Earthshaker Fest 2006 (20. - 21.07.2006, Kreuth/Rieden)

Nach dem zwiespältigen MANOWAR Auftritt im letzen Jahr und dem Zerwürfnis der Organisatoren standen alle Zeichen auf Sturm für das Earthshaker Fest 2006. Man muss sich schließlich gegen das gleichzeitig in Geiselwind stattfindende Battle Of Metal behaupten!
Neue Location, altbewährtes Konzept. Eine Bühne, auf der zweieinhalb Tage unter den Headlinern LORDI, HAMMERFALL und VENOM große Abwechslung geboten wurde. Bernie war vor Ort, um zu berichten.


Donnerstag, 20.Juli


Justice:
Pünktlich in der brutzelnden Nachmittagssonne durften dann die Death/Thrasher von JUSTICE den bunten Reigen eröffnen. Sänger Mitch neuerdings mit kurzen Haaren und weißem Bart (Farben im Bart gehören wohl zu en Markenzeichen der Band, sowohl Drummer als auch Basser trugen knallrot) glänzte mit gutem Death Metal Organ, wobei er seinem Kollegen an der Gitarre die melodischen Parts abgab. Schon zu Beginn herrschte gute Stimmung im Publikum die die Stammband des Earthshakers wohlwollend aufnahmen. Sprüche wie „Lieber Dritter als Petze“ taten ihr Übriges, den bereits Anwesenden den Restkater aus den Nüscheln zu kloppen.



Threat Signal:
Nach dem Hype, den die kanadischen THREAT SIGNAL zurzeit erfahren, durfte man so einiges von den Jungspunden erwarten. Für eine junge Band machten THREAT SIGNAL ihre Sache auch durchaus zufrieden stellend. Besonders Sänger Jon Howard sammelte brav Kilometergeld und konnte mit einer sehr variablen Stimme zwischen Hardcore, NuMetal und cleanem Gesang überzeugen. Ein ordentliches Organ, der Mann. Mit der besagten Mischung können THREAT SIGNAL noch vom momentanen Boom zehren, werden aber mit ein bisschen Glück auch darüber hinaus ein Zeichen setzen können. Nette Mischung, gute Band, die noch einiges vor sich hat.



Communic:
Von den Newcomern 2006 zu denen des letzten Jahres. COMMUNIC betraten in Kreuth nicht zum ersten Mal auf großer Festivalbühne an, zu beweisen, dass sie ihr komplexes Material auch live umsetzen können. Um einiges aktiver als noch beim Bang Your Head einen Monat zuvor zeigte sich Basser Erik Mortensen, der sogar die meisten Ansagen übernahm, da Sänger Oddleif mit Stimmproblemen zu kämpfen hatte. Was man auch an seinem Gesang bemerken konnte, der nicht immer so kraftvoll wie gewohnt durch die Boxen ging. Der Gesamtsound war wie bei den meisten ersten Bands etwas zu Bass-lastig, was einem im Fotograben die Gedärme ordentlich durcheinander wirbelte. Auch diesmal wurde klar, dass man aufgrund der Dreier-Besetzung bei COMMUNIC nicht viel Bewegung erwarten kann. Ein zweiter Gitarrist täte den quasi SANCTUARY Nachfolgern wirklich gut. Ansonsten eine kompetente Leistung ohne besondere Höhen und Tiefen.



In den jeweiligen Umbaupausen dürften sich die verbrutzelten, ausgetrockneten Fans über eine ganze Mange kaltes Wasser freuen, dass die Feuerwehr aus dicken Schläuchen in rauen Mengen kredenzte.

Knorkator:
„Willkommen zum Konzert der etwas anderen Boygruppe…“, im wahrsten Sinne des Wortes begann nun der wohl irrste Reigen des gesamten Festivals. Entweder man lacht sich bei den deutschen Irren die Bauchmuskeln schief oder man entfernt sich kopfschüttelnderweise. Ich entschied mich für ersteres, die mit Abstand lustigere Variante. Gekleidet in einer Art Strampler, grünen Fellhosen, bewaffnet mit rosa Plüsch-Prügeln waren die Irren von KNORKATOR definitiv zu lange der Mittagshitze ausgesetzt. Anders kann man sich diesen Irrsinn auch nicht erklären.
Allerdings kam der Wahnsinn durchaus gut an beim Publikum, das sich deutlich zu vermehren schien. In unverkennbarem Berliner Dialekt werden die Frauen als „Verräterfotzen – so sind die Frauen“ bezeichnet und auch ansonsten intensiv mit der Meute kommuniziert. Dass auch keiner Hunger leiden muss, warf man freundlicherweise Tonnen von Toastscheiben in die Menge.
Kritik sollte aber neben dem ganzen Spaß nicht untergehen. Eigentlich jede Berührung Alf Ators mit seinen Instrumenten schien deutlich vom Band zu kommen. Selbst die Stimme zum Hit „Wir werden alle sterben“ erschien etwas zu perfekt. Nun gut, Spaß hatten trotzdem alle. Besonders bei besagtem Hit, „einer einmaligen Botschaft“ stand die Meute Kopf. Die obligatorische Zerstörung des Keyboards (das natürlich auch nicht angeschlossen war) mit Hammer, Axt, Tritten und ääh… einer Klobürste konnte auch einiges an Applaus einheimsen. Geiler, lustiger Auftritt.
KNORKATOR, für manche unerträglich, für die meisten schlichtweg eine große Party!



Satyricon:
Kann es einen größeren Kontrast geben? Nach der mit Abstand beklopptesten Band Deutschlands und der Outro Musik zwischen Karel Gott und Frank Sinatra betrat nun mit SATYRICON eine der wohl bekanntesten Black Metal Bands die Bretter um das Gelände mit etwas Düsternis und Hass zu überziehen.
Langsam aber sicher geht auch die Sonne unter und der rote Himmel taucht die Bühne in ein bedrohliches Licht, in dem Frontmann Satyr und seine Mannschaft in ihrem dezenten Corpsepaint besonders gut wirken. Satyr herrscht mit Erhabenheit und Souveränität über alles und lässt sich auch von den anfänglichen Mikroproblemen nicht aus der Ruhe bringen.
SATYRICON zeigen sich glücklicherweise nicht als True Black Metal Truppe, die sich den ganzen Gig darauf konzentriert, so evil wie möglich zu wirken, sondern als zünftige Live Band, die bei „King“ auch mal zu Mitsing Spielchen animieren und als Intro zum Hit „Bastard nation“ heizt man die Meute mit einem kurzen „Shout at the devil“ an. Mit der Wahnsinns Ausstrahlung von Satyr werden Songs wie „Fuel for hatred“ und „Mother north“ zu einem Erlebnis. Eine sehr gelungene Performance, die wohl ausschließlich zufriedene Gesichter hinterließ.



Sodom:
YES! Endlich SODOM, DIE Thrash Metal Veteranen Deutschlands blasen zum Sturm. Die nun fast vollzählig vor der Bühne erschienende Menge heißt ihre Helden schon vor Beginn mit lauten Sprechchören herzlich willkommen. Was soll man zu einer SODOM Show noch großartig sagen? Gibt es irgendjemanden, der diese Band nicht verehrt? Über 20 Jahre purer Thrash, als einzige der Großen Drei, die über die Jahre konsequent ihren Weg gegangen sind und sich weder musikalisch verbogen haben (KREATOR mit „Endorama“), noch jemals von der Bildfläche verschwunden waren (DESTRUCTION). Das sollte man dem Trio um Ikone Tom Angelripper hoch anrechnen!
Eine Stunde reicht hier bei Leibe nicht aus, um alle Kracher zu spielen, so musste sich das Earthshaker leider mit einem Set ohne „Agent orange“ abfinden, bekam aber im Gegenzug den Onkel Tom Kracher „Es gibt kein Bier auf Hawai“ zu hören. Die Bierstände werden sich um den gesteigerten Umsatz nach dem Gig gefreut haben.
Richtig ab gings dann auch beim MOTÖRHEAD Cover „Ace of spades“, das das SODOM typische „Iron fist“ ablöste.
Dass SODOM immer noch fest im Boden verankert sind bewies Tom, als er mit Jörg Svenson (oder so ähnlich) einen Hardcore SODOM Fan auf die Bühne holte und ihm das original „Obsessed by cruelty“ Backdrop von damals schenkte mit dem Spruch auf den Lippen „Keine Angst, davon spielen wir heute nichts“, was zu einigen enttäuschten Seufzern führte.
Alles in Allem, ein SODOM Gig aller erster Güte. Songs aus der gesamten Schaffensperiode und dazu eine Band, die eingespielter nicht sein könnte. Hier und da ein paar Soundprobleme tun da auch nichts weiter zur Sache, GEIL!

Setlist SODOM:
Blood on your lips
Stumme Ursel
Outbreak of evil
Napalm in the morning
… Axis of evil
The saw is the law
Wachtturm
Witching metal
Ausgebombt
Remember the fallen
Ace of spades
Es gibt kein Bier auf Hawai
Bombenhagel



Lordi:
Was der Sieg bei einem Schlagerwettbewerb doch alles bewirken kann…
Eigentlich grenzt es ja schon fast an Blasphemie, dass LORDI tatsächlich nach SODOM den Headliner mimen dürfen. Trotzdem rechtfertigen die Menschenmassen vor der Bühne doch den Status der finnischen Grand Prix Gewinner. Wahnsinn, welche Popularität diese Band in kurzer Zeit erreicht hat. Bei LORDI geht es in allererster Linie nicht wirklich um die Musik, sondern um die Show. Und die beherrschen die Finnen zur Perfektion. Gekleidet in Furchterregende Kostüme mimen LORDI die Monster Truppe.
Doch muss man zugestehen, dass es die Band stets geschafft hat, eingängige Mitgröhl Songs zu schreiben, die sofort ins Ohr gehen, musikalisch nichts weltbewegendes, aber Wmusic fort he masses“! Die KISS Strategie erzielt auch heute noch ihre Wirkung.
Die Menge ist auf jeden Fall von Mister Lordi und seiner Monstermannschaft trotz immer dünner werdender Stimme überzeugt und feiert die nun international berühmten Finnen ab. Gute Show allemal.




Freitag, 21.07.2006


Zu früher und trotzdem schon brütend heißer Morgenstund und kurzer Nacht waren die Chilli-Käse Würste auf dem Grill interessanter als die Deutschen EQULIBRIUM (ups, man durfte ja gar nicht grillen, äh, ich hab die Würstchen natürlich roh gegessen *würg*).
Zeugenberichten zu Folge gings aber bei der ersten Band des Freitags schon ordentlich rund, feierten EQULIBRIUM doch ihr 5 jähriges Bühnenjubiläum. Aus gegebenem Anlass wurde dann auch Kuchen an die Zuschauer verteilt.

Evergrey:
Als für mich erste Band am brütend heißen Freitag sind EVERGREY nicht wirklich geeignet. Der eher midtempo, progressive Power Metal mit vielen ruhigen Passagen kann mich nicht aus meiner Lethargie befreien. Trotzdem macht die Prog Institution ihre Aufgabe sehr gut und die lauten Fanchöre vor der Bühne werfen auch die Frage auf, warum EVERGREY eigentlich schon so früh am Morgen auf die Bretter müssen, wo ihr Stand beim Publikum doch um einiges Höheres versprechen sollte. Aber gut, wer weiß. Songs wie „Masterplan“ und „Recreation day“ können mit ihrem epischen, progressiven Touch die Frühaufsteher durchaus zu Bewegungen animieren. Und das heißt was.



One Man Army:
Eben noch am CD Stand stöbern, nun auf unserer Showbühne (Es lebe Rudi Carrell R.I.P.!!). ONE MAN ARMY sind dann schon eher geeignet, dem Sandmännchen einen auf die Nuss zu geben. Zur Abkühlung der erhitzten Gemüter kamen auch pünktlich zum Auftritt die ersten Wolken auf und brachten eine angenehm kühlere Temperatur.
Wie zum Beweis, dass die Position von EVERGREY im Billing zu früh war, konnte man deutlich weniger Leute vor der Bühne entdecken. Trotzdem entpuppte sich ONE MAN ARMY dann als genau die richtige Death-Rock Walze nach dem feinen Prog. Der Gesang war zwar viel zu leise, aber Songs wie „Devil on a red carpet“ oder „So grim, so true, so real“ hauen einfach dem letzten Zweifler die Zähne aus.



Gorefest:
Nach der grandiosen Rückkehr der Holländer mit dem geilen Album „La muerte“ sollten nun die Earthshakeraner von GOREFEST überzeugt werden. Mit „When the dead walk the earth“ wählte man allerdings einen denkbar ungünstigen Anfangstrack. Langsam, regelrecht doomig zu Beginn dauerte es auch bis zu dem ersten Song von „False“, bis das Publikum mitging.
Wundersamerweise waren auch zu Beginn nicht viel mehr Zuschauer zu sehen als bei ONE MAN ARMY. Im Laufe des Auftritts änderte sich das aber. Als GOREFEST alte, schnelle Schinken auspackten. Ging auf der Nebelbedeckten Bühne und davor noch ordentlich die Post ab. Die Musiker sehen auch ganz so aus, als hätten sie wieder richtig Bock auf Metal. Mal sehen, wie es mit den Holländern weiter geht.



Wintersun:
WINTERSUN unter glühend heißer Sommersonne? Ob das ma wirkt?
Ja, das tut es, denn schlagartig erfährt das Gelände eine Verdoppelung des Publikums, die alle Jari Mäenpää und seine Mannschaft zaubern sehen wollen. Zaubern ist hier genau das richtige Wort, denn was diese Band musikalisch auf die Beine stellt kann ohne weiteres als Lehrstunde für alle restlichen Bands dienen. Die technisch beste und auf weite Strecke auch schnellste Band des ganzen Festivals.
WINTERSUN vereinen eigentlich alle Stile, die man sich im Metal vorstellen kann. Wahnsinnige Geschwindigkeit, kalter Groove, Melodie und Härte gleichermaßen. Kombiniert mit dem einzigartigen Gesang zwischen infernalischem Kreischen, hoher Powermetal Stimme und cleanen Chören, alles perfekt intoniert. Da wird schnell klar, warum die Finnen nach nur einem einzigen Album schon solch eine Popularität erfahren. Die Fans geben alles und feiern ihre Helden regelrecht frenetisch ab. Was für eine Band.



Die Apokalyptischen Reiter:
Die REITER, wie sie liebevoll genannt werden, haben einen ähnlichen Kultstatus inne wie etwa KNORKATOR, obwohl sie sich um einiges mehr auf die Musik konzentrieren. Allerdings nimmt der Spaß auch hier einen ganz großen Stellenwert ein. „Ich weiß, ihr wartet alle auf Hammerfall“ schreit Sänger Volk-Man ins Mikro um kurz nachher ein Power Metal typisches Mitsing Spielchen anzuleiern. Im Verlauf der Show nie um einen kessen Spruch verlegen hüpft, springt und purzelbaumt der schelmische Shouter unentwegt über die Bühne.
Man könnte fast sagen, dass die REITER eine Death Metal Version von SUBWAY TO SALLY oder IN EXTREMO darstellen. Musikalisch um einiges metallischer und härter als beide genannten, aber voll gepackt mit Folk Elementen und den Charme eines Mittelalter Marktes, auf dem Narren für Unterhaltung sorgen. Dr. Pest springt immer wieder hinter seinem Keyboard empor und wetzt Peitsche-schwingend über die Bühne, gekleidet in einer Art Sado Maso Maske. Die REITER haben ordentlich Spaß in den Backen und können diesen auch aufs Publikum übertragen, dass ihn wohlwollend entgegen nimmt und ihre Helden zünftig abfeiert. Nicht jedermanns Sache, aber eine sehr gute, unterhaltsame Liveband.



Caliban:
Als Vertreter der neuen, jungen Metalcore Generation (neben den Newcomern THREAT SIGNAL und MENDEED) haben die Earthshaker Macher die „Veteranen“ von CALIBAN verpflichtet. Sänger Andy gibt gleich zu, dass sie etwas aus dem Rahmen fallen, was aber nicht viel zur Sache tut, denn die Hüpf und Schubsfreundlichen Zuschauer versammeln sich vor der Bühne um mal ordentlich die Sau fliegen zu lassen. Mit glasklarem Sound gibt’s vom Kajalkommando CALIBAN richtig eins auf die Zwölf. Eine gelungene Abwechslung zu den eher traditionellen Bands des Festivals. Bei „Stigmata“ gibt es dann auch die erste und einzige Wall Of Death des Earthshaker 2006. Brav lassen sich die vorrangig jungen Metalheads in zwei Gruppen teilen um kurze Zeit später zu einem wilden, wuselnden, sich freundlich vermöbelnden Pit zusammen zu schmelzen. Massig Breakdowns, die vielen die pure Langeweile durch Mark und Bein treiben, treiben andere zu ekstatischen Bewegungen.
Eine gute Show, die eine andere Farbe ins Billing bringt.



Rage:
Wer hat RAGE noch nicht gesehen? Niemand? Haben RAGE jemals eine schlechte Show gespielt? Ne! Genauso verhält es sich auch hier. Ein routinierter aber sehr guter Auftritt einer DER deutschen Metal Veteranen. Trotz dass wohl jeder die Band schon mal gesehen hat, tummelt sich eine große Masse von Zuschauern vor der Bühne, um die meist neuen Songs vom Album „Speak of the dead“ abzufeiern.
Peavy gut bei Stimme, Mike Terrana das gewöhnte Tier hinter der Schießbude und Victor Smolski wie erwartet der Übergitarrist schlechthin. Was der Mann da spielt, ist unfassbar. Göttlich. Der Sound ist auch hier vorzüglich und mit den zwei alten Kracher „Baby, I’m your nightmare“ und „Don’t fear the winter“ endet ein typischer RAGE Gig: nichts wirklich neues und spannendes aber immer wieder eine gute Performance.



Soilwork:
Wahnsinn, wie sich diese Band entwickelt hat. Vor ein paar Jahren noch im Vorprogramm von NEVERMORE und ANNIHILATOR, spielen SOILWORK jetzt sogar schon nach einer Band wie RAGE. Ein ähnlicher Aufstieg wie ihre Kollegen von IN FLAMES, nur dass SOILWORK Sänger Speed davon absieht, in Gejammer zu verfallen und stattdessen lieber zeigt, wie kraftvoll er singen kann. Moderner Thrash Metal mit einem verbliebenen Fünkchen Death.
Eine sehr Energie geladene Show, in der vor allem Basser Ola Fink mit seinen eckstatischen Verrenkungen hervorsticht und Songs wie „Bastard chain“ und „Follow the hollow“ überzeugen einfach.



Testament:
Von allen Seiten konnte man nur Positives über die Reunion der Bay Area Thrasher im altem Line Up hören. Da konnte man also auf einiges gespannt sein.
Göttlich, dieser Alex Skolnick. Das Gefühl und die Perfektion, mit der dieser Mann Gitarre spielt, sucht bis heute noch seinesgleichen. Er scheint sich zwar immer mal wieder zu erkundigen, welcher Part denn als nächstes kommt und wirkt zu Anfang auch etwas schüchtern, schließlich hat de Mann jahrelang nicht viel mit Metal zu tun gehabt. Doch im Laufe der Setlist, die nur Songs bis zum 92er „The Ritual“ berücksichtigt, sieht man ihn immer mehr auftauen und wieder so richtig Spaß am Thrash Metal haben. Hoffentlich bleibt dieses Line Up zusammen! Denn im Gegensatz zu den Kollegen von ANTHRAX musste für diese Reunion nicht die halbe Band gefeuert werden, TESTAMENT standen vorher eh vor einem zerrütteten Line Up. Und eine bessere Entscheidung als die „The Legacy“ Mannschaft wieder zusammen auf die Bühne zu bringen, konnten sie nicht treffen. Einzig die Schiessbude wurde von niemand geringerem als Paul Bostaph besetzt.
Songs wie „Into the pit“ bei dem SOILWORK’s Speed die Ehre hatte, einige Vocals zu übernehmen, oder „Over the wall“, „Disciples of the watch“ gehören zu den besten Thrash Songs aller Zeiten. Beim Übersong „Alone in the dark“ merkt man zwar ganz deutlich, dass Chuck Billy heute nicht ganz bei Stimme ist, er lässt die hohen Passagen einfach vom Publikum singen, aber trotzdem überläuft den ganzen Körper eine fingerdicke Gänsehaut.
Jetzt bleibt nur noch eins zu tun, ihr Buben: schreibt zusammen einen weiteren Old School Thrash Metal Meilenstein! Zig tausende würden wie beim Earthshaker vor euch auf die Knie fallen.



Saxon:
„SAXON spielen? Schon wieder?“ wird sich wohl der ein oder andere gefragt haben. Ja, sie spielen schon wieder. Und warum? Weil es die Leute einfach sehen wollen, SAXON ist nämlich eine verdammt gute Liveband. Ähnlich wie RAGE, man hat sie schon gesehen, guckt sie sich aber gern auch ein 7. Mal an.
Mit „Lionheart“ wählen die Briten dann aber einen denkbar ungünstigen Anfang, zu lahm, der Song, was „Heavy Metal Thunder“ aber gleich wieder gut macht. SAXON leben nicht von den relativ unspektakulären Musikern, sondern von Frontmann par Excellanze Biff Bifford, der auch die abgedroschensten Ansagen „You want a new songs or an old song?“, „You want a slow song or a fast song?“ noch frisch rüber bringt. Obwohl man sich hier doch vielleicht mal was anderes überlegen könnte. Mit „Eagle has landed“ neigt sich wie üblich der gigantische Stahladler, stark beleuchtet ins Blickfeld und lässt die Menge jubeln. Nichts neues aber immer noch eine gute Liveband.



Hammerfall:
HAMMERFALL nach SAXON? So ändern sich die Zeiten. Die Schweden traten auf, als sie nach Plan eigentlich schon aufhören sollten. Der Zeitplan hatte sich im Laufe des Tages immer mehr nach hinten geschoben und somit konnte der Headliner des Tages gerade noch so auftreten ohne die fränkischen Gesetze zu verletzen.
In relativ schmuckloser Deko ohne Burgen, Eislandschaften oder Hammer schwingende Ritter legen die True Metaller zu ihrem Headliner Gig an. Der Sound ist von weitem auch hier sehr gut und lässt die Songs der 5 Alben wie „Hearts in fire“, „Hammerfall“ oder „Renegade“ glasklar aus den Boxen fließen.
Joachim Cans ist stimmlich nicht in allerbester Verfassung und grenzt sich mit seiner Biker Kluft auch gegenüber seinen voluminös in Lack und Leder gehüllten Kumpanen ab. Manchmal könnte man meinen, Oscar Dronjak und Magnus Rosen kämen grade aus dem nächsten Swingerclub, aber jeder hat so seinen Stil.
Keine überschwängliche Deko, Cans in normaler Leder Kluft? Sieht man da eine Umorientierung kommen? Wie auch immer, HAMMERFALL spielen ein routiniertes Set mit obligatorischem Synchron Bangen und Mitsing Spielchen, wie man es auch erwartet hat.




Samstag, 22.07.2006


Scar Symmetry:
Welch Lobeshymnen konnte man über das letzte Album “Pitch black progress” lesen! Nun mussten die Schweden sich auch live beweisen. Nach anfänglichen Soundschwierigkeiten konnte vor allem Sänger Christian Älvestam mit seinem gekonnten Wechsel zwischen tiefen Growls und klarer, kräftiger Stimme überzeugen. „Any hangovers?“ ist natürlich eine berechtigte Frage, wobei die Hitze, die schon um 11:00 morgens vorherrscht wohl mehr Banger nieder streckt als der Alkohol.



Mendeed:
MENDEED werden von ihrem Label Nuclear Blast als die große Neuentdeckung gefeiert. Auf Platte eine Mischung aus Schweden Death Metal mit modernen Einflüssen und einem starken Thrash Einschlag, wirken die Schotten live zuerst eher wie eine Metalcore Truppe, der erste Song hält bereits einige typische Breakdowns bereit. Im Verlauf des Gigs entpuppt sich die Truppe um Sänger David Procter (der mit sehr fieser, kräftiger Stimme glänzt) aber als sehr facettenreiche Band mit CHILDREN OF BODOM Einflüssen. Musikalisch erhaben, könnten MENDEED durchaus einige neue Fans gewonnen haben. Der Bereich vor der Bühne, der morgens als einziger Ort auf dem Gelände Schatten spendete, war recht gut gefüllt.



Schuhplattler:
Samstags gab es noch dreimal ein kleines Schmankerl für die Zuschauer, in dem jeweils in den Umbaupausen eine Schuhplattler Truppe ihr Können zum Besten gab. Der Meute schien es zu gefallen, es gab sogar einige Zugabe Rufe.



Brainstorm:
Warum BRAINSTORM als eine der besten und beliebtesten Power Metal Truppen so früh auf die Bretter mussten, erklärte Sänger Andy B. Franck damit, dass man ja rechtzeitig zum Tigerenten Club zu Hause sein möchte. Eigentlich sollte jetzt auch ENSIFERUM spielen, was aber ein Tag zuvor aus unbekannten Gründen geändert wurde.
Was auch immer, es schien, als hätte sich die Menge im Gegensatz zu MENDEED verzehnfacht, um Sympath Andy B.Franck und seine Mannschaft zu sehen. Die zogen auch dementsprechend alle Register und boten mit „Blind suffering“, „Hollow hideway“ oder „Inside the monster“ eine geile Show, wie man es von den Schwaben erwarten kann.



Ensiferum:
Sänger, Gitarrist und Frauenschwarm Petri Lindroos stand tatsächlich ohne Kuhfell-Cowboyhut auf der Bühne. ENSIFERUM konnten sich über eine große Schar von Fans freuen, die wie verrückt auf den Auftritt der Finnen zu sein schienen. Die Euphorie kam zwar nicht ganz an die bei Ex-ENSIFERUM Sänger Jari Mäenpää’s WINTERSUN heran. Trotzdem merkte man immer wieder, wie hoch Viking Metal bei den Metallern im Kurs steht. In dezenter Kriegsbemalung pfefferten die Finnen ihre Hits in die Menge, zu einer Verabschiedung kam es dann allerdings nicht mehr, da der Band nach 5 Minuten Überziehen gnadenlos der Strom abgestellt wurde. Das Verschiebungschaos des Freitags wollte niemand mehr riskieren.



Kataklysm:
Zu KATAKLYSM muss man wirklich nicht mehr viel sagen. So oft, wie sie dieses Jahr auf verschiedenen Touren zu sehen waren, weiß man, welche rohe Kraft in den Kanadiern steckt. Diese Band wird den Death Metal Thron demnächst mit aller Rechtfertigung an sich reißen. Brutal und vor allem druckvoll werden u.a. die Hits „Shadows and dust“ und „Crippled and broken“ in die hungrige Menge gepfeffert und hinterlassen nichts als verbrannte Erde. Eine Macht.



EKTOMORF mussten gegen die längst überfällige Ruhepause den Kürzeren ziehen. Da ging gar nichts mehr.

Arch Enemy:
WOW. ARCH ENEMY muss man einfach lieben. Das Charisma, das Angela Gossow ausstrahlt, ist einzigartig. Einzigartig auch ihre Stimme, die definitiv nicht mit Effekten unterstützt werden muss. Diese schlanke, zierliche Frau grunzt und kreischt mit einem Organ ins Mikro, das kaum in ihren schlanken Körper zu passen scheint. Immer in Bewegung, die Meute anheizend, ist Frau Gossow eine wahre Erscheinung, vor der man einfach auf die Knie fallen muss.
Auch wenn das Hauptaugenmerk stets auf der blonden, deutschen Sängerin liegt, darf man nicht vergessen, welche Mannschaft hier auf der Bühne steht. Ex-CARCASS Gitarrist Michael Amott gehört zu den besten und kreativsten Gitarristen, die der Death Metal je gesehen hat. Nach einem langen Kampf mit nicht funktionstüchtigem Equipment zaubert Mr. Amott ein Gott-Riff und –Solo nach dem anderen aus seinen Fingern.
ARCH ENEMY sind ein Erlebnis, bitte kommt noch mal auf große Deutschland Tour.



John Oliva’s Pain
Hat der Mann beim Bang Your Head abgeräumt… und nun soll auch das Earthshaker dran glauben. Nicht ganz so genial wie einen Monat zuvor, aber immer och über jeden Zweifel erhaben schmettert der mehr als füllige Mountain King Klassiker wie „Gutter ballet“ und „Sirens“ in bester SAVATAGE Manier. Vor der Bühne hat sich durch das viele Wasser zum Abkühlen der von der Sonne erhitzten Gemüter eine große Schlammpfütze gebildet, die von den meisten gemieden wird. Drumherum feiern aber so einige den Berg-König und seine Mannen ab.
Nach fast drei Tagen in glühender Hitze ohne viel Pause, verfiel ich in ein kleines Nickerchen, aus dem ich kurze Zeit später von dem Wahnsinns Song „Believe“ geweckt wurde. Gibt es eine schönere Art, um aufzuwachen? John Oliva setzt ein Gefühl in diesen Song, dass es einem eiskalt den Rücken runter läuft. Wer zum Teufel braucht SAVATAGE?



Eigentlich wären jetzt die Jungs von NEVERMORE an der Reihe gewesen, aber das Pech verfolgt die Amis. Erst muss Steve Smyth zu Hause an der Dialyse hängen bleiben und nun sind die Jungs nirgends aufzufinden. Gerüchte entwickeln sich, dass Basser Jim Sheppard bei einem Autounfall aus der Scheibe geflogen ist. Andere sagen, sie stecken nur im Stau fest.
Wie man es auch dreht, der Auftritt fällt ins Wasser, soll aber angeblich nachgeholt werden und zwar als letzte Band nach VENOM. Dafür beehren jetzt die DEATHSTARS das Earthshaker Fest mit einem … glamourösen Auftritt.

Deathstars:
Diese Band hat sich aus SWORDMASTER entwickelt, die vor Jahren feinsten Old School Thrash Metal gespielt haben. Davon ist jetzt nichts mehr zu sehen. In einheitlichen Uniformen gekleidet, in einer Mixtur aus ganz viel MARYLIN MANSON und ein bisschen HIM zocken die Todessternchen Industrial Gothic wasweißichwas.
Von dem angekündigten „Special“ war nichts zu sehen außer dass Sänger Whiplasher sein Mikroständer in den Fotograben pfeffert und mit glitzernder Brust, rotem Lippenstift und schwarzer Federboa aussieht wie Bi-Kommander Hassenichtgesehn. Überraschend vielen vor der Bühne gefiel die Show allerdings, vielleicht hab ich da was verpasst. Schien eine für die Zielgruppe von schätzungsweisen 80% Frauen eine gute Show gewesen zu sein. Wirklich lustig war als später Backstage Neu-Gitarrist „Cat“ sturzbesoffen samt Gepäck die Treppe herunter fiel und sein rosa Höschen zum Vorschein kam. Herrlich.



Opeth:
Mikael Akerfeld ist ein Held. Das reimt sich und was sich reimt, ist gut!
„Hello, we are Opeth from Oslo, Sweden“, „Hello, we are the Scorpions from Oslo, Sweden“, so progressiv und undurchdringlich die Musik von OPETH oft auch ist, so lustig und unterhaltsam ist der facettenreiche Sänger und Gitarrist. Um Verwirrungen vorzubeugen erklärt Besagter nach dem Opener „The great conjuration“ dann auch öffentlich, dass sie doch nicht die SCORPIONS sind, mit einem so furztrockenem Humor, dass es einfach zum Schreien ist.
Abgesehen vom Humor sind OPETH wahnsinnig gute Musiker, die am Samstag allerdings hauptsächlich ruhigere Stücke in der Setlist haben und ihr Auftritt auf weite Strecken etwas anstrengend ist. Für OPETH muss man sich Zeit nehmen, dann erkennt man ihre Klasse erst richtig.



Nachdem die Sonne bei OPETH immer mehr gen Horizont verschwand, bestieg ein gewisser Götz Kühnemund kurz vor dem EDGUY Auftritt die Bühne und gab eine Unwetter Warnung durch. „Keine Panik“ hieß es, die große Ostbayernhalle nebenan sei als Evakuierungsort vorgesehen, falls nötig.
Zum EDGUY Auftritt kam es dann vorerst auch nicht, da es kurze Zeit später wie aus Eimern zu gießen begann und der Wind ordentlich Rabatz machte. Die Security kehrte dann kategorisch alle Anwesenden in die Halle, wo die Party weiter ging. Tausende Metaller in einer Halle, die für Pferdesport vorgesehen ist und einen dementsprechenden Boden zur Verfügung stellte. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass die Leute ihren Spaß hatten.
Fotos von dem wilden Treiben auf der Pferdekoppel liegen leider nicht vor, da ich zu dieser Zeit bei kühlem, überraschend leckerem Kitzmann Bier den neuen Songs der Mini „Rockmuzik“ von JBO lauschte. (Dazu an anderer Stelle mehr)
Noch während der Listening Session fing EDGUY dann doch an, zu spielen, das Unwetter war vorerst weiter gezogen und die Bühne frei für eine verspätete Show. Die für mich aber ausfiel, aufgrund der besagten JBO Session als auch chronischer Unlust.



Venom:
Einige Hundert machten sich nach der Unwetterwarnung bereits auf den Weg gen Heimat und verpassten so die Black Metal „Erfinder“ VENOM. Tja, Schade. Denn die waren mal so richtig geil!
Der nette Security Hauptmann warnte die Fotografen, dass es nach dem Intro einen sehr lauten Knall geben werde, für den Ohropax nicht ausreichen würde. Zum Druckausgleich sollte man doch bitte den Mund öffnen. Gesagt getan … BUMM!
Nicht so schlimm wie erwartet, aber doch sehr laut wurde nun die Show der wohl Einflussreichsten Band aller Zeiten eingeleitet. Die beste schlechteste Band der Welt schleuderte alte Perlen wie „Black Metal“, „Welcome the hell“ oder „In league with Satan“ in die Menge und erntete dafür von den Verbliebenen entsprechenden Beifall.
Keine Band außer VENOM könnte es sich erlauben, so schlecht zu spielen (Gitarrist Mykvs spielte Solis, dass sich einem die Fußnägel rollten). Irgendwie gehört das dazu. Eine perfekte Performance würde einfach nicht zu VENOM passen.
Der Meister der Geheimratsecken, Cronos, herrschte mit satanischer Macht über die Meute und bewies, warum VENOM immer noch etwas Besonderes sind. Man sollte sich die Gelegenheit nicht entgehen lassen, diese Kultband live zu sehen!
Ein würdiger Abschluss für ein geiles Festival!



Das Earthshaker Fest 2006 war geprägt von einer fantastischen Bandauswahl und Bands, die rundum gute Shows ablieferten.
Ein großes Minus muss man der Organisation bei der Camping-Einteilung aufdrücken. Bereits mittwochabends waren alle für die Zeit vorgesehenen Plätze belegt und es wurde nichts mehr durchgelassen. Die Security war komplett ratlos und nicht aufeinander abgestimmt und hatte den Überblick komplett verloren. Wie im Nachhinein bekannt wurde, hatte dies allerdings nicht unbedingt an einer Fehlorganisation gelegen, sondern an den Bestimmung zur Brandgefahr Stufe 4, die die Stadt kurz zuvor ausrief und an die sich die Campingaufteilung richten musste. Deswegen wurde auch jegliches Grillen ausserhalb der extra vorgesehen Flächen strikt verboten und geahndet. Hoffen wir, dass die Situation im nächsten Jahr besser gehandhabt werden kann und die Security zum Beispiel mit Walki Talkis ausgestattet wird.
Außerdem sollten die Organisatoren bitte in Zukunft darauf achten, ein paar mehr Dixis aufzustellen, es gab zwar regelmäßig Lehrungen, aber einen Monat zuvor konnte man auf dem Bang Your Head Festival sehen, wie man es von vorne bis hinten richtig macht. Einfach ein wenig daran orientieren.

Abgesehen davon war das Earthshaker Fest ein wahres Erlebnis auf neuem, geeigneten Gelände (auch wenn die Hügellandschaft auf den meisten Campingplätzen doch einige Schwierigkeiten aufwarfen).
Ein Lob sollte man an die Krisenorganisation während des Unwetters richten, die wirklich vorzüglich funktionierte!

Somit steht unter dem Strich ein durchaus positives Ergebnis für das Earthshaker Fest 2006.
Einiges muss noch verbessert werden, aber der richtige Weg ist schon längst beschritten.

Let’s shake the earth in 2007. (Bernie)

Mehr Bilder findet ihr wie immer in unserer Gallerie. Alle Bilder von Bernie
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