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Bisher war Israel im populärmusikalischen Bereich ein weißer Fleck auf der Landkarte. An progressiven Rock war da erst gar nicht zu denken. Erst in den letzten Jahren entdeckte die westliche Welt Musik von dort und die Musiker vom östlichsten Ufer des Mittelmeers die Möglichkeiten unserer Rock-Kultur. Und gerade die anspruchsvollere Musik scheint es den Menschen da unten angetan zu haben, wie auch Erfolge von OPETH belegen. EPHRAT, nach dem gleichnamigen Gitarristen benannt, veröffentlichten jüngst ihr Debüt „No one´s Words" beim deutschen Prog-Label Inside Out (ein Review dazu gibt es hier ). Dies wurde von keinem geringeren als Steven Wilson von PORCUPINE TREE gemischt. Gründe genug für NECKBREAKER sich die Sache mal genauer anzuschauen. Beim Interview mit dem Band-Kopf setzte er sein Land auch in ein etwas anderes Licht.

MetalPfälzer: Hi Omer, hier ist Rainer Petry vom deutschen NECKBREAKER - Magazin. Zuerst will ich Dir dafür danken, dass Du Dir die Zeit nimmst meine Fragen zu beantworten. Du bist der kreative Kopf von EPHRAT, einer neuen progressiven Rock-Band aus Israel. Wie kommt man in einem solch exotischen Land dazu derartige Musik zu spielen? Gibt es überhaupt eine funktionierende Szene bei euch?

Omer Ephrat: Jawohl, es gibt eine Musikszene bei uns, eine ziemlich große sogar und es gibt viele starke Bands. Ich glaube, dass es in Tel Aviv mehr Musiker als Fans gibt. Die Anhäufung von Kreativität und Vielfalt ist unglaublich. Ich denke, dass diese Mischung der Kulturen diesen Ausbruch der Kreativität in diesem kleinen Land verursacht hat. Aber aus solch einer kleinen Nation zu kommen macht es für die Musiker auch schwierig Erfolg zu haben. Wenn Du nicht zum Mainstream zählst wirst Du nicht viel erreichen, deswegen sieht man immer mehr Bands, die ihr Glück in der westlichen Welt versuchen.

MetalPfälzer: Wo treten die Gruppen auf bei euch?

Omer Ephrat: Wir haben hier in Tel Aviv ein paar Venues, in denen man gute Showcases absolvieren kann. Frag mal OPETH, die waren bereits zweimal hier.

omerephrat3.jpgMetalPfälzer: Ist es ein Problem in Israel Platten zu vertreiben und welche zu bekommen?

Omer Ephrat: Gar nicht, es ist wie in jedem anderen Land. Manchmal kann man auch gerade die schwieriger erhältlichen Alben bei uns einfacher bekommen. Die politische Situation hat keinen Einfluss auf die Vertriebsmöglichkeiten von Musik aller Art.

MetalPfälzer: Den einzigen Musiker, den ich bisher aus Israel kenne ist Aviv Geffen. Kennst Du ihn persönlich oder hast Du eventuell schon mit ihm zusammen gearbeitet?

Omer Ephrat: Bisher nicht, Aviv ist ein Pop-Star in Israel und die Verbindung seiner Musik zu der, die wir machen sind gering bis gar nicht vorhanden. Daher habe ich keinen Kontakt zu ihm, nichts desto trotz arbeitet unser Drummer Tomer Z mit ihm und BLACKFIELD.

MetalPfälzer: Behindern euch die religiösen Konflikte bei eurer Arbeit als Musiker?

Omer Ephrat: Bisher nicht! Es ist schon eine schwierige Situation, wenn die Weltöffentlichkeit ihr Hauptaugenmerk auf Dein Land richtet und das nicht im positiven Sinne. Ich für meinen Teil habe mich entschlossen in meinen Texten nicht über diesen Umstand zu schreiben, daher beeinträchtigt mich das bislang auch nicht.

MetalPfälzer: Steven Wilson von PORCUPINE TREE hat euer Album "No one´s Words" gemischt. Wie kam es zu der Zusammenarbeit? Und war er Dein erster Wunschkandidat?

Omer Ephrat: Eine leicht zu beantwortende Frage: Nur eine E-Mail! Tatsächlich, das war alles was wirklich dafür nötig war. Ich schrieb Steven vor zwei Jahren eine Mail und das nächste was kam war mein Vertrag mit Inside Out und ein Album, welches Steven Wilson gemischt und gemastert hat. Es war schwer sich daran zu gewöhnen, aus dem Nichts eine solche Starthilfe zu bekommen, fast zu aufregend um es auszusprechen. Und sicherlich war er mein erster Kandidat, obwohl man ja sagen muss, dass er mich und nicht ich ihn ausgewählt habe! Aber mit der Zeit gewöhnt man sich auch an das und so begann ich mit Vollgas an der Scheibe zu arbeiten.

MetalPfälzer: Wo habt ihr das Album aufgenommen?

Omer Ephrat: Das lief in zwei Phasen ab. In der ersten nahmen wir alles in meinem Studio auf, um die Songstrukturen und die Instrumentierung fest zu legen. In der zweiten nahmen wir alles noch einmal in zwei Studios in Tel Aviv, in einer professionelleren Umgebung auf, ohne dabei irgendwelche Kompromisse zu machen. Wir hatten gute Techniker und eine gute Crew, von denen ich sehr angetan war. omerephrat5.jpg

MetalPfälzer: Petronella Nettermalm und Daniel Gildenlöw sangen einige Parts von „No one´s Words"  ein. Kamen sie dazu in euer Studio oder nahmen sie ihreGesangslinien zu Hause auf?

Omer Ephrat: Sie sangen ihre Passagen in ihren eigenen Studios ein, hielten aber bei jedem Fortschritt Rücksprache mit mir. Es ist natürlich schwerer so zu arbeiten und alles im Auge zu behalten, aber Petronella und Daniel sind beide professionelle Sänger, die wissen was sie tun und denen man nicht die „Hand halten muss".

MetalPfälzer: Wenn ich mir die Musik von EPHRAT  anhöre dann kommen da Einflüsse des traditionellen Prog-Rock ebenso zum Zuge wie die modernere Variante, was davon beeinflusst Dich mehr? Was sonst ist für Dich inspirierend und wer sind Deine liebsten Künstler?

Omer Ephrat: Das hier ist jetzt die Millionen-Dollar-Frage? Ich denke nicht, dass ich Dir sagen kann, was mich mehr geprägt hat oder wer meine Favoriten sind, denn jede Ära hat mich in unterschiedlicher Weise beeinflusst. Ich schätze, dass ich heute eher zeitgemäßeren Prog-Rock höre, denn Du kannst Dir nicht die 70er Sachen immer und immer wieder anhören, während der neue Stoff sich immer weiter entwickelt. Aber wie Du selbst siehst hat jede Epoche einen Platz in meiner Musik gefunden, so dass man sagen kann ich bin von allem beeinflusst!

MetalPfälzer: Jedes Lied auf „No one´s Words" klingt sehr andersartig und steht für sich selbst. War dies das Ergebnis, das Du wolltest, oder hat es sich einfach während des Produktionsprozesses so ergeben?

Omer Ephrat: Wenn Du mehrere Vokalisten auf einem Album singen lässt, ist da eigentlich keine Möglichkeit die Songs ähnlich klingen zu lassen. Da wir alles mit den gleichen Gitarren, dem gleichen Bass und Schlagzeug aufgenommen haben ist es eben so, dass die Sänger den Unterschied ausmachen. Das ist jetzt nichts das mich überrascht, denn ich hatte schon meine Bedenken, während wir am Album gearbeitet haben. Doch wir haben alles versucht die Songs enger zusammen rücken zu lassen und ich denke am Ende haben wir das gut hinbekommen.

MetalPfälzer: Zum Abschluss noch die Frage danach was die Zukunft bringt. Habt ihr eventuell auch vor in Europa zu spielen?

Omer Ephrat: Daran arbeiten wir gerade. Wir probieren verschiedene Sachen aus und versuchen aus dem Album eine Show zu kreieren. Das ist aber sehr kompliziert, denn eine Menge Instrumente müssen transportiert werden und wir haben mehrere Sänger an Bord, das alles zu bewegen ist schon eine größere Produktion. Ich bin mir aber sicher, dass alles so funktionieren wird und wir eine Tour in Europa auf die Beine stellen werden. Ich hoffe wir sehen uns dort!

MetalPfälzer: Vielen Dank für die Antworten und viel Glück für Deine Band!

Alle Photos von Inside Out.

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