Interview mit Marko Tervonen (The Crown)

The Crown
Was hab ich mich gefreut als heraus kam, dass es eine THE CROWN Reunion gibt und damit stand ich sicherlich nicht alleine da. Doch dem nicht genug, mit neuem Album im Gepäck, welches von unserer kompletten Redaktion in einem Mehrfachreview positiv aufgenommen wurde (Review hier), gab es auch den ein oder anderen Festivaltermin um die Schweden endlich einmal in Aktion zu erleben.
Das diesjährige SUMMER BREEZE war eine solche Gelegenheit, die ich mir auch einfach nicht entgehen lassen konnte. Das Release von „Doomsday King“ ließ bei mir ja bereits jegliche Befürchtungen erblassen, aber was die Jungs Live auf die Bretter gebracht haben war einfach phänomenal. Sie herrschten!!! Aber das soll lieber in einem anderen Bericht erörtert werden.
Bevor ich hier aber noch länger um den heißen Brei rede: Gitarrist Marko Tervonen stand mir auf dem Breeze Rede und Antwort. Was der Gute uns also alles zu berichten hat, von der Reunion bis hin zu Konzertplänen erfahrt ihr hier...

Sebastian: Hallo Marko. Zunächst einmal muss ich euch zu eurem neuen Album gratulieren, es hat mich wirklich beeindruckt. Zur Zeit gibt es ja noch keine Reviews darüber. Was denkt ihr über euren neuesten Streich und welche Reaktionen erwartet ihr von der Presse und den Fans?

Marko: Wie du bereits sagtest es gibt noch keine Reviews aber ich habe mit ein paar Presseleuten aus Europa geredet und das Feedback ist überall sehr gut. Natürlich spielten wir das Album unsren Freunden und anderen Bands vor, aber die mögen einen und somit kann man ihnen nicht trauen (lacht). Für uns fühlt es sich gut an. Wir haben das Beste getan was wir konnten und ich finde man kann „Doomsday King“ definitiv zu den anderen Alben reihen. Wir sind wirklich stolz darauf.

Sebastian: Ihr meldet euch also endgültig nach eurer Auflösung von 2004 zurück. Bereuht ihr eure Entscheidung von damals? 

Marko: Nein, das war das Beste was wir je tun konnten. In den fünf bis sechs Jahren in denen wir weg waren, konnten wir die Dinge tun die einfach nicht möglich sind wenn du in einer Band spielst, die viel tourt und sehr aktiv ist, wie zum Beispiel eine Familie gründen. Wenn wir diese Pause nicht eingelegt hätten wären wir wahrscheinlich ausgebrannt gewesen. Also hatten wir alle gemeinsam beschlossen aufzuhören. Glücklicherweise, denn heute habe ich einen fünf jährigen Sohn und das ist der Wahnsinn. Ich denke ich bin dadurch ein deutlich besserer Mensch geworden (lacht). So war es dann aber auch leichter die Band unter dem geringeren Druck wieder zusammen zu bringen und vernünftige Musik zu machen, denn heute ist die Band nicht mehr da um die Brötchen nach Hause zu bringen. Für uns ist THE CROWN der extra Spaß den wir alle haben wollen und so kann man auch mal „Nein Danke“ zu gewissen Dingen sagen. Wir werden uns also beispielsweise nicht den Arsch abtouren und unsere Familien erneut darunter leiden lassen. Es wird also hier und da ein kleiner Fokus gelegt, aber für uns ist das Wichtigste immer das bestmögliche Album zu machen. Wenn das so läuft können wir wohl für immer existieren. Das ist die Hauptsache für uns, wir wollen das für eine sehr lange Zeit machen und dafür braucht man eine gezielte Regulation. Anders wird es wohl nicht funktionieren.

Sebastian: Du sagtest gerade schon, dass du dich um deine Familiegekümmert hast. Was hast du sonst noch so in der Zwischenzeit gemacht?

Marko: Naja wir haben alle normale Jobs und Kinder. Ich betreibe außerdem ein professionelles Musikstudio um andere Bands zu produzieren. Ich bin also voll und ganz beschäftigt, das ist nicht das Problem.(lacht)
The Crown 

Sebastian: Zuerst war von euch geplant eine neue Band namens DOBERMANN ins Leben zu rufen. Habt ihre einen anderen Musikstil angestrebt und zu welchem Zeitpunkt wurde euch klar, dass es Sinn macht zu THE CROWN zurück zu gehen?

Marko: Die Musik wie du sie auf „Doomsday King“ hörst war als DOBERMANN geplant, doch als wir feststellten, dass wir das nicht mit Andreas machen konnten, da er zu beschäftigt mit DEATHSTARS war, kam Jonas in die Band und die Musik änderte sich ein wenig. Als wir dann an den zehn Songs arbeiteten sagte schließlich jemand „Das hört sich so dermaßen nach „The Crown“ an. Das ist einfach so typisch für uns, warum sollten wir es anders nennen?“. Zuerst waren wir ein wenig skeptisch und überlegten ob wir uns irgendwie „Eternal Death“, „Death Explosion“ oder etwas anderes „The Crown“ verbundenes nennen sollten, bis auch hier jemand sagte: “Das wird langsam lächerlich. Entweder wir tun es oder wir tun es nicht.“ So entschlossen wir uns dann doch dafür und von da an kontaktierten wir Labels und brachten die Maschinerie ins Rollen.

Sebastian: Seid ihr noch in engem Kontakt zu Johan Lindstrand und warum ist er nicht bei der Reunion mit von der Partie?

Marko: Ehrlich gesagt haben wir Johan gefragt als wir das DOBERMANN Album geplant haben. Ich bin mir sicher er wäre auch gern dabei gewesen aber zu diesem Zeitpunkt war er leider mit ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET sehr beschäftigt und unglaublich stolz auf sein Projekt, so dass er sich dafür entschied seine Zeit lieber darin fließen zu lassen. Aber wir stehen immer noch in engem Kontakt. Wir wohnen gerade einmal 800 Meter voneinander weg, das ist also kein Problem. Wir sind immer beieinander und unsre Frauen helfen sich immer mit Milch und Brot aus. Es gab nie irgendwelchen Streit zwischen uns. Auch innerhalb von „The Crown“ gab es nie wirkliche Streitigkeiten. Wie gesagt, wir haben ihn ein paar Mal danach gefragt. Es ist seine Entscheidung und ich bin sicher er wird sie bereuen (lacht).

Sebastian: Hat Johan auch euer neues Album gehört und wie gefällt es ihm?

Marko: Ja, er hat es zu einem recht frühen Zeitpunkt gehört als Andreas die Band verließ und wir einen neuen Sänger brauchten. Er hatte das ganze Album gehört und es gefiel ihm. Aber wie schon gesagt, er steckt viel Zeit in ONE MAN ARMY AND THE UNDEAD QUARTET und möchte sein Hauptaugenmerk auch weiter darauf legen. Ich meine diese Band startete auch schließlich als sein persönliches Projekt.


 "In den fünf bis sechs Jahren in denen wir weg waren, konnten wir die Dinge tun die einfach nicht möglich sind wenn du in einer Band spielst, die viel tourt und sehr aktiv ist wie zum Beispiel eine Familie gründen."

Die Familie geht eben vor, erst recht wenn man einen kleinen Sohn hat



Sebastian: Welche Fanreaktionen hattet ihr nach eurer Reunion erlebt?

Marko: Das war der Wahnsinn. Ich habe viele E-Mails bekommen und viele Leute kamen zu unserer ersten Reunion Show zu einem Festival in Schweden. Die Leute hatten „The Crown“ Tattoos und solche Sachen, das ist der Wahnsinn. Ich bin mir sicher, dass die Fans glücklich sind und wir sind es natürlich auch. Aber ich frage mich selbst immer ob wir eher die alten oder auch neue Fans erreichen. Das ist schwierig zu sagen, aber ich denke dass das neue Album gut genug ist um nicht nur die hardcore Fans zu erreichen. Ich finde es ist ein gutes Deathmetal Album geworden, aber jetzt muss man abwarten bis es veröffentlicht wurde.

Sebastian: Euer neuer Sänger Jonas Stalhammar hört sich fast wie Johan an. Ist das ein Zufall oder war das so geplant? Wie habt ihr Jonas als neuen Sänger gefunden?

Marko: Das ist wirklich eine sehr lustige Geschichte. Als wir mit „The Crown“ begannen, oder besser gesagt als "Crown Of Thorns", wie wir uns zuerst nannten, haben wir oft an Wochenenden zusammen gesessen, Bier getrunken und Musik gehört. Da war eine Band namens UTUMNO von der wir eine 7“ Single unaufhörlich gehört haben. In dieser Band sang Jonas und wir sagten immer zu Johan, dass er genau so singen soll. Als wir dann einen neuen Sänger brauchten schrieben wir für uns Namen auf und der von Jonas war immer wieder zu lesen. Ehrlich gesagt kannten wir ihn bis dahin gar nicht. Ich habe ihn über Facebook kontaktiert und fragte ihn ob er immer noch an Deathmetal interessiert ist, ob er noch singt und was er so treibt. Er schickte mir schließlich ein paar Links, zum Beispiel zu seiner Band BOMBS OF HADES und ich hörte mir das an. Daraufhin habe ich ihn in mein Studio in Trollhättan eingeladen, er sang einen Song, wir tranken ein paar Bier und es passte sofort. Er war tatsächlich auch der Einzige den wir überhaupt eingeladen haben. Eine gute Wahl wie wir finden. Es passt einfach.

The CrownSebastian: Euer letzter Besuch auf dem SUMMER BREEZE reicht in das Jahr 2003 zurück. Seitdem hat sich viel getan: Das Festival zog von Abtsgmünd nach Dinkelsbühl und wurde auch immer größer. Was sind eure Impressionen dieses Jahr und wie verhält es sich im Vergleich zum letzten Mal?

Marko: Für uns ist das Summer Breeze dieses Jahr größenmäßig ungefähr wie das letzte Mal als wir auf Wacken gespielt haben. Ich schätze es sind 30.000 Leute hier oder so. Das ist schon verdammt groß für ein Festival. Das war auch das erste was wir gesagt haben als wir über das Gelände gelaufen sind: „Das sind so viele Leute. Das ist ja der Wahnsinn. Das ist wie damals als wir in Wacken gespielt haben.“ Aber wie ich von vielen Leute gehört habe ist Wacken heutzutage einfach viel zu groß geworden. Das Summer Breeze scheint genau die richtige Größe zu haben und es ist sehr gut organisiert. Wir kennen den Veranstalter noch von früher als er der Chef von Metalblade war. Also Daumen hoch für dieses Festival.

Sebastian: Ja das stimmt. Das Wacken Open Air ist in den letzten Jahren enorm gewachsen.

Marko: Ja, jeder sagt, dass es einfach zu groß geworden ist. Das ist eine Schande. Wir haben ein ähnliches Problem mit dem Roskilde Festival in Skandinavien, welches auch viel zu groß wurde. Man kann dort noch nichtmal vernünftig eine Toilette finden und das sind Sachen die müssen auf einem Festival einfach laufen. Unter diesen Umständen willst du einfach nicht auf ein Festival gehen.

Sebastian: Wird es im Zuge des neuen Albums eine große Tour geben um es zu promoten?

Marko: Nein, keine große Tour. Wir werden hier und da ausgewählte Konzerte spielen. Zunächst spielen wir auf ein paar Festivals und kommen im September für ein Indoor Festival zurück nach Deutschland. Anschließend ein paar Shows und womöglich eine kleine Tour. Wir werden keinesfalls eine dreimonatige Tour machen, denn das sind genau die Dinge dir wir, wie ich dir sagte, heute einfach nicht mehr machen können. Das birgt zu viele Probleme. Wir wollen „The Crown“ so lange wie möglich am Leben halten und ich denke das können wir wenn wir nur ausgewählte Shows spielen. Es macht dann auch viel mehr Spaß. Ich meine wenn du ein paar Termine machst, dann macht das Spaß, aber wenn du mehrere Wochen unterwegs bist, dann wird es sehr anstrengend. Dabei sind die Gigs natürlich nicht das Problem, das is toll, aber das Reisen und der damit verbundene Kram ist wirklich sehr anstrengend.

Sebastian: Bevorzugst du eher Festival- oder Club-Gigs?

Marko: Festivals sind toll, weil du eine Menge Freunde von anderen Bands oder den Labels triffst. Dort ist alles ein bisschen mehr „außer Kontrolle“. Ich meine bei einem Club Gig hast du einen Soundcheck und alles läuft in geregelten Bahnen. Auf Festivals kann einfach alles passieren und das ist für mich etwas positives und bringt viel Spaß mit sich. Club Gigs dagegen sind natürlich viel intensiver. Die Leute sind näher beieinander, es liegt Schweiß in der Luft, es riecht strenger. Es hat beides seine Vorzüge.


 "Da war eine Band namens UTUMNO von der wir eine 7“ Single unaufhörlich gehört haben. In dieser Band sang Jonas und wir sagten immer zu Johan, dass er genau so singen soll."

So kann es gehen: Damals ein Fan eines Sängers und heute ist eben dieser festes Mitglied von THE CROWN. 



Sebastian: Was sind eure Pläne für das restliche Jahr?

Marko: Ich denke, dass die zukünftigen Pläne jetzt erst langsam kommen wenn “Doomsday King” veröffentlicht wurde. Wir werden auf jedenfall ausgewählte Gigs spielen, vielleicht ein Video aufnehmen und solche Sachen. Aber zur Zeit ist dahingehend noch nichts fest geplant. Das wird alles erst gegen Ende September oder im Oktober kommen denke ich. Wir werden sicherlich einige Sachen diskutieren aber es wird noch Zeit ins Land gehen. Für diese Frage ist es noch ein wenig zu früh und ich habe momentan leider noch keine wirkliche Antwort darauf.

Sebastian: Dann bin ich auch schon am Ende des Interviews. Ich bedanke mich recht herzlich bei dir und die letzte Worte gehören ganz dir.

Marko: Auch wenn ich mich wiederhole: Wir werden einige ausgewählte Shows spielen. Allerdings werden wir sicherlich nicht Europas „House Band“. Also wenn ihr uns wirklich sehen wollt, dann schaut regelmäßig auf unsere Seite, verfolgt die News, denn Gelegenheiten um uns zu sehen wird es definitiv geben. Ansonsten hoffen wir natürlich, dass das neue Album gut aufgenommen wird. Wenn es den Fans nicht gefällt tut es uns sehr leid, dass wir es nicht besser machen konnten, aber wir haben alles getan was in unserer Macht stand.

Kategorie: Interviews