Interview mit COG

cog11_pic-credit_kane-skennar_2.jpgIch kann mir immer noch nicht wirklich erklären, wie sie es geschafft haben, diese Australier von COG! Aber das Trio hat mir die bisher höchste persönliche Bewertung ever bei NECKBREAKER abgerungen - stolze 9,5 Punkte ist mir ihr aktuelles Meisterwerk "Sharing Space " wert gewesen.
Also Grund genug, diese außergewöhnliche Band einmal näher unter die Lupe zu nehmen. Leider ist es aus dem Mailer nicht direkt ersichtlich, wer sich von dem Trio meinen Fragen stellte,aber das ist nebensächlich - denn der Gute antwortete in aller Ausführlichkeit und die Hauptsache ist doch, wir erfahren mehr über die Band und ihren Meilenstein "Sharing Space"!
Auf alle Fälle solltet ihr euch einen ersten Eindruck auf der myspace-Seite der Band einholen.

 

Brix: Hallo! Warum haben die Aufnahmen zu "Sharing Space" so lange gedauert? (Anm.d.Red.: Anstatt veranschlagter 4 Monate dauerten die Sessions 10 Monate)

COG: Da kamen letzten Endes viele Gründe zusammmen: Ende 2006 haben wir in Australien begonnen, das Album zu schreiben und nach einigen Tour-Terminen kamen wir dann auf 12-14 Songs bis wir uns entschlossen, nach Weed in Kalifonien zum Studio zu jetten.
Als wir dort ankamen, mussten wir erst einmal unser ganzes Equipment aufbauen, aber dies in einer komplett anderen Umgebung. Dies sollte in 4-6 Wochen erledigt sein, entwickelte sich jedoch zu einer dreimonatigen Qual. So war dann seit Beginn des Schreibens schon ein ganzes Jahr vergangen und wir hatten noch nicht mal mit den Aufnahmen begonnen.
Dann hatten wir erst einmal die Aufgabe, überhaupt die richtigen Songs auszuwählen und nahmen schließlich 8 Drum-Tracks zu Songs, auf die wir uns einigen konnten, auf.
Dann ging es erst einmal wieder zurück nach Australien, um ein paar Shows zu spielen. Um die Aufnahmen weiterführen zu können, mussten wir erst wieder das nötige Kleingeld einspielen.
Aber zu dieser Zeit sammelte sich Einiges bei uns an, das meiste aber im negativen Sinne: Als wir wieder zurück in die Staaten flogen, hatten wir weder einen Label-Manager, noch ein Label, noch einen Vertrag für die Staaten und natürlich am Wichtigsten: Kein Album!
Wir nahmen weiter auf und legten uns ins Zeug, aber unsere Beziehung zu Sylvia (Massy, Produzentin; Anm.d.Red.) war quasi nicht mehr vorhanden und wir bekamen sie in den letzten drei Monaten so gut wie nicht zu Gesicht. Wir machten trotzdem weiter und mit der Hilfe zweier Ton-Ingenieure bekamen wir alles dennoch auf die Reihe.

Brix: Wurden die Songs während der Aufnahme-Session noch verändert?

COG: Ja, im Gegensatz zum Debüt wollten wir die Songs ein wenig offen stehen lassen, um Sylvia´s Input mehr geltend zu machen. Wir wollten sie einfach noch ein paar zusätzliche Möglichkeiten erforschen lassen, auf die wir nicht gekommen wären. Dafür bezahlst du ja einen Produzenten: Wegen seiner Ideen und seinem Wissen. Anfangs in der Schreib-Phase funktionierte das alles auch noch recht gut, aber als es gegen Ende ging, wurde es immer haariger, da uns die Zeit davon lief. Wir gehen generell auch jeder Idee nach, bis jeder von uns denkt, ob sie etwas taugt oder eben nicht. Dabei probieren wir jede Menge Equipment wie z.b. neue Pedale,  Keyboards, Gitarren usw. aus. Man sollte auch während den Aufnahmen immer offen für Neues bleiben, man kann nie wissen, auf was man stösst.  cogsharingspace_web.jpg

Brix: Was ist der Grund dafür, daß ihr diese 10-Minuten-Tracks an den Anfang und das Ende gesetzt habt? 

COG: Wir dachten uns, daß es vom Konzept wie bei einem Buch oder z.B. Bücherstützen sein soll; wie eine musikalische Umrandung, für das, was im Inneren liegt.Wir geben uns generell keine Beschränkungen vor, wie lange oder in welche Richtung ein Song gehen soll. Wir lieben es einfach, alle Möglichkeiten auszuschöpfen und eine Menge Geduld und Zeit zu investieren. Ausserdem liebe ich es, dass die Musik dich in einem einzigen Song durch so viele verschiedene Momente tragen kann.

Brix: Habt ihr keine Befürchtungen, daß die Leute gleich zu Beginn der CD von solchen Epen abgeschreckt werden könnten?

COG: Nein, eigentlich nicht. Ich finde, es ist ein großartiger Song. Wenn jemand den Song nicht mag, ist das in Ordnung so, man kann es eben nicht jedem Recht machen. Er ist eben "anders" und deshalb mag ich ihn so. Die ersten Textteile sind etwas sehr besonderes und setzen somit einen Grundstein für den Rest des Albums.

Brix: Woher kommt dieses coole Sample zu Beginn von "The Movie´s over"?

COG: Das ist aus einer Rede von Mario Savio (Anm.d.Red. & Wikipedia sagt: amerik.Bürgerrechtler; Er kritisierte anhand von Äußerungen des Rektors im Zusammenhang mit den zuvor geschehenen Studentenprotesten, dass der Rektor die Universität wie ein Unternehmen führe und behandle, die Studenten seien wohl das Produkt, das in dieser Fabrik hergestellt würde. Darauf folgte ein berühmt gewordener Satz, nach dem der Betrieb der Maschine (gemeint war zunächst die technokratisch organisierte Universität) manchmal so unerträglich würde, dass man ihn sabotieren, stoppen müsse, um so zu einem gesellschaftlichen Diskurs über ihn zu finden. Der Satz wurde aber später häufig in Hinblick auf die gesamte Gesellschaft interpretiert und verwendet) an der Universität Berkley aus dem Jahre 1964.
Wir finden die Rede einfach klasse und ich kann mich noch bestens dran erinnern, als ich sie zum ersten Mal gehört hab; da war ich hin und weg! Er sprach mit einer solchen Überzeugung, dass es mich von Beginn an packte.
Es ist auf alle Fälle einer der Songs, die ich sehr gerne live spiele und den Leuten scheint er auch recht gut abzugehen.

Brix: "Sharing Space" ist in eurem Heimatland schon sehr erfolgreich (Platz 2 der Albumcharts!). Was erwartet ihr vom europäischen und auch amerikanischen Markt?  

COG: Da habe ich eigentlich keinerlei Erwartungen. Wir machen einfach so weiter wie bisher und haben ne verdammt gute Zeit! Natürlich hoffe ich, dass es den Leuten gefällt und sie die Platte kaufen - denn dann können wir zu euch fliegen und eine Weile in Europa bleiben und touren.

Brix: Habt ihr denn auch Kontakte oder gar Freundschaften zu anderen australischen Bands wie AIRBOURNE oder WOLFMOTHER?

COG: Ich habe beide Bands kürzlich getroffen und kenne den Manager von AIRBOURNE recht gut, aber wir kochen lieber unser eigenes Süppchen. Wir sind in der Nähe der Küste aufgewachsen und surfen somit viel - ich weiss gar nicht genau, woher diese beiden Bands stammen, aus Melbourne glaube ich. Wir haben mit z.B. KARNIVOOL und MAMMAL zwei Aussie-Bands als Freunde und mit SHIHAD und JAKOB weitere aus Neuseeland.

Brix: Ist denn eine Europa-Tour zeitnah in Planung?

COG: Das ist derzeit unser Hauptfokus. Wie ich schon sagte, planen wir, dann eine richtig große Tour zu fahren, was ja auch Sinn machen würde, da die Platte gerade bei euch veröffentlicht worden ist. Ausserdem will ich unbedingt Snowboard fahren und die schönsten Frauen der Welt sollen ja auch in Europa wohnen, deshalb käme ich sehr sehr gerne!

Brix: Wie wollt ihr eigentlich die komplexen Songs live umsetzen? Habt ihr dann zusätzliche Musiker auf der Bühne, oder macht ihr alles auch live als Trio? 

cog-live1_web_pic-credit_kane-skennar.jpgCOG: Nein, auch das machen wir alles alleine. Es ist wichtig für uns, die "Dreifaltigkeit" auch live beizubehalten. Wir würden weiteres Personal erst gar nicht bezahlen können und mit der heutigen Technik besteht dazu auch gar keine Notwendigkeit. Wir werden von "Roland" und "Planet Waves" bestens ausgestattet, was uns in dieser Beziehung bestens hilft.
Wir haben von Beginn an immer alles in die Live-Darbietung gesteckt und versuchen weiterhin bei jeder Tour dies auszubauen und weiter zu entwickeln. Seien es nun neue Pedale, grössere Lichteffekte oder andere kleine Originalitäten, die man mit ins Programm nimmt.

Brix: Welche Intention verfolgt ihr im textlichen Bereich? In eurem Promo-Schreiben sind z.B. einige politische Themen angerissen. Was kannst du uns darüber erzählen?

COG: Ja, da sind einige politische Themen über die wir schon gesungen haben und auch sicher in Zukunft weiterhin noch werden. Letzten Endes geht dies jeden etwas an, ob er will oder nicht! Wir hatten nie das Ziel, jemandem unsere Ansichten aufzuzwingen, aber auf manches, was man erlebt, gelesen oder gesehen hat, muss man halt aufmerksam machen.
Jeder kann und soll sich selbst seine Gedanken machen, aber ich mache auf gewisse Aspekte aufmerksam und gebe Ansichten preis, auf die man vielleicht von alleine nicht gekommen wäre.
Die Aborigine-Thema beispielsweise ist da so ne Sache, die ich mir sehr genau angeschaut hab und mit der ich ganz und gar nicht einverstanden bin. Ihnen wurde übel mitgespielt und sie wurden ziemlich missbraucht.
Der Staat Australien besteht seit gerade mal 220 Jahren und ist somit noch sehr jung und hat eine sehr eingeschränkte Sicht der Dinge auf so manches - im Gegensatz zum Urvolk, das schon seit über 80.000 Jahren hier lebt. 

Brix: Wo liegen eigentlich eure musikalischen Einflüsse?

COG: Eigentlich nichts im Speziellen, was ich hervorheben würde. Das ist auch eigentlich unwichtig, so lange dein Song Substanz und Bedeutung  besitzt. Es gibt natürlich schon eine Menge Einflüsse und Insprirationen, aber es ist sehr schwer, dies auf einen Hauptpunkt festzunageln. Ich liebe aber den Moment der Erschaffung, wenn du "diese eine Idee" kreierst, die dann der Ursprung für den Song definiert.

Brix: Dann wäre ich mit meinen Fragen durch! Ich wünsche euch für die Zukunft von COG alles erdenklich Gute!

COG: Es war mir ein Vergnügen! Ich hoffe, wir sehen uns, wenn wir nach Europa kommen! Cheers!

 

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