live_20080808_00.jpgFreitag, der 08.08.08., ein Herbsttag mitten im Sommer. Die Laune ist dementsprechend mies, was gibt es da besseres als seinen Hintern in die Garage zu schleppen, um mit NEW MODEL ARMY, der „Kultband der Achtziger“ (wie ein lokaler Radiosender zu Werbezwecken zu sagen pflegte) ein paar ausgelassene Stunden zu verbringen. Natürlich nichts, außer vielleicht heiraten, aber das soll an diesem Tag anderen überlassen werden, und so begaben sich über 1000 Leute in die Location in der Saarbrücker Innenstadt, um einmal mehr der nach wie vor besten Indie-Rock-Band zu huldigen, schließlich war es bereits der dritte Besuch der ARMY an Ort und Stelle; von Sättigung oder gar Übersättigung also gar keine Spur.


Wunderte man sich im Vorfeld, dass keine Vorband angekündigt war, so musste man nach Eintreffen in der Garage feststellen, dass es an diesem Abend tatsächlich keinen Support geben sollte. Da die Saarbrücker Show lediglich eines von 2 Clubkonzerten zum Warmwerden für das Mera Luna Festival war, eine nachvollziehbare Entscheidung. Aber daran sollte sich an diesem Abend niemand stören, denn man war eh nur wegen der ARMY dar, die zur Überraschung vieler (mich eingeschlossen) den Job des Einheizers einfach selber übernahm. Genauer gesagt waren es Sänger und einzig verbliebenes Gründungsmitglied Justin Sullivan und Keyboarder/Gitarrist Dean White, die diese Aufgabe übernahmen, indem sie 40 Minuten lang akustische oder halbakustische Versionen diverser NEW MODEL ARMY Songs performten. NEW MODEL ARMY unplugged sozusagen.
Und wer jetzt denkt, langweilig oder wie öde, den muss ich eines besseren belehren. Alleine diese knappe Dreiviertelstunde wäre bereits den Eintrittsobolus wert gewesen. 

Und so kam man in den Genuss, Klassiker wie „Better Than Them“ (zur Eröffnung), „Lovesongs“ oder das großartige „Heroes“ in bislang unbekannter Form zu hören, oder weniger bekannte Songs wie „One Bullet“ oder „Changing Of The Light“ (von Justin Sullivans Soloalbum). Mein persönliches Highlight des ersten Teils sollte allerdings mit dem kritischen „You Weren’t There“ erst kurz vor Schluss kommen. Um viertel vor Neun war dann (leider) erst mal wieder Schluss und die beiden Protagonisten verschwanden für gut 20 Minuten hinter der Bühne, um sich für die eigentliche Headlinershow vorzubereiten.

Setlist (Akustikteil):
Better Than Them
Changing Of The Light
One Bullet
Heroes
Lovesongs
Turn Away
Stoned, Fired, Full Of Grace
You Weren't There
Snelsmore Wood

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Nach dieser wohlverdienten Verschnaufpause, ging es um kurz nach 21 Uhr wieder weiter, dieses Mal mit den “richtigen” rockigen NEW MODEL ARMY, und dass sie jetzt rocken wollten, stellten sie gleich mit dem Antikriegsstatement “Here Comes The War” unter Beweis. Viel intensiver kann eine Show nicht beginnen! Und dass auch die Ü30 Generation immer noch Bock auf Spaß hat, konnte man am direkt einsetzenden Pogo erkennen. Nach diesem „Bombenstart“ kam erst mal das nach wie vor aktuelle Album „High“ mit 2 Nummern zum Zuge („Nothing Dies Easy“, „No Mirror, No Shadow“), zwischendurch schob man noch „Island“ vom 05er Album „Carnival“ ein. Insgesamt wurden an diesem Abend 7 Songs von „High“ geboten, die sich allerdings gut ins gesamte Programm einfügten. Nach so viel neuem Material, wurde es also wieder Zeit für etwas „ganz ganz altes“ (na ja, so alt jetzt auch wieder nicht) und „Lust For Power“ vom „Impurity“ Album wurde zelebriert. 
Dass die akustische Gitarre natürlich auch im regulären Teil nicht fehlen darf, ist klar, und so hatte man in den folgenden Minuten etwas Gelegenheit zum Durchschnaufen bis „Get Me Out“ wieder zum kollektiven Ausrasten anregte, was Justin Sullivan dazu animierte, den Ordnern lächelnd ein „macht euch keine Sorgen, die da unten trainieren nur für die olympischen Spiele“ zu entgegnen. A propos Justin Sullivan. Auch nach fast 30 Jahren hat er nichts von seinem Charisma verloren, er zieht nach wie vor seine emotions- wie energiegeladene Performance durch, auch wenn er inzwischen durch die langen Haare (er dreht anscheinend den Lauf der Zeit um) bei weitem nicht mehr so böse wirkt wie in früheren Jahren.
Und die Fans, die waren wirklich gut drauf, besonders ein Zuschauer ließ es sich nicht nehmen, mit nackigem Oberkörper auf den Schultern eines Kollegen stehend mit den wildesten Bewegungen die Songs abzufeiern. Respekt! Und den Bau einer Pyramide hab ich auf einem Konzert auch noch nicht erlebt.
 
Mit einigen neueren Nummern („High“, „One Of The Chosen“ „Wired“) ging’s weiter im Programm, bis schließlich ein längeres Gitarrensolo den Song einleitete, auf den viele gewartet hatten, „Vagabonds“. Und weil’s gerade so schön war, legten NEW MODEL ARMY mit „Purity“ einen weiteren Klassiker nach. Nach diesen Highlights verabschiedete sich die Band passenderweise mit „Wonderful Way To Go“, doch natürlich ließ man es sich nicht nehmen erneut die Bretter zu betreten, um insgesamt 5 (!) Zugaben, verteilt auf 2 Zugabeblöcke zu spielen. Und vor allem die beiden letzten Songs des Abends „Bad Old World“ und „I Love The World“ sorgten noch mal für Hochstimmung im Publikum.

Nach insgesamt 2,5 Stunden NEW MODEL ARMY Vollbedienung bleibt nur festzuhalten, dass der Auftritt in Saarbrücken ein besonderes Ereignis war, das Lust auf das alljährliche „Weihnachtskonzert“ im Kölner Palladium macht, bei dem hoffentlich der ein oder andere Klassiker mehr wie „Smalltown England“ oder „Green And Gray“ zum Zuge kommt, die ich in Saarbrücken vermisst habe. 
Eine Anmerkung zum Schluss, muss ich noch loswerden: Den Besuchern beim Rausgehen für lau ein Tourposter in die Hand zu drücken, ist eine wahrlich sehr nette Geste, die die Bodenständigkeit der Band unterstreicht. Ich bitte um Nachahmung! (Maik)

Setlist:
Here Comes The War
Nothing Dies Easy
Island
No Mirror, No Shadow
Lust For Power
Ocean Rising
Into The Wind
Bloodsports
Get Me Out
High
One Of The Chosen
Family
Wired
Vagabonds
Purity
Wunderful Way To Go
-------------------------
Rivers
Master Race
Poison Street
-------------------------
Bad Old World
I Love The World

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Weitere Bilder findet ihr wie immer in unserer Galerie. Alle Bilder von Ryka.

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