Interview mit Vyl (Keep Of Kalessin)

keepofkalessin interviewNach fünf Jahren Pause kommen die norwegischen Black Metal-Spätstarter endlich wieder aus dem Quark. Lange war es ruhig um die Truppe des ehemaligen SATYRICON-Livegitarristen Arnt Ove „Obsidian Claw" Gronbech, wie um das gesamte Genre. Nun steht das gelungene „Epistomology" in den Läden, das nicht nur die Redaktion überzeugen konnte. Grund genug für NECKBREAKER, den Bandgeschicken auf den Grund zu gehen. Dabei blieben Fragen nach dem Befinden und der Szene auch nicht außen vor.

MetalPfälzer: Hallo KEEP OF KALESSIN, hier ist Rainer von NECKBREAKER- Das unabhängige Musikmagazin aus Deutschland. Zuerst will ich dafür danken, dass ihr Euch Zeit nehmt, meine Fragen zu beantworten. Ihr habt fünf Jahre gebraucht, um Euer neues Album zu realisieren, warum dauerte es diesmal so lange?

Vyl: Hallo Rainer, ich bin heute in Vertretung für Obsidian C. dran mit den Interviews, ich hoffe, ich kann Dir auf alles eine Antwort geben. Der Grund für unsere ungewöhnlich lange Pause, lag einfach in unserem persönlichen Zustand, denn wir waren vom sich einpendelnden Album-Tour-Album-Rhythmus so langsam ausgebrannt. Wir mussten einfach kürzer treten und uns auch wieder auf uns als Menschen in unserem Privatleben konzentrieren. Dazu brauchte es auch einige Zeit, um die nächsten Schritte mit der Band zu planen.

MetalPfälzer: Was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht, gab es andere Projekte?

Vyl: Nein, wir mussten erst einmal unsere personellen Probleme angehen und unsere musikalischen Batterien wieder aufladen. Ich nutzte die Zeit, um wieder mehr an meinem Instrument zu proben und neue Inspiration zu finden.

MetalPfälzer: Mit personellen Problemen sprichst Du ja den Split mit Eurem Sänger Thebon an. Was lief in der Beziehung zwischen ihm und der Band aus dem Ruder?

Vyl: Klar meinte ich den Split, der auch viel verzögerte. Ich kann nur sagen, dass es kein böses Blut zwischen uns gab, zumindest von meiner Seite aus nicht. Ich will nicht auf Details über seinen Weggang eingehen, muss jedoch sagen, dass die Band stärker denn je zuvor ist. Ob das nun die Folge der Entscheidung als Trio die Kräfte zu bündeln oder das Resultat der kreativen Pause ist, kann ich nicht sagen. Nur, dass es sich eben aktuell so darstellt. Obsidian überlegte schon eine ganze Weile, ob er den Gesang übernehmen sollte, doch ich denke früher oder später hätte er es ohnehin getan. Nach Thebons Weggang war er dann natürlich in der Pflicht, es wurden auch gar keine anderen Namen ins Gespräch gebracht.

MetalPfälzer: Nachdem Attila Csihar vor "Armada" die Band verließ, war da Obsidian C. noch keine Option für das Mikro?

Vyl: Ich glaube, wir haben das schon seinerzeit mit unserem Produzenten Rune diskutiert, doch es kam dann nicht so zustande. Wenn ich mich richtig erinnere brachte irgendwer Thebon ins Studio mit, um ihn auszuprobieren. Da er einen tollen Job ablieferte, entscheiden wir uns für ihn, und hatten neun gute Jahre zusammen.

MetalPfälzer: Ihr habt ja immer sehr aussagekräftige und symbolträchtige Lyrics in Euren Songs, war wollt ihr mit Eurem neuen Album ausdrücken? Was bedeutet „Epistomology"?

Vyl: „Epistomology" behandelt den Ursprung unseres Wissens und seine Bedeutung für unser Leben. Wir behandeln immer sehr philosophische Themen und sind auf der Suche nach dem Sinn, der ultimativen Wahrheit. Wir müssen erst die Welt erforschen, um unser inneres Selbst zu finden.

MetalPfälzer: Für Euer letztes Album „Reptilian" habt ihr viele gute Kritiken geerntet, musstet aber für den Song „Dragotower" auch einiges an Prügel einstecken. Vor allem vielen Fans war die Nummer zu melodisch ausgefallen. Wie geht ihr mit so etwas um, und hat es das Songwriting für „Epistomology" beeinflusst?

Vyl: Ganz sicher nicht! Wir haben nie wirklich etwas darauf gegeben, was die Kritiker sagen und werden jetzt nicht damit anfangen. Wenn die Leute den Song nicht mögen, müssen sie ihn nicht anhören. Wenn wir beginnen würden, unsere Musik so zu komponieren, wie es die Kritiker wollen, bin ich mir sicher, dass wir zur miesesten Band der Welt mutieren würden. Es gibt genügend Beispiele dafür, deswegen wird es bei uns niemals passieren. Wir werden unserem Konzept immer treu bleiben, dass auf Entdecken und Entwickeln aufbaut. Daher sind wir immer offen für neue Ideen, werden aber unseren Fokus nie aus den Augen verlieren.

MetalPfälzer: Die Black Metalszene verlor eine Menge Relevanz in den letzten Jahren. Hat das Einfluss auf KEEP OF KALESSIN und wo siehst Du die Gründe für diese Rezession?

Vyl: Ich glaube nicht, dass der Black Metal an Relevanz verloren hat, zumindest nicht für mich. Allerdings sind viele der führenden Bands derzeit inaktiv oder machen etwas völlig anders, als das wofür sie bekannt sind. Generell halte ich Black Metal immer noch für einen sehr lebendigen Stil, und für unsere Band hat das was andere tun, kein Belang.

MetalPfälzer: Einer der Probleme der Szene sehe ich darin, dass diese immer mehr von rechtspolitischen Kräften infiltriert wird. Was denkst Du über solche Wirrköpfe, die immer noch nichts verstanden haben?

Vyl: Wenn Du auf Rassismus hinaus willst, kann ich Dir nur sagen, dass dieser weder in die Politik noch in irgendwelche Kunst gehört. Beides sind globale Dinge, welche Menschen bewegen, und die müssen sich von so etwas klar distanzieren.

MetalPfälzer: Was plant ihr als nächstes mit der Band?

Vyl: Wir gehen im Mai gemeinsam mit MELECHESH auf Co-Headlinertour. Wir werden erstmals außerhalb von Norwegen die Stücke von „Epistomology" performen, das wird sehr aufregend.

MetalPfälzer: Habt ihr auch Festivalauftritte im Sommer?

Vyl: Nein, leider spielen wir in dem Jahr keine Festivals.

MetalPfälzer: So, das war es von meiner Seite, nochmals danke für das Interview. Gibt es noch etwas, was Du unseren Lesern sagen willst?

Vyl: Danke ebenso, war mir eine Ehre! Und wir sehen uns auf Tour!

Kategorie: Interviews