lynyrdskynyrd flyerSeit der frühere Drummer Bob Burns am 3. April bei einem Autounfall starb ist tatsächlich eine komplette Besetzung der Südstaatenlegende im Himmel zusammen. Keine Band hat es so schwer getroffen und dennoch sind sie immer wieder aufgestanden, denn der Kern um Urmitglied Gary Rossington blieb ebenso bestehen wie ihre Songs. Ihr Einfluss in der Szene ist heute noch enorm, und mit ihren beiden letzten Alben haben sie der Rockwelt zwei weitere starke Werke hinterlassen. Auch live sind sie in den Staaten immer noch sehr aktiv, nach Europa verschlägt es LYNYRD SYNYRD seltener. Nach drei Jahren gibt es lediglich ein Konzert in Deutschland, welches sich NECKBREAKER nicht entgehen lassen durfte. Wie steif wehte die Südstaatenfahne an diesem Abend in der Ludwigsburger MHP Arena?

JARED JAMES NICHOLS
Auch wenn allgemein bekannt ist, dass nur Wisconsin schlimmer ist als die Hölle, können von dort dennoch – oder gerade deshalb? – sehr gute Bands stammen. JARED JAMES NICHOLS, Gitarrist und Sänger bot mit seinen zwei Begleitern der Rhythmussektion eine Vorstellung für die das Wort „passabel" einem Affront gleichkäme. Nicht nur dass einmal wieder eindrücklich bewiesen wurde, dass es das klassische Threepiece unter Umständen besser und lauter krachen lassen kann, als so manche Combo mit typischerweise vier oder mehr Mitgliedern, sondern auch, dass man kein Mann mittleren Alters sein muss um richtig guten Blues-Rock zu zelebrieren.

So sahen dies ebenfalls die Zuschauer in der MHP-Arena in Ludwigsburg, welche die drei Jungs bereits nach wenigen Klängen ins Herz geschlossen hatten. Ob nun schnelle Songs oder getragene Nummern, die bis ganz weit in die Vergangenheit und noch viel tiefer in die Sümpfe gingen, JARED JAMES NICHOLS und seine Mannen beherrschen beides. Damit straften somit etwaige Klischees über Alter und Herkunft Lügen. Besonders eindrucksvoll präsentierte sich die Band bei ihrem Song „Can You Feel It", der im typischen Sing-Along-Spielchen mündete und von den Fans frenetisch mitgeschrieen wurde und dies obwohl die Truppe (noch) nicht allzu vielen ein Begriff sein dürfte.

och wer das Herz am rechten Fleck, respektive die Leidenschaft zur Musik so zur Schau trägt und auf der Bühne Vollgas gibt, der kann auch ein Publikum überzeugen und bewegen. Ehrlich, sympathisch, spielerisch sehr geschlossen und mit dem nötigen Feingefühl gab es nichts zu bemängeln. Mit dem Frontmann könnte die junge Bluesgeneration zudem ihren Pin-Up-Boy bekommen. Dass am Ende die Band vor ihrem Merchandise-Stand nahezu jeden Besucher abfing um mit ihm zu erzählen, sprach Bände. Ebenso, dass bereits eine halbe Stunde nach dem Konzert kein Exemplar ihrer Platte „Old Glory & The Wild Revival" mehr erhältlich war. (David)

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LYNYRD SKYNYRD
Als kurz vor 21 Uhr das Licht in der Basketballhalle erneut ausging, war der Jubel ohrenbetäubend. Zuerst wurden die Anhänger mit den Klängen des AC/DC-Gassenhauers "Thunderstruck" allein gelassen, der sich an die Classic Rock-Mischung in der Pause anschloss und so die Stimmung nach dem Support hoch hielt. Fast schon obligatorisch stieg man mit ihrem nicht ganz nett gemeinten Gruß an ihr damaliges Label, der ja schon den Liveklassiker "One More From The Road" eröffnete, in das Set ein. Vom ersten Moment an war die Verbindung zwischen der Band und der ausverkauften Arena zu spüren.

Dem lauten Jubel setzten die Southern Man sogar noch ein paar Dezibel von ihrem trockenen und zielsicheren Sound drauf. Es war unglaublich mit welcher Brillanz und Präzision sie ihre Hymnen von der Rampe ballerten. Dabei sind LYNYRD SKYNYRD alles andere als bloße Techniker, das Feeling liegt ihnen deutlich mehr im Blut. Doch es ist dieses gemeinschaftliche Gefühl, welches die Formation über alle Klippen hievte, das sie zu so einer ungemein kompakten Einheit zusammen schweißt.
Lobe ich ja oft bei den großen alten Bands das Spiel miteinander, so war es hier doch noch mal eine ganz andere Liga. So kommunikativ wie die sieben Herren und zwei Damen präsentierten sich mir nur ganz selten Musiker auf der Bühne. Ständige Scherze, Aufforderungen dem anderen das Rampenlicht zu überlassen und Verbrüderungsszene habe ich noch nie beobachten dürfen. Für ihr Alter zum Teil noch sehr aktiv, mit einer unglaublichen Präsenz wussten sie die riesige Bühne problemlos zu füllen.

Allen voran natürlich Johnny van Zandt, welcher den Job seines Bruders verinnerlicht hat, der ständig umher lief, seinen Mikroständer dabei herum schleppte wie der Bauarbeiter seine Schaufel. In den Soloparts präsentierte er seine Mitstreiter oder feuerte das Publikum an. Als ob das nötig gewesen wäre, denn die MHP Arena hatte sich längst in ein Tollhaus verwandelt. Sein kumpelhafter Charme kam sehr gut beim Publikum an, einer der sympathischsten Frontmänner der Geschichte, immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
Ihm zu Seite standen vor allem die beiden langjährigen Gitarristen Gary Rossington und der zwischenzeitliche BLACKFOOT-Fronter Ricky Medlocke. Gerade letzterer erwischte einen genialen Tag, war immer vorne zu finden, interagierte permanent mit dem Publikum, riss Grimassen für die Photographen und warf sich in alle erdenklichen Posen. Rossington wirkte ein wenig zurückhaltender, nur selten gab er einen Blick in seine Augen preis, so tief hing ihm der Cowboyhut im Gesicht.

Ihr Spiel war phänomenal, denn mit Mark "Sparky" Matejka haben sie einen dritten Mitstreiter gefunden, mit dem sie perfekt harmonieren, und dem sie auch Solospots einräumten. Alles wurde mit unheimlich viel Gefühl dargeboten, jeder einzelne Ton regelrecht zelebriert. Dabei sind sie nicht nur im Bluesrock zuhause, der wahre Southern Rock beinhaltet auch Folk, Country oder Bluegrass. Man merkte, dass ihre Musik aus dem Herzen Amerikas kommt, aus dem Dreck der Felder und dem Traum von Freiheit.
Eine Freiheit, die Rockmusik wie kaum ein anders Medium trägt, eine Freiheit die Völker vereinigt. Vor dem Lied über den einfachen Mann fragte Johnny van Zandt sein Publikum höflich, ob er die Fahne unseres Landes als Zeichen der Völkerverständigung zu seiner arg abgenutzten US-Flagge hängen darf, was dieses begrüßte. Die einfachen Männer sind die Musiker selbst geblieben, trotz ihres Ruhmes haben sie die Bodenhaftung nie verloren. Auch die Rockstarposen wirkten nie überheblich, sondern von einer gewissen Erhabenheit, eine Ehrlichkeit, welche die Fans zu schätzen wissen.

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Wenn sich das Triple Axe-Kombinat zusammen mit Bassist Johnny Colt an vorderster Front traf, um im Gleichtakt ihre Instrumente zu schwingen, war das die schiere Macht. Jener Viersaiter ist sich auch nicht zu schade, das Erbe des schon immer angenehm schrägen Leon Wilkeson anzutreten. Zwar wechselte er nicht nach jedem Song seine Kopfbedeckung, doch ein paar nette Requisiten zauberte er sich schon auf den Kopf, der schon alleine wegen seines imposanten Bartes auffällig war.
Meist war er in der hinteren Reihe zwischen den beiden Backgrounddamen Carol Chase und Dale Krantz-Rossington zu finden. Hinten erledigten auch Michael Cartellone und Peter Keys ihre Arbeit mit Hingabe. Der Drummer wusste sich immer gegen den Höllensound der drei Äxte durchzusetzen. Seine kraftvollen Schübe timte er so punktgenau, dass er die Songs noch mehr voran trieb. Der Mann an den Tasten fand egal ob auf der Orgel oder dem Honky Tonk-Piano immer den richtigen Ton und durfte die obligatorische Zugabe sogar alleine anstimmen.

Diese kam für alle Anwesenden nach 75 Minuten ein wenig zu früh, was der einzige Wermutstropfen des Abends war. Vor allem, wenn man bedenkt, dass kein Titel der aktuellen Alben den Weg ins Set fand. Doch welchen Klassiker hätte man weglassen wollen, selbst hier fielen einem noch einige ein, die man vermisste. Die Intensität des Konzertes fand nun ihren Höhepunkt, schon beim Über-Hit am Ende des regulären Sets stand auch der Letzte auf den Rängen.
Bei einer der größten Kompositionen der Geschichte sang dann ebenso jeder mit, bevor sich die Band mit der endlosen Leadjam endgültig in den völligen Rausch spielte. Zuerst zierte ein riesiger Adler das Backdrop, als dann die Solosalven über das Auditorium hinweg rollten, war das Licht auf die monströse Discokugel an der Bühnendecke konzentriert. Es schien so, als würde sich die gesamte Halle drehen, was die Wirkung der Musik noch verstärkte.
Beim Schlussakkord wachte Ludwigsburg kollektiv aus einem wunderschönen Traum auf, dem Traum von grenzenloser Freiheit, den man eineinhalb Stunden träumen durfte. Gebracht von einer Band, die vielleicht größer ist als ihre Mitglieder. Das nährt die Hoffnung, dass sie nie sterben wird, egal was ihr noch widerfährt. Denn sie darf einfach nicht sterben, wir brauchen sie! (Pfälzer)

Setlist LYNYRD SKYNYRD:
Working For MCA
I Ain´t The One
Call Me The Breeze
What´s Your Name
That Smell
Saturday Night Special
The Needle And The Spoon
I Need You
Simple Man
Mississipi Kid
Thuesday Gone
Gimme Three Steps
Sweet Home Alabama
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Free Bird

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Alle Photos von Pfälzer

Vielen Dank an Arnulf Woock vom Music Circus

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