Interview mit Nige (Onslaught)

firstONSLAUGHT melden sich 2011 mit einer weiteren Platte nach der Reunion 2007 zurück, die vor Energie nur so strotzt. Die Zeiten der stetigen Veränderungen in den Achtzigern gehören der Geschichte an. ONSLAUGHT sind dunkel, aggressiv, laut und schnell, und daran wird sich auch vorerst nichts ändern, denn Anlässe gibt es überall genug, Aggressionen aufzubauen und durch die Musik wieder abzubauen. Genau diese Schiene wollen die fünf Engländer weiterhin beherzen und die ganze negative Energie in positive umsetzen, im Proberaum, im Studio und vor allem auf  der Bühne. Letztgenanntes wird demnächst genügend Möglichkeiten bieten, nach einer umfassenden Europatour wird im Sommer möglichst jedes Festival abgeklappert.

Der überaus sympathische und redefreudige Nige Rockett, der bei den Thrashern die Gitarre satt bedient, beantwortete unverzüglich und ausführlich meine Fragen an die Band.

 

NigeJochen: Hallo Nige. ONSLAUGHT scheint ja gut zu laufen. Es sind jede Menge Livetermine geplant demnächst über ganz Europa verteilt. Ihr schaut also guten Zeiten mit der Band entgegen?

Nige: Hallo, wie geht’s? Ja, momentan läuft es prima, die Tour wird hammer, und die Begeisterung rund um ONSLAUGHT  ist top, ich denke es wird sehr aufregend für jeden. Wir werden ein paar neue Städte besuchen im ersten Teil der Tour, was immer sehr cool ist, und die Ticketverkäufe laufen gut, also werden wir da mal ein paar Ärsche treten.

Jochen: Ist die Reaktion der Fans entsprechend der, die ihr 2007 bei der Reunion erwartet habt?

Nige: Ehrlich gesagt haben wir nie gewusst, was uns erwartet, als wir wieder kamen, aber vom ersten Tag an war die Reaktion wunderbar, als wären wir nie weg gewesen…und es wurde weiterhin alles immer besser und besser mit der Veröffentlichung des neuen Albums „Sounds Of Violence“, die Presse ebenso wie die Fans sind hellauf begeistert von diesem Album.

Jochen: Euer Musikstil hat sich in all den Jahren ziemlich gewandelt, gerade in den Achtzigern. Jetzt seid ihr eine nahezu lupenreine Thrashband , sowohl New- als auch Old-School, dunkel und aggressiv. Was ist in erster Linie eure treibende Kraft für eure Musik?

Nige: Ja, wir haben uns sehr schnell entwickelt in den Achtzigern, vielleicht auch manchmal zu schnell, aber heute haben wir eine klar definierte Marschrichtung für ONSLAUGHT. Dunkel und aggressiv ist die perfekte Beschreibung, wo wir gerade dran sind.
Ich habe jede Menge Wut in mir, die regelmäßig raus muss, und unsere Musik ist das perfekte Ventil dafür, es gibt nichts Besseres als Gewalt durch deine Musik herauszulassen, Wut kann eine sehr kreative und inspirierende Energie erzeugen.

Jochen: Das aktuelle Album ist eine Bombe (Review hier). Somit scheint ihr in den 2000ern den aggressiveren Weg einzuschlagen. Ist es der fortschreitende Verfall unserer Welt, ganz aktuell an den Katastrophen in Japan zu beobachten, oder gibt es da auch böse persönliche Erfahrungen als Ursprung dafür?

Nige: Die Aufgabe unseres Planeten füttert mich mit vielen Quellen, Songs und Texte zu schreiben, es gibt so viel Hass und Gewalt auf dieser Welt, ein unendlicher Vorrat an Gesprächsthemen, und brutale Musik braucht demnach auch brutale Texte.
Es gibt nur einen für mich sehr persönlichen Song auf „Sounds Of Violence“, aber meistens schreibe ich lieber von einem externen Standpunkt aus über echte Horrorszenarien im Leben.


"Ich habe jede Menge Wut in mir, die regelmäßig raus muss, und unsere Musik ist das perfekte Ventil dafür, es gibt nichts Besseres als Gewalt durch deine Musik herauszulassen, Wut kann eine sehr kreative und inspirierende Energie erzeugen."

ONSLAUGHT wissen, wie Einfriedung funktioniert.


Jochen: In den letzten Jahren gab es einige Reunions und sogar so etwas wie ein Thrash Revival in der ganzen Welt. Was denkst du darüber? Seid auch ihr ein Teil davon oder ist der moderne Thrash Metal mit dem aus den Achtzigern nicht vergleichbar?

onslaught_2010Nige: Es ist cool, eine komplett neue Generation von Metallern hat entdeckt, wie geil Thrash Metal wirklich ist, und die Szene weitet sich wieder auf ein gesundes Level aus. Die „Big Four“ Shows unterstützen das sehr gut, sie bringen den Thrash unters breite Volk und erwirken eine gewaltige öffentliche Darstellung dessen, die sich bis zu seinen Wurzeln durchzieht.
Ja, bestimmt sind wir ein Teil davon, wir sind ein Teil des Ursprungs, die immer noch Alarm machen und es auch ehrlich meinen, genauso wie EXODUS, KREATOR, TESTAMENT usw.

New Thrash ist da in mancher Hinsicht vergleichbar, weil die neuen Bands einfach das gleiche machen wie die alten, aber dennoch müssen sie sich den Gegebenheiten anpassen und ihren eigenen Weg gehen, also eine eigene Identität bekommen, um Erfolg zu haben. Die Originale bestehen ja immerhin auch noch, also ist da auch kein Loch zu stopfen.


"Es ist cool, eine komplett neue Generation von Metallern hat entdeckt, wie geil Thrash Metal wirklich ist, und die Szene weitet sich wieder auf ein gesundes Level aus."

Thrash Metal wird niemals aussterben!

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Jochen: Ihr macht anscheinend gerne Coverversionen eurer musikalischen Helden, in den Achtzigern waren es AC/DC, heute ist es MOTÖRHEAD. Ihr seid mit ihnen Mitte der Achtziger auf Tour gegangen, würdet ihr das heute immer noch gerne machen? Was denkst Du über den „Lemmy“-Film?

Nige: Oh ja, es wäre großartig, noch mal mit MOTÖRHEAD auf Tour zu gehen, wer weiß, vielleicht wird es irgendwann wieder so sein, wir hatten jede Menge Spaß mit den Jungs auf ihrer „Orgasmatron“-Tour, definitiv ein denkwürdiger Meilenstein und eines der schönsten Erlebnisse in unserer Karriere.
Den Film habe ich bisher noch nicht sehen können, das wär was für den Tourbus nächsten Monat…

Jochen: Also läuft alles glatt  mit ONSLAUGHT. Wie sieht’s mit Zukunftsplänen aus? Jede Menge Sommerfestivals in Europa? Rüber in die Staaten oder sonst wo auf Tour? Frisches Blut sammeln für das nächste Album?

Nige: Jawohl, es läuft mehr als glatt momentan. AFM Records machen einen super Job mit „Sounds Of Violence“ und die Zukunft sieht sehr rosig aus. Wir spielen in Nordeuropa auf dem ersten Teil der „Scream For Violence“-Tour im April mit SUIDAKRA und DEBAUCHERY, danach geht es im Sommer auf die ganzen Festivals. (Anm. d. Verf.: statt DEBAUCHERY werden FINAL DEPRAVITY dabei sein.)

Im September geht es dann wieder auf Tour in Südeuropa und Südamerika und den Vereinigten Staaten.
Natürlich schreiben wir Songs fürs nächste Album, es ist sehr wichtig, den Stand zu erhalten, den wir mit „Sounds Of Violence“ erreicht haben, wir werden es auf den nächsten Level hieven, wir sammeln schon Ideen für den Nachfolger, es läuft wie geschmiert zur Zeit.


"Den Film habe ich bisher noch nicht sehen können, das wär was für den Tourbus nächsten Monat…"

ONSLAUGHT können sehr gut abschätzen, ob der "Lemmy"-Film authentisch ist oder nicht.


Jochen: Hast Du ein paar letzte Worte an die Metalheads da draußen?

Nige: Ich möchte die Gelegenheit gerne nutzen, um ein riesiges Dankeschön an die Presse und die „Slaughts“ zu richten, die über all die Jahre die Band unterstützt und unsere Karriere vorangetrieben haben, dass wir diese großartigen Erfahrungen machen können.
„Sounds Of Violence“ war ein gutes Stück Arbeit, und wir hoffen wirklich, dass ihr alle mächtig Spaß an diesem Batzen Gewalt habt. Wir sehen uns hoffentlich sehr bald auf Tour.

Danke für das Interview!

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