Interview mit Sadlave (Obtest)

obtest.jpgDer Paganmetal steht an jeder Straßenecke. Lederwamse und Trinkhörner haben zumindest in Deutschland die gute alte Kutte zu einem nicht geringen Teil abgelöst, viele Nachwuchsbanger können gälische und mittelhochdeutsche Texte mitgröhlen und der Met fließt in Ströhmen. Ob man hier noch zwischen Rückbesinnung auf die eigene Mythologie und reinem Trend unterscheiden soll, mag den Meisten wirklich leicht fallen, da die Mehrheit der Bands ihren eigenen Pathos wohl nicht allzu ernst nehmen. Anders sieht diese Sache bei OBTEST aus. Wie sich im Interview mit deren Klampfer Sadlave herausstellt, macht man sich über die Themen des Albums sehr wohl Gedanken, denkt über die eigene Szene mit gemischten Gefühlen nach und neigt zum philosophieren. Man lauscht gespannt...

Reini:
Hi, zuallererst einmal Gratulation zu eurem neuen Album. Seid ihr zufrieden damit?

Sadlave:
Hi! Dankeschön für die Gratulation, es ist schön zu hören, dass es dir gefallen hat. Wir sind zufrieden mit dem Album, keine Frage, jedoch liegt das Beste noch vor uns!

Reini:
Eure Musik stellt eine vertrackte Mischung aus verschiedenen Stilrichtungen dar. Würdest du uns bitte über eure Einflüsse aufklären?


Sadlave:
Die primären Metal-Einflüsse wären wohl Oldschool-Thrashbands wie KREATOR, SODOM und TORMENTOR und Oldschool-Blackmetalbands wie ENSLAVED, IMMORTAL, EMPEROR, SAMAEL, ROTTING CHRIST oder FESTER.

Reini:
Das komplette Album ist in lithauischer Sprache verfasst. Würdest du uns einen kurzen Überblick über die Themen des Albums liefern?


Sadlave:
sadlave.jpgDie Texte auf "Gyvybes Medis/Tree Of Life" (Review hier ) handeln von der Basis des Lebens und der Schöpfung, dem mächtigen Baum in der Mitte der Welt, dem Zentrum des Universums. Von der Reise auf der du dein ganzes Leben offenlegen musst, dem Punkt am Ende deiner Tage dem du entgegentreten musst und allem anderen dazwischen. Die Momente des Lichts, schockierende Erlebnisse, Fall und Aufstieg. Der Opener "Apegios/Rites" handelt vom Opfer. Wenn du etwas haben willst oder etwas teilst, dann musst du geben. Nichts kommt aus dem Nirgendwo, nichts verschwindet, das ist das Gesetz. Dieser Moment, wenn die Mettropfen vom Bart herunterfallen - dann fühlt man die Verbindung mit dem Ganzen und eine totale "Endladung". "Children Of The Hawk" ist ein Song der den Baum des Lebens repräsentiert, den Weltenbaum in der baltischen Tradition und basiert auf einem traditionellen Folksong. The jungen Kavaliere reiten zu dem alten Baum und sollen auf die Wurzeln hören, der Unterwelt horchen. Sie sollen den Bienen beim Summen in den Blättern des Baumes zuhören um auf die Welt der Menschen und die umliegende Natur zu blicken und dem Leben gegenüber zu treten. Am Ende sollen sie sich den Wipfel des Weltenbaums ansehen um die "Children of the hawk" zu beobachten, den göttlichn Ursprung. Sie sollen sich der Welt der Götter über ihnen stellen.

Reini:
Wie wichtig ist die lithauische Kultur und deren legenden für euch im privaten Leben?


Sadlave:
Es nimmt im privaten Leben schon seinen Platz ein. Meinem Sohn erzähle ich Abends die Legenden und einige Feste und Traditionen fließen von Zeit zu Zeit ein, das wars aber auch schon.

Reini:
Wie wichtig sind traditionelle Lieder für eure Band?

Sadlave:
Manchmal singen wir zusammen traditionelle Lieder, aber unsere Crew steht mehr auf Metal denn auf Folk.

Reini:
Inwiefern steht das Cover mit dem Inhalt der Platte in Zusammenhang und was ist das Konzept dahinter?


obtest_-_gyvybes_medis.jpgSadlave:
Das Albumcover repräsentiert den Inhalt des Albums: den Weltenbaum und seinen Stellenwert. Die Songs stehen in engem Zusammenhang mit diesem Thema, dem Baum des Lebens - Axis Mundi.

Reini:
In Deutschland erlebt die heidnische Musik einen großen Boom. Was denkst du über diese Paganmetal-Szene?


Sadlave:
Alle Genres erfahren ihre trendigen Zeiten und es ist gut so für die großen Bands, da sie ihr Publikum vergrößern können und bietet den Posern Gelegenheit sich zum Affen zu machen.

Reini:
In Deutschland hat jede noch so kleine Stadt ihre eigene Metalszene. Wie siehts diesbezüglich in Lithauen aus? Ist Metal bei euch noch ein Underground-Ding?

Sadlave:
Metal spielt sich in Lithauen immernoch im Underground ab und so ist es ein großer Erfolg, wenn es einige lithauische Bands außerhalb des eigenen Landes zu Bekanntheit schaffen. Die meisten Bands gibt es in den großen Städten.

Reini:
Wie habt ihr die Fans und Metalgemeinden in anderen Ländern erfahren und welche Unterschiede habt ihr festgestellt?

Sadlave:
Ich kann behaupten, dass die Metaller überall sehr ähnlich drauf sind. Die Leute sind überall freundlich, wo wir gewesen sind und die beste Gastfreundschaft hat uns in Deutschland, Russland, Irland, der Ukraine und Lettland erwartet.

Reini:
Zum Abschluss des Gesprächs: wann haben wir die Chance euch einmal live bei uns begutachten zu dürfen?

Sadlave:
Ich hoffe wir kommen nach Deutschland im Herbst oder Winter diesen Jahres, jedoch weiß ich sicher, das wir in Annaberg/Erzgebirge spielen werden.

Reini:
Vielen Dank für das nette Interview

(Reini)

Kategorie: Interviews