Interview mit Alex Beyrodt (Voodoo Circle)

alex_beyrodtManchmal gibt es schon Zufälle im Leben und so spülte einer den bekannten deutschen Rock – und Metalgitarristen Alex Beyrodt (SINNER, PRIMAL FEAR, SILENT FORCE) ganz in meine geographische Nähe. Der Mann stammt ursprünglich aus dem Saarland, lebt aber erst wieder seit eineinhalb Jahren hier. Und mich hat es vor wenigen Monaten hierhin verschlagen. Nach einer Anfrage der Plattenfirma hakte ich nach ob man das Interview nicht persönlich führen könnte. Und siehe da, ein paar Mails später, der Mensch lebt einen Ort weiter und war von der Idee ebenso angetan.

So trafen wir uns dann bei mir zuhause um bei einer wahrhaft truen Apfelschorle ein nettes Gespräch unter Männern zu führen. Dabei ging es um vieles, um die guten alten Zeiten, Frauen natürlich, um das Saarland. Der eigentliche Grund für unser Zusammentreffen war allerdings das neue, superbe Album seiner aktuellen Band VOODOO CIRCLE. „Broken Heart Syndrome" fand bei uns wie bei vielen Kritikern und Fans großen Anklang und kann sich sogar gegen die nicht geringe Konkurrenz im Frühjahr behaupten. Was er ob des Erfolges zu sagen hat lest ihr hier.

MetalPfälzer: Zuerst einmal eine Frage zu Deiner allerjüngsten Vergangenheit, Du warst ja bis gestern mit SINNER im Studio, bist Du da wieder an Bord?

Alex Beyrodt: Ja, ich feiere gerade mein Comeback! Ich bin 1988 bei SINNER eingestiegen und war mit einer kurzen Unterbrechung bis 2001 dabei. Der Ausstieg lief absolut freundschaftlich, alles easy und nun erfolgt meine Rückkehr!

MetalPfälzer: Wer ist denn bei SINNER weg?

Alex Beyrodt: Henny Wolter, ich habe quasi sowohl bei PRIMAL FEAR als auch bei SINNER seine Position eingenommen.

MetalPfälzer: Was macht der nun eigentlich?

Alex Beyrodt: Soweit ich weiß hat er eine neue Band gegründet, deren Name mir jetzt nicht einfallen will. Es ist auf alle Fälle ein Trio und geht so in Richtung MOTÖRHEAD. Das ist eigentlich das wo er auch herkommt, seine erste bekannte Band war ja THUNDERHEAD, das schlägt ja auch so in die Art.

MetalPfälzer: Und jetzt hast Du gleich ein neues Album mit SINNER eingespielt?

Alex Beyrodt: Genau, also noch nicht komplett, zuerst einmal die Rhythmusgitarren, die Drums haben wir schon vor vier Wochen mit Andre Hilgers gemacht. Der spielt ja auch bei RAGE und ich habe den damals ja auch zu SILENT FORCE geholt, bleibt alles in der Familie. (lacht)

MetalPfälzer: Der hat ja auch mal bei AXXIS gespielt wo er von einem anderen Saarländer ersetzt wurde.

Alex Beyrodt: Ja, Alex Landenburg, kenne ich auch, ist ein Guter!

MetalPfälzer: So genug von gemeinsamen Bekannten und ähnlichen Familiengeschichten, kommen wir zu Deinem neuen VOODOO CIRCLE-Album, weswegen Du auch hier bist. Die Platte gefällt mir richtig gut, was sofort ins Auge fällt ist diese wesentlich stärkere Blues-Richtung wie auf dem ersten Album. War das beabsichtigt?

alex_beyrodt3Alex Beyrodt: Ja, absolut beabsichtigt! Als ich die Lieder geschrieben habe, war meine Maßgabe, dass ich soweit wie möglich versuchen will zu meinen musikalischen Wurzeln zurück zu gehen, das sind nun mal die späten Siebziger und frühen Achtziger. Da hatte ich jetzt nicht speziell über Blues nachgedacht, das ist eher so passiert, weil der bei den Sachen auch dazu gehört. Nimm mal „King Of Your Dreams", das war z.B. so ein Song, der vom Anfang der Achtziger stammen könnte, der ist noch nicht ganz so blueslastig.
Im Laufe des Schreibens kamen dann so Ideen wie ein paar Einsätze der Slide-Gitarre dazu, da merkte ich plötzlich wie gut das funktioniert, das war richtig geil. Das war das Spannende und Aufregende, obwohl ich zuerst etwas verunsichert war. Ich habe ja mit „Blindman" auch eine wirklich reine Blues-Nummer auf das Album gepackt, eigentlich fast eine Blues-Ballade, da kommt ja keine einzige verzerrte Gitarre drin vor.

Und da habe ich mir erst einmal gedacht, ob ich das echt bringen kann. Ich mein, die Leute kennen mich als Hardrock – und Heavy Metal-Gitarristen und jetzt packe ich da den JIMI HENDRIX aus. Ich habe dann gesagt wir nehmen die Nummer mal auf und wenn sie dann gut wird packen wir sie drauf. Und als der David (Readman, Sänger (u.a. auch PINK CREAM 69)-Anm. d. Redakteurs) dann angefangen hat zu singen, dachte ich nur: „Was ist denn das, das ist Weltklasse, das musst Du auf der Scheibe bringen!" Mir war es da egal, ob es ein Risiko ist, und es war auch richtig, dass ich es gemacht habe.

MetalPfälzer: Wie ich schon in meinem Review geschrieben habe, ich finde Du lotest die stilistische Bandbreite, die möglich ist, ziemlich gut aus. Auf der anderen Seite klingt „Broken Heart Syndrome" trotzdem homogen, man merkt es kommt alles aus einer Feder.

Alex Beyrodt: Es war unter anderem mein Ziel auf dem Album nur Killer und keine Filler zu haben und ich glaube ich habe wirklich keinen einzigen Füllersong dabei, jeder Song für sich ist stark. Das ist jetzt mal meine Meinung, doch so wie ich bis jetzt so in Reviews und Kritiken mitgekriegt habe, ist mir das auch gelungen.

MetalPfälzer: Von meiner Warte aus muss ich auch sagen, dass jeder, dem ich es bislang vorgespielt habe begeistert davon war.

Alex Beyrodt: Also irgendwas haben wir da schon richtig gemacht! (lacht)

MetalPfälzer: Ja doch, ich denke, dass vor allem Dein Mut zu solchen Titeln belohnt worden ist!

Alex Beyrodt: Ja das spielt auch eine Rolle und vor allem ist alles zu einhundert Prozent ehrlich, das bin definitiv ich, was da zu hören ist. Nimm mal andere Sachen wie z.B. SILENT FORCE, was ich davor gemacht habe, da war ich auch der Hauptsongschreibe und auch der Kopf der Band. Aber trotzdem war da ab dem zweiten Album immer noch ein Einfluss von anderen, wie vom D.C. (Cooper, Sänger (u.a. ROYAL HUNT)-Anm. D. Redakteurs) oder anderen, was ja auch in Ordnung ist in einem Bandgefüge.

Jedoch war ich mit den Einflüssen auch nicht immer einverstanden, weil ich die Dinge immer gerne so mache wie ich sie gerne hätte. Wenn ich einen Song komponiere, dann will ich auch, dass er so umgesetzt wird wie ich mir das geschrieben habe, denn ich habe mir ja irgendwas dabei gedacht. Wenn Du ein Bild malst und da kommt einer der meint, der Himmel müsse jetzt schwarz sein, dann machst Du den Himmel nicht schwarz, dann bleibt der blau oder meinetwegen auch grün, verstehst Du? Und auf „Broken Heart Syndrome" bin ich eben hundert Prozent ich selber, jeder Ton, jede Note ist so, dass ich voll dahinter stehe und ich denke das merken die Leute auch.


Ich gehe nicht gerne Kompromisse bei meinen Songideen ein, wenn Du ein Bild malst und den Himmel blau willst, dann malst Du ihn auch nicht schwarz weil es jemand anderem besser gefällt!

Der Mann weiß was er will


MetalPfälzer: Auf jeden Fall scheint irgendwas dran zu sein, für ihre Art war die Platte auch noch recht erfolgreich. Sie stieg immerhin auf Platz 64 in die Charts ein.

Alex Beyrodt: Das ist ja das Tolle daran, da hat niemand mit gerechnet, das kam aus blauem Himmel... oder schwarzem oder grünen! (lacht) Das war gigantisch, der erste Dreher lief ja schon gut und die Kritiken waren für ein Debüt super. Es war alles okay, also setzt Du Dich daran und machst ein zweites, das Album ist fertig, Du weißt auch es ist gut, man hat ja doch so ein Gefühl dafür. Dann kommen die ersten Reviews, alles phantastisch, aber ich habe nie daran gedacht, dass das Ding in die Charts gehen könnte, niemals.
Bis dann der Anruf von der Plattenfirma kam: „Herzlichen Glückwunsch Alex, ihr seid auf Platz 64 in den nationalen deutschen Albumcharts!" „Hä?" Und das ist ein tolles Gefühl, vor allem mit der Musik, die ja komplett out ist, klassischer Hardrock im Stil von DEEP PURPLE, WHITESNAKE und RAINBOW von einer deutschen Band noch mit teilweise Blues-Einflüssen, dazu noch auf dem schwersten Markt wo Du mit Rockmusik überhaupt in die Charts kommen kannst. Da bin ich echt stolz drauf!

MetalPfälzer: Was war eigentlich der erste Eindruck des Labels als sie „Broken Heart Syndrome" gehört haben? Schlug da niemand die Hände über dem Kopf ob der schweren Vermarktungsmöglichkeiten zusammen?

Alex Beyrodt: Nein, überhaupt nicht, die haben sofort gehört, dass es ein sehr starkes Album ist und sie es entsprechend promoten wollen. Wir sind ja schon seit drei Jahren bei AFM und die kennen daher auch das Debüt, von daher haben sie das bekommen was sie erwartet haben, wenn nicht sogar mehr. Es ist nämlich noch stärker ausgefallen, der Erstling hat ja schon die Richtung vorgegeben, nun haben wir es noch mehr auf den Punkt gebracht.

MetalPfälzer: Wie ich schon erwähnte, es ist mutiger und der Mut ist belohnt worden. Gerade wenn Du sagst, dass es ungewöhnlich ist für eine deutsche Band, es ist eigentlich fast unmöglich eine deutsche Band rauszuhören.

Alex Beyrodt: (unterbricht) Doch, ist wirklich sehr schwer, sich das vorzustellen, das finde ich aber cool!

MetalPfälzer: Ein Freund aus unserer Redaktion war ebenfalls sehr verblüfft als er die Platte hörte, der hatte keinen blassen Schimmer um wen es sich da handelt. Als ich ihm dann mal erzählt habe wer das ist, ist ihm die Kinnlade runtergeklappt. Gerade vom Gesang her, ich schätze ja David sehr, kenne viel von ihm, aber was er hier leistet ist phänomenal.

Alex Beyrodt: Der David kommt ja auch genau aus dieser Ecke, ist mit WHITESNAKE groß geworden, der liebt diesen Blues-Touch, steht ebenfalls total auf JIMI HENDRIX. Und das kann er hier jetzt zeigen, die Songs sind auf ihn maßgeschneidert.

MetalPfälzer: Aber in den stimmlich tiefen Bereichen habe ich ihn noch nie gehört, weder bei PINK CREAM 69, noch bei ADAGIO. Und auch so diese Emotionalität blieb mir bislang bei seinem Schaffen verborgen, das hat teilweise so richtig Seele.

Alex Beyrodt: Klar, bei den Sachen, die Du genannt hast gibt es ja keine Blues-Einflüsse. Der David hat eine ziemlich große Range, von ganz oben bis recht tief und ein starkes Timbre. Das kann er halt nur zeigen, wenn er ein wenig tiefer geht und das muss das Material von ihm fordern und diese Lieder tun genau dies. Das gibt dem ganzen auch den besonderen Reiz!

MetalPfälzer: Ohne Dir jetzt den Bauch pinseln zu wollen, aber ich fand die Scheibe von Beginn an geil. Unterwegs im Auto so nach zwei Titeln schon Spaß mit gehabt, meine Frau ist auch angetan gewesen, auch wegen des WHITSNAKE-Touches, und dann kam dieses „Devil´s Daughter". Da schauten wir uns an und dachten, wie zur Hölle... man kann es nicht oft genug erwähnen... deutsche Band... so tief im Blues verwurzelt.

Alex Beyrodt: Ja, das ist auch die Parade-Nummer auf dem Album, die sagt eigentlich alles, die steckt die ganzen Möglichkeiten ab. Ja, es hat sich echt gelohnt dieses „Risiko" einzugehen. Ich mein, ich habe mich musikalisch auch in den letzten Jahren unheimlich geöffnet, dadurch ist ja VOODOO CIRCLE erst entstanden.
Vor sechs, sieben Jahren habe ich angefangen mit gestandenen deutschen Musikern in kleinen Clubs Live-Sessions zu spielen. Mit diesen Jungs haben wir immer verschiedene Bands zusammen gestellt, am Schlagzeug war z.B. der Mel Gaynor von den SIMPLE MINDS, der ja das Debüt eingespielt hatte. Am Bass stand dann der Martin Engelin von der KLAUS LAGE BAND, gesungen hat damals auch der David, den habe ich eingeladen und an den Tasten der Keyboarder von PUR. Jetzt wirst Du erst mal denken, was ist denn das für eine Zusammenstellung.

Aber solche abstrusen Sachen haben wir damals angefangen und plötzlich habe ich gemerkt, wie ich mich total geöffnet habe. Wie soll ich sagen, Du gehst auf die Bühne mit den Leuten, die Du teilweise gar nicht kennst, mit denen Du noch nie einen Ton gespielt hast und spielst ein Konzert. Im Publikum sind zweihundert Menschen, aber überall offene Münder und in den zwei Stunden geht keiner nach Hause. Bei Sessions ist das ja immer ein bisschen schwierig, einer gähnt und plötzlich rennen alle weg. Da wurden halt Coversongs interpretiert mit Gesang aber ohne zu proben und bei einem Konzert haben wir mal ein Lied auf die Rekordzeit von eineinhalb Stunden gezogen. (lacht) Da muss Dir dann schon ein bisschen was einfallen!

Und über diese Geschichte bin ich darauf gekommen diesen Spirit, den es heute so gar nicht mehr gibt auf eine richtige Band zu übertragen. Eine Truppe, die Songs spielt wie in den Gründungstagen des harten Rock und die in der Lage ist die auf der Bühne zu verändern und in der Lage ist etwas ganz anders daraus zu machen. Auf dem Heimweg von einem dieser Konzerte zusammen mit dem David kam mir irgendwo am Niederrhein im Twingo meiner Frau die Idee zu dieser Band. Das war die Geburtsstunde von VOODOO CIRCLE und dann habe ich angefangen Songs dafür zu schreiben.


Auf dem Heimweg habe ich zu David Readman gesagt, dass wir daraus eine Band formen müssen!

Alex Beyrodt über die Anfänge von VOODOO CIRCLE


MetalPfälzer: Wie nehmt ihr eigentlich auf? Alle gemeinsam in einem Studio?

Alex Beyrodt: Zuerst einmal schrieb ich Songs und nahm die erst einmal in meinem Studio alleine auf. Dann suchten wir uns gemeinsam die stärksten Nummern raus, dann kam der David zu mir in dem Fall noch auf Gran Canaria und wir arbeiteten eine Woche an den Songs, wobei die ganzen Melodien entstanden. Danach ging es in ein großes Studio, um das Schlagzeug aufzunehmen. Nun hat ja jeder heutzutage sein eigenes Studio daheim, welches jeweils voll auf sein Instrument ausgelegt ist, also macht jeder sein Part in seinem eigenen Studio.
Dadurch spart man natürlich Geld und hat vor allem Zeit. Du stehst morgens auf und denkst, dass Du heute den Song machen oder dies Solo einspielen könntest. Da schmeißt Du die Maschine an und nach fünf Minuten merkst Du, dass heute gar nichts geht, dass das Feeling dafür nicht da ist. So Tage gibt es nämlich und wenn Du wie früher ein teures Studio gebucht hättest würdest Du die Hände über dem Kopf zusammen schlagen und wissen dass Du Dich da durchbeißen musst.

Heute machst Du das Studio aus und gehst einen Kaffee trinken oder machst was auch immer. Und das ist geil, weil Du Dir einfach die Zeit nehmen kannst und da ist hinterher alles genauso wie Du es spielen wolltest und dann auch konntest. Das gab es früher nicht, da wurde alles im Akkord durchgezogen, da hattest Du zwar mehr Budget als heute aber da waren die Studios auch viel teurer.
Als ich 1990 das erste Album mit Mat gemacht habe, da waren wir im Wisselord Studio in Holland, da kostete der Tag 2500 Mark. Da gehst Du da vier Wochen ins Studio und dann noch einmal zwei Wochen mischen, da kannst Du Dir ausrechnen was für Gelder das waren und wie gut es der Branche damals ging. Das ist heutzutage Utopie, ich finde es sehr schade, dass die ganzen Tonstudios weg sterben, andererseits entstehen dadurch auch Möglichkeiten.

MetalPfälzer: Was bei den ganzen ProTools-Geschichten aber das Problem ist, dass vieles dazu extrem überkomprimiert wird. Zum Glück bleibt bei Euch das Feeling nicht auf der Strecke, denn die Gefahr besteht bei der Arbeitsweise schon.

Alex Beyrodt: Ich habe schon drauf geachtet, dass die Dynamik nicht verloren geht, die Gefahr besteht da immer. Aber zu dieser Musik gehört diese einfach zum Klangbild und da achte ich dann schon drauf.
Was mich an der ganzen Sache viel mehr stört ist, dass diese Veröffentlichungsschwemme monatlich zunimmt, weil jeder der einen Computer bedienen kann in der Lage ist eine CD aufzunehmen. Und das war früher anders, da kostete ein Studio noch viel Geld, vor allem die guten und ohne Plattenvertrag ging da nichts. Oh je, wie soll ich das ausdrücken ohne jetzt irgendjemand auf die Füße zu treten? Hm, also es kann einfach jeder Amateurmusiker ohne auch nur einen Gig gespielt zu haben eine Platte machen und das tut dem Markt nicht gut, es gibt viel zu viele Bands.
Und Du der jeden Monat was weiß ich wie viel Alben hören muss oder soll stehst da vor einem riesigen Berg Veröffentlichungen, das ist ja Wahnsinn. Ich habe das einmal gemacht als Gast im Metal Hammer, da musste ich 50 Silberlinge bewerten, da drehst du durch, vor allem weil da Zeug dabei war, wo ich das blanke Entsetzen bekommen habe. Vieles ist einfach gar nicht meine Musikrichtung.

MetalPfälzer: Ich bin da sehr offen in der Beziehung, habe ein weit gestreutes Stilspektrum das ich höre. Es ist auch kein Problem meist nur die Sachen zu hören, mit denen man wirklich etwas anfangen kann. Bei allen Magazinen wird nur etwa jedes fünfte Album von allen Redakteuren bewertet, der Rest sind Einzelreviews, da kann sich jeder seine Sachen raus suchen, die er bearbeiten will. Wir haben Leute dabei, die wie ich sehr gemischt hören aber auch reine Extremmetal-Experten. Das ist aber glaube ich gar nicht Deins?

alex_beyrodt2Alex Beyrodt: Gar nicht, Null! Wenn ich den Namen einer Band nicht lesen kann will ich die Musik auch nicht hören. (lacht) Das ist ja gar nicht meine Musik, ich komme aus einer ganz anderen Ecke, habe THIN LIZZY oder RAINBOW in den Siebzigern live gesehen. In den Achtzigern, wo ich meine Sturm – und Drangzeit hatte habe ich alles mitgenommen, das war damals ein Traum... (lacht) und da bin ich musikalisch hängen geblieben.
Als dann das ganze Zeug wie METALLICA, ANTHRAX oder VENOM raus kam, fand ich das grausam und finde das auch heute noch. Von METALLICA mag ich ein paar Songs vom schwarzen Album, aber die mag eh jeder, das ist einfach nicht meine Welt. Ein Rotweintrinker mag ja auch kein Weißbier!

MetalPfälzer: Ja, aber selbst bei Deinen musikalischen Komponenten, die bei Dir zusammen kommen, also Blues und Hardrock gibt es Berührungsängste. Als GARY MOORE, Gott hab ihn selig vor 20 Jahren seinen kompletten musikalischen Umbruch hatte, da war das Geschrei in der Szene riesengroß!

Alex Beyrodt: Das war riesengroß! Aber er wurde durch seine Blues-Sachen nur noch erfolgreicher, ich meine „Still Got The Blues" was ist das für ein Album, das ist ja Wahnsinn!

MetalPfälzer: Oh ja, ich mag es noch heute... „As The Years Go Passing By", nur genial!

Alex Beyrodt: Ich bin ja jetzt nicht so der Blues-Gitarrist, aber wie erwähnt habe ich mich geöffnet. Ein Ritchie Blackmore hat ja auch immer wieder die Blues-Axt ausgepackt und andere Einflüsse offen zur Schau gestellt und das ist auch gut so. Ich bin auch bei PRIMAL FEAR, das ist jetzt so härtetechnisch mein oberstes Level, aber ich mag das voll. Ist halt sehr JUDAS PRIEST-mäßig, ein wenig härter, soll ja aber auch so sein.

MetalPfälzer: Ihr seid ja gerade letztens sehr weit getourt?

Alex Beyrodt: Oh ja, wir waren jetzt eineinhalb Jahre auf Tour. Wir haben zweimal Nordamerika, Südamerika und Europa mit der gleichen Platte betourt, das letzte Konzert war vor zwei Wochen, in Esslingen ein Benefiz-Konzert. Da sind wir gerade aus Südamerika gekommen.

MetalPfälzer: In welchen Ländern wart ihr da gewesen?

Alex Beyrodt: Die Tour startete in La Paz in Bolivien auf 4000 m Höhe, da machst Du was mit sage ich Dir. Ich bin aus dem Flugzeug ausgestiegen und konnte nach zehn Metern nicht mehr laufen und ich war nicht der Einzige (lacht). Das war heftig! Was das Geile war, der Tourpromotor hat uns erst mal Kokablätter zum Kauen gegeben und dann bist Du den ganzen Tag ständig ein wenig breit rumgelaufen, aber Dir ging es besser. Das machen die da so, das ist dort erlaubt, weil denen geht es ja auch nicht besser.
Dann ging es nach Santiago de Chile, Buenos Aires, Sao Paulo und Sao Louis an der Nordküste von Brasilien. Das ist eher so ein Ferienparadies und das Hotel war direkt am Strand, dort fand auch das Konzert statt.

MetalPfälzer: Wie viele Leute waren da so bei den Konzerten?

Alex Beyrodt: In Buenos Aires waren es 1500 Leute, in Sao Paulo 1200 und in La Paz waren es nur 500, aber der Club war rappelvoll. Die ganze Tour war im Übrigen ausverkauft von der Stimmung ganz zu schweigen. Ein besseres Publikum in Buenos Aires habe ich in meinem ganzen Leben noch nie erlebt. Da gibt es ein Video auf den Gästeeinträgen von Facebook wo die Fans anfangen so Fußballchöre zu singen als Randy unser Schlagzeuger die Kamera mitlaufen ließ. Wir haben aufgehört zu spielen und uns einfach feiern lassen, das war gigantisch, da bekomme ich jetzt noch Gänsehaut.

MetalPfälzer: Und mit wem seid ihr da getourt?

Alex Beyrodt: Mit ANVIL, die haben für uns eröffnet. Jene ANVIL die plötzlich dank der Dokumentation von ihrer Musik leben können, das ging 30 Jahre zuvor nicht.

MetalPfälzer: Ja ist schon verrückt, die waren mehr als 20 Jahre fast weg und nun fahren die Kids in den Metaldissen zu „Metal On Metal" voll ab, da sind die Tanzflächen voll! Kann mir vorstellen, dass die in dem Jahr auf einige Festivals gebucht werden. Gut, ich werde in dem Jahr keine Festivals sehen, wenn dann überhaupt das „Rock The Nation" auf der Loreley mit JOURNEY und FOREIGNER.

Alex Beyrodt: Da bin ich auch am Überlegen ob ich es dorthin schaffe. Ich war ja letztens auch mit Lou Gramm auf Tour, gut, der ist ja nicht mehr dabei. Das war diese „Rock Meets Classic"-Sache, weiß nicht ob Du davon gehört hast...

MetalPfälzer: Klar doch!

Alex Beyrodt: ... ja halt mit Ian Gillan, Lou Gramm, Les Holroyd und Dan McCafferty, da waren wir im Januar drei Wochen auf Tour. Ich habe jeden Abend mit Ian Gillan auf der Bühne gestanden und „Highway Star" gespielt, „Strange Kind Of Woman" und das ganze Zeug, das macht Spaß!

MetalPfälzer: Du bist bei SINNER, bei PRIMAL FEAR, hast VOODOO CIRCLE und bist noch in anderen Projekten eingespannt. Wie findest Du da überhaupt noch Zeit für etwas anderes?

Alex Beyrodt: Also ganz ehrlich, in diesem Jahr ist heute der erste Tag an dem ich wirklich frei habe. Und es geht direkt weiter, neue Songs schreiben und diese aufnehmen, geschäftliche Dinge vorbereiten und das alles. Ich bin ja Profimusiker und da ist das halt so, Du bist quasi selbstständig und musst immer Gas geben und am Start sein. Ich habe ja auch eine Firma, die Effektpedale herstellt, da kümmere ich mich auch um Bau, Design und das Marketing.

MetalPfälzer: Bist Du da auch am handwerklichen Prozess beteiligt?

Alex Beyrodt: Auch, ja! Ich bin jetzt nicht der, der die Platinen ätzt aber ich mache das Sound-Design zusammen mit dem Techniker. Dazu lackiere ich die Dinger und baue sie in der Endmontage zusammen, beschrifte sie, das ist alles komplett Handarbeit. Ich bin zu einhundert Prozent mit der Musik ausgelastet mit allem was da zu gehört!

MetalPfälzer: Da nehme ich mal an, dass Du von dem Job auch leben kannst!

Alex Beyrodt: Ja, aber das war nicht immer so!


Ich spiele in drei Bands, habe eine Firma, die Effektgeräte baut und halte Workshops. Du musst heute im Musikbusiness überall aktiv sein, wenn Du vom Gitarre spielen leben willst.
Profimusiker haben wenig Urlaub


MetalPfälzer: Was hast Du eigentlich in der Zeit gemacht, als etwa SILENT FORCE kaum aktiv waren?

Alex Beyrodt: Ich habe 2000 angefangen Workshops und Clinics zu halten. Wenn ich bandtechnisch nicht eingespannt war, wurden das auch mal hundert Stück im Jahr. Und auch in der ganzen Welt, selbst auf den Philippinen oder in Indonesien, Malaysia und Japan, die haben mich überall hingeschickt. Und seitdem lebe ich eigentlich davon, dass ich Gitarre spiele. Davor war das nicht immer so, da musste man schauen, dass man ein zweites Standbein hat.

MetalPfälzer: Was hast Du damals gearbeitet?

Alex Beyrodt: Ich habe ja Bauzeichner gelernt und habe dann Restaurants geplant. Als ich aus dem Saarland weg bin zog ich nach Dortmund, die Stadt lebt ja vom Bier und Fußball und da bin ich bei einer Brauerei gelandet und habe für die Architekturabteilung das Design für viele Kneipen konzipiert. Dazwischen war man mit SINNER zusammen mit MR. Big oder SAVATAGE auf Tour und ist dann wieder arbeiten gegangen, da ging der ganze Jahresurlaub für Touren drauf.

MetalPfälzer: Warst Du beim Konzert im Vorprogramm von DIO in Saarbrücken auch dabei?

Alex Beyrodt: Oh ja, daran erinnere ich mich noch gerne, vor allem an Ronnie James Dio persönlich, das war eine nette Zeit. Das tolle daran war, dass ich ein paar Jahre später in Los Angeles auf den NAMM, dieser Musikmesse war. Als ich am Stand von ENGL-Verstärker vorbei kam, gab er da mit Craig Goldy Autogramme. Plötzlich ruft wer meinen Namen, ich drehe mich um und Ronnie kam zu mir um mich zu begrüßen, obwohl eine ganze Schlange wartete. Und das fand ich großartig, dass so eine Legende sich noch an die Leute erinnern kann, mit denen er zusammen unterwegs war, ganz toller Mensch. Hut ab!

MetalPfälzer: Der ja leider nicht mehr unter uns weilt! Aber in letzter Zeit müssen wir von vielen Abschied nehmen, kürzlich erst von GARY MOORE. Das waren beides Ende der Achtziger Riesenhelden von mir, deren Platten habe ich bis zur Abnutzung gehört!

Alex Beyrodt: Als man bei Ronnie Krebs feststellte, da konnte man ja ein klein wenig damit rechnen, so hart das jetzt klingt. Aber bei GARY MOORE kam das ja aus dem Nichts, ich weiß bis jetzt noch nicht was die offizielle Todesursache ist, ich habe gelesen, er wäre an seinem Erbrochenen erstickt.

MetalPfälzer: Das war nun die erste Version, aber es war wie bei Ronnie kein Rockstar-Tod, sondern ein gewöhnlicher Herzinfarkt im Urlaub. Habe davon in der Halbzeitpause des SuperBowl mitbekommen, mit dem Endergebnis ein völlig gebrauchter Tag! Da verging einem sogar der Appetit auf die Burger.

Alex Beyrodt: War ein ganz Großer, ich habe ihn zum ersten Mal auf dem Monsters Of Rock mit VAN HALEN zusammen gesehen und danach weiß gar nicht wie oft. Sehr schade mit ihm wäre ich gerne mal getourt.

MetalPfälzer: Apropos Touren, wie sieht es eigentlich bei VOODOO CIRCLE aus? Gibt es da schon Pläne?

Alex Beyrodt: Wir spielen im September zusammen mit SINNER, das heißt Doppelschicht für mich und Mat, das wird hart! Die Tour wird gerade erst gebucht, ich kann Dir also noch keine Termine nennen. Das werden so zehn Konzerte, hauptsächlich Süddeutschland, dann ein zwei im Norden der Republik, dann eventuell noch einer in Holland, Belgien oder der Schweiz. Dazu sind wir noch in Verhandlung mit dem ein oder anderen Festival.

MetalPfälzer: Ja, das hört sich doch mal gut an. Da Du ja so viel beschäftigt bist, bei SINNER ist doch auch der Christoph Leim, wie bekommt er eigentlich seine Verpflichtungen alle unter einen Hut?

voodoo_circleAlex Beyrodt: Ja, der hat das gleiche Problem wie ich, der führt ein ausgefülltes Leben. Der ist ja nicht nur bei SINNER, sondern auch bei THE NEW BLACK und dann noch Chefredakteur vom Metal Hammer. Zumal er ja im Ruhrgebiet lebt und die Redaktion in Berlin ist, der pendelt da jede Woche hin und her. Bei den Aufnahmen habe ich abends auch mal mit ihm darüber geredet, da meinte er, dass er eigentlich überhaupt keine Zeit dafür habe. Doch das Gitarre Spielen will er auch nicht aufgeben.

Aber Du musst als Profimusiker immer weiter machen, heute kannst Du nur noch mit Touren Geld verdienen und da muss auch immer ein Album am Start sein. Wir sind ja auch schon wieder in der Songwriting-Phase für das nächste Album von PRIMAL FEAR. Im Moment habe ich eine kleine Blockade, habe erst drei Stücke geschrieben von denen es wohl zwei auf das Album schaffen werden. Aber momentan brauche ich mal etwas Ruhe, mal einen Tag keine Gitarre anfassen, lieber mit Dir ein Interview führen. (lacht) Den Vorteil, den ich habe ist, dass alle meine derzeitigen Formationen unterschiedliche Stile haben, da kann ich schon mal eine Idee, die mir kommt und ich aktuell nicht gebrauchen kann auf Halde legen, wenn ich für die nächste Band komponiere.

MetalPfälzer: Da wirst Du Dir die nächste Zeit nichts mehr vornehmen?

Alex Beyrodt: Nein, Du musst immer nach Möglichkeiten suchen, Dich als Künstler zu verwirklichen. Ich bin ja absoluter Fan von Glenn Hughes und habe 2009 mit ihm gejammt, wir wollten auch etwas miteinander auf die Beine stellen. Doch plötzlich kam die Sache mit BLACK COUNTRY COMMUNION auf und das war natürlich erst mal gegessen. Das läuft im Moment richtig groß bei denen.

MetalPfälzer: Mit denen habe ich Euch sogar im Review verglichen!

Alex Beyrodt: Danke, normal werden wir immer mit WHITESNAKE verglichen!

MetalPfälzer: Das auch, aber ich sehe da durchaus Parallelen an eurer Mischung aus Hardrock und Blues. Nur sind Eure Songs für meinen Geschmack songdienlicher arrangiert, BLACK COUNTRY COMMUNION hat mir zu sehr Jam-Charakter. Da kommt demnächst schon wieder ein Album, derzeit ist mit JOE BONAMASSA ein wenig omnipräsent, das ist sein fünftes Album in drei Jahren, ich hoffe da kommt nicht irgendwann der Qualitätseinbruch.

Alex Beyrodt: Ich habe auf das Album ja gewartet, weil ich auch ein großer Fan von JOE BONAMASSA bin, aber ich muss sagen, es ist noch nicht völlig bei mir angekommen. Mit dem wenig songorientierten Charakter könntest Du recht haben. Ich bin auch mal gespannt wie deren Tour läuft, die spielen ja in ganz großen Hallen. In Frankfurt in der Jahrhunderthalle, da habe ich mit „Rock Meets Classic" gespielt, da waren bestuhlt 3500 Zuschauer, die müssen sie erst mal voll bekommen.

MetalPfälzer: Aber Glenn Hughes hat Dich nicht als Entschädigung als Support eingeladen?

Alex Beyrodt: (lacht) Nein, leider nicht! Zum Glück haben wir nun unsere eigene Tour, damit ich die Lieder von VOODOO CIRCLE endlich auf die Bühne bringen kann. Da freue ich mich schon drauf. (kurz nach dem Interview wurden VOODOO CIRCLE für das Rock Of Ages-Festival bestätigt – Hinweis d. Red.)

MetalPfälzer: Ich hoffe darauf Dich auf einem der Konzerte anzutreffen. Zum Abschluss eine nicht ganz ernst gemeinte Frage: Im Booklet dankst Du Deiner Tochter Melody, ist der Name so ein klassisches Ding unter saarländischen Gitarrenhelden?

Alex Beyrodt: Wieso, wer heißt denn noch so?

MetalPfälzer: Die Tochter von Joey Siedl, der bei den Alternative-Proggern von CHEENO spielt, ein guter Freund von mir und im Übrigen auch von Alex Landenburg.

Alex Beyrodt: (lacht) Ich kenne den zwar nicht, aber das ist ja mal geil, obwohl in anderen Ländern der Name nicht so ungewöhnlich ist. Ist aber Zufall, ganz ehrlich! (lacht)

MetalPfälzer: Hehe, musste ich einfach fragen ich konnte mir das jetzt nicht verkneifen! (lacht) So, dann will ich Dir noch danken, dass Du Dir so viel Zeit genommen hast meine Fragen zu beantworten, mir hat es Spaß gemacht!

Alex Beyrodt: Danke, das Vergnügen lag ganz auf meiner Seite, ist doch was anderes als so über das Internet! Ich hoffe Du hast genug Stoff zusammen!

MetalPfälzer: Auf alle Fälle, da werde ich mich erst mal durcharbeiten müssen!

Alex Beyrodt: Ja, dann ran! (lacht)

 

Photos vom Maik am Rande des HELLOWEEN-Konzertes gemacht und von der Myspace-Seite der Band.

Vielen Dank auch Sandra Schmid von Underdawg-Promotion.

Kategorie: Interviews