1. NRW Deathfest (19. - 20.09.2003, Wermelskirchen)

Freitag, der 19.09.:
Für die erste Ausgabe des NRW Deathfestes hatten eine Menge illustrer Kappellen ihr Kommen angekündigt :-) Den Reigen eröffnen durften EXPOSED GUTS aus Westfalen. Damit gab es gleich einen technisch starken Festivalauftakt. Die Formation, die ich an diesem Abend endlich mal wieder mit richtigem Drummer erleben durfte, gestaltete ihre Setlist fast ausschließlich mit Songs der "The Way Of All Flesh" CD.

Setlist Exposed Guts:

Guts Are Gory
Beyond The Spheres
Innocence
Regorge The Spawn
Blueprints For Bloodshed
Pee All Over Me
Zombie Ritual (Death-Cover)

Etwas weniger technisch, dafür etwas mehr auf die Zwölf ging es dann mit INFECDEAD. Die Band aus dem Ruhrgebiet, hatte sogar ein paar neue Songs mit im Gepäck die auch allesamt ordentlich zündeten. Bewährtes gab es natürlich auch wie "Soul Perforation", "Where Is God", "Back To Blasphemy", "Intestinal Sorrow" und "Last Supper". Damit dürfte wohl jeder in dem inzwischen ganz ordentlich gefüllten AJZ aufgewärmt worden sein.

Ausgerechnet dann kam für mich irgendwie der Schwachpunkt des Abends. Gut, GOLDEN PYRE spielen schnörkelosen Death Metal. Sicher ohne Tiefpunkte, aber auch ohne große Höhepunkte. Bei diesem Package wohl unbedingt erforderlich um das Publikum zu begeistern. So hielten sich die Reaktionen auch etwas zurück. Kein schlechter Gig der Portugiesen, aber bei so einem Billing konnten sie halt nicht herausragen.

Das sah bei TEARS OF DECAY schon wesentlich anders aus. Die Ostfriesen gingen ungemein heftig zu Werke und brachten auch eine Portion Humor mit. An dieser Stelle ein Sonderlob an den Mann hinter der Schießbude. Der Dirk feuerte präzise aus allen Rohren. Ein klasse Gig der ruhig ein paar Minuten hätte länger dauern dürfen.

LENG'TCHE trieben die ganze Sache dann besonders extrem. Den Grindern aus Belgien kann man eine hüftlahme Performance wahrlich nicht vorwerfen. Der "Ninja-Sänger" tauchte immer wieder mit seinen 2 Mikros bewaffnet in die Menge ab und pogte mit was das Zeug hält. Einem der Mikros war das auf Dauer zuviel und strich zwischenzeitlich die Segel :-) Einzig die langen Pausen zwischen den Songs störten auf Dauer etwas.

Wem das alles noch zu gewöhnlich war, der kam dann aber spätestens bei GRONIBARD auf seine Kosten. Die abgedrehten und entweder ganz nackt oder in Frauenkleider gehüllten Franzosen ließen im Publikum ordentlich die Post abgehen. Neben natürlich eigenem Material gab es auch 2 Coversongs. EInen Von GUT (Song leider entfallen) und einen von den kultigen Japanern S.O.B. ("Not Me").

Nach soviel Klamauk musste mal wieder was bodenständiges her ;-) PYAEMIA waren die bis dahin klar beste Band des Festivals. Mit wahnsinnger Wucht und Präzesion überrollten die Holländer das ausgelaugte Publikum welches nochmal alles aus sich rausholte. Ein SUFFOCATION-Cover hatten die Herrschaften auch im Gepäck. Aber da ist mir der Titel auch mal wieder entfallen :-( Daumen hoch für PYAEMIA!

Danach hatten dann SEVERE TORTURE es selbstverständlich sehr schwer. So hatten die Holländer Mühe die Stimmung im Publikum zu halten. Die meisten waren aber angesichts der vorgerückten Stunde auch reicnlich erledigt. Ein paar feierten noch kräftig zu Songs wie "Baptized in Virginal Liquid" oder auch "Impelled to Kill" ab. Aber der Großteil bedachte die Combo nur noch mit artigem Applaus.

Samstag, der 20.09.:

EPICEDIUM hatten das eher zweifelhafte Vergnügen den zweiten Tag zu eröffnen. So gegen 16 Uhr war die Halle natürlich noch nicht so reichlich gefüllt. Die die schon anwesend waren (körperlich UND geistig *g*) dürften sich an den Frankfurtern aber erfreut haben. So fing der zweite Tag gleich flott an. Die Coverversion von "Hammer Smashed Face" passte perfekt zu den eigenen Stücken, also Knüppel frei :-)

So stark wie an diesem Nachmittag habe ich WORLD DOWNFALL noch nie gesehen. Das lag aber nicht am Ersatzbassisten. Vielmehr hat sich die Band auf dem Live-Sektor in den letzten Monaten erheblich entwickelt. Sänger Lohm wuselte wie wild über die Bühne und Kevin an der Gitarre hat sich auch zu einem echten Aktivposten gemausert. An Songmaterial gab es eigenes wie "Crawling Up Your Spine" und "Technical Doom", aber auch fremdes (eine kaum zu erkennende Version von "Raining Blood"). Wirklich top!

Böse weiter ging es anschließend mit BY BRUTE FORCE die vor Ort gleich ihren neuen Bassisten vorstellen konnten. Die Gummersbacher machten keine Gefangenen und knüppelten sich durch ihren Gig. Auch ein kleines technisches Problem mit dem Schlagzeug konnte die Formation nicht stoppen. Da Drummer Aldo bei den Songs auch einen Großteils der Vocals beisteuert kriegt der hier erstmal ein extra Fleißkärtchen :-) Auch hier gab es neben eigenen Songs wie "Slave Our Souls" oder "Let Them Burn" eine Coverversion. Sogar eine sehr interessante, "Dawn Of Eternity" von MASSACRE wird wahrlich nicht oft gecovert.

Mit DESPONDENCY folgte dann die bis dahin extremste Band des Tages. US-Style Death Metal in allerhöchster Geschwindigkeit. Drummer Dirk prügelte mit der Geschwindigkeit und der Präzision einer Nähmaschine auf sein Spielgerät ein und Sänger Konstantin grunzte sich durch den Gig das es eine Freude war. Natürlich rastete das AJZ dabei völlig aus. Die Ostfriesen bauten eine ganze Reihe neuer Songs in die Setlist ein und da darf man sich wirklich auf ein klasse Album freuen. Älteres Material wie "Dogmatic Stranglehold" war schon eher die Ausnahme.

Gleich die nächste Band aus Ostfriesland, FEARER. Der Boden da muss ziemlich fruchtbar für starke Death Metal Bands sein. Wobei FEARER das Gaspedal nicht ganz so extrem durchdrücken und auch das eine oder andere Break einbauen :-) Bei Songs wie "No Compromise" und "Human Camouflage" konnten die Nordlichter eine wahrlich dicke Death Metal Wand aufbauen. Das hat gepasst.

IMPERIOUS waren irgendwie die Enttäuschung des zweiten Tages. Das lag aber nicht am Songmaterial. Nein, die Schweden verkrümelten sich nach knapp 20 Minuten wieder von der Bühne. Mit neuem Bassisten am Start war einfach nicht mehr drin. Aber so könnte der inzwischen völlig über den Haufen geworfene Zeitplan zumindest ein wenig wieder eingeholt werden.

KAAMOS walzten das AJZ dann aber wieder mit vollem Programm platt. Da die Schweden stilstisch ähnlich wie IMPERIOUS zu Werke gehen, passt das ganz gut :-) Das Publikum nahm Songs wie "Blood Of Chaos" und "The Storm Of Coming" dankbar auf. Auch wenn die ersten so langsam ein wenig ausgelaugt schienen, was aber auch kein Wunder ist.

Umso erstaunlicher, dass bei WORMED anschließend die Post abging ... sowohl auf der Bühne als auch davor. Da wollte wohl jeder die Gunst der Stunde nutzen, denn die Spanier dürften so bald nicht mehr in NRW zu sehen sein. Für mich waren WORMED mit ihrem Hochgeschwindigkeits Death Metal so ziemlich mit die beste Combo des Wochenendes.

Danach nahmen sich dann aber wirklich einige eine Auszeit. So ein Mammutprogramm ist sonst auch gar nicht zu packen. Schade natürlich für RESURRECTED bei denen die Halle nur noch gut zur Hälfte gefüllt war. Die Duisburger ließen sich davon aber nicht beirren und vor allem Gitarrist Thomas zog wieder die Blicke auf sich. Das SUFFOCATION-Cover "Infecting The Crypts" durfte auch wieder nicht fehlen. Guter Gig! Auch wenn ich doch so langsam müde Knochen bekam ... :-)

Bei COCK AND BALL TORTURE mobilisierten dann alle nochmal ihre letzten Kräfte. Die Sickos aus Bayern haben einfach das Songmaterial um eine Halle komplett austicken zu lassen. Da müssen die beiden Frontkaputten sich nicht mal ein Bein ausreißen. Die Gore-Maschine war auch zu vorgerückter Stunde nicht zu stoppen. Nach einer guten Stunde und "Fist Fuck Family" war Schluss. Da war es dann aber auch schon 3:45 Uhr und ich taumelte nur noch Richtung Heimat. (Tutti)

alle Fotos von Tutti

Kategorie: Festivals