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whwDie amerikanische Formation WHILE HEAVEN WEPT wirbelt mit ihrer Mischung aus epischem, progressivem, aber auch stellenweise doomigem Metal ordentlich Staub im Underground auf. Wie von meinem Kollegen Pfaelzer im CD - Review zur Live - Göttergabe "Triumph - Tragedy - Transcendence - Live At The Hammer Of Doom Festival" angemerkt, war die Band bis vor ungefähr einem Jahr nur wenigen Insidern ein Begriff. Doch mit der Veröffentlichung ihres dritten Studioalbums "Vast Oceans Lachrymose" folgten viele gute Reviews und die Karriere bekam einen Schub. Einen ihrer wenigen Gigs bestritt das Sextett im Februar bei der dritten Ausgabe des HAMMER OF DOOM - Festivals in Würzburg. Im November erschien das Dokument dieses glorreichen Auftritts in Form einer Live-CD/DVD. Das war Anlass genug, dem Bandkopf, Gitarristen und alleinigen Komponisten Tom Phillips genauer auf den Zahn zu fühlen.

Kevin: Wann hast du angefangen Musik zu machen?


Tom: Ich begann 1984 Gitarre zu spielen und wurde inspiriert durch YNGWIE MALMSTEEN´s "Rising Force"; Ich stand bereits auf IRON MAIDEN, SAXON, JUDAS PRIEST und eine Menge anderer NWOBHM-Acts, aber es war das übertriebene Shredding und der neo - klassische Sound von Malmsteen, das mich direkt zur Anschaffung meiner ersten Gitarre führte. Das müsste im Sommer vor der vierten Klasse gewesen sein! Ich fing zwar schon vorher an Songtexte zu schreiben, aber aus diesen Ideen wurde nie etwas (lacht)!

Kevin: Was war die erste Musik / Band, für die du dich interessiert hast bzw. was inspirierte dich, selbst Musiker zu werden?

Tom: Ohne Frage waren das JOURNEY...besonders das "Departure" Album, welches seit 1980 ständig in meinem Haus lief (und bis zum heutigen Tag mein Lieblingsalbum ist). Außerdem hörte ich RUSH und YES (durch meinen Bruder), während mich meine Cousins auf IRON MAIDEN, AC/DC, AEROSMITH und THE DOORS brachten. Wie auch immer, ich wurde durch mich selbst und diverse Nachbarn auf die NWOBHM aufmerksam, ich wollte schon immer Musik machen, aber es kam nie soweit, bis zu dem Tag, an dem ich das "Rising Force" - Album hörte, ab dann fing ich an Gitarre zu spielen.

Kevin: Was sind heute deine größten Einflüsse?

Tom: Eigentlich waren die Haupteinflüsse für WHW von Anfang an FATES WARNING, CANDLEMASS und KITARO...das ist bis heute so geblieben. Außerdem all die anderen Bands, die wir in den 80ern gehört haben: SLAYER, TROUBLE, HOLY TERROR, DARK ANGEL, CORONER, VOIVOD, CELTIC FROST, CIRITH UNGOL, BATHORY, QUEENSRYCHE, CRIMSON GLORY, RAINBOW...zusammen mit viel Jazz und Klassik. All diese Bands und deren Musik...besonders das ältere Material ist heute noch genauso inspirierend wie vor 21 Jahren. Die einzigen Bands, die meiner Meinung nach anschließend wirklich etwas getan haben, sind ARCTURUS, DEVIN TOWNSEND, MONO, ULVER und spätere IMMORTAL.

 

Tom_PhillipswhwKevin: Welche Bands / Alben würdest du jemandem empfehlen, der WHW mag?

Tom: FATES WARNING "The Spectre Within" und "Awaken The Guardian" sind essentiell (und sollten sowieso in jeder Sammlung stehen), CIRITH UNGOL "King Of The Dead", SOLSTICE "Lamentations", CANDLEMASS "Epicus Doomicus Metallicus", GROBSCHNITT "Solar Music Live", BATHORY "Twillight Of The Gods", JANE "Between Heaven And Hell", QUEENSRYCHE "The Warning", PINK FLOYD "Live In Pompeii", KING CRIMSON "In The Court Of The Crimson King" und "Red", KANSAS "Masque", frühe SABBATH, KITARO "Tunhuang" und "In Person", alles aus den Mittsiebzigern von Klaus Schulze. Die naheliegendste Antwort für Fans unserer Epic Doom - Seite ist: SOLSTICE, SOLITUDE AETURNUS, CANDLEMASS, FORLORN / ISOLE, ATLANTEAN KODEX, MILLARCE, EREB ALTOR...soweit die Bands, denen wir wohl am nächsten kommen, dennoch sind WHW ein bisschen was anderes.

Kevin: Woher kommt der Name "WHILE HEAVEN WEPT"?

Tom: Es bezieht sich auf einen wirklich bedrückenden Tag, an dem der Himmel plötzlich schwarz wurde und es zu regnen anfing...anscheinend einhergehend (oder einfühlend) mit meiner persönlichen Qual. Der Song "Sorrow Of The Angels" beschreibt mehr oder weniger den Tag und erklärt den Ursprung des Namens. Nach einigen Jahren und mehreren Namenswechseln, wiederbelebte ich als einziges verbliebenes Gründungsmitglied WHILE HEAVEN WEPT - das ist der Name, der uns immer noch begleitet (obwohl manche Musik, die wir spielen, noch davor entstand).

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...die Wärme der Zuschauer (...) brachte uns dazu, noch viel tiefer zu graben.

Sind While Heaven Wept auf Öl gestoßen?

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Kevin: Wie hast du die eure Show auf dem Hammer Of Doom III Festival erlebt? Die Fans in der Posthalle und vor dem Bildschirm konnten / können sehen, dass die Band Spaß an dem hatte, was Sie tat...

Tom: Das Hammer Of Doom III Festival war ein magisches Event, bei dem alles zusammenkam: wir spielten uns die Seele aus dem Leib, das Publikum schüttete zusätzlich Öl ins Feuer...wir hatten die Absicht, das absolut Beste zu geben, was wir konnten, aber die Wärme der Zuschauer (und Ihr lautes Mitsingen und der Jubel) brachte uns dazu, noch viel tiefer zu graben. Die Improvisationen an diesem Abend zählen zum Besten, was wir jemals als Band kanalisiert haben! Hoffentlich können wir wieder ein wenig dieser Magie beim Hammer Of Doom V Festival erzeugen!

Kevin: Lass uns über das neue Album "Fear Of Infinity" reden...wird es darauf mehr Doom geben, als auf "Vast Oceans Lachrymose"? Oder überwiegt wieder der Prog - Anteil?

Tom: "Fear Of Infinity" ist insgesamt ein viel dunkleres Album, in vielerlei Hinsicht ähnlicher zu "Sorrow Of The Angels", als die beiden darauffolgenden Alben...zumindest was die Stimmung betrifft. Es ist nicht annähernd so progressiv wie "VOL", aber da sind ein paar Farbtupfer...in vielerlei Hinsicht ist es geradliniger Metal (zumindest für WHW - Verhältnisse), aber die aggressiven Passagen sind aggressiver, weil die Atmosphäre viel depressiver ist. Trotz alldem ist es immer noch episch und das Album hat einen gewissen Fluss, genau wie all die anderen auch.

tomwhw

Kevin: Wie der ein oder andere vielleicht weiß, ist Michelle Schrotz (Keyboard) schwanger und legt eine Pause ein. Spielt Sie das Keyboard im Studio ein? Wenn ja, wer ersetzt Sie?

Tom: Ich bin glücklich, sagen zu können, dass Michelle vor einigen Wochen eine Tochter zur Welt brachte und beide gesund zu Hause sind. Ich bin nicht sicher, ob Michelle das Keyboard im Studio einspielen wird, also verstärkten wir uns mit Jason Klingle [ehemals bei ALTURA, genau wie Rain (Irving; Sänger von WHW)], aber Sie wird sicherlich einige Harmony Vocals besteuern. Was die Leute verstehen müssen ist, dass niemand ersetzt wird...sondern wir eigentlich zu einer siebenköpfigen Band expandiert sind...obwohl wir einige der kommenden Shows noch als Sextett absolvieren werden (hauptsächlich aus finanziellen Gründen, aber auch weil Michelle nicht zu lange von ihren Babys weg sein will, was verständlich ist...beide sind sehr jung).

 

 

 



Kevin: Gibt es Pläne für eine Tour?

Tom: Es wird eine Tour mit PRIMORDIAL und ALCEST geben, aber die Daten werden erst nächstes Jahr bekannt gegeben. In der Zwischenzeit werden wir das Up The Hammers in Athen, Griechenland am 12. März co-headlinen und auf dem Hammer Of Doom 5 (wieder in der Posthalle) am 16. April spielen; letzteres wird eine sehr spezielle Show, bei der wir ein einziges Mal "Fear Of Infinity" komplett spielen werden!

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...es kam dazu, als ich mit dem Chor meiner Universität in Großbritannien war...

Chorknabe Tom´s Abenteuer in UK

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Kevin: 1996 warst du Sänger bei den englischen Epic Doom - Helden SOLSTICE. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit?

Tom: Die Zusammenarbeit dauerte sogar von Mitte 1995 bis 1997...und es kam dazu, als ich mit dem Chor meiner Universität in Großbritannien war, aber ich lies diese Verpflichtungen sausen, um stattdessen nach Dewsbury zu reisen (um SOLSTICE zu treffen, die ich dank John Perez von SOLITUDE AETURNUS kennen gelernt habe). An einem Punkt meines Besuchs sagte ich zu Rich (Richard M. Walker; SOLSTICE - Gitarrist) "wenn ihr irgendwann mal einen Sänger braucht...", dachte aber nicht, dass daraus je etwas werde. Ein paar Tage später in London erzählte mir Rich, dass Ihr Sänger Simon (Matravers) aufgehört hat und ich den Job haben könnte, wenn ich möchte. Natürlich sagte ich sofort zu, doch der Nachteil war, dass ich nach dem feiern ziemlich betrunken war...SOLSTICE mussten an diesem Abend spielen...selbstverständlich machte ich mich selbst und die Band zum Arsch, aber das war nicht geplant (ich glaube wir redeten vorher darüber, dass ich einen Song singen soll).

Wie auch immer, ich zog 1996 für eine Weile rüber, aber es gab eine Menge Tumulte in der Band...Ärger mit Plattenlabels, Gian Piras (Gitarrist) Trennung, ich war nicht wirklich sicher in dem was ich tat, es wurde viel getrunken, aber wenig geprobt. Wir spielten einige Gigs, die möglicherweise echt furchtbar waren (besonders was meinen Teil betraf), aber da war auch immer die Intension, das zu begradigen. Leider waren wir nie in der Lage dies zu tun und so wurde aus einem großartigen Potential nur eine verpasste Chance; ich kehrte in die USA zurück mit dem Bedürfnis, das "Sorrow Of The Angels" Album fertig zu stellen, doch SOLSTICE mussten weitermachen...schlussendlich taten wir beide, was getan werden musste...der Rest ist Geschichte. Letztlich denke ich, dass es besser ist, dass wir getrennte Wege eingeschlagen haben, obwohl es wirklich etwas tolles wäre, wenn Rich und ich gemeinsam schreiben würden. Aber dazu gibt es echt keinen Grund seit SOLSTICE wieder aktiv sind und WHW niemals wirklich aufgehört haben...schließlich teilen wir die Bühnen auf einigen der zuvor genannten Festivals und ich freu mich drauf!

Kevin: Vielen Dank für das Interview!

Tom: Dank dir für die Gelegenheit!


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