleibt zu hoffen, dass man das auch beibehält. So bleibt es dann auch ein wirkliches Vergnügen. Wer noch nicht dort war sollte vielleicht in der nächsten Saison darüber nachdenken, denn es ist schon ein Ereignis, das man erlebt haben sollte. (MetalPfälzer)

Bilder vom kompletten Festival findet Ihr wie immer in unserer Galerie! Alle Bilder von Ryka.

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden