Wolfram Kellner ist schon seit ein paar Jahren das inzwischen nicht mehr so neue Gesicht hinter dem Schlagzeug von J.B.O. Der ehemalige Fiddlers Green-Drummer stand vor dem Auftritt seiner Rosa Armee Fraktion in Illingen bereitwillig Rede und Antwort und philosophierte ein wenig über Politische Karriere, Casting-Shows, das Vokuhilische Pendel und innerparteiliche Kämpfe...

Mika (Neckbreaker): Wolfram, Ihr habt vor einiger Zeit Eure DVD "TV Blöedsinn" herausgebracht...

Wolfram: Ganz kurz...ähm, ist das ein Printmedium oder Online?

Mika: Online, auf neckbreaker.de.

Wolfram: Ah ok, also Du schreibst das dann rein?

Mika: Genau. Also Ihr habt Eure DVD "TV Blöedsinn" rausgebracht. Wie waren die Reaktionen darauf bisher?

Wolfram: Also, euphorischer, als ich befürchtet hab, weil es jetzt auch für mich eine komplett neue Arbeit war. Ich hab noch nie an einer DVD gearbeitet, und für mich war das neu, festzustellen, ob die Fans dieses Konglomerat aus Live und naja, ich würde sagen Slapstick, packen. Es ist natürlich klar, dass ein paar gesagt haben, dass sie gerne etwas mehr Musik drauf gehabt hätten und so, aber dass doch so viele schreiben, dass sie es geil finden - das hat mich gefreut. Also das ist jetzt mein Resümee, erst mal so.

Mika: Denn es gibt ja auch eigentlich eine regelrechte Vollbedienung, wenn ich mich nicht irre? Liveauftritte, dann noch dieses Metal-Casting...was ist noch drauf, denn ich hatte leider noch nicht die Möglichkeit, sie zu sehen. Sie stand zwar auf meinem Weihnachtswunschzettel, aber naja...

Wolfram: (lacht) Ok, Es ist also so, dass wahnsinnig viele Fernsehformate da durch den Kakao gezogen werden und natürlich sind diese Casting-Shows ein Teil davon. Das war uns einfach ein Bedürfnis, denn es hört einfach nicht auf, ne? Jetzt kommt schon wieder die nächste Staffel von diesen Superstars und...

Mika: ...der Horror geht weiter?

Wolfram: Genau, der Horror geht weiter. Heute les ich irgendwo im Vorbeifahren am Bildzeitungs-Automaten, dass da irgendwie jemand jetzt ganz schlimm enttäuscht wurde und so...also irgendwas mit Heulsuse gelesen und ich dachte nur "Au weia!". Also ich weiss gar nicht, wen die da meinen. Ich muss dazu sagen, ich hab meinen Fernseher abgemeldet, seit zwei Jahren schau ich schon kein fern mehr, ich hab auf diesen (lacht) Schwachsinn überhaupt keinen Bock. Mir entgehen natürlich ein paar Sendungen, aber dadurch, dass der ganze DVD-Markt jetzt auch mehr wird und alle kaufen wie die Sau, da könnt ich jetzt glotzen wie die Angst (geile Formulierung! - Mika), indem ich mir jetzt wirklich nur von Kumpels DVDs ausleihe und meistens interessiert mich das dann mehr. (grinst)

Mika: Zumal DVDs auch keine Werbepausen haben...

Wolfram: Exakt!

Mika: Kommen wir mal zu Eurer politischen Karriere. Ihr hattet im letzten Jahr auf der Tour einen politische Karriere angekündigt. Die Fans sind ja quasi ausgerastet, als Ihr Eure Pläne zur Parteigründung und Teilnahme am Wahlkampf eröffnet habt. Jetzt kam Euch die vorgezogene Bundestagswahl aber zuvor, oder wie war das?

Wolfram: Genau, die hat uns einen bitteren Strich durch die Rechnung gemacht. Wenn Du eine Partei gründen möchtest, musst Du ja Stimmen sammeln und so weiter. Letztendlich hätten wir uns auch in die Reihe der klagenden kleinen Parteien einreihen müssen, die auch keine Zeit mehr hatten, sich vorzubereiten. Da gabs ja die ÖDP oder diese Pogo-Partei...da gabs auf jeden Fall wahnsinnig viele Parteien, die eine Klage angekündigt hatten, eine Verfassungsklage, weil sie nicht genug Zeit hatten, in dieser Kürze ihren Wahlkampf zu organisieren. Dem wollten wir uns eigentlich anschließen, doch nicht einmal DAS haben wir geschafft, unsere Klage vorzubereiten, daher haben wir uns gedacht "Ok, wir warten noch eine Legislatur-Periode und werden dann gnadenlos zuschlagen."

Mika: Ihr seid aber noch weiterhin am Start?

Wolfram: (nickend) Die Idee wird weiter verfolgt, ja.

Mika: Denn mit Eurer Gefolgschaft könntet Ihr doch zumindest mal auf kommunaler Ebene vielleicht was reißen.

Wolfram: Dessen bin ich mir sogar ziemlich sicher. (grinst breit) Aber wir sind eine sehr lebendige Demokratie innerhalb unserer Partei und wir streiten uns derzeit noch über die Inhalte, wie wir die so gewichten möchten. Mir persönlich ist natürlich das Bier sehr wichtig, das hab ich auch in meiner "Könige"-Strophe zum Ausdruck gebracht und wir sind da ein bisserl am abwägen und ich muss da sehr streiten, für dieses mir doch sehr wertvolle Feld. Aber ich hoffe, dass ich mich da schon behaupten werde, gegen unseren Herrn Holzmann, Herrn C. und unseren Herrn Bach.

Mika: Ihr hattet auf dem letzten Album einen Song, das "Vokuhilische Pendel", der kommt tierisch an bei einigen, deshalb hatte ein Fan einen Brief an Hannes geschrieben, den er aber scheinbar nicht bekommen hat, in dem es darum ging, diesen Song doch bei der nächsten Gelegenheit auch bitte live zu spielen. Den Brief hab ich Dir auch mal mitgebracht.

Wolfram: (überfliegt den Brief schmunzelnd und mit den Kommentaren "So muss es sein!" und "Ja, es wurde verstanden!") Das ist jetzt natürlich sehr überraschend. Also das "Vokuhilische Pendel" ist ja eigentlich unsere "Bohemian Rhapsody" und es war uns eine ganz besondere Freude, das aufzunehmen. Weil wir so auf klassisches Arrangieren bei diesem Song - ich sag mal - geschissen haben, ist es letztendlich ein Setzkasten übrig gebliebener Ideen. Deshalb auch der Ideenladen-Sketch vorher. Wir müssten da nur ein Konzept finden, wie wir das in einem Konzert dann eben darbieten können. Dabei geht es weniger um das Spielen, also das Handwerkliche, sondern wie man das eben konzeptionell in einen Guss bekommt. Da gibt es wohl auch viele Für und Wider und...darf ich den Brief mitnehmen? Dann werd ich den nämlich mal dem Hannes zukommen lassen und der soll sich mal ein paar Gedanken drüber machen, vielleicht schaffen wir es ja. Ich glaube wir spielen in einem halben Jahr hier wieder...

Mika: Echt? Das wär ja fantastisch...

Wolfram: Ich glaube in Ottweiler (lacht)...ja. (in Vito's Richtung, der am Nebentisch sitzt) Ziehen wir bald hierher um? Nee, oder? (Wolfram meinte allerdings den Gig in Otterstadt, das ist in der Nähe von Speyer - Mika) Also vielleicht schaffen wir es bis dahin, wenn der (in heldenhaftem Tonfall) innerparteiliche Kampf gefochten und eine Entscheidung errungen wurde!

Mika: Prima, damit sind wir auch schon am Ende.

Wolfram: Na echt? Klasse...und das bevor Dich der Tourleiter abwürgen konnte (lacht).

Mika: Genau. Dann mal vielen Dank für das Interview und viel Glück für die Show nachher!

Wolfram: Danke!

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