Drucken

interview 20150304 entera02Die Underground-Thrash-Veteranen von ENTERA feiern dieses Jahr ihr 25-jähriges Bandjubiläum. 25 Jahre sind schon ganz schön beeindruckend für eine Band, die sich in all der Zeit nie aus dem Untergrund raus bewegt hat und ihrer Linie immer treu geblieben ist, ob in den ersten Jahren im Saarland und in Rheinland-Pfalz oder in den letzten Jahren in Bayern, wo man mittlerweile eine ebenso treue Fanbasis für sich gewinnen konnte wie seinerzeit hier bei uns. Für mich war das Grund genug, Mastermind Carsten Lutter zum Gespräch zu bitten und ihn zur Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft von ENTERA zu befragen.

 

Dennis: Für diejenigen, die Euch noch nicht kennen: wie hat das mit ENTERA damals angefangen? Erzählt uns ein bisschen was über die Wurzeln der Band und über die Entstehung des aktuellen Line-Up.

Carsten: Die Anfänge gehen bis ins Jahr 1988 zurück. Da wir aber bis Anfang 1990 nicht komplett waren, ist das Gründungsjahr 1990. Da fand im März die erste Probe in vollständiger Besetzung statt. 1993 folgte die erste EP „Crossing" und im selben Jahr spielten wir die ersten Gigs. Kurz vor der EP sind wir von 5 Leuten auf ein Trio geschrumpft und haben das bis heute so belassen. Es gab mal einen Gig, da spielten die Gitarristen der ersten beiden CD's zusammen. Das passt aber nicht zu ENTERA, deswegen haben wir als Trio weitergemacht. 2000 und 2003 folgten dann zwei weitere CD's und ebenfalls 2003 war dann der Umzug nach Bayern. Dort dauerte es ein wenig, bis ein Proberaum und passende Musiker gefunden waren. 2008 kam die CD „Daily Terror" raus und 2012 die momentan noch aktuelle CD „The War Goes On". Kurz nach der Veröffentlichung zog der Drummer weg. Wir hatten dann das Glück, dass uns für ca 9 Monate der Ex-RUNNING WILD-Drummer Iain Finlay ausgeholfen hat. Leider musste danach unser Gitarrist aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Die aktuelle Besetzung besteht aus dem Alex (Gitarre), Dom (Drums) und mir (Carsten, Gesang & Bass). Dom kannte ich von einem gemeinsamen Konzert mit seiner Ex-Band. Alex meldete sich auf unsere Suchanzeige auf der Homepage. Wir haben in dieser Besetzung schon ca 20 Gigs gespielt. Unter anderem unseren ersten Gig in den Niederlanden und wir hatten vor kurzem unseren 250. Gig.

Dennis: 25 Jahre sind eine verdammt lange Zeit für eine Underground-Thrash-Band. Wie hält man so lange durch?

Carsten: Man darf sich durch irgendwelche Rückschläge nicht entmutigen lassen. Als Alex (unser erster Gitarrist 89-93) ausstieg, dachten wir darüber nach, die Band aufzulösen, da Alex ein Gründungsmitglied war. Auch als 1994 Jürgen gestorben ist, war der Gedanke wieder im Raum. Wir spielen für eine Hobby-Band viele Gigs. Solange das Spass macht und solange uns die Leute sehen wollen, werden wir auch weiter machen. Die 30 Jahre würde ich schon noch gerne schaffen. Wir müssen von der Musik auch nicht leben, da ist es auch nicht so schlimm, wenn ein Gig mal nicht so gut läuft.

Dennis: Die Band hatte in ihrer 25-jährigen Geschichte mit ganz schön vielen Besetzungswechseln zu kämpfen. Darf das aktuelle Line-Up als stabil betrachtet werden?

Carsten: Dieses Gerücht muss ich wohl ein für alle mal aus der Welt räumen. Für 25 Jahre und Umzüge durch drei Bundesländer (Saarland, Rheinland Pfalz und Bayern) sind es nicht so viele. Manche Besetzungswechsel lassen sich auch nicht vermeiden. Wenn ein Musiker weg zieht, krank ist oder vielleicht keinen Metal mehr hört, dann gibt es leider keine andere Möglichkeit. Unser letzter Gitarrist Nino war nur für 7 Monate in Nürnberg und ist danach wieder weg gezogen. Momentan ist unser Gitarrist krank und ich habe drei Ex-Gitarristen angeschrieben, ob sie uns aushelfen würden. Alle drei haben zugesagt. Das zeigt auch, dass wir uns so gut wie nie im Streit von einem Musiker trennen. Mir wäre es am liebsten, wenn wir von Anfang an in der gleichen Besetzung spielen würden, das ist aber leider nicht machbar. Die Frage könnte man aber auch ganz einfach mit einer Gegenfrage beantworten: Wie viele Bands gibt es, die in 25 Jahren keine Besetzungswechsel hatten?

Dennis: Was waren die denkwürdigsten Ereignisse in den 25 Jahren Eures Bestehens?

Carsten: Da gibt es einige. Die erste Veröffentlichung („Crossing" EP, 1993) war ein besonderer Moment. Das erste Live-Konzert im gleichen Jahr, die Konzerte mit MASTER, MALEVOLENT CREATION, DEBAUCHERY und DESTRUCTION waren klasse. Wir haben einen Song zu dem Horrorfilm „Suffer And Die" beigesteuert und das Musikvideo zu dem Song ist dann auf der Film-DVD gelandet.

Dennis: Ihr habt, soweit ich weiß, mittlerweile Euer eigenes Underground-Festival auf die Beine gestellt. Könnt Ihr uns ein bisschen was darüber erzählen?

Carsten: Ich habe das „Thrash Attack" mit einem Kumpel zusammen organisiert. Wir haben 12 Teile organisiert, dann ist der Mitveranstalter weggezogen und die Location hat geschlossen. Die Location eröffnet dieses Jahr wahrscheinlich wieder und dann wird es eventuell endlich weiter gehen. Die Gigs liefen immer sehr gut, und wir hatten auch bei den letzten Teilen schon Bands aus dem Ausland mit dabei.

Dennis: Wann gibt es ein neues Album von Euch? Habt Ihr aktuell was in der Pipeline?

Carsten: Wir waren das komplette Jahr 2014 mit den Aufnahmen für eine neue EP beschäftigt. Drum und Bass waren relativ schnell fertig, aber unser neuer Gitarrist musste erst mal die Songs lernen. Nebenbei musste er sich auch noch die komplette Setliste drauf schaffen, weil wir auch noch Gigs gespielt haben. Die neue EP wird den Titel „The Pit Is Ours" haben und wird vorläufig nur auf Vinyl veröffentlicht. Es kommen vier neue Songs drauf, sie wird ein Klappcover haben und ein extra Beiblatt wird es auch noch geben. Veröffentlicht wird sie in den nächsten 6-8 Wochen. Parallel dazu arbeiten wir noch an einem Stop Motion Video zu dem Titelsong „The Pit Is Ours", das ebenfalls mit der Single veröffentlicht werden soll.

interview 20150304 entera01


Dennis: Wie beurteilt Ihr die aktuelle Thrash-Szene und den aktuellen Underground? Gibt es genug Möglichkeiten, Gigs zu bekommen? Wie ist Euer Verhältnis zu Euren Fans?

Carsten: Die Thrash Szene ist in den letzten zwei bis drei Jahren wieder kleiner geworden. Es war jetzt eine Zeit lang wieder eine große Thrash Metal-Welle, aber die nimmt langsam wieder ab. Ich denke, die guten Bands werden weiter machen, aber es werden weniger werden. Viel geändert hat sich nicht, es nerven ein wenig diese „Pay To Play"-Veranstaltungen. An Gigs zu kommen ist leider schwerer geworden, weil die Gema ständig dafür sorgt, dass gute Läden zu machen müssen. Zu den Fans haben wir einen guten Draht. Es gibt viele Fans, die sich alles von ENTERA besorgen wollen. Ich finde es auch wichtig mit den Fans zu reden. Sie sind es, die unser Zeug kaufen und Eintritt zahlen.

Dennis: Was haltet Ihr eigentlich von den großen Festivals?

Carsten: Als Zuschauer würde ich da nicht hingehen. Ich gehe lieber auf kleinere Gigs und schaue mir vier bis fünf Bands an, die ich auch sehen will. Bei den großen Festivals interessieren mich meist nur zwei oder drei Bands und deswegen gehe ich da nicht hin. Spielen würden wir dort schon. Wir spielen aber überall!

Dennis: Soweit ich weiß, nehmt Ihr Eure Alben immer noch in Eigenregie auf und vertreibt sie auch selbst. Mögt Ihr einfach Eure Unabhängigkeit oder hat einfach noch nie ein Label angefragt? Und wenn ein Label anfragt: würdet Ihr ja sagen?

Carsten: Es gab schon Anfragen von Labels, die haben wir aber alle abgelehnt. Wenn das richtige Angebot kommt, dann sagen wir bestimmt nicht nein. Momentan denke ich aber, dass es besser für uns ist, alles selbst zu machen. Wir haben so die volle Kontrolle über den Sound, das Booklet usw. Wir können bestimmen, in welchen Versionen die CD's rauskommen. Wir haben z.B. auf der „Daily Terror" CD einen großen CD Rom Part mit drauf, an dem wir über ein Jahr gearbeitet haben. Das wird wahrscheinlich kein Label mitmachen. Die müssen mit ihren Veröffentlichungen Geld verdienen, das ist uns egal. Für uns ist nur wichtig, dass wir eine gute CD rausbringen.

Dennis: Ihr habt im Laufe Eures Bestehens sehr viele starke Songs geschrieben, von denen man allerdings in den letzten Jahren im Liveset nur sehr wenige zu hören bekam. Wie stellt Ihr Euer Set auf und warum habt Ihr eine so starke Nummer wie z. B. "Leaders of Madness" nicht mehr im Liveset?

Carsten: Wir tauschen die Songs hin und wieder aus. Klar haben wir einige Songs, wie z.B. „Never Again", den die Leute immer gerne hören, aber es sind einfach zu viele um sie alle an einem Abend zu spielen. Jetzt für das 25-jährige Bandjubiläum haben wir einen Song von der „Crossing" EP wieder ins Programm genommen. Wir spielen auch wieder „You Pull Me Down" von der dritten CD und einige Songs von der noch aktuellen CD „The War Goes On".

Dennis: Habt Ihr als absolute Veteranen noch Wünsche für Eure Band oder seid Ihr jetzt da, wo Ihr hin wolltet? Gibt es zum Beispiel eine Wunschlocation, in der Ihr gerne mal spielen möchtet oder gibt es eine Wunschband, mit der Ihr gerne mal einen Gig spielen würdet?

Carsten: Wir würden gerne noch mehr Gigs spielen, auch gerne im Ausland. Da wir alle berufstätig sind, scheiden längere Touren aus, aber so eine zweiwöchige Tour würden wir auch gerne mal machen. Die Locations sind uns relativ egal. Es gibt aber einige Bands, mit denen ich gerne mal spielen würde: SLAYER, ANNIHILATOR, DARK ANGEL, MACABRE, TESTAMENT, OVERKILL, EXODUS und noch etliche mehr.

Dennis: Drei Platten für die einsame Insel?

Carsten:
ANNIHILATOR-„Alison Hell"
TESTAMENT-„Dark Roots Of The Earth"
VENOM-„Black Metal"

Dennis: Gibt es noch etwas, was ihr unseren Lesern sagen wollt?

Carsten: Schaut mal auf unserer Homepage www.entera.org vorbei und kommt auf einen Gig. Danke für das Interview und Gruß an alle Leser und Fans!

Dennis: Vielen Dank für das Interview und alles Gute für die Zukunft.


Wer ENTERA gerne zum 25-jährigen Jubiläum live sehen möchte, der hat am Samstag, den 07.03.2015 die Gelegenheit dazu. ENTERA werden ihr Jubiläum im Hobbitkeller in Zweibrücken feiern und entern die Bühne gemeinsam mit ZEROGOD, UNE und SENSLES.

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden