Drucken

Mit der ganzen Geschichte um MADINA LAKE könnte man wohl Seiten füllen. Das aktuelle Album der amerikanischen Poppunker „From Them, Through Us, To You" (Review hier ) bietet der fiktiven Welt um die Kleinstadt „Madina Lake" die nötige Luft, die ein solches Gedankenbilde zum atmen braucht. Fragen über Fragen häufen sich gerade bei solchen Projekten immer wieder an und man freut sich dann doch, etwas von der amerikanischen Szene oder diversen Nebeneinkünften der Bandmitglieder zu erfahren.

Reini:  Zuerst möchte ich zum neuen Album gratulieren.  Würdest Du sagen, dass ihr stolz auf diese Platte seid?

Nathan: Vielen Dank! In erster Linie bin ich stolz darauf, dass wir eine ehrliche Platte aufgenommen haben, anstatt irgendwelchen Trends nachzueifern. Musik hatte auf mich schon immer eine medizinische Wirkung und ich empfand den Entstehungsprozess dieses Albums als eine Möglichkeit, mit den härtesten Aspekten des Lebens klarzukommen und es half mir wirklich durch schwierige Zeiten hindurch.

Reini: Eure Bandgeschichte scheint ziemlich verworren gewesen zu sein. Würdest Du uns bitte ein wenig über diese ganze Gameshow-Geschichte aufklären?

Nathan: Hehe, klar. We gingen zu dieser lächerlichen amerikanischen Gameshow „Fear Factor". Die Absicht dahinter war, unsere Freunde zum Lachen zu bringen, die dachten, wir würden eh in der ersten Runde rausfliegen weil wir weder gut gebaut noch konkurrenzfähig  sind (lacht). Das ganze war ein Witz, jedoch kamen wir immer irgendwie weiter und haben am Ende 50.000 Dollar gewonnen, von denen wir unser erstes Demo im Studio aufgenommen haben.  Wir wurden während eines der Spiele krank, das vorsah, dass wir in einem Pool voller Teile von toten Kühen herumschwimmen.  Es hat uns direkt zu einem Plattendeal geführt, also kann es nur funktioniert haben!

Reini: Ich würde eure Musik irgendwie als sehr punkig bezeichnen. Was sind eure Einflüsse?


Nathan: Wir wurden mit den Smashing Pumpkins, Nine Inch Nails, Primus, Dr. Dre, Sublime, Rage Against The Machine, At The Drive In usw. groß und so denke ich auch, dass unsere Musik eher in Richtung straightem Rock geht, jedoch findet man definitiv auch Punkelemente auf der CD.

madina_lake01.jpgReini: Würdest Du uns bitte ein paar Infos zum Konzept hinter „From Them, Through Us, To You" geben?

Nathan: Wir haben eine Stadt geschaffen - Madina Lake - um sie als Plattform zu haben, um unsere Geschichten zu erzählen. Diese Stadt ist voll von Situationen, die das Leben in der heutigen amerikanischen Popkultur wiederspiegeln. Teile davon bewegen sich auf ein sehr oberflächliches, materialistisches und ultra-religiöses Gebiet zu, von dem wir denken, dass es mehr Schaden anrichtet, als dass es etwas besser macht. Wir sind fähig, die Schwierigkeiten die wir im echten Leben haben in diese Umgebung zu projizieren.

Reini: Was inspiriert dich zu den Texten? Sie erwecken auf mich einen sehr sozialkritischen Eindruck.

Nathan: Für mich spielen die Texte eine sehr große Rolle. Wenn ich mir Bands anhöre, die ich mag, helfen mir die Texte oft dabei, mich darin wieder zu finden und eine Verbindung zum Autor herzustellen. So versuche ich, wenn ich Texte schreibe, alle Gefühle die auf mich niedergehen einzufangen und sie durch die Musik herauszulassen. Eines der verbreitetsten Gefühle ist wohl die Entfremdung von Freunden, Cliquen, Familien und allem Möglichen, was meistens daher rührt, das einzigartige oder einfach nur „andere" Menschen nicht akzeptiert werden. Es ist eine große, sichere Umgebung, solange du denkst und handelst, wie dir geheißen wird, und ich finde, das ist ein furchtbarer Gedanke.

Reini: In Deutschland kann man einen großen Trend in Richtung eines „Hardcore-Toughguy-Images" erkennen. Wie sieht die Szene in den Staaten aus?

Nathan: Ich bin ein „Jedem das Seine"-Mensch. Was mich jedoch frustriert, ist die Tatsache, dass heute immer mehr Leute Fans einer Szene, anstatt der Musik sind. Es gibt einen ganzen Haufen guter Bands in diesem Genre, jedoch gibt es in diesem Genre (wie in jedem anderen Genre) eine Millionen Rip-Offs. Die besten Bands, sind die, die es ehrlich durchziehen.

Reini: Ihr habt im Studio mit Mark Trombino zusammen gearbeitet, der schon für Poppunk-Größen wie BLINK 182 oder FINCH gearbeitet hat. Wie würdet ihr die Zusammenarbeit und die Arbeitsatmosphäre bezeichnen?

Nathan: Mark ist ein großartiger Produzent. Er lies unsere Songs größtenteils in Ruhe und konzentrierte sich darauf die besten Vibes auf Tape festzuhalten. Ich denke er wusste genau was wir wollten und hat genau das aus uns herausgeholt. Die Sounds die er schafft sin fantastisch und genau deshalb wollten wir die Zusammenarbeit mit ihm.

madina_lake02.jpg Reini: Seid ihr glücklich mit Roadrunner Records? Ich meine, ihr seid eine ehr softe Band mitten zwischen diesen ganzen Metal- und Metalcore-Acts.

Nathan: Ja, sie haben uns sehr gut behandelt. Ich denke, sie versuchen ihr Spektrum stilistisch zu erweitern, was auch ein ganz natürlicher Prozess ist. Sie sind jetzt seit 25 Jahren erfolgreich im Metalgeschäft und wirklich jeder bei diesem Label ist mit voller Leidenschaft dabei. Roadrunner hat eine der geringsten Wechselraten unter den Mitarbeitern, was zeigt wie gut sie arbeiten. Wir werden zwar nicht mit KILLSWITCH ENGAGE auf Tour gehen, jedoch sind sie eine unserer absoluten Favoriten.

Reini: Welche Erfahrungen habt ihr auf eurer Tour in Deutschland bereits gemacht?

Nathan: Es war bis jetzt großartig in Deutschland, jedoch lieben wir dieses Land und haben auch nichts anderes erwartet. Die Shows sind etwas kleiner als wir es gewohnt sind, was jedoch daran liegt, dass wir hier nicht wirklich bekannt sind und wir nie eine wirkliche Support-Tour gespielt haben. Wie auch immer, die Kids die zu unsern Shows komme sind großartig! Berlin und Köln waren sagenhaft...verrückte Kids, und wir lieben sie!

Reini: Vielen Dank für das Gespräch. Ich wünsche euch viel Glück auf eurer weitern Tour!


Nathan: Ich habe mich zu bedanken! Ihr Jungs rockt!

(Reini)

Submit to FacebookSubmit to Twitter
Anmelden