Drucken

godslave_logoMit "Into The Black" haben die Saarländer GODSLAVE ein feines Stück Thrash abgeliefert und geben sich alle Mühe, mit erhöhter Livepräsenz die Stufen in höhere Regionen der Szene zu erklimmen. Ein guter Zeitpunkt, Thommy (Gesang) und Bernie (Gitarre) mal im direkten Gespräch einen paar Löcher in den (schon früh im Gespräch nackten) Bauch zu fragen, auch wenn das manchmal schwerer ist, als man meinen könnte.

 

GodslaveMika: Bernie, Thommy, mit "Into The Black" habt Ihr bisher recht gute Reaktionen eingefahren...

Bernie: Ist das so?

Mika: Kann man schon finden. Wie fühlt Ihr Euch im Moment?

Bernie: Also im Bezug auf die CD - geil!

Thommy: Ja, geil!

Mika: Wow. Wenn das so weiter geht, sind wir mit dem Interview in fünf Minuten durch.

Bernie und Thommy: (lachen)

Mika: Ihr seid aus einem recht aktiven Underground hervor gegangen. Wo seht Ihr Euch inzwischen?

Thommy: ...hmmm, schwierig (zieht sich dabei nachdenklich das Shirt über den Kopf und tätschelt sich den fortan nackten Bauch).

Bernie: Wir sind nach wie vor in "Godslave-Land", wo wir schon immer waren und auch immer bleiben werden. Ob das jetzt Underground, Overground oder Penisground ist, ist uns dabei relativ egal. Diese Kategorisierung machen eh andere für uns. Der richtig fiese Undergroundler wird sagen, wir sind eh kommerzielle Schweine, während der Mainstream-Typ uns wohl als Rumpel-Underground sieht. Wer hat da jetzt recht? Keiner und doch alle. Kategorisierungen, um die Musik zu beschreiben sind natürlich nötig, aber auf einen Status festlegen könnte und will ich mich nicht.

Mika: Von dem allgemein geläufigen Underground-Begriff aber mal ausgehend, seht Ihr da noch eine enge Verbundenheit? Beispielsweise werdet Ihr angesprochen, auf einer expliziten Underground-Veranstaltung für ein paar Euro aufzutreten - wärt Ihr am Start?

Thommy: Das ist stark von den Personen abhängig. Wenn da jetzt ein Wildfremder ankommt und uns für zwei Euro auf die Bühne schicken will, gibt's wohl ein "Nein", wenn es aber jemand ist, der in der Vergangenheit viel für uns getan hat, wäre das mit Sicherheit anders. Es ist also eher eine Verbundenheit zu Leuten.

Bernie: Die Frage ist auch hier wieder, wie man Underground definiert...

Mika: ...besonders, da Ihr inzwischen mit einem Vertrieb bzw. Label zusammenarbeitet.

Bernie: Und genau da mache ich den Unterschied. Eine Band entwickelt sich und nimmt bestimmte Stufen, die eine andere Band vielleicht nicht genommen hat - warum auch immer. Irgendwann ist Schluss mit Underground, ob man das will oder nicht. Das Problem, das ich persönlich sehe, ist, dass der Begriff "Underground" zu einer Werbeplakette geworden ist.
Früher war Metal Underground - jeder Metal. Wer Metal gehört hat, war Underground und Teil einer Minibewegung, die gegen den Mainstream laufen wollte. Heutzutage ist Metal kein Underground mehr, in keinster Weise, da es genug Bereiche gibt, wo richtig Geld gescheffelt wird. Wenn ich dann sehe, wie eine Band, die seit zwanzig Jahren unterwegs ist, zig Alben teilweise international veröffentlicht hat, vor tausend Leuten auftritt aber immer noch von Underground labert, dann weiss ich ganz genau, dass sie dadurch nur den Fans besser gefallen wollen. Wenn umgekehrt eine Band mit eigenproduziertem Demo und sechs Gigs im Jahr "Support The Underground" auf ihre Flyer schreibt, dann ist das unterm Strich auch nur eine Werbemasche, aber die haben recht damit. Dazwischen verschwimmt jede Abgrenzung aber völlig.


Wir sind eh kommerzielle Schweine!

Bernie über Godslave (allerdings völlig aus dem Zusammenhang gerissen!)


Mika: Den Weg nach oben versucht Ihr ja gerade einzuschlagen. Wie begegnet Ihr denn dabei dem Business? Kann man sich als ambitionierte Band ernsthaft eine "Fuck Off"-Attitüde leisten, so wie Ihr das auf Eurem Merchandising propagiert?

Thommy: Gerade deshalb!

Bernie: Nur damit. Diese "Fuck Off"-Attitüde, das sind wir. Das mögen andere sehen, wie sie wollen. Das ist kein Image, das wir machen, weil wir denken, dass es cool ist, das sind einfach wir. Das hat sich über die Jahre entwickelt. Wenn Du etwas erfolgreicher wirst - und da sind wir wieder beim Underground - verachten Dich auch andere wieder dafür.

Mika: Trotzdem steht Ihr aber vor der Entscheidung, Kompromisse oder sogar Kuhhandel einzugehen, um beispielsweise einen wichtigen Gig spielen zu können oder Kontakte herzustellen. Das sprichwörtliche "Schwanz lutschen" im Geschäft also.

Thommy: Mhhhhh!

Bernie: Also Schwanz lutschen - immer, aber Kompromisse gehen wir keine ein! (lacht) Und Kuhhandel...

Thommy: Wir haben eine Kuh in der Band!

Bernie: Eine Kuh? Eher ein Schwein.

Thommy: Also ein Kuhschwein?

Bernie: Genau, hahaha! Aber zurück zum Kuhhandel. Sobald man mit sowas anfängt, hat man verloren, denn man verliert seine Identität. Dann nimmt Dich keiner mehr ernst. Wenn wir mit unserem Ding, was aus unserem Herzen kommt, so wie wir es wollen, nichts erreichen, dann ist das eben so. Aber wir werden uns sicher nicht verändern, um schneller voran zu kommen. Wir haben bisher immer unser Ding durchgezogen und das wird so bleiben. Selbst wenn mal jemand kommt und auch etwas kontroverseres fragt, so wie Du jetzt, dann wird das ehrlich beantwortet und veröffentlicht. Ganz egal, was andere dann denken könnten, denn "100% Fuck You!". Wer damit nicht klar kommt, soll einfach kacken gehen...

Thommy: Aber nackt!

Bernie: ...und soll sich vor allem nicht zu wichtig nehmen.

Mika: Wer Euch in der Vergangenheit etwas verfolgt hat, wird über Euren Slogan "Old School, New School, Our School" gestolpert sein.

Bernie: Ach Gott, schon lange nicht mehr genutzt.

ThommyMika: Ja, lange her. Jetzt ist der Thrash-Markt ja wieder gut am wachsen. Seht Ihr da irgendwo Chancen, neue Impulse zu setzen?

Thommy: Oh leck...

Bernie: Hahaha!

Thommy: Das macht der extra!

Bernie: Ja sicher. Deshalb grinst der jetzt auch so. Ja, also... Nö! (lacht) Wir sehen da keine Chancen, neue Impulse zu setzen, weil wir das erstens nicht wollen und weil das zweitens im Thrash Metal sinnlos wäre. Nur Nicht-Thrashmetaller wollen neue Impulse im Thrashmetal. Thrashmetaller wollen Thrash, fertig! Punkt, aus, basta! Wann gab's denn mal neue Impulse? KREATOR haben das irgendwann versucht, wie hiess das, "Renewal"? Dann kam "Outcast" und "Endorama". Tolle neue Impulse, juhu!
Neue Impulse sind im Metal, in der Musik grundsätzlich, natürlich notwendig, immer. Aber im Thrashmetal neue Impulse setzen zu wollen, finde ich Quatsch.

Mika: Wo seht Ihr denn dann Euer Alleinstellungsmerkmal, was Euch von anderen Bands abhebt, außer, dass Ihr so geil ausseht?

Thommy: Ja, wir sind auf jeden Fall hübscher!

Bernie: Das stimmt. Aber wir sind jetzt nicht besser als andere.

Mika: Muss ja jetzt nicht unbedingt besser sein. Im Black Metal zum Beispiel geht's vielen Bands jetzt auch nicht darum, besser zu sein, sondern legen den Fokus auf andere Sachen: fieser stinken, längeres Strafregister...

Bernie: Also das mit dem Stinken kriegen wir hin.

Mika: Ist ja schon mal ein Anfang. Was hebt Euch denn sonst noch vielleicht von anderen Bands ab?

Bernie: (stimmt einen Oberlehrer-artigen Tonfall an) Also auf die Musik bezogen, versuchen wir, einen ganz eigenen Mix aus Aggressivität, Innovation...äh Melodie...

Mika: Etwa neue Impulse?

Bernie: Nein! Lass die Innovation weg. Nochmal neu: (Oberlehrer-Singsang) ein ganz individueller, noch nieeeeee da gewesener Mix... also... Ach, Arsch geleckt! Wir spielen die Musik, die uns gefällt. Wir nehmen einfach auf, was wir selbst hören wollen, und das versuchen wir, so gut wie möglich zu machen. Und wenn das dann passt und den Leuten gefällt, dann ist das sau geil. Wenn es den Leuten nicht gefällt, ist das natürlich schade, ist aber dann so.

Thommy: Was uns vielleicht etwas abhebt, ist, dass wir den Scheiss auch wirklich leben. Wir leben die Musik und das siehst Du auch, wenn wir uns live den Arsch aufreißen.

Bernie (zu Thommy): Is halt die Frage, inwiefern uns das von anderen abhebt. Andere leben ihre Musik auch, vielleicht auf andere Weise. Die Frage, was uns von anderen abhebt, ist schlichtweg nicht zu beantworten, weil... ich gerade den Faden verloren hab.

Mika: Halb so wild. Was man Euch schon mal anrechnen kann, ist Euer professioneller Aufritt in den Medien. Ihr habt eine ziemlich schicke MySpace-Seite, Ihr seid auf Facebook sehr aktiv, mit immerhin schon 628 Fans dort...

Bernie (im Klugscheisser-Tonfall): 631 seit heute!


Wir haben das Jahr 2011. Wer nicht bereit ist, im Jahr 2011 zu leben, braucht sich aber auch nicht zu wundern, wenn er nix reissen kann.

Auch Godslave müssen mit der Zeit gehen...


Mika: 'Tschuldigung! Auf jeden Fall stark wachsend und Ihr seid da aktiver. Seht Ihr Facebook als das neue MySpace?

Bernie: Auf jeden Fall. MySpace wird in naher Zukunft sterben, weil es jeden einzelnen Menschen ankotzt wie Sau.

Thommy: Was heisst sterben, die sind quasi schon tot.

Bernie: Stimmt, die pfeifen aus dem letzten Loch. Aber egal, welche Community oder soziale Netzwerk: Wir haben das Jahr 2011. Wer nicht bereit ist, im Jahr 2011 zu leben, der muss das nicht, braucht sich aber auch nicht zu wundern, wenn er nix reissen kann.

Thommy: Der kann ja dann auch einen Brief zu seinem Kumpel schreiben.

Mika: Und Flyer verschicken?

Bernie: Und jeder Flyer handgemalt. Und er kann auch gerne immer noch Kassetten veröffentlichen. Auch wenn ich in Bezug auf Tapes eine andere Meinung habe, als mein halb nacktes Gegenüber. Metal hat den Ruf, konservativ und auch mal reaktionär zu sein. Tapes sind aber für mich nix. Ich hab nicht mal mehr einen Kassettenrecorder, brauche mir aber nicht anhören, dass ich nicht "Metal" wäre, weil ich keine Kassetten mehr habe. Braucht mir auch keiner zu erzählen, dass Kassetten einen besseren Sound haben - das ist Bullshit. Das ist der gleiche Scheiss, wie wenn jemand zu McDonalds geht, weil er da früher immer war, wobei einfach Fakt ist, dass Burger King besser schmeckt. Äh...wo waren wir eigentlich?

Mika: Das frage ich mich auch gerade. Teil Eurer Medienpräsenz sind auch Eure Videos, erst zu "Slaves To The Black" jetzt neu zu "Uncut, Unseen, Unrated". Sind solche Videos für Euch...

Bernie: Anwort ja!

Mika: ...eine Möglichkeit...

Bernie: Nein!

Mika: ...ein neues Publikum zu erreichen...

Bernie: Ja!

Mika: ...oder eher nur dem alten Publikum ein Goodie zu bieten?

Bernie: Nein! Ja! Also...Fakt ist, dass wir ein Video machen wollten, weil wir einfach eins haben wollten...

Thommy: 2011!

Bernie: ...und ein Video ist eine sehr gute Möglichkeit, die Band etwas bekannter zu machen, erst recht, wenn es irgendwie lustig ist oder sonstwie gut gemacht. Wir geben uns da viel Mühe und haben auch dieses Mal ein tolles Ergebnis erzielt. Wir erspielen uns dadurch bestimmt keine Nicht-Metaller, da die Musk immer noch voll auf die Fresse ist, aber gerade auch durch die sozialen Netzwerke besteht die Chance, dass jemand auf uns aufmerksam wird, der uns vorher nicht auf dem Schirm hatte. Wir haben das Video zum Beispiel auf Horror-Communities veröffentlicht, weil das dort zum Thema passt, und dort wird mit Sicherheit der ein oder andere auf unsere Musik aufmerksam geworden sein.

Mika: Einen roten Faden gibt es bei Euch auch mit Bandmaskottchen "Horst", dieses humanoide, gesichtslose Etwas, das auf euren Covern erscheint. Steckt da ein größeres Konzept dahinter?

godslave_bernieBernie: Horst hatten wir durch Zufall bei Recherchen zu unserer ersten EP bei einem schwedischen Künstler gefunden und seitdem beibehalten, weil er auch gut zum Bandnamen passt. Er hat kein Gesicht und ein Loch in der Brust und symbolisiert auch jemanden, der sich durch Glaube oder andere lenken lässt, weil er es selbst nicht kann.

Mika: Also eine sozialkritische Botschaft. Wäre von Euch auch was politisches zu erwarten?

Bernie: Nein! Ich kriege das Kotzen, wenn Musiker von der Bühne herunter irgendwelche Hetze runterbrüllen, egal in welcher Richtung. Kann sein, dass mir die Musik super gefällt, aber sowas hat in der Musik meiner Meinung nach nichts verloren. Möglich, dass jemand von uns sich für ein gewisses Thema interessiert und dann einen Text mit politischem Hintergrund schreibt. Aber es wird von uns keine politischen Messages geben, genauso wenig wie Konzeptalben. Das wäre für Thrashmetal doch etwas übertrieben.

Thommy: Das ist mehr was für Powermetal. (lacht)

Mika: Ihr habt damals beide ja etwa gleichzeitig bei ICON angefangen, was sich inzwischen erledigt hat und habt demnächst Bühnenjubiläum, ist das richtig?

Bernie: Wir haben nächstes Jahr 10-jähriges, ja.

Mika: Schon was nettes geplant? Poolparty oder Candlelightdinner?

Thommy: Oh ja, ich will ein Dinner!

Bernie: Also zu unserem Jubiläum im nächsten Jahr wird es mit Sicherheit Action geben.

Thommy: Zwischen uns beiden!

Bernie: Und zwar NUR zwischen uns beiden.

Mika: Und nackt, nehme ich an?

Bernie: Och naja, das müssen wir noch schauen, in welchem Umfang...

Thommy: Hey, ich bin jetzt fest davon ausgegangen, haha!

Mika: Ist hiermit also festgelegt. Wie geht's weiter? Pläne, Gigs?

Bernie: Je nachdem, wann Du das Interview veröffentlichst, bist Du der erste, der darüber schreibt. Wenn alles gut läuft, wird es im Oktober und November eine kleine Tour mit zwei befreundeten Bands geben. Mehr sagen wir noch nicht, aber wer will, soll sich den Zeitraum schon mal vormerken, dass man sich dort nix vornimmt.

Thommy: Ausser sich vor unserer Bühne auszuziehen!

Mika: Das sind doch mal Aussichten für die Zukunft! Danke Euch beiden für das Gespräch!

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden