"Hier bin ich Freak - hier darf ich's sein!" - so die faustischen Worte eines meiner Begleiter, als wir pünktlich um viertel vor fünf bei leichtem Nieselregen das E-Werk in Köln erreichten. Tatsächlich sorgte das bis dahin für uns überraschend junge Publikum für einige Unterhaltung bis endlich die Türen geöffnet wurden. Ein Blick auf die Webseite des E-Werk verriet eine Öffnungszeit von 17 Uhr, der Aufdruck auf der Karte drohte mit einer Öffnungszeit von 18 Uhr - also lieber auf Nummer Sicher gehen, denn die Eintrittskarte kündigte auch einen Special Guest an, und den wollten wir natürlich nicht verpassen.

Und wieder einmal waren es die Besucher die einem das ungemütliche Warten versüßten und für leckere Randnotizen sorgten: Bei bereits einsetzendem Schneeregen zeigte ein Blick in die Runde verfrorene Gesichter mit teilweise bizarren oder sogar lustigen Corpse-Paint-Kreationen. Allen voran sei eine Gruppe zu nennen, die sich trotz schwarzmetallischer Bemalungen nicht zu schade war, unter (wahrscheinlich) starkem Alkoholeinfluss die wartende Meute mit Liedern wie dem Holzmichl oder diversen Fußball-Schlachtenrufen anzuheizen - mit wenig Erfolg. Respekt verdient auch ein anderer wartender Fan, der bereits eine halbe Stunde vor Öffnung der Türen schon so hackedicht war, dass er sich unter lautem Beifall der Umstehenden vor der Tür die Seele aus dem Leib kotzte. Die zwei Kollegen vom Rettungsdienst, die etwa eine Viertelstunde später eintrafen, konnten ihren torkelnden Patienten nicht zum Mitgehen überreden, sondern zogen unverrichteter Dinge wieder ab, nachdem sie sich zumindest davon überzeugt haben, dass der junge Mann zumindest noch ein paar seiner Sinne beisammen hatte.

Um Viertel vor 6 wurden dann endlich die Türen geöffnet und die Massen strömten in die Halle. Ein kurzer Smalltalk mit dem Techniker am Mischpult enttarnte dann auch den auf der Karte angekündigten Special Guest als Märchen, wonach MOONSPELL also den metallischen Reigen eröffneten. Mit MOONSPELL warm zu werden, fiel mir leider schwer, da der Fünfer aus Portugal mit dem neuen Material von "The Antidote" recht langsame Songs präsentierte. Leider wurde auch vieles von dem sehr dominanten Schlagzeugsound schlicht und einfach weggeblasen und auch der zweite Gitarrist, der für ältere Songs an die Keyboards wechselte, hatte am Anfang vom Set mit technischen Problemen zu kämpfen, weswegen er stellenweise von der Bühne stapfte und wild gestikulierend den Technikern sein Anliegen klarmachte.
Trotz allem ließen sich MOONSPELL aber nicht lumpen und sorgten mit Hits der Alben "Wolfheart" und "Irreligious" auch bei weniger euphorischen Besuchern für heftiges Kopfnicken: Songs wie "Alma Mater", "Vampiria" oder "Opium" funktionieren fast immer und auch der charismatische Frontmann Fernando Ribeiro ließ all seinen südländischen Charme spielen, um das Publikum anzustacheln. Mit "Full Moon Madnes" beendeten MOONSPELL ihren passablen Auftritt und machten die Bühne frei für den Headliner des Abends.

Auftritte von CRADLE OF FILTH sind pures Entertainment - nicht nur während des Auftritts sondern auch davor: alle Techniker beim Umbau und sogar der Mann am Mischpult waren in Mönchskutten gekleidet und Tänzerinnen und bizarre Showelemente sind Pflicht.
Nach einer kurzen Ansage durch einen dieser Mönche, der die "the world's ugliest band" ankündigte, und dem Nymphetamine-Intro starteten die Briten mit "Gilded Cunt" in ihren Set und hämmerten mit "Nemesis" auch gleich einen weiteren Hit des aktuellen Albums ins Publikum. Leider hatten auch CRADLE OF FILTH mit Soundproblemen zu kämpfen, weswegen der Sound hier stellenweise breiig klang und von Sängerin Sarah stellenweise gar nichts zu hören war. Trotzdem spielten sich CRADLE OF FILTH routiniert durch ihr Programm und verzichteten überraschenderweise auf Gassenhauer wie "The Principle of Evil Made Flesh", "Cthulhu Dawn" oder "Dusk And Her Embrace" um Stücken wie "Tortured Soul Asylum", "A Gothic Romance" und "Thirteen Autumns And A Widow" Platz zu machen - eine gute Idee. Die abwechslungsreichen Showeinlagen waren als Gargoyles verkleidete TänzerInnen, eine knapp bekleidete Frau, die einmal an einem Tuch und einmal an einem Seil in schwindelerregender Höhe akrobatische Leistungen vollbrachte und ein Iron Maiden-Eddie-mäßiges Monster, das mit glühenden Augen über die Bühne tappte. Alles in Allem eine klasse Show, die trotz matschigem Sound durch eine überraschende Songauswahl und das professionelle Auftreten der Band überzeugte. Besonders Dani machte auf der Bühne einige Kilometer und sprang abwechselnd auf dem Drumpodest oder am Bühnenrand herum.
Einziger Wehrmutstropfen: Ob es am Sound lag oder anderen Problemen, kann ich hier nicht sagen, doch CRADLE OF FILTH machten im letzten Drittel des Sets einen reichlich angefressenen Eindruck. Dani verzichtete fast gänzlich auf die Ansagen und die Band verabschiedete sich nach "From The Cradle To Enslave" mit einem kurzen "Thank You!" vom Publikum und marschierte von der Bühne.
Damit war aber auch ihre knapp gesteckte Spielzeit vorüber, denn eine Viertelstunde später sollte im E-Werk schon die nächste Veranstaltung stattfinden und die Besucher wurden höflich aber mit Nachdruck von den Ordnern nach draußen gebeten. Ein abruptes Ende eines ansonsten guten Konzertabends...

Setlist Cradle Of Filth:

Satyriasis
Gilded Cunt
Nemesis
Mannequin
Tortured Soul Asylum
A Gothic Romance
Nymphetamine
Her Ghost In The Fog
Thirteen Autumns And A Widow
The Black Goddess Rises
The Forest Whispers My Name
The Promise Of Fever
Mother Of Abominations
From The Cradle To Enslave

(Mika)

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