OBITUARY2012Nostalgisch ging es vergangenen Freitag im Trierer Exzellenzhaus zu, als neben zwei Vorbands zwei alte feurige  Eisen namens MACABRE und OBITUARY aufspielten. Deren bezeichnende Tour "Rotting Slow in Europe" machte nach Ludwigsburg auch im Rheinland einen Zwischenstopp, um alles, was es  ins Exil zu quetschen gibt, hellauf zu begeistern. Kein Wunder, ist das Motto von OBITUARY auf der Tour doch einzig auf die Songs der ersten drei Alben konzentriert, mit denen die Amis ihren bis heute andauernden guten Ruf ausgebaut haben. MACABRE waren quasi als Co-Headliner dabei sowie die beiden Supportbands PSYCROPTIC und THE AMENTA. Über diese Bands hörte ich bis dato nur sehr wenig, und das sollte sich auch nicht besonders ändern, da ich erst zum Ende des Sets von PSYCROPTIC anreiste und somit THE AMENTA leider vollständig verpasste.
Black Metal ist eh nicht meine Welt, die angemalten Gesichter von THE AMENTA standen allerdings am Merchstand Rede und Antwort und taten alles, um ihre Chance zu nutzen, doch ein paar Anwesende als Fans zu gewinnen. Laut einigen stichprobenartigen Urteilen des Publikums soll der Auftritt allerdings recht langweilig gewesen sein, und das auch noch unter  soundtechnisch räudigsten Bedingungen. Soll das nicht so bei Black Metal?

PSYCROPTIC habe ich noch dunkel als Technical Death Metal im Hinterkopf, allerdings konnte ich mir mangels Sound kaum ein Bild von ihnen machen, und optisch war auch nicht viel zu holen, da aufgrund meiner Verspätung ein Durchkommen nach vorne so gut wie ausgeschlossen war, auch wenn die vermehrte Schweißbildung ein Durchschlüpfen auf jeden Fall begünstigt hätte. Klang jedenfalls wie ATHEIST auf 45 RPM und rückwärts abgespielt. Auf Platte sollen sie aber wesentlich besser rüberkommen. Aber fast alle Metalheads kamen erst jetzt im Anschluss auf ihre Kosten.

MACABRE
Das Trio aus Chicago steht seit 1985 auf der Bühne, und das auch noch im fast gleichen Outfit, mit der gleichen Thematik, der gleichen Musik und vor allem in der gleichen Besetzung. Alleine diese Tatsache ist schon eine besondere Anerkennung wert, wenn auch ihre teils extreme Musik bestimmt nicht jedermanns Sache ist. Aber MACABRE live zu erleben ist immer wieder sehens- und hörenswert. Die drei Rednecks sind durch die Bank durchweg hochtalentierte Musiker, denen keine Grenzüberschreitung zuviel ist. Vor allem Denis The Menace an der Schießbude sorgt immer wieder für Begeisterung vor und hinter der Bühne.

Nach einigen Soundproblemen hatten sich die Serienmörderfans warmgespielt und zogen die Blutspur quer durch ihre Diskografie. A propos warmspielen: Es war mal wieder so scheissenheiss in dem Bunker, dass Denis schon direkt sein Shirt auszog und nach jedem Song hechelnd und japsend vor dem 70er Jahre Ventilator hängte. Später musste er allerdings darauf verzichten, denn da wurde das Gerät zum Kühlen des Bassamps benötigt, der aufgrund Überhitzung den Geist aufgab, was Basser Nefarious nach Zuhilfenahme seiner Hornbrille bestätigte. Die Stimmung war dennoch weiterhin überhitzt, die Fans feierten ihre Hackebeilhelden ab, warfen Bierbecher auf die Bühne, stürmten stellenweise die Bühne und rissen dabei auch mal das Kabel aus Corporate Deaths Verzerrer und ließen somit den Song "Hitchhiker" abbrechen, was aber der Band sichtlich keinen großen Ärger bereitete. Genau das macht eine professionelle und routinierte Band aus: Die Fans sollen Spaß haben, wenn auch ebensolche Zwischenfälle nicht gerade für Erheiterung sorgen, aber das lassen sich die wahren Profis nicht anmerken. Auch wenn das Set dadurch gekürzt wurde, so hatten Musiker wie Fans einen Heidenspaß und ließen nach einer knappen Stunde die eigentlichen Headliner auf die nasse Bühne, nachdem sie noch die Fans zum gemeinsamen Biertrinken und Grasrauchen eingeladen hatten.

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Setlist MACABRE:

Dog Guts
The Ice Man
Nero's Inferno
Nightstalker
What The Heck Richard Speck
Dracula
Serial Killer
Mary Bell
Zodiac
Hitchhiker
Vampire Of Düsseldorf


OBITUARY

Deren Soundcheck zog sich schon schwer hin, aber das ließ die Fans die Stimmung noch eher hochkochen statt Frust aufkommen. Dank der Security und mangels Fotograben durfte ich ja dann auch auf eine Bühnenecke zum Fotografieren und konnte somit nicht nur das Geschehen hautnah miterleben, sondern bekam auch ausschließlich den vollen Bühnensound mit, der bestimmt mit der Frontbeschallung mithalten konnte. Als der Florida-Fünfer endlich loslegte, gab es kein Halten mehr für die Fans, und der eh schon hohe Luftfeuchtigkeitsgrad kam an die Grenze zum Regen. Die Nebelmaschine machte sich überflüssig, denn hier war eh schon alles am Dampfen und Nebeln. Mit jeweils durchschnittlich drei Tracks aus den ersten drei Alben wurde der Moshpit zum Kochen gebracht. Es reihte sich Klassiker an Klassiker, keinen der Fans schien die in Strömen fließende Brühe zu stören, nur einer in der ersten Reihe bevorzugte ein Nickerchen auf der Monitorbox, den Kopf auf der Bierflasche abgestützt, sehr zur Erheiterung von Trevor Peres.

Insgesamt waren die ach so bösen Todesmetaller bei bester Laune, es wurde viel gelacht und gewitzelt auf der Bühne, man reagierte auf Gesten und Zurufe aus dem Publikum. Auch wenn  JohnTardy mal den Einsatz verpasste wie bei "Chopped In Half", wurde dies als Aufheiterung gesehen. Man nahm sich selber nicht allzu ernst, spielte jedoch routiniert und gekonnt die Songs runter. Hier standen betagte Männer auf der Bühne, die allerdings nicht nur aufgrund ihres musikalisch gesehen hohen Alters schonmal agiler waren, sondern auch wegen der fast unerträglichen tropischen Hitze in dem Kellergewölbe trotz winternahen Außentemperaturen. Und gerade die Mattenkönige John Tardy und Trevor Peres - der scheinbar immer dünner wird - schwangen diese höchstens gerne mal als Ventilatorersatz. Aber auch der mir unbekannte zweite Gitarrist geriet unter seiner amtlichen Mähne mächtig ins Schwitzen. Altstar-Basser Terry Butler musste mit seiner mittlerweile fassgleichen Figur nur wenig tun, um literweise Wasser zu verlieren. Donald Tardy machte da wirklich noch die beste Figur hinter dem Drumkit und all den Scheinwerfern. Wenn er auch wirklich eine abgespeckte Version seines Könnens abspulte, so gab es doch nach den Zugaberufen erstmal ein kleines Drumsolo, was man ja immer mit verschiedenen Meinungen bewertet. Donald übertrieb es nicht allzu wahnsinnig, so konnten seine Kollegen noch etwas verschnaufen und zum kleinen Zugabeteil nochmal alles geben. Nach etwa 90 Minuten war es dann aber auch wirklich mal an der Zeit, backstage die Füße hochzulegen und den verschwitzten Körper zu regenerieren. Von wegen, erst gab es noch eine kleine Plausch- und Fotorunde auf der Bühne, dann luden sie noch Fans backstage zum Knipsen ein, und schließlich machte der ein oder andere von OBITUARY auch noch die Runde in der Menge, die nach all dem guten Werk immer noch nicht genug Tampa abbekommen haben. Das nenne ich Fannähe nach knappen 25 Jahren, Respekt.

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Setlist OBITUARY:

Stink-Stop (Instrumental)
Intoxicated
Bloodsoaked
Immortal Visions
Gates To Hell
Infected
Cause Of Death
Chopped In Half
Turned Inside Out
Body Bag
Back To One
Killing Time
The End Complete
Dead Silence
Drum Solo / I'm In Pain
Slowly We Rot

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Ein insgesamt mehr als gelungener Abend, zumindest die von mir erlebten Bands haben alles gegeben, und die Beständigkeit und Bodenständigkeit von Bands wie MACABRE und OBITUARY suchen seinesgleichen, gerade weil beide schon ihr Vierteljahrhundert auf dem Buckel haben. Aber diesen Bands ist nichts zu schade, sie haben wie eh und je Spaß an der Musik, dem Live-Erlebnis und dem Bad in der Menge. Hut ab, mein Death-Metal-Herz schlägt seit diesem Tag wieder höher. (Jochen)

Alle Fotos: Jochen

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