HEAVEN SHALL BURN steht mit den Kollegen von CALIBAN an der Spitze in Sachen „Metalcore aus Deutschland“. Mit reichlich Erfahrung und einer starken neuen CD im Gepäck machte man sich Ende 2006 mit CALIBAN und 5 weiteren Bands (s. Bericht und Bilder an anderer Stelle) auf eine kleine Tour, die auch in Losheim/Saar Station machte.
Genau DIE Gelegenheit einen der Thüringer mal zum Gespräch zu bitten, in diesem Falle Maik Weichert (Gitarre)

Brix: Mahlzeit! Eure aktuelle CD „Deaf to our prayers“ ist ja ziemlich erfolgreich in die deutschen Verkaufscharts eingestiegen. Wie ist jetzt das Gefühl für euch, im Verkaufsregal neben dem ganzen Pop-Schrott zu stehen?

Maik: Nun ja, das Ganze hat sich ja in letzter Zeit zum Glück geändert, da man sieht, dass bei Verkaufszahlen von LP´s und CD´s die Metal- und Hardcore-Kids doch die treuesten Käufer sind. Deshalb findet man immer mehr härtere Musik in den Charts. Die ganzen Pop-Fans laden sich ihr Zeugs wohl doch eher im Internet runter, da das keine Sache für die Ewigkeit ist und nächste Woche eh was anderes im Radio läuft. Wenn man ne Metal-Platte kauft, die einem musikalisch gefällt, wird man die auch noch Jahre später hören wollen und gibt dafür gerne Geld aus. Wir waren natürlich total geflasht davon, weil das war für uns nicht unbedingt zu erwarten.

Brix: Ich denke, das ist für euch dann auch ne Art von Anerkennung, dass die Leute tatsächlich noch Geld für eure Musik ausgeben und sie eben nicht mal eben so runterladen, wie leider oft der Fall.

Maik: Hm, was heißt hier schon „leider“? Wenn sich jemand etwas runterlädt, die Band gut findet und dafür zum Konzert geht und ein T-Shirt kauft, verdient die Band auf jeden Fall mehr damit, als wenn die CD gekauft wird! Da jammert eher das Plattenlabel. Eine nicht verkaufte CD ist nicht so schlimm, wie jemand, der nicht mehr auf ein Konzert geht. Ich kann das Ganze also nicht so negativ sehen. Solange jemand immer noch irgendwie Geld ausgibt für die Musik, die ihm was bedeutet.

Brix: Aha, das ist ja mal interessant zu hören! Eine ganz andere Einschätzung, als die, die man üblicherweise hört.

Maik: Ja, es verlagert sich eben! Das Geld wird auch über Booking und Merchandise verdient und deshalb wollen viele die Kohle über die Hintertür einnehmen. Es kommt ja nicht von ungefähr, dass man bei großen Metal-Bands beim Konzert 30 € für ein T-Shirt bezahlen muss und 60 € für ne Eintrittskarte.

Brix: Zur Platte selbst: Eure Einflüsse sind ja hinlänglich bekannt, mir sind da aber ein paar krasse Dinge aufgefallen. Ich finde dass natürlich trotzdem ziemlich gut, dass ihr euch zu euren Wurzeln bekennt. Also beim ersten Song sticht ganz klar das BOLT THROWER-artige Riff heraus, bei „mybestfriend.com“ ist MY DYING BRIDE ganz klar rauszuhören, das fand ich echt super geil!

Maik: Da hast du sogar noch ein FEAR FACTORY-Riff bei „mybestfriend.com“ überhört! Also wir haben da nie einen Hehl draus gemacht. Das sind ja nicht nur Einflüsse, sondern Sachen, die ich super cool finde. Dass daraus dann eine Idee oder ein ähnliches Riff entsteht ist ganz klar. Den Leuten scheint das ja nicht sauer aufzustoßen, im Gegenteil! Gerade bei der BOLT THROWER-Sache hab ich schon viele Metaller erlebt, die dabei ein fettes Grinsen im Gesicht hatten, weil sie es einfach schön fanden, etwas völlig Unerwartetes zu hören. Gerade von ner bösen MetalCore-Band wie uns (breites Grinsen)

Brix: Genau das war auch der Effekt bei mir bei der MDB-Sache...ich hör die auch schon über 10 Jahre und dann entdecke ich die in eurer Musik!

Maik: Och, wir haben MDB ja sogar schon mal gecovert vor einigen Jahren! Aber auch so Sachen wie ANATHEMA, alte KATATONIA und eben MDB sind atmosphärische Sachen, ohne Gothic - jammermässig zu sein. Das ist auch so eine Seite, die wir beibehalten wollen, neben der Brutalität. Außerdem gibt’s bei der Platte „The angel and the dark river“ noch ne Menge weitere Riffs, die man verwenden kann...

Brix: Das Thema Cover ist gerade ne prima Überleitung! Ihr habt ja mal von HATE SQUAD „Not my god“ gecovert. In mir hat sich in letzter Zeit der Eindruck gefestigt, dass HATE SQUAD schon vor zehn Jahren „MetalCore“ spielten und keiner hat´s gemerkt!

Maik: Ja, ich sehe das genauso! Die waren sich eigentlich auch selber nicht bewusst, dass sie MetalCore spielen. Die haben eigentlich nur ne moderne Art von Metal gespielt und das hat uns als junge Kids halt total mitgerissen! Da gab´s einfach voll in die Fresse! Musikalisch gebührt der Band einfach einiges. Viele Kids hören den Song und wissen gar nicht, dass es ein Cover ist und der Song schon über 10 Jahre alt ist.


(Im Hintergrund fängt die erste Band des Abends, MISERY SPEAKS gerade ihr Set an)

Brix: Wo die Jungs gerade draussen beginnen: Sind MISERY SPEAKS vielleicht so etwas wie Ziehsöhne von euch. Immerhin hat Ali (Alexander Dietz, Git.) deren erstes Album produziert.


Maik: Das kann ich nicht so einschätzen. Zwar hat unser Ali die Jungs produziert und der kommt noch nicht mal aus der Metal-Ecke! Der hört eher so Zeug wie Grunge über Elektrosachen wie NINE INCH NAILS oder auch SMASHING PUMPKINS, mit solchen Dingen ist der musikalisch aufgewachsen. Der hat bis vor ein paar Jahren noch nicht mal gewusst, wie man Metal auf ner Gitarre spielt. Er ist wirklich ein wahnsinnig talentierter Musiker, von dem wir froh sind, auch seine Einflüsse mit in unsere Musik einarbeiten zu können. Denn Metal genug sind wie alle in der Band und da ist es gut noch jemand „Anderen“ dabei zu haben. Als Ziehsöhne würd ich das jetzt auch nicht bezeichnen. Ich denke, dass die von alleine auf den Trichter gekommen sind, dass schwedischer Death-Metal ziemlich geil ist.
Außerdem sind wir da altersmäßig nicht weit genug auseinander. Sicherlich schaut man als jüngere Band immer: „Wie hat die Band das gemacht? Was für´n Konzept haben die?“ Das haben wir damals genauso gemacht. Deswegen sind wir ja noch lange keine Ziehband von EARTH CRISIS oder so.

Brix: Wie schätzt du die Entwicklung vom MetalCore ein? Denkst du, dass es nur ein Trend ist oder hat MetalCore sich mittlerweile fest als Metal-Sparte im Sinne von Death- oder Black-Metal über die Jahre etabliert?

Maik: Bei dieser Frage zieh ich die gleiche Parallele wie Du: Ich vergleich das in etwa mit der Entwicklung im Death-Metal. Da gab es auch Anfang-Mitte der Neunziger den riesengroßen Trend. MC ist auch eine Musikrichtung, die im Underground gewachsen ist und von Underground-Labels vertrieben wird, also nicht total ausverkauft wird. Deshalb wird das genauso wie Death-Metal nie wirklich verschwinden. Ich meine: Wenn du heute mal in den Konzertsaal schaust, da sind so viele Kids, für die CHILDREN OF BODOM,CALIBAN, IN FLAMES und HATEBREED das Gleiche! Die unterscheiden da nicht mehr zwischen MetalCore und „richtigem“ Metal wie zum Beispiel der ACCEPT-Fan, der die Fresse verzieht, wenn ne MC-Band mit breiten Hosen ankommt.
Heutzutage hat jemand zum Beispiel auf nem Konzert den ersten Kontakt zu HSB wie ich damals zum ersten Mal TANKARD oder KREATOR gesehen habe, was meine erste Berührung zum Thrash-Metal war. Das prägt dann einen wirklich. Es sind auch so viele richtig treue Hörer dabei, dass man ihnen Unrecht täte, wenn man das Ganze nur als Trend abtun würde. Ich denk eher, das ist so Gelaber von den ganzen älteren, „truen“ Metal-Fans, die einfach die jungen Leute nicht ernst nehmen. Aber wahrscheinlich haben genauso damals die DEEP PURPLE-Fans über die MOTÖRHEAD-Anhänger gedacht. Es gibt halt nen Generationen-Konflikt in jeder Musik-Szene.
Ich bin aber recht optimistisch, dass eine jüngere Generation heranwächst, die IRON MAIDEN genauso geil findet wie KILLSWITCH ENGAGE.

Brix: Die musikalischen Verbindungen sind ja unbestritten da! Was mich jetzt noch interessieren würde, ist die bei HSB vorhandene Straight Edge-Haltung. Wer ist da von euch mit im Boot?

Maik: Nun, unser Gitarrist Alex ist nicht Straight Edge, die anderen sind alle SE, aber manche behaupten es nicht von sich. Es macht sich bestimmt keiner hier fette Xe auf die Hand. Unser Drummer lebt seit zehn Jahren SE, aber hat das nie von sich behauptet oder auf die Fahne geschrieben, da ist er recht zurückhaltend nach außen. Für mich ist das ne ganz persönliche Sache, nichts was ich jetzt irgendwie zur Politik erhebe. Ich beurteile grundsätzlich die Leute nicht danach, ob sie trinken oder nicht trinken. Es gibt auch so viele Arschlöcher, die SE sind, genauso wie viele coole Leute! Man hat halt immer mit dem Vorurteil zu kämpfen, dass SE´ler sich für was Besseres halten.

Brix: Ja, das kenn ich nur zu gut! Da wird man schon mal von oben nach unten gemustert, wenn man mit nem Bier da steht oder ne Wurst isst....

Maik: Na, das mit der Wurst seh ich schon wieder anders! Ich kann ja verstehen, wenn jemand gerne mal einen trinkt und Spaß hat. Aber bei ungesundem Zeug, dass man in sich reinstopft...ob das nun ein fettiger Veganer-Schokoriegel ist oder ne Wurst, das versteh ich beides nicht! Das mit der vegetarischen Ernährung ist ja auch etwas, dass der Umwelt zugute kommt und hat schon eine Ausstrahlungswirkung. Aber ob jetzt jemand gerne en Bier trinkt, das soll jeder für sich selbst wissen, ich kann ja nicht jedem in sein Leben hineinreden. Ich persönlich hab keine Hemmschwelle, die ich mir wegsaufen muss. Ich kann in nem Pulk von Besoffenen genauso Party machen, da merkt kein Schwein, dass ich nicht besoffen bin!

Brix: Wie ist denn dann das Verhalten zwischen den Bands unterschiedlicher Gesinnung? Nehmen wir zum Beispiel UNEARTH, die ich als Partyband kennen gelernt hab. Gibt’s da dann Konflikte?

Maik: Och, im Gegenteil! Das ergänzt sich dann sogar ganz gut! Wir haben schon oft mit solchen Bands gespielt; nimm die zum Beispiel die ganzen Schweden-Bands wie auch AMON AMARTH: Wer soll die denn nachts aus der Kneipe nach Hause fahren? Da ist doch jeder froh, dass ein paar SE-Kids dabei sind! AMON AMARTH waren auch noch nie wirklich böse, dass sie unseren Backstage-Bierkasten bekommen haben. Das ist überhaupt kein Problem, wir sehen das untereinander dann recht locker! Es gibt definitiv nicht lustigeres, als besoffenen Metal-Bands beim Feiern zu beobachten. Das ist Spaß pur. Solange man es halt nicht übertreibt und es an die Gesundheit geht mit Folgeschäden, ist es echt okay.
Andererseits gibt’s auch viele schwache Leute, die sich dem Alkohol hingeben. Gerade in der Musikszene sind die Künstler schon recht zerbrechliche Persönlichkeiten. Da wird bei Langeweile im Tourbus schon mal eben schnell ein Bier heruntergekippt, dass man schneller einschläft. Da ist die Grenze schnell überschritten und da muss man eben aufpassen. Das hat dann auch mit SE nichts mehr zu tun, sondern mit gesundem Menschenverstand.
Wieder was anderes sind Raucher: Das werde ich bis zum Lebensende nicht verstehen, warum man Geld dafür ausgibt, sich seine Gesundheit kaputt zu machen ohne jeglichen Effekt.

Brix: Es beruht halt auf reinem Suchtverhalten.

Maik: Ja, so was finde ich dann schon tragisch.

Brix: Soviel dazu! Ich habe gelesen, dass ihr euch für die Tierschutzorganisation PETA (People for the Ethical Treatment of Animals = Menschen für den ethischen Umgang mit Tieren)-Zwecke engagiert, was genau hat es damit auf sich und wie sieht euer Beitrag dazu aus?

Maik: Ja, aber für PETA II! Da machen wir schon den Unterschied, weil PETA selbst schon ein paar Aktionen hatte, die einem sauer aufstoßen. Da werden Leute vor den Karren gespannt, die PETA nur für Werbezwecke benutzen wollen. Wie kann ich gegen Pelze mit einem Fleischfresser als Werbeträger wettern? Das sind so ethische Sachen, die ich nicht unterschreiben würde. PETA II sind schon viel näher an der Jugendbewegung dran. Das ist eher unsere Politik. Da haben wir dann zum Beispiel Werbe T-Shirts gedruckt, die wir dann kostenlos abgegeben haben und PETA die dann für nen guten Zweck verkaufen konnte. Dann geben wir auch mal Interviews oder geben Songs für nen Sampler frei. Das ist halt ein anderer Weg, den jungen Leuten solche Sachen näher zu bringen. Das kommt halt besser, als wenn zum Beispiel ein Lehrer so was von oben herab empfehlen würde, auch wenn es gut gemeint ist. Von unserer Ebene aus ist das sicherlich auch erfolgreich, da herrscht eine ganz andere Vertrauensbasis und Glaubwürdigkeit. Die Kids kommen ja freiwillig zu unseren Konzerten und hören freiwillig unsere Musik, da ist direkt eine ganz andere Zuhörbereitschaft.

Brix: Wie geht’s insgesamt mit HSB weiter? Diese Tour ist kurz, das Jahr neigt sich dem Ende zu...

Maik: Ja, es sind insgesamt nur sechs Tage, morgen noch einmal in Belgien und ein Gig in Hamburg. Sollte halt was Kleines zwischen den Feiertagen sein, find ich ne coole Idee und macht eine Menge Spaß!

Brix: Gestern in Karlsruhe (Substage) war der Gig ausverkauft hab ich gehört?

Maik: Ja, Karlsruhe war super! Wir waren noch nie dort und haben schon wahnsinnig viele E-Mails von dort bekommen, dass wir uns mal dort blicken lassen sollten... auch AS I LAY DYING und CALIBAN haben uns erzählt, wie gut es dort abgeht und sie haben uns nicht zuviel versprochen, da hat die Luft echt gebrannt!
Jo, Januar/Februar haben wir ein paar einzelne Shows, zum Beispiel ne Release-Show mit FEAR MY THOUGHTS, da spielen wir dann auch endlich mal in Freiburg, wo wir auch noch nicht waren. Im März sind wir in Südamerika unterwegs, Argentinien, Brasilien, die Ecke. Die weitere Jahresplanung ist gerade im Gange, einige Festivals sind schon gebucht, Wacken zum Beispiel.


Brix: Gibt´s eigentlich noch eine Traumband, mit der du gerne spielen würdest? Du sagst jetzt wahrscheinlich AT THE GATES, das will doch jeder....

Maik: Nee, ich würde lieber mit CARCASS spielen! Das ist ne Reunion auch nicht so abwegig. Als die das letzte Mal on tour waren, war ich leider zu jung um hinzugehen, die fehlen mir noch in meiner Sammlung. AT THE GATES hätte ich einmal sehen können, aber da lagen die völlig besoffen im Tourbus...An dem Abend war auch noch so ne ganz unbekannte britische Black-Metal Band namens CRADLE OF FILTH dabei...Das war die Tour mit ANATHEMA glaube ich, ist schon Ewigkeiten her!
Ansonsten: Es ist schon so viel passiert, wovon wir niemals zu träumen gewagt hätten, deshalb warten wir einfach weiter ab, was noch so passiert. Wir haben schon immer einfach alles auf uns zukommen gelassen. Erbittert Hoffen oder Erwarten wird nicht klappen, da wird man eher enttäuscht.

Brix: Vielleicht noch ein paar letzte Worte für Neckbreaker.de ?!?

Maik: Was soll ich da sagen? Interviews gibt es viele, schön wenn die Leute das hier jetzt gelesen haben, aber am meisten erfährt man über uns, wenn man sich unsere Musik anhört und auf die Konzerte kommt. Darüber freuen wir uns am meisten!


Sprach´s und lieferte später gemeinsam mit den restlichen Jungs eine klasse Show ab! (Brix)
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