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matthias.jpgMit dem fulminanten Album "Radical Peace" hat sich die deutsche Melodic Metal Band MOB RULES vor kurzem nach dreijähriger Pause auf beeindruckende Art und Weise zurückkgemeldet und das beste Album der Bandgeschichte abgeliefert, wie ihr meinem 9 Punkte Review entnehmen könnt. Um mehr über die Entstehung des aktuellen Albums, dessen Übersong "The Oswald File" und die kommenden Projekte zu erfahren, horchte ich auf digitalem Wege beim MOB RULES Gitarristen Matthias Mineur nach, der ruckzuck meine Fragen beantwortete. AUF GEHT'S!

Maik: Ganz zu Beginn möchte ich Dir und der Band erst einmal zum neuen Meisterwerk „Radical Peace“ gratulieren, das mich richtig begeistern konnte. Mich habt Ihr damit schon mal auf Eurer Seite, aber warum sollten denn andere Metaller „Radical Peace“ kaufen?

Matthias: Weil dieses ein Album ist, das gleichzeitig eingängig, melodisch, kraftvoll und ausgefeilt ist und auch thematisch nicht nur Klischees abruft. In dieser Konstellation findet man dies nur sehr selten, wie ich finde.

Maik: In der Vergangenheit habt Ihr in der Regel ein neues Album im 2-Jahresrhythmus herausgebracht. Für „Radical Peace“ habt Ihr Euch etwas länger Zeit gelassen. Woran lag's?

Matthias: Erstens, weil wir nach "Ethnolution A.D." fast ein Jahr lang Konzerte gegeben haben, zweitens weil wir zwei Umbesetzungen verkraften mussten und drittens, weil wir uns diesmal besonders ins Zeug gelegt haben, um sowohl gute Songs als auch eine gute Produktion zu realisieren.

Maik: Wann, wo und mit welchem Produzenten habt Ihr denn „Radical Peace“ aufgenommen und lief dabei alles nach Plan? Die Produktion und der Sound des Albums sind jedenfalls astrein!

Matthias: Wir sind wie immer unsere eigenen Produzenten, haben "Radical Peace" in unserem eigenen Studio aufgenommen und lediglich das Ergebnis von Markus Teske (u.a. VANDEN PLAS) mischen lassen.

Maik: Im Vergleich zu den beiden Vorgängeralben „Among The Gods“ und „Ethnolution A.D.“ fällt auf, dass Ihr auf „Radical Peace“ zum einen bombastischer, zum anderen aber auch härter zu Werke geht, was sich auf den ersten Blick wie ein Widerspruch anhören mag. Eine absichtliche Entwicklung oder purer Zufall?

Matthias: Ich denke, dies ist eine natürliche Evolution unseres Sounds, allerdings auch dadurch hervorgerufen, dass diesmal sehr viele Ideen von unserem Leadgitarristen Sven kamen und einige der neuen Songs ohne Keyboards komponiert wurden.

Maik: Widmen wir uns mal dem Kernstück von „Radical Peace“: dem 18-minütigen „The Oswald File“. Erzähl mir doch bitte ein bisschen mehr über diesen Mammutsong, vor allem würde mich interessieren, wie das Songwriting abgelaufen ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass man so einen Song ganz locker im Proberaum schreibt ;).

Matthias: Sehr richtig! Es war, gelinde gesagt, eine Heidenarbeit, die uns viel Kraft, Nerven, Geduld und Mühe gekostet hat. Es gab Phasen, da hätten wir den Song fast wieder verworfen. Es existieren mindestens zehn verschiedene Versionen dieses Stückes, weil wir immer wieder etwas geändert, verfeinert oder ergänzt haben. Am Ende jedoch ist alles bestens und wir sind sehr stolz auf dieses Epos.

Maik: Kannst Du Dir eigentlich vorstellen, dass MOB RULES diesen Song irgendwann einmal in kompletter Länge live spielen werden?

Matthias: Ja, das ist nicht nur vorstellbar, sondern auch geplant. Aber Pst, bitte noch für Dich behalten, denn wir planen da etwas ganz Besonderes.

Maik: Da wir gerade beim Thema „live“ sind. Eigentlich hättet Ihr im Dezember DIO bei 3 Shows supporten sollen, die leider aufgrund der Krebserkrankung von Ronnie James Dio abgesagt worden sind. Das heißt Ihr werdet so wie's ausschaut dieses Jahr keine Konzerte mehr spielen. Was wird denn im nächsten Jahr in Sachen Konzerte und Festivals abgehen? Kannst Du dazu schon was sagen?

Matthias: Nein, nur so viel: Wir planen zurzeit neue Shows. Die DIO-Absage kam so kurzfristig, dass wir in diesem Jahr nicht mehr schnell genug reagieren konnten. Aber im Frühjahr 2010 wird da einiges zu erwarten sein.

Maik: Ihr habt vor kurzem in Wilhelmshaven die Release-Party zu „Radical Peace“ steigen lassen. Wie lief's?

Matthias: Super, die Hütte war wie immer rappelvoll, die Fans waren begeistert und wir sehr glücklich, dass wir auch die Veröffentlichung von "Radical Peace" dermaßen stimmungsvoll feiern konnten.

Maik: Kommen wir wieder zurück zu „The Oswald File“. Auf Eurer Internetpräsenz kann man derzeit ein kurzes Video zu diesem Song und zu seinem Konzept bewundern. Was hat es mit diesem Video denn so auf sich bzw. was erwartet Ihr von diesem Video?

Matthias: Es ist eine Art Teaser, um zu schauen, was man vielleicht alles mit diesem Track machen könnte. Wir testen gerade ein paar Optionen und schauen, wie die Leute darauf reagieren. Wie gesagt: da wird´s im kommenden Jahr noch mehr Überraschungen geben.

Maik: Auch zur ersten Single „Astral Hand“ habt Ihr ein Video gedreht. Erzähl mal bitte ein bisschen was zum Dreh und lohnt sich der Aufwand in der heutigen Zeit eigentlich noch?

Matthias: So etwas ist keine Frage des Lohnens, sondern des Spaßes an der Sache. Uns hat´s viel Freude gemacht, und nur darum geht´s doch in der Musik. Wenn´s dann auch noch den Fans gefällt, umso besser, aber gemacht haben wir es – wie übrigens alles bei Mob Rules – in erster Linie, weil wir Bock darauf hatten. War ein toller Abend, als der Clip bei einem Gig gedreht wurde.

Maik: Nicht nur „The Oswald File“ hat einen realen Hintergrund, auch andere Songs von „Radical Peace“ heben sich thematisch vom üblichen „blabla“ des Melodic Metals ab. Wer kommt denn bei Euch mit solchen Ideen wie J.F. Kennedy oder dem KZ Arzt Mengele an? Wenn Du möchtest, darfst Du gerne selber auch auf die Inhalte der einzelnen „Radical Peace“ Songs eingehen.

Matthias: Zu den einzelnen Songs haben wir ein spezielles Track-By-Track geschrieben. Darin kann man einiges über die Songs nachlesen. Die Ideen kommen von allen Bandmitgliedern, aber ich bin derjenige, der sie am Ende zu Papier bringt.

Wer sich mehr für den Inhalt der sieben "Radical Peace" Songs interessiert, kann diese Track-By-Track Kommentierung der Band in voller Länge am Ende des Interviews nachlesen. Es lohnt sich!

Maik: Euer Debütalbum „Savage Land“ hat inzwischen auch schon gut 10 Jahre auf dem Buckel. Das scheint mir ein guter Zeitpunkt zu sein, um einmal kurz zurück zu blicken. Was waren denn bislang die Höhepunkte und Tiefpunkte, die Ihr mit MOB RULES erlebt habt?

Matthias: Höhepunkte: San Francisco, Bloodstock/England, 4 Mal Wacken, Spanien, Wacken Road Show, aber auch jedes neue Album, die DVD, viele schöne Momente mit Fans, die Release Partys in Wilhelmshaven.
Tiefpunkte: Wo Höhepunkte sind, gibt es auch Tiefpunkte, aber ich finde, dass wir uns nicht beschweren dürfen. Solange die Scheiben gut werden, ist alles im Lot.

Maik: Jetzt hatten wir die Gegenwart in Form von „Radical Peace“ angesprochen, und auch die Vergangenheit! Was denkst Du wird die Zukunft für MOB RULES bringen?

Matthias: Wer weiß? Hoffentlich noch mindestens ein weiteres Album, hoffentlich viele gute Konzerte und wenn möglich, ein spektakuläres Projekt in 2010. Aber wie gesagt: Pst!

Maik: Wenn ich Dich schon einmal im Interview habe, würde mich folgendes mal interessieren. Neben Deiner Tätigkeit bei MOB RULES bist Du auch seit vielen Jahren als Journalist u.a. für den Metal Hammer tätig. Verfolgst Du da eigentlich, was „die Kollegen“ über MOB RULES schreiben und ärgert man sich da eigentlich über schlecht recherchierte oder schlecht geschriebene Reviews?

Matthias: Nein, mich ärgert so etwas nicht. Jeder darf eine eigene Meinung haben und diese äußern, und wenn man sich als Musiker auf die Bühne stellt, um applaudiert zu werden, muss man auch mit Kritik leben können. Außerdem: Solange mir ein Album von MOB RULES gefällt, bin ich gegen negative Kritik immun. Ich weiß noch, dass ein kleines deutsches Musikmagazin über MOB RULES mal als „unwichtigste deutsche Band“ gelästert haben. Ehrlich gesagt: Ich fühlte mich geehrt für so viel Beachtung. Mein Credo: Viel Feind, viel Ehr!

Maik: In diesem Zusammenhang - Wie schätzt Du denn die momentane Situation der Metalszene, insbesondere der Melodic bzw. Power Metal Szene ein, in der Ihr Euch mit MOB RULES bewegt? Für mein Empfinden hatten diese Genres schon bessere Zeiten!

Matthias: Ja, das mag stimmen, überhaupt hatte die gesamte Musikindustrie bereits bessere Zeiten. Aber was nützt es schon zu jammern: Jede Band sollte versuchen, ihr Bestmögliches zu geben und die Fans weder zu verarschen noch mit allzu vielen Klischees zu belämmern. Das jedenfalls ist immer mein Ziel gewesen, obwohl auch wir traditionellen Metal machen. Aber eben einen, der nicht mit allen gängigen Klischees behaftet ist.

Maik: Kommen wir daran anschließend zu einem etwas heiklen Thema. „Radical Peace“ ist das erste Album, das Ihr bei Eurem neuen Label AFM Records rausbringt. Zuvor ward Ihr viele Jahre lang bei Steamhammer bzw. SPV unter Vertrag, die derzeit in finanziellen Schwierigkeiten stecken und sogar kurzzeitig vor dem Aus standen. Macht einen so etwas irgendwie betroffen oder seid Ihr nur froh, rechtzeitig gewechselt zu sein?

Es macht mich absolut betroffen. Da geht es um Arbeitsplätze, Schicksale, Träume, Visionen. Ich leide mit jedem Label, dem es nicht gut geht. Ich fühle mich mit allen Musikern und Plattenfirmen loyal, denn es geht doch darum, den Fans möglichst viel Qualität zu bieten. Und dafür brauchen wir solvente Plattenfirmen. Ich wäre übrigens gerne bei SPV geblieben, aber das Label hatte schon vor der Insolvenz den Vertrag mit uns nicht verlängert, insofern waren wir sowieso schon in Kontakt mit anderen Plattenfirmen.

Maik: Ein paar Themen des aktuellen Zeitgeschehens mit der Bitte um kurzen Kommentar, sofern Du möchtest:

- Die „neue“ Bundesregierung: ICH WÄHLE GRÜN! ALSO WAS SOLL MAN DAZU SAGEN?

- Die Schweinegrippe: ICH HABE MICH IMPFEN LASSEN.

- Der Afghanistan-Einsatz: KANN ICH NICHT BEURTEILEN, DAZU FEHLEN MIR VIELE WICHTIGE INFORMATIONEN.

- Robert Enke: ES TUT MIR LEID, VOR ALLEM FÜR SEINE FRAU. TRAGISCH, DASS MAN IHM NICHT HELFEN KONNTE.

- Die „Rammstein-Indizierung“: COOLER MARKETING-SCHACHZUG, VOR ALLEM, WEIL DIE INDIZIERUNG ERST AUSGESPROCHEN WURDE, NACHDEM BEREITS 300.000 SCHEIBEN ÜBER DIE THEKE GEGANGEN WAREN. GANZ SCHÖN CLEVER!

Maik: Wieder zurück zu etwas Angenehmerem. Das Jahr 2009 neigt sich so langsam aber sicher dem Ende entgegen. Was waren denn Deine musikalischen Highlights des Jahres?

Matthias: Vor allem QUEENSRYCHE's "American Soldier", aber auch das neue OPETH-Album und die neue Scheibe von AMORPHIS!

Maik: Damit sind wir auch schon fast am Ende des Interviews angekommen. Wie bei unserem Magazin so üblich, darfst Du jetzt noch die berühmten „letzte Worte“ loswerden!

Matthias: Ich hoffe, dass dies nicht meine letzten Worte sind, dafür aber vielleicht berühmt werden ;-): Achtet auf Qualität und bildet euch eure eigene Meinung. Die Konsumenten sind nicht so dumm, wie so mancher auf der anderen Seite glaubt.

Maik: Vielen Dank Matthias, dass Du Dir die Zeit für das Interview genommen hast. Ich wünsche Euch noch viel Erfolg mit „Radical Peace“ und freue mich bereits darauf, Euch hoffentlich im nächsten Jahr live zu sehen!

Matthias: Vielen Dank Maik, für die interessanten Fragen. Ich hoffe, wir treffen uns mal und trinken ein Bier zusammen (wobei ich leider kein Bier mag, also dann vielleicht lieber einen Brandy oder einen zünftigen Schnaps!)



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Und hier folgt der bereits angekündigte Track-By-Track Kommentar der Band an die Presse, der ungekürtzt und unkommentiert an dieser Stelle widergegeben wird!

CHILDREN OF THE FLAMES
Der Opener des Albums war eines der letzten Stücke, die wir im Frühjahr 2009 für RADICAL PEACE komponiert haben. Die musikalischen Grundideen des Songs stammen von Sven, allerdings war zunächst etwas unklar, wie wir die einzelnen Parts arrangieren sollen. Als der Vorschlag aufkam, dass wir aus einem ursprünglich als Anfangsriff gedachten Gitarrenpart den eigentlichen Refrain machen, bekam der Song plötzlich ein leichtes Maiden-Flair. Dadurch entstand wiederum auch die Idee des Textes über den KZ-Arzt Josef Mengele, der wegen seiner Versuche an lebenden Menschen besonders berüchtigt war. Auch dieser Aspekt des Songs hat in Punkto Inhalt und Wortwahl durchaus Bruce Dickinson-Anteile. Im Mittelteil und am Ende des Stückes gibt es diese doomige Gitarrenlinie, die perfekt die tragisch-melancholische Stimmung des Holocaust-Textes widerspiegelt. ´Children Of The Flames` war nicht ganz einfach zu komponieren, doch als das Stück stand, wussten wir sofort, dass es ein echtes Highlight des neuen Albums werden würde.

TRIAL BY FIRE
Diese Nummer entstand in relativ kurzer Zeit und wurde quasi um ein Strophenarrangement aus Gitarrenriff und Gesangsmelodie herum gebaut. Zunächst schien ´Trial By Fire` ein eher unspektakulärer Song zu werden, doch dann kamen die Ideen des atmosphärischen Intros und des sehr eingängigen Refrains dazu, und plötzlich hatten wir das Gefühl, eine Art neue Variante unseres Klassikers ´Rain Song` (vom Debüt SAVAGE LAND) in den Händen zu halten. Der Entschluss, einen Text über Hexenverbrennung und Treibjagd zu schreiben, wurde durch das Gitarren/Keyboard-Intro (Sven und Sascha sei Dank!) beeinflusst, bei dem man sich sehr gut die schottischen Highlands als stimmungsvolles Ambiente vorstellen kann. Bei den Studioaufnahmen stellten wir dann durch den hinzugefügten Chor den Hymnencharakter des Refrains noch stärker in den Vordergrund. Das alles zusammen genommen ergibt ein Stück, das auf geschickte Weise Tradition und Gegenwart von Mob Rules perfekt miteinander verbindet.

WARCHILD
Dieses Stück wurde von Sascha und Matthias ins Leben gerufen, das grandiose Gitarren/Keyboard-Fade Out am Ende des Songs entstand beim Jammen des Stückes im Proberaum. Irgendwie hat die Nummer ein leichtes Savatage-Feeling, vor allem wegen der melancholischen Stimmung, der harten, druckvollen Rhythmusgitarren und der atmosphärischen Piano-Passagen. Die ursprüngliche Studioaufnahme ist übrigens noch etwa 1:30 Min. länger, wurde dann aber auf allgemeinen Wunsch hin gekürzt, um den Song straffer und etwas kompakter wirken zu lassen. Der Text fasst die Gräuel des Vietnamkriegs (1965-1975) und des Irakkriegs im Jahr 2003 zusammen. Als Koalition der Willigen bezeichneten insbesondere die USA eine Allianz von Staaten, die den Angriff der USA politisch und militärisch unterstützten. Der Begriff „Die Achse des Bösen“ wurde vom früheren US-Präsident George W. Bush geprägt, der die Länder Nordkorea, Iran und Irak in einen gemeinsamen Kontext stellte und behauptete, sie seien mit Terroristen alliiert und rüsteten auf, um den Weltfrieden zu bedrohen. Wir dagegen sind überzeugte Pazifisten und lehnen jede Form von Krieg ab.

ASTRAL HAND
´Astral Hand` gab es im Laufe des Entstehungsprozesses mit mindestens drei anderen Refrains, bevor Sascha glücklicherweise seinen Segen für eine (ihm eigentlich zuwider laufende) G-F-E-D/G-F-C-Folge gab und wir sofort diesen hymnischen Gesang dazu fanden. Anschließend wurden Intro und Outro der generellen Stimmung des Songs angepasst und schon war die erste Single zu RADICAL PEACE in trockenen Tüchern. Besonders schön sind die Hookline am Anfang, die am Ende des Songs sogar mit akustischen Gitarren wieder auftaucht, und die jeweils vor den Strophen und vor dem Soloteil wiederkehrende rhythmische Gitarrenfigur. Wenn eins der neuen Mob Rules-Stücke wahre Radioqualität hat, dann dieses hier.

THE OSWALD FILE
Puh, war das eine Schufterei! ´The Oswald File` hat letztendlich ein komplettes Jahr Arbeit – wenn auch immer wieder mit dringend notwendigen Unterbrechungen, um verfahrene Situationen aufzulösen – benötigt. Es gibt mindestens zehn verschiedene Versionen des Songs, mit unzähligen Parts, die komplett wieder verworfen wurden, Passagen, die unmittelbar vor Studiobeginn noch einmal verändert wurden und diversen Arrangement-Varianten. Die Grundidee zu dieser Monumentalnummer: Nach dem vierteiligen ´Ethnolution I` vom Vorgängeralbum ETHNOLUTION A.D. fragten unzählige Fans nach einer Fortsetzung. Lange Zeit waren wir uns nicht sicher, ob das eine gute Idee sei, aber nachdem uns plötzlich das Thema ´Kennedy-Attentat` im Kopf herumgeisterte und Sascha mit dieser wunderbaren Pianomelodie und Klaus mit der eingängigen Gesangsidee auftauchte, hatten wir die entsprechende Grundlage für einen solchen Song. Allerdings wollten wir die Story – im Gegensatz zur üblichen Herangehensweise – unbedingt aus der Sicht des vermeintlichen Attentäters Lee Harvey Oswald erzählen, ein in diesem Zusammenhang völlig neuer Ansatz also. Und: Im Gegensatz zu ´Ethnolution I`, bei dem unterschiedliche Ideen aneinandergereiht wurde, sollte ´The Oswald File` am Ende des Songs wieder das starke Anfangsthema aufgreifen, um so eine in sich geschlossene Geschichte zu dokumentieren. Es gab unzählige Proben, bei denen dieses Stück auf der Kippe stand und wir die generelle Idee sogar fast wieder verworfen hätten. Dann im Studio während der Aufnahmen merkten wir jedoch, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat. Zunächst war die Magie dieses Tracks nur in Fragmenten zu erkennen, doch nach und nach verdichteten sich Atmosphäre und Einzelteile und verschmolzen zu einem großartigen Ganzen. Jetzt, da ´The Oswald File` fertiggestellt ist, sind wir wohl auf nichts in der Mob Rules-Karriere so stolz wie auf diese 18 Minuten progmetallische Achterbahnfahrt durch einen der spektakulärsten Politthriller aller Zeiten. Augen schließen, hören und Gänsehaut bekommen.

WAITING FOR THE SUN
Die perfekte Nummer, um einen Kontrast zum opulenten ´The Oswald File` zu bilden. ´Waiting For The Sun` ist kurz, knackig, basiert auf einem relativ simplen Riff und einer eingängigen Refrainmelodie, die erst durch Klaus tolle Studioperformance zu dem wurde, was er heute ist. Vorher eher ein Wackelkandidat, von dem wir zunächst nicht wussten, ob er es überhaupt aufs neue Album schaffen würde, ist dies der perfekte Aufgalopp zum letzten Viertel der Scheibe.

THE GLANCE OF FAME
Neben ´Astral Hand` war ´The Glance Of Fame` eine der ersten Nummern, die wir für RADICAL PEACE fertiggestellt hatten. Auch hier gibt es wieder ein leichtes Prog-Metal-Feeling und einen wirklich hymnischen Refrain. Diese Nummer braucht möglicherweise ein oder zwei Durchläufe mehr, um seine wahren Qualitäten zu entfalten, aber wenn er erst gezündet hat, geht er einem nicht wieder aus dem Ohr. Der Text handelt übrigens vom Amerikaner Steve Fossett, der als erster Mensch mit einem Ballon die Erde nonstop umrundete. Im September 2007 kehrte der Milliardär von einem Ausflug über Nevada nicht mehr zurück. Seither rätseln seine Freunde: War es ein Unfall oder Absicht?


Alle Bilder entnommen: www.mobrules.de bzw. www.myspace.de/mobrulesband

(Maik)



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