Interview mit Carnivore (Cruel Force)

interview cruelforce 01CRUEL FORCE klingen nach tiefsten 1980ern, entstammen aber den späten 2000ern. Das neue Album “Dawn Of The Axe” wird allen Freunden von Achtziger-Teutonenthrash bis hin zu US-Thrash der räudigen Sorte hervorragend munden. “Sänger” Carnivore konnte folgendes berichten.

Ralf: Euer neues, drittes Album „Dawn Of The Axe“ scheint wohl auch ein neues Kapitel für CRUEL FORCE zu sein? Warum habt ihr den Black/Thrash mehr oder weniger verlassen?

Carnivore: Die Frage wird uns desöfteren gestellt. Dabei sind wir ehrlich gesagt nicht unbedingt der Meinung jemals eine großartige Black/Thrash Vorzeigeband gewesen zu sein. Klar, Image und Texte waren damals auf jeden Fall in die Richtung gehend, aber rein musikalisch gibt das das erste Album gar nicht und das zweite nur bedingt her. Wenn wir die alten Songs heute spielen, passen diese wie angegossen ins neue Soundbild. Ich denke der Gesang spielt da fast mehr eine Rolle als die Musik, denn dadurch ,dass dieser damals eben wesentlich rauer/tiefer war wird einem mehr suggeriert, dass man sich im Black/Death-Bereich bewegt. Dabei war mein Vorbild damals zu 100% Ventor von KREATOR, ich hatte lediglich nicht das Know How so klingen zu können. Und bevor das so klingt: Ich werde niemals unsere alten Sachen schlecht reden, ich mag sie genau so wie sie sind und würde nichts daran ändern wollen. Aber heute ist es einfach mal 12 Jahre später und wir haben mehr Lust dazu uns in klassischeren Speed-Gefilden zu bewegen, da man sich dort kreativ viel mehr ausleben kann und sich über die Zeit herauskristallisiert hat, dass die Musik uns im Allgemeinen einfach mehr liegt.

Ralf: Es ist auch abwechslungsreicher, teilweise erinnert es mich auch an US-Thrash, seid ihr davon beeinflusst?

Carnivore: Ich würde sagen das kommt drauf an welche Art von US-Thrash du meinst. Darkness Descends, Power And Pain, Bonded By Blood, Hell Awaits, Seven Churches zu 100%. Hauptsache nach vorne, ohne Kompromisse und rau. Allgemein tue ich mich aber doch etwas schwerer uns mit US als mit deutschem Thrash zu vergleichen, da ich nicht in eine Ecke mit Suicidal Tendencies und anderen Bermuda-Short-Bands geschoben werden möchte. Nichtsdestotrotz gibt es wie erwähnt viele geile Alben aus der Ära und auch US-Speed und Power Metal wie Agent Steel, Powerlord oder Savatage zählen definitiv zu unseren Einflüssen.

Ralf: Gibt es textlich einen Zusammenhang zwischen den neuen Songs?

Carnivore: Eher weniger. Also zumindest nicht im Sinne von einem „Konzeptalbum“ oder ähnlichem. Die Texte behandeln alles von Mythologie über Einflüsse aus Filmen oder Autoren vor allem aus der Pulp-Magazin Zeit. Ich würde sagen was über dem Album am ehesten schwebt ist so ein gewisser Touch der Conan-Bücher. Eine Mischung aus Düsternis, Abenteuer, Magie und Brutalität. Aber einen konkreten roten Faden, der das Album durchläuft gibt es nicht, nein.

Ralf: Was gibt es zu den Aufnahmen im Studio zu berichten?

Carnivore: Für die Aufnahmen waren wir in Altenessen im Hellforge Studio bei Marco Brinkmann. Die Aufnahmen waren dieses Mal sehr intensiv und zogen sich über mehrere Wochen hin. Zum Vergleich: Das erste Album war damals in fünf Tagen im Kasten. Dieses Mal wollten wir einfach nichts dem Zufall überlassen und keine halben Sachen machen. Wenn das heißt, dass man den Part jetzt noch zum zwanzigsten Mal einsingt oder einspielt, dann heißt es das eben. Kompromisse mögen im ersten Moment immer bequem und gut klingen, aber im Nachhinein ärgert man sich doch immer wieder über Kleinigkeiten, die man mit einem einzigen weiteren Take hätte beheben können. Zum Glück hatten wir in Marco einen geduldigen Produzenten mit extremem Technik Know-How, der uns bei unserem Ziel perfekt unter die Arme gegriffen hat. Wir haben ausschließlich echte Instrumente benutzt und wenn ich mich recht erinner bis auf die Peitsche bei „Across The Styx“ und einen Gongschlag keinerlei Samples verwendet, sondern auf echte Percussion gesetzt. Dasselbe gilt für die Gitarre. Keine Kemper-Amps o.Ä. sondern richtig schöne alte Marshall JMPs denen man ihre Geschichte einfach ansieht und vor allem anhört. Ich denke das macht viel vom organischen Klang des Albums aus.

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Ralf: Mit Shadow Kingdom Records gibt es auch ein neues Label. Wie kam es dazu?

Carnivore: Nachdem wir „Across The Styx“ zunächst über unseren Kumpel Kevin von Mortal Rite Records releast hatten, kam einiges an Angeboten von Labels diverser Größe und Herkunft an uns heran. Den Zuschlag hat dann im Endeffekt Shadow Kingdom Records bekommen, da uns von Tim‘s (CEO) Seite direkt zu Beginn ein vernünftiger und ausgeklügelter Gameplan mit Zeiten und realistischem finanziellen Backing vorgelegt wurde mit dem wir mehr als zufrieden waren. So ausführlich und professionell kam das von keinem anderen Label und wir sind nach wie vor mehr als zufrieden mit unserer Wahl.

Ralf: Wie läuft das Songwriting bei Euch ab? Habt ihr deinen Hauptkompositeur oder macht ihr alles zusammen?

Carnivore: Hauptsongwriter ist ganz klar Slaughter. Er schreibt die Songs zu Hause, arbeitet sie aus und damit gehen wir dann in den Proberaum. Klar werden dann von uns allen hier und da vielleicht nochmal kleine Änderungen angebracht, aber der Löwenanteil wird von Slaughter gestemmt. Was die Texte angeht teilen wir uns das ziemlich genau 50/50.

Ralf: Wie kam es damals eigentlich zur Gründung von CRUEL FORCE? Wer hatte die Idee zum Bandnamen?

Carnivore: Wir kannten uns damals alle schon auf freundschaftlicher Basis von Konzerten und Co. GG Alex zum Beispiel ist so ziemlich mein ältester Kumpel aus der „Szene“ der noch übrig geblieben ist, wir kennen uns mittlerweile seit satten 17 Jahren. Slaughter kam auch nur ein Jahr später dazu in unseren Kreis und eines Tages hatten wir einfach alle zum selben Zeitpunkt Bock Musik zu machen. Alex war damals eigentlich Basser und ist für uns an die Drums gewechselt, ich selbst hatte noch nie einen Ton gesungen außerhalb vom Schulunterricht, aber das war uns ziemlich egal und die ersten Songs entstanden sehr schnell nach einigen Proben bei denen hauptsächlich Cover gezockt wurden. Im Dezember 2008 haben wir dann unser erstes Demo aufgenommen and the rest is history. Der Bandname kam mit ziemlicher Sicherheit von Slaughter.

Ralf: Stehen Gigs an, um das neue Album zu promoten?

Carnivore: Bisher haben wir nur einen Gig in der Pipeline bei einer Memorial Show für unseren verstorbenen Freund Sigi/Sick von HELLISH CROSSFIRE in Hirschaid im Dezember. Der ist Ehrensache als Gedanken an eins der größten Originale der deutschen Metalszene. Alles weitere schauen wir mal. Vielleicht spielen wir noch Shows, vielleicht auch nicht, wie wir gerade Bock haben, wir machen uns da keinen unnötigen Druck.

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Ralf: Wer infizierte Dich damals mit dem Metalvirus?

Carnivore: Bei mir war das damals ganz klar MANOWAR. Die etwas älteren werden sich noch an Zeiten vorm Internet erinnern als die Hauptquelle für Musikneuigkeiten Printmagazine und das Musikfernsehen waren. So kams dann, dass ich eines Tages bei der Top 100 bei Viva hängen geblieben bin und da auf einmal vier durchtrainierte Typen auf Motorrädern in Leder und mit hübschen, leicht bekleideten Damen auf dem Bike in mein Leben kamen. Sowas hatte ich damals noch nie gesehen, ich komme aus einem erzkatholischen Dorf, bei uns gab‘s niemanden, der optisch dermaßen aufgefallen wäre oder gar gegen irgendjemand rebelliert hätte. Da war es um mich geschehen und ab da gab‘s für mich jahrelang nichts anderes mehr und daran hat sich bis heute nicht viel geändert. Wer die Chance hat, sollte sich die Band auch gerne nochmal live geben, auch wenn da studiotechnisch nicht mehr viel zu holen ist, so ist Eric Adams gesanglich doch in der Form seines Lebens, das sollte man noch genießen solange es möglich ist.

Ralf: Bier orre Woi? Bin aa Pälzer aber absoluter Biertrinker!

Carnivore: Ich bin tatsächlich auch der einzige Pfälzer in der Band, von daher sprech ich jetzt nur für mich, da die anderen alle einstimmig Bier sagen würden. Ich bin Rieslingschorle-sozialisiert und hab auch beim Beantworten des Interviews eine getrunken. Kurz gemacht: Zuhause: Woi, außerhalb der Pfalz: Bier. Schmeckt halt sonst nirgendwo so gut wie hier.

Bildquelle: Band

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