20150330 Rock Revelation TourNachdem es bereits 2014 eine Rock Revelation Tour, damals mit GRAND MAGUS, AUDREY HORNE, ZODIAC und THE VINTAGE CARAVAN gegeben hatte, konnte man eigentlich ohne einen großen Verlust befürchten zu müssen, Haus und Hof darauf verwetten, dass in diesem Jahr die BLUES PILLS, die Senkrechtstarter der letzten 18 Monate der Rock und Blues Szene, die Rock Revelation Tour headlinen werden. In der Karriereplanung macht es jedenfalls Sinn sich vor den Sommerfestivals im Frühjahr nochmals zu präsentieren, bevor auf die Band die Königsaufgabe wartet: dem großartigen Debütwerk einen adäquaten Nachfolger zur Seite zu stellen. Das ist Zukunftsmusik, mit den besagten BLUES PILLS als Headliner, den schweißtreibend rockenden TRUCKFIGHTERS, den psychedelisch-doomigen JEX THOTH und den Folk inspirierten THREE SEASONS hat RTN ein buntes Programm zusammengestellt, das unterstrich, dass bei einer solchen Tour nicht alle Bands haargenau gleich klingen müssen. (Maik)

THREE SEASONS
Ich dachte zuerst das wäre das Motto der Tour, bis mir jemand versicherte, dass an diesem Abend vier Bands spielen. Nun gut, ich bin pünktlich in der Garage und gehe erstmal auf die Suche nach einem leckeren Weizen zur Einstimmung für meine Frau und mich. Recht pünktlich um 18:00 Uhr erklingen plötzlich Gitarrenakkorde, welche eher an einen unfertigen Soundcheck erinnern. THREE SEASONS haben schon ihre Plätze eingenommen und Frontman Sartez Faraj schrammelt sich gemächlich durch das erste Lied. Die dünne hohe Stimme löst beim manchem Zuschauer eher Unbehagen als Freude am Konzert aus. Vor den Schweden haben sich schon einige interessierte Nasen versammelt, die Richtung Bühne blicken und im Takt des entspannten Gedudels mitwippen.

Für mich ist die Musik, trotz ihrer Ausrichtung auf 60er und 70er Jahre Rock und fast originalem Sound, eher ein eintöniger Brei, da sich im ersten Moment alles gleich und irgendwie nach Jamsession anhört. Dass die Band, die erst seit 2009 existiert, schon drei Alben am Start hat, erfahre ich erst als ich am Merchstand schnuse. (Wenn man google im nachhinein bemüht, wird man erstaunt feststellen, dass die Jungs sogar Chartplazierungen in Schweden aufweisen können. Ein Grund mehr, sich nicht vom schlechten Sound verschrecken zu lassen und noch einmal nachzufassen.)

Bandkopf Sartez Faraj spricht das ein oder andere Mal sogar von "seiner" Band, als wären der Mann an der Hammond-Orgel, Basser Olle Risberg und der neue Drummer nur angeheuerte Marionetten. Die Ansagen sind auch etwas befremdlich, wenn von diesem oder jenem Song von Album 1, 2 oder 3 gesprochen wird.
Gerade als die Band dann so richtig Fahrt aufnimmt (und meine Laune zunimmt), ist die Spielzeit von gerade mal einer halben Stunde schon vorbei. THREE SEASONS werden von den circa 100 anwesenden Zuschauern ganz ordentlich verabschiedet, wobei die betretenen Gesichter der Musiker anschließend am Merchstand erkennen lassen, dass man da auf vorherigen Konzerten der Tour schon mehr Enthusiasmus erlebt hat. (Andreas)

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JEX THOTH
Als meine Wenigkeit dann nach getanem Tagewerk die Garage betrat, hatten die Kalifornier bereits begonnen. Den Hippiespirit, für den ihre Heimatstadt einst berühmt war, haben sie outfittechnisch und auch in vielen Momenten musikalisch herüber gerettet. Doch in ihrer Version scheint, der "Sunshine State" nur herzlich wenig durch, Jessica Toth und ihre Mannen agieren weitaus schwermütiger und molltönender, der Doom bestimmt weite Teile ihres Schaffens. Doch auch eben jene psychedelische Note wirkte sich aus, was die Sache sehr interessant gestaltet.

Interessant war vor allem die namensgebende Frontfrau, die das Epizentrum der Show bildete. Völlig entrückt und scheinbar in ihrer eigenen Welt tänzelte die Dame auf der Bühne umher, gebärdete sich sehr exzentrisch. Doch man kann sich ihrer Wirkung kaum entziehen, sie unterstrich mit der Gestik, so sonderbar man siese nun finden mochte, die Musik perfekt, womit sich das Ganze zum Gesamtkunstwerk aufschwang.
Zu dem gehörte auch der übermäßige Gebrauch von Räucherwaren aller Art, die in den langen Jampassagen immer wieder entzündet wurden. Öfter stieg sie mit irgendwelchen glimmenden Gegenständen von der Bühne herab und zündelte den Zuschauern direkt vor der Nase. Dabei nahm diese Schamanin, eine okkulte Ausgabe von Patti Smith, keine Gelegenheit zur Kontaktaufnahme wahr, zelebrierte ihre vernebelten Messen ohne Regung. Auch sonst kam keine Ansage von Jessica, sie sprach nur durch die Musik zu den Anwesenden, selbst wenn sie ihnen nahe war, schien sie doch weit entfernt.

Glücklicherweise war das aber bei weitem nicht alles, was die Band zu bieten hatte, auch musikalisch wurde hier bemerkenswert aufgetischt. Dabei waren Songtitel wie "Raven Nor The Spirit" oder "The Banishment" nicht wirklich wichtig, alles schien ineinander zu gleiten auf den sanften Flügeln der Traurigkeit. Matt Jacobs war an der Gitarre völlig in sein Spiel versunken, seine melodischen Leadpassagen erstreckten sich oft über Minuten. Dabei kniete er teilweise direkt vor seinem Monitor, um sich seinen in Zeitlupe rinnenden Klängen nahe sein zu können.
Der unbekannte Keyboarder legte dazu haufenweise schwebende Teppiche darunter, während Bassist Danny Gonzalez hinter ihm immer wieder ein Effektgerät bediente, dessen blubbernde Soundscapes die Lavalampen vermissen ließen. Zusammen mit dem sehr effektiv ergänzenden Nick Johnson an den Drums webten sie ein ungemein dichtes Klanggeflecht. Dessen hypnotischer Wirkung konnte man sich, vor allem in Verbindung mit der extravaganten Sängerin kaum entziehen. Alles war im steten Fluss und man sehnte den nächsten Ton förmlich herbei, der sich so wunderbar an die vorherigen reihte. Eine außergewöhnliche Show, die mehr Applaus verdient gehabt hätte. (Pfälzer)

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TRUCKFIGHTERS
Nach einer angemessenen Pause, um sich von den „Düften" und dieser seltsamen Atmosphäre nach JEX THOTH zu befreien, durften die TRUCKFIGHTERS, die interessanterweise aus der gleichen kleinen Stadt kommen wie Teile der BLUES PILLS, anschließend eine Stunde lang ein wahres Kontrastprogramm setzen. Lag der Schwerpunkt bei JEX THOTH auf den Elementen Langsamkeit, Schwere und Atmosphäre, so sind die TRUCKFIGHTERS eine pure Rock n' Roll Band, und mit Abstand die härteste des Abends.
Die Leute, die nur wegen den BLUES PILLS gekommen waren, hatten mit dem trockenen Stoner Rock des Trios sicherlich so ihre kleine Problemchen, auf der anderen Seite herrschte im ersten Drittel der Halle eine gute und ausgelassene Stimmung und die bereits seit 2001 aktive Band hatte durchaus ihre eigenen Fans. Live sind die TRUCKFIGHTERS, die mich stark an HELLFUELED erinnerten, auch eine sehenswerte Band, was allen voran daran liegt, dass der gleich mit nacktem Oberkörper auf die Bühne marschierende Gitarrist Niklas Källgren ständig in Bewegung war, poste, seine Gitarre hinter Kopf und Rücken spielte und mit seinem gesamten Auftritt eher in eine Sleaze Rock Band passte.

Auch von der Lautstärke her (es war zu laut!) waren die TRUCKFIGHTERS die Exoten des Billings, zu den gespielten Songs kann ich aus eigener Quelle nichts sagen, da ich die Band vorher nur dem Namen nach kannte, besonders gefielen die längeren Instrumentalpassagen, viel hängen blieb allerdings nicht, das können und konnten die Vorbilder SOUNDGARDEN und KYUSS besser.
Insgesamt ein gelungener Auftritt, trotzdem wartete nicht nur ich an diesem Abend eigentlich nur auf die BLUES PILLS.

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BLUES PILLS
Nach dem schweißtreibenden Gig der TRUCKFIGHTERS wurde erst einmal die Bühne von sämtlichem Ballast befreit und der obligatorische Teppich ausgelegt, damit die barfuß auftretende Elin Larsson auch ja keine kalten Füße bekommt. Da der Gig ein paar Tage zuvor in Genf wegen einer Krankheit von Elin abgesagt werden musste, machte man sich im Vorfeld schon so seine Gedanken, ob die junge Schwedin gesanglich auf der Höhe sein wird, doch bereits nach wenigen Minuten des Openers „High Class Woman" konnte man beruhigt sein und den restlichen Abend genießen. Der Sound war zum Glück nicht mehr ganz so laut wie bei den TRUCKFIGHTERS, insgesamt fiel wieder einmal auf, dass die BLUES PILLS, die grundsätzlich mit ihrer Musik ganze Generationen von Rock, Metal und Bluesfans vereinen, live deutlich härter und krachiger rüberkommen. Das muss kein Nachteil sein, solange man es schafft eine Halbballade wie „Little Sun" ansprechend rüberzubringen, für mein Empfinden liegt die Stärke der Band gerade in diesen Momenten, wenn Gesang und Gitarre in den Vordergrund rücken, wie auch in „Dig In" oder „No Hope Left For Me".
Bei einer Band, die gerade einmal ein 40-minütiges Studioalbum und einige EPs draußen hat, stellt sich die Setlist quasi von alleine auf, Überraschungen suchte man vergeblich, für mich persönlich stellte sich nur die Frage, werden sie das unfassbar geniale „The River" spielen und sie taten es ...nicht!

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Schade, dafür muss man es der Band anrechnen, dass sie ihre Songs nicht als reine Kopie der Studioversionen herunterspielten, sondern immer wieder zusätzliche Instrumental-Parts einbauten, das macht die Angelegenheit um einiges spannender, wenn man die Band bereits kennt und damit kann man natürlich auch noch etwas an Spielzeit herausholen, die mit 70 Minuten im erwartbaren Bereich lag. Dreh- und Angelpunkt der Band ist wie bereits erwähnt nach wie vor Elin, Bassist Zack Anderson versteckte sich die ganze Zeit hinter seinen langen Haaren und das Wunderkind Dorian Sorriaux wirkte wie eh und je noch sehr introvertiert und auf sein eigenes grandioses Spiel fixiert, dafür punktete er mit gutem Geschmack bei der Auswahl seines Hemdes (warum verticken Bands nicht sowas als Merchandise, sondern immer nur hässliche Shirts mit den immer gleichen Motiven?).

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Verglichen mit der Euphorie und den Reaktionen des Publikums vor einigen Monaten in Kaiserslautern war das hier sicherlich nicht der beste Gig der Band, man merkt schon, dass die BLUES PILLS inzwischen etwas in einem Trott gefangen sind, der erst mit der zweiten Platte beendet sein wird, umgekehrt wurde im Laufe der 70 Minuten trotzdem deutlich, dass diese Band auch an einem eher durchschnittlichen Tag etwas ganz Besonderes ist. (Maik)

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