Bang Your Head Festival 2008 (27. - 28. 06.2008, Balingen)

live_20080627_00.jpeg Das BANG YOUR HEAD feiert sein zehnjähriges „Draußen“-Jubiläum und der Metal Gott hat ein Einsehen (im Gegensatz zum „Metal God“, aber dazu später mehr) und beschert 2 Tage lang ein Festivalwetter vom Feinsten. Sieht man mal vom Unwetter 2005 ab, typisches BANG YOUR HEAD Wetter eben. Sonne, blauer Himmel, 30 Grad im hart umkämpften Schatten, was will man mehr. Vielleicht ein Billing, das sich gewaschen hat? Natürlich gab’s auch das und nach der Kritik an den Headlinern in den vergangenen beiden Jahren (IN FLAMES bzw. EDGUY), boten die Macher in diesem Jahr mit QUEENSRYCHE und JUDAS PRIEST das volle Programm. Dass große Namen nicht zwangsläufig auch für große Qualität stehen, könnt ihr weiter unten lesen!
Für Neckbreaker war Maik vor Ort, um für euch vom nach wie vor gemütlichsten der „großen“ Festivals zu berichten. Viel Spaß beim Lesen!



Freitag, 27. Juni: 

CONTRACRASH
Halb 10 in Balingen und es sind schon überraschend viele Frühaufsteher auf dem Gelände, und dass nach der abermals fulminanten Clubshow Tags zuvor. Klar, dass die deutschen Newcomer CONTRACRASH da frohen Mutes die Bühne entern, um mit ihrem halbstündigen Set das diesjährige BANG YOUR HEAD zu eröffnen. Und die Jungs schlugen sich echt wacker, wenn man bedenkt, dass sie mit ihrem modern ausgerichteten Rock bei einem Publikum, das eher traditionelle Klänge favorisiert, nicht den leichtesten Stand hatten. Erschwerend kam hinzu, dass der etatmäßige Fronter die Band ein paar Wochen vor dem Gig verlassen hatte, und man mit einem Ersatzmann antreten musste. Aber gerade dieser könnte zum großen Plus für die süddeutsche Band werden, kam er doch wegen seiner schwäbischen Ansagen super symphathisch rüber und gesanglich war er auch auf der Höhe.
Dass man es sich nicht nehmen ließ, massig CD’s in die Menge zu werfen, gab einen weiteren Pluspunkt auf der Symphatieskala. Die Songs konnten da nicht mithalten, abgesehen vom heftigen Rausschmeißer blieb wenig im Gedächtnis haften. Dennoch Chance genutzt, im Vergleich zu den göttlichen ADRAMELCH im letzten Jahr allerdings nur ein laues Lüftchen als Opener. 

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TÝR
Mit den Färingern TÝR musste anschließend eine Band auf die Bretter, die man vor einigen Jahren noch nicht auf einem Festival wie dem BANG YOUR HEAD hätte erwarten können. Doch auch die Nachwuchsmetaller haben inzwischen das BANG YOUR HEAD für sich entdeckt, und so passt auch eine stilistisch eher fremde Truppe in das Konzept. Und wenn man einen Blick auf die gut gefüllten Reihen vor der Bühne warf, konnte man erkennen, dass TÝR trotz ihres folkloristisch geprägten progressiven Viking Metals nicht fehl am Platze waren.
Nach einem sehr passenden Intro, legten die 4 von den Färöer Inseln mit dem Opener der aktuellen Scheibe „Land“ los. Waren die Reaktionen zu diesem Zeitpunkt noch sehr verhalten, so steigerte sich die Stimmung spätestens bei den nachgeschobenen „Regin Smidur“ und dem Bandklassiker „Hail To The Hammer“. Zum Glück machte die Band nicht den Fehler, zu sehr das neue Album promoten zu wollen und setzte lieber auf weitere bekannte Songs wie „Wings Of Time“. Warum man allerdings den partytauglichen „Wild Rover“ zu Hause ließ, verstehe ich bis heute nicht. Und so war es keine Überraschung, dass die mit Abstand technisch versierteste Band, die derzeit (für meinen Geschmack zu Unrecht) in den Pagan-Metal-Topf geworfen wird, nach 40 Minuten mit einem fetten Applaus verabschiedet wurde.
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AGENT STEEL
Allen Bangern, denen das bisherige Programm mit den zwei stilistisch außergewöhnlichen Bands noch nichts zu bieten hatte, konnte mit AGENT STEEL Abhilfe geschaffen werden, denn für etwa 40 Minuten lautete das Motto „old school is back“, das Fronter Bruce Hall mit stolzer Brust (na ja eher Rücken) zur Schau trug. Natürlich lag der Schwerpunkt des Materials auf den glorreichen Zeiten Mitte der Achtziger. Speedkeulen wie „Bleed For The Godz“, „Unstoppable Force“, „Agents Of Steel“ und der obligatorische Rausschmeißer „Mad Locust Rising“ wurden zwischendrin von einigen wenigen neueren Stücken aufgelockert, so dass es an der Setlist nicht zu rütteln gab. Mit zwei Musikern vom Schlage Bernie Versailles und Juan Garcia war die Chose handwerklich erste Sahne, der Auftritt der Amis litt allerdings an einer zu großen Routine und Bewegungsarmut. Insgesamt nicht übel, eingefleischte Fans haben die Band beim Keep It True mit Sicherheit schon besser erlebt.


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KORPIKLAANI
Nach dieser Portion Speed-Thrash ging das Paganfest mit den verrückten Finnen von KORPIKLAANI in seine zweite Runde; Gute-Laune-Hymen zur Mittagszeit sozusagen. Bewirken die Finnen auf Platte bei mir nur ein gelangweiltes Achselzucken, so sieht die Sache live und in Farbe schon etwas anders aus, ich habe mich jedenfalls 45 Minuten lang gut unterhalten gefühlt und da war ich bei weitem nicht der Einzigste. Natürlich sind die Songs auch live sehr gleichförmig, und wer auf technische Finessen steht, wird bei KORPIKLAANI auch nicht fündig, auf der Bühne (und gerade bei einem Festival) zählen eben aber auch andere Faktoren, und in Sachen Unterhaltungsfaktor konnten die Finnen kräftig punkten. Eine solche Spielfreude würde man sich auch mal bei anderen Bands wünschen! Dazu lieferten KORPIKLAANI eine Premiere, die truesten Metalinstrumente überhaupt, Fiedel und Akkordeon, hat man zusammen auf der BANG YOUR HEAD Bühne bislang noch nicht bestaunen dürfen. Und mit den Partyhymnen „Happy Little Boozer“ und „Beer Beer“ hatte man das Festivalmotto vieler Metalheads gleich mit im Gepäck. Starker Auftritt!


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FORBIDDEN
Die ersten Stunden des BANG YOUR HEADS 08 standen unter dem Motto „when Thrash meets Pagan“, also wurde es nach den Humppahymnen wieder Zeit für eine Lehrstunde in Sachen anspruchsvollem Thrash Metal. So sah zumindest der Fahrplan aus, als die Bay Area Jungs von FORBIDDEN die Bühne enterten. Dass der seltene Auftritt der Amis dann aber nicht ganz so euphorisch ausfiel, wie erhofft und eigentlich auch erwartet, lag vor allem daran, dass für Sänger Russ Anderson die Zeit nicht stehen geblieben ist. Der Schatten seiner großartigen Leistung auf den Bandklassikern „Forbidden Evil“ und „Twisted Into Form“ ist einfach zu groß. Die Gesangsleistung im Jahre 2008 war allenfalls mittelprächtig, was umso trauriger war, da sich der Rest der Band in Topform präsentierte. Ein Reinfall waren die 45 Minuten selbstredend nicht, dazu sind Songs wie der Opener „March Into Fire“, der Rausschmeißer „Chalice Of Blood“ oder die Debütalbumskracher „Through Eyes Of Glass“ und „Off The Edge“ zu sehr über jeden Zweifel erhaben. Schwer im Magen lag mir persönlich auch das Fehlen einiger „Twisted Into Form“ Songs, allen voran „Infinite“. Man kann eben nicht alles haben.

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ENSIFERUM
Nach FORBIDDEN war dann erst einmal wieder Platzwechsel vor der Bühne angesagt, die Thrasher zogen sich in Scharen zu den Bierständen zurück, und das Jungvolk begab sich erneut in Richtung Bühne, um die derzeit beste aller mächtig gehypten Viking/Pagan Metal Bands abzufeiern. Zwar war es vor der Bühne nicht so voll wie bei KORPIKLAANI (um 2 Uhr war es bereits brütend heiß), der guten Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Und wer es beim BANG YOUR HEAD schafft, die Leute zum Crowdsurfen zu bewegen, der muss schon irgendetwas richtig gemacht haben, wird man als Besucher in Balingen doch in der Regel nicht von solchen Seglern belästigt. Aber bei partytauglichen Krachern wie „One More Magic Potion“ oder „Token Of Time“ kann eigentlich gar nichts schief gehen und auch die Songs vom aktuellen „Victory Songs“ Album wurden mächtig abgefeiert. Auch optisch setzten die Finnen auf das gewohnte Bild, die Gesichtsbemalungen und Röcke in den Landesfarben durften natürlich nicht fehlen, lediglich das Mädel an den Tasten fiel aus dem Rahmen. Nach diesem starken Auftritt sollten ENSIFERUM bei vielen in der Gunst gestiegen sein.  

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An dieser Stelle muss ich leider ein paar Worte in eigener Sache loswerden. Im Gegensatz zu mir und vielen anderen auch, hat der Anblick von vier halbnackten Männern in Röcken meiner Kamera nicht so gut gefallen, und sie entschied sich nach ENSIFERUM ein für alle Mal den Geist aufzugeben. Auch die sofort eingeleiteten Rettungsversuche blieben ohne Erfolg. Von daher muss die Berichterstattung fortan ohne Bildmaterial auskommen.
 

RAGE
Also erst mal den Frust mit was Kühlem runtergespült und wieder ab nach vorne, denn nach dem starken „Carved In Stone“ Album, wollte ich die Institution aus dem Ruhrpott nur ungern verpassen. Und dass ich mit diesem Vorhaben nicht alleine war, merkte man daran, dass der Platz vor der Bühne zum ersten Mal an diesem Freitag so richtig gut gefüllt war. Wie zu erwarten war, legten die RAGE’er mit dem „Carved In Stone“ Eröffnungsdoppel „Carved In Stone“ und „Drop Dead“ los, bevor mit „Under Control“, „Soundchaser“ und „Refuge“ die Vergangenheit gewürdigt wurde. Dass das Trio auf technisch allerhöchstem Niveau performte, bedarf eigentlich gar keiner Würdigung mehr, das ist man von RAGE spätestens seit dem Einstieg von Victor Smolski gewohnt. Ein Sonderlob muss ich an dieser Stelle dem Neuzugang an den Drums André Hilgers zollen, der sich in Punkto Können nicht hinter seinem Vorgänger Mike Terrana zu verstecken braucht. Und da eben jener Mr. Terrana nicht mehr dabei war, gab’s dieses Mal auch kein nervendes Drumsolo. Gut so! Und obwohl Peavy Wagner in den vergangenen Jahren so einiges auf die Rippen gepackt hat, ist sein Gesang stärker denn je (wohl das Gegenteil von Russ Anderson). Weniger glücklich dagegen war die Wahl der Setlist, einfach zu viel neues Material, gerade „Lost In The Void“ erwies sich bei einer Festivalshow als verzichtbar. Und die beiden größten Hits „Higher Than The Sky“ und „Don’t Fear The Winter“ in einem Medley zu verwursten, ging zumindest für mich gar nicht, abgefeiert wurden sie aber trotzdem. Gerade nach diesen frenetischen Publikumsreaktionen frage ich mich, warum man RAGE so weit unten in der Running Order positioniert und mit mageren 50 Minuten abgespeist hat. Insgesamt ein starker Auftritt mit klitzekleinen Schönheitsfehlern.


WHITE LION
Hatte Mike Tramp vor 3 Jahren beim Jubiläums-BYH als Special Guest noch einen schweren Stand, so standen anno 2008 ein ganzer Haufen Rocker vor der Bühne, die dieses Mal wirklich auf den weißen Löwen gewartet haben, oder zumindest das, was von ihm noch übrig geblieben ist. Von der Originalbesetzung ist bis auf Tramp nach wie vor niemand mehr da, dafür dürfen vier namen- und gesichtslose Backgroundmusiker die Songs auf der Bühne performen. Handwerklich ok, ansonsten komplett austauschbar, aber wenigstens optisch brachten sie den 80er Spirit gut rüber. Ein Vito Bratta wird nicht nur deswegen schmerzlichst vermisst. Dafür präsentierte sich der Chef im Käfig gesanglich von einer besseren Seite und mit seinen in holprigem deutsch vorgetragenen Ansagen konnte er ebenfalls punkten (vor allem mit seiner Gratulation „Herzlichen Glückwunsch Europameister“, die sich zwei Tage später leider als verfrüht herausstellen sollte).
Im Gegensatz zu RAGE ließen sie das starke neue Album „Return Of The Pride“ erst mal links liegen und setzten auf Klassiker, um die Meute in den richtigen Rhythmus zu bringen. „Hungry, „Little Fighter“ und „El Salvador“ (vom „Fight To Survive“ Album), da kann zu Beginn erst gar nichts schief gehen. Zum Träumen gab’s zwischendrin mit „Dream“ noch ein neues Stückchen, doch was die Leute viel lieber hören wollten, waren Klassiker wie „Lady Of The Valley“ oder das von mir sehnsüchtig erwartete „Broken Heart“. Einen überzeugenden Abgang haben sich Tramp und seine Jungs allerdings vermasselt, denn außer mir war niemand davon angetan, dass als Zugabe das 8 minütige Epos „Sangre Del Cristo“ („Thunder And Lightning“ wäre da die bessere Alternative gewesen) zum Zuge kam (na ja, wenigstens ich hatte mein Highlight). Ein solider Auftritt des Löwen, der stimmungsmäßig aber nicht mit RAGE mithalten konnte. Mal abwarten wie sich WHITE LION auf der für den Winter angekündigten Headliner Tour schlagen werden. 


GREAT WHITE
Nach einer zünftigen Portion Rock durch WHITE LION gab’s in Gestalt von GREAT WHITE gleich einen weiteren Happen in Sachen Rock’n’Roll oben drauf, dieses Mal aber bluesgetränkter.
Dass die Band aus den Staaten keine einfachen Jahre hinter sich hat, dürfte auch jedem Hinterwäldler nicht entgangen sein, und so war es um so schöner, die Mannen livehaftig auf der großen Bühne des BANG YOUR HEAD zu erleben. Und wie schon bei THUNDER im letzten Jahr, funktionierte der gut ins Ohr gehende Hardrock prima zur Nachmittagszeit und lockte so einige vor die Bühne (im nächsten Jahr bitte STATUS QUO für die Partystimmung engagieren!).  Mit „Call It Rock’n’Roll“ (yes!) und „Face The Day“ legten Jack Russell und Co. einen Start nach Maß hin, und mit Rockern wie “Rock Me”, “On Your Knees” oder „Can’t Shake It“ im Gepäck, ist Stimmung garantiert. Mit „Back To The Rhytm“ gab’s natürlich auch eine „neue“ Nummer und eine Ballade durfte selbstverständlich auch nicht fehlen, und so sorgte „Save Your Love“ für den ruhigen Moment des diesjährigen BANG YOUR HEADS. Eine Stunde Spitzenunterhaltung kumulierte am Ende im Highlight „Once Bitten Twice Shy“, bei dem alle lauthals mitgrölten, was Jack Russell ein Honigkuchenpferdgrinsen bescherte. Ohne Frage eines der Highlights des Festivals. 

Setlist Great White:
Call It Rock’n’Roll
Face The Day
Back To The Rhythm
On Your Knees
Save Your Love
Desert Moon
Rolling Stone
Rock Me
Can’t Shake It
Once Bitten...


ICED EARTH
Nach so viel Hardrock wurde es wieder Zeit für etwas Power Metal, genauer gesagt für die Band, die den Begriff Power Metal vor vielen Jahren wie keine andere verkörpert hat. Doch diese Zeiten sind längst vorbei, in den letzten Jahren machten ICED EARTH eher durch das Drumherum Schlagzeilen als durch superbe Musik. Doch das alles soll jetzt wieder besser werden, nachdem man Tim Owens in die Wüste geschickt hat und Matt Barlow zurückgekehrt ist. Na klar wollten sich das so einige nicht entgehen lassen und so war es zum 1. Mal für den Tag so richtig rappelvoll vor und auch hinter dem Wellenbrecher. Und bereits nach den ersten beiden Songs („Dark Saga“ und „Vengeance Is Mine“)  ist klar, dass Matt Barlow der einzig wahre ICED EARTH Fronter war und ist. Mit Ausnahme einiger kleiner Patzer bei den hohen Tönen, ist seine gesangliche Performance über jeden Zweifel erhaben, von seiner Auszeit ist keine Spur zu erkennen. In Sachen Bühnenausstrahlung hat der gute Matt ohne Matte allerdings gerade deshalb einiges an Ausstrahlung eingebüßt.  
Aufgrund der begrenzten, eigentlich müsste ich sagen unverschämt mickrigen, Spielzeit von einer Stunde hielt sich die Band in Sachen Ansagen und Gelaber angenehm zurück und ließ lieber die Musik sprechen und die hatte es in sich. Abgesehen von „Declaration Day“ und „Ten Thousand Strong“ (der beste Song der kurzen Ripper-Ära) jagte ein Klassiker den nächsten. Die Stimmung vor der Bühne war dementsprechend euphorisch, jede verflucht geile Nummer wurde mit gereckten Fäusten abgefeiert. Die Stimmung auf der Bühne bot da schon ein anderes Bild, Bandboss Jon Schaffer hielt sich fast schon aufreizend zurück, von den anderen Begleitmusikern ganz zu schweigen. Nur Matt Barlow sorgte für ein wenig Action. An Setlist, Sound und instrumentaler Performance gab’s allerdings nicht im Geringsten was zu mäkeln. Bei einer solch geballten Ladung an Klassikern des Power Metals Highlights herauszufischen, ist verdammt schwer, meine persönlichen Höhepunkte erlebte ich bei der Überballade „Melancholy“ und dem abschließenden Iced“Motherfucking“Earth.
Man mag den respektlosen Umgang mit Tim Owens bewerten wie man will, live sind ICED EARTH mit Matt Barlow wieder eine Macht geworden.

Setlist Iced Earth:
Dark Saga
Vengeance Is Mine
Burning Times
Declaration Day
Violate
Pure Evil
10.000 Strong
Dracula
The Coming Curse
Melancholy
My Own Saviour
Iced Earth

QUEENSRYCHE
War die Spannung vor dem ICED EARTH Gig schon groß, so ist sie einige Minuten vor Beginn der QUEENSRYCHE Oper mit Händen zu greifen. Wird die als dreistündiges Spektakel mit allem Drum und Dran angekündigte Inszenierung von „Operation:Mindcrime“ tatsächlich das Gigantischste, was das BANG YOUR HEAD je erlebt hat oder werden QUEENSRYCHE wegen Überambitioniertheit auf ganzer Linie scheitern? Vermutlich hat dazu jeder seine eigene Meinung, für mich liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen.
Die erste Stunde, sprich „Operation:Mindcrime Pt. I“ wurde abgefeiert, und zwar vollkommen zu Recht. Während der zweiten Stunde, also bei „Operation:Mindcrime Pt. II“, war es mausetot auf dem Gelände. Da kann ich mit Fug und Recht behaupten, Erwartung und Realität stimmten überein, denn ein solches Szenario musste man einfach erwarten. Dabei gibt es, außer an den nun mal schwächeren Songs in der zweiten Hälfte, nur wenig auszusetzen, denn die Band hat im Gegensatz zur letztjährigen Show in Langen ihr Versprechen auch in die Tat umgesetzt. Dabei hatte ich wirklich gehofft, die „Operation:Mindcrime Pt. II“ Songs würden live mehr Feuer besitzen, doch diese Hoffnung sollte sich schnell als Trugschluss herausstellen. Die neueren Mindcrime Songs sind auch live nur Durchschnittsware; im Vergleich zu Göttergaben wie „Revolution Calling“, „The Mission“ oder „Eyes Of A Stranger“ ist das komplette Material des Nachfolgers nur ein laues Lüftchen. 

Die Band präsentierte sich über die komplette Spielzeit in absoluter Topform, und vor der Leistung von Geoff Tate muss ich einfach den Hut ziehen. Einen solch engagierten Frontmann, der jede Sekunde der Story auf der Bühne mitlitt und ständig in Bewegung war oder mit theatralischen Gesten die Songs untermalte, hat das BANG YOUR HEAD noch nicht gesehen. Kehrseite dieser Medaille war nur, dass der Gesang des Maestros etwas unter dieser Hatz litt, wie man spätestens beim grandiosen Zugabeblock feststellen durfte, der astrein vorgetragen wurde.    
Die zusätzlichen Schauspieler und die Videoeinspielungen boten zusätzlich was für’s Auge und machten die komplexe Story etwas verständlicher. Und dass Pamela Moore beim Epos „Suite Sister Mary“ leib- und livehaftig auf der Bühne stand, setzte dem ersten Teil die Krone auf.
Und so wunderte es nicht, dass Band und Crew nach der Gänsehautversion von „Eyes Of A Stranger“ mit tosendem Applaus in die wohlverdiente, wenn auch reichlich dämliche, Pause geschickt wurden. Genau diese Pause verursachte nämlich eine noch viel größere Abwanderung in Richtung der diversen Stände, so dass es merklich leerer wurde vor der Bühne. Das war so zu erwarten, verdient hatte es die Band allerdings nicht, denn die performte den kompletten zweiten Teil mit gleichem Engagement und Enthusiasmus wie den ersten, was die noch Anwesenden am Ende erneut mit einem gebührenden Applaus zu würdigen wussten.
Und wer bereits gelangweilt das Gelände in Richtung Partyzelt verlassen hatte, der wird sich im Nachhinein sicher kräftig in den Allerwertesten beißen, denn der verkürzte Zugabeblock hatte es noch mal in sich und untermauerte, dass die Band befreit von den Fesseln der konzeptionellen Story nach wie vor zu Großtaten fähig ist. „Walk In The Shadows“, „Jet City Woman“, „Empire“ (jaaaa!) und „Silent Lucidity“. Ganz großes Kino! Ohne den schwachen Mittelteil, wäre der Auftritt der amerikanischen Progressive Metaller zu einem Triumphzug geworden. Da war es um so ärgerlicher, dass aufgrund der strikten Curfewregeln beim BANG YOUR HEAD nach „Silent Lucidity“ bereits Schluss war, die Band machte jedenfalls den Eindruck, als würde sie gerne noch den ein oder anderen Song spielen. Wirklich dumm, dass die Umbaupause um gut 20 Minuten überzogen wurde.

Unter Strich und mit einigem Abstand muss ich sagen, dass ich froh bin, trotz der Schattenseiten diese einmaligen Performance erlebt zu haben, wenn mir auch ein anderer Rahmen als ein Open Air Metalfestival lieber gewesen wäre.  

 


Samstag, 28. Juni: 

AGE OF EVIL
Drei Auftritte in zwei Jahren. Diese Bilanz kann keine andere Band in der BANG YOUR HEAD Historie von sich behaupten, Respekt! Kehrseite der Medaille: Der Ansporn, sich zur unchristlichsten Zeit um halb 10 auf’s Gelände zu begeben, tendiert gegen null und so gehöre auch ich zu der großen Gruppe an Bangern, die sich den Auftritt der größtenteils noch minderjährigen Jungs einfach schenken.


SECRECY
Ganz anders sieht da die Sache schon bei den deutschen Progressive-Thrashern von SECRECY aus, die sich extra fürs BANG YOUR HEAD reformiert haben. Zwar war’s wie zu erwarten um kurz nach zehn noch verdammt leer vor der Bühne, den 5 Jungs war das aber schnurz, die waren happy, auf selbiger zu stehen und ließen ihre Freude mit Ansagen wie „hier oben stinkt’s nach Adrenalin und das ist geil“ freien Lauf. Und auch den wenigen Bangern vor der Bühne war die Freude ins Gesicht geschrieben, diese Band einmal oder nochmals live erleben zu dürfen. Und dass die Bremer seit über 15 Jahren nicht mehr zusammen musiziert haben, war sogar mit geschlossenen Augen nicht zu übersehen, eine solche Unsicherheit on stage habe ich noch nie erlebt. Aber diese Unzulänglichkeiten waren an diesem Morgen scheißegal, denn die Songs alleine versprühten bereits eine Magie, die nur wenige deutsche Bands dieses Sektors je erreicht haben. „Final Words“, das tolle Instrumental „Like Burning One’s Boat“, „Observer From Above“ oder “Ideology”, alles Songs zum Niederknien. Die, ich geb’s zu, gewöhnungsbedürftige Stimme von Sänger Peter Dartin klingt wie zu Zeiten des Debütkrachers „Art In Motion“, und bescherte mir eine Gänsehaut nach der anderen. Glücklicherweise erwiesen sich die Macher als großzügig, und spendierten der Band noch 10 zusätzliche Minuten, die sie zu nutzen wusste, denn gegen Ende war auch die Nervosität endlich verflogen. Für mich persönlich und eine handvoll anderer Banger DAS Highlight des Festivals!
Wer’s verpasst hat, Pech gehabt.


BREAKER
Die amerikanische Metal Band BREAKER hingegen war für mich Neuland. Die Veröffentlichung des nach wie vor einzigen Full-Length-Album „Get Tough“ aus den Jahre 1987 liegt nun mal einige Jährchen vor meiner metallischen Zeit. Aber das macht ja nix, entgehen lassen wollte ich mir einen der seltenen Auftritte der Mannen aus Cleveland keines Falls. Und mit leichten Einschränkungen hat sich das gelohnt, irgendwie waren mir die Songs mit der Zeit zu eintönig. Dafür ließen die Amis den Worten („Action“) auch Taten folgen und gingen energiegeladen zu Werke. Allen voran Fronter Greg Wagner nutzte die gesamte Breite und Länge der Bühne und stachelte die Leute immer wieder zu euphorischen Reaktionen an; man merkte, dass es für die Band etwas besonderes war, auf dieser Bühne zu stehen, und für die Anwesenden war es das ebenfalls, denn an BREAKER hat man sich eben noch nicht satt gesehen. 


ONSLAUGHT
Ging’s bei BREAKER schon ordentlich zur Sache, so durften die Briten ONSLAUGHT das erste richtig heftige Ausrufezeichen des Samstags setzen. Legten ONSLAUGHT im letzten Jahr den Club in Schutt und Asche, so durften die Briten in diesem Jahr bei brütender Hitze um Punkt Mittag auf der Hauptbühne ran. Nach einem aus Sirenengeheul und bombastischer Klassik zusammengewürfelten Intro setzten ONSLAUGHT mit „Killing Peace“ gleich mal ne Hausnummer, und schoben mörderische Thrashgranaten wie „Angels Of Death“, „Destroyer Of Worlds“, „Metal Forces“, „Control Forces“ oder „Demoniac“ nach. Dass der Auftritt der Thrasher von der Insel trotz der ausgewogenen Setlist nicht zu einem Triumphzug wurde, lag vor allem am durchwachsenen und viel zu basslastigen Sound, der die brachialen Riffs kaum zur Geltung kommen ließ. Ob der Sound auf der Bühne auch so mies war? Das würde jedenfalls das stellenweise suboptimale Zusammenspiel etwas entschuldigen. Lediglich Fronter Sy Keeler lief zur Hochform auf, aber das war insgesamt zu wenig, um von einem beeindruckenden Auftritt zu sprechen. Schade.


LIZZY BORDEN
Für den Auftritt des amerikanischen Schockrockers galt an diesem Samstag das genaue Gegenteil, der wird nicht nur wegen der typischen Showeffekte für bleibende Erinnerungen sorgen. Mit einem lauten „Welcome suckers, welcome To The Kingdom Of The Damned“ und dem Titeltrack des aktuellen Longplayers „Appointment With Death“ stürmte Frontkasper LIZZY BORDEN die Bühne, um für 60 Minuten nach allen Regeln der Kunst seine Show durchzuziehen. Und meine Befürchtung, bei aller Konzentration auf die „schockierenden Elemente“, könnte die Musik in den Hintergrund treten, erwies sich spätestens bei den folgenden „Notorious“ und „Tomorrow Never Comes“ als unbegründet. Nein, das, was LIZZY und seine Mitstreiter (darunter VICIOUS RUMOURS Gitarrist Ira Black) on stage abzogen, war auch musikalisch klasse und wurde zu Recht von den Massen abgefeiert. Eine Menge Kunstblut und ein paar halbnackige Mädels, die LIZZY wahlweise zu seinem und unserem Vergnügen unsanft über die Bühne zerrte oder um einen Kopf kürzte (passenderweise bei „There Will Be Blood Tonight“) durften natürlich auch nicht fehlen, LIZZY BORDEN bieten eben auch was für’s Auge. Bis auf die unnötigen Soloeskapaden der Musiker (die zum Glück alle sehr kurz ausfielen), ein astreiner Auftritt. Die famosen „Me Against The World“ und „We Got The Power“ setzten dann den Schlusspunkt unter eine im wahrsten Sinne des Wortes mörderische Show.


TANKARD
Nach diesem überzeugenden Auftritt von LIZZY BORDEN sollte es dann ein leichtes sein, für die nicht unterzukriegenden Frankfurter Spaß-Thrasher, das Stimmungspegel oben zu halten. Und nicht nur dieses! Mit der Einladung der hessischen Spaßfraktion kann man als Veranstalter gar nichts verkehrt machen. Problematisch an der Sache ist eben nur, dass sich das viele Festivalmacher denken, und TANKRAD zumindest für meinen Geschmack zu überpräsent sind (immerhin war es bereits der dritte Auftritt beim BANG YOUR HEAD). Aber egal, altes Futter wie „Zombie Attack“ und „Chemical Invasion“ oder neuere Songs der Marke „The Beauty And The Beer“ oder „Die With A Beer In Your Hand“ gehen nach wie vor gut ab und machen mächtig Laune. Ein paar Gimmicks dürfen bei einer TANKARD Show natürlich auch nicht fehlen, ebenso wenig wie die Fußballansagen. Dieses Mal erwischte es einen Fan, der bei „Freibier“ ein paar Takte mitgrölen durfte und zum Dank dafür von Gerre in den Schwitzkasten genommen wird, wohlgemerkt mit dem Kopf unter den Achselhöhlen des Frankfurters. Lecker! Und trotz der aufholenden Konkurrenz (Peavy Wagner und Russ Anderson) macht Gerre den Titel „schwergewichtigster Frontmann“ auch in diesem Jahr niemand streitig. Nicht weltbewegend der Auftritt von TANKARD, Unterhaltung vom Feinsten aber natürlich trotzdem.    


OBITUARY
Laut Spielplan sollten nach TANKARD eigentlich die schwedischen Sleaze-Rocker HARDCORE SUPERSTAR auf der Bühne Gas geben, doch irgendwie klappte die Anreise nach Balingen nicht rechtzeitig und man entschloss sich kurzerhand die Death Metal Legende aus Florida OBITUARY vorzuziehen. Wirklich angekündigt wurde diese Änderung zwar nicht, den Unterschied zwischen den Schweden und den Amerikanern dürften aber selbst Schwerhörige erkannt haben.
Da ich mit dem Material von OBITUARY aber noch nie richtig was anfangen konnte, war das genau der richtige Zeitpunkt, mich in den Schatten der Metalbörse zurückzuziehen. Gehört irgendwie ja auch zum Besuch beim BANG YOUR HEAD. Von daher kann ich nur wiedergeben, dass OBITUARY ne gute Stunde lang mächtig „Krach“ gemacht haben.


LIZZY BORDEN
Anscheinend waren die Anreiseschwierigkeiten der Schweden doch ärger, denn auch nach dem Auftritt von OBITUARY tauchten sie nicht auf und so fiel der Auftritt der HARDCORE SUPERSTAR’s zum Leidwesen vieler Fans aus, was weder von Veranstalterseite von der Bühne angekündigt oder begründet wurde. Ganz schwache Leistung muss ich sagen, für ein Festival dieser Größenordnung ist eine solch mangelhafte Kommunikation gegenüber den Fans ein Armutszeugnis.
Besonders löblich dagegen die Einstellung von LIZZY BORDEN samt Band, die sich einfach noch mal in Schale warfen und weitere 30 Minuten Gas gaben, so zusagen als Überbrückung zum nächsten Act. Und mit einer Mischung aus eigenen Songs („I Don’t Wanna Live“, „One Of Us“u.a.) und Covers („Long Live Rock And Roll“, „Born To Be Wild“) gelang es der Truppe blendend die Stimmung oben zu halten. Dass dieses Mal auch die Videoleinwand in Betrieb war, tat ihr übrigens, so konnte man mal einen genaueren Blick auf die optischen Reize werfen, die das Spektakel bot.
Nochmals beide Daumen hoch, ich jedenfalls bin bereits in Vorfreude auf den Headlinergig beim nächsten Keep It True.


GRAVE DIGGER
Die teutonische Institution in Sachen Power Metal GRAVE DIGGER konnte anschließend ganz locker an die Sache rangehen. Die Promoaktivitäten für das letztjährige Album „Liberty Or Death“ sind inzwischen abgeschlossen, das neue Album steht bereits in den Startlöchern. Folglich setzte man in Sachen Setlist auf Altbekanntes, vom letzten Album zockte die Band lediglich „Silent Revolution“. Aber das war allen nur Recht, denn für GRAVE DIGGER gilt ähnliches wie zum Beispiel für DORO. Jeder hat die Songs mindestens schon ein paar Mal live erlebt, Spaß machen sie aber immer wieder und so wurden Hymnen wie „The Reaper“, „Valhalla“, „In The Dark Of The Sun“ oder „Knights Of The Cross“ mächtig abgefeiert. Chris Boltendahl war wie immer gut bei Stimme und hatte die Meute von Beginn an mit gezielt eingesetzten Ansagen und Aufforderungen im Griff und einmal mehr wurde bewusst, dass die Hinzunahme von Manni Schmidt ein Glücksgriff für die Band war, gerade auf der Bühne. Logisch, dass „Heavy Metal Breakdown“ am Ende in eine weitere Runde ging. In dieser Verfassung immer wieder gerne!
 
Setlist Grave Digger:
Intro
The Reaper
Valhalla
Excalibur
In The Dark Of The Sun
The House
Knights Of The Cross
Silent Revolution
Rebellion
The Last Supper
The Grave Digger
Heavy Metal Breakdown


YNGWIE MALMSTEEN
Nach so viel Bodenständigkeit bei GRAVE DIGGER, war am frühen Abend die Zeit der Diva des Festivals gekommen, YNGWIE MALMSTEEN. Und wie es sich für eine Diva gehört, ließ der alte Schwede erst mal ne zeitlang auf sich warten, bis er mit fünfzehnminütiger Verspätung dann doch mal die Balinger Bühne betrat. Doch das Warten hat sich gelohnt, denn der Einstieg hätte mit „Rising Force“ gar nicht besser sein können. Hätte es vor einigen Monaten kein Zweifel daran gegeben, dass Mr. MALMSTEEN unangefochten im Mittelpunkt stehen würde, so richteten sich die Augen ganz klar auch in gleichen Teilen auf Tim „Ripper“ Owens. Man wollte einfach wissen, wie sich der symphatische Brite schlägt, nachdem er nun bereits zum zweiten Mal in seinem Leben unsanft aus einer größeren Band gekickt wurde. Und ich muss sagen, er schlug sich sehr beachtlich. Seine gesangliche Performance war astrein und sein sonstiges Auftreten war symphatsich wie gewohnt. Nur das Outfit ist nach wie vor viel zu New Metal lastig.
Ganz anders da der Schwede, der sich nicht nur outfitmäßig als Rockstar präsentierte, sondern auch durch sein ganzes Gehabe mächtig auf die Nerven ging. Dass er sich Zeit für das ein oder andere Solo nehmen würde, davon konnte man ausgehen, aber das es so schlimm werden würde, hatte wohl niemand erwartet. Abgesehen vom großartigen Opener „Rising Force“ wurde jeder (!) Song mit mindestens einem Solo in die Länge gezogen. Und da dem exzentrischen Schweden das noch nicht reichte, packte er in das eh schon instrumentallastige Set noch zwei zusätzliche ellenlange Soloausflüge, bei denen die restlichen Musiker zur Randnotiz verkommen sollten. Keine Frage, handwerklich gibt es ganz sicher nur eine handvoll Gitarristen, die ihm spielerisch das Wasser reichen können, und die Akrobatik an und mit seinem Lieblingsspielzeug (neben Autos und Frauen) war atemberaubend. Mit solch einer Show gehört YNGWIE MALMSTEEN aber in den Zirkus und nicht auf die Bühne eines Metalfestivals. Punkt.
Und weil er 15 Minuten zu spät angefangen hatte, dachte sich YNGWIE wohl, dann hör ich halt 10 Minuten früher auf, das passt dann so, und verschwand samt Band hinter der Bühne. Gestört hat’s glaub ich niemanden. Eine sehr zwiespältige Angelegenheit das Ganze, so dass sich der Applaus in Grenzen hielt.


SAXON
Bei den alten Hasen aus England bestanden solche Befürchtungen überhaupt nicht, da war’s im Prinzip bereits vorher klar, dass die 75 Minuten zu einem Triumphzug werden würden. Hat man SAXON in den letzten Jahren schon mal schlecht erlebt? Dazu passte, dass ähnlich wie bei GRAVE DIGGER das letzte starke Album „The Inner Sanctum“ ebenfalls bereits über ein Jährchen auf dem Buckel hat. Mit „Attila The Hunn“ und „Let Me Feel The Power“ schafften es immerhin zwei Songs dieses formidablen Scheibchen in die Setlist. Ansonsten feuerten SAXON ein Hitfeuerwerk ab, das sich gewaschen hatte, wie ihr der unten stehenden Setlist entnehmen könnt. Das übliche „Old Song, New Song, Fast Song, Slow Song“ Gelaber durfte ebenso wenig fehlen wie das Mitsingspielchen bei „Wheels Of Steel“. Ein richtiger aha Effekt kam erst auf, als zu „Denim & Leather“ YNGWIE MALMSTEEN die Bühne betrat, um mit den Jungs den Klassiker zu zocken. Coole Sache an sich, wenn YNGWIE nicht erneut der Meinung gewesen wäre, sich durch seine unsägliche Arroganz in den Vordergrund spielen zu müssen. Wie’s richtig geht, bewiesen die Engländer dann bei der letzten Zugabe „And The Band Played On“. Es bleibt dabei, auf SAXON ist und bleibt Verlass. Da hätte nicht nur ich noch gerne ein paar weitere Songs gehört.

Setlist Saxon:
Attila The Hunn
Motorcycle Man
Let Me Feel The Power
To Hell & Back Again
Heavy Metal Thunder
Strong Arm Of The Law
20.000 Ft.
Crusader
Wheels Of Steel
Princess Of The Night
Denim & Leather
And The Bands Played On


JUDAS PRIEST
Ähnlich groß wie am Vorabend, war auch die Spannung unter den Massen vor dem Auftritt des zweiten Headliners. Können JUDAS PRIEST mit Rob Halford an den denkwürdigen Auftritt von HEAVEN & HELL vom letzten Jahr anknüpfen? Kann Rob Halford seine miese Leistung von vor ein paar Jahren wieder gut machen als er zusammen mit seiner Soloband auf ganzer Linie enttäuschte? Die Antwort: Nein, Nein und tausend Mal nein! Leider!
Rob Halford ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Eine solch schwache gesangliche Leistung hat das BANG YOUR HEAD in den letzten Jahren nicht gesehen. Selbst David Coverdale war 2006 im Vergleich deutlich besser! Die hohen Töne trifft der ehemalige Meister nur noch ganz selten, wenn er sie denn überhaupt versucht. Und die mittleren und tieferen Töne waren teilweise auch ungenießbar, da irgendjemand der Meinung war, man müsse da jetzt Effekte dazupacken. Furchtbar. Tja, und ohne einen funktionierenden Sänger ist eine Show nur noch die Hälfte wert, wenn die Songs an sich so von einem charismatischen Gesang leben wie bei PRIEST. Da hilft es auch wenig, dass die Band, allen voran die beiden Axtmänner K.K. Downing und Glenn Tippton, sauber spielten. Und auch so Sachen wie die tolle Lightshow, das schicke Bühnendesign und die wirklich gelungene Setlist, sieht man mal vom missratenen Einstand mit „The Prophecy“ (warum nicht „Hellion/The Electric Eye“) ab, können da nicht entschädigen.
Gerade die Setlist dürfte einigen feuchte Augen bereitet haben. „Eat Me Alive“, „Dissident Aggressor“, „Rock Hard, Ride Free“, mit diesen Songs konnte man wirklich nicht rechnen, auf Nummer sicher gingen die Männer aus Birmingham in der Beziehung nicht.
Ein erschreckend leiser Sound (zum ersten Mal an diesem Wochenende) tat sein Übriges, dass im mittleren und hinteren Drittel so gut wie keine Stimmung aufkam. Mal abgesehen von den Gassenhauern wie „Breaking The Law“ oder dem Rausschmeißer „You’ve Got Another Thing Coming“ erreichte die Stimmungskurve nie den eigentlich erwarteten Bereich. Dazu war die Performance der Engländer insgesamt zu emotionslos, das Wort Spielfreude möchte ich erst gar nicht in den Mund nehmen. Man zockte nach diversen Konzerten und Festivals in den Staaten und Europa an diesem Samstag zum x-ten Mal gelangweilt die identische Setlist runter, und das kam beim Publikum auch genau so an. Die Performance der Priester wirkte ähnlich steril wie am Vortag bei QUEENSRYCHE, nur dass es bei denen irgendwie zum Konzept gehörte.
Neben den beiden bereist erwähnten Highlights, die jeder Metaller im Schlaf mitgrölen kann, überzeugten vor allem die Ballade „Angel“, bei der Rob Halford zeigen konnte, dass er es doch noch kann, das uralte „Sinner“ und das als vorletztes gespielte „The Green Manalishi“. Absoluter Tiefpunkt des Festivals, nein der Festivalgeschichte, war „Painkiller“, wenn man’s nimmer kann, sollte man es besser lassen.
Vielleicht sollte sich die Band erneut eine Auszeit nehmen und sich mal Gedanken darüber machen wie man in Zukunft weiter macht, denn sonst ist der Abstieg aus der Spitzenregion ins graue Mittelfeld nur noch eine Frage der Zeit.

Setlist Judas Priset:
Intro: Dawn Of Creation
The Prophecy
Metal Gods
Eat Me Alive
Between The Hammer And The Anvil
Devil’s Child
Breaking The Law
Hell Patrol
Death
Dissident Aggressor
Angel
Hellion
The Electric Eye
Rock Hard, Ride Free
Sinner
Painkiller
Hell Bent For Leather
The Green Manalishi
You’ve Got Another Thing Coming 



Fazit:

Trotz der supoptimalen Auftritte der beiden Headliner, muss man das BANG YOUR HEAD 2008 einmal mehr in musikalischer Sicht als vollen Erfolg verbuchen. Bis auf JUDAS PRIEST hat wie ich finde keine der 23 Bands richtig enttäuscht.
Und auch wenn dieses Jahr im Vergleich zu den letzten beiden Jahren deutlich mehr los war, scheint das BANG YOUR HEAD den Siedepunkt (2005) deutlich hinter sich zu haben. Aber das ist auch gut so. Die Devise anderer Festivals „Größer, schneller, weiter“ hat beim BANG YOUR HEAD nicht Einzug gehalten und so feierten zigtausende Rock- und Metalfans aller Altersklassen eine friedliche Party in Balingen.

Als größter Wermutstropfen erwies sich in diesem Jahr die Auslagerung eines Großteils der Campingflächen ein paar Kilometer südlich von Balingen, die im nächsten Jahr noch verstärkt werden soll. Ein großer Vorteil des BANG YOUR HEADS, nämlich die kurzen Wege gehören damit der Vergangenheit an. Der Shuttleservice funktionierte zwar überraschend gut, wie mir berichtet wurde, die Situation auf dem neuen großen Super-Campground schien allerdings noch verbesserungsfähig zu sein. Als untruer Metaller, der ein Bett dem Schlafsack vorzieht, konnte ich mir dazu kein eigenes Bild verschaffen.

Der größte Kritikpunkt des diesjährigen BANG YOUR HEADS betrifft aber eindeutig die Informations- und Kommunikationspolitik des Veranstalters. Dass Verschiebungen im Zeitplan bzw. Bandabsagen nur mittels kleiner Zettel am Eingang mitgeteilt werden, ist alles andere als optimal.
Und im Vorfeld Lügen bezüglich der Entfernung des Campingplatzes zu verbreiten, ich sage nur 15 Minuten Fußweg (für den Olympiasiger im Marathon vielleicht), ist eine bodenlose Frechheit, die man den Veranstaltern in der Form gar nicht zugetraut hätte. Schade oder besser Schande!

Nichtdestotrotz werde auch ich, wie viele andere auch, wieder beim nächsten BANG YOUR HEAD am 26. und 27. 06. 2009 am Start sein, denn die positiven Aspekte des BANG YOUR HEAD's sind nach wie in der Überzahl! 

(Maik)

 

Kategorie: Festivals