joebonamassa_tourplakat_2012Besonders viele relevante Bands für Freunde härterer Musik lassen sich im E-Werk in Saarbrücken ja nicht gerade blicken und so war ich 2006 das letzte Mal zu MOTÖRHEAD und OVERKILL in der Halle. Doch am 06.03.2012 lud der Bluesmeister JOE BONAMASSA zu einem Konzertabend. Trotz gesalzener Ticketpreise über 52 Euro aufwärts, war der Gig sehr gut besucht. Die Tour läuft unter dem Motto seines vor knapp einem Jahr erschienenen Albums "Dust Bowl" und führt ihn in fünf deutsche Städte. Die zweite Station sollte dann die saarländische Hauptstadt sein. Nachdem Kollege Maik und ich die vorgesehenen Plätze eingenommen hatten, hieß es warten bis 20 Uhr.

Die Zeit bis dahin wurde unter anderem mit IRON MAIDEN´s "Two Minutes To Midnight" unmittelbar vor der Show überbrückt. Pünktlich wie die Tagesschau eröffnete BONAMASSA sein Set mit "Slow Train", dem Opener der aktuellen Scheibe. Welch ein Eröffnungsstück! Der Song walzt einen wie der Name schon sagt nieder und man fühlt sich regelrecht platt danach. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist dieser Abend eine völlig neue Erfahrung für mich, denn bisher habe ich noch nie bei einem Konzert gessessen. Der Zug war langsam und mächtig, aber die Band um den Saitenhexer zog das Tempo an und spielte das flotte "Last Kiss". Als Ausgleich folgte etwas ruhiges: nämlich ein dramatisches Cover von Großmeister GARY MOORE´s wunderschönem "Midnight Blues". Dann folgten zwei Nummern des noch aktuellen Albums "Dust Bowl". Der Titeltrack wurde trotz reduzierter Instrumentierung gelungen umgesetzt und auch "You Better Watch Yourself", die Wah-Wah-geschwängerte Nummer kam super. Das Wechselspiel zwischen ruhigen Momenten und härteren Stücken gelang auch beim folgenden Meisterwerk "Sloe Gin" und dem göttlichen "The Ballad Of John Henry". Ersterer ist purer Blues, leidend und zutiefst emotional vorgetragen von einem Bonamassa, der gut bei Stimme war und mit fantastischem Gitarrenspiel glänzte. Letzterer wurde vom Meister als sein einziger beinahe-Hit angekündigt und weißt mit seinem Dampfhammer-Riff schon dezente Doom Metal-Anleihen auf und erinnert vom Keyboard-Einsatz her an DEEP PURPLE. Ein vor Heavyness nur so strotzender Ohrwurm, der durch den stellenweise zerbrechlich gefühlvollen Einsatz von BONAMASSA´s Stimme einen Wahnsinns-Drive aufbaut. Als ob das nicht schon genug wäre, gab´s bei diesem Song auch noch einen Showeffekt. Das Theremin, ein Musikinstrument, das berührungslos gespielt wird kam nämlich zum Einsatz. Dabei beeinflusst die elektrische Kapazität des menschlichen Körpers ein elektromagnetisches Feld. Die Sounds die dabei heraus kamen erinnerten an eine Sirene.

Der vielbeschäftigte Gitarrenvirtuose war nicht gerade gesprächig, begrüßte das Publikum erst nach 45 Minuten und versprach seinen loyalen Fans, dass sich auf seinem im Mai erscheinenden 14. Longplayer ebenfalls keine Hits zu finden sein werden. Weiter gings mit dem "Lonesome Road Blues", dem etwas nachdenklicheren "Happier Times" und dem treibenden "Steal Your Heart Away" vom 2010er Langeisen "Black Rock". Im Anschluss huldigte der in einen schicken grauen Anzug gehüllte Gitarrenheld zwei weiteren Ikonen der Musikgeschichte: er coverte nämlich "Blues Deluxe" von JEFF BECK und den "Young Man Blues" von THE WHO. Bei letztgenanntem lieferte er sich ein ausgiebes Duell mit dem Tier hinter der Schießbude Tal Bergman und zockte sogar originalgetreu mit einer doppelhälsigen Gibson SG "Stairway To Heaven" an. Das Format seiner Mitmusiker sollte an dieser Stelle sowieso noch Erwähnung finden. Carmine Rojas pumpende Bassläufe und Rick Melicks effektiv eingesetzte Keys ergänzten sich super mit dem famosen Gitarrenspiel des Meisters. Dann war es an der Zeit die Akustikgitarre auszupacken. Wer aber dachte, es würde ruhiger oder unspektakulärer zugehen, der hatte sich getäuscht, denn was dieser Mann seiner Akustikklampfe entlockt ist einfach nur sensationell. In ein etwa zehnminütiges Solo platzierte er das tolle Stück "Woke Up Dreaming" und sorgte für einige offene Münder. Danach wechselte der Meister wieder zur E-Gitarre und spielte gemeinsam mit seiner Band das sensationell berührende Instrumental "Django" sowie die Ballade "Mountain Time".

Anschließend verließ die Band die Bühne, doch nach nicht enden wollendem Applaus und einer knapp zweiminütigen Wartezeit betraten die Musiker wieder die Bretter die die Welt bedeuten. Die lange Wartezeit begründete der Guitarhero ironisch damit, dass er seit den letzten 75 Minuten dringend pinkeln musste. Es wäre sogar ein echter Notfall gewesen. Na ja, ging ja dann doch verhältnismäßig schnell. Die Zugabe bestand dann aus ausgedehnten Versionen der wunderschön ruhigen Nummer "Bird On A Wire" und einem mitreißenden Cover des ZZ TOP-Stückes "Just Got Paid", bei der er sich die Flying V umschnallte und das Publikum dazu aufforderte, ihre Sitzplätze zu verlassen und vor die Bühne zu kommen. Die Leute folgten dem Ruf des Bluesmasters und das Gitarrenwunder zeigte nochmal sein ganzes Können. Die Meute feierte ihn zurecht vollkommen ab und er bedankte sich ausgiebig mitsamt seiner Backingband. So ging ein wundervoller Abend zu Ende, bei dem von ganz ruhigen Momenten bis hin zu hartem Rock alles geboten wurde. Fazit: JOE BONAMASSA ist der König des Blues Rock.

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