God Dethroned + Endstille + Hollenthon (11.11.2009, Neunkirchen)

Ein erbärmliches Bild hat das Saarland da abgegeben... Drei in verschiedenen Genre TOP-Bands tun sich zu einer Tour zusammen und es kommt kein Schwein. Mit „kein Schwein“ sind hier geschätzte höchstens 100 Besucher gemeint, die ihren Weg in den schmucken Club Cäsar an diesem Mittwoch Abend finden. Eine Band alleine müsste schon mehr Masse ziehen, aber das Saarland war wohl nicht aufzuraffen. Dabei hat hier niemand etwas falsch gemacht. Gewusst hat's jeder, GOD DETHRONED, ENDSTILLE und HOLLENTHON formen ein gutes Paket und der Club ist nicht so weit ab vom Schuss, dass die Ausrede der Entfernung zählt! Schämt euch!

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Support eines Teils der Tour sind die bayrischen Symphonic Black Metaller von SYCRONOMICA. Gerade mal ein einziger hartgesottener Fan „verirrt“ sich vor die Bühne und feiert mit seinen Favoriten den Set. Niemand muss sich vor der Bühne die Rübe weg bangen, wenn eine Band jenseits seines Geschmacks spielt, aber zumindest zu einem Höflichkeitsapplaus aus Respekt sollte man sich zwingen können. Wie man aber zwei Slots nach SYCRONOMIMCA schnell erkennen konnte, sind die Herren Ultrabös-ENDSTILLE-Fans zu sehr damit beschäftigt, auf dunklen Pfaden zu wandeln und ihre unnahbare Elite-Ausstrahlung zu perfektionieren. Elitär respektlos auf Kindergarten-Niveau, ihr geilen Hengste!
Die Münchner ziehen ihr Ding knallhart durch und reißen sich trotz völlig fehlender Resonanz den Arsch auf! Respekt dafür!

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Irgendwie hat es den Anschein, als würden die lichten Reihen HOLLENTHON Chef Martin Schirenc ein wenig die Laune verdunkeln. Selbstverständlich lässt der alte Hase seine musikalische Leistung nicht darunter leiden, aber irgendwie scheint kein besonderes Rock'n Roll Feeling aufkommen zu wollen. „Wurschdegal“ denken sich zumindest die beiden jungen Blondschopf-Instrumentalisten, die Herrn Schirenc seit geraumer Zeit begleiten und erstklassige Arbeit am Instrument und im Posen abliefern. Selten eine Band mit so herben Posen gesehen, eine wahre Freude.
Songtechnisch wird wie erwartet schon gelebt anstatt gewohnt: „Woe To The Defeated“, „On the Wings of a Dove“, „Hommage“, „Conspirator“, „Once We Were Kings“ oder das brandneue der aktuellen, gleichnamigen EP „Tyrants and Wraiths“ lassen sowas von gar keine Wünsche offen und verweisen Massen von Bands in ihre kompositorischen Grenzen! HOLLENTHON sind einzigartig und live immer für Nackenwirbelschmerz gut. Wenn man die Band auch schon besser und vor allem mit weniger Kleidung (die bekannten stählernen Körper wurden heute nicht kredenzt, sorry Mädels...) gesehen hat, sind die Österreicher bisher die absoluten Gewinner des Abends!

 

endstille_nk.jpgDa sind sie also, die Publikumslieblinge...
Nach dem sehr gelungenen Hassbatzen „Verführer“ stieg Sänger Iblis aus der Band aus und wurde nun für die Tour von einem Herrn namens Lugubrem ersetzt. Genau da liegt auch der Knackpunkt des gesamten Auftrittes. An das völlig kranke Stageacting eines Iblis kommt der neue Mann nicht mal ansatzweise ran! Da nutzt auch keine ganze Flasche Rotwein die Kehle runter und auch keine Pseudo-Ritz-Spielchen mit einem putzigen Messer, das der Herr immer wieder über seine Zunge streicht. Die dicken Narben, die seine Arme zieren, deuten zwar auf den Ernst dieser Spielereien hin, machen sie aber deshalb nicht weniger infantil. Aber so sind sie, die Elite-Ritter, immer ihre Waffeln, äh Waffen dabei...
Was auch immer, bleiben wir bei der Musik und auch nur bei der Musik. Die gefällt den Anwesenden bösen Buben durch die Bank weg gut, wenn die Performance der Band auch sehr zu wünschen übrig lässt. „The one I hate“ oder „Navigator“ sind Abrissbirnen par excellance, die man entweder liebt oder hasst. In Neunkirchen kommt der monotone Auftritt der deutschen Black Metal Könige gut an. Für alle diejenigen, die für eine der anderen Bands den Weg in den Club Cäsar gefunden haben, waren es 45 Minuten verlorene Lebenszeit...

 

Nachdem die tonale Tortur, wie es für nicht wenige Besucher gewesen sein mag, endlich Geschichte ist, ziehen auch die entsprechenden Horden von dannen. Der übrig geblieben goddethroned_nk.jpgRest kriecht allerdings aus seinen Löchern und versammelt sich geschlossen vor der Bühne, um zu zeigen, für wen sie wirklich da sind! GOD DETHRONED!!! Die neu besetzten Holländer lassen sich auch nicht lange bitten und feuern aus allen möglichen Rohren ein Inferno auf Neunkirchen ab, das sich gewaschen hat! Was ein unfassbarer Unterschied! „Under a darkening sky“ und „Serpent king“ killen zu Beginn alles, einfach ALLES!!
Als einzige Band des Abends versuchen GOD DETHRONED, die Leute ein wenig vor die Bühne zu locken und es wird ihnen mit massig fliegenden Haaren gedankt! Die Frau an der Gitarre lässt ihren Vorgänger zu keiner Zeit vermissen und sorgt bei den melodischen Death Metallern sogar für ein wenig exotisches Feeling, da Frauen im Brutalo-Sektor doch eher selten zu finden sind. Das von einem Fan immer wieder vehement geforderte „Tombstone“ wird zwar nicht zum Besten gegeben, deshalb kredenzt Chief Henri Sattler mit seiner Mannschaft aber die Klassiker der Bandgeschichte, wenn auch mit dem Fokus auf neuerem Material. „The art of immolation“ wäre noch schön gewesen, „Soul sweeper“ oder besonders „The Execution Protocol“ lassen aber keine Wehmut aufkommen.
Was soll man noch großartig sagen, ein fantastischer Auftritt, der absolut zu Recht mit den besten Zuschauerreaktionen des Abends gekrönt wird! Besonders positiv überrascht übrigens Sattlers Clean-Gesang bei „Poison fog", das hätte man so nicht erwartet, Respekt, der Herr! Gerne öfter in Zukunft!
Bollerfetz wie die Wildsau und trotzdem Melodie und Wiedererkennungswert, so kennt und liebt man die Holländer heiß und innig! Mehr, mehr, MEEEEEEEHR!!! (Bernie)

Setlist GOD DETHRONED:
Under a darkening sky
Serpent king
Soul sweeper
Nihilism
Hating life
The Warcult
The execution protocol
Drowning in mud
Sigma enigma
Poison fog
Boiling blood 

Mehr Bilder findet ihr wie immer in unserer Galerie . Alle Bilder von Anne Schlösser, vielen Dank!

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