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Mit "Seven Seals" haben PRIMAL FEAR das wohl bisher stärkste Album ihrer Bandkarriere abgeliefert und sind momentan dabei, das Album mit einer ausgiebigen Tour zu promoten. Als Vorgruppe von Helloween haben die Schwaben dabei einen ausgezeichneten Platz ergattert, mit einer Garantie auf prall gefüllte Konzertsäle und ein feierwütiges Publikum. Klar, dass Bandchef Mat Sinner und sein Kollege Tom Naumann bester Laune sind, als sie zweieinhalb Stunden vor dem Konzert in dem kuschelig warmen Tourbus Rede und Antwort stehen... Primal Fear - Tom Naumann Mika (Neckbreaker): Mat, Tom, ihr befindet Euch ja inzwischen schon auf dem zweiten Teil Eurer Tour. Wie lief es bisher? Seid Ihr zufrieden?

Tom (während er sich nebenbei auf seiner Gitarre warm spielt): Ja, super.

Mika: Auf Eurer Webseite ist ja zu lesen, dass die Hütten immer gerammelt voll waren und die Reaktionen des Publikums ausgezeichnet waren.

Tom: Also in Schweden beziehungsweise Skandinavien allgemein war´s wirklich super. Ich glaub in Göteborg zweieinhalbtausend Leute, Stockholm zweitausend Leute, war also richtig knalle voll. Dann in Deutschland haben wir schon in Hamburg und Köln gespielt, das war eigentlich auch ganz angenehm, in Holland war´s ausverkauft, in Antwerpen mussten wir leider alleine spielen, weil der Andy von Helloween krank war, da waren auch etwa 900 bis 1000 Leute da. Und in Paris war es mit 1500 Leuten auch ausverkauft, war also bis jetzt ziemlich erfolgreich.

Mika: Ja, kann man nicht meckern. Habt Ihr auch viel Kontakt mit den Jungs von Helloween oder zieht eigentlich jeder eher so sein Ding durch?

Mat: Permanent.

Mika: Ihr hängt also auch nach der Show noch viel miteinander herum?

Mat: Wir kennen uns auch gut, das ist eigentlich eine - ich sag mal - langjährige Freundschaft, deswegen läuft das auch ganz gut.

Mika: Zumal Ralf (Scheepers, Sänger von Primal Fear) von Gammy Ray her wohl auch noch gewisse Verbindungen zu den Hamburger Bands haben müsste, oder?

Mat: Ja gut, wobei aus Hamburg kommt eigentlich nur noch der Großkopf (Markus, Basser von Helloween). Die anderen sind keine Hamburger mehr. Der Andy Deris und der Weiki (Michael Weikath - Gitarre) leben in Teneriffa, dann der Dani (Loeble - Drums) aus Freiburg da unten und der Sascha (Gerstner - Gitarre) aus Nürnberg.

Mika: Oh also doch ganz schön verteilt inzwischen. Das bringt mich gleich zu ner anderen Frage: Ihr habt mit Randy Black ja einen Kanadier in der Band. Lebt der in Kanada oder hier?

Mat: Berlin.

Mika: Ok, also doch halbwegs in der Nähe, so dass Ihr Euch regelmäßig seht und das ganze nicht wie bei nem Projekt läuft, bei dem man sich die Sachen immer zuschickt?

Mat: Nein, wir proben regelmäßig.

Mika: "Seven Seals" ist schon seit einer ganzen Weile draußen. Wie seid Ihr mit den Reaktionen zufrieden, einerseits von der Presse und andererseits von den Fans?

Mat: Naja, Presse war bisher wohl das beste, was uns passiert ist, also es war wirklich super. Im Metal Hammer Album des Monats - das hätten wir niemals gedacht, denn da sind ja schon mehr trendigere Sachen angesagt. Also sehr, sehr erfreulich was da passiert ist und auch die Reaktionen der Fans waren bisher super. Also gemeinsam, Presse und Fans, sind alle super zufrieden gewesen und das freut uns natürlich.

Mika: Klar. Ihr habt ja jetzt auf dem Album auch viele orchestrale Stellen und Einflüsse, die wesentlich bombastischer klingen. Wo kommt das jetzt her? Einfach um nochmal was neues in den Sound reinzubringen?

Mat: Nö, aber sagen wir mal so, es war nach "Devil´s Ground" und nem Song wie "Metal Is Forever" war nach meiner Meinung so der Punkt erreicht, an dem man sich wieder ein wenig entwickeln und auch mal was anderes ausprobieren kann. Ob das natürlich im Endeffekt aufgeht, ist dann die nächste Frage, deren Antwort man nicht weiß. Aber wer nicht wagt, der nicht gewinnt und ich glaube, das war für die Entwicklung der Band schon ganz schön wichtig, dass wir jetzt auch etwas andere Einflüsse gelten lassen. Der Tom und ich, wir haben bei SINNER ja schon einige Platten gemacht, wo jetzt diese Art der Stilrichtung bei vielen Songs schon vor kam und im Prinzip ist es jetzt nur rüber projeziert auf PRIMAL FEAR. Also wer sich mit den letzten SINNER-Platten beschäftigt hat, hat diese Einflüsse, die jetzt bei PRIMAL FEAR zum Tragen kommen, schon bei SINNER gehört. Daher ist das eigentlich nix großartig neues für uns. Die Leute, die die Songs schreiben in der Band, haben einfach die Einflüsse nochmal eingebracht und das Spektrum von PRIMAL FEAR einfach in mehreren Richtungen noch erweitert.

Mika: Ihr seid dadurch auch weiter weg von dem früheren, rauheren Sound. Es wirkt jetzt in sich flüssiger und auch glatter. Wie würdet Ihr denn das Album im Vergleich zu den anderen einordnen? Stimmt Ihr da zu und sagt auch, dass es tatsächlich glatter oder eingängiger klingt?

Primal Fear - Mat SinnerMat: Ich würd einfach sagen, erwachsener und vielleicht musikalisch etwas anspruchsvoller. Für den einen ist es "glatt" für den anderen ist es das oder das oder das. Weisst Du, Musik da so zu kategorisieren ist sowieso sehr schwierig. Ich hab schon die tollsten Sachen gehört. Da gab´s nen Song, der eine fand den leise, der andere laut, der nächste zuviel Bass, wiederum der nächste zuviel Höhen. Also eine wirklich einheitliche Meinung in der Öffentlichkeit erzielst Du sowieso nie. Und deswegen...pfffff!
Tom: Wir müssen aus dem Studio rausgehen und sagen "Ok, wir sind zufrieden mit dem, was wir gemacht haben". Und wenn dann die Resonanz von den Medien-Leuten, die es zuerst hören, kommt und die ist positiv, ist es schon mal gut.
Mat: Aber das Wichtigste sind die Fans, denn die kaufen die Platten. Ohne Plattenverkäufe kann eine Band nicht existieren.

Mika: Für die Leser ist immer interessant, wie die Musiker so ihren Touralltag hinter sich bringen. Wie sieht Euer Leben auf Tour aus? Habt Ihr da irgendwelche Hobbies, die Ihr mitbringt, oder beschränkt es sich, darauf zu warten und irgendwelchen Business-Kram oder auch Interviews zu erledigen?

Tom: Das ist sehr unterschiedlich. Manchmal gibt man eben Interviews, manchmal macht man Sightseeing, manchmal guckt man sich nen Film an. Gestern waren wir im Saturnmarkt und haben Filme gekauft. Dann hockt man eben zusammen, guckt gemeinsam Filme an, oder übt ein wenig. Und dann ist irgendwann Soundcheck. Nach dem Soundcheck wird gegessen, danach kommt die Show und dann gehts hier erst mal flüssig weiter. Also Party eben bis morgens, wir nehmen unsere Shows auch immer auf und schauen uns die danach noch an...

Mika: Werden die immer mitgeschnitten?

Tom: Ja, wir gucken uns die immer an, für uns alleine, ob man was verbessern könnte, oder wie wir es finden. Danach schauen wir, ob wir noch ein paar DVDs finden, gibts noch ein wenig Spaß, dann gehen wir ins Bett, morgens wieder aufstehen in einer anderen Stadt. Dann vielleicht Sightseeing oder was halt mal ansteht.

Mika: Habt Ihr Euch heute was von Saarbrücken angeschaut?

Tom: Heute nicht.

Mika: Ist auch eigentlich zu kalt, um da freiwillig draußen herumzurennen, oder? Und wie siehts partymäßig aus? Ihr seid ja schon eine Weile im Geschäft. Ist es da immer noch so, dass Ihr nach dem Konzert dann noch ordentlich die Sau rauslasst?


Mat: Mal so, mal so. Also bestimmt nicht so, dass wir jetzt da in der Menge baden und uns die Hucke geben und uns noch zum Depp machen, oder so (lacht), aber wenn wir hier zusammen hocken, im Bus untereinander und ein wenig was trinken, ist das schon ok.

Mika: Also läuft inzwischen etwas ruhiger ab?

Mat: Also ich kann mir nicht vorstellen, dass da der Lokale kommt und sagt, wir gehen noch ein wenig in die Disco da rüber, dass wir dann da völlig die Sau raus lassen. Also auf dem Level läuft das nicht mehr ab. Ich mein, wir müssen ja auch am nächsten Tag die nächste Show spielen, und da muss man auch gucken, dass man sich mit den Kräften nicht übernimmt. Es ist zwar immer schön gesagt, man wartet viel und hängt herum, aber so ne Show ist manchmal schon anstrengender als man glaubt. Das geht schon ordentlich an die Substanz.

Mika: Und wie gefällt Euch das Leben im Tourbus? Denn da hängt man ja auf engstem Raum dauernd aufeinander.

Mat: Wenn die Stimmung im Tourtross gut ist, dann ist es ok. Es gab schon immer mal Situationen, in der ein oder zwei dabei waren, die sich nicht in die Gruppe eingepasst haben, da gibts halt immer Diskussionen und Stress. Momentan ist es wirklich total easy. Alle sind nett und man kann sich verziehen, hat seine Ruhe, und in so einem Bus jetzt mal zwei Wochen zu leben, ist absolut in Ordnung. Wenn ich jetzt überleg, der Bus kann nachher - was weiß ich - Mitternacht oder so losfahren, ist dann morgen früh in Bremen. Wenn ich dann überleg, wir haben überall Hotels und fahren mit Bussen oder PKWs, dann musst Du so früh aufstehen, dass Du total gerädert bist. Das bringt auch nix. Also nach meinem Geschmack ist so ein Nightliner schon die vernünftigste Fortbewegungsart auf so ner Tour.

Mika: Habt Ihr auch manchmal Familie dabei?

Tom: Nur Band und Crew, wir verstehen uns da gut...

ATTENTION: STATIONARY TRAFFIC! (Achtung: Stehender Verkehr!)

Mat schaut nur überrascht aus der Wäsche, Tom schmunzelt und erklärt:
Das ist auch geil hier (lacht und deutet auf das Navigationsgerät des Busses hinter uns).
Mat: Traffic? (Der Tourbus steht in einer kleinen Seitenstraße, in der seit Stunden kein Auto mehr vorbeigekommen ist.)
Tom: Genau. Vorhin hat das Gerät auch schon gemeint, dass es in dreihundert Metern rechts ginge, haha, als wir schon lange hier gestanden haben!
Wo waren wir? Ach ja, also wir verstehen uns alle gut, da gibts auch keine Animositäten, wir haben Spaß, lachen auch viel und von daher macht es uns gar nix aus hier, zwei Wochen herumzufahren. Das ist ne schöne Abwechslung.

Mika: Wie schauen denn dann Eure Pläne für die Zukunft aus? Japan steht als Tour ja als nächstes an und auf Eurer Webseite steht, dass Ihr noch Konzerte in der Schweiz und Spanien spielen wollt?

Mat: Wir werden in Griechenland spielen, haben Gigs in Spanien, dann kommen schon ein paar Festivals, die bestätigt sind, und Herbst gehts dann noch für ein paar Festivals nach Südamerika. Für Amerika sind wir noch am klären, also schon noch jede Menge zu tun.

Mika: Also im Moment erst mal nur Touren was das Zeug hält. Und Arbeiten für´s neue Album?

Tom (schüttelt den Kopf und lacht): Nö.
Mat: Wir haben jetzt das Album und werden das erst mal unterstützen bis zum Geht-nicht-mehr und dann sehen wir weiter. Das Album ist für uns wirklich ein Höhepunkt in unserem Schaffen, und da werden wir jetzt erst mal nicht locker lassen sondern werden schauen, dass wir das Album dementsprechend supporten mit Live-Shows. Ich seh´s auch jetzt hier an den Helloween-Konzerten: Sehr, sehr viele Leute kennen PRIMAL FEAR und sind vertraut mit unserer Musik, aber es gibt immer wieder Leute, die die neue Platte noch nicht kennen, und die müssen wir dann halt überzeugen, dass sie die neue Platte kaufen (grinst). Und das ist schon mal das Ziel für das nächste halbe Jahr, da gibt´s sonst nix.

Mika: Ok, dann bedanke ich mich mal für das Inerview und wünsche schon mal viel Glück für die Show nachher.

Mat: Danke auch.
Tom (zwinkernd): Das werden wir schon schaffen!
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