Drucken

interview tyr 20130927 00TÝR kenne und liebe ich ja schon lange. Auch sämtliche Mitglieder kenne ich nun schon seit mehr als sieben Jahren. Trotzdem, oder vielleicht auch gerade deshalb, haben wir nie ein Interview zusammen gemacht. Aber irgendwann ist ja immer das erste Mal und so setze ich mich vor dem Konzert in Speyer mit der kompletten Band, bestehend aus Heri Joensen, Terji Skibenæs, Gunnar Thomsen und Amon Djurhuus (auch wenn Amon es vorzieht, nichts beizutragen – aber er ist ja auch kein offizielles Mitglied) zusammen, um uns über das neue Album, Touren und einiges mehr zu unterhalten. Man macht es uns jedoch nicht leicht. Just als wir mit dem Interview beginnen wollen, fangen auch SKÁLMÖLD mit ihrem Soundcheck an. Die Türen stehen alle offen und sind verkeilt, da muß erst ein Techniker wie Gunnar ran, damit dieses Problem behoben wird. Aber dann steht einem Gespräch, das man nicht immer ganz ernst nehmen darf, nichts mehr im Wege.

 


Anne: Laut dem Promomaterial ist “Valkyrja” ein Konzeptalbum über Frauen. Stimmt das?

Heri: Ja.

Anne: Denn es gibt einige Songs auf dem Album, die nicht wirklich was mit Frauen zu tun haben.

Heri: Jaaaaaa. Ja, das ist wahr, es gibt einige Songs, die keine direkte Verbindung zum Konzept haben, z.B. “Grindavísan” (fängt an zu schreien, weil SKALMÖLD den Drumsoundcheck beginnen), aber in den anderen Songs geht es um Frauen und Krieg. Ich denke, bei „Grindavísan“ ist es vor allem die Tötungsthematik, die den Song doch irgendwie ins Konzept passen läßt. (Gunnar hat sämtliche Türen geschlossen, so daß wir wieder normal reden können). Es ist also nicht komplett ohne Verbindung zum Konzept, aber es hat nichts direkt mit Frauen zu tun. Von daher stimmt das schon.

Gunnar (flüstert): Ich muß mir jetzt einen Kaffee holen. Schreib das auf!

Anne: Wie paßt z.B. “Nation” in das Konzept?

Heri: Es ist so eine Art Heimathymne. Worum es mir eigentlich ging, als ich diesen Song schrieb, ist die Situation in Island nach der Finanzkrise und es geht darum, sein Land, seine Heimat wieder aufzubauen. Und der Mann auf dem Album, der in den Krieg zieht, zieht zu einem Teil in den Krieg um sein Heimatland zu beschützen und die Menschen darin, die nunmal zu 50 % Frauen sind.  

Anne: Ihr habt “Nation” jemandem gewidmet. Könnt ihr erklären, wer das war?

Heri: Ja, Ingólfur Júlíusson, er hat unsere ersten Videos gemacht. Er war ein guter Freund von mir – ich glaube, das erste Video, das er gemacht hat, war „Regin Smiður” in Polen.
 
Gunnar: Nein, das erste war “Ormurin Langi”!

Terji (gleichzeitig): Nein, ““Ormurin Langi”!

Heri: “Ormurin Langi” in Island. Wir trafen ihn in Island, als wir dort zum ersten Mal spielten, 2001 oder 2002 und dann …

Gunnar: Nein, und dann drehten wir “Hail To The Hammer” und dann “Regin Smiður”.

Heri: Ganz genau. Ich hab’ alles durcheinander geworfen. Also er hat diese drei Videos für uns gemacht und wir blieben immer mehr oder weniger in Kontakt. Letztes Jahr ist er dann an Krebs gestorben. Oder war es dieses Jahr? Nein, es war letztes Jahr.

Terji: Letztes Jahr.

Heri: …der arme Kerl.

Anne: Und wie paßt “Grindavísan” ins Konzept?

Heri: Das habe ich doch eben schon erklärt.

Anne: Ja, aber es war zu laut.

Heri: Ok. Es gibt eine Verbindung über die Thematik der Schlacht und des Tötens in der Geschichte. Nicht, daß ich jetzt die Grindwaljagd mit Mord gleichsetzen will, aber es gibt natürlich einen großen Anteil Jagd und Blut darin. Aber es gibt keine direkte Verbindung zum Konzept, nein.  

Gunnar: Der Song ist da, um Watson anzupissen!

Heri: Ich mußte da einen kleinen Seitenhieb für Paul Watson anbringen (lacht).

Anne: Das ist ja jetzt schon der zweite Song, den ihr über Sea Shepard gemacht habt.

Heri: Der erste war über Sea Shephard, dieser ist über die Grindwaljagd – aber für sie.

Anne: Ihr habt ihn Paul Watson gewidmet.

Heri: Ja.

Anne: Warum widmet ihr diesem Kerl so viel Aufmerksamkeit?
 
Heri: Ich bin mir nicht sicher, ob ich ihm viel Aufmerksamkeit widme. Ich mag es einfach, an der Debatte beteiligt zu sein. Und ich denke, der Grund, warum mir das Spaß macht ist, daß es so einfach ist, jemandem zu zeigen, daß man Recht hat, wenn man im Recht ist. Auf gewisse Weise macht es mir Spaß, ihm eine Abreibung zu verpassen. Ich bin mir sicher, er wird das nicht so sehen, aber ich weiß, daß ich viele Leute zum Nachdenken gebracht habe, die dachten, sie seien gegen die Grindwaljagd. Das ist der Grund warum ich das mache.

Anne: Warum gibt es keine färöische Version des Songs? Denn „Grindavísan“ ist ja dänisch. Gibt es eine färöische Version?

interview tyr 20130927 06Heri: Nein, die gibt es nicht. Das Lied wurde auf den Färöern von einem Dänen geschrieben. Er war Amtmann, also Vertreter der dänischen Krone auf den Färöern, und er war sehr beliebt und er schrieb dieses Lied. In meinen Augen ist es eine eher schlechte Dichtung, deshalb hab ich die meiner Meinung nach besten Verse herausgepickt. Und es gibt das Lied nur in Dänisch, niemand hat sich je die Mühe gemacht, es zu übersetzen. Jeder spricht Dänisch, darum hat man es einfach so gelassen wie es ist. Warum genau das so ist – keine Ahnung. Es ist nicht üblich, Balladen zu übersetzen, nur weil sie in einer anderen Sprache vorliegen. Es gibt viele norwegische oder dänische Balladen. Man belässt sie einfach, man übersetzt sie nicht.

Anne: Ich dachte nur, das ist doch etwas seltsam. Denn die Grindwaljagd war so wichtig für die Färöer in früheren Zeiten, aber es gibt keine färöische Ballade darüber.

Heri: Das mag sein. Wahrscheinlich hat sich der Kerl, der es geschrieben hat, das gleiche gedacht. Aber die Leute auf den Färöern haben diese Überlegungen nicht angestellt, denn offensichtlich haben sie es nie geschafft, selbst ein Lied darüber zu schreiben.  

Anne: “Lady Of The Slain” ist mein Lieblingssong auf der Scheibe. Ich nehme mal an, daß ihr den nicht live spielen werdet, da ihr nie meine Lieblingssongs spielt.

Heri: Nein, heute nicht, aber später auf der Tour.

Anne: Ihr habt eine Ballade zusammen mit Liv Kristine aufgenommen. Wie seid ihr mit ihr in Kontakt gekommen? Oder woher kennt ihr sie?

Heri: Ich kenne sie schon eine zeitlang, wir haben sie öfter auf Festivals getroffen und letztes Jahr in Wacken war ich als Gastsänger mit LEAVES‘ EYES auf der Bühne. Sie bot mir an, im Gegenzug als Gastsängerin auf unserem Album mitzuwirken und wir dachten, daß das eine gute Idee ist. So kam es dazu.

Anne: Und kam sie zu euch ins Studio oder habt ihr nur Dateien hin- und hergeschickt?

Heri: Wir haben nur Dateien verschickt. Sie haben ihr eigenes Studio und sie hat es in ihrem Heimstudio aufgenommen. Also, es ist nicht wirklich ein Heimstudio, es ist ein professionelles Studio in ihrem Haus, glaube ich.

Anne: Ich hatte das Gefühl, daß ihr länger als sonst für das Album gebraucht habt. Aber tatsächlich habt ihr es ja wirklich schnell eingespielt. Mit dem Songschreiben habt ihr allerdings nicht sehr früh begonnen. Oder doch?

Heri: Einige Ideen waren sehr alt. Damit meine ich, sie stammen aus der Zeit von vor zwei oder drei Alben. Alle grundlegenden Ideen waren schon recht früh vorhanden und wir nahmen auch viele davon auf. Wir hatten jetzt keine brandneuen Ideen und wir arbeiteten so, wie wir das immer machen, langsam und konstant, an der Sache. Erst gegen Ende merkst du dann immer, daß du viel schneller arbeiten mußt, um rechtzeitig fertig zu werden. So war es auch dieses Mal. Jetzt haben wir aber schon wieder viele Ideen für das nächste Album herumliegen. Es ist nicht so, daß man direkt nach einem Album wieder anfängt, Songs für das nächste Album zu schreiben, aber wir haben jetzt schon wieder viele neue Sachen, an denen wir arbeiten können.   

Anne: Aber die Songs waren noch nicht fertig, als ihr ins Studio gegangen seid?

Heri: So fertig wie möglich. Aber wir hatten zum Beispiel keine Texte, es fehlten viele Details. Also nein, die Songs waren nicht so fertig, wie sie eigentlich sein sollten, unglücklicherweise.

Anne: Aber ich finde, das Album klingt stellenweise etwas nach dem “Ragnarok”-Album.

Heri: Ja, du bist nicht der erste, der das sagt.

Anne: Und Terji war mehr in das Songwriting involviert als zuvor.

Terji: Ja. Ich hatte einige alte Ideen, die damals nicht gepaßt haben, aber die zu unserem jetzigen Stil passen. Und, ja, wahrscheinlich wird es davon in der Zukunft noch mehr geben.  

Anne: Habt ihr eure Promofotos von WINTERSUN geklaut? Es sieht so aus, als hättet ihr die von WINTERSUN gestohlen.

Terji (lacht) Nein!

Heri: Ich kenne die WINTERSUN-Fotos nicht.

Terji: Wir haben damit nichts zu tun. Das sind Promofotos, weißt du?

Heri: Ich denke über sowas nicht nach. Findest du, daß sie gleich aussehen?  

Anne: Die sehen aus wie WINTERSUN-Promofotos. Wegen der Farben und der Bäume im Hintergrund.

Heri: Weißt du, wer die WINTERSUN-Fotos gemacht hat?

Anne: Die WINTERSUN-Fotos? Nein.

Terji: Vielleicht wurden sie vom gleichen Fotograf gemacht.

Heri: Audrey Dujardin hat unsere gemacht.  

Terji: Ja, aber Photoshop?

Heri: Wer hat die Fotos bearbeitet?

Terji: Ich weiß nicht.

Heri: Ich weiß es auch nicht. Aber nein, die verwenden keine WINTERSUN-Fotos, nein.

Anne: Ich weiß nicht. Es ist nur wegen den Bäumen und dem Hintergrund und die Farben sind Farben, die WINTERSUN oft verwenden.

Terji: Aber nein, wir haben sie nicht von ihnen gestohlen.

Heri: WIR haben sie nicht gestohlen. Ich habe keine Ahnung, was die Leute, die die Fotos bearbeiten, gemacht haben.

Anne: Das war keine ernsthafte Frage.

Heri: Gut!

Anne: Aber ich finde, die Bäume passen nicht wirklich in die Fotos. Denn es gibt keine Bäume auf den Färöern. Zumindest nicht so viele.

Heri: Ja, daran habe ich auch gedacht.

interview tyr 20130927 02Anne: Es sieht einfach so aus, als kämt ihr aus Finnland oder Schweden mit diesen Fotos. Auf den ersten Promofotos für „Eric The Red“ und „Ragnarok“ konnte man wirklich sehen, daß ihr von den Färöern kommt.

Heri: Hm.

Terji: Ja.

Anne: Das waren originelle Fotos und diese hier sind einfach Fotos, die jede nordische Band zeigen könnte.

Heri: Ja.

Terji: Aber ich mag sie.

Gunnar: Ich mag sie! Und außerdem sind wir Bewohner dieser Welt (alle lachen).

Heri: Wir stammen von diesem Planeten.

Gunnar: Wir sind Weltbürger und wir kommen von diesem Planeten, von daher könnten wir überall sein.

Anne: Also werden euch die nächsten Fotos im Dschungel zeigen?

Gunnar: Vielleicht im Grand Canyon. Oder am Meeresboden. Mal sehen.

Anne: War das Video zu “Blood Of Heroes” so geplant wie es ist? Ihr habt ja euren Auftritt in Klaksvík gefilmt. Oder hat sich das spontan ergeben?

Terji: Ja, es war so geplant.

Heri: Es war schon lange geplant.

Gunnar: Sie haben uns quasi angeboten, den Auftritt zu filmen. Und wir haben gesagt, wenn es gut genug ist, dann werden wir es als Video verwenden.

Anne: Und es war gut genug…

Gunnar: Ja, ja, ich denke, es ist das wert…

Heri: Da waren viele Menschen, eine schöne Umgebung. Kannst du dich in dem Video sehen?  

Anne: Ja.

Heri: Gut!

Anne: Warum hat Kári die Band verlassen?

(Stille, verlegenes Lachen)

Gunnar: Nun, am Ende der Tour ging er durch die Tür und das war’s (alle lachen).

Terji: Oh, wo ist er nur hin?

Heri: Ja, wir haben ihn verloren (lacht). Nein, er hatte eine Rückenverletzung, 2006 schon glaube ich…

Terji: Nein...

Heri: Oder 2008...

Gunnar: Beim “Land”-Album.

Heri: Er durfte ein Jahr nicht Schlagzeug spielen und… er hat sich nie vollständig erholt und…

Terji: …sein Drumming wurde schlechter.

Gunnar: Er hatte Schwierigkeiten mit der Koordination zwischen Armen und Beinen.

Heri: Der arme Kerl konnte einfach nicht mehr so wie früher.

Anne: Also muß er das Schlagzeugspielen ganz aufgeben?

Heri: Ich hoffe nicht. Er konnte nur das für uns erforderliche Drumming nicht mehr gut machen. Er ist immer noch ein guter Drummer. Ich glaube nicht, daß er aufhören muß.


"Vielleicht im Grand Canyon. Oder am Meeresboden."

Gunnar Thomsens Vorstellungen für die Location der nächsten Fotosession



Anne: Und wie kamt ihr mit George Kollias, der die Drums auf dem Album eingespielt hat, in Kontakt? Das ist ja nun jemand, den niemand erwartet hätte.

Heri: Ja, ich weiß.

Gunnar: Das entstand durch unseren Manager.

Terji: Unser Manager kannte ihn.

Heri: Sie sind beide Griechen. Das weiß man ja, geldgierige Bastarde (lacht). So kam das.

Anne: Wird Amon [Djurhuus, Anm. d. Verf.] eurer neuer Drummer werden oder habt ihr das noch nicht entschieden?

Heri: Ich weiß nicht. Wird er? (schaut zu Amon rüber, der lacht nur verlegen)

Terji: Das werden wir nach dieser Tour entscheiden (zustimmendes Nicken von Heri und Gunnar).

Heri: Aber er muß sich eine Glatze rasieren (lacht).

Anne: Ok. Ist es euer Ziel, eine rein färöische Band zu bleiben oder könntet ihr euch auch vorstellen, Mitglieder aus anderen Ländern zu haben?

Gunnar: Laßt uns rein färöisch bleiben.

Heri: Ich persönlich hasse es, wenn ich mit meinen Bandmitgliedern nicht färöisch reden kann. Darum würde ich Leute bevorzugen, die, wenn sie schon nicht selber Färinger sind, zumindest färöisch sprechen und das sind fast nur Färinger. Also ja, ich würde gerne eine rein färöische Band bleiben.

Anne: Aber es gibt auch große Probleme für eine Band von den Färöern wie zum Beispiel, daß man immer eine große Reise machen muß, wenn man außerhalb touren will.

interview tyr 20130927 01Heri: Ich denke, die Probleme, verglichen mit einer Band aus Deutschland sind, daß wenn du in Deutschland wohnst und aus einer relativ großen Stadt kommst, dann kannst du anfangen zu spielen und dann dein Einzugsgebiet stetig vergrößern. In den Färöern ist das ein großer Sprung. Du expandierst über die ganzen Färöer und danach – du kannst nicht einfach langsam als Band wachsen. Es ist ein wirklich großer Sprung von den Färöern ins internationale Musikgeschäft. Das, plus die hohen Reisekosten sind aber die einzigen Nachteile, die mir einfallen, die man als Band von den Färöern hat.

Anne: Ich habe auch von Bands gehört, die darüber nachdenken, deshalb geschlossen als Band nach Dänemark zu gehen.

Gunnar: Das ist eine gute Lösung.

Heri: Ja, es reduziert die Kosten für einfach alles. Daher ist es eine ziemlich gute Lösung.

Gunnar: Besser wäre es noch, nach Deutschland zu gehen. Alles fängt in Deutschland an.

Heri: Da wäre es auch noch billiger. Du bist einfach näher an allem dran, du kannst jedes Wochenende auf einem Festival spielen. Es ist teuer, das von den Färöern aus zu machen. Aber das ist es, was wir tun werden. Wir werden zu vielen Festivals reisen.  

Anne: Das macht euch zu einer teuren Band.

Heri: Ja, das läßt uns in gewisser Weise wichtig erscheinen (lacht).

Anne: Warum habt ihr eigentlich nicht mehr färöische Songs? Denn viele Leute lieben ja speziell diese Songs.

Heri: Es dauert einfach länger, färöische Texte zu schreiben. Es war nie unser Ziel, mehr färöische Songs zu haben. Ich denke, es gibt einige Leute, die sagen, daß sie die färöischen Songs mögen, aber ich bin mir sicher, wenn alles in Färöisch wäre, würden noch mehr Leute sagen, daß sie es nicht verstehen und daß es für sie aus diesem Grund nicht mehr greifbar ist. Daher finde ich, daß zwei färöische Songs pro Album genug sind.  

Anne: Und du hast ja noch die alten Balladen, dann mußt du keine eigenen Texte schreiben.

Heri: Genau. Das spart mir eine Menge Zeit.

Anne: Ich finde jedoch auf diesem Album die Texte oft etwas enttäuschend, weil die Reime so simpel sind. Wenn du eine Zeile hörst, weiß du schon, was als nächstes folgen wird. Das war z.B. auf “Ragnarok” noch ganz anders.

Heri (lacht): Für “Ragnarok” hatte ich jede Menge Zeit. Alles war fertig bevor wir ins Studio gingen und ich hatte Zeit genug, es wieder und wieder zu überarbeiten. Änderungen vorzunehmen und Dinge auszuprobieren. Wir haben das ganze Album schon durchgespielt gehabt, wir haben alle Songs sehr oft gespielt, bevor wir ins Studio gingen. „Valkyrja“ wurde in letzter Minute zusammengestellt, so daß wir für die Aufnahmen ins Studio gehen konnten und es tut mir leid, das zugeben zu müssen, aber das macht die Qualität der Texte nicht besser. Wenn ich mehr Zeit gehabt hätte und wenn ich sie nach den Aufnahmen ein paarmal hätte hören können und sie hätte ändern können, wäre es viel besser geworden, denke ich.

Anne: Warum nehmt ihr euch dann nicht diese Zeit?

Heri (lacht): Wenn mein Manager jetzt hier säße und dich reden hörte, dann würde er dich erwürgen. Wir haben den Studiotermin zweimal verschoben, weil wir nicht fertig waren. Und ich wollte ihn noch ein weiteres Mal verschieben, aber da bekam ich nur böse Blicke.

Gunnar: Und am Ende mußt du das Album fertigbekommen. Wir können nicht wie WINTERSUN sein und das Album 8 Jahre verschieben.

Heri: Aber im Moment liegen wir gut in der Zeit für das nächste Album. Es ist nämlich ein sehr unbefriedigendes Gefühl, wenn man ein Album aufnimmt und hinterher feststellt, daß man es hätte viel besser machen können.

Gunnar: Mit Leichtigkeit.

Heri: Und das wollen wir beim nächsten Mal vermeiden.

Anne: Dann habe ich noch gehört, daß ihr beim Eurovision Song Contest mitmachen wolltet.

Heri (lacht): Ja!

Anne: Mit welchem Song?

Heri: “Into The Sky”.

Anne: Aber? Warum habt ihr nicht?

Heri: Wir waren zu spät mit dem Einreichen unserer Bewerbungsunterlagen.

Anne: Aber ihr könntet doch nächstes Jahr mitmachen?

Heri: Nein, nicht wenn es schon veröffentlicht ist. Es muß unveröffentlichtes Material sein.

Anne: Ah, ok.

Heri: Unveröffentlichtes, eigenes Material.

Anne: Das wußte ich nicht. Aber ihr plant das immer noch irgendwann zu machen?

Heri: Mal sehen wie es läuft und wie unser Timing beim nächsten Mal ist. Aber es wäre sicher ein Spaß.

Anne: Ja, KEEP OF KALESSIN haben das ja schon in Norwegen gemacht. Ich glaube, sie haben ein paarmal mitgemacht.

Heri: Ja. Und sie haben das richtig gut gemacht, finde ich.

interview tyr 20130927 04Anne: Auf den letzten Scheiben hattet ihr immer Coversongs als Bonussongs. Ist das eine Art neue Tradition? Denn früher hattet ihr immer eigenes Material als Bonussongs.

Gunnar: Das ist nur deshalb, weil wir uns überlegt haben, daß wir als Bonussongs von jedem in der Band den jeweiligen Lieblingssong covern wollen. Und vier wären zuviel auf einem Album gewesen. Also haben wir es in zwei Portionen aufgeteilt.   

Terji: Das wird jetzt wahrscheinlich aufhören.

Heri: Mir fällt grade was ein: Last uns von jedem den Song, den er am meisten haßt, covern und ihn einfach nur ruinieren! Ahhhhhh!

Anne: Ihr werdet enden wie CHILDREN OF BODOM, die Britney Spears gecovert haben.

Terji: Ja, haben sie?

Heri. Ja. Nein, das machen wir nicht.

Anne: Ich denke, vor allem der PANTERA-Song dürfte viele überraschen, denn von euch würden sie eher erwarten, daß ihr Bands wie BLIND GUARDIAN oder Folkbands covert.

Heri: Aber das sind Leute, die sich nicht wirklich mit uns beschäftigen. Wir haben das jetzt jahrelang angekündigt, daß wir von jedem Bandmitglied einen Lieblingssong covern werden und jeder der auch nur ein bißchen was von Terji weiß, der weiß, daß er auf PANTERA steht. Also informiert euch gefälligst, würde ich sagen.

Anne: Besteht die Chance, daß ihr auch “Whiskey In The Jar” aufnehmt, was ihr ja schon ein paarmal live gespielt habt?  

Heri: Nein, nicht…

Terji: Nein!

Gunnar: Das ist ja eigentlich…

Heri: …das ist schon ein Cover.

Anne: Aber ihr könntet ja das Original covern.

Heri: Nein, das wäre das Cover eines Covers eines Covers.

Gunnar: Ja!

Anne: Aber ihr könntet immer noch das Original covern.

Heri: Die Volksweise? Nein, da habe ich keine Lust drauf.

Terji: Nein.

Heri: Ich finde das einen langweiligen Song. Das wäre wirklich langweilig.


"Wenn mein Manager jetzt hier säße und dich reden hörte, dann würde er dich erwürgen."

Mafiamethoden im Hause TÝR?



Anne: Also war das immer nur so zum Spaß auf der Bühne.

Terji: Ja.

Heri: Ja.

Anne: Viele Fans fragen auch immer wieder nach einer Compilation mit allen färöischen Balladen, die ihr bisher aufgenommen habt. Habt ihr jemals darüber nachgedacht, so etwas zu veröffentlichen?

Heri: Ja. Ja, ich habe tatsächlich schon mal darüber nachgedacht, aber es ist jetzt, da wir das Label gewechselt haben, etwas kompliziert geworden. Daher glaube ich nicht, daß das in naher Zukunft passieren wird. Nein, das kann ich mir nicht vorstellen.

Anne: Das ist schade.

Heri: Ja, natürlich ist es das. Aber so läuft das nunmal im Geschäft.

Anne: Auf den letzten Touren und Konzerten habt ihr nie Songs vom “Ragnarok”-Album gespielt. Warum nicht? Ich finde, das sind wirklich gute Songs, die auch live gut kommen.

Terji: Weil wir unsere neuen Sachen vorstellen müssen.

Anne: Ja, aber…

Terji: Und wir haben nur 45 Minuten…

interview tyr 20130927 03Gunnar: Das größte Problem mit diesen Stücken ist, daß, obwohl wir wissen, daß sie zu den Lieblingssongs vieler Fans zählen, live einfach nicht funktionieren. Wir haben viele der Songs von diesem Album ausprobiert, aber nie wirklich gute Reaktionen beim Publikum erreicht. Außer natürlich von ein paar wenigen. Aber natürlich werden wir später Songs von allen Alben in unsere Setlisten integrieren.

Anne: Ich kenne viele Fans, die immer wieder sagen “Mensch, sie haben schon wieder keinen Song von der “Ragnarok” gespielt!”

Terji: Wenn wir auf einer Headlinertour sind, dann werden wie Zeit haben, diese Songs zu spielen.

Heri: Die Songs sind relativ kompliziert und lang und verschlungen, von daher… Aus unserer Sicht macht es einfach immer mehr Spaß, Songs zu spielen, bei den die Leute ein bißchen ausflippen. Und diese Songs bewirken das nicht. Also da stehen vielleicht ein paar wenige Leute rum, die sagen, daß sie diese Songs wirklich gut finden. Also wie Gunnar schon gesagt hat, wir werden diese Songs auf späteren Touren spielen.

Anne: Ok. Ihr werdet in ein paar Wochen ein Konzert in Israel spielen. Was sind eure Erwartungen an diesen Auftritt? Es ist ja nicht gerade der übliche Ort für eine Viking Metal Band.

Heri: Ich habe wirklich keine Ahnung.

Terji (gleichzeitig): Ich habe keine Ahnung.

Heri: Ich weiß nicht, was wir erwarten können. Warme Strände, Palmen (lacht), Israelis… ich weiß nicht.  

Gunnar: Viele Gewehre, Militär, Bedrohungen, Düsenjets, Bomben, lange Nasen (alle lachen).

Anne: Jetzt bist du rassistisch!

Gunnar (lacht nur dreckig)

Heri: Ich hoffe, daß es eine gute Show wird, bzw. Ich bin mir sicher, daß es das wird. Viele Leute haben auf unserer Facebookseite geschrieben, daß sie sich sehr darauf freuen uns dort zu sehen. Aber ich weiß wirklich nicht, was uns dort erwartet.

Anne: Werdet ihr in naher Zukunft mal wieder eine Headlinertour spielen? Denn schon bei den letzten beiden Touren wart ihr nur Vorband, wo ihr dann auch nicht so viel Spielzeit habt.

Terji: Nicht in naher Zukunft.

Anne: Vielleicht beim nächsten Album?

Heri: Ich weiß nicht. Im Moment peilen wir so ungefähr 2015 an. Aber das ist nur eine Möglichkeit. Wir haben noch nicht genau darüber gesprochen. So sieht es im Moment aus.

Anne: Das ist schade!

Gunnar: Tja. Wir brauchen mehr Fans, dann vielleicht. Dann könnten wir auch mal headlinen.

Anne: Oder ihr müßt in kleineren Clubs spielen.

Gunnar: Noch kleiner als jetzt geht ja kaum.

Anne: Oh, doch, das geht. Frage an Heri: Wird es ein zweites HELJAREYGA-Album geben?

Heri: Ja, geplant ist ein zweites und ein drittes, aber…

Gunnar: Aber er darf nicht, weil wir es ihm nicht mehr erlauben. Weil wir eifersüchtig sind!

Anne: Oh!

interview tyr 20130927 05Heri: Da gibt es nicht viel, auf das man eifersüchtig sein müßte. Ja, ich wurde das gerne machen, jetzt gleich. Ich sollte jetzt im Moment komponieren, aber du hältst mich davon ab.

Anne: Was?

Heri: Du hältst mich davon ab!

Anne: Wie das?

Heri: Weil ich dieses Interview hier machen muß! Nein, es ist geplant, mal sehen, was daraus wird.   

Anne:  Und das war’s auch schon mit dem Interview.

Heri: Gut, kann ich jetzt zurück an die Arbeit?

Anne: Ja! Geh an die Arbeit, schreib Songs, Unmengen an Songs mit färöischen Texten, guten Reimen…

Heri: (lacht) Ja, ok.

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden