Interview mit Michael (Emerald)

interview emerald01EMERALD haben nach einer Pause ein neues Album am Start, welches wirklich allerorts nur Lob abstauben kann. Zu Recht! Denn besagter Silberling klingt zeitgemäß ohne die Old-School-Fraktion zu enttäuschen und hat mächtig Feuer im Arsch. Ein klassisches Metal Album, welches die Großen heuer leider nicht mehr auf die Kette bekommen. Gründungsmitglied und Gitarrenheld Michael Vaucher hatte folgendes zu sagen.

Ralf: Hi Michael, wie geht’s denn so in der schönen Schweiz?

Michael: Hi Ralf. Danke es läuft einfach super im Moment. Das neue Album erhält fantastische Kritiken und scheint überall extrem gut anzukommen. Dazu konnten wir auch viele Konzerte buchen für 2017, um das neue Werk zu promoten. Wir können uns also nicht beklagen zur Zeit.

Ralf: Ihr habt ein brandneues Album am Start und ein neues Line-Up. Was habt ihr seit dem letzten Album getrieben?

Michael: Wir sind nach dem Release von „Unleashed“ zum ersten Mal auf große Europatournee gegangen, zusammen mit HELSTAR. Das war ein ganz großes Highlight für uns und eine wirklich tolle Zeit. Leider ist nach dieser Tour unser Sänger Thomas Winkler ausgestiegen (er war unterdessen bereits Mitglied bei GLORYHAMMER geworden und wollte nicht nebenbei noch in einer weiteren Band singen). Unser Gitarrist Manuel Werro verliess die Band fast gleichzeitig aus gesundheitlichen Gründen und der Bassist Adriano Troiano verlor immer mehr die Motivation und wollte sich auf sein Solo-Projekt DISTANT PAST konzentrieren. Wir mussten also die halbe Band erneuern, was viel Zeit und Kraft kostete. Gerade die Suche nach einem neuen passenden Sänger kostete uns schlussendlich mehrere Jahre. Wir sind jetzt aber glücklich, dass es irgendwann doch noch geklappt hat und wir jetzt mit einem hervorragenden neuen Line-Up wieder da sind.

Ralf: Kommen wir zu „Reckoning Day“, ein sehr abwechslungsreiches Album. Unterteilt in einen Konzeptteil „The Burgundian Wars“ und in normale Songs. Ziemlich viel Material auf einmal?

Michael: Ja, wie oben erwähnt waren wir eine ziemlich lange Zeit ohne Sänger, das bedeutete keine Konzerte und viel Zeit für Songwriting. Auch während der Zeit mit George Call waren wie sozusagen zum Warten verdammt. Deshalb konnten wir lange am neuen Material arbeiten, so dass auch bereits 7 Songs stehen für die nächste Platte...
Abwechslungsreich werden die Platten bei uns immer, da wir mehrere Songwriter in der Band haben. Diesmal war das Mini-Konzept von meinem Bruder Thomas Vaucher dabei, welches seinem Geschmack entsprechend sehr melodiös und episch geworden ist, während die „normalen“ Songs dann abgesehen von der Ballade eher dem traditionellen Heavy Metal der alten Schule zugeordnet werden können. Das war bei EMERALD aber schon immer so.

Ralf: Ich dachte ja zuerst, dass George Call singen würde. Warum hat es doch nicht geklappt und warum habt ihr Songs von ihm auf die Platte gepackt?

Michael: Wir hatten schon eine Weile erfolglos einen guten neuen Sänger gesucht, als George Call (ex-OMEN, ASKA) uns von sich aus die Zusammenarbeit anbot. Wir hatten ja bereits in der Vergangenheit mal für einen Song zusammen gearbeitet („Eye Of The Serpent“ vom „Unleashed“ Album) und wussten, dass wir vom Stil und Songwriting her super zusammen passen würden. Der Plan zusammen mit George war eigentlich gewesen, 2014 ein neues Album aufzunehmen und zu veröffentlichen und danach eine gemeinsame Europatournee zu machen. Wir nahmen dann das neue EMERALD Album „Reckoning Day“ im Herbst 2014 komplett auf (ohne Gesang) und schickten alles in die USA für die Gesangsaufnahmen. Leider mussten wir dann nach fast zwei Jahren feststellen, dass George andere Prioritäten hatte als wie versprochen (er stieg irgendwann bei CLOVEN HOOF ein, was sich leider sehr negativ auf uns auswirkte) und so trennten wir uns irgendwann in Freundschaft wieder. 3 Songs aus dieser Zeit sind aber auf dem neuen Album gelandet, weil wir das doch irgendwie noch festhalten wollten und das Resultat einfach viel zu gut war, um es nicht zu verwenden.

Ralf: Alllerdings! Aufgenommen habt ihr mit V. O. Pulver. Wie war die Studioarbeit?

Michael: Dies war jetzt bereits unser drittes Album, welches wir bei V.O. Pulver aufnahmen. V.O. hat bereits vielen Bands wie DESTRUCTION, PRO-PAIN, PANZER oder natürlich POLTERGEIST zu exzellentem Sound verholfen. Er hat vor allem ein super Gespür dafür, den Sound zwar fett und richtig heavy zu gestalten, das Ganze aber trotzdem nicht zu modern aber auch nicht zu altbacken klingen zu lassen. Eine gute Mischung aus Old School und Moderne halt. Zudem ist er ein super angenehmer Typ, hat sehr faire Preise und ist mittlerweile ein richtig guter Freund der Band geworden.

Ralf: Der neue Sänger ist echt klasse, wo seid ihr auf ihn gestoßen?

Michael: Mace Mitchell ist gebürtiger Amerikaner, der aber seit einer Ewigkeit in der Schweiz lebt. Wir sind auf ihn gestoßen, weil er in einer IRON MAIDEN Coverband sang, was natürlich perfekt zu unserem Sound passte. Und wir waren mehr als glücklich, dass es von Beginn an sofort menschlich wie musikalisch super harmonierte und wir so endlich das neue Album fertigstellen konnten.

Ralf: Ihr konntet ja bereits die neuen Stücke live testen, wie kamen sie an?

Michael: Zu unserer großen Freude kommen die neuen Stücke wirklich sehr gut an. Wir haben schon gemerkt, dass zum Beispiel „Horns Up“ eine echte Livehymne geworden ist, die nach den Gigs oft noch von den Fans positiv erwähnt wird. Und auch der Titelsong bringt immer super Stimmung im Publikum.

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Ralf: Das freut mich. Wie lief die Tour mit HELSTAR insgesamt? Wie ist das Gefühl mit seinen Faves die Bühne zu teilen?

Michael: Die Tour lief von den Publikumszahlen her leider nicht so überwältigend. ABER wir hatten mit HELSTAR und THE ORDER OF CHAOS dafür eine unglaublich geile Zeit. Für mich wurde zudem eben ein Traum wahr, zusammen mit den Helden meiner Kindheit jeden Abend die Bühne teilen zu dürfen. Das war am Anfang schon etwas surreal für mich. Und die HELSTAR-Jungs behandelten uns extrem gut, so dass am Schluss tiefe Freundschaften entstanden. Alles in allem ist für mich da ein großer Traum wahr geworden.

Ralf: Ihr habt mittlerweile 8 Alben und seid gut etabliert in der Szene. Reich seid ihr bestimmt nicht gerade. Wie definierst Du für Dich Erfolg?

Michael: Für eine kleine Metal-Band aus einem schweizerischen Provinzdorf haben wir sehr viel erreicht. Wir sind jetzt seit über 20 Jahren schon aktiv, haben seit vielen Jahren einen internationalen Plattenvertrag und damit diverse Alben weltweit veröffentlicht, unzählige Konzerte im In- und Ausland gespielt und können auf eine konstante internationale Anhängerschaft zählen. Das ist für mich weit mehr als ich mir je erträumt hätte und persönlich bereits ein sehr großer Erfolg. Klar, wenn man den Erfolg nur finanziell betrachtet oder in Verkaufszahlen, das ist es relativ bescheiden, aber das ist für eine Heavy Metal Band, welche das alles nicht berufstätig betreibt ja eh ziemlich irrelevant. Reich wird mit einer Band nur ein ganz kleiner Teil an Musikern. All die anderen machen es aus Freude an der Sache und aus Leidenschaft für den Metal.

Ralf: So soll es sein! Was treibt Dich an, immer weiter mit EMERALD zu machen?

Michael: Die Band ist für mich und auch für die anderen EMERALD Members nicht nur ein Hobby sondern die große Leidenschaft. Man steckt unglaublich viel Zeit, Geld und Energie rein, damit so eine Band läuft und all das oben erwähnte möglich wird. Aber schlussendlich gibt es für mich auch nichts Schöneres als auf die Bühne zu gehen und meine Musik mit den Fans zu feiern. Und ich liebe es, Songs zu komponieren, die eigene Musik aufzunehmen und Alben zu veröffentlichen, Konzerte geben und auf Tour gehen oder auch sich an einem stressigen Tag am Abend bei der Bandprobe den ganzen Frust von der Seele spielen etc. All das sind Sachen, warum ich diese Band so liebe.

Ralf: Heutzutage kommt man auch im Metalbereich nicht um soziale Medien oder dem Web herum – wie siehst Du das Ganze?

Michael: Ja, Facebook, Internetauftritt oder auch der Bandchat über WhatsApp, die digitale Welt hat vieles verändert. Aber vieles ist auch sehr wertvoll und nützlich. Ich sehe da viel mehr Positives als Negatives um ehrlich zu sein.

Ralf: Wie wurdest Du damals zum Metalfan bzw. wer hat Dich angefixt?

Michael: Ich war 11 Jahre alt und einer meiner Spielkameraden hatte einen älteren Bruder, der all die coolen LPs und Poster von IRON MAIDEN, SLAYER oder METALLICA in seinem Zimmer hatte. Die Faszination ging ganz am Anfang klar von diesen IRON MAIDEN Postern aus, die mich als Kid schwer beeindruckten. Sowas hatte ich noch nie gesehen. Meine erste Kassette, die ich dann von ihm erhielt war „Somewhere In Time“ von IRON MAIDEN, welche damals gerade brandneu erschienen war. Vorher kannte ich nur Radiomusik, das hat dann meine Welt komplett verändert. Ich weiss auch noch, dass die Kassette, welche ich als nächstes überspielt bekam „Keeper Of The Seven Keys“ von HELLOWEEN und „Master Of Puppets“ von METALLICA enthielt. Tja, damit war dann endgültig alles klar und die Leidenschaft entfacht...

Ralf: Was liegt demnächst an mit EMERALD?

Michael: Wir haben jetzt erstmal 10 Konzerte fürs 2017 in der Schweiz gebucht (verteilt auf die nächsten Monate bis fast Ende Jahr) und versuchen natürlich, bald eine Tournee auf die Beine zu stellen, welche uns auch ins Ausland bringt. Am 26. Mai 2017 spielen wir die Plattentaufe zum neuen Album, wozu wir unsere Freunde von POLTERGEIST als Special Guest verpflichten konnten. Darauf freue ich mich ganz besonders. Wir haben auch einen Videoclip abgedreht zu „Only The Reaper Wins“, welcher wohl nächsten Monat veröffentlicht werden wird. Und neben all diesen Aktivitäten werden wir bereits weiter am nächsten Album arbeiten.
Alle Infos und Neuigkeiten zu Emerald gibt’s unter www.emerald.ch

Vielen Dank für diese tolle Unterstützung, welche wir sehr schätzen!

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(Ralf)

Bildquelle: Band

Kategorie: Interviews