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Fyrnask-Logo-1Erst kürzlich zeigte die Ein-Mann-Band FYRNASK, wie sich ein durch und durch sauberes Black Metal Album anzuhören hat. Mit „Bluostar“ (Review)  wurde ein Werk zeitloser Güte veröffentlicht, das man sich als Freund finsterer Klänge immer wieder anhören kann. Dabei dürften sowohl die absoluten Die-Hard-Nostalgiker, als auch die Anhänger neuerer Klänge auf ihre Kosten kommen, denn ein besonderer Aspekt von FYRNASK ist die einzigartige Mischung aus klassisch grimmiger Rohheit und kleinen, fesselnden Experimenten.
Grund genug also, sich mit dem Kopf hinter FYRNASK etwas über dieses Album zu unterhalten. „Fyrnd“ äußert sich hier über Entstehung, Entwicklung und Zukunft der Band, sowie über die Konzepte, die hinter „Bluostar“ stecken. Dazu gibt es Literatur-; Film- und Musiktipps, die man sich durchaus zu Herzen nehmen kann. Viel Spaß mit dem Interview! (Jannick)

Jannick: Beschreibe doch mal in ein paar Sätzen das, was hinter dem Namen FYRNASK steckt.

Fyrnd: Die Idee bzw. die Ideen, die für die Gründung von FYRNASK maßgeblich waren, sind im Jahre 2008 entstanden.
FYRNASK ist altwestnordisch bzw. altisländisch und heißt soviel wie "altern". Der Name sollte eine elementare Bedeutung haben und die sah ich im Prozess der Zeit, also des Alterns, gegeben. Gleichzeitig war klar, dass sich FYRNASK mit vormittelalterlichen Themen auseinandersetzen wollte und eben auch einen nordischen Bezug haben sollte. All dies sehe ich im Namen "Fyrnask" enthalten.

Jannick: Wie definierst Du Black Metal für Dich? Wie bist Du zu dieser Musik gekommen?

Fyrnd: Black Metal ist natürlich in erster Linie nichts weiter als ein Begriff, den man mit recht vielen Dingen verbinden kann.
Für mich persönlich, ist Black Metal als Musikgenre, eine Musik, in der es darum geht, sich selbst zu begegnen. Es ist keine soziale Musik, die dazu geschaffen ist, sie zusammen mit anderen Menschen zu genießen, sondern scheint mir viel eher, den direkten Kontakt zum einzelnen Hörer zu suchen.
Meine erste Begegnung mit Black Metal war eine recht zufällige. Ich habe mir damals "Under A Funeral Moon" gekauft, hauptsächlich, weil ich die Ästhetik, die das Album umgab, interessant fand. Seitdem hat mich diese Musik nie wieder losgelassen und in all ihren Entwicklungen, durch die sie in all den Jahren gegangen ist, immer wieder begeistern können und mich auf eine Art und Weise berühren können, die mich diesem Genre treu bleiben lässt.


Jannick: Wann hast Du den Entschluss gefasst, selbst Black Metal zu machen und was ist dir dabei besonders  wichtig? Wie sollte Deiner Meinung nach das ideale Verhältnis zwischen Klang und Lyrik sein, das im Schwarzmetall ja häufig anders priorisiert ist, als in zahlreichen anderen Genres?

Fyrnd: Musik habe ich den Großteil meines Lebens geschrieben und gemacht. Die Musik von FYRNASK würde ich auch eher als Black Metal inspiriert sehen, als sie direkt Black Metal zu nennen. Diese Art von musikalischem Ausdruck ist momentan die passende, um die Dinge in eine künstlerische Form zu bringen, die mir wichtig sind.

Das ideale Verhältnis zwischen Klang und Lyrik kann unterschiedlich sein, denke ich.

Ich empfand Konzepte meist als gute Grundlage, um Musik innerhalb ihrer Rahmen begreifen zu können. Allerdings kann man sich, was überzeugende Kunst angeht, wohl nicht auf "Rezepte" verlassen. Authentizität, sowohl textlich, als auch musikalisch, ist wichtig, denke ich. Außerdem sollte eine gewisse Kohärenz gegeben sein.

fyrnask_Bild2Jannick: Welche Thematiken oder Geschichten werden auf Deinem aktuellen Album  „Bluostar“ behandelt?  Gab es spezielle Ereignisse, die Du in diesem Album verarbeitet hast, oder besondere Inspirationen beim Songwriting?

Fyrnd: "Bluostar" erzählt, oberflächlich betrachtet, eine atavistische Geschichte, die sich lose an vormittelalterlichen Denkkonzepten der bspw. Acht und Bann orientiert. Im Aufgreifen solcher Themen, ist auch ein klarer europäischer Bezug vorhanden.

Es ist ein zweigeteiltes Album und innerhalb dieser Zweiteilung, werden zwei Protagonisten, deren Schicksale ineinander verwoben sind, vorgestellt. Hierbei geht es vor allem um die Jagd des einen Wesens auf das Andere und schließlich um eine rituelle Opferung und Auflösung der beiden Positionen. "Bluostar" ist letztlich nichts anderes als der althochdeutsche Begriff für "Opfer", in einem rituellen Zusammenhang.

Ich möchte die Geschichte nicht genau darlegen, da man sie teils fragmentarisch, den, zugegebenermaßen stark verdichteten Texten entnehmen kann. Hier soll der Hörer vor allem Spielraum für eigene Bildwelten und Ideen haben. Diese konzeptionelle Offenheit, die keine wahllose ist, scheint mir wichtig.

Desweiteren geht es, um von der offensichtlichen Ebene, in eine, mehr oder minder, metaphysische vorzudringen, um die Auflösung von Gegensätzen. Symbiose ist hier ein wichtiges Stichwort. Diese Gedanken sollten letztlich auch im Artwork seinen Niederschlag finden.

Natürlich ist das Album aus den Gedanken und Ideen entstanden die mir wichtig sind, aber ich mir ist es eben auch wichtig, diese Ideen nicht einer offensichtlichen Darstellung zu unterwerfen und meine Gedanken, quasi wie ein erhobener Zeigefinger, anderen Menschen aufzudrängen. Ich hoffe und denke, dass die Menschen, die zu dieser Musik finden, bereit sind, sich eigene Gedanken um die Kunst zu machen, die sie konsumieren.

Als Inspiration kann grundsätzlich alles dienen. Bilder, Musik, Texte. "Bluostar" ist, wie erwähnt, in seinem Konzept und seiner Ausdruckskraft, vor allem von eben jenem Opferkult beeinflusst, der lange vor dem Mittelalter in Europa gebräuchlich gewesen zu sein scheint.


Jannick: Welche Entwicklungen hat FYRNASK seit dem letzten Album durchgemacht?

Fyrnd: Ich denke, "Bluostar" hat sich, auf eine gewisse Art und Weise, schon einer simpleren Ausdrucksform genähert, die letztlich den Themen und der Stimmung angemessen scheint. Aber direkt vergleichen, möchte ich die Demo und "Bluostar" nicht, da es zwei grundsätzlich verschiedene Werke sind, die auch unterschiedliche Stimmungen und Ideen wiedergeben sollten.


Fyrnask-coverJannick: Beschreibe einen Song aus Bluostar aus Deiner Sicht, der Dir besonders am Herzen liegt.

Fyrnd: Ich persönlich, sehe das Album als organische Einheit und daher fällt es mir schwer, einzelne Lieder hervorzuheben.

"Die firnen Tiefen" ist sicherlich als Wendepunkt und eben als Teilung des Albums interessant. Hier wird sowohl die Sprache gewechselt, als eben auch die Sichtweise und die Position innerhalb des Konzepts. Es dient quasi als Gegenpol, zu der symbiotischen Grundidee des Albums, ist aber gleichzeitig ein sehr integrierendes Stück und damit fängt es den symbiotischen Charakter der Geschichte letztlich eben doch ein.  Dieser gedankliche Charakter des Stückes ist, meiner Meinung nach, gelungen.


Jannick: In welche Richtung werden kommende Alben gehen?

Fyrnd: Die nächsten Alben, werden wohl in Bandgefügen entstehen und das atavistische Grundkonzept, mit europäischer Ausrichtung, wird weiterhin eine Rolle spielen. Musikalisch werden wir versuchen etwas ehrliches und einzigartiges zu schaffen.


Jannick: Nenne ein Buch, einen Film und eine CD, die du empfehlen würdest:

Fyrnd:
Ein Buch: Fløgstad - Pyramiden
In dieser Dystopie, geht es um eine verlassene, russische Grubenkolonie auf Svalbard. Das Buch ist auf sehr ungewöhnliche Weise geschrieben und auch die Verarbeitung der Thematik ist, in meinen Augen, sehr gelungen.

Eine CD: Black Math Horseman - Wyllt
Ein Album, dass irgendwo zwischen experimentellem Doom und Progressive Rock anzusiedeln ist. Ich finde die Stimmungen dieses Albums sehr überzeugend und würde diese Band, als eine der interessantesten,  in diesem Bereich, bezeichnen wollen, seit Neurosis.

Einen Film:
Jodorowski - The Holy Mountain
Ein experimenteller, surrealistischer Film, der, wie "Pyramiden", eine Dystopie darstellt. Es geht um Religion und um Selbstfindung und schließlich um einen Traum, dem die Menschheit schon sehr lange anhängt: Das ewige Leben.


Jannick: Die letzten Worte gehören Dir:

Fyrnd:Ich möchte mich bei all jenen bedanken, die FYRNASK bis dato unterstützt haben.

 

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