shining-redefining_darknessSHINING und Niklas Kvarforth: Da stand für mich eigentlich für sehr lange Zeit nur ein Statement vom schillernden Mastermind im Mittelpunkt: "Wenn du das jetzt noch nicht verstanden hast, dann solltest du dir eine verdammte Kugel in den Kopf jagen" antwortete Kvarforth auf die Frage, was die Intention seiner Musik und Texte angeht - diese wirre Entgegnung und weitere bizarre Antworten sind hier nachzulesen in Bernie´s Interview aus dem Jahre 2007.
Nach der Lektüre dieser Statements verspürte ich, trotz der wohl hervorragenden Musik des Schweden, eigentlich niemals wirklich große Lust, mich mit dieser Band weiter auseinanderzusetzen. Aber es juckte in den Fingern: Nachdem Jannick vor etwas mehr als einem Jahr den Vorgänger rezensierte (hier) und ich selbiges Album für "Gut" befand, wagte ich es nun also doch, mich intensiver mit den musikalischen Seiten der Band auf dem brandneuen Album "Redefining Darkness" auseinanderzusetzen.

Und verdammt, dieser Bursche hat es tatsächlich aber mal so richtig auf der Pfanne: Sinnig strukturierte Songs, stilistisches Abwechslungsreichtum und den Mut, unkonventionelle Elemente (z.b. ein Saxophon oder Flamenco-Gitarren) mit dem depressiven Black Metal-Fundament verschmelzen zu lassen zeichnen Kvarforth´s hohes Musikverständnis aus. Alles dies stellt für Kenner der Schweden sicherlich keine Überraschung dar, aber dennoch ist "Redefining Darkness" so etwas wie ein Reset für SHINING:
Zum Ersten: (Einmal mehr) ein verändertes Line-Up um Kvarforth mit Peter Huss und Christian Larsson. Zum Zweiten: Die Durchnumerierung der Alben entfällt ebenso ganz bewusst (eigentlich hätte jedermann eine "VIII" vor dem Titel erwartet) und zu guter Letzt: Erstmals werden (nach der Cover-EP “Lots of Girls Gonna Get Hurt”) Eigenproduktionen mit englischen Texten verfasst.

All dies mündet in so hervorragende Tracks wie dem ruppig-schwarzmetallisch beginnenden, aber dann nach gut vier Minuten elegisch-akustischen Opener "Du, Mitt Konstverk", welches für mich als DAS Trademark von SHINING 2.0 steht - die Pech-Wurzeln nicht vergessen und die verspielte Akustik-Seite sowie der angenehme Klar-Gesang Kvarforth´s sind bestens platziert. Diese Praxis zieht sich danach wie ein roter Faden durch die weiteren vier Tracks (die Klavier-Elegie "Det Stora Grå" ausgenommen). Irgendwie muss ich an ältere OPETH-Momente oder TIAMAT´s "Astral Sleep" denken. Aber "Redefining Darkness" ist böser, düsterer, hoffnungsloser. Kvarforth weiß seine Stimme perfekt zu kontrollieren zwischen grimmigem Groll und fast schon schmeichelndem und eingängigem Gesang. Die Refrains von "Hail Darkness Hail" oder "The Ghastly Silence" summe ich mittlerweile automatisch mit; da hat sich Kvarforth tatsächlich mit seinen Rasierklingen in meinen Kopf geritzt, dieser Sack!

Und damit nicht genug: Der letzte Track "For The God Below" bringt uns erneut ganz große Musik und beherbergt gegen Ende des Stücks ein superbes Solo und zweistimmiges Gitarren-Lead, das nicht von dieser Welt zu stammen scheint - das SHINING-Parallel-Universum kotzt bei aller Düsternis und Verworrenheit auf  "Redefining Darkness" metallische Glanztaten aus, die bei Außerachtlassung der misanthropischen Ideologie zwangsläufig weitere Freunde und Verehrer finden wird. (Brix)


Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 6
Spielzeit: 41:01
Label: Spinefarm Records / Universal
Veröffentlichungstermin: 26.10.2012
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