Interview mit Mountain Throne

mountain throne 1Die deutsche Doom Metal Band MOUNTAIN THRONE hat am 06.12.2013 mit ihrem Debüt "Stormcoven" eindrucksvoll gezeigt, wie guter Doom heutzutage klingen sollte und wurde dafür auch in zahlreichen Magazinen mit guten Kritiken entlohnt. Ein guter Grund für mich, den Jungs mal ein wenig auf den Zahn zu fühlen und sie über die Band, ihre Wurzeln, das Album, ihre Einstellung zur Szene und ihre musikalischen Vorlieben auszufragen. A., J. und F. standen mir freundlicherweise in einem Interview Rede und Antwort.

Dennis: Wann und wie ist die Band entstanden? Wie habt Ihr Euch gegründet? Und wie lange macht jeder von Euch schon Musik und wie ist da Euer Background?

A: Die Band wurde von mir (A./Gitarre) zusammen mit J., dem Schlagzeuger, 2009 ins Leben gerufen. F. als Sänger war die erste Wahl, und nachdem unser ursprünglicher Bassist H. Ende 2012 ausgestiegen war, wurde er postwendend durch S. ersetzt, und diese Besetzung hat jetzt den „Stormcoven"-Klassiker eingezupft. Mit J. habe ich seit 2003 zusammen als Rhythmusgruppe bei der deutschen Doom-Metal-Band MIRROR OF DECEPTION gespielt, sodass wir ein eingespieltes Team sind. Die anderen beiden fügen sich da aber gut ein; und sie haben auch eine lange Metal-Vita. Seit Mitte der 1980er waren beide in unterschiedlichen Formationen unterwegs, und gemeinsam haben sie viele Jahre bei FROM BEYOND gespielt.

Dennis: Wie seid Ihr zu Eurer musikalischen Ausrichtung gekommen? Was würdet Ihr als Eure wichtigsten musikalischen Einflüsse bezeichnen?

A.: Die Idee zu so einer Band –inklusive der passenden Songs- hatte ich bereits einige Zeit mit mir herumgetragen, die Gründung einer entsprechenden Truppe war daher nur eine Frage der Zeit. Klanglich sollte das Ganze das widerspiegeln, was mir/uns am Heavy Metal am besten gefällt, daher liegen die Einflüsse hauptsächlich im Heavy Metal und Hard Rock der späten 1970er und frühen 1980er Jahre. Meine wichtigsten Einflüsse sind wohl die BLACK SABBATH-Alben mit Dio, daneben sicher auch IRON MAIDEN, BATHORY, SAINT VITUS, RAINBOW, SCORPIONS, VENOM, DEEP PURPLE, MOTÖRHEAD, CIRITH UNGOL, TROUBLE, JETHRO TULL und viele, viele andere.

Dennis: Ihr bezeichnet Eure Musik ja selbst als Ancient Heavy Metal, wo genau seht Ihr die Unterschiede zum normalen Doom, von dem ja etliche Einflüsse in Eurer Musik zu erkennen sind?

A: Was ist denn „normaler Doom"? Der Begriff wurde ja leider in den letzten Jahren wirklich inflationär gebraucht. Wenn heutzutage was als „Doom" angepriesen wird (oftmals sicher wohlweislich unter Aussparung des eigentlich verpflichtend zu nennenden „Metal"), kann einen fast alles erwarten, und das meiste hat mit dem, was ich als Doom Metal kenne, nicht viel zu tun! Heute wird doch fast jeder langsame, langweilige Scheiß als „Doom" bezeichnet, und damit tut man dem richtigen Doom Metal wohl keinen Gefallen. Aber ich schweife ab. MOUNTAIN THRONE spielen einfach Heavy Metal, das „Ancient" haben wir zugesetzt, weil eben die Einflüsse mehrheitlich deutlich in der Vergangenheit und näher an den Ursprüngen liegen, ganz einfach. Da der Metal in seiner Gesamtheit schon zu einem guten Teil auf BLACK SABBATH zurück geht, ist es für uns ganz natürlich, dass eine gewisse Doom-Metal-Komponente dabei ist.

mountain throne 3

Dennis: Wie entstehen Eure Songs? Was sind Eure Inspirationsquellen für die Texte, wer schreibt die Songs?

A.: Die Songs und Texte schreibe in der Regel ich, wenn ich sie soweit habe, schicke ich den Jungs ein Demo davon, und sie machen sich dann Gedanken über ihre Beiträge am jeweiligen Instrument bzw. Gesang. Arrangiert werden die Stücke dann entsprechend zusammen.

Dennis: Wie ist Euer Debütalbum entstanden? Wo habt Ihr aufgenommen und wie verlief der Aufnahmeprozess im Studio? Woher kam die Inspiration für das Coverartwork und Euer Logo?

J.: Die Drums haben wir als erstes aufgenommen. Im Proberaum und natürlich unter Zeitdruck! Der Gitarrist meiner anderen Band HOLISTIC HOBOS hat das dafür notwendige Equipment und das Wissen und uns dankenswerterweise vortrefflich unterstützt. Anschließend habe ich dann das Allernötigste an den Spuren editiert, bevor sie ans eigentliche Studio weitergereicht wurden.

Dennis: Für die Musiker unter unseren Lesern sicher interessant: Welche Instrumente und welches Gear verwendet Ihr?

A: Schöne Frage! Also, ich persönlich fahre ein ziemlich reduziertes Programm. Mein Amp ist ein Marshall JCM 2000 Dual Super Lead mit sinnigerweise zwei Kanälen (Classic Gain & Ultra Gain), von denen ich aber nur den Ultra Gain-Kanal verwende. Man darf sich da aber vom Namen nicht täuschen lassen, das Teil zerrt nicht allzu extrem, und der Klang bleibt sehr röhrig-warm; also kein 90er-Jahre-Bienenschwirren! Für cleane Passagen (von denen es eh extrem wenige gibt) drehe ich einfach den Volume-Regler der Gitarre runter, da das live ruhig rauer als auf Platte kommen darf. Zwischen Gitarre und Amp hab ich nur ein normales Dunlop Crybaby-Wah geschaltet, das bei den Soli Verwendung findet, ansonsten besitze ich noch nicht mal irgendwelche anderen Effektgeräte. An Gitarren habe ich die obligatorische Gibson SG Special, meine erste „richtige" Gitarre, die ich aber so gut wie nie spiele (leider!). Dann noch eine Gibson Flying V, eine der besten Gitarren, die überhaupt gebaut wurden/werden und lange Jahre meine erste Wahl war. Aber vor ein paar Jahren habe ich eine BC Rich Mockingbird Exotic Classic erstanden, und die ist der Hammer, sie spielt sich fast von allein! Jetzt habe ich ihr noch DiMarzio-Tonabnehmer spendiert, und damit ist sie sowohl von der Bespielbarkeit als auch des Klanges her einfach unübertroffen und daher mein Hauptinstrument. Außerdem spielt sowieso jeder Gibson-Gitarren, deshalb ist es auch wohltuend, sich da ein bißchen davon abzusetzen.

J.: Bei mir hat sich über die Jahre ziemlich viel Zeug angesammelt. Ich finde die Preise für vernünftige Neuware im Schlagzeugbereich, zumindest was Becken angeht, jenseits aller Vernunft angesiedelt und kaufe daher fast nur gebraucht – bis auf Sticks und Felle natürlich. Damit fahre ich übrigens immer noch günstiger als mit diesen leichten Preisvergünstigungen, mit denen man heute so gerne unter der Bezeichnung „Endorsement" einen auf wichtig macht. Ich meine das, was sich i. A. in unserem, sozusagen semiprofessionellen Bereich so abspielt. Da verzichte ich dankend und stelle mir mein Material lieber querbeet zusammen.
Bei Gigs mit MOUNTAIN THRONE habe ich noch nie mein eigenes Drumset gespielt, denn das sind meist kleine oder mittelgroße Festivals, wo das Schlagzeug gestellt wird. Für den Fall hätte ich ein Sonor Lite von 1985, das hat von allen meinen Sets die meisten Toms und das spiele ich auch bei den Aufnahmen, meistens mit 10"-12"-15"-16", zwei oben und zwei unten. Die 22" Bassdrum setzt nach wie vor Maßstäbe. Dann hab ich noch ein Sonor Phonic mit längerer Bassdrum und mein neuestes Schätzchen ist ein Fibes Fiberglas-Drumset aus den 70ern in nahezu Neuzustand mit großen Trommeln, eine echte Rarität in Europa, für Metal allerdings nicht ganz die erste Wahl.
An Becken habe ich allerlei altes Zeug, die meisten sind aus den 70ern und 80ern, alles B20-Becken von UFIP, Sabian, Tosco und Zanki. Ich stehe besonders auf diese älteren italienischen Becken. Zwei Crashes in 18" und/oder 19", 21" oder 22" Ride, China, 14" Hihats, ein sehr übersichtliches und gewöhnliches Setup also.
Ach ja, das Wichtigste zuletzt: Snares! Natürlich! Da mag ich am liebsten meine Sonor Phonic Stahlsnare in 6.5" Tiefe, sehr flexibles Instrument. Habe dann u.a noch eine Pearl Free Floating mit Ahornkessel in gleicher Tiefe und diverse andere, teils auch selbst zusammengebastelt und furniert o. ä. – das optmierende Herumschrauben an Trommeln ist auch ein großes Hobby von mir und ich kaufe öfter halbe Schrotthaufen an Drums für kleines Geld an, um sie in nervenaufreibender Kleinarbeit wieder herzurichten.

Dennis: Wie seht Ihr die aktuelle Metalszene, gerade im Hinblick auf Konzerte unbekannterer Bands? Gibt es genug Möglichkeiten, live zu spielen?

A: Naja, an „gute" Gigs zu kommen, ist nicht gerade einfach. Vielerorts fehlt auch einfach das Interesse, sodass selbst bei einigermaßen hochkarätigen Konzerten zu wenig Leute da sind. Wenn es da eine gewisse Infrastruktur bzw. Regelmäßigkeit bei Konzertveranstaltungen gibt, ist das in der Regel besser. Eine andere Sache ist bei unbekannteren Bands aber sicher auch die Finanzierbarkeit von Konzertfahrten, weil teils nicht mal das Benzingeld garantiert wird. Wir spielen jedenfalls nur Konzerte, wenn die Rahmenbedingungen in Ordnung sind und wir die anderen beteiligten Bands gut finden und diese zu uns (bzw. wir zu ihnen) passen.

J.: Es könnte wirklich mehr Veranstaltungen geben im Großraum Stuttgart, vor allem in der Hauptstadt selber. Dort findet momentan ein beunruhigender Kahlschlag in der Subkultur statt. Die Finanzierbarkeit ist natürlich auch auf der Veranstalterseite ein Problem. Wir fahren da zum Glück eine recht klare Linie, denn es kann nicht sein, dass man am Ende noch draufzahlt, um Livemusik möglich zu machen. Egal, ob als Band oder als Veranstalter.

Dennis: Ihr habt bereits auf dem mittlerweile ja leider nicht mehr stattfindenden DoomShallRise - Festival gespielt und auch auf anderen Festivals. Wie beurteilt Ihr die aktuelle Festivallandschaft und wie ist Eure Einstellung zu größeren Festivals?

J.: Kommt stark auf den Einzelfall an. Wir fühlen uns auf kleineren oder mittleren Veranstaltungen sicher am wohlsten. Die großen Mainstream-Festivals lehnen wir sicher auch nicht prinzipiell ab, sehen die an manchen Stellen offenbar stattfindende Kirmesierung allerdings eher kritisch.

Dennis: Es gelingt ja leider nur wenigen Doom-Bands, wirklich ins Rampenlicht zu treten, z.B. CANDLEMASS oder CATHEDRAL oder in der letzten Zeit auch GRAND MAGUS. Warum ist das Eurer Meinung nach so?

J.: Doom Metal war schon immer eine Nischenmusik und wird es sicher auch bleiben. Das ist nichts Schlimmes. Wer sich die Charts und die Art, Qualität und Halbwertszeit dort hauptsächlich vertretener Musik anschaut, dem wird schnell klar, dass das auch kaum anders sein kann.

Dennis: Wie steht Ihr zum Thema Digitalisierung im Bereich Musik, sowohl über kommerzielle Kanäle wie z.B. iTunes als auch zu den Möglichkeiten, ein Album für begrenzte Zeit komplett als Stream zur Verfügung zu stellen? Soweit ich weiß, habt Ihr ja auch einige Songs von "Stormcoven" per Stream zur Verfügung gestellt.

J.: Sicher eine brauchbare und effektive Methode, um neues Material bekannt zu machen. Bis jetzt hat die Digitalisierung ja noch nicht dazu geführt, dass es keine gute neue Musik mehr gibt, wie viele zunächst wohl befürchtet haben. Trotzdem wird's natürlich nie wieder so sein wie in den 80ern, wo du die meiste Musik zum ersten Mal noch tatsächlich direkt von der neu gekauften, sehnlichst erwarteten Platte gehört hast - die meiste Musik klingt unserer Meinung nach aber so immer noch am besten, darum gibt's auch alles von uns auf Vinyl.

Dennis: Wie sehen Eure Pläne für die nächste Zeit aus und was sind Eure nächsten Ziele? Wann und wo wird man Euch in nächster Zeit live sehen können und, für unsere Leser natürlich besonders interessant, kommt Ihr auch mal ins Saarland?

In der Heimat von Heinz Becker würden wir natürlich schon gerne mal spielen!

Dennis: Für jeden Einzelnen von Euch: welche 3 Platten gehen mit auf die einsame Insel?

A.: Nur 3? Das ist unfair, ich bräuchte mindestens 10! Bei dreien müsste ich sagen: BLACK SABBATH - Heaven and Hell, IRON MAIDEN - The Number of the Beast, SCORPIONS - In Trance. Aber dann sind halt noch keine Alben von MOTÖRHEAD, BATHORY, DIO und JETHRO TULL dabei! Schwierig...

J.: Ehrlich beantwortet? Einsame Insel und nur drei Platten, das wären natürlich dann diejenigen, an denen man selbst mitgewirkt hat, denn auf die möchte man doch sicher am wenigsten verzichten.

F.: MOTÖRHEAD - No sleep till Hammersmith, MANOWAR - Into glory ride, OVERKILL - Feel the fire!

Dennis: Mit welchen Bands würdet Ihr gerne mal spielen, wenn Ihr die Möglichkeit hättet?

J.: Eine Woche mit LORD VICAR auf Tour wäre ein großer Spaß. SLOUGH FEG würde ich auch noch nennen, wenn wir die große Ehre nicht bereits gehabt hätten.

A.: Gern mit jeder Band wo´s passt! Es steht allerdings auch noch ein Gig mit den Doomern von COSMIC WASTELAND aus, das müssen wir baldmöglichst in Angriff nehmen.

Dennis: Gibt es noch irgendwas, was Ihr unseren Lesern mitteilen möchtet?

Wir danken für das Interesse und hoffen, uns bald mal auf/vor irgendeiner Bühne über den Weg zu laufen! Über Konzertanfragen freuen wir uns natürlich auch immer. Metal!

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft!

mountain throne 2

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden