interview Overkill 20140724 000Mit "White Devil Armory" haben OVERKILL einen Volltreffer gelandet und die Band kann einen weiteren Thrash-Meilenstein verbuchen, eine kleine Fragerunde mit Bobby war also unvermeidlich. Im angenehmen Telefonplausch mit dem sympathischen Fronter ging es um das neue Album, aber auch um seine grandiose Stimme und was nachts gegen 3 Uhr im OVERKILL-Tourbus so passiert. Außerdem erfahrt ihr, wer der „King Of The Rat Bastards" ist und weshalb es OVERKILL auch nach 34 Jahren noch schaffen, absolut hochwertige Alben abzuliefern.


Pascal: Hey Bobby, Pascal hier vom deutschen Onlinemagazin Neckbreaker. Wie geht´s dir?

Bobby: Super, ich bin momentan in New Jersey zur Promotion von "White Devil Armory". Es ist eine aufregende Woche, die Platte erschien gestern und überall herrscht dieses hohe Energielevel. Wir gehen mit gutem Gefühl an die Sache ran.

Pascal: Die neue Platte gefällt mir richtig gut, Glückwunsch! Eine richtig starke Platte, die ordentlich Arsch tritt. Bist du bisher zufrieden mit den Reaktionen der Presse und euren Fans auf "White Devil Armory"?

Bobby: Also um die Presse habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, die Platte kam ja erst gestern raus und ist daher noch ziemlich neu. Eine Sache, wofür OVERKILL stehen, ist es, nicht zu viel auf die Meinung von Kritikern und deren Analysen von Platten zu geben. Es geht uns eher darum, selbst damit zufrieden zu sein, und das sind wir auf jeden Fall. Die Aufnahmen liefen wirklich gut, die Chemie untereinander hat gestimmt, und nur so sollte das bei einer Band laufen. Was wir bieten ist das, was die Leute in dieser Szene von uns erwarten, und das ist für uns eigentlich wichtiger als die Meinung der Presse.

Pascal: Eine wirklich gute Antwort.

Bobby: Ja klar, wenn du schon so viele Jahre dabei bist, geht es letzten Endes wirklich nur darum, ansonsten würde man es ja auch nicht machen (lacht). Wenn jetzt jemand zu mir kommt und sagen würde: „Die neue Platte ist Scheiße!", würde ich ihm einfach entgegnen: „Ok gut, das ist deine Meinung, komm damit klar!" (lacht herzhaft).

Pascal: 34 Jahre im Geschäft, das ist eine sehr lange Zeit. Wie zur Hölle schafft ihr es, nach wie vor solch extrem gute Songs zu schreiben? Seit „Ironbound" sieht es danach aus, als würdet ihr euren zweiten Frühling erleben, wenn ich es so nennen darf. Ich möchte ganz ehrlich zu dir sein, ich kenne OVERKILL schon länger, aber erst seit „Ironbound" richtig. Mit dem Album habt ihr mich umgehauen. Eure Klassiker kenne ich natürlich, aber „Ironbound" hat mich richtig überzeugt. Eine wirklich großartige Platte, die meine gesamte Meinung über OVERKILL komplett verändert hat.

Bobby: Das ist ein guter Punkt. Auf eine gewisse Art gab ich dir die Antwort auf diese Frage bereits. Momentan haben wir eine wirklich gesunde Heavy-Metal / Thrash-Metal-Szene. Wir haben jede Menge Erfahrung, und die Jungs arbeiten wirklich gerne zusammen. Wir haben viele Gemeinsamkeiten und wir wissen genau, wie wir unsere Vorteile aus manchen Dinge ziehen können oder welche Hebel wir umlegen müssen. Als „Ironbound" herauskam, wollten wir nicht mehr erreichen wie sonst auch, aber es schien der richtige Schritt zur richtigen Zeit zu sein. Von diesem Punkt ausgehend war „The Electric Age" eine gute Fortsetzung, und das Gleiche gilt für "White Devil Armory". Das dürfte auch auf die aktuell gesunde Szene zurückzuführen sein und dass wir bereits seit mehr als 30 Jahren ein Teil davon sind. Ich denke, das wäre die passende Antwort auf diese Frage.


"...das ist der simpelste Chorus der Welt „Pig, Pig Pig" (lacht), aber er funktioniert wirklich gut an der Stelle."

Nicht alles muss komplex sein, damit es gut ist.


Pascal: Momentan steht es um den Thrash-Metal wirklich gut und es erscheinen viele gute Alben. Hier in Deutschland fallen mir dabei besonders die letzten Alben von KREATOR ein.

Bobby: Zusammen mit KREATOR sind wir im letzten Oktober/November durch die USA getourt. Wir sind schon seit den Anfangstagen gute Freunde. Speesy und ich lieben Motorräder, und von Ventor weiß ich, dass er auf Tattoos steht - großartige Jungs für eine gemeinsame Tour. Bis jetzt war diese Tour eine meiner Besten, es ist fast so, als wären wir Cousins (lacht).

Pascal: Wofür steht der Albumtitel "White Devil Armory"?

Bobby: Weißt du Pascal, für jedes OVERKILL-Projekt brauchen wir einen Startpunkt. Ob „Ironbound", „The Electric Age", „Feel The Fire" oder wie zuletzt "White Devil Armory". Dieser geht immer von D.D. Verni aus, er schreibt die Riffs. Wenn er damit beginnt, packt er die meisten davon in eine Art Rough-Demo und spricht anschließend mit uns darüber. Eine Sache, die er diesmal immer wieder zu mir sagte, war: „Blitz, ich möchte etwas mit ‚Armory' haben". Es ging also um Waffen, darum, Waffen zu halten, große gefährliche Titelthemen eben. Damit habe ich dann ein wenig herumgespielt, mit dem Gedanken im Hinterkopf, dass D.D. bei jedem Riff, das er schreibt, immer den Titel „Armory" im Kopf hatte. Durch das Herumspielen wurde es dann auch zu meinem Thema, und ich habe Wörter hinzugefügt oder passende Sätze dazu erfunden. Dadurch wird auch der Typ, der sich das Album anhört, an „Armory" denken, genauso wie ich als der Kerl, der die Songs geschrieben hat. Kommen wir zu dem „White Devil"-Teil, es klingt passend, es klingt aggressiv, es klingt nach Thrash-Metal, es bezieht sich also auf unsere Grundidee für das Album.

Pascal: Schreibt D.D. auch die Lyrics?

Bobby: Nein, D.D. schreibt nur die Riffs. Er schreibt die Musik und ich schreibe alle Lyrics. Die Idee dahinter war es, dass dieser visuelle Teil, den er beim Schreiben der Songs im Hinterkopf hatte, auf die Lyrics übertragen wird. Und in seinem Kopf war eben der
Begriff „Armory", ich habe dann quasi die Musik mit den Lyrics verbunden.

Pascal: Das Album startet mit dem wirklich starken Opener „Armorist", worüber handeln die Lyrics des Songs?

Bobby: Das ist mittlerweile unser siebzehntes Album und das Härteste überhaupt ist es, sich selbst nicht zu wiederholen, damit ist es auch für die Person interessant, die die Musik schreibt. Ich habe mich dazu entschieden, weil die Grundidee ja „Armory" war, einen Charakter zu erschaffen, der in dieser Waffenkammer lebt, und dieser Charakter ist der „Armorist". Ich habe versucht einige kurze Stories über ihn zu schrieben, vom Anfang bis hin zum Ende mit „In The Name". „Armorist" ist eine kurze Vorstellung dieses Charakters und soll einen Eindruck davon vermitteln, wie es ist, isoliert zu sein und wie er sich in seiner Einsamkeit fühlt, aber auch wie effizient er dadurch ist. Es geht auch darum, dass er alleine ist, er weiß zwar nicht warum, aber er weiß, dass er es ist. Das Einzige, was dem „Armorist" laut vorkommt, ist die Stille in seinem eigenen Kopf. Es ist also die Vorstellung eines einsamen und isolierten Mannes. Die folgenden Songs „Down To The Bone" oder „Pig" zeigen, wie er sich Stück für Stück fortbewegt um sein eigenes Leben zu ändern.

Pascal: Und wer ist der „King Of The Rat Bastards (lacht)?

Bobby: (Lacht).

Pascal: Das ist ein wirklich cooler Songtitel.

Bobby: Du kannst mir ruhig sagen, dass es der beste OVERKILL-Titel ist, den du je gehört hast (lacht).

Pascal: Ja, das ist wahr (lacht).

Bobby: An diesem Punkt wird der „Armorist" Teil einer Gruppe und dabei merkt er, dass es noch etwas gibt, das ihm wichtiger ist als er selbst. Freiheit, etwas das er nie hatte. Der „King Of The Rat Bastards" ist derjenige, der über ihm steht und zu dem er aufsieht, derjenige, der sein Leben ändern könnte. Er ist also jemand, der im Gegensatz zu denen Leuten, die nur etwas ändern wollen, wirklich etwas ändern kann. Es gibt eben immer einen Unterschied zu den Leuten, die einfach nur eine Gruppe sind und denen, die über dieser Gruppe stehen. Damit ist der „King Of The Rat Bastards" eine Verallgemeinerung für etwas Ähnliches wie Politik.

interview Overkill 20140724 02

Pascal: Ich weiß, dass es für die Frage vermutlich etwas früh ist, aber hast du einen Lieblingssong auf dem neuen Album?

Bobby: Das ist wirklich schwierig. Eine Sache, die ich an der Platte mag, ist, dass es sich wie eine große Sache anfühlt und nicht wie zehn einzelne Songs. Wie ein zusammenhängendes Projekt; genau das denke ich, ist der Schlüssel dazu, ein erfolgreiches Album zu machen. Wenn du ein Projekt machst oder durchziehst, ist es wichtig es vollständig zu machen, und nicht zu sagen „Oh super, diese sechs Songs sind klasse." oder: „Die drei Songs hier sind besonders gut geworden." Ich mag es wirklich, solche Dinge als großes Ganzes anzusehen. Wenn ich aber einen Song heraussuchen müsste, um ihn zum Beispiel live zu spielen, ... (überlegt kurz) - ich liebe den Song „Pig", ich mag auch „Bitter Pill", „Armorist" und vielleicht noch „Where There´s Smoke...".

Pascal: Du hast gerade den Song „Pig" erwähnt. Mir gelingt es einfach nicht, diesen genialen Chorus „I´m A Pig, I´m A Pig, I´m A Pig Pig Pig" aus meinem Kopf zu bekommen. Er ist einfach drin, den ganzen Tag über, seitdem ich den Song das erste Mal gehört habe.

Bobby: Es klingt echt, ich liebe es. Ich denke, eines der Dinge, die OVERKILL immer gut hinbekommen haben, ist eine gewisse Begeisterung zu erzeugen. Es geht aber nicht nur darum Begeisterung bei demjenigen zu erzeugen, der sich die Platte anhört. In erster Linie soll es auch für uns spannend sein zu spielen. Du kannst aber nicht dreißig Jahre lang eine solche Begeisterung an den Tag legen, es sei denn, einer schlägt über die Stränge. Ich bin nach wie vor von unseren Auftritten begeistert, und wir schreiben auch 2014 noch Songs, die funktionieren. Ich bin deiner Meinung, das ist der simpelste Chorus der Welt „Pig, Pig Pig" (lacht), aber er funktioniert wirklich gut an der Stelle.

Pascal: Das tut er, und ich hoffe wirklich, den Song live zu hören.

Bobby: Ich denke das wirst du. Die Band wurde aus der NWOBHM geboren und wir sind auch große Punk-Rock-Fans. Wir sind hier im Gebiet von New-York / New-Jersey groß geworden, du kannst hier mit dem Zug einfach quer durch die Stadt fahren. Als wir Kinder waren, ist hier die Punkrockszene mit THE RAMONES und den NEW YORK DOLLS richtig explodiert. Das sind aber wiederum Bands, die viele Leute in der Heavy-Metal-Szene nicht kennen. Und ich denke, das ist ein Grund dafür, weshalb OVERKILL immer noch so aufregend sind. Wir lieben zwar die NWOBHM, aber wir sind auch mit der Punk-Rock-Szene groß geworden. Unser Stil ist eine Kombination von beidem.

Pascal: Vielleicht ist das auch einer der Gründe dafür, weshalb ihr immer diesen verdammten coolen Groove-Rhythmus in euren Songs habt. Viele Thrash-Metal-Bands sind nur hart, aber OVERKILL-Songs grooven noch zusätzlich dazu. Vielleicht hat das mit euren Einflüssen vom Punk zu tun.

Bobby: Das ist ein guter Punkt. Es besteht die Möglichkeit, dass das vom Punk kommt. Etwas was ich bei dieser Band festgestellt habe, ist dass sie ein wenig wie ein altes Auto ist. Wenn es wie ein Viertakter läuft, hat es Punkgrooves, Metalgrooves, NWOBHM, traditioneller Heavy Metal, Punk Rock-Riffs, Thrash Metal, Rock'n'Roll, wir haben all diese Stile im Motor, und genau das ergibt das Beste an OVERKILL. Bei „Armorist" sind wir eine Thrash-Band, wir haben ein Punk-Rock-Riff bei „Pig", ein ganz traditionelles Stück britischer Heavy Metal mit „In The Name", es gibt ein paar Rock'n'Roll-Grooves in „It´s All Yours", es gibt keinerlei Grenzen, und das ist es, was es für uns interessant macht. Wir sind OVERKILL und wir klingen wie OVERKILL, und es gibt da ganz viele Elemente, die den Sound von OVERKILL ausmachen.

Pascal: So sehe ich das auch. Auf meine nächste Frage hast du mir eigentlich schon ein wenig die Antwort gegeben, dennoch würden mich ein paar Details zu eurer Studioarbeit interessieren. Momentan bin ich auf dem Stand, dass D.D. die Musik schreibt und du deine Lyrics dazu packst. Kommt ihr dann als Band noch einmal alle zusammen, oder wie geht ihr danach weiter vor?

Bobby: Es startet meistens mit einem Riff, gerade mal vier, fünf oder auch mal zehn Noten. Das mündet dann in ein finales Riff und man packt verschiedene Teile dazu, Chorus, Bridge und so weiter. Ab diesem Punkt wird Dave involviert und der Song entwickelt sich immer und immer weiter. Von da an bekomme ich die ersten Demos und auch Derek arbeitet mit, wodurch sich der Song wieder weiterentwickelt. Wenn wir anschließend anfangen das Schlagzeug aufzunehmen, steht der Song kurz davor fertig zu werden. Da das Aufnahmestudio, in welchem wir die Platte aufnehmen, D.D. Verni gehört, haben wir genügend Zeit uns die Songs im Detail anzuhören. Dadurch können wir den Sound sehr detailliert bearbeiten, je nachdem wie es passt, machen wir das Schlagzeug lauter oder leiser. An dieser Stelle bekomme ich in der Regel auch die Idee für den Songtitel. Jedes Mal wenn wir einen Song fertig aufgenommen haben, hole ich mir das Teil und gehe in ein anderes Studio. Ich arbeite mit einem Soundtechniker zusammen, zu dem ich eine sehr gute Beziehung habe. Er wurde mir vor zwei Jahren vorgestellt, sein Name ist „Jonnyrod", und ich habe auf "Ironbound" zusammen mit ihm gearbeitet. Ich erinnere mich noch gut an unsere erste Zusammenarbeit, ich hatte etwas an dem Song „Ironbound" geändert. Wir waren im Studio und er sagte zu mir: „Wow, deine Stimme ist klasse und das klingt richtig gut." darauf entgegnete ich ihm: „Johnny du bist ein verdammter Lügner, das klang verdammt scheiße und ich kann das wesentlich besser!", daraufhin sagte er: „Super, ich bin froh, dass ich dir nichts vormachen muss." (lacht). Ein Song entwickelt sich also in zwei verschiedenen Studios, und wenn der Song komplett aufgenommen ist, höre ich ihn mir noch einmal kurz vor Schluss an und packe meine Vocals drauf. Es ist wirklich ein einfacher Arbeitsprozess, aber er funktioniert sehr gut für uns und jeder trägt seinen Teil dazu bei und hat was zu sagen.

Pascal: Sehr interessant, klingt nach einer Menge Arbeit.

Bobby: Ja, aber es fühlt sich nicht so an. Mein Vater meinte mal zu mir, wenn ich etwas finde, das mir wirklich Spaß macht, werde ich in meinem ganzen Leben nicht einen Tag arbeiten. Er hat recht behalten (lacht).

Pascal: Der Release von "White Devil Armory" wurde ein wenig nach hinten verschoben. Was war los?

Bobby: Ich bin wirklich sehr froh in dieser Band zu spielen, wir haben alle eine gute Beziehung zueinander, und ich kenne D.D. schon seit 1980. Es ist alles sehr einfach mit uns. Was ich wirklich mag, ist es, im Tourbus Demos aufzunehmen, wenn wir unterwegs sind. Als wir mit KREATOR unterwegs waren, hatte ich auch ein Aufnahmegerät dabei. Als wir dann in L.A. spielten, lag ich hinten im Bus und hatte diesen extrem hohen Energielevel. Dadurch konnte ich dann gut was aufnehmen. Nachdem wir die Demos fertig hatten und die Tour mit den Jungs abgeschlossen war, kam ich nach Hause und es wurde jemand in meiner Familie sehr krank. Daher konnte ich nicht ins Studio, ich rief D.D. an und erklärte ihm, dass ich für den Moment nichts machen kann und etwas Zeit bräuchte. Für D.D. gab es dann nur drei Dinge zu klären: „Was brauchst du? Was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen?" Der Punkt ist der, dass der Grund dafür, warum OVERKILL immer noch funktioniert, auf diesem Prinzip basiert. Es basiert nicht darauf, dass etwas um jeden Preis erledigt werden muss, egal, was sonst vor sich geht. Darum ging es bei uns nie. „Mach dir keine Sorgen darum Blitz, wir machen es, wenn die Zeit reif ist. Nimm dir soviel Zeit, wie du brauchst!" Ich denke, dass OVERKILL daher immer noch funktionieren, denn wenn die Jungs in der Band aufeinander achten, dann tut das auch der Band gut. Es macht immer noch Spaß, es ist kein Kampf oder so. Es ist immer noch eine gute Zeit, in der wir gute Musik machen können, und das ist das Einzige, worum es geht.

Pascal: Ich denke, dass das sehr wichtig ist. Bei vielen Bands gibt es heute ja nur noch diese Geschäftsbeziehung. Ihr habt also alle eine gute Freundschaft zueinander?

Bobby: Es ist wie der Altherren-Sportclub, jemand spielt Karten, jemand trinkt Cognac an der Bar, wir rauchen Zigarren zusammen, wir spielen. Und das klingt doch ziemlich gut, oder? (lacht)

Pascal: Klingt ganz nach dem Rock'n'Roll-Traum.

Bobby: Es ist klasse. Ich erinnere mich noch daran, als wir auf Tour waren und ich zusammen mit Dave im Bus Würfeln gespielt habe. Wir hatten Geld auf dem Boden liegen und tranken beide, da kam meine Frau Courtney rein und fragte, ob ich kurz Zeit hätte mit ihr zu reden, und ich sagte: „Oh, im Moment nicht, ich mache gerade ein Interview.", und sie fragte: „Was? Du machst ein Interview um drei Uhr morgens?!", und ich daraufhin: „Nein, ich spiele Würfeln mit Dave." (lacht laut).

Pascal: (Beide verfallen in Lachen) Klingt gut.

Bobby: Rock'n'Roll (lacht).

Pascal: Genau, vielleicht kann ich das nächste Mal ja auch mitspielen.

Bobby: Bring aber Geld mit (lacht)! Wir hatten sieben Euro (lacht).

Pascal: Heute Morgen habe ich durch Zufall,... also bei uns ist es jetzt schon Abend, bei euch ist es etwas um die Mittagszeit oder?

Bobby: Ja, wir haben zwanzig nach eins.

Pascal: Hattest du schon was zu Mittag?

Bobby: Ja, war gut, vielen Dank (lacht).


"WOOOW, schau dir ihre Beine an!"

Auch Bobbys Vater kann sich mit den Videoclips von OVERKILL anfreunden.




Pascal: Super, jedenfalls habe ich heute Morgen durch Zufall gesehen, dass "White Devil Armory" auch auf Kassette erscheint. Wie kam es denn dazu? Ich meine, LPs sind ja momentan wieder total im Kommen, aber Kassetten? War das eine Idee des Labels, oder hattet ihr dazu den Einfall?

Bobby: D.D. und ich managen die Band seit 1994, und direkt nach „Ironbound" haben wir uns mit einem dritten Partner zusammengetan, der uns managt. Dieser Kerl ist wirklich kreativ und das mit der Kassette war seine Idee. Die Idee war aber nicht: „Lass uns eine Kassette machen, für Leute, die das Album auf Kassette hören wollen!", sondern es ging eher in die Richtung, eine komplette Oldschool-Veröffentlichung zu machen. Dabei geht es nicht um Verkaufszahlen, es ist eher so ein Merchandise-Ding. Jemand der Vinyl sammelt, kann das Album auch auf Kassette haben. Es ist ein Merchandise-Artikel, aber auch eine abspielbare Kassette. Es gibt davon aber nur ein limitiertes Kontingent, ich glaube es waren etwas um die 1000 oder 1500 insgesamt. Die Idee gefiel mir gut und ich war auf Anhieb davon überzeugt. Man muss dabei bedenken, dass sich die Musikindustrie in den letzten 15 Jahren sehr verändert hat. In dieser Zeit wurde es für Bands immer schwieriger flüssig zu bleiben und Dinge zu tun, die sie tun wollen. Besonders auf dem Niveau, auf dem sie diese Dinge tun wollen. Du musst kreativ sein und neue Wege finden, um flüssig zu bleiben. Und ich denke ein Merchandise-Artikel, der nebenbei noch die Musik beinhaltet, klingt nach einer wirklich guten Idee.

Pascal: Ich denke auch, dass es eine wirklich gute Idee ist. Heute gibt es fast nur noch Downloads und MP3s, wo man nichts in der Hand hält oder sich genauer anschauen kann. Ich habe zwar keinen Kassettenspieler mehr, aber ich denke es ist wichtig, dass es auch solche Formate noch gibt.

Bobby: Ich war wirklich froh darüber, dass er die Idee dazu hatte. Weißt du Pascal, ich denke, dass es so etwas zukünftig sicherlich noch öfters geben wird. Ich bin froh, dass wir eine der Ersten sind, die etwas Derartiges machen, gerade mit "White Devil Armory".

Pascal: Das ist das erste Mal, dass ich davon höre. Weißt du schon wie viele Songs ihr von "White Devil Armory" auf der kommenden Tour spielen werdet?

Bobby: Das wird sich bei den Proben herausstellen. Die Idee hinter dem Livespielen ist die, dass das neue Material das Konzert für die Band selbst interessanter macht. Es sind Songs, die du zuvor noch nie gespielt hast, und ich mag das damit verbundene Risiko. Live zu spielen ist immer ein wenig gefährlich, so fühlt es sich zumindest für mich an. Als würdest du etwas verkaufen, und wenn es eine Chance zum zocken gibt, ist es jedes Mal gleich aufregender. Natürlich ist „Verkauf" nicht das richtige Wort und auch nicht unbedingt willkommen, trotzdem muss es jemand machen. Wir spielen eigentlich jede Show so, als wäre es unsere letzte Show. Das ist mitunter der Grund, weshalb wir immer noch da sind. Aber neue Songs zu spielen ist immer sehr aufregend und es werden sicherlich „Armorist", „Pig" und „Bitter Pill" darunter sein. Wenn es nach mir ginge, würde ich acht Songs der neuen Platte spielen.

Pascal: Das würde mich sehr freuen (lacht).

Bobby: (Lacht).

Pascal: Bis jetzt gibt es mit „Armorist" und „Bitter Pill" bereits zwei Videoclips zum aktuellen Album. Denkst du, dass dieses Format für die Fans nach wie vor wichtig ist?

Bobby: Absolut. Es ist aber mehr als nur ein einfacher Videoclip, es ist eher eine Fortsetzung von Videoclips. Der Clip wurde gut aufgenommen, mit einem guten Team, einem guten Schauspieler und einem guten Director. Und ich denke genau darauf kommt es an. Jeder kann heute ein Video drehen, man kann das bereits für 1000€ machen und es kann eine gute Bandpräsentation sein. Mit unserer Erfahrung können wir die visuelle Idee hinter dem Song gut in ein Video packen, und das ist heutzutage auch notwendig. In unserem Informationszeitalter ist es wirklich schwer Leute noch richtig zu erreichen. Wenn die Leute Feierabend haben und mit dem Zug nach Hause fahren, können sie, wenn sie wollen, das neue OVERKILL-Video schauen. Sie ziehen einfach ihre Kopfhörer an und schauen sich das Video auf ihrem Handy an, und dann könnte es passieren, dass sie auf den Gedanken kommen sich das neue Album zu kaufen. Ich denke, das ist heute sehr wichtig.

Pascal: Ja natürlich. Auch bei mir passiert das häufig genau in der Reihenfolge. Wer hatte die Idee für die Story hinter dem Videoclip? Macht das die Band, oder habt ihr dafür einen extra Mann an der Hand?

Bobby: Kevin Custer, der mit uns seit „Ironbound" zusammenarbeitet und die Videos zu „Bring Me The Night" vom Album „Ironbound", „Electric Rattlesnake" vom Album „The Electric Age" und auch die letzten beiden zu „Armorist" und „Bitter Pill" gedreht hat. Kevin macht sich viele Gedanken um die Storylines bei Videos. Wir hatten eine für „Electric Rattlesnake" und auch für „Bitter Pill", wir lassen Kevin sehr viel Spielraum und schauen uns später das Ergebnis an. Inwiefern wir eine Rolle spielen, wissen wir immer erst dann, wenn wir unsere Performance aufnehmen. Ich würde nicht sagen, dass er machen kann was er will, er muss uns seine Idee zuerst präsentieren. Seine Idee für „Bitter Pill" fanden wir von Anfang an alle sehr cool. Ich bin nicht sicher, ob du das Video kennst, aber die Idee dahinter war es zu zeigen, wie alles Böse dieser Welt in eine Maschine gesteckt wird und dann in ein Tattoo übertragen wird. Dabei handelt es sich um ein OVERKILL-Tattoo auf dem Rücken von jemanden mit allen möglichen bösen Dingen dieser Welt, da gibt es Waffen, Kugeln,... alles Mögliche. Heraus kommt dabei dieses coole Tattoo, ein nettes Mädchen und im Hintergrund das Artwork zu "White Devil Armory". Ich finde es wirklich cool, dass Kevin wie die Band denkt und mit passenden Ideen ankommt. Letzten Endes geben wir dann unser OK oder bringen Änderungswünsche an, falls hier und da zum Beispiel eine Szene raus soll.

Pascal: Der Videoclip zu „Bitter Pill" ist wirklich gut geworden. In letzter Zeit sehe ich von vielen anderen Bands nur diese recht öden Lyric-Videos. Natürlich ist es günstig und es ist auch Werbung für die Bands. Aber die Videoclips von OVERKILL haben eine Story und einen eigenen Stil.

Bobby: Als ich vor Kurzem bei meinem Vater war, der mittlerweile 84 ist, sagte ich zu ihm: „Hey Dad, möchtest du den neuen OVERKILL-Videoclip sehen?", und wir sahen uns den Clip an. Nach dem Teil mit dem Mädchen meinte er dann nur: „WOOOW, schau dir ihre Beine an!" (lacht laut).

Pascal: (Lachend) Ja, mein Vater kann zwar nichts mit Thrash-Metal anfangen aber der Videoclip dürfte ihm auch gefallen.

Bobby: (Lachend) Auch mein Vater ist kein Fan von Thrash-Metal, aber ich wusste, dass ihm die Beine gefallen würden (lacht).

interview Overkill 20140724 03

Pascal: Denkst du, es könnte irgendwann mal eine gemeinsame Tour mit OVERKILL und anderen Thrash-Legenden wie EXODUS oder ANTHRAX geben?

Bobby: Sicher, wir waren ja schon mit EXODUS in Deutschland unterwegs und in einigen Teilen Europas auch mit DESTRUCTION und HEATHEN. Dieses Mal nehmen wir PRONG mit auf Tour, ich denke es ist notwendig, ein gutes Tourpaket zu haben. Ich würde es auch lieben mit ANTHRAX zu touren, ich habe kein Problem mit den Jungs. Ein wichtiger Punkt bei OVERKILL ist es, dass wir immer großen Wert auf unsere eigene Gesundheit legen, und das macht nicht unbedingt jeder. Es geht auch darum, dass wir selbst glücklich sind. Ich möchte mit den anderen keinen Wettbewerb auf der Bühne veranstalten, wir schreiben unsere Musik für OVERKILL, wir gehen raus und spielen zum Gewinnen. Also klar, lass uns eine gemeinsame Tour machen, lass uns mit SLAYER touren oder auch METALLICA. Wir spielen Anfang August auf dem „Heavy Montreal"-Festival, und als Thrash-Metal-Fan hat das Festival ein Traumlineup. Da spielen METALLICA, SLAYER, ANTHRAX, EXODUS und OVERKILL, es ist ein unglaubliches Lineup für Thrashfans.

Pascal: Das ist ein wirklich geiles Package. Ich habe diese „Big-Four-Shows" mittlerweile schon zwei mal gesehen, aber es war mehr ein großer METALLICA-Gig. Ich mag zwar die Idee dahinter, aber im Nachhinein erscheint es mir ein wenig unfair. MEGADETH und SLAYER waren zum Beispiel nicht auf dem gleichen Level wie METALLICA.

Bobby: Es war also eher so ein „Big-One-And-The-Little-Three" (lacht). Jedes Mal, wenn mich jemand in einem Interview nach den "Big-Four" fragt, sage ich nur: "Wer?!" (lacht laut).

Pascal: (Lacht) Das ist eine gute Antwort. Denkst du in nächster Zeit wird es eine OVERKILL-Live-DVD oder Blu-Ray geben?

Bobby: Ich denke ja. Es geht da auch immer ein wenig um Verträge, viele Firmen machen so etwas um sich abzusichern. Wenn die Plattenverkäufe gut laufen, versuchen sie natürlich so viel aus einem Release raus zu holen wie es geht. Eine Möglichkeit dazu ist ein zweiter Release. "White Devil Armory" läuft gut und die Tour steht noch an. Eventuell will Nuclear Blast ja eine Live-DVD oder ein Livealbum zur kommenden Tour machen. Eine Sache, auf die wir sehr stolz sind, ist die, dass wir nach all den Jahren immer noch mit einem sehr hohen Level an Intensität dabei sind. Es ist nicht so, dass wir da oben stehen und behaupten, dass wir unser Bestes geben, aber nicht mehr so gut sind wie früher und die Fans sich an alte Zeiten erinnern müssen. Wir haben und hatten immer einen sehr hohen Level. Ich denke ein Live-Release wäre eine sehr gute Idee, nicht dass wir später zu alt sind und nicht mehr können (lacht).

Pascal: Ja, da gebe ich dir voll und ganz recht. Ich habe euch vor ca. 2 Jahren in Saarbrücken live gesehen, und auf der Bühne gab es reichlich Energie zu sehen.

Bobby: Viele Leute, die eine Show sehen, fragen mich immer: „Wie machst du das nur?", und ich antworte dann immer „Gute Drogen, ich kauf keinen Mist." (lacht laut).

Pascal: Vor allem bist du nach wie vor sehr fit, treibst du viel Sport?

Bobby: Ja, ich versuche immer ins Fitnessstudio zu gehen, momentan gehe ich aber eher laufen, Fahrrad fahren oder mache ein paar Fitnessübungen. Die größte Hilfe dabei ist meine wunderschöne siebenjährige Schäferhündin. Jedes Mal, wenn ich gegen fünf Uhr nach Hause komme, erinnert sie mich daran, mit ihr zwei bis vier Meilen zu laufen. Und das hilft wirklich, ich muss jeden Tag mit ihr raus, da habe ich gar keine andere Wahl.

Pascal: Vielleicht sollte ich mir auch einen Hund zulegen.

Bobby: (Lacht) Ja tu das, eine wirklich gute Motivation.

Pascal: Jetzt hätte ich noch ein paar persönlichere Fragen an dich. Welches ist aktuell dein Lieblingsalbum?

Bobby: Momentan? Momentan höre ich mir viel das neue Album von PRONG an, was mitunter ein Grund dafür ist, weshalb wir die Jungs mit auf Tour nehmen. Ich habe das Album als MP3 und als CD im Auto. Ich bin schon seit einer halben Ewigkeit ein PRONG-Fan.

Pascal: Also habt ihr euch für PRONG entschieden und nicht das Label?

Bobby: Nun ja, wir haben uns ein wenig umgesehen und überlegt, was ein gutes Package geben würde. Wir haben mit vielen unterschiedlichen Bands gesprochen. Unter anderem auch mit SANCTUARY, die aber zum Zeitpunkt der Tour schon verplant sind. Als dann Tommy Victor um die Ecke kam und meinte, dass sie für den Zeitraum frei wären, hielten wir das für eine ziemlich gute Wahl.

Pascal: Du hast diesen ganz bekannten Spitznamen „Blitz". Woher kommt der?

Bobby: Unter den ganzen Punkkids brauchte damals jeder einen Spitznamen. D.D. Vernis Spitzname ist D.D., das ist ja nicht sein richtiger Name (lacht). Er hat ihn von der Band bekommen. Ich hab den Namen „Blitz" bekommen, das kommt von einem Sprichwort „Oh god, he blitz the gan". Das kann zum Beispiel „zu viel Bier" bedeuten (lacht).

Pascal: Also hat es nichts mit dem deutschen Wort „Blitz" zu tun?

Bobby: Nein, aber als wir das erste Mal in Deutschland auf Tour waren, wusste ich noch nicht, dass der Name im Deutschen etwas mit einem Blitz zu tun hat. Mit der Bedeutung im Deutschen konnte ich mich viel eher anfreunden. Es ist cooler ein Blitz zu sein als ein junges betrunkenes Punkkid (lacht).

Pascal: Wenn du auf eure Diskografie zurückblickst, welches wäre für dich im Moment dein persönliches Lieblingsalbum? Ich weiß, die Frage ist vermutlich nicht ganz einfach zu beantworten.

Bobby: Hmm, es ist eine schwere Frage. Ich sehe OVERKILL immer in verschiedenen Kapiteln, es gibt da ein Kapitel mit ein bis zwei Alben und dann ein weiteres Kapitel mit sechs bis sieben Alben, und aktuell sind wir in einem neuen Kapitel. Wenn ich das aber mal außen vor lasse, dürfte „Horrorscope" von 1991 mein Favorit sein. Ich mag die Platte, da es die erste ist, die D.D. und ich als Team aufgenommen haben, viele Leute mochten die Platte anfangs nicht so. Bobby verließ damals die Band und war vorher für einen großen Teil des Songwritings zuständig, nun waren es nur noch D.D. und ich. Ich erinnere mich noch gut daran, als wir damals mit dem Plattenlabel sprachen und die sich nicht sicher waren, ob wir die Band weiterführen sollten. In unserem Vertrag gab es eine Klausel, die besagte, dass wenn jeder Einzelne die Band verließ, der Vertrag von dem Plattenlabel aufgelöst werden kann. Mit „Horrorscope" mussten wir das Label also von uns überzeugen, und ich war verdammt wütend, dass sie uns das nicht zutrauten. Zu der Zeit gab es einen Gig in New York, der nur für das Plattenlabel gedacht war. Ich weiß noch gut, als ich damals zu den anderen sagte: „Ich werde da rausgehen und mein Mikro in Stücke schlagen, um denen zu zeigen wie verdammt wütend ich bin!" (lacht). Ich meinte das nicht wörtlich, nur bildlich, und bildlich gesehen haben wir das auch getan. Die anderen fragten mich, ob wir das ganze „Horroscope"-Album live für die spielen sollten, und ich sagte nur: „Ja, es ist eine verdammt gute Platte." Das ist mein Favorit, und jetzt kennst du auch den Grund dafür.

Pascal: Ich schätze, ich muss mir „Horrorscope" nachher mal genauer anhören.

Bobby: (Lacht).

Pascal: Deine Stimme ist auf dem neuen Album wieder verdammt stark. Was zur Hölle machst du, damit das nach wie vor so ist? Trainierst du irgendwie? Deine Stimme klingt immer noch wie früher.

Bobby: Gute Frage. Es ist schon ein wenig verwunderlich, wenn ich mir überlege, in welchem Alter ich jetzt bin und ich mir meine Stimme auf Band anhöre und dabei feststelle, dass ich nicht müde klinge. Ich singe immer, wenn ich zuhause bin oder auch wenn ich arbeite. Ich komme aus einer sehr musikalischen Familie, meine Mutter hat immer gesungen, sie klang wie ein Vogel - einfach wundervoll. Ich erinnere mich noch daran, wie sie, als ich ein Kind war, immer zu mir sang, anstatt mit mir zu reden. Ich hab mir nie Sorgen um meine Stimme gemacht, dafür bin ich nicht der Typ. Ich hatte immer ein Päckchen Marlboro in meiner Tasche, ein Bier in meiner Hand und trank dazu zwei Shots. Es war damals einfach so, und ich machte mir keine Sorgen darum. Ich denke, dass viele Leute sich zu viele Sorgen um ihre Stimme machen und sie dadurch verlieren. Also werde ich mir auch weiterhin keine Sorgen machen und tun und lassen, was ich möchte. Auf die Art funktioniert es für mich (lacht).

Pascal: Es gibt viele Sänger da draußen, die noch so wie früher klingen, Ronnie James Dio, Biff Byford von SAXON. Viele aber auch nicht, jeder wird eben älter, aber dir merkt man das überhaupt nicht an.

Bobby: Ich vergleiche mich nicht gerne mit anderen, aber es gibt wenige Sänger da draußen, die einen solchen Stimmentyp haben. Mark Tornillo von ACCEPT hat eine solche Stimme, Brian Johnson hat eine solche Stimme – er ist ein großartiger Sänger, und jeder mit einer solchen Stimme wird einfach nicht älter. Ich weiß nicht, warum das so ist, aber die haben alle so ein „Krrrrrrrrrrr" in der Stimme. Aus irgendeinem Grund verschwindet das nicht. Mark klingt verdammt fantastisch, und ich denke Brian Johnson kann singen, bis er 100 ist. Vielleicht liegt es einfach am Typ der Stimme.

Pascal: In welchem Alter hast du angefangen Musik zu machen?


"Für D.D. gab es dann nur drei Dinge zu klären: „Was brauchst du? Was kann ich tun? Wie kann ich dir helfen?"

Wenn das mal bei jeder Band so laufen würde, kein Wunder dass es OVERKILL bereits seit über 30 Jahren gibt.


Bobby: Mit 9 oder 10 Jahren hatte ich zum ersten Mal in einem Theaterstück damit zu tun. Mit Rock'n'Roll kam ich zum ersten mal mit 13 Jahren in Berührung. Mein Vater kaufte mir damals eine Bassgitarre und ich fing darauf an zu spielen, diesen Bass habe ich immer noch. Von dort an ging es dann über die Highschool immer weiter.

Pascal: Ich weiß unsere Zeit neigt sich langsam dem Ende zu, aber ich habe hier noch ein paar Fragen liegen.

Bobby: Schon ok, mein nächstes Interview ist erst in 15 Minuten.

Pascal: Ok, super. Bei mir zieht hier aber ein kleiner Sturm auf. Eventuell bekommen wir also doch noch ein Problem, falls du also einen lauten Knall hören solltest und ich daraufhin weg bin, hat „The Electric Age" hier im meinem Büro begonnen.

Bobby: (Lacht).

Pascal: Welches war bis heute dein bester OVERKILL-Gig?

Bobby: Da gibt es so viele. Das einzige richtig emotionale Konzert war, als wir das letzte Mal auf dem „Rock Hard Festival" spielten. Es gibt da ein paar Jungs, die uns schon auf der ersten Tour in Deutschland unterstützt haben, die „Skullkrushers". Wir sind Freunde geworden, und auf diesem Konzert haben sie uns eine große eiserne Medaille überreicht, die fast zwei Meter groß ist. Ich bin normalerweise schwer zu überzeugen, aber diese Jungs haben es geschafft (lacht). Das war eine großartige Show und die Erste, an die ich dachte, als du mir die Frage gestellt hast.

Pascal: Ich hab das Bild gesehen mit dir und der Medaille. Sieht richtig gut aus.

Bobby: Ja, das Teil ist großartig, sie haben uns immer unterstützt.

Pascal: Liebst du nach wie vor den Rock'n'Roll Lifestyle oder nervt es dich manchmal, so viel unterwegs zu sein?

Bobby: Nach all der Zeit weiß ich nicht ob ich alles richtig gemacht habe, ich steh auf Motorräder, auf Autos, ich mag das Geschäft, ich besitze woanders noch eine Firma, aber das, was mir am meisten gefällt, ist die Musik. Vor ein paar Wochen fragte mich ein Franzose, was ich tun würde wenn OVERKILL aufhören würden, und ich sagte ihm: „Dann wäre ich möglicherweise nach 6 Monaten tot (lacht)." Das ist einfach meine Leidenschaft, mein Ganzes Lebe gebe ich dafür hin. Nebenbei bemerkt bin ich bei Interviews immer ich selbst. Ich verstelle mich kein bisschen, das ist auch der Grund warum es funktioniert. Es gibt keine Probleme, ich werde nicht müde davon, nicht einmal gelangweilt. Unterwegs zu sein ist mein Leben, und wenn ich zuhause bin ist das mein anderes Leben (lacht).

Pascal: Klingt nach einem guten Lebensstil.

Bobby: Für mich funktioniert er sehr gut.

interview Overkill 20140724 04

Pascal: Denkst du, du wirst irgendwann ein Buch schreiben? Oder könnte es eventuell ein Buch über die Geschichte von OVERKILL geben?

Bobby: Ein Buch über die Geschichte von OVERKILL halte ich für eher unwahrscheinlich. Ich wurde gefragt, ob ich ein Buch schreiben möchte, und fühlte mich dadurch wirklich geschmeichelt. Bei der Story von OVERKILL käme es da aber auf was Anderes an. Wie mir mal jemand von einem Magazin sagte, geht es immer darum wie eine Geschichte erzählt wird. Nicht um den simplen Ablauf einer Geschichte, interessant sind die Stories, die passieren. Wenn es also ein Buch über uns geben sollte, wird es nicht darum gehen, was wann wie genau passiert ist. Viel eher wird es individuelle Geschichten über verschiedene Jahre geben. Ich denke das würde viel mehr Spaß machen, nicht direkt über OVERKILL, sondern viel eher über lustige, positive oder negative Storys. Das wäre es was ich machen möchte, aber keine einfache Erzählung der Geschichte von OVERKILL.

Pascal: Super, das, was du vor hast klingt gut, genau das ist es nämlich was ich in einem Buch lesen möchte.

Bobby: Mir geht´s genauso. Chronologisch muss nicht bedeuten von 1985-1986, genauso gut geht es auch von 1985-1995, weil die ganzen Geschichten in diesem Zeitraum liegen. Dann könnte es wiederum von 1992-2014 gehen, weil da vielleicht noch einige andere Dinge passiert sind. So würde ich die Sache eher angehen. Es könnte eine Art Interview werden, das man sich durchliest und der Geschichte folgt.

Pascal: Was denkst du über die die ganzen sozialen Netzwerke wie zum Beispiel Facebook? Ist es eine gute Sache für unsere Gemeinschaft, oder siehst du das eher etwas kritisch? Aus deiner Sicht als Musiker.

Bobby: Von der geschäftlichen Seite her ist es notwendig. Du musst überall präsent sein und so auch in den sozialen Medien. Als es vor ein paar Wochen um unsere Promotion für "White Devil Armory" ging, mussten wir uns damit wieder auseinandersetzen. Wir brauchten eine Webseite und alles Mögliche. Wenn wir uns nicht darum gekümmert hätten, würden wir hinterher hängen. Also aus der Sicht als Mitglied der Band ist es notwendig. Von meinem persönlichen Standpunkt aus möchte ich mir meine Privatsphäre bewahren. Ich denke nicht, dass die Leute wissen müssen was ich zu Mittag esse, oder wann ich mich mit meiner Verwandtschaft oder Freunden treffe. Wenn ich mich unterhalten möchte, mache ich das, dafür brauche ich kein Facebook. Aus persönlicher Sicht bin ich kein großer Freund davon, aus Sicht von OVERKILL müssen wir diese Medien nutzen. Ich verwende es also auf professioneller Ebene, aber nicht im privaten Umfeld.

Pascal: Sehe ich ganz genau so.

Bobby: Ein sehr bekannter Metal-DJ, der auch bei einem großen Radiosender in New York moderiert, fragte mich mal: „Bobby Blitz, bist du auf Facebook?!", und ich antwortete ihm nur: „Ich hab nur Scheisse auf meinem Facebook.", und er sagte „Was?!" (lacht laut). Ich brauche dort auch nur einen Freund (lacht).

Pascal: Wer weiß, vielleicht haben wir in ein paar Jahren den „Communication Breakdown" und niemand redet mehr miteinander.

Bobby: Sehr guter Punkt, sehr guter Punkt.


"Viele Leute, die eine Show sehen, fragen mich immer: „Wie machst du das nur?", und ich antworte dann immer „Gute Drogen, ich kauf keinen Mist." (lacht laut)."

Auch das ist eine Erklärung für den Fitnesslevel von Bobby, in Wahrheit liegt es aber mit Sicherheit an seiner Schäferhündin.


Pascal: Kommen wir jetzt zu meinen letzten Fragen. Mich würde interessieren was deine Lieblingsbands sind, allerdings bin ich mir auch vollkommen bewusst, dass das wohl zu viele sind. Also gehe ich mehr ins Detail. Du bist ja ein großer JUDAS PRIEST-Fan oder?

Bobby: Ja, ich habe mir "Redeemer Of Souls" gleich an dem Tag geholt als die Platte raus kam. Ich bin wirklich froh, dass sie nach wie vor dabei sind, auch ohne K.K. Downing. Ich bin großer JUDAS PRIEST-Fan, BLACK SABBATH-Fan, ich mag Thrash-Metal, ich mag Nu-Metal, scheiße, ich mag alles was gut klingt. Ich höre ziemlich querbeet. Aber ja, ich bin ein großer JUDAS PRIEST-Fan.

Pascal: Mich würde nämlich interessieren wie du die neue Platte findest.

Bobby: Es ist ein gutes Album. Was mir besonders im Kopf geblieben ist, ist die gute Produktion. Das ganze Album wurde wirklich analog aufgenommen, was mir besonders gut gefällt. Ich würde die Platte irgendwo zwischen „Stained Class" und „British Steel" einordnen.

Pascal: Ich denke, dass fast alle JUDAS PRIEST-Stile vertreten sind.

Bobby: Ich mag die Platte wirklich und denke, dass Richie Faulkner einen guten Job macht, Robs Stimme ist verdammt fantastisch, ich denke die Platte wird gut laufen.

Pascal: Ich hatte da zuerst ein paar Sorgen, weil K.K. Downing, Rob und Glenn ja immer die ganzen Songs schrieben, aber Glenn und Richie arbeiten wirklich gut zusammen.

Bobby: Ganz genau.

Pascal: In Ordnung, kommen wir zu meiner letzten Frage. Du bist ja auch ein großer BLACK SABBATH-Fan. Hast du sie auf der letzten Tour mit OZZY live gesehen?

Bobby: Ja, ich hab sie mir hier in New Jersey angesehen und sie waren absolut fantastisch. Eine sehr sehr gute Performance.

Pascal: Ich hatte sie in Frankfurt gesehen und wurde total umgehauen.

Bobby: Für mich das Konzert des letzten Jahres und auch das beste Album des letzten Jahres.

Pascal: Super! Vielen Dank für deine Zeit! Hoffe wir sehen uns mal auf Tour und können vielleicht ein Bier zusammen trinken.

Bobby: Ja klingt super, vielleicht sieht man sich ja in der „Batschkapp" in Frankfurt. Du solltest mich ganz einfach finden können, halte einfach die Augen offen.

Pascal: Alles klar, ich wünsch dir noch einen angenehmen Tag. Wie viele Interviews hast du noch vor dir?

Bobby: Ich werde jetzt noch eins geben und dann wird mich meine Frau wieder einsperren (lacht).

Pascal: Super bis demnächst und schönen Tag noch.

Bobby: Ja dir auch! Bis dann.

interview Overkill 20140724 05

(Quelle Fotos: Nuclear Blast)

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Jochen antwortete auf das Thema: #14550 9 Jahre 7 Monate her
Welch ein netter Typ, der auch nach all den Jahren und den unzähligen Interviews immer noch Spaß hat, sein Ding der Welt mitzuteilen und sich für alles und jeden freut, der diesen Spaß teilt. Bobby will sich nicht kurz halten, seine Euphorie für die Sache lässt ihn aus einem ganzen Nähkasten plaudern, seine Zeit gilt voll und ganz der Musik neben seiner Familie.
Genau darum geht es in der Musik, genauso funktioniert es auch nach über 30 Jahren noch. Vorbildlich!

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