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interview_amaseffer_01.jpgMit "Slaves For Life" erblickte am 06. Juni diesen Jahres ein bemerkenswertes Album einer außergewöhnlichen Band das Licht der Welt.
Was AMASEFFER auf dem ersten Teil einer Trilogie über die Geschichte des israelischen Volkes abgeliefert haben, ist nur schwer in Worte zu fassen und sucht seines Gleichen. Das Review zum Album gibt's hier. Daher lag es förmlich auf der Hand, einmal im Lager des Trios nachzuhaken, um mehr über dieses Werk und diese Band zu erfahren, und Gitarrist Hanan Avramovich stellte sich meinen Fragen; und gab sehr auskunftsfreudig Antwort.

Maik:
Erst einmal Gratulation zu „Slaves For Life“. Ich behaupte einmal, dass es bislang nur ganz wenige Bands gab, die mit ihrem Debütalbum ein solch ambitioniertes Werk abgeliefert haben. Ihr seid doch bestimmt wahnsinnig stolz auf das Album?

Hanan:
Dankeschön für die netten Worte. Ja wir sind sehr stolz auf unsere Arbeit. Wir haben wirklich gehofft, die Menschen mit unserer Musik zu berühren und es fühlt sich sehr gut an nun zu wissen, dass bereits so viele unsere Musik ins Herz geschlossen haben und hoffentlich werden es noch viele mehr.

Maik:
Ich muss ehrlich sagen, dass es mich einiges an Zeit und einige Durchläufe gekostet hat, „Slaves For Life“ zumindest halbwegs zu erfassen. Und auch heute entdecke ich immer noch neue Facetten in den Songs, was sicher eine der Stärken des Albums ist. Aber habt ihr nicht die Angst, dass ihr den Hörer vielleicht mit eurer Musik überfordert? In unserer schnelllebigen Welt sind immer weniger Menschen dazu bereit, sich intensiv mit Musik zu beschäftigen.

Hanan:
Da unterschätzt du die Hörer. Ich bin vom Gegenteil überzeugt, wegen unserer schnellebigen Welt sind die Leute jetzt dafür bereit und fordern sogar mehr von jeder Art von Medien. In unserem technologischen Zeitalter sind die Menschen dazu fähig, viel mehr Elemente in den Medien aufzunehmen. Nimm zum Beispiel komplexe Filme mit einer ganzen Menge visueller Effekte. Heutzutage spielt jeder 8-jährige Junge komplizierte Computerspiele, die es verlangen, dass man viele Details in ganz kurzer Zeit aufnimmt.  
Wir versuchen in unserer Musik eine ganze Welt vor dem inneren Auge des Hörers zu malen, und jedes Element ist dazu da es zu einem Ganzen zu machen. Ich stimme dir zu, dass man Geduld braucht, aber die ist es auch wert.

Maik:
„Slaves For Life“ thematisiert den Auszug des israelischen Volkes aus Ägypten, wie ihn auch das Alte Testament beschreibt. Ein wirklich außergewöhnliches Konzept. Was hat euch dazu bewogen, dieses lyrische Konzept als Grundlage für „Slaves For Life“ zu nehmen? 
 

Hanan:
Das Konzept des "Exodus" wurde bereits in vielen Filmen, Theaterstücken und auch in der Musik behandelt. Erez hatte die Idee bereits vor Jahren und Yuval und ich waren sofort begeistert von dieser Idee. Wir wollten die Geschichte auf unsere eigene Art und Weise erzählen, durch die Art von Musik, die wir lieben. Es ist eine absolut erstaunliche und monumentale Geschichte und es ist kein Wunder, dass es bereits unendlich viele Versionen an Erzählungen über sie gibt. Als Story ist sie so wie bei einem Buch, das man nicht mehr aus der Hand legen kann, oder ein großartiger Film, der dich im Sessel gefesselt hält. Gut gegen Böse, die Erlösung, Glaube und Action. Es ist eine Geschichte, von der man immer noch etwas lernen kann, auch nach so vielen Jahren und dabei ist es ganz egal, welchen Glauben du hast.

Maik:
"Slaves For Life" ist der erste Teil einer Trilogie. Wovon werden der zweite und der dritte Teil handeln? Werdet ihr die restlichen Bücher von Moses in der Zukunft ebenfalls thematisieren? 

Hanan:
Die Trilogie zielt darauf ab, den gesamten Auszug (Exodus) zu behandeln, von der Zeit der Sklaverei in Ägypten, durch die Wüste hindurch, zur Annahme der Zehn Gebote bis hin zum Gelobten Land. Dieses erste Album endet nach den 10 Plagen. Die beiden nächsten Alben werden vom Rest der Reise handeln. Danach werden wir weiter über biblische Themen schreiben, denn das ist das Hauptkonzept der Band.

Maik
Dass ihr dem Album den Titel „Slaves For Life“ gegeben habt, ist sicherlich kein Zufall. Was hat es mit diesem Titel auf sich und fühlst du dich denn selber als ein „Sklave fürs Leben“?

Hanan:
Eigentlich genau das Gegenteil. Der Name "Slaves For Life" ist der Anfangspunkt der Geschichte, die von der Erlösung erzählt. Wir alle fühlen uns manchmal in unserem Leben als Sklaven, aber das hier ist eine Geschichte, die von der Kraft handelt, die jeder von uns in sich hat, um seinen eigenen Weg zu gehen. Der Name ist dazu da, dem Anfangspunkt seine Bedeutung zu geben. Der nächste Teil wird die Erlösung darstellen und der dritte Teil dann die Ankunft im Gelobten Land. Für jeden von uns ist das Gelobte Land die Erfüllung der Ziele, der Träume und der Freiheit.
 
Maik:
In musikalischer Hinsicht spielt ihr eine Mischung aus Rock, Metal, Oper, Weltmusik, orientalischen Einflüssen und noch ein paar Sachen mehr. Wie ist diese Mischung entsatnden und denkst du, dass der Hauptgrund, dass AMASEFFER so klingen, darin liegt, dass ihr alle aus Israel stammt, ein Land wie ein Schmelztigel der Kulturen?

Hanan:
Genau das ist der Grund. Wir alle sind mit dieser Verschmelzung der Kulturen groß geworden. Von Geburt an wird ein Israeli vielen verschiedenen Traditionen, Lebensarten und besonders verschiedenartiger Kunst und Musik ausgesetzt. Es ist in unserem Blut und wir sind von allem beeinflusst. Man kann es in unserem Album hören, wir haben alles genommen, was wir lieben, ganz egal ob Metal, orientalische oder klassiche Musik. Das alles haben wir zusammengefügt, um der Story ihr Bild zu geben.  

Maik:
Genauso ungewöhnlich wie eure Musik, ist eure Bandbesetzung als Trio. 2 Gitarristen und ein Schlagzeuger, d.h. der normalerweise wichtigste Posten des Sängers ist bei euch prinzipiell unbesetzt, so dass ihr auf "Slaves For Life" auf Gäste zurückgreifen musstet. Dass Kobi Fahri (ORPHANED LAND) euch unterstützt liegt nahe, aber wie habt ihr Mats Leven und Angela Gossow dafür begeistern können, auf "Slaves For Life" mitzuwirken. In dem Zusammenhang würde es mich interessieren, ob insbesondere Mats auch auf den folgenden Teilen der Trilogie dabei sein wird, was ich wirklich hoffe?

Hanan:
Nun, wir hatten ein sehr anschauliches Bild vor Augen wie das Album sein sollte, als wir es schrieben. Wir wussten, was für Sänger wir haben wollten und wir suchten uns die besten aus. Erez kontaktierte Angela übers Internet und erzählte ihr von unserem Konzept. Er schickte ihr Teile der Musik und sie entschied sich, mitzumachen und uns zu helfen. Bei Mats lief es etwas anders. Nachdem sich unsere Wege mit Andy Kuntz (VANDEN PLAS) aus Zeitgründen getrennt hatten, mussten wir uns nach einem neuen Sänger umschauen. Wir fingen an nach der Stimme zu suchen, die wir in unserem Kopf hatten, und wir waren nicht bereit Kompromisse zu machen. Also fingen wir an, Sänger anzuhören, die wir mochten. Als wir dann hörten, was Mats mit einem unserer Songs machte, gab es für uns keinen Zweifel, dass wir den perfekten Mann für den Job gefunden haben. Mats ist unglaublich, er ist ein erstaunlicher Künstler und ein richtiger Profi. Was die nächsten beiden Alben angeht, so würden beide Seiten gerne diese Zusmmenarbeit fortsetzen.

Maik:
Trotz moderner Technik, war es nicht schwer, mit einem Sänger zusammen zu arbeiten, der tausende von Kilometern von euch entfernt weilt, während er seine Gesangsaufnahmen gemacht hat?

Hanan:
Eigentlich war das nicht so schwer. Wie ich vorher scon gesagt habe, ist Mats ein absoluter Profi und wir hatten eine sehr partnerschaftliche Arbeitsbeziehung. Wir haben ihm Ideen für die Gesangslinien geschickt, von denen wir dachten, sie würden zur Musik passen und er hat uns seine Interpretation und seine neue Ideen zurückgeschickt. Dazu brauchte er nur ganz wenig Zeit und es hat uns jedesmal umgehauen, wenn wir ein neues Stück mit seinem Gesang erhalten haben. Ich muss sagen, es war ein Vergnügen mit ihm zusammenzuarbeiten.
  
Maik:
Wie läuft denn eigentlich das Songwriting bei euch ab? Schreibt ihr zusammnen im Studio oder im Proberaum oder sschreibt jeder für sich alleine?

Hanan:
Das ist ganz unterschiedlich. Für gewöhnlich liefert einer von uns den Rahmen eines Songs ab und dann setzen wir uns alle zusammen, um die endgültige Version zu schreiben. Manchmal schreibt einer von uns auch mal einen kompletten Song alleine und manchmal packt uns als Band die Muse und wir schreiben einen Song von Anfang an zusammen. Es ist wirklich sehr einfach mit den anderen zu arbeiten, denn wir alle teilen so viel in unserer Vorliebe für Musik. Jeder bringt sein eigenes Gefühl mit in die Musik ein und das macht das Ganze noch aufregender.
 
Maik:
Viele sehen in „Slaves For Life“ eine Art Soundtrack zu einem Film. In meinem Review zu „Slaves For Life“ habe ich geschrieben, dass das Album so etwas wie das erste Heavy Metal Hörbuch ist. Kannst Du diese Vergleiche nachvollziehen?

Hanan:
Danke, da hast du den Nagel auf den Kopf getroffen! Das war unser Ziel; wir wollten den Hörer so sehr in die Musik einholen, dass er sich fühlt als wäre er ein Teil der Story. Wir wollten durch die Musik ein Bild der Geschichte malen, genauso als wäre es ein Film. Während des Songwritings tun wir übrigens dasselbe. Bevor wir einen Song schreiben, fertigen wir ein Drehbuch an, was so in der Story passiert. Wir stellen uns vor, wie dieser Teil der Story in einem Film aussehen würde und dann brauchen wir einfach nur noch den Soundtrack für diese Szene zu schreiben. Ich bin froh, dass die Leute das in der Musik hören und dazu bereit sind, ihre Phantasie zu öffnen, um in die Story einzutauchen.

Maik:
In diesem Zusammenhang habe ich gelesen, dass ihr gebeten wurdet, den Soundtrack für den israelischen Film „Altalena“ zu komponieren. Darüber hinaus habt ihr eine eigene Filmmusikproduktionsfirma. Könntest du mir etwas mehr zu diesem Film erzählen und welche Projekte stehen in Sachen Soundtrack in nächster Zeit an.

Hanan:
Wie du schon gesagt hast, haben wir eine Firma gegründet. Wir haben das getan, weil es uns wirklich Spaß gemacht hat an unserem ersten Album zu arbeiten, und wir haben festgestellt, das wir das auch gut können. Wir haben gerade unser erstes Projekt für den israelischen Film "Altalena" fertig gestellt. Der Film erzählt die tragische Geschichte eines Frachtschiffes, das an die Küste von Israel kommt, um Waffen für den israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 zu liefern. Aufgrund eines Streits über die Verteilung der Waffen zwischen der neu gegründeten israelischen Armee und einer anderen Verteidigungsorganisation, wird das Schiff beschossen. Die Filmpremiere ist in Israel am 14., diesen Monats.
Im Moment haben wir bereits wieder einige Projekte am Laufen, darunter auch Soundtracks für Computerspiele.  

Maik:
Könntet ihr euch denn vorstellen, eines Tages, wenn die Trilogie vollendet ist, das Ganze zu verfilmen?

Hanan:
Ja! Was das angeht werden wir in der näheren Zukunft eine Ankündigung machen. Das Ganze wird sehr einzigartig.

Maik:
Viele bei uns in Deutschland dürften keinerlei Vorstellungen davon haben, wie die Metalszene in Israel funktioniert. Kansst du mir ein wenig darüber erzählen. In diesem Zusammenhang würde mich interessieren, ob ihr euch eigentlich der Rock/Metalszene zugehörig fühlt?

Hanan:
Unglücklicherweise steckt die israelische Metalszene immer noch ziemlich am Anfang. Es gibt kein großes Publikum für diese Musik hier, aber zum Glück wächst die Szene besonders durch die neue Generation relativ schnell. In den vergangenen Jahren gab es einen Aufschwung an neuen und großartigen Bands und hoffentlich wird man in den nächsten Jahren mehr Metal hören, der aus Israel kommt.
Für alle von uns hat der Metal eine große Rolle in unserem Leben gespielt und er ist immer noch ein wichtiger Bestandteil unserer Musik, aber wir haben nicht vor, Alben zu machen, die nur für Metalheads sind. Unsere Musik richtet scih an jeden, der sich seiner Phantasie hingeben kann und der in der Musik etwas findet, das dazu passt. Als Ergebnis gibt es viele Menschen, die keine Beziehung zum Heavy Metal haben, aber nichtdestotrotz unsere Musik mögen. Es wärmt unser Herz, dass unsere Musik bei so vielen Menschen einen Platz im Herzen gefunden hat.   

Maik:
Israel ist sicherlich eines der Länder der Welt, das in den letzten Jahrzehnten mit am weitesten im Fokus der Öffentlichkeit stand. Gerade der Konflikt zwischen Israel und den Palästinensern ist immer noch ungelöst. Bis jetzt hatte ich noch nicht die Möglichkeit, mich mit einem Israeli über diese Situation zu unterhalten, also wäre es wirklich nett, wenn du einmal deine Sicht der Dinge zu diesem Thema darlegen könntest, auch wenn ich voll und ganz verstehen könnte, wenn du über dieses Thema nicht reden möchtest.

Hanan:
Der Konflikt zwischen den Palästinensern und den Israelis ist ein sehr komplexes Thema, um das richtig zu diskutieren, bräuchte man Tage. Aber ich sage mal folgendes. Hier in Israel machen wir uns wirklich Gedanken über Konzepte für den Frieden. Wir streben nach dem Frieden, wir singen für den Frieden und reden über den Frieden die ganze Zeit und ich bin sicher, dass die Mehrheit auf beiden Seiten die Angelegenheit aus der Welt geschafft haben möchte. Aber das Problem ist, dass es immer die geben wird, die nach Gewalt, Angst und Rache streben, und glauben, dass das alles ihr Recht sei. Diese Menschen gibt es auf der ganzen Welt, aber hier ist ein Feuer ganz leicht zu entfachen. Bis das nicht aufgehört hat und alle Menschen auf beiden Seiten ihre eigenen Rechte der Freiheit und Sicherheit erhalten haben, wird der Konflik weitergehen. In der Zwischenzeit versuchen wir, unser Leben so gut es geht normal weiter zu leben und dabei immer eine offene Hand auszustrecken.

Maik:
Wir sind ein Magazin aus Deutschland und es ist unbestritten, dass die Deutschen in der Vergangenheit den Juden das Allerschlimmste angetan hat. Was sind denn deine Gedanken über Deutschland, es kann doch unmöglich für dich ein Land wie jedes andere sein?

Hanan:
Die Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges und der Holocaust sind Lektionen an die gesamte Menschheit und sollten niemals vergessen werden! Wir alle tragen das Böse in uns, egal woher du kommst, und es liegt an uns, den richtigen Weg in unserem Leben zu nehmen. Ich werde dich nicht dafür verurteilen, dass du in einem Land geboren wurdest, das einmal für alles Böse in der Welt stand, denn nur dort geboren zu sein, macht dich noch nicht verantwortlich. Aber ich werde niemals vergessen und das sollte auch niemand, so dass wir den richtigen Weg einschlagen, wenn wir noch einmal wählen müssen.
 
Maik:
Ich finde es immer wieder bemerkenswert, dass Musik Mauern niederreißen und Brücken bauen kann. Ist auch dies eines der Ziele, die ihr mit AMASEFFER anstrebt?

Hanan:
Das haben wir uns nie als Ziel gesetzt, aber wenn es so gelingt, einige zu erreichen, die anders nicht mit uns zu tun haben würden, dann muss ich sagen, wir haben es richtig gemacht. Wie ich vorher schon gesagt habe, richtet sich unsere Musik an jeden und wenn es gelingt, diese Mauern niederzureißen, dann wäre das ein großes Geschenk für uns als Künstler und Menschen.
 
Maik:
Vielen Dank Hanan, dass du dir die Zeit für das Interview genommen hast. Zum Schluss gebe ich dir die Möglichkeit das zu sagen, was unsere Leser auf jeden Fall noch wissen sollten. So Any Last Words?
 

Hanan:
Wir hoffen, dass jeder von euch für unsere Musik einen Platz in seinem Herzen finden kann. Es ist eine große Ehre eure Unterstützung und Freundschaft zu haben.
Gott segne euch!

KEEP IT HOLY!

(Maik)

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